3
Erster Abschnitt.
§400 Meilen, ihre Oberfläche enthält 9,288,000 Qna-
Lratmeilen, d. h. 9,288,000 Stücken Landes, welche
eine Meile lang und eine Meile breit sind, würden
auf ihr Raum haben. Welch' eine Größe! Und
doch ist sie klein gegen die Sonne, gegen die zahl-
losen Gestirne, welche wir am Himmel erblicken!
Was muß das für ein Herr seyn, der diese Welten
geschaffen und ihnen Allen ihre Stellung und ihre
Bahnen angewiesen hat!
Mel Es ist das Heil uns rc.
Wie groß, 0 Gott! ist deine Macht! du Herr,
durch den wir leben, wie viel hast du hervorge-
bracht, wie viel auch uns gegeben! Wer überschaut
das Sternenheer? Wer zählt die Welten weit umher?
Wer zählt die Welten alle?
Herr, der du Erd' und Himmel füllst, dein
Allmachtsruf: Es werde! bewirkt im Himmel, was
du willst, bewirkt es auf der Erde. Zu hoch ist
nichts für deine Kraft. Was ist, ist dein, und Alles
schafft dein unerforschter Wille.
Welch' eine Tiefe des Reichthums, beydes der
Weisheit und Erkenntniß Gottes! Rom. n, 33.
Wenn sich eine Kugel fortbewegt, so kann man
sich in derselben eine Linie denken, welche sich nicht
dreht und nur mit der Kugel ihren Platz verändert.
So bewegt sich auch die Achse des Wagens, ohne
sich umzudrehen. Auch in der Erde nimmt man
eine solche Linie an und nennt sie die Erdachse.
Sie ist etwa 1720 Meilen lang. Ihre beyden End-
punkte heißen Pole, Nordpol und Südpol.
Gerade in der Mitte zwischen beyden denkt man
sich um die ganze Erde eine Linie gezogen, welche
Gleicher (Aequator) heißt und die Erde in die
Nördliche und südliche Hälfte theilt. Man nennt ihn
oft auch gerade zu die Linie. Diese beyden Punkte
und den Gleicher zieht man sich auch auf der künst-
lichen Erdkugel (d. Globus).
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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10
Erster Abschnitt.
nennt. Außer dieser Linie seht ihr hier von Nor-
den nach Süden mehre andere Linien gezogen. Sie
heißen Mittagslinien. Eine derselben theilt,
wie hier diese, welche die Kreisflächen auf unserer
Weltcharte einschließt, die Erde in die westliche und
östliche Halste, .und auch sie ist in z6o Theile oder
Grade eingetheilt. Nach diesen beiden Linien be-
stimmt man die Lage eines jeden Ortes auf der
Erde. Man giebt z. B. an, wie viele Grade der-
selbe vom Aequator an nach Norden oder Süden
und wie weit er von der Mittagslinie an nach We-
sten öder Osten liege. Jenes nennt man die nörd-
liche oder südliche Breite, dieses die östliche
oder westliche Lange. Sagt euch nun z. B. Je-
mand, daß eine Stadt unter dem io Grade der
westlichen Länge und den 40 Grade der nördlichen
Breite liege, so zahlt ihr nur an der Mittagslinie
vom Aequator nach Norden zu 40, und am Aequator
von der Hauptmittagslinie nach Westen zu 10 Grade
ab und denkt euch dann von diesen Puncten aus
zwey gerade Linien nach Westen und Norden ge-
zogen, und ihr werdet so leicht den Ort auf der
Charte da finden, wo beyde Linien sich treffen.
Außer diesen Linien seht ihr hier auf der Welt-
charte -auf beyden Seiten des Aequators, nach Nor-
den und Süden zu, noch zwey andere Linien ge-
zogen. Sie sind von dem Aequator 23^ Grad ent-
fernt und heißen Wendekreise, der nach dem
Nordpole zu liegende der Wendekreis des Kreb-
ses, der südliche der Wendekreis des Stein-
bocks. Zwischen diesen und den Polen endlich,
23l Grad von jedem Pole entfernt, seht ihr hier
den nördlichen und südlichen Polarkreis.
