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1. Geschichte des Altertums - S. 40

1889 - Wiesbaden : Kunze
40 Erster Abschnitt. Geschlecht unter diesen waren die Achämen iden, die dem Volke seine Könige gaben. Die Perser standen lange unter medischer Herrschaft. Als aber die kriegerische Kraft der Meder erschlaffte, rief sie Cyrus, der Sohn des persischen Unterkönigs Kampfes, zum Befreiungskämpfe gegen die Meder auf und wurde der Gründer des Perserreiches, das unter seiner kühnen und kraftvollen Regierung sich zur ersten Weltmacht in Vorderasien emporschwang. Die Thaten dieses größten aller Könige des Orients sind von der Sage reich umwoben; mehrere derselben verknüpfen sogar seine Herkunft mit dem Mederkönig Astyages und machen ihn nach Herodots Erzählung zum Enkel desselben. Astyagcs hatte nach dieser Erzählung eine Tochter Namens Män-d ane. Einst träumte dem König, seine Tochter verschütte soviel Wasser, daß ganz Asien davon überschwemmt werde. Die Traumdeuter meinten daraufhin, Mandane werde einen Sohn bekommen, der über ganz Asien herrschen und seinen Großvater verdrängen werde. Darum vermählte Astyages seine Tochter keinem ebenbürtigen Meder sondern einem Manne aus den unterjochten Persern, Kambyses mit Namen. Nach einem Jahre träumte Astyages abermals, aus dem Schoße der Mandane wachse ein Weinstock, der ganz Asien überschatte, und die Magier deuteten den zweiten Traum wie den ersten. Nun ließ Astyages seine Tochter mit ihrem Sohne Cyrus aus Persien zu sich entbieten und den Knaben durch seinen Ratgeber Harpagus aussetzen. Dieser aber gab das Knäblein einem Hirten; derselbe brachte es seiner Frau, und statt es auszusetzen, beschloß er, es aufzuziehen, da er eben den eigenen Sohn durch den Tod verloren hatte. Dem toten Kinde legte man die Kleider des Cyrus an und setzte es aus. Nachdem die Diener des Königs wirklich die Leiche eines Kindes im Gebirge gefunden hatten, glaubte Astyages, sein Enkel sei tot. Cyrus wuchs unter den Hirten kräftig auf. Als Knabe spielte er einmal mit seinen Kameraden das Königsspiel, und er selbst wurde zum König erwählt. Alle gehorchten ihm; nur ein vornehmer Knabe war ungehorsam im Spiele, und Cyrus ließ ihn deshalb züchtigen. Als darauf der Kleine weinend zu seinem Vater lief und ihm seine Not klagte, ging derselbe zu Astyages und erzählte, der Hirtenjunge habe einen freien Medersohn bestrafen lassen. Astyages ließ deshalb den Cyrus und dessen Pflegevater vor sich kommen und forderte Rechenschaft. Doch Cyrus antwortete offen und frei: „Herr, jenem Knaben ist Recht geschehen; ich bin König gewesen und habe ihn für seinen Angehorsam gezüchtigt. Habe ich darum Strafe verdient, wohlan! hier bin ich!" Die kecke Antwort, die ähnlichen Gesichtszüge und das übereinstimmende Alter brachten mit dem Geständnisse des Hirten die wirkliche Herkunft Les Cyrus an den Tag. Da die Magier aber erklärten, der Traum des Königs sei in Erfüllung gegangen, weil Cyrus im Spiele König gewesen sei, so gab sich Astyages zufrieden und nahm seinen Enkel in Gnaden wieder an. Den Harpagus jedoch strafte er grausam, weil er den Befehl des Königs so schlecht

