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1. Geographie für die unteren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 127

1867 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
Asien. 127 regiert, heißt „der Sohn des Himmels". Die Be- amten (Mandarinen) haben große Vorrechte und üben eine tyrannische Macht und Willkührherrschaft über das Volk aus. Es herrscht übrigens große Entsittlichung und die Masse des Volkes befindet sich im Zustande tiefsten Elends, das durch schreck- liche Bürgerkriege noch erhöht wird. — Die Schrift- sprache der Chinesen ist eine eigenthümliche. Für jedes Wort haben sie ein besonderes Zeichen und die Schriftsprache ist daher sehr schwierig zu erlernen. o) Die Chinesen sind nicht nur eins der ältesten, sondern auch der merkwürdigsten Culturvölker der Erde. Sie sind fleißig, klug, gewerbthätig, erfind- sam, unternehmende Handelsleute, dabei aber listig, heuchlerisch, auf ihre eingebildeten Vorzüge kindisch stolz, gegen Fremde hochmüthig und mißtrauisch. Viele Erfindungen, z. B. die des Schießpulvers, haben sie früher als die Europäer gekannt, sie verachten aber jeden Fortschritt und stehen daher genau auf derselben Stufe der Bildung, auf welcher sie vor Jahrtausenden standen, auch ist es ihnen gar nicht erlaubt, von dem Herkommen und der alten Sitte abzuweichen. — Früher wurde die strengste Ab- schließung gegen alle Fremde (Barbaren) beobachtet und dadurch der Handelsverkehr erschwert; Europäer durften damals nur nach dem Hafen von Canton kommen. Doch wird China jetzt seit dem letzten Kriege mit den Franzosen und Engländern, zum Theil durch Zwang, dem Handelsverkehr mit Europa mehr erschlossen. Von großer Bedeutung ist außer dem Ackerbau die Industrie. Die Fabrication von Poreellan, von Seiden- und Baumwollenwaaren (Nan- king), von Elfenbein- und Schildpattarbeiten, von lackirten Maaren, von feinem, festen Papier und vielen andern Dingen ist zur größten Vollkom- menheit gelangt. Von besonderer Bedeutung ist der a

2. Geographie für die unteren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 82

1867 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
82 Europa. Sprichwort gewordene Reichthum der Engländer er- klärlich. In der Thal besitzen Tausende ein fürst- liches Vermögen, aber neben jenem Reichthum trifft man die bitterste Armuth, besonders in den Fabrik- districten und großen Städten, noch mehr aber in Irland, wo das Elend des Volks den höchsten Gipfel erreicht hat. A. England. (2750 D9jt. mit 20 Will. E.) W London (Lond'nn), Haupt- und Residenzstadt, an der Themse, die volkreichste Stadt der Welt. Sie besteht ans drei Theilen. Die Mitte (die City), wo die Straßen im Ganzen eng und unregelmäßig sind, ist der Mittelpunkt des Handels; der west- liche Th eil der Stadt wird vom Hofe und über- haupt von den Vornehmen und Reichen bewohnt; der südliche Th eil (südlich von der Themse), der unansehnlichste Theil der Stadt, ist voll Fabriken. London ist die erste Handelsstadt der Welt. Universität. 3,000,000 E. Dotver (Dö-wer), Festung. Ueberfahrt nach Ca- lais in Frankreich. 16,000 E. Portsmouth (Poorsmudh) am Kanäle, der wich- tigste Kriegshafen Englands, mit Schiffswerften, Arsenälen u. s. w. 100,000 E. Plymouth (Plimmudh) am Kanäle, wichtiger Kriegshafen. 64,000 E. Bristol (Bristll), unweit des Severns, die dritte Handelsstadt Englands, und sehr wichtige Fa- brikstadt. 164,000 E. Oxford, hat eine Universität. 30,000 E. Birmingham (Börrminghämm), die wichtigste Fa- brikstadt Englands (besonders Metallwaaren wer- den hier verfertigt.) 300,000 E.