Die Wendekreise sowohl, als die Polarkreise sind
überall gleich weit von dem Aequator entfernt. —
Ihr werdet schon in andern Stunden gehört
haben, daß es nicht, überall auf der Erde gleich
warm und gleich kalt ist. Die Lander, welche zwi-
schen den Wendekreisen liegen, sind am heißesten.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
D i e Erde.
9
Ihr habt gewiß schon gesehen, daß man fast
jeden Gegenstand, wie z. V. ein Haus, einen Thurm
it. s. w. in kleinen nachbilden kann. Es geschieht
dieß, damit auch der, welcher den Gegenstand selbst
nicht zu sehen bekommt, sich eine Vorstellung davon
machen könne. Aus demselben Grunde hat man
die Erde in kleinen nachgebildet und die einzelnen
Länder und Meere auf einer kleinen Kugel verzeich-
net. Sie soll ein Bild von der Erde geben und
giebt dieß Bild deutlicher, als eine bloße Charte.
So wie man nämlich ein Haus nicht immer nach-
bildet, sondern meistens nur einen Riß von dem-
selben macht, so hat man auch die Erde auf zwey
Kreisflächen verzeichnet, welche die beyden Hälften
der Erdkugel vorstellen sollen. Man nennt sie W e lt-
charten oder Pl aniglobien. Daß auf densel-
den nicht Alles stehen kann, versteht sich von selbst,
weil sie viele Millionen Mal kleiner sind als die
Erde.
Seht hier eine solche Weltcharte. Hier
ist der eine, dort der andere Pol. Die Weltgegend,
nach diesem Pole zu, heißt Mitternacht oder
Norden; die welche nach diesem Pole zu liegt,
Mittag oder Süden. Wendet ihr euch mit dem
Gesichte nach Norden, so habt ihr zur rechten Hand
Morgen oder Osten, zur linken Hand Abend
oder Westen. Man nennt dieß die vier Weltge-
genden uno sie müßt ihr euch merken, wenn ihr
euch auf der Charte zurecht finden wollt.*)
Die^Linie, welche hier gerade mitten durch die
Weltcharte geht, ist der Gleicher (Aèquator). Er
ist wie jede Kreislinie (und das ist auch diese, wenn
ihr sie euch um eine künstliche Erdkugel gezogen
denkt) eingetheilt in 360 Theile, welche man Grade
*) Wo die Sonne aufgeht ist Morgen, wo sie unter-
geht Abend. Seht ihr nach Morgen, so habt ihr
rechts Süden, links Norden. Alle Ki'-chen sind so
gebauet, daß der Altar nach Morgen, der Thurm nach
Abend zu liegt. —
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
1
Die Erde. X i
Man kennt in ihnen kein Eis, keinen Schnee, sondern
nur eine Regenzeit, welche hier die Stelle des Win-
ters vertritt. Man nennt sie die Lander der heißen
Zone. Kälter schon ist es in den Ländern, welche
zwischen den Wende- und Polarkreisen liegen, in
den beyden gemäßigten Zonen. Die Winter
werden in ihnen um so kalter und länger, je näher
das Land einem der Polarkreise liegt. — Jen-
seits der Polarkreise endlich nach den Polen zu, in
den beyden kalten Zonen, hat man lange Winter
und sehr kurze Sommer, bis zuletzt ganz nahe an
den Polen unermeßliche Eisfelder den Menschen von
allen weitern Vordringen abhalten. An den Pol
selbst ist noch kein Mensch gekommen. — In der
heißen Zone sind die Tage und Nächte fast immer
und überall gleich lang, in den gemäßigten Zonen
hat der längste Tag in Deutschland 164 Stunde,
nahe an den Polarkreise aber geht die Sonne um
Johannis aus mehre Tage gar nicht unter, aber
auch um Weihnachten aus mehre Tage gar nicht
auf. An den Polen selbst endlich dauert der Tag
6 Monat, d. h. die Sonne geht ein ganzes halbes
Jahr lang nicht unter, aber nun auch in
dem ganzen andern Halbjahre nicht auf. Das
Licht des Mondes und der Sterne und das Nord-
licht (s. unten) ersetzen dem Nordländer in dieser
langen Nacht das fehlende Sonnenlicht. — Die ge-
mäßigten Zonen umfassen den größten Theil der
Erde. Wenn man sich nämlich die ganze Ober-
fläche derselben in iooo Theile getheilt.denkt, so
kommen auf die beyden gemäßigten Zonen 520 sol-
cher Theile, auf die heiße 398, auf die beyden kal-
ten nur 82.