2. Geschichte des Altertums - S. 80

1889 - Wiesbaden : Kunze
80 Zweiter Abschnitt. Erster Zeitraum. bestrafte Vergehen gegen die Religion und das Völkerrecht. Die Ausführung der Bundesbeschlüsse und Beaufsichtigung des Heiligtums war einem Bundesrate übertragen. Die vorgeschichtliche Zeit des griechischen Volkes ist mit mancherlei Sagen erfüllt, die sich teils an einzelne Heldengestalten (Heroen) anschließen, teils zu Sagenkreisen verbunden sind, deren Mittelpunkt eine Unternehmung bildet, bei der eine Reihe von Helden sich auszeichnet. Diese Helden stattete die Sage mit den Tugenden aus, welche das Griechenvolk hochhielt. Bald kämpfen die Helden, um wilde Tiere auszurotten, die Schwachen und Bedrängten zu schützen; bald ziehen sie freiwillig auf Abenteuer aus, und die Sage verherrlicht sie nicht bloß durch Ruhm, sondern zum Teil auch durch götterähnliche Verehrung nach ihrem Tode. Die beiden hervorragendsten Griechenstämme haben ihre besonderen Stammeshelden, um die sich ihre Sagen schließen, die Dorer den Herakles, die Ionier den T h e s e u s. Berühmte Sagenkreise bilden außerdem: der theba-nische Sagenkreis, der Argonautenzug, die Sagen vom Sänger Orpheus und der trojanische Krieg. Herakles (lateinisch Herkules) war der Sohn des Zeus und der Alk-mene, der Gemahlin des von Tiryns nach Theben vertriebenen Königs Amphi-trion. Herakles wurde von Jugend auf von Hera, der Gemahlin des Zeus, mit leidenschaftlichem Hasse verfolgt, weil diese aus Alkmene eifersüchtig war. Schon bei seiner Geburt zeigte sie sich feindselig. Zeus hatte ihr nämlich geschworen, daß der Knabe, der an einem bestimmten Tage geboren werde, die Herrschaft über alle Umwohnenden erhalten solle. Allein nicht Herakles, wie Zeus gehofft hatte, sondern Enr/stheus erblickte auf Heras Gebot das Licht der Welt und wurde somit Herr und Gebieter auch des Herakles, welcher später geboren wurde. Zeus entschädigte darauf seinen Sohn dadurch, daß er ihm Unsterblichkeit verlieh. In seiner Jugend. Schon im zartesten Alter zeigte Herakles feine göttliche Abstammung. Hera sandte nämlich zwei Schlangen aus, welche das Kind töten sollten. Sobald Herakles sie jedoch erblickte, ergriff er sie lächelnd und erwürgte sie, während sein Bruder weinte und laut aufschrie. In allen Künsten sorgsam unterrichtet, bildete Herakles seine Fähigkeiten rasch und vortrefflich aus; doch legte er schon frühe eine außerordentliche Heftigkeit an den Tag, welche ihn einst so hinriß, daß er seinen Lehrer Linos mit der Lyra erschlug. Dafür wurde er aufs Land geschickt und ihm die Aufsicht über die königlichen Herden übertragen. Lim Scheidewege. Während er einst die Herde hütend aus einem 1. Die Heraklessagen. 12118870 B-36c