3. Geographie für die unteren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 86

1867 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
86 Europa. Das Klima ist in den Gebirgen rauh, auf der Hoch- ebene warm und trocken, am Mittelmeer heiß, feucht und ungesund. Der Boden ist an sich im Ganzen fruchtbar und zu den Zeiten der Römer und der betriebsamen Mauren war Spanien ein herrlich angebautes, blühendes Land mit doppelt so großer Einwohnerzahl. Aber durch die schlechte Regierung ist der Landbau dermaßen herabgesunken und vernach- läßigt, daß ganze Landstriche fruchtbaren Landes wüste liegen und nur zur Schafzucht benutzt werden. An Mineralien wird meist Quecksilber und Blei gewonnen. 3. Haupterzeugnisse sind Wein, Südfrüchte und Oel; außer diesen Baumwolle und Reis in den wärmeren Gegenden, Getreide und immer- grüne Bäume. Wichtige Hausthiere sind das Sch aas, durch feine Wolle ausgezeichnet, der Maul- esel und der Esel; vortreffliche (aber wenige) Pferde. 4. Die Zahl der Einwohner in Spanien ist un- gefähr 16 Mill. Sie sprechen spanisch und sind fast alle Katholiken. In Beziehung auf Aufklärung und Industrie steht Spanien sehr zurück. Das Volk lebt in großer Unwissenheit und jahrelange Bürgerkriege haben außerordentlich zur größeren Demoralisation beigetragen. Die persönliche Sicherheit ist sehr ge- fährdet, namentlich in den Seestädten. Die große Verderbtheit des Volkes zeigt sich u. A. auch darin, daß Stiergefechte zu den beliebtesten Volksbelusti- gungen gehören. Madrid, Haupt- und Residenzstadt, auf einer einförmigen Ebene (sie liegt fast 2000 Fuß über dem Meeresspiegel). Es ist im Ganzen eine schöne, regel- mäßig gebaute Stadt. 300,000 E. Corunna (Korunja), mit einem Kriegshafen. 24,000 E. Sevilla (Sevillja), am Guadalquivir, alte, be- rühmte Stadt. Tabacksfadrigen. 120,000 E. Cadiz, starke Festung und wichtige Handels- stadt auf einer kleinen Insel an der Küste. 72,000 E.

4. Geographie für die unteren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 96

1867 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
96 Europa. besonders in Griechenland und auf Candia); zu den Producten gehören ferner Salz, Marmor und meh- rere Mineralien. Der natürliche Reichthum des Landes wird sehr schlecht benutzt. 5. Die Einwohner der Türkei, etwa 16 Mill., bestehen aus Türken oder Osmanen (kaum 1 Mill.),*) Slaven (7 Mill.), Rumänen (4 Mill.), Arnauten oder Albanesen (14 Mill.), Griechen (1 Mill.) und verschiedenen andern Völkerschaften. Die Türken und ein Theil der übrigen Völker (etwa 4% Mill.) sind muhamedanischer Religion, die übrigen Einwohner sind, mit Ausnahme der Juden, Christen, die sich größtentheils zur griechisch-katholischen Kirche bekennen. — Zwar sind in der neueren Zeit europäische Kenntnisse, Er- findungen und Einrichtungen unter den Türken u. s. w. vielfach verbreitet und theilweise von den Gebildeteren aus- genommen worden; doch sind die meisten Bewohner un- wissend und roh; die Industrie steht sehr zurück, Wissen- schaften und Künste sind der Mehrzahl unbekannt. Mit Fabriken und Handel beschäftigen sich wenige der eigentlichen Türken; solches ist fast allein den Griechen, Armeniern und Juden überlassen.— Die Staatsverfassung ist des- potisch, der Regent heißt Sultan. Die Provinzen werden von Paschas oder Statthaltern verwaltet. — Zum türkischen Reiche sind hier/ wie es gewöhnlich geschieht, Serbien, Monte- negro, die Moldau und die Walachei gerechnet; sie haben jedoch eine selbstständige Verfassung unter eigenen Fürsten und bezahlen nur einen jährlichen Tribut an die türkische Regierung, so daß sie durchaus nicht in demselben Sinne wie die übrigen Theile zum türkischen Reiche gehören. 6. Die Türkei wird gewöhnlich in folgende Haupt- theile eingetheilt: A. Die unmittelbaren Besitzungen: 1) Romanien. 2) Bulgarien. 3) Bosnien. 4) Albanien. 5) Macedonien. 6) Thessa- lien. 7) Die Inseln. — L. Die mittelbaren Be- sitzungen: 8) Montenegro. 9) Serbien. 10) Die Walachei und 11) die Moldau (die jetzt unter Einem Fürsten vereinigt sind). •) Diese find das herrschende Volk; ihre Zahl in Europa nimmt sortwährend ab.