Die Oberflache der Erde besteht aus Land
und Wasser. Dieses nimmt bey weitenden größ-
ten Theil ein. Es umgiebt die Länder, durchströmt
sie und sammelt sich in ihnen in Teichen und Seen.
Man nimmt fünf Hauptmeere an; eben so wird das
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: Johannis
Extrahierte Ortsnamen: Wende- Polen Polen Deutschland
151
Zehnte Abtheilung.
Von der Zeitrechnung.
Eintheilung der Zeit.
Die Dauer, worin etwas ist oder geschieht, nennt man
Zeit. Die Zeit dauert oder währt zwar immer fort, aber
man kann sie doch, nach den Veränderungen und Vorfällen,
welche in ihr geschehen, eintheilen, und nach der Dauer ge-
wisser Dinge und Begebenheiten gleichsam messen. Die Zeit
wird vornehmlich durch die Bewegungen der Sterne am
Himmel, besonders durch den Gang und Stand der Sonne
und des Mondes eingetheilt; denn die Bewegungen dieser
Gestirne erfolgen immer auf daö Genaueste in immer gleichen
Zeiträumen.
Welchen Zeitraum wir ein Jahr nennen.
Ein Jahr ist auf unserer Erde verlaufen, wenn sich die-
selbe einmal ganz in ihrem Kreise um die Sonne herum be-
wegt hat; dazu braucht sie 365 Tage und beinahe 6 Stunden.
Die 6 Stunden machen alle 4 Jahre wieder einen Tag,
der hinter den 23. Februar eingeschaltet wird; ein solches
von 366 Tagen nennt man ein Schaltjahr; die andern hei-
ßen gemeine Jahre.
Die Entstehung der Jahreszeiten.
Die verschiedenen Jahreszeiten entstehen von dem Um-
gänge der Erdkugel um die Sonne und der dadurch veränderten
Richtung der verschiedenen Erdgegenden gegen dieselbe. Wenn
die Sonnenstrahlen zur Mittagszeit am schiefsten auf unsere
Erdgegend fallen, so erwärmen sie und am wenigsten und
wir haben alsdann Winter, fallen sie aber mehr senkrecht
herab, so haben sie viel mehr Kraft, die Gegenstände zu er-
wärmen und dann haben wir Sommer. Weil aber dieser
Uebergang von der Kälte zu der Wärme in unsern Gegen-
den nur allmählig geschieht, so haben wir zwischen Som-
mer und Winter ein paar mittlere Jahreszeiten— der Früh-
ling und Herbst.
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190
Inklination nennt. Im mittleren Europa sinkt das nach Norden gerichtete
Ende der Magnetnadel nahe an 70 Grad herab. Dass der Kompass diese
Erscheinung nicht angiebt; wundert euch; denn Mancher von euch hat wohl
einen; — es liegt aber daran, weil bei diesem Instrumente die Magnetnadel nicht
in ihrem Schwerpunkte aufgehängt ist. In der Nähe des Aeqnators befindet sieh
eine Linie, wo die Nadel gar keine Inklination zeigt, Man nennt diese den
magnetischen Aequator. Südlich von ihm neigt sich das nach Süden
gerichtete Ende der Nadel unter den Horizont. Es giebt zwei Punkte der Erde,
an welchen die Nadel sieh senkrecht stellt. Diese Punkte nennt man die Pole
des Erdmagnetismus. Den Nordpol hat der Kapitaln John Ross im Jahre
1801 in 280" östlicher Länge und 70" nördlicher liroite gefunden. Den
südlichen Pol zu erreichen, ist ihm bei einer späteren Expedition nicht gelungen;
seine Lage lässt sieh daher nur vermuthen.