3. Geschichte des Altertums - S. 153

1889 - Wiesbaden : Kunze
24. Spartas Vorherrschaft. 153 nichts weiß." Und doch hatte ihn das Orakel zu Delphi den weisesten aller Menschen genannt. Sein Ende. Seine freimütige Lehre und in noch höherem Grade die Erfolge seiner Lehrweise hatten ihm Feinde und Neider zugezogen. Der große Haufen stellte ihn ohnedies mit den Sophisten in eine Linie, und so nahm man gern die gegen ihn gerichtete Anklage auf, daß er die vaterländischen Götter verachte und die Jugend verderbe. Der 70jährige Greis verteidigte sich selbst, verwies die Richter auf seine Schüler und zeigte, wie er sein ganzes Leben der Verbreitung der Wahrheit gewidmet habe. Allein obwohl er nachgewiesen hatte, daß die Anklage unwahr sei, wurde er doch mit geringer Stimmenmehrheit zum Schierlingsbecher verurteilt. Er murrte nicht über sein Schicksal, sondern freute sich, in der Unterwelt zu besseren Richtern und zu den gepriesenen Helden der Vorzeit zu kommen. Dreißig Tage mußte er noch bis zur Vollziehung des harten Spruches warten; denn das heilige Schiff, welches seit Theseus jährlich nach Delos gesandt wurde, um dem Apollo die versprochenen Opfer darzubringen, war noch nicht zurückgekehrt, und so lange dasselbe abwesend war, durfte in Athen kein Todesurteil vollzogen werden. Seine Schüler kamen täglich zu ihm, Kriton bestach sogar den Kerkermeister und suchte Sokrates zur Flucht zu bewegen; aber Sokrates war von der Wahrheit seiner Lehre so überzeugt, daß er für sie sein Leben lassen wollte und äußerte, ein braver Bürger müsse in allen Fällen sich den Gesetzen des Staates unterwerfen. So rückte allmählich sein Todestag heran. Seine Schüler waren im Gefängnis um ihn versammelt, und er redete in ergreifender Weise zu ihnen über die Unsterblichkeit der Seele. Dann trank er gegen Abend den Giftbecher. Als ihm die Glieder schwer wurden, begab er sich auf sein Lager; doch nach kurzer Zeit richtete er sich noch einmal auf und sprach, um damit anzudeuten, daß der Tod Genesung bringe, zu Kriton: „Ich bin dem Äskulap (dem Gott der Ärzte) einen Hahn schuldig; vergiß nicht, ihm denselben zu opfern." Hierauf hüllte er sich in seinen Mantel und verschied im 71. Jahre seines Lebens 399. §. 24. Spartas üoclieccfchaff. Griechenland Hatte nach Beendigung des peloponnesischen Krieges die ersehnte Ruhe nicht gesunden. Nach Athens Fall war Sparta wieder zur Hegemonie gelangt. Auf seine Veranlassung wurden die demokratischen Verfassungen überall, wo sie noch bestanden, aufgehoben und aristokratische Staatseinrichtungen getroffen, durch welche die

4. Geschichte des Altertums - S. 154

1889 - Wiesbaden : Kunze
154 Zweiter Abschnitt. Zweiter Zeitraum. Regierung in die Hand einzelner Männer kam, die unter spartanischem Schutz tyrannische Herrschaften führten. Die Schreckensherrschaft in Athen 404—403. In Athen rissen die eingesetzten dreißig Tyrannen, Kritias und Thera-m e n e s an der Spitze, alle Gewalt an sich und regierten mit Härte und Grausamkeit. Alle wichtigen Ämter wurden mit Anhängern ihrer Partei besetzt und die Bürger bis auf dreitausend zuverlässige Genossen entwaffnet. Viele Anhänger der Volkspartei wurden ihrer Güter beraubt, verfolgt, verbannt, die Führer derselben hingerichtet. Als die Dreißig über dieser Tyrannei selbst unter einander in Zwiespalt gerieten und Theramenes zur Mäßigung riet, setzte es Kritias durch, daß er den Giftbecher leeren mußte und alle Demokraten aus Athen verwiesen wurden. Die Flüchtlinge und Vertriebenen sammelten sich in Theben, wo sie Schutz fanden, obgleich Sparta ihre Auslieferung forderte. Als die Schar hinreichend erstarkt war, brach sie unter Führung des Thrasybülos zur Befreiung ihrer Vaterstadt auf; im Verein mit den Demokraten von Piräus besiegten sie 403 die Tyrannen; Kritias fiel, und nun zog die Volkspartei wieder in Athen ein. .Der Spartanerkönig Pausanias schloß Frieden mit ihnen, und die solonische Verfassung wurde so wieder hergestellt, wie sie unter Perikles bestanden hatte. In die Begnadigung wurden alle bis auf die Tyrannen eingeschlossen. Der Rückzug der Zehntausend unter Tenophon 400. Sparta hatte vermittelst feiner Flotte sowohl die Inseln des ägäischen Meeres als auch die kleinasiatischen Kolonien in Abhängigkeit gebracht und war von den benachbarten Persern darin nicht gestört worden. Als persischer Statthalter herrschte damals in Kleinasien Cyrus, ein jüngerer Bruder des Perserkönigs Artaxerxes Ii. Mnemon (§• 7, 2). Da das Perserreich sich in einem äußerst zerrütteten Zustande befand und die Statthalter in den Provinzen nach Willkür schalteten, beschloß Cyrus, seinen Bruder zu stürzen und sich selbst des Thrones zu bemächtigen. Er verstärkte sein Heer, unterstützt von den Spartanern, durch 14000 Mann griechische Söldnertruppen unter Führung des Spartaners Klearchos und gelangte bis zum Euphrat, wo es bei Kunäxa 401 v. Chr. zur Schlacht kam. Die Griechen blieben auf ihrem Flügel zwar Sieger, aber Cyrus fiel, und der persische Teil seines Heeres ergriff die Flucht. Der Statt- halter Tissaphernes schloß nun einen Vertrag mit den 10000 übrig gebliebenen Griechen, durch welchen ihnen freier Abzug gestattet wurde; er lockte dann aber die Führer in sein Lager, ließ sie ergreifen

