Zur Beförderung guter Gesinnungen?c. 45
Grref wirklich abgegangen wäre. Wie erstaunte und
erschrack er, als man ihm aus den Büchern zeigte, daß
sein Brief gar nicht abgegeben worden sey. Heinrich
sollte nun gestehen, was er mit dem Briefe angefangen
habe. Lange laugnete er hartnäckig, daß er ihn nicht
abgegeben habe; aber als ihm sein Vater versprach,
daß er ihm alles vergeben wolle, wenn er gestände,
was aus dem Briefe geworden sey, so gestand er end-
lich alles. Aber wie sehr mußte Heinrich seine Lüge
bereuen, als er hörte, daß er seinem Vater durch ein
früheres aufrichtiges Gesiändniß einen großen Verlust,
sich selbst große Angst und Beschämung erspart hatte,
und daß sich dann noch alles hätte wieder gut machen
lassen. Er nahm sich fest vor, nie wieder zu lügen,
und lieber eine verdiente Strafe zu leiden, als die Un-
wahrheit zu sagen. Aber es dauerte lange, ehe er sei-
nes Vaters Zutrauen wieder gewinnen konnte, und dieß
that ihm sehr wehe«
10. Wer sich muthwillig in Gefahr begiebt,
kommt darinn um.
Christian Kaßmann war der Sohn armer El-
tern. Seine Mutter starb, als er erst drei Jahre alt
war. Sein Vater war den ganzen Tag außer dem
Hause auf Arbeit, und konnte sich daher wenig um
den Knaben bekümmern. Er würde also ganz ohne
Aufsicht geblieben, und gänzlich verwildert seyn, wenn
nicht ein gutgesinnter Nachbar, der sich im Wohlstän-
de befand, den muntern und wvhlgebildeten Knaben
an Kindes Srarr angenommen und erzogen hatte. Abep
Christian machte seinen Psiege - Eltern wenig Freude,
denn er war wild, ungehorsam und faul. Oft warn-
ten und straften sie ihn, aber er besserte sich immer nur
auf kurze Zeit. Besonders machte ihnen seine Verwe-
genheit oft Besorgniß und Schreck. Kein Baum war
ihm zu hoch, er kletterte hinauf; kein Sprung war so
gefährlich, den Christian nicht gewagt hatte, um sich
vor andern Knaben etwas sehen zu lassen. Diese Ver-
wegenheit brachte ihm endlich den Tod. Höret ditz
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Christian_Kaßmann Christian Christian
Zo Erzählungen
nes Gesicht, und einst bekam er bei einer Schlägerei
eine so gefährliche Beule am Kopfe , daß er einige Wo-
chen heftige Schmerzen ausstehen mußte, und lebenslang
eine Narbe davon behielt. Aber auch dieß Unglück des-
serte den verwilderten und zornigen Gottlieb nicht, denn
als er erwachsen war, brachte er einst bei einer Schlä-
gerei in der Wuth seinem Gegner eine tödtlichc Wunde
bei, und da dieser auch wirklich an der Wunde starb, so
mußte der unglückliche Gottlieb als ein Mörder seine
ganze übrige Lebenszeit im Zuchthause zubringen. So
schrecklich sind die Folgen der Zanksucht und des Jäh-
zorns !
15. Die mutwilligen Kinder.
^n einer Schule waren zwei Knaben, welche von ih-
ren Eltern sehr schlecht erzogen wurden, und daher eine
Freude darin fanden, überall Schaden anzurichten, und
nützliche Dinge zu verderben. In der Schule schnitten
sie heimlich allerlei Figuren und Namen in die Tische
und Bänke, suchten ihren Nachbarn die Schreibebü-
cher mit Tinte zu beschmutzen, ihnen die Federn auf-
zuspalten , und ihre Sachen zu verstecken. Auf der
Straße machten sie es nicht besser. Den Fruchthändle-
rinnen, welche auf dem Markte saßen, warfen sie auf
eine listige Weise ihre Körbe um, oder bewarfen sie
aus irgend einem Schlupfwinkel mit Koth und Stei-
nen. Giengen sie des Abends auf der Straße, so schlu-
gen sie mit großen Stecken an die Fensterladen, um
die Leute zu erschrecken, oder zogen an den Klingeln der
Hauser, und liefen dann schnell fort, oder versteckten
sich. Aber eben bei diesem schändlichen Muthwillen
wurden sie einst ertappt, und erhielten nun dis Stra-
fe, welche sie schon längst verdient hatten. Ein Mann,
den sie schon sehr oft durch Anschlagen an die Fen-
sterladen erschreckt hatten, ließ ihnen mehrere Abende
nach einander aufpassen, und endlich gelang es ihm
auch wirklich, sie auf der That zu ergreifen. Er über-
lieferte sie der Obrigkeit, und sie wurden, zur War-
nung für Andere, öffentlich sehr hart gezüchtigt. Ver-
dienten sie wohl Mitleiden? Wer war aber hiebei sehr
zu bedauern?