Zu den schlagendsten Beweisen für den Erdmagnetismus gehört auch die
Erfahrung, dass Eisenstäbe, lothrccht aufgehängt und so längere Zeit der freien
Luft ausgesetzt, von selbst magnetisch werden. Daher ist auch nicht zu befremden,
dass allerlei eiserne Geräthc und Werkzeuge, namentlich solche, die durch Reiben,
Stössen, Werfen u. s. w. oft in Erschütterung gerathen, allmählig Eisenfeile
anziehen und magnetische Pole bekommen.
Das Innere der Erde.
Wie es int Innern unserer Erde aussieht, kann Nieinand so eigentlich wisse»,
weil noch Niemand tief genug in das Innere der Erdkörper eingedrungen isi.
Die tiefsten Erdschachte haben höchstens eine Tiefe von 1500 Ellen; dahingegen
die Dikke des Erdkörpers, von seiner Oberflache bis zu seinem Mittelpunkte über
10 Millionen Ellen beträgt.
Dagegen ist die Hohe der Berge, bis zu denen der Mensch hinaufgestiegen
ist, weit beträchtlicher. Die Ortels-Spitze in Tyrol hat eine Hohe von 7000
Elle», und der Chiuiboraffo in Amerika ist noch um etliche tausend Ellen höher;
die höchsten Berge aber findet man auf dem Hymalaha-Gebirge, welches Süd-
Asien von Mittel-Asien scheidet.
Wenn man Alles zusammenfaßt, was man beim Hinabsteigen in tiefe Berg-
schachte und beim Hinaufsteigen auf hohe Berge bemerkt hat, so hat man Alles
beisammen, was wir über den Bau unsers Erdkorpers wissen.
Tief unter der Erdoberfläche auf der wir, wohnen, scheint eö große Höhlen
zu geben, die wohl meistens mit Wasser angefüllt sein mögen. Denn bei großen
Erdbeben, wie sie zuweilen in Asien und auch bei uns in Eurova und Amerika
zugleich waren, hat sich die Erschütterung öfters fast zu nämlicher Zeit über eine
Strekke von mehreren tausend Meilen, z. B. im Jahre 1755 von Lissabon bis
hinüber nach Amerika verbreitet. Viele dieser Höhlen sind auch leer, und man
hat sie untersucht, wie die Muggendorfer Höhlen bei Nürnberg und die Viels-
und Baumannshöhle im Harze; aber das sind nur unbedeutende Höhlen. Man
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: John_Ross
Extrahierte Ortsnamen: Europa Tyrol Amerika Asien Asien Eurova Amerika Lissabon Amerika Nürnberg
196
Strömung des Meeres.
Die bekannteste und merkwürdigste Strömung des Meeres ist diejenige, die
in dem atlantischen und in dem stillen Meere zwischen den Wendekreisen Statt
findet, und welche man deshalb die Requatorströmung genannt hat. Ihre Richtung
geht von Osten nach Westen; im atlantischen Meere also, von der Westküste von
Afrika nach der Ostküste von Brasilien. Ihre Geschwindigkeit ist so groß, daß
ein Schiff, welches bloß der Aequatvrströmung folgte, in einem Tage doch immer
noch zehn Seemeilen zurükklegen würde.
Woher denn diese gewaltige-Strömung? Gewiß von den Passatwinden, die
zwischen den Wendekreisen beständig von Südost und Nordost her wehen; die treiben
die Wogen und mit ihnen die Schiffe immerfort gegen Nordwest oder Südwest. —
Die Hauptsache aber ist der tägliche Umschwung der Erde von Westen nach Osten;
der bringt die Passatwinde hervor und auch die Strömungen des Meeres in der
Nähe des Aeguators.
