17
des deutschen Elements. Auf einem solchen Tummelplätze
feindseliger Völkerschaften konnte keine Schöpfung der Cultur
gedeihen. Je weiter aber das Grenzgebiet gegen Osten vor-
geschoben wurde, um so mehr begann sich im Rücken dessel-
den ein germanisches Staatsleben zu entfalten und
frühzeitig finden wir Gaue, nach dem Muster der altger-
manischcn, unter der Aufsicht von Grafen, die sich den
Anbau des Landes angelegen sein ließen. Durch die Be-
gründung der Mark Meißen verlor die südthürin gen-
sche, und durch die Begründung der Mark (Nieder-) Lau-
sitz die nordthüringensche Mnrk einen großen Theil ih-
rer Bedeutung, da von nun an die unmittelbare Berührung
mit feindseligen Völkerschaften wegfiel.
Desto mehr hatte fortan die Mark Meißen den An-
prall feindlicher Völker auszuhalten. Zwar wurden die sor-
bischen Bewohner der angrenzenden Gaue Nisan und Milze
frühzeitig unterworfen und durch Anlegung der festen Haupt-
plätze Dohna und Budissin im Zaume gehalten. Aber
die Böhmen und Polen waren zwei gefährliche Nachbarn,
die länger als 100 Jahre hindurch den Fortbestand der Mark
Meißen, als deutschen Grenzlandes, fortwährend in Frage
stellten und durch öftere Raub- und Verwüstungszüge das
Gedeihen dieser neuen deutschen Provinz hinderten.
Ob schon unter Heinrich dem Städte-Erbauer ein
besonderer Markgraf oder Grenzbeschützer in Mei-
ßen eingesetzt worden, oder ob dies erst unter dessen Sohne,
Kaiser Otto dem Großen, geschehen, muß unentschieden blei-
den. Erst im Jahre 908 tritt ein besonderer Markgraf
von Meißen, neben denen von Süd- und Nord thürin-
gen, urkundlich auf, und wenn man auch wohl nicht an-
ders annehmen kann, als daß schon vorher kaiserliche Be-
fehlshaber in Meißen stationirt gewesen, so ist wohl auch
das gewiß, daß der unter Kaiser Otto dem Großen so
mächtige Markgraf Gero (si 965), Oberbefehlshaber
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Otto Otto Gero_(
198
An gewöhnlichen Abenden sammelten sich die Bürger m
den Städten auf dem Rathskeller oder bei dem Nachbar, der
sein Gebräu verzapfte, zu einem Trünke Bier und sprachen
über Handwerkssachen und Handelsgeschäfte. Die Politik über-
ließ man den Regierenden, vor denen man zu viel Respect
hatte, als daß man ihre Maßregeln hätte meistern wollen.
Das Kartespielen griff allmählig um sich, trotz der
dagegen gerichteten Verbote.
Zum Besten der Armen wurde 1697 zu Leipzig die
erste Lotterie") gespielt, welche aus sechs Classen und 6000
Loosen, ä 1 Thaler, bestand.
Für bessere Einrichtung der Wohnungen in Stadt
und Land geschah in diesem Zeiträume viel. Johann Georg
Ii. und die beiden Auguste errichteten im Lande eine Menge
kunst- und geschmackvoller Gebäude, wodurch der Baugeschmack
im Allgemeinen veredelt wurde. Der Edelmann ahmte dem
Fürsten, der Kleinstädter dem Großstädter, der Bauer dem
Bürger nach, und so verschwanden allmählig immer mehr
jene armseligen Holz- und Lehmhütten, die an eine traurige
Zeit erinnerten.
Die Baubegnadigung, d. h. der ein- oder mehr-
jährige Steuererlaß, der demjenigen zu Theil wurde, der in
Folge des Alters oder der Baufälligkeit seiner Gebäude ge-
nöthigt war, dieselben neu zu erbauen, erleichterte und beför-
derte das Bauen sehr.
Friedrich August I. gewährte abgebrannten Städten reich-
liche Unterstützung, wenn man plan- und vorschriftmäßig
wieder aufbaute.