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zur Beförderung guter Gesinnungen rc. 61
geberinn verrathen möchte, weil sie sonst ihrem Hasse
ausgesetzt seyn würde. Die Eltern welche gegen ihre
Kinder aus guten Absichten strenge waren, lobten Hen-
rietten, daß sie an den Bosheiten ihrer Geschwister keinen
Theil nehmen wollte, und schränkten die Verleumdeten
in ihren unschuldigen Vergnügungen immer mehr ein;
aber Henriette wurde überall vorgezogen, und zu allen
Lustbarkeiten zugelassen.
Weil es ihr auf diese Weise bei ihren Eltern gelun-
gen war, so versuchte sie es nun auch in der Schule.
Hier gab sie genau Achtung, welche Schülerinnen von
dem Lehrer nicht sehr geliebt wurden, und von diesen
wußte sie, hinter ihren Rücken, so viel Böses zu erzäh-
len, daß sie immer mehr von der Liebe ihres Lehrers ver-
lohren. Dieser aber hielt Henriettens Aussage darum
für wahr, weil er eben diese Schülerinnen schon von ei-
ner schlechten Seite kennen gelernt hatte.
Indessen kam ihre boshafte Verleumdung doch endlich
an den Tag. Denn sie verleumdete einst eine sehr brave
Mitschülerinn, weil sie ihr die Liebe ihres Lehrers miß-
gönnte, und da diese Anklage genauer untersucht wurde,
entdeckte man die böse Verleumderinn, und bestrafte sie.
Auch wollte niemand von der Zeit an mehr mit ihr
umgehen, oder ihren Worten glauben.
27. Die Wahrsagerinn.
Eine Zigeunerinn kam in ein Dorf, und wollte den Leu-
ten für Geld wahrsagen. Einige waren auch wirklich so
einfältig und abergläubig, daß sie den Reden der listigen
Frau zuhörten. Diese sagte nun einem jeden der Um-
stehenden etwas, das er gern hören möchte: dem einen
weissagte sie eine reiche Erbschaft, dem andern eine glück-
liche Heirath, u. s. w. Dafür wurde sie dann auch
reichlich beschenkt.
Unrerdeß hatten die Gerichte von dieser Landsirei-
cherinn gehört; und weil solche Betrügereien streng»
verboten sind , so wurde sie unvermuthet aufgehoben,
und nach der Stadt in Verwahrung gebracht. Hätte
sie nun wirklich wahrsagen, das heißt : das Zukünf-
tige vorher wissen können , so würde sie auch ihre ei-
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6.8 Erzählungen
sen, daß Thiere auch gegen Schmerz empfindlich sind,
mißhandelte er sie oft so grausam, als ob sie seine ärg-
st en Feinde wären, da sie ihm doch nichts zu Leide gethan
hatten.
Er fieng Maikäfer, band sie mit einem Faden an ei-
nen Stock, und ließ sie so um denselben herumfliegen,
bis sie ganz abgemattet waren.
Die unschuldigen, und in mancher Absicht nützlichen
Frösche durchstach er mit Nadeln, und ergötzte sich an
ihren Zuckungen, bis sie eines langsamen Todes starben.
Besonders übte er seine Kunst zu quälen an einem
kleinen Hunde aus, den ihm sein Vetter geschenkt hatte.
Den ganzen Tag führte er ihn an einem Stricke mit sich
herum; und um andern zu zeigen, daß er Herr über die-
sen Hund sey, schlug er ihn bei der geringsten Veran-
lassung, stieß ihn mit den Füßen, und zwackte ihn an
Den Ohren, so daß ihm oft fremde Leute darüber Vor-
würfe machten.
