Asien.
127
regiert, heißt „der Sohn des Himmels". Die Be-
amten (Mandarinen) haben große Vorrechte und
üben eine tyrannische Macht und Willkührherrschaft
über das Volk aus. Es herrscht übrigens große
Entsittlichung und die Masse des Volkes befindet
sich im Zustande tiefsten Elends, das durch schreck-
liche Bürgerkriege noch erhöht wird. — Die Schrift-
sprache der Chinesen ist eine eigenthümliche. Für
jedes Wort haben sie ein besonderes Zeichen und
die Schriftsprache ist daher sehr schwierig zu erlernen.
o) Die Chinesen sind nicht nur eins der ältesten,
sondern auch der merkwürdigsten Culturvölker der
Erde. Sie sind fleißig, klug, gewerbthätig, erfind-
sam, unternehmende Handelsleute, dabei aber listig,
heuchlerisch, auf ihre eingebildeten Vorzüge kindisch
stolz, gegen Fremde hochmüthig und mißtrauisch.
Viele Erfindungen, z. B. die des Schießpulvers, haben
sie früher als die Europäer gekannt, sie verachten
aber jeden Fortschritt und stehen daher genau auf
derselben Stufe der Bildung, auf welcher sie vor
Jahrtausenden standen, auch ist es ihnen gar nicht
erlaubt, von dem Herkommen und der alten Sitte
abzuweichen. — Früher wurde die strengste Ab-
schließung gegen alle Fremde (Barbaren) beobachtet
und dadurch der Handelsverkehr erschwert; Europäer
durften damals nur nach dem Hafen von Canton
kommen. Doch wird China jetzt seit dem letzten
Kriege mit den Franzosen und Engländern, zum
Theil durch Zwang, dem Handelsverkehr mit Europa
mehr erschlossen.
Von großer Bedeutung ist außer dem Ackerbau
die Industrie. Die Fabrication von Poreellan,
von Seiden- und Baumwollenwaaren (Nan-
king), von Elfenbein- und Schildpattarbeiten,
von lackirten Maaren, von feinem, festen Papier
und vielen andern Dingen ist zur größten Vollkom-
menheit gelangt. Von besonderer Bedeutung ist der
a
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
82
Europa.
Sprichwort gewordene Reichthum der Engländer er-
klärlich. In der Thal besitzen Tausende ein fürst-
liches Vermögen, aber neben jenem Reichthum trifft
man die bitterste Armuth, besonders in den Fabrik-
districten und großen Städten, noch mehr aber in
Irland, wo das Elend des Volks den höchsten Gipfel
erreicht hat.
A. England.
(2750 D9jt. mit 20 Will. E.)
W London (Lond'nn), Haupt- und Residenzstadt, an
der Themse, die volkreichste Stadt der Welt. Sie
besteht ans drei Theilen. Die Mitte (die City),
wo die Straßen im Ganzen eng und unregelmäßig
sind, ist der Mittelpunkt des Handels; der west-
liche Th eil der Stadt wird vom Hofe und über-
haupt von den Vornehmen und Reichen bewohnt;
der südliche Th eil (südlich von der Themse), der
unansehnlichste Theil der Stadt, ist voll Fabriken.
London ist die erste Handelsstadt der Welt.
Universität. 3,000,000 E.
Dotver (Dö-wer), Festung. Ueberfahrt nach Ca-
lais in Frankreich. 16,000 E.
Portsmouth (Poorsmudh) am Kanäle, der wich-
tigste Kriegshafen Englands, mit Schiffswerften,
Arsenälen u. s. w. 100,000 E.
Plymouth (Plimmudh) am Kanäle, wichtiger
Kriegshafen. 64,000 E.
Bristol (Bristll), unweit des Severns, die dritte
Handelsstadt Englands, und sehr wichtige Fa-
brikstadt. 164,000 E.
Oxford, hat eine Universität. 30,000 E.
Birmingham (Börrminghämm), die wichtigste Fa-
brikstadt Englands (besonders Metallwaaren wer-
den hier verfertigt.) 300,000 E.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Irland England London Ca- Frankreich Portsmouth Englands Plymouth Bristol Englands Englands
86
Europa.