Bemerkenswcrthe Spuren einer nächtlichen Straßen-
beleuchtung finden sich bereits in der Freiberger Feuer-
ordnung vom Jahre 1672. In Leipzig brannten die ersten
Straßenlaternen 1701, in Dresden 1705.
Aus dem Lande war in diesem Zeiträume die Kleider-
tracht wenig der Veränderung unterworfen, während in den
Städten"") wiederholt Verordnungen nöthig wurden, den
') Eine frühere Art der Lotterie waren die Glück stopfe, wel-
che unternehmende Leute bei festlichen Gelegenheiten aufstellten
und wobei, je nach den Einlagen der höchste Gewinn zuweilen
bis zu 1000 Gülden betrug.
**) Bornehme Damen trugen bereits 1746 Reifröcke von unge-
heurem Umfange.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Georg
Ii Johann Friedrich August_I.
154
den Jahren 1632 und 1633 durch Holke's Verwüstungs-
zug und die dazu sich gesellende Pest bereits gelitten hatte.
Es begannen Frirdensunterhandlungen und am 3 0. Mai
1 63 5 kam der Frieden von Prag zwischen Sachsen
und Oestreich zu Stande, in welchem die beiden Mark-
grasthümer Ober« und Nied er lau sitz') förmlich an
Sachsen abgetreten und die streitigen Neligionsa nge-
legenheiten einer friedlichen Lösung entgegengeführt
wurden.
Ob nun aber schon sämmtliche evangelische
Reichs stände Deutschlands — mit alleiniger Aus-
nahme H e ssen kassels, — dein Prager Frieden bei-
traten, setzte Schweden doch, im Verein mit dem Oestreich
feindseligen Frankreich, den Krieg in Deutschland wider
den Kaiser und seine Bundesgenossen fort. Und da der
Kurfürst die Verpflichtung übernommen hatte, die von den
Schweden und Franzosen gemachten Eroberungen dem
deutschen Reiche wieder verschaffen zu helfen, führte er sein
Heer von 52,000 Mann zunächst wider die Schweden
in's Feld. Allein die Sachsen kämpften unglücklich, und
nach der Schlacht bei Wittstock (24. September 1630)
rückte der schwedische Feldherr Banner in Sachsen ein
und wüthcte hier in den Jahren 1637 („Sachsens groß-
ßes Sterbejahr" oder „die böse Sieben" genannt,
weil sich zum Kriege abermals die Pest gesellte), 1639
bis 1645 mit unerhörter Barbarei, wodurch das Land fast
zur Wüste wurde. Ein zu Kötzschenbroda abgeschlosse-
ner Waffenstillstand (21. August 1645) war Vorläufer
des westphälischen Friedens (24. October 1648), der
dem lgngen Kriege ein Ende machte, auch die Reformtr-
ten mit einschloß und das Jahr 1624 als Normal fahr
für den Besitzstand der a«istlichen Güter in Deutsch-
') Zusammen ungefähr 162 Q.-Meilen.
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Extrahierte Personennamen: Oestreich August
Extrahierte Ortsnamen: Prag Sachsen Nied Sachsen Deutschlands Schweden Frankreich Deutschland Schweden Schweden Sachsen Wittstock Sachsen Deutsch-
227
Spaarsystem am Hofe und bei der Regierung dauerte fort-,
die während des Kriegs erschlaffte Gerechtigkeitßpflege
wurde neu eingeschärft; Landwirthfchaft und Industrie suchte
er durch Wiedereinsetzung der Commercien-Deputation
zu fördern; auch war es sein Werk, daß im Jahre 1765
zur Verbesserung der sächsischen Schaafzucht 300 Stück spa-
nischer Schaafe nach Sachsen gebracht und im Thiergar-
ten bei Stolpcn, unter der Aufsicht spanischer Schäfer, zur
Zucht verwendet wurden. Die Armee stellte er von Neuem
her, gründete die Artillerieschule und erneuerte den bereits
1736 gestifteten Militair- oder St. Heinrichs-Orden.
