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fertigt und besonders zur lieben Weihnachtszeit nach allen Himmels-
richtungen versandt H.
In aller Welt kennt man den Spruch, der die ehemals „polnischen
Weltwunder" nennt: _
„Thorner Pfefferkuchen,
Warschauer Schuh',
Posener Liköre,
Danziger Goldwasfer dazu."
In Wirklichkeit hat das zierliche Psefferkuchengebück feinen Namen daher,
daß man es in früheren Zeiten vom Tage der heiligen Katharina (25. No-
vember) bis Weihnachten buk.
Die Entwicklung des westpreußischen Postwesens.
ldchon der Deutsche Ritterorden richtete für seine Ordenskorrespondenz
eine Art von Post ein. Die Ordensritter ließen ihre schriftlichen Mitteilungen
durch zu diesem Zweck angestellte „Brhffjvngen" befördern, für die Tag
und Nacht die „Bryffschwoyken" (d. h. Postpferde) auf der Weide oder im
Stalle bereit standen. Briefe auf weite Entfernungen wurden in eineiu
ledernen „Bryffsack" von einem Ordenshaufe zum anderen befördert, wozu
auf bestimmten Stationen die Pferde gewechselt werden mußten. Die Aufsicht
liber die Brieffendungen führte ein Briefmeister. Unter den Gütern wird
hier ein „Briefführergut" erwähnt, das geringeren Zins zahlt, offenbar für
die Postgeschüfte. Der Briefmeister hatte feinen „Bryfstall" (d. h. Briefstube).
Ähnlich dem gegenwärtigen Postannahmestempel erhielt von ihm jeder Brief
bei der Annahme sowohl als auf den Zwischenstativnen einen Vermerk des
Abganges notiert z. B.: „Gegangen von Schwetz am Tage pétri und pauli
ap zwischen achte und neunen nachmittags;" „Gegangen vom Oldenhuse
als de seyger itzung 12 hatte geschlagen nach Mitternacht von dem toge Petri
und pauli uff den montags" „Gegangen von Birgelau als d' seiger 3 slug
von mittage".
Die großen Städte ließen ihre amtlichen Mitteilungen durch „Läufer"
und „Landreuter", teils zu Fuß, teils zu Pferde befördern. Zit ihrer
Beglaubigung führten sie ihre Bestallung mit sich und dazu ein Felleisen
und ein besonderes Zeichen. In einem Beglaubigungsschreiben für die
angestellten Läufer der Stadt Danzig heißt es: „Wh begere juw weten, wo
Wh den Befchedenen Mattis Merkel diefsen bewiser tv onsen dener genommen
und ein unßer Stat Busse (Büchse, Felleisen, Briefsack), mit dem teken, dat
he unfe und unses Copman und ok des gemehnen dwtschen Copmans mit
uns vorkerende Brew möge dregen und bringen." Nach Orten aber, die
nicht an der großen Landstraße lagen, mußten Briefe durch einen eigenen
Boten gesandt werden. Ein eigentliches Postwefen wurde feit 1649 in
unserer Provinz, damals „Pvlnisch-Preußen," bekannt. Der Große Kurflirst
9 Die Sage nach Paul Behrend's Westpreußischcm Sagenschatz.
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TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Posener_Liköre Katharina_( Schwetz Birgelau Mattis_Merkel Paul
Extrahierte Ortsnamen: Danziger_Goldwasfer Petri Danzig Westpreußischcm_Sagenschatz
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Städten findet: die Hauptstraßen führen parallel auf den Fluß und werden
von schmalen Gassen nahezu rechtwinklich durchkreuzt. Das Zentrum des
Gemeinwesens, Rathaus und Börse, ist dicht an die Mottlau und die
Speicherinsel gerückt, wo sich die Hauptverbindung vom westlichen Stadttor
nach Osten, Langgasse zum Langenmarkt, erweitert. Nicht weit ab von
diesem weltlichen Mittelpunkt, aber doch zurückgezogen genug vom Lärm
täglichen Handels und Gerichts, liegt die Pfarrkirche, still von Häusern
umschlossen. Bei den Befestigungen im Westen, an der Hc uptangriffsseite
der Stadt, steht das Zeughaus. Man kann nicht klarer disponieren und
nicht mit mehr Öekonomie das zur Bebauung bestimmte Land aufteilen.
Aber in diesem Grundriß ist kein leerer Schematismus, Nach dem Recht-
ecksystem der Straßen darf man weder auf eine Anlage wie die fürstlicher
Stadtgründungen des 18. Jahrhunderts raten — Reisenden dieser Zeit er-
schien denn auch Danzig „weder regulär noch schön gebaut" —, noch
braucht man ein phantasieloses Netz amerikanischen Geschmacks zu befürchten.
Die Art, wie in Danzig das Programm durchgeführt ist, läßt nichts von
dem Unbehagen auskommen, das man in einer aus Befehl abgezirkelt aus
dem Boden geschlossenen Stadt empfindet. Das kommt daher, weil hier
innerhalb des Systems dem individuellen Charakter jedes Platzes und jeder
Gasse seine Freiheit gewahrt blieb. Sv machen diese Gassen in ihrer gemein-
samen Anlage und in ihrer einzelnen Bildung den Eindruck des Gewordenen.
Wir freuen uns an ihrem Wuchs und ihrem Ineinandergreifen wie an einem
edel gewachsenen alten Baum, der langsam zur Schönheit gereist ist.
Man könnte sich denken, daß, ebenso wie Ansiedlnngen auf bergigem
Gelände durch die Bewegung des Bodens zu gebogenen Straßenläufen an-
geregt werden, Gründungen an Flüssen in der Anlage ihrer Wege die
natürliche Biegung der Wasserstraße zum Muster nehmen. So meint man
die sachte Windung, mit den leisen Biegungen der Straßen nachzufühlen.
Diese Biegsamkeit der Straßenflucht wird begünstigt durch die Austeilung
des Bodens in die schmalen Grundstückstreifen, die fitr Danzig charakterisch
sind. Sie geben den Straßen die Gelenkigkeit einer seingliedrigen Kette;
ohne sie wäre die raffinierte Biegung der Langgasse garnicht möglich.
Man hat prinzipiell an dem anfänglichen Plane festgehalten, ihn aber wie
einen lebendigen Organismus sich entwickeln lassen. Sv hat das Durch-
gehen einer bestimmten Bewegungslinie die Grundlage gegeben für die ein-
heitliche, künstlerische Erscheinung dieses Stadtbildes. Eine Linie, die sich
mit der besonderen Schwingung vergleichen läßt, die die verschiedenen
Kurven eines menschlichen Gesichtes zu einer Einheit bringt.
Ein Spaziergang in einer gebogenen Straße ist spannend wie die
Lektüre einer guten Erzählung. Mit jedem Schritt entwickelt sich eine
Situation, eine neue Aussicht. Eine Turmspitze, die hinter den Giebeln
auftaucht, treibt einem Ziele zu, das in seiner Verborgenheit uns lockt.
Das gilt vorzüglich von der Marienkirche und ihrer Umgebung. Mit einem
Langhaus, das zu den Nachbargassen schräg orientiert ist, eingeschlossen in
einen Häuserring, der sich nur an einzelnen bedeutenden Punkten öffnet,
gibt sie sich nach und nach auf das anregendste und abwechslungsreichste zu
erkennen. Nähert man sich ihr vom Zeughaus her, so ziehen bte Giebel
der Jopen gaste von der Turmfront hin, die sich frei in spitzem Winkel in
die Gasse hineinschiebt. Dann schließt sich der Pfarrhof wieder, und über
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