Das Klima ist in den Gebirgen rauh, auf der Hoch-
ebene warm und trocken, am Mittelmeer heiß,
feucht und ungesund. Der Boden ist an sich im
Ganzen fruchtbar und zu den Zeiten der Römer und
der betriebsamen Mauren war Spanien ein herrlich
angebautes, blühendes Land mit doppelt so großer
Einwohnerzahl. Aber durch die schlechte Regierung
ist der Landbau dermaßen herabgesunken und vernach-
läßigt, daß ganze Landstriche fruchtbaren Landes wüste
liegen und nur zur Schafzucht benutzt werden. An
Mineralien wird meist Quecksilber und Blei gewonnen.
3. Haupterzeugnisse sind Wein, Südfrüchte
und Oel; außer diesen Baumwolle und Reis in
den wärmeren Gegenden, Getreide und immer-
grüne Bäume. Wichtige Hausthiere sind das
Sch aas, durch feine Wolle ausgezeichnet, der Maul-
esel und der Esel; vortreffliche (aber wenige) Pferde.
4. Die Zahl der Einwohner in Spanien ist un-
gefähr 16 Mill. Sie sprechen spanisch und sind fast
alle Katholiken. In Beziehung auf Aufklärung und
Industrie steht Spanien sehr zurück. Das Volk lebt
in großer Unwissenheit und jahrelange Bürgerkriege
haben außerordentlich zur größeren Demoralisation
beigetragen. Die persönliche Sicherheit ist sehr ge-
fährdet, namentlich in den Seestädten. Die große
Verderbtheit des Volkes zeigt sich u. A. auch darin,
daß Stiergefechte zu den beliebtesten Volksbelusti-
gungen gehören.
Madrid, Haupt- und Residenzstadt, auf einer
einförmigen Ebene (sie liegt fast 2000 Fuß über dem
Meeresspiegel). Es ist im Ganzen eine schöne, regel-
mäßig gebaute Stadt. 300,000 E.
Corunna (Korunja), mit einem Kriegshafen. 24,000 E.
Sevilla (Sevillja), am Guadalquivir, alte, be-
rühmte Stadt. Tabacksfadrigen. 120,000 E.
Cadiz, starke Festung und wichtige Handels-
stadt auf einer kleinen Insel an der Küste. 72,000 E.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Corunna
Extrahierte Ortsnamen: Europa Spanien Spanien Spanien Madrid Sevilla Cadiz
96
Europa.
besonders in Griechenland und auf Candia); zu den
Producten gehören ferner Salz, Marmor und meh-
rere Mineralien. Der natürliche Reichthum des
Landes wird sehr schlecht benutzt.
5. Die Einwohner der Türkei, etwa 16 Mill.,
bestehen aus Türken oder Osmanen (kaum
1 Mill.),*) Slaven (7 Mill.), Rumänen (4 Mill.),
Arnauten oder Albanesen (14 Mill.), Griechen
(1 Mill.) und verschiedenen andern Völkerschaften.
Die Türken und ein Theil der übrigen Völker (etwa
4% Mill.) sind muhamedanischer Religion, die übrigen
Einwohner sind, mit Ausnahme der Juden, Christen, die sich
größtentheils zur griechisch-katholischen Kirche bekennen. —
Zwar sind in der neueren Zeit europäische Kenntnisse, Er-
findungen und Einrichtungen unter den Türken u. s. w.
vielfach verbreitet und theilweise von den Gebildeteren aus-
genommen worden; doch sind die meisten Bewohner un-
wissend und roh; die Industrie steht sehr zurück, Wissen-
schaften und Künste sind der Mehrzahl unbekannt. Mit
Fabriken und Handel beschäftigen sich wenige der eigentlichen
Türken; solches ist fast allein den Griechen, Armeniern und
Juden überlassen.— Die Staatsverfassung ist des-
potisch, der Regent heißt Sultan. Die Provinzen werden
von Paschas oder Statthaltern verwaltet. — Zum türkischen
Reiche sind hier/ wie es gewöhnlich geschieht, Serbien, Monte-
negro, die Moldau und die Walachei gerechnet; sie haben
jedoch eine selbstständige Verfassung unter eigenen Fürsten
und bezahlen nur einen jährlichen Tribut an die türkische
Regierung, so daß sie durchaus nicht in demselben Sinne
wie die übrigen Theile zum türkischen Reiche gehören.