Als er größer wurde , jagte er Pferde zu Tode,
und fieng an, das Gesinde übel zu behandeln, daher
viele, sonst brauchbare Personen, um seinetwillen aus
dem Dienste giengen. Unglücklicherweise sahen die El-
tern ihm nach, weil er das einzige Kind war.
Da er endlich seine eigene Wirthschaft erhielt, hatte
man meynen sollen, er würde sich nun vernünftiger be-
tragen; allein er setzte — nach dem Sprüchworl: jung
gewohnt, alt gethan — seine vorige Aufführung fort,
und lebte mir allen Menschen in beständigem Streit,
so daß die Prozesse wegen Ersetzung des Schadens,
den er Menschen und Vieh zufügte, gar nicht aufhör-
ten , und er seines Lebens nicht froh ward.
Der Gerechte erbarmet sich seines Vrehes, aber das
Herz der Gottlosen ist unbarmherzig.
33' Zeitvertreib.
einrich klagte immer, daß ihm die Zeit so lang
würde: denn er hatte kerne Geschwister im Hause, mir
welchen er spielen konnte, und seine Eltern erlaubten
ihm nicht oft, aus dem Hause zu gehen. Sein Va-
ter gab ihm aber den Rath, er sollte nur darauf sin-
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7° Erzählungen
nun einmal geschehen, und sie konnte nichts besseres
thun, als sich selbst bei ihrer Mutter anklagen. Dreß-
mal kam sie mit einem nachdrücklichen Verweise davon,
Cie nahn sich vor, künftig behutsamer zu seyn; aber
schon am folgenden Tage begieng sie eine ähnliche Unvor-
sichtigkeit. Als ihre Mutter das Mittagessen zuberei-
tete, befahl sie ihr, einen Topf mit Wasser, der auf dein
Ofen stand, auszuschütten, und ihr den Topf zu brin-
gen. Henriette gieng, ergriff aber statt des Wasserko-
pfes einen Topf mit Fleischbrühe, und schüttete die schö-
ne Brühe zum Fenster hinaus. Eine wohlgckleidcte Frau,
die unter dem Fenster vorbei gieng, sahe sich auf einmal
über und über mit Brühe begossen. Ihr ganzes Kleid
war verdorben. Sie kam zu Henriettens Mutter, be-
schwerte sich sehr, klnd verlangte, daß sie ihr das Kleid
bezahl, n sollte. Diesmal blieb es nickt bei einem nach-
drücklichen Verweise, sondern Henriette erhielt Strafe.
Was konnte Henriette wohl nicht leugnen? Womit
konnte sie sich entschuldigen ? Ernstlicher, als jemals,
nahm sie sich vor, vorsichtig und bedächtig zu werden.
Aber wie wenig sie ihrem Vorsatze getreu blieb, wird
die Folge zeigen. — Es war ungefähr acht Tage nach-
her, als sie allerlei häusliche Geschäfte zu verrichten
harte, wobei sie sich wenig Zeit nehmen durfte. Indem
sie rasch ans der Küche in die Stube gehen will, be-
merkt sie die Wanne nicht, welche sie eben erst selbst
hingesetzt, und mit Wasser angefüllt hatte, stolpert dar-
über, stürzt hin, und schlagt sich an einer Tischecke zwei
Zahne aus. Wem hatte sie dieß Unglück zuzuschreiben?
Cie weinte bitterlich über ihre Unbedachtsamkeit, und
konnte sich lange nicht zufrieden geben, denn sie war
durch den Verlust der Zahne sehr entstellt. Nun hätte
man denken sollen, daß ein so empfindliches Unglück sie
bessern würde. Wirklich war sie auch in den nächsten
Wochen behutsamer, als jemals : aber ganz gebessert
war sie doch nicht. denn ihr Leichtsinn war zu groß.
Dieß zeigte sich eines Tages, als sie ihrer Mutter beym
Plätten der Wäsche half. Eben hatte sie ein glühendes
Eisen in die Plctte gethan, und wollte sie nun auf eine
Umgekehrte Schüssel setzen. Ihre Mutter saß an dem-
selben Tische, und hatte ihr kleinstes Kind auf dem
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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21
und des Nachdenkens.