Die Aeguatorströmung im atlantischen Meere bricht sich an der Ostküste
von Amerika, und es entstehen hier zwei rükkwärts gehende Strömungen; die
eine geht südlich nach dem Kap Horn, die andere nördlich nach der Küste von
Mcriko. Von da wendet sie sich weiter ostwärts und bildet den Golfstrom, dessen
Gewässer sich durch eine schöne blaue Farbe und durch größere Wärme vor dem
übrigen Meerwasser auszeichnen. Weiterhin theilt sich der Golfstrom in mehrere
Arme, und zuletzt gelangen seine Fluthen auf mehreren - Umwegen nach der
Westküste von Afrika zurükk.
Die Zonen.
Die Erde dreht sich iit 24 Stunden ein Mal von Westen nach Osten um
sich selbst. Es kommt aber jedem Menschen so vor, als stehe die Erde unbe-
weglich, und es drehe sich die Sonne von Osten nach Westen um die Erde;
denn kommt sie nicht früh am Morgenhimmel zum Vorschein, und verschwindet
sie nicht am Abend hinter den Bergen, die den Abcndhimmel begrenzen?
Es wird Einem schwer, an die Umdrehung der Erde zu glauben, weil von
der Bewegung der Erde doch gar Nichts zu merken ist, und weil man doch
deutlich zu sehen glaubt, wie Sonne, Mond und Sterne sich von Morgen gegen
Abend um die Erde drehen. Aber in solchen Dingen kann der Schein leicht
trügen. Das Leben giebt ja mancherlei Beispiele hierzu. I. B. Man sitzt in
einem Kahne, der sanft übers Wasser gleitet, und sieht nur auf die am Ufer
stehenden Bäume, Häuser u. s. w.; ist es da nicht Jedem, als liefen die Bäume,
Häuser u. s. w. vorüber? Gerade so ist es auch mit der Umdrehung der Erde;
sie ist nicht zu merken, weil sie vollkommen gleichförmig und ohne Anstoß
geschieht, und deshalb glaubt Jeder, es drehe sich der ganze Himmel mit Sonne,
Mond und allen Sternen i» 24 Stunden um unsere kleine Erde herum.
Wenn eine Kugel sich in immer gleicher Richtung umdreht, so bleibt nur
die Are, d. i. die Umdrehungslinie der Kugel, in beständiger Ruhe; alle andern
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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Extrahierte Personennamen: Mcriko
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Brasilien Nordost Nordwest Amerika Afrika
198
grenzen also aneinander die Orte der Erde, denen die Sonne noch aufgeht, an
diejenigen, welche den ganzen Tag lang die Sonne gar nicht mehr zu sehen
, bekommen.
Alle die Leute, die zwischen den beiden Wendekreisen wohnen, sehen die Sonne
zwei Mal im Jahre in ihrem Scheitelpunkte, und sie steht ihnen auch sonst
niemals sehr niedrig. Darum ist es auch zwischen den beiden Wendekreisen viel
heißer, als in unseren Gegenden, und die Hitze würde noch weit größer sein,
wenn dort die Tage eben so lang wären, als sie im Sommer bei uns sind. Aber
unter dem Aeguator sind Tag und Nacht beständig gleich. Weiter gegen Süden
und Norden sind zwar Tag und Nacht nicht immer gleich; aber der Unterschied
ist doch nicht so beträchtlich; da kühlet in den langen Nächten die Hitze deü Tages
sich um ein Merkliches ab, und macht, daß die Leute sich von der Tageshitze ein
wenig erhole».