6. Die Türkei wird gewöhnlich in folgende Haupt-
theile eingetheilt: A. Die unmittelbaren Besitzungen:
1) Romanien. 2) Bulgarien. 3) Bosnien.
4) Albanien. 5) Macedonien. 6) Thessa-
lien. 7) Die Inseln. — L. Die mittelbaren Be-
sitzungen: 8) Montenegro. 9) Serbien. 10)
Die Walachei und 11) die Moldau (die jetzt
unter Einem Fürsten vereinigt sind).
•) Diese find das herrschende Volk; ihre Zahl in Europa nimmt
sortwährend ab.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Griechenland Candia Serbien Bulgarien Bosnien Albanien Macedonien Montenegro Serbien Europa
400
Im Wasser dagegen sind sie außerordentlich gewandt, und dies wissend,
suchen sic dasselbe stets so schnell als möglich zu erreichen. Bei dem klein-
sten Geräusche stürzen sie sich in's Wasser und verschwinden sofort in die
Tiefe; dabei ist ihr Gehör so scharf, daß sie die aufkähnen oder zu Lande
herankommenden Menschen auf 50, ja auf 100 Schritt entdecken. Sie
schwimmen gleich vorzüglich mit und gegen den Strom und lassen sich im
ersten Falle ohne sichtliche Bewegung ruhig wie einen Baumstamm fort-
treiben. Während sie unter dem Wasser auf Beute lauern, lassen sie
gewöhnlich nur die Nasenlöcher hervorragen und bleiben in dieser Stellung
stundenlang liegen. So wie sich aber etwas Verdächtiges regt, tauchen
sie unter und kommen erst in größerer Entfernung wieder hervor. Viel
geräuschvoller ist die Flucht, wenn man das Thier schlafend überrascht
und es durch Geschrei oder Schüsse erschreckt; dann wirft es sich ungestüm
in die Fluten und schlägt mit dem Schwänze wild um sich her.
Alles im Wasser befindliche Fleisch ist seine Beute, lebendig oder todt
oder verfault; daher ist es den badenden und schwimmenden Menschen höchst
gefährlich, und bei den Indiern wurde früher das Gottesgericht geübt, daß
Verbrecher durch den Ganges schwimmen mußten. Wurden sie nicht von
Krokodilen gefressen, so galten sie für unschuldig und blieben frei von Strafe.
Die gewöhnliche Beute des Krokodils sind Fische, die es schwimmend
verzehren kann, größere Thiere ersäuft es durch Untertauchen und stopft sie
in Höhlungen unter dem Wasser oder in das Uferschilf, um sie im gefaulten
Zustande vollends zu verzehren.
Nur im Nothfall sucht es Thiere am Ufer zu sangen, dann besonders
durch Verstecken unter dem Wasser oder durch bewegungsloses Ruhen auf
der Erde, so daß die Opfer, sicher gemacht, in eiligstem Ueberfall fortgerafft
werden, so eilig, daß man von verschlungenen Menschen in der Regel nicht
einmal den Todesschrei hört.
Durch diesen tückischen Ueberfall gelingt es den riesigen Eidechsen,
Ziegen wie Hunde und Hirsche, selbst Affen und Wildschweine, trotz ihrer
Gewandtheit und Stärke, zu fangen, und sogar Vögel wissen sie, am Ufer
liegend, zu erschnappen. %
Schrecklich im Anblick, noch schrecklicher im Angriff, zieht dieses Thier
auf sich Haß, Ingrimm und Grausamkeit wilder Völker, den Abscheu
der gebildeten Nationen, beides ohne andere Schuld als seine von der
Natur ihm angewiesene Lebensweise; allein fast alle Amphibien haben
etwas dem Menschen Widerstrebendes an sich, selbst die unschädlichen
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
356
ifl, und nun hat der Eskimo seine liebe Noth, die Thiere wieder zu entwirren
und von neuem einzuspannen. Dann geht die Fuhre weiter, und die Peitsche
wird etwas öfter gebraucht.