G arnison ober das Militär, die B e satzu n g der
Stadt aus), Künstler, Kaufleute, Gelehrte, Hand-
werker, Tagelöhner und Bettler oder Arme, in schlech-
ten, guten, schönen und prächtigen Häusern. Eine
Stadt, in welcher ein König oder ein Fürst , oder ein
anderer regierender Herr wohnt, wird eine R e si d e n z-
sia dt genannt. Wien ist die Residenzstadt des Oester-
reichischen Kaisers. Berlin ist die Residenzstadt des
Königs von Preußen. Dresden ist die Residenzstadt
des K önigs von Sachsen. Das Haus, in welchem ein
König oder ein Fürst wohnt, wird ein Schloß oder
auch ein P a l l a st genannt
Eine Stadt, in welcher sehr viele Kaufleute woh-
nen, und wo also Handel getrieben wird, nennt man
eine Handelsstadt. Die Handelsstädte liegen ge-
wöhnlich an großen Flüssen , weil man große Lasten am
besten zu Schiffe von einem Orte zum andern bringen
kann. Diejenigen Dinge, welche ein Kaufmann zum
Verkauf ausbietet, werden Waaren genannt. Ein
Haus oder ein großes Zimmer, worin die Waaren in
großer Menge aufbewahrt werden, heißt ein W aa re ta-
la g er.
Nicht alle Waaren werden auf einerlei Art verkauft.
Manche werden gemessen, manche gewogen, man-
che gezahlt. Einige werden stückweise, nach der Grö-
ße oder Schönheit verkauft. Das, womit man mißt,
wird ein Maaßstab oder ein Maaß genannt. Das Holz
wird mit einem hölzernen Maaßstabe gemessen, welcher
ein Schuh oder ein Fuß heißt , weil er ungefähr so
lang ist, wie der Fuß eines erwachsenen Menschen. Die
Leinwand, das Tuch, und überhaupt alle baumwolle-
ne und seidene Zeuge werden gewöhnlich mit einer Elle
gemessen. Die Elle ist noch einmal so lang, als der
Fuß, und hat ungefähr die Länge eines Armes.
Die flüßigen Dingo z. B. Ochl, Wein, Vier, Es-
sig, Syrup und Branntewein werden nach Kannen
oder Quarten oder M a a ß e n gemessen. Man be-
dient sich dazu verschiedener Gefäße von einer genau be-
stimmten Größe. — Die Butter , der Zucker , das
Brod und viel andere Waaren werden auf einer Waa-
g e gewogen. Man bedient sich dazu verschiedener G e-
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zur Beförderung guter Gesinnungen re. 39
mcht mehr früh zu Bette gehen durfte, so schlief er be-
ständig bei der Arbeit, ja zuweilen sogar stehend ein.
Einigemal fiel er um, und zerschlug sich den ^ Kopf.
Sein Lehrherr strafte ihn oft wegen seiner Trägheit,
aber es half nichts, Franz konnte sich das viele Schlafen
nicht abgewöhnen. Nach Verlauf eines Monats schickte
ihn sein Lehrherr wieder nach Hause, mit der Versiche-
rung, daß er ihn unmöglich behalten könnte, weil er
gänzlich unbrauchbar sey. Franz wurde auch niemals
ein thätiger und ganz brauchbarer Arbeiter. So schwer
ist es, eine üble Gewohnheit abzulegen!
4. Die kleinen Diebe.
»Clausens Kinder hatten bemerkt, daß in dem Garten
des Nachbars Ehrmann zwei Birnbäume standen, wel-
che herrliche Früchte trugen. Sie kamen auf den Ge-
danken, über den Zaun zu steigen, und sich einige Bir-
nen zu holen. Was war das für ein Gedanke? Der
Nachbar merkte endlich, daß er bestohlen wurde, und
versteckte sich eines Tages, als es dunkel wurde, im
Garten, um den Dieb zu ertappen. Es dauerte auch
nicht lange, so sahe er Klausens Kinder über den
Zaun steigen. Scheu und ängstlich sahen sie sich um,
und als sie keinen Menschen im Garten erblickten, lie-
fen sie eilig nach den Birnbäumen hin. Eben wollten
sie mit ihrer Beute davon gehen, als der Herr des
Gartens hervorkam, und ihnen in den Weg trat.