5. Geschichte des Altertums - S. 207

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 32, 2. Romulus als erster König u. die älteste Staatsverfassung. 207 Herrschaft der Könige auf sieben Hügel aus, welche folgende Namen führen: Capitolinus, Palatinus, Aventinus, Quirinalis, Viminalis, Esquilinus und Cälius. Die Erbauung der Stadt setzt man gewöhnlich in das Jahr 753 v. Chr.; die Römer feierten in späterer Zeit den 21. April als ihren Gründungstag. 2. Romulus als erster König und die älteste Staatsverfafsung. Romulus 763—716. Die ersten Bewohner der Stadt Rom bildeten, wie Traditionen und Sage weiter berichten, teils die Gefährten des Romulus und Remus, teils ausgewanderte Bürger aus Albalonga. Um die Zahl seiner Bürger zu vermehren, erklärte Romulus seine Stadt zu einem Schutzort (Asyl) für alle Leute, welche ihre Heimat meiden mußten. Auf diese Weise siedelten aus den benachbarten Städten und Ländern viele Leute, Freie und Sklaven, Gute und Böse, nach Rom über. Aber den Bürgern der neuen Stadt fehlte es an Frauen, und da die benachbarten Völker keine Lust zeigten, ihnen ihre Töchter zu geben, so ersann Romulus eine List. Er veranstaltete zu Ehren des Neptun feierliche Spiele und lud die Nachbarn zu denselben ein. Diese kamen auch mit Weib und Kind und ahnten nichts Böses; insbesondere sollen viele Sabiner erschienen sein. Kaum hatten die Spiele begonnen, so brachen auf ein Zeichen des Romulus die Bürger Roms hervor und raubten an 700 Jungfrauen, welche zu den Spielen gekommen waren. Die Geraubten ließen sich von den römischen Männern bald besänftigen; aber ihre Eltern ergriffen bestürzt die Flucht, schrieen laut über die Verletzung des Gastrechts und riefen den Neptun zum Rächer der erlittenen Schmach an. Zuerst erschienen die benachbarten Latiner nach einander mit Heeren vor Rom, wurden aber von Romulus geschlagen und auf den Antrag der Hersilia, einer geraubten La-tmerm und Gemahlin des Romulus, als Bürger Roms in die Stadt aufgenommen. Schlimmer wurde der Kampf, als die Sabiner (Titier) vor Rom anlangten. Durch List eroberte ihr König Ti tu s Tatius der Sage nach die römische Burg, welche auf dem kapitolischen Hügel lag. Als nämlich Tarpeja, die Tochter des römischen Befehlshabers in der Burg, Wasser holen wollte, fiel sie den Sabinern in die Hände. Nach vielen Bitten ließ sich die Jungfrau bewegen, ihnen die Burg zu überliefern, wenn sie ihr das gäben, was sie am linken Arme trügen; sie deutete dabei auf die goldenen Armringe der Feinde. Die Sabiner versprachen dies. Als sie aber in der Burg waren^