Ohne dieses Hausthier würden die Eskimos gar nicht bestehen können.
Die Hunde leisten ihnen alle nur möglichen Dienste. Mit einer Bürde
von 30 Pfund beladen, begleiten sie ihre Herren, wenn sie zu ihren lang-
dauernden Jagden ausziehen. Ihrer sechs bis acht ziehen einen Schlitten,
welcher mit fünf bis sechs Personen oder einem Gewicht von 600 bis
800 Pfund besetzt ist, acht bis zehn Meilen weit in einem Tage. Nach
langer Ruhe und guter Fütterung vor einen Schlitten gespannt, sind sie
kaum zu zügeln und durchlaufen auf ebener Bahn mehr als zwei geogra-
phische Meilen in einer Stunde. Spüren sie ein Rcnnthier unterwegs, so
laufen sie wie rasend in der Richtung desselben und ruhen nicht eher, als
bis sie den Jäger schnßgerccht an das Wild gebracht haben. Außerdem
helfen sie bei der Seehund-, Bären- und Otternjagd, halten Wache, ver-
theidigen ihren Herrn in Gefahr und leisten noch hundert andere Dienste.
Und gleichwohl fühlen die Eskimos nicht die geringste Liebe zu ihnen, son-
dern betrachten sie höchstens als belebte Maschinen, welche einzig und allein
zu dem Zwecke geschaffen worden sind, ihnen Dienste zu leisten. Aus diesem
Grunde sind sie auch die unnachsichtigsten und grausamsten Herren, welche die
armen Thiere geradezu regelrecht quälen, sie Hunger und Durst leiden lassen
und mehr durch diese Lieblosigkeit, als durch Unwissenheit und Schmutz sich
als wahre Wilde zu erkennen geben.
11♦ Der braune Bär.
Die verschiedenen Arten der Bären, welche sowohl in warmen als
kalten Gegenden leben, zeichnen sich in ihrer Gestalt vor den anderen Raub-
thieren besonders dadurch aus, daß sie auf die Sohlen treten. Sie sind
dadurch leichter als andere Thiere im Stande, auf den Hinterbeinen allein
zu gehen oder sich auszurichten. Der bekannteste von allen ist der braune
Bär. Er kann eine Länge von vier Fuß und ein Gewicht von 400 Pfund
erhalten.
Dieses größte Raubthicr Europa's findet sich jetzt noch, aber selten,
m Baierschen und Ocsterrcichschen und noch ziemlich häufig in Ungarn,
Polen und Rußland; auch in einem großen Theile von Asien. In
Thüringen wurde der letzte 1686 geschossen. In früheren Zeiten fand
man ihn in Deutschland, und in der Schweiz war er viel häufiger als jetzt.
Sein Aufenthalt sind dichte Wälder, die er nur nachts verläßt, um
seine Wanderungen nach Raub anzustellen. Obgleich sein ganzes Wesen
plump und unbeholfen ist, so durchläuft er doch, besonders wenn er sich
gefährdet sicht, weite Strecken und ist unermüdlich, wenn er Thiere verfolgt.
Seine Nahrung besteht mehr aus Pflanzen, als aus Thieren; im
Frühjahr frißt er aufkeimendes Korn oder Gras und im Sommer und
Herbst Erdbeeren, Trauben und Kastanien. Man hat Beispiele, daß er
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Extrahierte Ortsnamen: Ocsterrcichschen Ungarn Polen Asien Thüringen Deutschland
359
staltete Felscnspalten und andere natürliche Höhlungen, um dort den
Winter zuzubringen. Immer bereiten sie sich im Hintergründe ihrer Woh-
nung aus Zweigen, Blättern, Moos, Gras und Laub ein weiches Lager
und verschlafen hier in Absätzen die kälteste Zeit des Jahres. In einen
ganz ununterbrochenen Winterschlaf fallen die Bären nicht, sie schlafen viel-
mehr in großen Zeiträumen und gehen nicht eigentlich aus. Nur die Eis-
bären haben diese Gewohnheit nicht, sie schweifen auch bei der strengsten
Kälte noch umher, oder legen sich bei dem tollsten Schneegestöber ruhig auf
dem Eise nieder, um sich vollständig einschneien zu lassen.