Wie beschämt und erschrocken standen , nun die kleinen
Diebe da, wie flehend baten sie Ehrmannen, daß er
ihnen doch diese schlechte Handlung vergeben, und sie
nicht bei ihrem Vater verklagen möchte. Ehrmann
ließ sich erbitten, weil sie ihm versprachen, dass sie
nimmermehr wieder etwas wegnehmen wollten. Aber
die bösen Kinder hielten nicht Wort, denn nach eini-
gen Wochen fand Ehrmann eines Morgens alle seine
reifen Weintrauben abgerissen. Nun gieng er zu sei-
nem Nachbar, und bat ihn, seine Kinder wegen ihrer
wiederholten Diebereien zu strafen. Aber diese leug-
neten hartnäckig, daß sie Obst gestohlen hätten, und
der Vater glaubte ihnen. Ehrmann gieng seufzend fort.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Franz Franz Ehrmann Ehrmann Ehrmann
Von der Erde und ihren Bewohnern. ioy
unter der Erde, und gewöhnlich stehen bei diesen wil-
den Völkern nur mehrere Familien (Stämme) mit ein-
ander in Verbindung, welche aber keinen gemeinschaftli-
chen Oberherrn, keine Obrigkeit, sondern höchstens im
Kriege, oder bei einer großen Jagd einen An führ er-
haben, dem sieso lange gehorchen, als der Krieg vder
die Jagd dauert.
Andere Völker der Erde, welche Hirtenvölker
oder Nomaden genannt werden, haben zwar auch
keine künstliche und feste Wohnungen, sondern nur
Zelte oder Hütten, welche sie leicht abbrechen und wie-
der aufschlagen können, aber sie sind doch viel verstän-
diger und gesitteter, als die wilden Völker, weil sie
sich mit der Viehzucht beschäftigen, wozu mehr Auf-
merksamkeit und Kenntniß erfordert wird, als zur Jagd.
Ihre Heerden sind ihr ganzer Reichthum. Sie ziehen
aus einer Gegend in die andere, und lassen sich nur
da auf eine längere Zeit nieder, wo sie gute Weide-
Plätze antreffen.
Noch andere Völker auf der Erde, welche gesit-
tete Völker genannt werden, beschäftigen sich außer
der Viehzucht auch noch mit dem Ackerbau, und
verstehen allerlei K ü n st e und Handwerke. Sie
wohnen in festen und künstlichen Häusern gesellschaft-
lich bei einander in Städten, Dörfern und Flecken.
Unter ihnen giebt es verschiedene Stände, nämlich r
Fürsten, Edelleute, Bürger, Bauern, und verschiede-
ne Berufsarten und Gewerbe, indem einige den
Acker bauen, andere ein Handwerk oder eine Kunst
treiben, noch andere sich mit dem Handel oder mit den
Wissenschaften beschäftigen. Gesittete Völker leben
nach bestimmten Gesetzen, d. h. sie haben unter sich
ausgemacht, was jeder thun und nicht thun darf, und
wer unter ihnen wohnen will, muß versprechen, sich
diese Gesetze gefallen zu lassen, und sie zu befolgen.
Damit dieß von Allen, auch von den Unverständigen
und Bösartigen geschehen möge, so wählen sie unter
sich einige verständige und rechtschaffene Männer, und
geben ihnen den Auftrag, daraufzu sehen, daß Jeder
den Gesetzen gehorsam fei, und die Ungehorsamen zu
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Gesundheitslehre. i8i
-iese Art gewöhnen sich viele an das Branntweinsaufen,
indem sie es nach und nach zu der unglückseligen Fertig-
keit bringen, sehr viel davon zu trinken, ohne berauscht
zu werden. Die Folgen dieser abscheulichen Gewohnheit
sind schrecklich. Die Sauser können die genossenen Spei-
sen nicht mehr verdauen, und verlieren daher endlich alle
Es'luft. Bei einigen entsteht von der heftigen Reihung
ein Bluthusten und Lungensucht; die gewöhnliche Folge
ist die Wassersucht Dabey werden die Seelenkraste eben-
falls geschwächt; die Sauser verlieren endlich so ganz
das Gedächtniß und die Urtheilskraft, daß sie zu den
meisten Geschäften gar nicht mehr zu gebrauchen sind.
Eben dieß ist der Fall bei Weinsäufern. Der Wein ist
zum täglichen Getränk für Gesunde nicht tauglich; nur
als stärkende Arznei solle er von Kranken getrunken
werden. Wer gesund ist, der trinke nur dann Wein,
wenn er durch starke Arbeiten oder langes Gehen er-
mattet ist, oder dann, wenn er einmal mehr Lebhaftig-
keit und Frohsinn als gewöhnlich zu haben wünscht.