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 400

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
400 Im Wasser dagegen sind sie außerordentlich gewandt, und dies wissend, suchen sic dasselbe stets so schnell als möglich zu erreichen. Bei dem klein- sten Geräusche stürzen sie sich in's Wasser und verschwinden sofort in die Tiefe; dabei ist ihr Gehör so scharf, daß sie die aufkähnen oder zu Lande herankommenden Menschen auf 50, ja auf 100 Schritt entdecken. Sie schwimmen gleich vorzüglich mit und gegen den Strom und lassen sich im ersten Falle ohne sichtliche Bewegung ruhig wie einen Baumstamm fort- treiben. Während sie unter dem Wasser auf Beute lauern, lassen sie gewöhnlich nur die Nasenlöcher hervorragen und bleiben in dieser Stellung stundenlang liegen. So wie sich aber etwas Verdächtiges regt, tauchen sie unter und kommen erst in größerer Entfernung wieder hervor. Viel geräuschvoller ist die Flucht, wenn man das Thier schlafend überrascht und es durch Geschrei oder Schüsse erschreckt; dann wirft es sich ungestüm in die Fluten und schlägt mit dem Schwänze wild um sich her. Alles im Wasser befindliche Fleisch ist seine Beute, lebendig oder todt oder verfault; daher ist es den badenden und schwimmenden Menschen höchst gefährlich, und bei den Indiern wurde früher das Gottesgericht geübt, daß Verbrecher durch den Ganges schwimmen mußten. Wurden sie nicht von Krokodilen gefressen, so galten sie für unschuldig und blieben frei von Strafe. Die gewöhnliche Beute des Krokodils sind Fische, die es schwimmend verzehren kann, größere Thiere ersäuft es durch Untertauchen und stopft sie in Höhlungen unter dem Wasser oder in das Uferschilf, um sie im gefaulten Zustande vollends zu verzehren. Nur im Nothfall sucht es Thiere am Ufer zu sangen, dann besonders durch Verstecken unter dem Wasser oder durch bewegungsloses Ruhen auf der Erde, so daß die Opfer, sicher gemacht, in eiligstem Ueberfall fortgerafft werden, so eilig, daß man von verschlungenen Menschen in der Regel nicht einmal den Todesschrei hört. Durch diesen tückischen Ueberfall gelingt es den riesigen Eidechsen, Ziegen wie Hunde und Hirsche, selbst Affen und Wildschweine, trotz ihrer Gewandtheit und Stärke, zu fangen, und sogar Vögel wissen sie, am Ufer liegend, zu erschnappen. % Schrecklich im Anblick, noch schrecklicher im Angriff, zieht dieses Thier auf sich Haß, Ingrimm und Grausamkeit wilder Völker, den Abscheu der gebildeten Nationen, beides ohne andere Schuld als seine von der Natur ihm angewiesene Lebensweise; allein fast alle Amphibien haben etwas dem Menschen Widerstrebendes an sich, selbst die unschädlichen