Der Eisbär ist mit langem, schlichtem, weißem Haar bedeckt und in
seiner Gestalt besonders durch den langen Hinterkopf ausgezeichnet.
Seine Länge beträgt 5—8 Fuß und seine Höhe 4—41/2 Fuß. Er
kann ein Gewicht von 1100 Pfund erlangen.
Zu seinem Aufenthalt ist ihm der höchste Norden angewiesen, wo er
sich in den Eismeeren von Spitzbergen, an der nördlichsten Küste von Ame-
rika bis zur Hudsonsbai findet.
In Spitzbergen, Nova-Zembla, Grönland trifft man ihn das ganze
Jahr hindurch und öfters in großer Zahl an. Scoresby sah Scharen
wie Schafherden, einmal gegen hundert. Er ist auf den Eisfeldern, öfters
über 200 Meilen vom Ufer, so gut zu Hause, als auf dem festen Lande;
ja man hat Beispiele, daß einzelne auf Eisblöcken bis nach Island und
Norwegen geschwommen sind, wo sie jedoch keine Zeit zum Ansiedeln haben,
indem die Eingebornen sie sogleich tödten oder vertreiben. Soweit man
bis jetzt nach Norden durch die Eisschollen vorgedrungen ist, fand man ihn
allenthalben, zum Beweise, daß er wenig oder keinen Winterschlaf hält.
Das Weibchen soll letzterem zwar mehr unterworfen sein, wahrscheinlich
aber lebt es zu der Zeit, wo man cs nicht bemerkt, mit seinen zarten Jun-
gen in einer Eishöhle verborgen.
So plump dieses für den Norden gefürchtete gefräßige Raub-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Scoresby
Extrahierte Ortsnamen: Spitzbergen Spitzbergen Nova-Zembla Island Norwegen
468
Schlei und Eider vor Räubern zu sichern. Die Stadt Schleswig, welche die Wenden
verbrannt hatten, erstand unter seiner segensreichen Regierung neu aus ihren
Trümmern. Zahlreiche deutsche Kaufleute und Handwerker rief er in seine Residenz;
er selbst kleidete sich deutsch, liebte deutsche Sitte und war von deutschen Sängern
und Kriegern umgeben. Die Bevölkerung hing ihm an, und er selbst war Mitglied
einer Gilde, deren Genossen einander Leib und Leben zu schützen gelobten. So
regierte Knud, obwohl als Däne geboren, wie ein deutscher Fürst sein Land.
Mit Freuden vernahm Lothar, der unterdessen Kaiser geworden war, wie
Knud die Wenden bezwang; deshalb erhob er ihn zum König derselben und
setzte ihm mit eigener Hand die Krone auf's Haupt. Seit der Zeit nannten ihn
seine Unterthanen Hlaford(Lord) d. h. ihren Herrn und verliehen ihm gleiche Ehre
und Würde, als seinem Oheim, dem dänischen Könige. Mit Neid und Eifersucht
sahen die Dänen, wie seine Macht immer mehr zunahm. Denn selbst in ihrem
Lande galt sein Wort >iehr, als dasjenige Niels. Als nämlich zwischen seinen
Brüdern auf Seeland ein blutiger Krieg ausbrach, den Niels vergebens zu endigen
suchte, mußten sie bei Strafe der Verstümmelung am Hofe des Herzogs in Schles-
wig erscheinen und sich seinem Richtersprucbe fügen. Vor Zorn entbrannte vor
allen Magnus, der Sohn des Königs, als er einst in einer Versammlung in
Schleswig den Knud mit der Wendenkrone ans dem Haupte neben seinem Vater
vor allem Volke sitzen sah. Er begann zu fürchten, daß Knud ihm dereinst Reich
und Leben nehmen könnte, und auch die Seele des Königs erfüllte Mißtrauen und
Angst vor seinem mächtigen Neffen.