Wie geht es aber den Leuten, die nördlich vom nördlichen Wendekreise, oder
südlich vom südlichen Wendekreise wohne»? Es geht ihnen ganz erträglich, wie
wir ja an uns selber sehen, die wir doch schon ziemlich weit vom nördlichen
Wendekreise entfernt wohnen. Die Sonne steht für uns am höchsten, wenn sie
über dem nördlichen Wendekreise steht, und steht für uns am niedrigste», wenn
sie über dem südlichen Wendekreise steht. Je weiter ein Ort vom Aeguator
entfernt, und je näher er einem der beiden Pole liegt, desto niedriger stellt für
ihn die Sonne sowohl am längsten, als auch am kürzesten Tage, und wer auf
einem der beiden Polarkreise wohnt, der hat an feinem kürzesten und an seinem
längsten Tage ein merkwürdiges Schauspiel. An dem kürzesten Tage geht die
Sonne für den nördlichen Polarkreis eigentlich gar nicht auf. Wenn die Mittags-
zeit eintritt, so zeigt sich die Sonne am südlichen Hiinmel nur für einige
Augenblikke, recht als ob sie sagen wollte: „Ich bin noch immer da; aber ich
habe keine Zeit, lange bei Euch zu verweilen." Das Alles aber juckt sie am
längsten Tage, wenn sie im nördlichen Wendekreise steht, wieder einzubringen.
Sie steigt am Himmel eben nicht sehr hoch, etwas höher, als bis zur Mitte des
Bogens, den man vom Scheitelpunkte bis zum Horizonte ziehen kann; aber
dafür geht sie auch den ganzen Tag nicht unter. Gegen Mitternacht, d. h. 12
Stunden nach Mittag, senkt sie sich, gerade im Norden, auf einen Augenblikk
zum Horizonte hinab; aber eö ist, als ob es ihr leid werde, fort zu gehen,
und fiugs erhebt sie sich wieder und durchläuft ihre Bahn von Neuem. Von da
ab macht sie die Näckte für den nördlichen Polarkreis immer etwas länger, bis
zuletzt die Nacht volle 24 Stunden lang wird, und für den Tag eigentlich gar
Nichts übrig bleibt.
Wie niag es nun erst den Leuten ergehen, die noch über den Polarkreis
hinaus wohnen? Daö läßt sich leicht denken, wie es denen ergehen muß. Je
näher sie dem Nordpol wohnen, desto länger sind im Winter ihre Nächte, und
int Sommer ihre Tage. Da giebt es Gegenden, wo die Sonne mehrere Tage,
Wochen und Monate lang nicht aufgeht; ja, wer gerade unter dem Pol wohnte,
der hätte ein halbes Jahr Tag und ein halbes Jahr Nacht; denn in der einen
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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150
\
Von dem äußeren Anblikk des Himmels und der
Gestalt der Erde.
Die öibc erscheint uns im Freien wie eine kreisrunde Scheibe, die nach
allen Seiten an den Himmel stößt; der Hininiel wie ein flaches Gewölbe, oder
wie die kleinere Hälfte einer Kugel, die inwendig hehl ist und deren Rand auf
dem Rande der Erdscheibe ruht. Die Leute, die hundert und noch mehr Meilen
von uns wohnen, haben denselben Anblikk; überall stößt die Erdscheibe an de»
Himmel, und cs entsteht da, wo sie zusammenstoßen, ein Kreis, den die Gelehrten
den Horizont oder den Gesichtskreis nennen. Nur so weit kannst du
sehen, so weit dein Gesichtskreis reicht.
Die Erde kann aber keine kreisrunde Scheibe sein. Der Schein muß hier
trügen. Denn wenn die Erde eine Scheibe wäre, so könnte man ganz gewiß bis
an den Rand der Erdschcibe reisen; oder Leute, die am Rande derselben wohnen,
würden schon einmal zu uns kommen und uns erzählen, wie es bei ihnen aus-
sieht, und von welchem Metalle das Himmelsgewölbe gemacht ist. Es kommt
aber Niemand von da zu uns.