6. Geschichte des Altertums - S. 213

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 33,2. Der 5. und 6. König und die Änderung der römischen Verfassung. 213 zugleichen, und die Sicherheit des Staates dadurch zu erhöhen. Tul-lius machte deshalb das Wahlrecht und den Heeresdienst nicht mehr von der Herkunft sondern von dem Vermögen abhängig, sodaß jeder freie Einwohner zur Teilnahme an der Staatsregierung gelangen konnte. Rom wurde in 4 städtische und 26 ländliche Bezirke (Tribus) und die gesamte Bevölkerung in fünf Vermögensklassen eingeteilt. Die zur 1. Klasse Gehörigen mußten wenigstens 100 000 Aß (ungefähr 7800 M.), die der 2. Klasse 75 000, die der 3. Klasse 50 000, die der 4. Klasse 25 000, die der 5. Klasse 12 500 Aß im Vermögen haben. Diejenigen Einwohner, deren Besitz die Höhe der 5. Klasse nicht erreichte, hießen Proletarier und waren weder zu Steuern noch zum Kriegsdienst verpflichtet. Nach den 5 Vermögensklassen war auch der Heeresdienst geordnet. Die gesamte Bewohnerschaft war in 193 Centurien (Abteilungen) eingeteilt, von welchen 18 die Reiter oder Ritter und 175 das Fußvolk enthielten. Auf die 1. Vermögensklasse kamen 18 Centurien Reiter und 80 Centurien Fußvolk; auf die 2., 3. und 4. Klasse je 20, auf die 5. Klasse 30 Centurien; aus die Werkleute und Spielleute, welche dem Heere beigegeben waren, kamen je 2; die Proletarier bildeten zusammen eine Centurie. In den Volksversammlungen hatte jede Centurie eine Stimme; die erste Klasse hatte deshalb, wenn die Centurien derselben einig waren, stets die Entscheidung in den Händen. Jeder Bürger war vom 17.—40. Jahr zum Kriegsdienst im Felde, vom 40.—60. Jahre zum Besatzungsdienst in den Städten verpflichtet. Da der Besitz wechselte, so wurde alle fünf Jahre eine neue Vermögensab-schätzung (ein Census) vorgenommen. Servius Tullius hatte aber durch diese Verfassungsänderung so sehr den Haß der Patrizier aus sich geladen, daß eine Verschwörung gegen ihn entstand, infolge deren er von feinem eigenen Schwiegersohn, Tarquinius Supsrbus, gestürzt und ermordet wurde. Die Sage berichtet darüber in folgender Weise: In seiner Familie hatte der gute König viel Kummer; er besaß keine Söhne sondern nur zwei Töchter, die beide Tullia hießen. Die eine war eine fromme, sanfte und edle Jungfrau, ihre Schwester dagegen war ungestüm, leidenschaftlich und herrschsüchtig. Beide vermählte Servius zwei ihnen ähnlichen Männern, den Söhnen des erschlagenen Königs Tarquinius Priscus, und zwar gab er die sanfte Tullia dem herrschsüchtigen Lucius, die ungestüme Schwester dem gutmütigen Ar uns. Allein die Hoffnung des Vaters, die heftigen Gemüter durch die Verbindung mit einem sanfteren zu mildern, schlug fehl: die leidenschaftliche Tullia tötete ihren Gemahl und Tulius seine Gemahlin, worauf sich beide mit einander vermählten. Dem herrschsüchtigen Ehepaar regierte nun der greise Servius