Zn Ripen klagte Niels vor dem versammelten Volke: „Knud will meinen
Tod nicht erwarten, sondern sich des Thrones bemächtigen. Darum nennt er sich
auch jetzt schon König!" Knud erwiderte, auf das Heft seines Schwertes gestützt:
„Laward, einen Herrn nennen mich die Meinen, nicht König. Ich habe die Wenden
im Kampfe bezwungen, die Küsten und Meere sind jetzt sicher, daß der Däne ruhig
am Ufer der Inseln wohnen und der König ohne Wachen am Grenzwall in Schles-
wig schlafen kann. Aber für all die Mühen und Wunden, die ich im Kampfe für
das Vaterland davon getragen habe, ernte ich jetzt nur Haß und Verfolgung. Und
doch bin ich ein treuer Dienstmann des Königs und trachte nicht nach der dänischen
Krone." Das versammelte Volk jubelte Knud Beifall zu, und der König entließ
ihn scheinbar versöhnt aus der Versammlung. Aber Magnus, mit furchtbarem
Haß im Herzen, beschloß, sich mit Gewalt seines gefürchteten Gegners zu entledigen,
und viele dänische Prinzen standen zu ihm. Durch einen feierlichen Eid band
er alle, nichts von ihrer Absicht zu verrathen. Bei der Berathung lagerten sie auf
dem Boden, um schwören zu können, daß sie weder sitzend noch stehend ans den
Untergang des Herzogs bedacht gewesen seien. Nur der Schwager Knud's verließ
plötzlich die Versammlung, als er den Mordanschlag gegen das Leben seines Ver-
wandten vernahm; er wollte den Plan nicht theilen, aber ihn auch nicht verrathen.
Bald darauf verlautete, Magnus wolle zum heiligen Grabe pilgern, vorher
aber solle eine Versammlung aller Familienmitglieder auf Seeland stattfinden.
Auch Knud ward geladen, das heilige Weihnachtsfest im frohen Kreise der Seinen
mit zu begehen; ihm vor allen gedenke Magnus Habe und Gut anzuvertrauen.
In der Königsburg zu Roeskilde gab es fröhliche Tage; ein festliches Gelage
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl]]
Extrahierte Personennamen: Knud Lothar Knud Niels Niels Magnus Magnus Knud Knud Niels Knud Knud_Beifall Magnus Magnus Magnus Magnus Knud Magnus Magnus
509
Ditmarse und fuhr den Bittenden so an: „Was meint er wohl? ich sollte einem
mir ganz fremden Menschen meinen Hof überlassen? Wie kann er glauben, darauf
fortzukommen, da er nichts in Vermögen hat? Was? Wie? sage er mir das doch?"
„Durch Fleiß und Gottes Hülfe", sagte Parren. „Ja, das haben mir schon viele
versprochen, aber nicht gehalten", erwiderte Boje. „Nein! daraus wird nichts."
„Nun so Gott befohlen, Herr Boje", sagte Parren und ging.
Doch bald wurde Boje anderen Sinnes; er ließ ihn zurückrufen und sagte:
„Ich habe mich bedacht; er mag sogleich denhof beziehen; allein er muß auch sein
Versprechen halten."
Parren trat denhof an und wirthschaftete gut. Allein das Land war zu ver-
wildert und sein Vermögen zu gering, um es in Ordnung zu bringen, die Jahre
so unfruchtbar und seine Ernte so geringe, daß er Boje nichts bringen konnte. Um
das Vieh in der Fenne (Koppel) zu halten, hatte er den Befriedigungsgraben kleien
(d. h. Marschthon ausgraben) lassen müssen, wobei durch Zufall ein Spat aus
dem Boden über die Fenne geworfen war. Auf dieser Stelle wuchs hernach der
Hafer so stark, daß Parren nach der Ursache forschte und sie in der Erdart fand.