Das unter der Brühlschen Wirthschaft eingegangene Insti-
tut der Kreis- und Amtsh aup tman nsch aften, zur
Handhabung der Innern Verwaltung, trat unter ihm wieder
ins Leben. Die Akademie der Künste zu Dresden wurde
(1764) neu errichtet, desgleichen die Bergakademie zu
Freiberg (1766). Durch solche Regierungsthätigkeit und
Sorgfalt hatte sich der Administrator Xaver binnen wenig
Jahren ein schönes Denkmal in den Herzen des sächsischen
Volks errichtet, als er im Jahre 1768 die Regierung nie-
derlegte in die Hände seines mündig gewordenen Neffen:
Friedrich August (des Gerechten).*)
Der Geist seines trefflichen Vaters und Oheims war
auf ihn übergegangcn. Weisheit und Gerechtigkeit umstan-
den die Stufen seines Throns und väterliches Wohlwollen
leuchtete aus allen seinen Regentenhandlungen hervor.
In die ersten Jahre seiner Regierung fiel eine schwere
Theurung (1770 —1772). Einige Jahre später drohete der
Bayernsche Erb folge krieg dem Lande Verderben zu
bringen. Doch wurde dieser Krieg, durch Preußens Ver-
*) Der Oberhofprcdigec Reinhard legt ihm diesen ehrenvollen
Beinamen schon in der Predigt bei Eröffnung de» Landtags
1799 bei.
15
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Extrahierte Personennamen: Freiberg Xaver Friedrich Friedrich August Reinhard
228
Mittelung, mittelst des T eschen er Friedens (13. Mai
1779) insofern zu Gunsten Sachsens beigelegt, als der Kur-
fürst Friedrich August für seine Allodial-Erbansprüche von
dem neuen Kurfürsten von Bayern (dem bisherigen Kurfür-
sten von der Pfalz) die Summe von 6 Millionen Gulden
baar ausgezahlt, von dem Hause Oestreich aber die neuer-
dings wieder streitig gewordenen L ehn s- und H oh ei ts-
rechte über die Schönburgschen Herrschaften Glauchau, Wal-
denburg und Lichtcnstein förmlich abgetreten erhielt.
Bald darauf machte der Kurfürst noch ein paar kleine
Landeserwerbungen an der Grafschaft Mansfeld (6%
Quadrat-Meilen) — 1781 — und dem Amte Walter-
nienburg (im Anhaltschen) — 1793 —, welches letztere
er gegen einen jährlichen Kanon von 4000 Thalern an die
Fürsten von Anhalt überließ.
Nachdem die französische Staatsumwälzung viele unzu-
friedene Köpfe auch in Deutschland zu erhitzen angefangen
hatte, entstanden 1790 auch in Sachsen aufrührerische
Bewegungen unter den Bauern der Pflegen Hohnstein
und Lohmen, Meißen, Oschatz, Mügeln, Leisnig, Colditz,
Nochlitz, Chemnitz und der Schönburgschen Herrschaften, wo-
bei es auf Beseitigung des Wildes in den kurfürstlichen Jagd-
gebieten und auf Abschaffung aller Frohnen, Dienste und
Zinsen, sofort und ohne alle Entschädigung abgesehen war.
Durch Ausbietung militairischer Kräfte wurden die Ausrüh-
rer zum Gehorsam zurückgebracht; doch ließ sich der gerechte
Kurfürst auch angelegen sein, erwiesenen Uebelständen Abhilfe
zu verschaffen.
Als um dieselbe Zeit auch in Polen große Gährung
ausbrach und die polnische Nation den Entschluß kund gab,
nach des damaligen Königs Stanislaus Augustus
Todte die polnische Krone erblich dem Kurfürsten von
Sachsen zu übertragen, lehnte Friedrich August, in weiser
Voraussicht dessen, was kommen werde, diesen ehrenvollen
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_August Friedrich August Oestreich Colditz Stanislaus_Augustus Augustus Friedrich_August Friedrich August
174
den von Selten des Leipziger Handelsstandes dagegen ergrif-
fenen Maßregeln.