7. Geschichte des Altertums - S. 235

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 39. Der erste punische Krieg 264—241. 235 §. Z9. Der erste punifdie Krieg 264—241. Karthago. An der Küste von Tunis in Nordafrika war um 850 v. Chr. durch die lyrische Königin Dido die Stadt Karthago gegründet worden, deren Bewohner als phönizische Kolonisten auch Pöni oder Punter genannt wurden. Die günstig am Meere gelegene Kolonie blühte durch ausgedehnten Handel zur See rasch auf, machte sich von dem Mutterlande unabhängig und erweiterte durch glückliche Kriege ihre Herrschaft über die Nachbarschaft, über das Mittelmeer und die westlichen Inseln desselben. Uber die Gründung Karthagos erzählt die Sage: Dido war die Schwester des Königs Pygmalion zu Tyrus in Phönizien. Dieser tötete ihren Gemahl Sichäns aus Habsucht, worauf Dido mit ihren Schätzen heimlich das Land verließ und zu Schiffe nach Westen fuhr. Sie landete an der Küste von Tunis in Afrika und bat die Bewohner daselbst, ihr so viel Land abzutreten, als sie mit einer Kuhhaut umspannen könne. Als ihr dieses zugestanden worden war, schnitt sie die Kuhhaut in schmale Streifen und umspannte damit eine große Strecke des Küstenlandes, auf welchem sie 880 Karthago gründete. Die Verfassung Karthagos war eine aristokratische. Der Staat wurde von dem kleinen Rat (Synedrium) geleitet, der aus dreißig lebenslänglichen Mitgliedern des höchsten Adelsstandes gebildet war, wovon zwei, die Suffeten, den Vorsitz führten. Daneben bestand der große Rat, welcher aus hundert Mitgliedern zusammengesetzt war, die aus der Klasse der Reichen jährlich hervorgingen und mit der Überwachung der Gesetze betraut waren. Die Religion der Karthager war der phönizischen verwandt. Ihr Streben war auf Reichtum und Genuß gerichtet; ihr Charakter nach dem Urteil der Römer ein Gemisch von Habsucht und Härte, Treulosigkeit und Grausamkeit. Das Bestreben, die im Westen bereits besetzte fruchtbare Insel Sizilien ganz unter die karthagische Herrschaft zu bringen, verwickelte Karthago zunächst in einen langjährigen Kampf mit Syrakus- Syrakus war damals die bedeutendste der griechischen Kolonien aus der Insel. Von den Korinthern 435 gegründet, hatte sich diese Stadt ähnlich wie Karthago durch umfangreichen Seehandel zu großer Macht aufgeschwungen. Aber in dem Kampf mit Karthago um den Besitz Siziliens war ihr das Glück zeitweise abhold, zumal auch unter ihrer eigenen Bürgerschaft Streitigkeiten ausbrachen, in welchen es einzelnen kühnen Männern gelang, als Tyrannen die Staatsgewalt an sich zu reißen. Der Tyrann G e l o n besiegte die Karthager zwar bei Himera 480, mußte sie aber in ihrem Besitz belassen. Als