Allein, was half es ihm, er hatte kein Geld dazu, um die Erdart in großer Menge
herauskleien zu lassen. Er ging zu Boje und sagte traurigen Angesichts, daß er
ihm den Hof wieder überlassen müsse, weil er nichts darauf gebaut habe. Doch
hätte er ein Mittel entdeckt, das Land wieder in Ordnung zu bringen. In einer
gewissen Tiefe befinde sich eine Art Kleie, womit sich dem Acker eine Fruchtbarkeit
ohnegleichen mittheilen lasse. Hätte er nur das Geld dazu, sie herauszugraben,
würde er den Hof gerne behalten; aber er schäme sich es dem Herrn Boje zuzu-
muthen, ihm zu diesem Zwecke 200 Thaler zu leihen. „So sieht er doch selbst ein",
sagte Boje, „daß dieses eine unbescheidene Zumuthung ist. Daherthut er denn auch
besser, daß er sich fortmacht und an einen anderen wendet, der ein solches Unter-
nehmen, als er mir da vormacht, besser beurtheilen kann." Parren ging; aber
Boje ließ sich die Sache durch den Kopf gehen und entschloß sich, es noch einmal
mit dem Drews zu wagen. Er rief ihn und sagte: „Da ist das Geld, was er ver-
langt. Seine Handschrift verlange ich nicht, denn er hat doch nichts weiter zu ver-
schreiben, als seine Ehrlichkeit." Parren aber wollte zuerst nur 100 Thaler leihen
und ließ die anderen liegen. Er fing nun sogleich an auf einer seiner Fennen zu
pütten (tiefgraben); alle Nachbarn konnten nicht begreifen, was er beginnen wollte,
und schüttelten die Köpfe. Er fuhr ungestört fort und besäete seine Fenne mit
Weizen. So schönen Weizen hatten die Nachbarn noch nicht gesehen und bekamen
fast schon Lust zur Nachahmung; doch es blieb dabei. Parren verfuhr nun mit
einer anderen Fenne auf gleiche Weise und löste aus dem Ertrage so viel, daß er
nicht nur seine Wirthschaft verbesiern, sondern auch die geliehenen 100 Thaler dem
Boje zurückgeben konnte. Freudig ging er mit dem Gelde und den Zinsen zu ihm,
reichte ihm sogleich beide Beutel dar und sagte mit Freudenthränen in den Augen,
„Gott ist mit meinem Vorhaben gewesen, Herr Boje. Hier in diesem Beutel ist
das Kapital, in diesem sind die Zinsen, den schuldigen Dank lassen Sie in meinem
Herzen wohl aufbewahrt bleiben." Hier traten beiden Freudenthränen in die Augen,
und sie sahen sich stillschweigend einer den andern an. Zuletzt drückte Boje den Beutel
mit den Zinsen dem Parren wieder in die Hand und sagte: „Nein, mein Freund!
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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tagen, und der König war im Begriff sich zurückzuziehen, als die Friesen vor seinem
Lager erschienen. Mit Zurücklassung aller Beute und in der größten Unordnung
wich der König mit dem Heere zurück, um sich auf seinen Fahrzeugen einzuschiffen.
Aber eben war die Zeit der niedrigsten Ebbe, und die Schiffe saßen auf dem
Grunde. Da eilte der König weiter auf dem Deiche nordwärts, um den Ueber
gang über die Eider zu gewinnen. Aber schon hatten die Friesen den Milder-
dämm, der durch die Niederung ging, welche Eidersted mit dem /-estlande verband,
besetzt, als das Heer des Königs vor demselben in der größten Unordnung an-
langte. Das ganze Heer tvard vernichtet, und ein edler, freier Friese, ein Wagen-
zimmermann aus Pelworm, Wessel Hummer genannt, spaltete dem flüchtigen
Könige mit seiner Streitaxt das Haupt. Das geschah am 29. Juni 1252. Die
Leiche des Brudermörders und die seiner Gefährten blieben auf dem Schlachtfelde
unbeerdigt liegen zum Fraße für Wölfe und Raben.