Aber wie ganz anders gestalteten sich die Gewerbsver-
hältnisse während des langjährigen Kriegs! Die Unord-
nung im Münzwescn sogleich zu Anfänge des Kriegs versetzte
schon dem Handel und Verkehr, und somit auch den Gewer-
den , einen tödlichen Streich. Die druckenden Kriegssteuern
sogen den Bürger noch mehr aus, und die Schreckcnszeit,
die mit dem Jahre 1632 anbrach, brachte der Industrie fast
den Untergang. Krieg und Pest rafften die tüchtigsten Ar-
beiter hinweg: Brand und Verwüstung zerstörten die Werk-
stätten und Werkzeuge und am Ende des Kriegs waren alle
Gewerbscrzeugnisse ungewöhnlich theucr, weil Wenige da wa-
ren, die dergleichen liefern konnten und mochten.
In Dresden, der einzigen Stadt Sachsens,,in welche
in diesem ganzen Kriege kein Feind gekommen, war doch die
Zahl der ansässigen Bürger der heutigen Altstadt, die 1588:
782 betragen hatte, schon 1641 auf 308 herabgcsunken.
Leipzig hatte 1623: 17,000, 1633: nur 12,000 Ein-
wohner. Freiberg hatte 1611: 980 angesessene Bürger
in der Stadt und über 1600 in den Vorstädten. Nach dem
Kriege waren die Vorstädte völlig cingeäschert und in der
Stadt nur nock 500 Häuser vorhanden. In Roßwein
zählte man 1596: 230, 1656: 122 Tuchmachermeister. In
Sebnitz lebten 1650 über 300 Menschen weniger, als
1610. Von Chemnitz lagen noch 50 Jahre nach dem
Kriege 350, von Meißen 219, von Oed eran 232 Häu-
serstelleu wüst. Leisnig zählte 1617 innerhalb der Mauer
272, 1645 nur 80 Feuerstätten. Pirna verlor 1639 ge-
gen 400, O schätz 1637: 294, Pegau 1643: 350 Häu-
ser. Bischofswerda und Wurzen waren fast ganz ver-
ödet. Bautzen hatte schon 1620: 1300 Häuser verloren.
Und so waren fast alle Städte bedeutend herabgekommen.
In Dresden, Zittau und andern Städten hatte die Be-
satzung viele Häuser abgetragen und das Holz zur Feuerung
benutzt.
Und wie hätte in einer solchen Zeit der Unsicherheit
undunruhe der Handel blühen können! 1639 und 1640
mußte die Leip ziger Ostermesse verschoben werden; 1641
erschien zur Ostermesse weder ein Käufer, noch ein Ver-
käufer, ungeachtet Torsten son mittelst Ausschreibens vom
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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180
Opi tz gedichtet, von Schütz componirt, — Daphne —
wurde großentheils dcclamirt; nur Arien und Chöre waren
in Musik gesetzt.
Im 30 jährigen Kriege sank die Zahl der Mitglieder der
kurfürstlichen Kapelle von 36 auf 10 herab, da der kurfürst-
liche Hof fortwährend in der größten Gcldnoth und nicht im
Stande war. die geordneten Gehalte zu bezahlen.
Auch für andere Zweige der Kunst konnte während des
Kriegs wenig geschehen; so sank namentlich auch die Bild-
hauerkunst. Wenn wir den geschickten Bildhauer Hege-
wald abrechnen, der 1639 in Dresden starb, und von dem
einige Arbeiten in der Kunstkammer sich finden, so bleibt
kaum noch eine künstlerische Größe jener Zeit zu nennen
übrig. Die Naturalien- und Kunstsammlung war
noch im Jahre 1654 wie zu Kurfürst August's Zeiten (1580)
in sieben Zimmern des kurfürstlichen Schlosses aufgestellt.
Die Stätten der Wissenschaft erfuhren die traurigen
Einwirkungen des Kriegs nicht minder. Die Hörsäle der
Universität standen nicht selten leer. Die Universität
Leipzig war in so mißliche Verhältnisse gerathen, daß al-
lein 24,500 Gulden Stipendiatenreste ausgewachsen waren
und von 18 Freitischen nur noch an sechsen gespeist werden
konnte. Die Fürstenschulen waren Monate lang geschlos-
sen und auf dem Lande und in den Städten hörte hier und
da Jahre lang fast aller Unterricht auf.