8. Geschichte des Altertums - S. 251

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 42. Der dritte finnische Krieg. Kämpfe in Spanien. 251 §. 42. Der rfritfe puiiiftfie Krieg 149—146. "" ." in Spanten 148—1zi. Karthago war während eines fünfzigjährigen Friedens durch Ackerbau und Handel wieder zu Wohlstand gelangt. Dieses Wiederaufblühen der einst gefürchteten Nebenbuhlerin konnte den neidischen Blicken der argwöhnischen Römer nicht entgehen; es gab daher in Rom bereits eine Partei, welche die gänzliche Zerstörung Karthagos forderte. An der Spitze derselben stand der alte, sittenstrenge Cato, der seine Reden, die er in dem römischen Senate hielt, gewöhnlich mit den Worten schloß: „Dies ist meine Ansicht und außerdem noch, daß Karthago zerstört werden muß." Einst zeigte er im Senate Feigen, welche wenige Tage zuvor in Karthago gepflückt waren, mit den Worten: „Seht, so wunderschöne Früchte trägt dieses Land, und so nahe sind wir demselben." Karthago hatte bei dem Friedensschlüsse mit Rom 201 versprechen müssen, dem Numidierkönig M a s i n i s s a alles Land zurückzugeben, was dessen Vorfahren einst besessen hatten. Da dieser aber die Ohnmacht der Karthager und ihre Beschränkung in der Kriegführung durch die Römer kannte, so stellte er immer neue Gebietsforderungen. Als er nun gar ein fruchtbares Stück karthagischen Landes besetzte, machten die Karthager von dem Rechte der Notwehr Gebrauch und griffen gegen den übermütigen Nachbar zu den Waffen. Da aber mischten sich die Römer ein; sie erklärten das Vorgehen Karthagos für einen Friedensbruch und sandten von Sizilien aus ein römisches Heer mit einer Kriegserklärung nach Karthago ab. In ihrer Bestürzung schickten die Karthager 30 Senatoren nach Rom, um daselbst die Fortdauer des Friedens zu erwirken. Aber nur mit Mühe erhielten sie Zutritt bei dem römischen Senat, welcher ihnen endlich erklärte, sie sollten Verfassung, Freiheit und Eigentum behalten, wenn sie 300 Geiseln stellten und die Befehle der Konsuln vollzögen. Die Karthager willigten in diese Forderungen ein, schickten 300 Knaben aus den vornehmsten Familien als Geiseln nach Rom und baten dann die Konsuln um die weiteren Bedingungen. Kalt wurde ihnen erwidert: „Ihr steht unter Roms Schutz; wohlan, übergebt uns Eure Waffen und Wurfmaschinen." Kummervollen Herzens wurde auch diese harte Forderung erfüllt. Nachdem sich die Karthager soweit in die Hände Roms gegeben hatten, sollten sie die letzte Forderung vernehmen; sie lautete: die Bewohner Karthagos sollten ihre Stadt niederreißen und sich zwei Meilen weit vom Meere ansiedeln. Das war unerhört. Von Verzweiflung ge- 4595

9. Geschichte des Altertums - S. 259

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 45. Cajus Marius rettet Roms Ehre und Freiheit. 259 Cornelia lebte fortan einsam auf ihrem Landgute. Ihr Ansehen war aber selbst im Auslande so bedeutend, daß fremde Gesandten sie aufsuchten und ihr Geschenke überreichten. Ohne Thränen sprach sie von dem Streben und dem Tode ihrer Söhne, wie man von Helden der Vorwelt erzählt, und rühmte laut, daß das in Erfüllung gegangen sei, was sie einst gewünscht. So oft sich Cornelia öffentlich zeigte, scharte sich das Volk ehrerbietig um die würdige Matrone, und einer sagte dem andern: „Siehe, das ist die Mutter der Gracchen!" §• 45. Eajiis Marius rettet Horns iuce ums jpreifteit. Der Krieg gegen Jugurtha 112 — 106 v. Chr. Ein erschreckendes Bild der unter den Optimalen herrschenden Verdorbenheit und Bestechlichkeit giebt der jugurthinische Krieg. Masinissas Sohn Micipfa, König von Numidien, hatte zwei Söhne, den Hiempsal und Adherbal, und einen Neffen und Adoptivsohn, Iu-gurtha, ein Enkel des Masinissa von mütterlicher Seite. Dieser, ein frecher und boshafter Jüngling, hatte mit seinen Vettern das Reich Micipsas geteilt, aber, unzufrieden mit seinem Lose, beide 112 v. Chr. ermordet und sich in den Besitz von ganz Numidien gesetzt. Seine Gesandten wußten durch reichliche Goldspenden den Zorn und Unwillen der römischen Senatoren über seine Frevelthaten zu beschwichtigen; allein die Volkstribunen rügten laut, wie die Bestechlichkeit des Senates die Ehre des römischen Volkes beschimpfe, und setzten eine Kriegserklärung gegen den Thronräuber und Verwandtenmörder durch. Doch der römische Konsul Calpurnius Piso ließ sich abermals erkaufen: Jugurtha ergab sich zum Schein und erhielt Verzeihung. Nun enthüllten aber die Volkstribunen den schändlichen Hergang und setzten den Beschluß durch, daß Jugurtha zur Verantwortung nach Rom gefordert werden sollte. Er erschien und hatte die unerhörte Frechheit, sogar in der Stadt Rom unter den Augen des römischen Volkes seinen letzten Anverwandten zu ermorden. Das war zu arg. Sofort mußte der Mörder Rom verlassen und nach Afrika zurückkehren. Der Krieg begann; aber die früheren Bestechungen wiederholten sich. Der römische Konsul Albinus unterließ jede feindliche Unternehmung, bis er mit seinem Heere eingeschlossen, durch das Joch geschickt und zu einem schmählichen Frieden gezwungen wurde. Dieser Schimpf erzürnte die Römer aufs äußerste. Jetzt wurde Cäcilius Metellus an die Spitze des römischen Heeres gestellt. Er besiegte den Jugurtha 109, sodaß dieser bei seinem Schwiegervater, dem König Boechus von Mauretanien im Westen