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 356

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
356 ifl, und nun hat der Eskimo seine liebe Noth, die Thiere wieder zu entwirren und von neuem einzuspannen. Dann geht die Fuhre weiter, und die Peitsche wird etwas öfter gebraucht. Ohne dieses Hausthier würden die Eskimos gar nicht bestehen können. Die Hunde leisten ihnen alle nur möglichen Dienste. Mit einer Bürde von 30 Pfund beladen, begleiten sie ihre Herren, wenn sie zu ihren lang- dauernden Jagden ausziehen. Ihrer sechs bis acht ziehen einen Schlitten, welcher mit fünf bis sechs Personen oder einem Gewicht von 600 bis 800 Pfund besetzt ist, acht bis zehn Meilen weit in einem Tage. Nach langer Ruhe und guter Fütterung vor einen Schlitten gespannt, sind sie kaum zu zügeln und durchlaufen auf ebener Bahn mehr als zwei geogra- phische Meilen in einer Stunde. Spüren sie ein Rcnnthier unterwegs, so laufen sie wie rasend in der Richtung desselben und ruhen nicht eher, als bis sie den Jäger schnßgerccht an das Wild gebracht haben. Außerdem helfen sie bei der Seehund-, Bären- und Otternjagd, halten Wache, ver- theidigen ihren Herrn in Gefahr und leisten noch hundert andere Dienste. Und gleichwohl fühlen die Eskimos nicht die geringste Liebe zu ihnen, son- dern betrachten sie höchstens als belebte Maschinen, welche einzig und allein zu dem Zwecke geschaffen worden sind, ihnen Dienste zu leisten. Aus diesem Grunde sind sie auch die unnachsichtigsten und grausamsten Herren, welche die armen Thiere geradezu regelrecht quälen, sie Hunger und Durst leiden lassen und mehr durch diese Lieblosigkeit, als durch Unwissenheit und Schmutz sich als wahre Wilde zu erkennen geben. 11♦ Der braune Bär. Die verschiedenen Arten der Bären, welche sowohl in warmen als kalten Gegenden leben, zeichnen sich in ihrer Gestalt vor den anderen Raub- thieren besonders dadurch aus, daß sie auf die Sohlen treten. Sie sind dadurch leichter als andere Thiere im Stande, auf den Hinterbeinen allein zu gehen oder sich auszurichten. Der bekannteste von allen ist der braune Bär. Er kann eine Länge von vier Fuß und ein Gewicht von 400 Pfund erhalten. Dieses größte Raubthicr Europa's findet sich jetzt noch, aber selten, m Baierschen und Ocsterrcichschen und noch ziemlich häufig in Ungarn, Polen und Rußland; auch in einem großen Theile von Asien. In Thüringen wurde der letzte 1686 geschossen. In früheren Zeiten fand man ihn in Deutschland, und in der Schweiz war er viel häufiger als jetzt. Sein Aufenthalt sind dichte Wälder, die er nur nachts verläßt, um seine Wanderungen nach Raub anzustellen. Obgleich sein ganzes Wesen plump und unbeholfen ist, so durchläuft er doch, besonders wenn er sich gefährdet sicht, weite Strecken und ist unermüdlich, wenn er Thiere verfolgt. Seine Nahrung besteht mehr aus Pflanzen, als aus Thieren; im Frühjahr frißt er aufkeimendes Korn oder Gras und im Sommer und Herbst Erdbeeren, Trauben und Kastanien. Man hat Beispiele, daß er

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 359

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
359 staltete Felscnspalten und andere natürliche Höhlungen, um dort den Winter zuzubringen. Immer bereiten sie sich im Hintergründe ihrer Woh- nung aus Zweigen, Blättern, Moos, Gras und Laub ein weiches Lager und verschlafen hier in Absätzen die kälteste Zeit des Jahres. In einen ganz ununterbrochenen Winterschlaf fallen die Bären nicht, sie schlafen viel- mehr in großen Zeiträumen und gehen nicht eigentlich aus. Nur die Eis- bären haben diese Gewohnheit nicht, sie schweifen auch bei der strengsten Kälte noch umher, oder legen sich bei dem tollsten Schneegestöber ruhig auf dem Eise nieder, um sich vollständig einschneien zu lassen. Der Eisbär ist mit langem, schlichtem, weißem Haar bedeckt und in seiner Gestalt besonders durch den langen Hinterkopf ausgezeichnet. Seine Länge beträgt 5—8 Fuß und seine Höhe 4—41/2 Fuß. Er kann ein Gewicht von 1100 Pfund erlangen. Zu seinem Aufenthalt ist ihm der höchste Norden angewiesen, wo er sich in den Eismeeren von Spitzbergen, an der nördlichsten Küste von Ame- rika bis zur Hudsonsbai findet. In Spitzbergen, Nova-Zembla, Grönland trifft man ihn das ganze Jahr hindurch und öfters in großer Zahl an. Scoresby sah Scharen wie Schafherden, einmal gegen hundert. Er ist auf den Eisfeldern, öfters über 200 Meilen vom Ufer, so gut zu Hause, als auf dem festen Lande; ja man hat Beispiele, daß einzelne auf Eisblöcken bis nach Island und Norwegen geschwommen sind, wo sie jedoch keine Zeit zum Ansiedeln haben, indem die Eingebornen sie sogleich tödten oder vertreiben. Soweit man bis jetzt nach Norden durch die Eisschollen vorgedrungen ist, fand man ihn allenthalben, zum Beweise, daß er wenig oder keinen Winterschlaf hält. Das Weibchen soll letzterem zwar mehr unterworfen sein, wahrscheinlich aber lebt es zu der Zeit, wo man cs nicht bemerkt, mit seinen zarten Jun- gen in einer Eishöhle verborgen. So plump dieses für den Norden gefürchtete gefräßige Raub-