Wenn aber Einer von uns auf der Erde immer in einerlei Richtung fort-
zöge, so kommt er endlich zuletzt auf denselben Punkt zurükk und er hat eine
Reise rund um die Erde gemacht. Solche Reisen sind nun auch schon oft
gemacht worden, und der erste, der eö that, war ein Portugiese Ferdinand
Magcllan. Dem haben es Viele nachgcthan und haben gefunden, daß man
die Erde in allen Richtungen umschiffen könnte, wenn nicht im Norden und im
Süden ungeheure Eisblökkc den Schiffen den Weg versperrte».
Wenn man die Erde in allen Richtungen umschiffen kann, so ist eö gewiß,
daß sie eine Kugel ist. Gar zu genau darf man eö mit der Kugelgestalt der
Erde freilich nicht nehmen; denn eö giebt auf ihr hohe Gebirge und tiefe Thäler;
aber diese sind doch nur kleine Unebenheiten, wenn man auf die ungeheure Größe
der Erde sieht. Die Gelehrten haben die Größe und die Gestalt der Erde gar
künstlich gemessen und gefunden, daß sie an zwei entgegengesetzten Seiten etwas
flachgedrükkt fei und etwa die Gestalt einer Pomeranze habe.
Daß uns aber die Erde als eine Scheibe und der Himmel als eine hohle
Halbkugel erscheint, liegt eben daran, daß unser Auge nach allen Seiten gleich
weit trägt.
Wie kommt es aber, daß die Menschen, welche auf der Erde uns gerade
gegenüber wohnen, doch nicht von der Erde herabstürzen?
Unsere Erde hat eine anziehende Kraft, so daß jedes Stäubchen immer wieder
zu ihr hingezogen wird. Die Anziehungskraft hält jegliches Geschöpf und
jeglichen Menschen fest am Boden, und sie läßt Nichts fahren, was Gottes Hand
auf die Erde gesetzt hat.
Ferner: Jegliches Menschen Füße sind gegen den Mittelpunkt der Erde,
und der Kopf ist überall gegen den Himmel gerichtet. Oben nennt Jeder das,
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand
Magcllan Ferdinand
Europa.
farrh nach Mecca nicht anders, als gegen Erlegung einer
Kopfsteuer zugelassen.
Ich müßte Euch noch mehrere Dinge erklären, ehe wir
unsere Reift autreien; ich will aber alles übrige verspät
reu, weil ich merke, daß Ihr alle reisefertig seyd.
Europa.
Unter allen Welttheilsn ist zwar Europa der kleinste;
da aber in demselben die aufgeklärtesten, mächtigsten und
reichsten Völker der Erde wohnen; da die christliche Reck«
gion fast von allen Nationen dieses Welttheils aulgeübt
wird; da Regenten dieses Erdtheils über ganze Länder und
Völker der übrigen Welttherle herrschen, und da endlich um
ser Vaterland, Deutschland, in diesem Welttheil liegt, so
ist ja wohl nichts billiger, als daß wir mit demselben
den Anfang machen. Aus eben dem Grunde habe ich
Euch auch eine Charte davon geschenkt. Sehet sie erst ein»
mal genau an. Einer von Euch kann freylich den ganzen
Welttheil bepnahe mit seinen Händen bedecken; Ihr müsset
Euch aber vorstellen, daß es eine Miniatur »Abbildung ist:
denn Europa ist 900 Meilen lang und 550 breit, und der
ganze Flächeninhalt beträgt 150000 Q. Meilen. — Alle
bunten Flecke auf dieser Charte stellen Länder vor, und
nur der Theil von Asien und Afrika, welcher auf derselben
sichtbar ist, hat keine Farbe; alles übrige Weiße aber stellt
Meer vor. — Der Theil Europens von unten hinauf bis
an die dicke Linie, welche der nördliche Polarkreis heißt,
gehört zur nördlichen gemäßigten Zone; der übrige Theil
aber bis zum Nordpol liegt in der nördlichen kalten Zone.
Eben nach diesem Norden zu gränzt Europa an viele Theile
des Oceans, besonders ans Eismeer, an das weisse Meer,
C 5 an
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