10. Geschichte des Altertums - S. 267

1889 - Wiesbaden : Kunze
47. Cnejus Pompejus. 267 zum Hohenpriester und tributpflichtigen Regenten einsetzte (§. 9, 2). Nun ordnete er die Verhältnisse in Vorderasien. Pontus und Syrien mit Phönizien wurden römische Provinzen, der Bosporus, Großarmenien, Kappadocien und Galatien wie Palästina römische Lehens-sürstentümer. Im Jahre 61 trat er mit seinem beutebeladenen Heere den Rückweg nach Rom an, um seine Einrichtungen von dem Senate bestätigen zu lassen. Hier angekommen, feierte er wegen seiner Siege in drei Weltteilen, in welchen er 15 Reiche und 400 Städte unterworfen hatte, einen dreifachen Triumph und legte 20 000 Talente (ungefähr 90 Millionen Mark) in den Staatsschatz nieder. Unterdrückung der catilinarischen Verschwörung 63. In Abwesenheit des Pompejus war der römische Staat durch die Wachsamkeit des Konsuls Marcus Tullius Cicero, des berühmtesten Redners Roms, einer großen Gefahr entgangen. Cicero war 106 zu Arpinum geboren und entstammte einem plebejischen, aber wohlhabenden Rittergeschlechte. Er hatte sich in Athen und Rhodus mit griechischer Wissenschaft und Philosophie befaßt und zum Redner ausgebildet. Dann war er in Rom in Prozessen als Verteidiger ausgetreten. Nachdem er in Sizilien Quästor gewesen war, klagte er 70 den Prätor Verres von Sizilien des Raubes und Betrugs an. Durch Talent, Rechtsgefühl und Bürgertugend ausgezeichnet, erlangte er, obgleich er ein Unadeliger (homo novus) war, das Konsulat, während sein Mitbewerber, der aus einer vornehmen und angesehenen Familie entsprossene Lucius Sergius Catilina nicht die nötige Stimmenzahl erhielt. Catilina hatte als Statthalter in Afrika durch große Gelderpressungen und bei seinen Mitbürgern durch ein lasterhaftes Leben und große Schuldenlast das Vertrauen verloren; aus Rache stiftete er jetzt mit herabgekommenen Menschen aller Stände eine Verschwörung an, einerseits um sich zum Herrn des Staats zu machen, andererseits um die Schuldbücher zu vernichten und die Wohlhabenden zu plündern. Der heillose Bund beabsichtigte, die Stadt anzuzünden, die Konsuln zu ermorden und die allgemeine Verwirrung zur Erreichung seiner Pläne zu benutzen. Allein der wachsame Konsul Cicero entdeckte das schändliche Vorhaben ; er entlarvte in seinen vier catilinarischen Reden den Verbrecher im Senate, zwang ihn zur Flucht nach Etrurien und setzte die Hinrichtung der eingezogenen Verschworenen durch. Catilina versuchte zwar noch, mit seinen angeworbenen Truppen seine Pläne durchzufechten; allein er fiel, tapfer kämpfend, in der Schlacht
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