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 468

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
468 Schlei und Eider vor Räubern zu sichern. Die Stadt Schleswig, welche die Wenden verbrannt hatten, erstand unter seiner segensreichen Regierung neu aus ihren Trümmern. Zahlreiche deutsche Kaufleute und Handwerker rief er in seine Residenz; er selbst kleidete sich deutsch, liebte deutsche Sitte und war von deutschen Sängern und Kriegern umgeben. Die Bevölkerung hing ihm an, und er selbst war Mitglied einer Gilde, deren Genossen einander Leib und Leben zu schützen gelobten. So regierte Knud, obwohl als Däne geboren, wie ein deutscher Fürst sein Land. Mit Freuden vernahm Lothar, der unterdessen Kaiser geworden war, wie Knud die Wenden bezwang; deshalb erhob er ihn zum König derselben und setzte ihm mit eigener Hand die Krone auf's Haupt. Seit der Zeit nannten ihn seine Unterthanen Hlaford(Lord) d. h. ihren Herrn und verliehen ihm gleiche Ehre und Würde, als seinem Oheim, dem dänischen Könige. Mit Neid und Eifersucht sahen die Dänen, wie seine Macht immer mehr zunahm. Denn selbst in ihrem Lande galt sein Wort >iehr, als dasjenige Niels. Als nämlich zwischen seinen Brüdern auf Seeland ein blutiger Krieg ausbrach, den Niels vergebens zu endigen suchte, mußten sie bei Strafe der Verstümmelung am Hofe des Herzogs in Schles- wig erscheinen und sich seinem Richtersprucbe fügen. Vor Zorn entbrannte vor allen Magnus, der Sohn des Königs, als er einst in einer Versammlung in Schleswig den Knud mit der Wendenkrone ans dem Haupte neben seinem Vater vor allem Volke sitzen sah. Er begann zu fürchten, daß Knud ihm dereinst Reich und Leben nehmen könnte, und auch die Seele des Königs erfüllte Mißtrauen und Angst vor seinem mächtigen Neffen. Zn Ripen klagte Niels vor dem versammelten Volke: „Knud will meinen Tod nicht erwarten, sondern sich des Thrones bemächtigen. Darum nennt er sich auch jetzt schon König!" Knud erwiderte, auf das Heft seines Schwertes gestützt: „Laward, einen Herrn nennen mich die Meinen, nicht König. Ich habe die Wenden im Kampfe bezwungen, die Küsten und Meere sind jetzt sicher, daß der Däne ruhig am Ufer der Inseln wohnen und der König ohne Wachen am Grenzwall in Schles- wig schlafen kann. Aber für all die Mühen und Wunden, die ich im Kampfe für das Vaterland davon getragen habe, ernte ich jetzt nur Haß und Verfolgung. Und doch bin ich ein treuer Dienstmann des Königs und trachte nicht nach der dänischen Krone." Das versammelte Volk jubelte Knud Beifall zu, und der König entließ ihn scheinbar versöhnt aus der Versammlung. Aber Magnus, mit furchtbarem Haß im Herzen, beschloß, sich mit Gewalt seines gefürchteten Gegners zu entledigen, und viele dänische Prinzen standen zu ihm. Durch einen feierlichen Eid band er alle, nichts von ihrer Absicht zu verrathen. Bei der Berathung lagerten sie auf dem Boden, um schwören zu können, daß sie weder sitzend noch stehend ans den Untergang des Herzogs bedacht gewesen seien. Nur der Schwager Knud's verließ plötzlich die Versammlung, als er den Mordanschlag gegen das Leben seines Ver- wandten vernahm; er wollte den Plan nicht theilen, aber ihn auch nicht verrathen. Bald darauf verlautete, Magnus wolle zum heiligen Grabe pilgern, vorher aber solle eine Versammlung aller Familienmitglieder auf Seeland stattfinden. Auch Knud ward geladen, das heilige Weihnachtsfest im frohen Kreise der Seinen mit zu begehen; ihm vor allen gedenke Magnus Habe und Gut anzuvertrauen. In der Königsburg zu Roeskilde gab es fröhliche Tage; ein festliches Gelage