Der öffentliche Unterricht war durch das Geräusch
der Waffen vielfältig unterbrochen worden. Die Geistlichen
hatten sammt ihren Kirckckindern nicht selten auf Tage und
Wochen in die nahen Wälder flüchten müssen, um vor per-
sönlichen Mißhandlungen sicher zu sein; denn selbst an ge-
weihcter Stätte wurden Barbareien verübt. Schwedische Reu-
ter entkleideten den Pfarrer Böhme zu Ablaß am Neu-
jahrstage 1637 bis auf die Schlafhofen und einige Tage
später plünderten 40 schwedische Reuter die Pfarrkinder zu
Z f ch o p p a ch in der Kirche. An vielen Orten wurden die
Kirchen von Kaiserlichen und Schweden als Pferdeställe
benutzt und im Innern total ruinirt.
Rücksichtlich der Landesverwaltung gingen im Kur-
staate Sachsen unter August mannichfache Veränderungen
vor. Hatten sich die sächsischen Fürsten bisher bei Beurthei-
lung und Entscheidung der an sie gelangenden Sachen bald
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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257
wurde unter ihm das Iapansche Palais zu Dresden zu
einem der öffentlichen Benutzung gewidmeten Museum ein-
gerichtet und darin die öffentliche Bibliothek, die An-
tiken- und die Münzsammlung aufgestellt. Die Biblio-
thek erhielt manche ansehnliche Verstärkung.
In den friedlichen Zeiten der Regierung Friedrich Augusts
kam eine Menge nützlicher Einrichtungen zu Stande. Das
Finanzwesen wurde vereinfacht durch Zusammenziehung
verschiedener Behörden in eine einzige: das Geheime Fi-
nanzcollegium (1782). Die Verpachtung derjustiz-
ämter wurde aufgehoben (1784) und die Verwaltung der
Justiz von der Rentverwaltung getrennt. Die Schul-
den wurden binnen 40 Jahren (seit 1763) um fast 16 Mil-
lionen Thaler vermindert. Für Justiz und Polizei geschah
Manches, wenn auch für crstere nichts Durchgreifendes.
Doch war es ein großer Fortschritt zum Bessern, daß der so
weife und milde, als gerechte Fürst die Tortur (Folter, oder
scharfe Frage), den Staupen schlag und die Landesver-
weisung aufhob, die Todesstrafe auf wenige Fälle be-
schränkte und dem allzuhäufigen Gebrauche des Eides vor-
beugte; während dagegen auch, zur Bestrafung der Missethäter,
neben dem schon vorhandenen Zucht- und Arbeitshause zu
Waldhcim, zwei dergleichen zu Torgau und Zwickau
(1776) begründet wurden.
Zur Vermeidung detz Vagabundirens und Bettelns wurde
1803 das Landarbeitshaus zu Colditz errichtet, das
1817 in eine allgemeine Correctionsanstalt und Lan-
desgefängniß überging. Im Jahre 1829 wurde diese An-
stalt nach Zwickau verlegtund das Schloß zu Colditz zu
einer Versorgungs-Anstalt für unheilbare Geistes-
kranke eingerichtet. Zur Heilung und Rettung Geistes-
und Gem üthskranker war bereits im Jahre 1811 auf
dem Schlosse Sonnenstein bei Pirna eine Staatsanstalt
errichtet worden. 1821 wurde zu Kleinstruppen ein
Sold atenknaben -Institut, 3 Jahre später zu Bräun s-
dors bei Freiberg ein Landes-Waisenhaus errichtet.
Im Jahre 1769 erschien eine neue Gesindeordnung;
1780 kamen die General-Jnnungsartikel. später Ver-
bote des unbefugten Arzneihandels und der Weinversälschung
heraus. Behufs besserer Handhabung der Polizei trat 1810
das Gensdarmerie-Jnstitut ins Leben.
17
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Augusts Friedrich Augusts Colditz
147
Ferdinand 11., aus der durch Ferdinands 1. dritten
Sohn, Karl, begründeten Steyermarkschen Linie,
wurde nun Kaiser, besiegte mit Hilfe Kursachsens und Bay-
erns feine aufständischen Unterthanen, mußte aber die bei-
den Lau sitzen an Sachsen verpfänden und im Prager
Frieden (1635) förmlich abtreten; vertrieb viele Tausende
protestantischer Unterthanen aus seinen Staaten und strebte
nach unumschränkter Herrschaft in Deutschland, s starb aber,
ohne seine Absicht erreicht zu haben, in dem Schreckensjahre
1037. Nie war die Verwüstung und das Elend im deut-
scheu Reiche so allgemein gewesen, als unter diesem Kaiser.