10. Gerhard der Große.
Nach Adolf's Tode hatten seine Nachkommen das Land unter sich getheilt
und hielten Hof zu Kiel und Segeberg, zu Ploen und Rendsburg. Weil sie aber
große Feindschaften gegen einander hegten, waren sie auch nicht mehr so gefürchtet
wie früher und mußten wiederholt ihre alten Feinde, die Könige von Dänemark,
als Schiedsrichter herbeirufen. Diese gewannen immer mehr Macht und hatten
schon Lübeck wieder ihrer Herrschaft Unterthan gemacht. Da war es der junge
Graf Gerhard von Rendsburg, der sein Haus und sein Land durch gewaltige
Kriegsthaten wieder zu neuer Macht und neuem Ansetzn brachte. Bon ihm wird
erzählt, daß er anfangs kein Schloß und kein Eigenthum als einige Windhunde
gehabt und zu Rendsburg auf einem Kornspeicher gewohnt habe, bis Hartwich
Reventlow, ein aus Ditmarsen vertriebener Ritter, ihn der Dürftigkeit entrissen
und mit Waffen und Pferden ausgerüstet habe, mit denen er sich dann wider seine
Stammvettern eine Herrschaft erkämpfte. Im Bunde mit seinem Vetter Johann
dem Milden von Ploen suchteer, von Ehrgeiz getrieben, seine übrigen Verwandten
ihrer Länder zu berauben. Der eine ward aus einem Fenster seines Schlosses zu
Kiel in den Burggraben geworfen, ein anderer auf seiner Burg zu Segeberg des
Nachts im Bette von Reventlow erschlagen. Selbst der alte Graf Johann, der
so seine beiden Söhne verloren hatte, ward überfallen und gefangen hinwegge-
führt und auf seinem Schlosse zu Kiel bewacht. All' ihr Land theilten die Sieger
unter sich. Da erhoben sich ihr Vetter, Adolf von Schauenburg, und andere
Fürsten und gedachten, von den Ditmarsen unterstützt, Gerhard wegen der schweren
Gewaltthaten zu strafen. Weil die Fürsten aber einzeln angriffen, wurden sie
von Gerhard leicht überwältigt und gefangen hinweggeführt. Nur die Ditmarsen
drangen siegreich bis Kiel und Bornhövd vor. Als sie aber mit großer Beute
beladen in ihr Land zurückkehren wollten, wurden sie von Gerhard überfallen
und mußten ihm alle ihre Beute preisgeben. „Da wuchs dem jungen Grafen
immer mehr sein Gut und es wuchs ihm auch der Muth von dem Streite" und
er beschloß, einen Rachezug gegen die Ditmarsen zu unternehmen. Mit vielen
adeligen Herren zog er aus und schlug die Ditmarsen zweimal im Streite. Die,
welche entflohen, eilten in die Kirche von Oldenwöhrden. Als die Holsten sich
nun davor legten und Feuer heranbrachten, baten sie um Gnade und wollten des
Grafen getreue Unterthanen sein. Der aber wollte ihnen kein Gehör geben und
ließ das Feuer stärker anfachen. Als nun schon das geschmolzene Blei des
Kirchendaches auf sie herunterträufelte, wollten die Ditmarsen das alleräußerste
wa^en: sie brachen aus der Kirche hervor, stürzten sich auf die sorglos zerstreuten
Feinde und erschlugen ihrer so viele, daß sie im Blute wateten. Wie nun Gerhard
sich in Traurigkeit mit seinen Haufen zurückziehen wollte, fand er die engen Wege
der Marschen besetzt, so daß bier noch viele Edle den Tod durch die Hand der
Bauern erlitten. Als Gerhard nun erkannte, daß er die tapferen Bewohner der
Marschen nicht zu unterwerfen vermöchte, beschloß er, alle Zwietracht mit ihnen
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TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Wessel_Hummer Gerhard_von_Rendsburg Hartwich
Reventlow Johann Johann Reventlow Johann Johann Adolf_von_Schauenburg Adolf Gerhard Gerhard Gerhard
Extrahierte Ortsnamen: Segeberg Rendsburg Rendsburg Kiel