Soll aber der Wein stärken und fröhlich machen, so
muß man wenig trinken.
Heitmann in Br. erbte von seinem redlichen V ater
Haus und Hof im beiten Stande. Schöne Pferde, Kühe
und Schweine waren in den Ställen ; die Gärten voll
schöner Obftbäume, und das Ackerland trug reichlich
Korn und Hülfenfrüchte. Auch baares Geld ^rbte Heit-
mann von seinem Vater, denn dieser war arbeitsam
und sparsam gewesen, so lange er l=bte. In den er-
sten Jahren war auch Keitmann ein recht guter Wirth,
und es gieng ihm sehr wohl. Aber eben dieser Wohl-
stand, in dem er lebte, verleitete ihn zum Müsüggan-
ge , und er gewöhnte sich , alle Nachmittage in ein
Wirthshaus zu gehen, und da bis an den späten Abend
zu bleiben. Dort fand er Säufer , mit welchen er spiel-
te , und die ihn nach und nach zum Branntweintrin-
ken verleiteten, um ihm dann, wenn er berauscht
war, desto leichter im Spiele Geld abzugewinnen. Bald
genug siel er so tief in das Laster der Trunkenheit,
dass er oft, wenn er um Mitternacht taumelnd nach
Haufe kam, feine Frau schlug, und das Gesinde miss-
handelte. Von diesem ward er endlich bei der Obrig-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Gesundheitslehre. i83-
haus nachw. zu bringen, wo er Zeit genug bekam
über fein ruchloses Leben nachzudenken.
Ein eben so unglückliches Ende nahm Wachtmei-
ster, der durch Heirath eine Schenke erhalten hatte.
Da er täglich mit Bier - und Branntewdnschenken zu
thun hatte, so gewöhnte er sich, durch Müßiggang ver-
führt, alimählig an das Saufen, und da er auf die Bitten
und Vorstellungen seiner rechtschaffenen Frau und sei-
nes Bruders nicht hören wollte, so kam er endlich in
diesem Laster so weit, dass man ihn selten nüchtern
fand. Durch niedrige Possen machteer sich bei seinen
Gästen lächerlich und verächtlich, so dass sie beständig
ihren Spott mit ihm trieben. Eine Zeit lang schien er lieh
bei dieser schändlichen Lebensart recht wohl zu befin-
den ; denn die viele Hitze vom Branntwein hatte ihn
aufgedunsen; aber nach und nach ward sein Verstand
schwächer, und eines Tages zeigten sich auf einmahl
Spuren von Wahnsinn. Er sprang nehmlich plötzlich
von seinemstuhle auf, nahm Krüge und Gläser, und warf
sie aus dem Fenster, holte seine Flinte, und wollte einen
seiner Gäste erschiessen. Man bemächtigte sich zwar so-
gleich seiner, und brachte ihn in Verwarnung, aber sein
Verstand kam nicht wieder, er blieb wahnsinnig, und
war durch kein Mittel zu retten,denn seinkörper war zu
sehr geschwächt, und sein Bs t gänzlich verdorben. Zu-
weilen kam er zur Besinnung, und dann beweinte er
seinen unglücklichen Zustand, klagte sich selbst an , und
bat alle, die um ihn waren, sich durch sein trauriges
«Schicksal warnen zu lassen. Er starb im Wahnsinn.
Kindern ist der Branntwein noch viel schädlicher, als
Erwachsenen; sie werden davon ungesund, trage, dumm
und lasterhaft. Unvernünftig ist es, wenn man einem
Fieberkranken Branntwein, mit Pfeffer gemischt, als Arz-
nei eingiebt, und eben so unvernünftig, wenn man ihn
den Kindern nüchtern zu trinken giebt, um ihnen die
Würmer abzutreiben, denn es ist nicht wahr, daß jenes
Mittel das Fieber vertreibe, und dieses die Würmer in
den Gedärmen tödte. Selbst das Waschen des Kopfs
mit Branntwein kann kleinen Kindern schädlich werden.
Am allermeisten muß man sich hüten, Brannt-
wein zu trinken, wenn man in großer Kalte eine
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