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 509

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
509 Ditmarse und fuhr den Bittenden so an: „Was meint er wohl? ich sollte einem mir ganz fremden Menschen meinen Hof überlassen? Wie kann er glauben, darauf fortzukommen, da er nichts in Vermögen hat? Was? Wie? sage er mir das doch?" „Durch Fleiß und Gottes Hülfe", sagte Parren. „Ja, das haben mir schon viele versprochen, aber nicht gehalten", erwiderte Boje. „Nein! daraus wird nichts." „Nun so Gott befohlen, Herr Boje", sagte Parren und ging. Doch bald wurde Boje anderen Sinnes; er ließ ihn zurückrufen und sagte: „Ich habe mich bedacht; er mag sogleich denhof beziehen; allein er muß auch sein Versprechen halten." Parren trat denhof an und wirthschaftete gut. Allein das Land war zu ver- wildert und sein Vermögen zu gering, um es in Ordnung zu bringen, die Jahre so unfruchtbar und seine Ernte so geringe, daß er Boje nichts bringen konnte. Um das Vieh in der Fenne (Koppel) zu halten, hatte er den Befriedigungsgraben kleien (d. h. Marschthon ausgraben) lassen müssen, wobei durch Zufall ein Spat aus dem Boden über die Fenne geworfen war. Auf dieser Stelle wuchs hernach der Hafer so stark, daß Parren nach der Ursache forschte und sie in der Erdart fand. Allein, was half es ihm, er hatte kein Geld dazu, um die Erdart in großer Menge herauskleien zu lassen. Er ging zu Boje und sagte traurigen Angesichts, daß er ihm den Hof wieder überlassen müsse, weil er nichts darauf gebaut habe. Doch hätte er ein Mittel entdeckt, das Land wieder in Ordnung zu bringen. In einer gewissen Tiefe befinde sich eine Art Kleie, womit sich dem Acker eine Fruchtbarkeit ohnegleichen mittheilen lasse. Hätte er nur das Geld dazu, sie herauszugraben, würde er den Hof gerne behalten; aber er schäme sich es dem Herrn Boje zuzu- muthen, ihm zu diesem Zwecke 200 Thaler zu leihen. „So sieht er doch selbst ein", sagte Boje, „daß dieses eine unbescheidene Zumuthung ist. Daherthut er denn auch besser, daß er sich fortmacht und an einen anderen wendet, der ein solches Unter- nehmen, als er mir da vormacht, besser beurtheilen kann." Parren ging; aber Boje ließ sich die Sache durch den Kopf gehen und entschloß sich, es noch einmal mit dem Drews zu wagen. Er rief ihn und sagte: „Da ist das Geld, was er ver- langt. Seine Handschrift verlange ich nicht, denn er hat doch nichts weiter zu ver- schreiben, als seine Ehrlichkeit." Parren aber wollte zuerst nur 100 Thaler leihen und ließ die anderen liegen. Er fing nun sogleich an auf einer seiner Fennen zu pütten (tiefgraben); alle Nachbarn konnten nicht begreifen, was er beginnen wollte, und schüttelten die Köpfe. Er fuhr ungestört fort und besäete seine Fenne mit Weizen. So schönen Weizen hatten die Nachbarn noch nicht gesehen und bekamen fast schon Lust zur Nachahmung; doch es blieb dabei. Parren verfuhr nun mit einer anderen Fenne auf gleiche Weise und löste aus dem Ertrage so viel, daß er nicht nur seine Wirthschaft verbesiern, sondern auch die geliehenen 100 Thaler dem Boje zurückgeben konnte. Freudig ging er mit dem Gelde und den Zinsen zu ihm, reichte ihm sogleich beide Beutel dar und sagte mit Freudenthränen in den Augen, „Gott ist mit meinem Vorhaben gewesen, Herr Boje. Hier in diesem Beutel ist das Kapital, in diesem sind die Zinsen, den schuldigen Dank lassen Sie in meinem Herzen wohl aufbewahrt bleiben." Hier traten beiden Freudenthränen in die Augen, und sie sahen sich stillschweigend einer den andern an. Zuletzt drückte Boje den Beutel mit den Zinsen dem Parren wieder in die Hand und sagte: „Nein, mein Freund!