Sein Sohn
Ferdinand Iii. setzte den Kampf wider Schweden
und Franzosen fort, sah sich aber endlich zum w e ftp Hali«
schen Frieden genöthigt (14. October 1648), wodurch
die Evangelischen, mit Einschluß der Reformir-
ten, wieder vollständige Religionsfreiheit erhiel-
ten, — nur mit Ausschluß der ö streich schen Länder, in
denen die Verfolgung der Protestanten noch lange fort-
dauerte. Das kaiserliche Ansehen in Deutschland sank
von dieser Zeit an in demselben Grade, wie das Ansehen
der deutschen Fürsten stieg.
H. Kurfürsten von 8achfen.
Moritz, durch seine Mitwirkung bei Vollstreckung
der Acht an seinem Vetter Johann Friedrich, bei Vie-
len in den Verdacht geheimer Hinneigung zum Katho-
licismus gekommen, zögerte doch mit Einführung des vom
Kaiser veranstalteten Interim und rückte zwar vor Mag-
deburg, diesen Hort des Protestantismus, scheinbar u«
sich für die mannichfachen Unbilden'zu. rächen die ihm von
hier aus widerfahren waren, und die Stadt dem Kaiser zu
unterwerfen, in der That aber, um'dieselbe zu einem Haupt-
stützpunkte seiner Unternehmungen gegen den Kaiser selbst
10*
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinands Karl Karl Ferdinand_Iii Ferdinand Moritz Johann_Friedrich Johann Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Ferdinands Sachsen Deutschland Deutschland
152
Unter Christian 11. trat, nach dem erblosen Ableben
des Herzogs Johann Wilhelm von Jülich (1609) der
Fall ein, daß die Nachkommen Alb rechts des Beherz.
t en, in Folge der demselben vom Kaiser ertheilten Anwart-
schast auf dieses Land, zum Besitz desselben hätten gelangen
sollen. Ein Moritz und ein August hätten sich auch wohl
dieses Recht nicht leicht entwinden lassen. Da indeß der Kur-
sürst von Brandenburg und derpfalzgras vonneu-
burg, als Verwandte der weiblichen Nachkommen des
Herzogs, sich des Landes bemächtigten, so wagte der jugend-
liche Christian Ii. nicht, sich mit diesen Fürsten in Kampf
einzulassen, und da auch der schwache Kaiser Rudolf, der
den Kurfürsten von Sachsen bereits mit jenem Lande belie-
hen, nichts weiter that, um seinen Willen durchzusetzen, so
blieb das Land für Sachsen verloren und Sachsens Fürsten
mußten sich mit der Fortführung des Titels und Wap-
pens von Jülich-Cleve-Berg begnügen.
Christian 11. starb kurz vor dem Ausbruch der Stürme
des 30jährigen Kriegs, am 23. Juni 1611, und da er keine
Kinder hinterli ß, so ging die Regierung des Kurstaats über
auf seinen jünssern Bruder
Johann Georg I. Dieser, ein kräjtiger Fürst, hatte
schon seit 1607 regen Antheil an den Regierungsgeschästcn
genommen, und unter seiner langjährigen Negierung würde,
bei seinen landesväterlichen Gesinnungen, das Land sicher
wieder zu erfreulicher Blüthe gelangt sein, wenn nicht der
langgefürchtete Neligionskrieg jetzt von allen Seiten wie ein
verheerender Strom über die Grenzen des Landes hcrcinge-
brochcn wäre und dessen Wohlstand bis auf den tiefsten Grund
erschüttert hätte.
Als das Kriegsfeuer in Böhmen auflodert c (1618),
rief der Kaiser unfern Kurfürsten um' seine Hilfe an.
Der Kurfürst gewährte solche, unterwarf 1620 die beiden
Lausitzen (dieihm zugleich als Hppothek für die Kriegs-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Christian Johann_Wilhelm_von_Jülich Johann Wilhelm Moritz August Christian_Ii Rudolf Rudolf Christian Johann