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 475

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
475 tagen, und der König war im Begriff sich zurückzuziehen, als die Friesen vor seinem Lager erschienen. Mit Zurücklassung aller Beute und in der größten Unordnung wich der König mit dem Heere zurück, um sich auf seinen Fahrzeugen einzuschiffen. Aber eben war die Zeit der niedrigsten Ebbe, und die Schiffe saßen auf dem Grunde. Da eilte der König weiter auf dem Deiche nordwärts, um den Ueber gang über die Eider zu gewinnen. Aber schon hatten die Friesen den Milder- dämm, der durch die Niederung ging, welche Eidersted mit dem /-estlande verband, besetzt, als das Heer des Königs vor demselben in der größten Unordnung an- langte. Das ganze Heer tvard vernichtet, und ein edler, freier Friese, ein Wagen- zimmermann aus Pelworm, Wessel Hummer genannt, spaltete dem flüchtigen Könige mit seiner Streitaxt das Haupt. Das geschah am 29. Juni 1252. Die Leiche des Brudermörders und die seiner Gefährten blieben auf dem Schlachtfelde unbeerdigt liegen zum Fraße für Wölfe und Raben. 10. Gerhard der Große. Nach Adolf's Tode hatten seine Nachkommen das Land unter sich getheilt und hielten Hof zu Kiel und Segeberg, zu Ploen und Rendsburg. Weil sie aber große Feindschaften gegen einander hegten, waren sie auch nicht mehr so gefürchtet wie früher und mußten wiederholt ihre alten Feinde, die Könige von Dänemark, als Schiedsrichter herbeirufen. Diese gewannen immer mehr Macht und hatten schon Lübeck wieder ihrer Herrschaft Unterthan gemacht. Da war es der junge Graf Gerhard von Rendsburg, der sein Haus und sein Land durch gewaltige Kriegsthaten wieder zu neuer Macht und neuem Ansetzn brachte. Bon ihm wird erzählt, daß er anfangs kein Schloß und kein Eigenthum als einige Windhunde gehabt und zu Rendsburg auf einem Kornspeicher gewohnt habe, bis Hartwich Reventlow, ein aus Ditmarsen vertriebener Ritter, ihn der Dürftigkeit entrissen und mit Waffen und Pferden ausgerüstet habe, mit denen er sich dann wider seine Stammvettern eine Herrschaft erkämpfte. Im Bunde mit seinem Vetter Johann dem Milden von Ploen suchteer, von Ehrgeiz getrieben, seine übrigen Verwandten ihrer Länder zu berauben. Der eine ward aus einem Fenster seines Schlosses zu Kiel in den Burggraben geworfen, ein anderer auf seiner Burg zu Segeberg des Nachts im Bette von Reventlow erschlagen. Selbst der alte Graf Johann, der so seine beiden Söhne verloren hatte, ward überfallen und gefangen hinwegge- führt und auf seinem Schlosse zu Kiel bewacht. All' ihr Land theilten die Sieger unter sich. Da erhoben sich ihr Vetter, Adolf von Schauenburg, und andere Fürsten und gedachten, von den Ditmarsen unterstützt, Gerhard wegen der schweren Gewaltthaten zu strafen. Weil die Fürsten aber einzeln angriffen, wurden sie von Gerhard leicht überwältigt und gefangen hinweggeführt. Nur die Ditmarsen drangen siegreich bis Kiel und Bornhövd vor. Als sie aber mit großer Beute beladen in ihr Land zurückkehren wollten, wurden sie von Gerhard überfallen und mußten ihm alle ihre Beute preisgeben. „Da wuchs dem jungen Grafen immer mehr sein Gut und es wuchs ihm auch der Muth von dem Streite" und er beschloß, einen Rachezug gegen die Ditmarsen zu unternehmen. Mit vielen adeligen Herren zog er aus und schlug die Ditmarsen zweimal im Streite. Die, welche entflohen, eilten in die Kirche von Oldenwöhrden. Als die Holsten sich nun davor legten und Feuer heranbrachten, baten sie um Gnade und wollten des Grafen getreue Unterthanen sein. Der aber wollte ihnen kein Gehör geben und ließ das Feuer stärker anfachen. Als nun schon das geschmolzene Blei des Kirchendaches auf sie herunterträufelte, wollten die Ditmarsen das alleräußerste wa^en: sie brachen aus der Kirche hervor, stürzten sich auf die sorglos zerstreuten Feinde und erschlugen ihrer so viele, daß sie im Blute wateten. Wie nun Gerhard sich in Traurigkeit mit seinen Haufen zurückziehen wollte, fand er die engen Wege der Marschen besetzt, so daß bier noch viele Edle den Tod durch die Hand der Bauern erlitten. Als Gerhard nun erkannte, daß er die tapferen Bewohner der Marschen nicht zu unterwerfen vermöchte, beschloß er, alle Zwietracht mit ihnen 31 *
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