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1. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 19

1849 - Halberstadt : Frantz
— 19 — trauen auf Gottes Kraft. Er floh, da er verfolgt wurde, in das Land der Midianiter. Hier beschützte er bei einem Brunnen die Töchter des Priesters Reguel gegen rohe Hirten, wurde von dem Priester gastfreundlich ausgenommen, heirathete dessen Tochter Zipora, ward Vater der beiden Söhne Gerson und Elieser und weidete die Heerden. Vierzig Jahre war er hier gewesen und hatte sich de- müthigen gelernt, da offenbarte sich ihm, als er eines Tages in der Nähe des Berges Horeb, eines Theils vom Sinai, die Schafe hü- tete, der Herr in einem brennenden, aber nicht verbrennenden Dorn- büsche, befahl ihm, mit dem Pharao zu reden und sein Volk aus Ägypten hinweg zu führen, und rüstete ihn zum Zeichen seiner göttlichen Sendung mit Wunderkräften aus. Moses schützte seine schwere Sprache und seine schwere Zunge vor. Darum sollte er seinen Bruder Aaron mitnehmen und für sich reden lassen. Somit war Moses berufen, die Erkenntniß und Verehrung des wahren Gottes, die Hoffnung auf den künftigen Erlöser und den Eifer für die Bekämpfung und endliche Besiegung des Götzendienstes und damit des Reichs der Finsterniß unter den Nachkommen des Abra- ham, die nun zu einem Volke sich vermehrt hatten, zu bewahren; damit dies aber unter den veränderten Umständen gelänge, die Is- raeliten nach und nach unter unmittelbarer göttlicher Leitung zu einer Nation mit bürgerlicher Selbständigkeit zu erziehen. Dazu war der Auszug des Volkes aus Ägypten der erste noth- wendige Schritt. Moses verließ seinen Schwager, zog nach Ägyp- ten, versammelte mit Aaron die Ältesten in Israel und bezeigte sich als den Gesandten des Herrn. Sein Antrag bei Pharao verschlim- merte die Lage der Israeliten. Nach einander kamen zehn Plagen über das Land. Die letzte bestand in dem plötzlichen und gleichzei- tigen Tode aller Erstgeborenen der Ägypter. Da endlich gebot der König, sie sollten eiligst das Land verlassen. Sogleich, nachdem die Israeliten das letzte Festmahl gehalten hatten, brachen sie mit all ihrer Habe auf und wandten sich, unter Moses Leitung, dem rothen Meere zu. Allein Pharao bereuete seinen Befehl, sammelte sein Heer, setzte den Israeliten nach und wollte sie mit Gewalt zurück führen. Doch diese zogen eben, als Jene ankamen, aufwun- derbare Weise und wohlerhalten durch das rothe Meer. Die Ägyp-

2. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 58

1849 - Halberstadt : Frantz
— 58 men zwölf Perser auf Einen Griechen. Alles war in Angst; nur Ein Mann nicht, der freilich ein ganzes Heer aufwog, der athenische Feldherr Miltiades. Er war einer der zehn Anführer, von de- nen jeder abwechselnd einen Lag den Oberbefehl hatte. Unter sol- chen Umständen konnte nicht wohl von Einheit die Rede seyn. Darum brachte er nach und nach die übrigen dahin, daß ihm der Oberbefehl allein auf alle Tage gegeben wurde. Nichts desto we- niger wartete er, bis sein Tag gekommen war. Es war der 29ste Septbr. 490 v. Ehr. Da stellte er die athenischen Krieger auf der kleinen, durch Versumpfungen beengten, persischen Reitergefechten ungünstigen Ebene von Marathon ziemlich weit auseinander, damit sie von den 120,000 Persern nicht überflügelt werden konn- ten; die stärksten Männer kamen auf die Flügel, die Sklaven in die Mitte. So rannte man in vollem Laufe gegen die Perser an. Diese durchbrachen zwar die schwache Mitte; allein nachdem ihre beiden Flügel geschlagen waren und die Flucht gegen das Meer zu ergriffen hatten, schwenkten die Athener von beiden Seiten auf die Mitte zu und trieben die hier auch geschlagenen Perser zu eiliger Flucht. Schnell suchten die Perser mit ihren Schiffen vor Athen zu gelangen. Allein da war Miltiades mit seinen Helden schon bereit sie zu empfangen. Und nun kehrten sie bestürzt nach Asien zurück. Es war eine Heldenschlacht gewesen: zehn tausend hatten hundert und zwanzig tausend geschlagen. Diese Eine Schlacht hatte die Freiheit von ganz Griechenland begründet. Von den Griechen waren 92, von den Persern 6400 auf dem Kampfplatze geblieben. Wenige Tage nach der Schlacht kamen die Spartaner und wollten helfen; allein das große Werk war schon geschehen, und sie konn- ten nur noch den athenischen Muth bewundern. Die Belohnung des Miltiades bestand darin, daß auf dem Gemälde von dieser Schlacht, welches die Stadt für die öffentliche Bilderhalle malen ließ, der Maler das Bild des Miltiades in den Vordergrund stel- len musste. So einfach waren noch damals die Sitten, und so hochherzig der Sinn der Vaterlandsfreunde! Nach dem Tode des Miltiades, der wenige Jahre nach der Schlacht erfolgte, traten zwei Männer hervor, welche eine Zeit lang die wichtigsten Angelegenheiten Athens leiten sollten. Themisto-

3. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 192

1849 - Halberstadt : Frantz
— 192 selbe Grund vor, welcher Karln gegen die Sachsen ins Feld führte. Allein so lange er noch mit diesen zu thun hatte, muffte er sich auf das Nothwendigste beschränken d. h. auf den Schutz seiner eigenen Grenzen und auf die Schwächung ihrer Kräfte durch Uneinigkeit unter einander. Sie zerfielen nämlich in mehrere Stäm- me (die Wenden in Norddeutschland, Obotriten in Mecklenburg, Wit- zen in Pommern, Sorben zwischen Oder und Saale, Tschechen in Böhmen) und da reizte Karl leicht heimlich einen gegen den andern auf. Als er aber vor den Sachsen Ruhe hatte, griff er sie gerade- zu an (789) und besiegte die Obotriten und Wilzen. Allein da die Slaven keinen so starken Freiheitssinn, wie die Deutschen hatten, auch zum Scheine das Christenthum annahmen, ohne sich wirklich zu ihm zu bekehren; so konnte Karl es noch nicht zu ei- ner nachhaltigen, wahren Unterwerfung bringen, sondern musste sich begnügen, ihnen Furcht eingeflößt und seinen Nachfolgern doch den Anfang ihrer Unterwerfung und Bekehrung hinterlassen zu haben. Große Plane mögen sich an die Kriege gegen die Avaren, ei- nen wilden tatarischen Volksstamm, welcher sich in Ostreich und Ungarn festgesetzt hatte, geknüpft haben. 791 zog Karl gegen sie die Donau hinab und verheerte und eroberte ihr Land bis an die Raab. Wahrscheinlich wollte er auf diesem Wege weiter bis Kon- stantinopel Vordringen und sich zum Herrn von Morgen- und Abend- land machen. Er begann durch einen Kanal Rhein und Donau zu verbinden. Allein auch diese Arbeiten wurden durch die Sachsen zu Nichte gemacht. Und darum gelang es auch nicht eher, als bis die Sachsen sich unterworfen hatten, die Avaren völlig zu besiegen, sie zum Christenthume zu bekehren und ihr Land bis zur Raab zur östlichen Mark zu machen (893). ' Durch alle diese Kriege hatte Karl das fränkische oder deutsche Reich vom Ebro bis zur Raab, von Benevent bis zur Eiver aus- gedehnt. Mit Ausnahme der Engländer und Normannen oder Skandinavier waren alle deutschen Völker unter Einem Scepter vereinigt. Sie alle bekannten die katholische Religion, deren Haupt der Papst war, und fühlten sich eins gegen die Mohamedaner im Süden, gegen das griechische Christen- und Kaiferthum im Osten, und gegen die heidnischen Slaven und Normannen im Norden,

4. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 165

1849 - Halberstadt : Frantz
165 — Mordens, das so lange Europa durchtobt hatte, sollte Friede und Ordnung herrschen, genug es sollte der Gedanke christlicher König- reiche ins Leben gesetzt werden. Wie sehr er aber auch hiefür ar- beitete und z. B. durch Vermählung seiner zahlreichen.töchter eine Fürstenfamilic und dadurch nach und nach die Völkerfannlie grün- den wollte; so scheiterten seine Bemühungen doch an der Herrsch- sucht und Selbstsucht besonders des fränkischen Königs Chlodwig, welcher unter den Franken mit Meuchelmord und Krieg wüthete, bloß um recht viel Land und Volk unter seine Herrschaft zu brin- gen. Und so große Ehre er selbst auch bei den Völkern genoß und so hoch er nach seinem Tode (526) auch in Liedern gepriesen wurde: so hatte er es doch nicht erreichen können, die Herrschaft der Go- then und seiner eigenen Familie dauernd zu begründen. Kaum war er todt, so begann unter den gothischen Großen um die Wahl des Königs, da Dietrichs zehnjähriger Sohn bald auch gestorben war, bitterer Streit. Der morgenländische Kaiser Iuftinian benutzte das, sandte seine Feldherren (Belisar, dann Narses), führte einen langen und hartnäckigen Krieg und vertrieb endlich die noch übri- gen Gothen aus Italien. So war denn zwar durch die ungeheure Völkerwanderung kein - einzelnes großes Reich gegründet, das auf dauernden Bestand hätte rechnen können; aber es waren trotz allen Blutvergießens eine Menge der herrlichsten Keime gelegt, welche in herrlicher Schönheit aufgehen und Frucht in reichlicher Fülle bringen sollten: deutsches Wesen hatte in Europa die Oberherrschaft erworben; durch das Christenthum veredelt sollte es nun diesen Erdtheil nach und nach umgestalten. A3. M o h a m e d. Das morgenländische Kaiserthum hatte während der Völker- wanderung keine großen, erschütternden Stürme von Außen erdul- det, sondern im Ganzen die von Konstantin gemachten Einrichtun-

5. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 210

1849 - Halberstadt : Frantz
210 — jetzt gehörten sie allein und gänzlich der Kirche. Nur die Geist- lichkeit sollte ferner den Bischof wählen, der Papst ihn bestätigen; die weltliche Macht sollte gar Nichts mehr dabei zu befehlen ha- den. Das waren die beiden Grundpfeiler der neuen Kirchenmacht: Sittenreinheit im Innern, Unabhängigkeit von Außen. Und da- mit nun der Papst wiederum in der Kirche der Erste sei, erklärte er jede Kirchenversammlung für ^ungültig, die nicht vom Papste allein ausgeschrieben wäre. Auch die Verbindung mit der gesamm- ten Kirche wusste er einzuleiten und zu erhalten, indem er Lega- ten (Abgesandte) überall hinschickte, die nach dem Rechten sehen und die päpstliche Macht handhaben mussten. Wenn Gregor diese Gesetze in Deutschland durchführen konn- te, so war der große Plan ausgeführt. Die Gelegenheit war gün- stig. Die Sachsen hatten Heinrich bei ihm angeklagt, Heinrich unvorsichtiger Weise wieder die Sachsen, und so war er von selbst Schiedsrichter geworden. Er beschied Heinrich vor seinen Richter- stuhl nach Rom und sprach über alle Bischöfe, die Heinrich durch Simonie in ihre Ämter gebracht hatte, den Kirchenbann aus. Heinrich nahm die Sache zu leicht, hielt 1076 ein Concil zu Worms von deutschen Bischöfen und setzte Gregor ab. Die- ser wagte das Kühnste, that den weltlichen Herrn der Christenheit selbst in den Bann, sprach alle Völker von ihrer Eidespflicht ge- gen ihn los und entsetzte ihn seiner kaiserlichen und königlichen Würde. Heinrich lachte Anfangs. Bald aber ward er mit Schrecken gewahr, daß mit Ausnahme der Städter und Bauern Alles von ihm absiel und ihn wie einen Verpesteten mied. Gre- gor hatte die frommen Deutschen gekannt. In ganz Deutschland erhob sich der Aufruhr. Die sächsischen Fürsten machten sich frei und vertrieben die fränkischen Besatzungen. Alle Feinde erhoben sich. Ein Fürstentag setzte Heinrich so lange ab, bis er sich vom Banne befreiet habe. Noch dazu ward ihm der Weg nach Italien versperrt. Heinrich sah kein anderes Mittel, als sich nach Italien durchzuschleichen und sich vom Banne lossprechen zu lassen. Von seiner getreuen Bertha, seinem kleinen Sohne und einem einzigen Ritter begleitet, trat er um die Weihnachtszeit des sehr harten Winters 1076 die Reise über die unwegsamen Alpen an. Es

6. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 245

1849 - Halberstadt : Frantz
245 — und Herrlichkeit beizutragen. Man wählte selten Kaiser aus mäch- tigen Fürstenhäusern; Schatten wollte man, um selber groß zu werden. Die Idee vom römischen Kaiserthume als der Herr- schaft über die ganze christliche Welt wurde aufgegeben. Noch einige Kaiser unternahmen Römerzüge, doch mehr zum Staunen und Ergötzen der Italiener, als zur Wiederherstellung der verlore- nen Macht. Ja selbst die Krönung durch den Papst ward nicht mehr für nöthig erachtet: der Kurverein zu Reuse setzte fest, der deutsche König sei und bleibe römischer Kaiser durch die Wahl der Kurfürsten (welche bald darauf durch die goldene Bulle auf sieben — drei geistliche von Mainz, Cölln und Trier, und vier weltliche von der Pfalz, Böhmen, Wittenberg und Brandenburg festgesetzt wurden), der Papst habe darüber nicht zu entscheiden, die Wahl zu Frankfurt mache ihn allein zum Kaiser. Es wäre recht gut gewesen, wenn die Kaiser noch die alte Macht gehabt hätten; denn dann hätte man es als einen endlichen Sieg über den päpstlichen Stuhl ansehen können. Allein leider hatten beide, Kaiser so gut wie Papst, ihre Bedeutung ziemlich verloren: die Cardinäle, Bi- schöfe und Klostergeistlichen trieben mit der Kirche ein gefährlich Spiel, fromme Päpste wollten weder die Cardinäle, noch Frank- reich, das die Wahl regierte; das geistliche Verderben erreichte eine bedenkliche Höhe; die mächtigen Fürsten wollten ebenfalls vom Kaiser sich nichts mehr befehlen lassen, die Städte und kleineren Herren im Reiche lagen in beständigen Fehden, Bündnisse aller Art zu Schutz und Trutz wurden sowohl zwischen den Städten, als zwischen den Rittern geschlossen, und Kampf gab's aller Orten. Aus solchen Zuständen sehnte man sich heraus. Die Deutschen und die übrigen Völker wünschten den Papst lieber in Rom zu sehen, Frankreich wollte ihn in Avignon behalten. Endlich wählten sich 1378 die Römer mit Gewalt einen Papst, die französischen Cardi- näle wählten auch einen. So hatte man zwei Päpste zugleich. Auch nach ihrem Tode ging das so fort. Während dieser Kirchen- trennung (Schisma) ging vollends noch das Ansehen der Päpste darauf. Die Gegner verbannten und verketzerten sich gegenseitig, spien Gift und Galle gegen einander, machten den gesammten Cle- rus und die damals und auch dadurch sich mehr erhebenden Uni-

7. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 264

1849 - Halberstadt : Frantz
— 264 — loren. Nun sollte ein Reichstag zu Augsburg (1500) Hülfe gegen Türken und Franzosen schaffen; allein auch dies Mal war wieder alles Dringen und Bitten des Kaisers vergeblich. Maximilian sagte, „der König von Frankreich herrsche über Esel, denn sie trügen was er ihnen auflege; der König von England über Engel, denn sie vollbrächten alles Gebotene willig; der König von Spanien über Menschen, denn sie folgten ihm, aber nur in rechten billigen Dingen; er selber aber über Könige, denn seine Fürsten gehorchten ihm nur soviel ihnen beliebe." Noch schlimmer gings in den nie- dern Schichten des Volks zu, der Bauer war ein geplagter Mann, die ewigen Fehden der Fürsten und Herren ließen ihn nicht zur Ruhe kommen; es gab schon Bauernaufstände zu dämpfen. Neben- bei benutzte aber Maximilian alle Gelegenheiten, seine Hausmacht zu vergrößern. Erbschaften, Verträge, Kriege: Alles war ihm zu Erreichung dieses Zweckes willkommen. Gar zu gern hätte er den kühnen und großen Plan eines Vernichtungskrieges gegen die Tür- ken ausgeführt, gar einen Aufruf an die Freiwilligen im deutschen Reiche erließ er; aber es kam Keiner, und die Türken befestigten sich immer mehr in ihrer Macht. Er konnte sich indessen schnell wieder in neue Plane vertiefen, ohne daß ihm ein aufgegebener viel Schmerzen machte. Die Art, wie der Papst Julius mit ihm und überhaupt mit den Fürsten umsprang, veranlaffte ihn zu dem Aus- rufe: „Es ist gut, daß Gott selbst die Welt regiert, denn mit sei- nen beiden Statthaltern, dem versoffenen Julius und mir, dem ar- men Gemsensteiger, ist sie schlecht bestellt." Ja da er im Papst- thume Nichts weiter sah, als eine Verwaltung des weltlichen Kir- chenstaats, so trug er sich mit dem abenteuerlichen Gedanken herum, des Papstes Julius Eoadjutor und dann selber Papst zu werden. Es blieb ein wunderlicher Einfall. Allein in Italien ging durch die Franzosen und durch die Tapferkeit der Schweizer, welche sich schon damals und nachher immerfort für Geld in fremder Fürsten Dienste vermieteten (so daß oft Schweizer gegen Schweizer kämpfen mussten), nach und nach Alles verloren; endlich wurde ihm noch Verona für 200,000 Dukaten von Venedig abgekauft. Desto mehr gewann er durch Heirathen für seine Erbstaaten. Auch war er für diese sehr thätig durch gute Einrichtungen für das gemeine Wohl:

8. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 239

1849 - Halberstadt : Frantz
— 239 ersetzen. Nur nach Thüringen, wo der Vater mit seinen zwei Söh- nen, denen er die Erbfolge zu entziehen suchte, einen schrecklichen Krieg führte, der in einen Bürgerkrieg ausgeartet war und schon sieben Jahre gedauert hatte, muffte er selbst, wenn auch ohne Heer, ziehen. Er brachte (1290) einen Vergleich zwischen den Streiten- den zu Stande. Dann aber trat er kräftig gegen die dortigen Raubritter auf, ließ gegen 60 ihrer Burgen schleifen, stiftete in Er- furt zwischen Rath und Gemeinde Frieden und ging nach Speier zurück. Von hier aus verkündete er allgemeinen Landfrieden, ver- bot alle Selbsthülfe, erlaubte Fehden nur bei ungenügendem Schieds- sprüche des Richters, verbot die Anlegung neuer Zölle und den Städten die Aufnahme neuer Pfahlbürger, und kaufte eine Menge Güter für seine Familie zusammen. Allein sein Lieblingsplan, auf dem Reichstage zu Frankfurt von den Kurfürsten die Ernennung seines Sohnes Albrecht zum Nachfolger zu erlangen, schlug fehl. Verstimmt darüber zog er nach Straßburg. Dort saß er mit seiner Gemahlin beim Schachspiele, als ihn sein Arzt auf die bedenkliche Abnahme seiner Kräfte aufmerksam machte. Da rief er mit ge- wohnter Heiterkeit: „Also auf nach Speier zur Gruft der Vor- fahren !" Sogleich brach er auf, ließ sich noch zu rechter Zeit mit den Sterbesakramenten versehen, starb den 15. Juli 1291 und wurde im Dome zu Speier beigesetzt. Die Trauer um ihn war groß und allgemein; man fühlte, daß man einen Vater des Vater- landes in ihm verloren hatte. Er war kein Mehrer, eher ein Min- derer des heil, römischen Reiches gewesen; aber dem deutschen Volke hatte er außerordentlich viel Gutes gethan, wenn auch sein eigen Haus klüglich dabei nicht vergessen. Ss. Philipp Lv. -er Schöne, König von Frankreich. Auch in Frankreich waren die Karolinger schwache Regenten gewesen; die Königskrone war 987 an den Grafen von Paris,

9. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 276

1849 - Halberstadt : Frantz
— 276 — Der Kaiser verließ dann Deutschland, und Viele glaubten, nun werde die Sache schon von selber wieder schlafen gehen. Hier auf der Wartburg war Luther, zwar auch als Ritter Jörge zum Schein der Jagd beflissen, desto fleißiger in der weite- ren Grundlegung für sein großes Werk: er trieb Griechisch und Hebräisch, schrieb eine Erklärung der sonntäglichen Evangelien und Episteln, übersetzte zunächst das Neue Testament auf's Neue in's Deutsche und warf dem Erzbischof von Mainz in einem Büchlein wider den neuen Abgott zu Halle das Wiederaufleben des Ablaß- unfuges vor. Melanchthon war gleichfalls sehr thätig; er schrieb sein vielberühmtes und oftgedrucktes Lehrbuch des reinen evangeli- schen Glaubens. Von der Ausführung der wider Luthern ausge- sprochenen Acht war gar nicht die Rede; denn der Kaiser war in Spanien, das Reichsregiment hatte keine Lust dazu. Darum scheu- ete sich auch Luther nicht, sein Versteck zu verlassen (1522) und gegen die Aufrührer in Wittenberg zu predigen, welche den gan- zen Cultus veränderen und auch das Gute und Achte der bisheri- gen Weise des Gottesdienstes aus der Kirche entfernen wollten. Er selbst nahm die geeigneten Veränderungen vor: die Messe wur- de deutsch gelesen, die Privatmesse aufgehoben, die deutsche Sprache für die ganze Liturgie eingeführt, der Kirchengesang abwechselnd deutsch und lateinisch eingerichtet, das Abendmahl in beiderlei Ge- stalt ausgetheilt und die Predigt zum Hauptstück des Gottesdien- stes erhoben. Zu gleicher Zeit verließen auf Luthers Anregung viele Mönche und Nonnen die Klöster, brachen ihr Gelübde und traten in den Ehestand. Luther selbst heirathete (1525) eine gewe- sene Nonne, Eatharina von Bora. Die Reformation bekam durch Luthers eigenes Thun und durch die fortgesetzte Bibelübersetzung nicht bloß eine sichere Grundlage, sondern auch einen immer grö- ßeren Anhang unter dem Volke. Widerstand dagegen goß nur Öl in's Feuer. Die bedeutenden Städte des Reichs führten selbst- ständig die Reformation bei sich ein. Nun aber drohete um diese Zeit eine Gefahr, im Volke selbst entsprungen, das neue Werk der Kirchenverbefserung zu zerstören. Luther hatte in seinem Verkehr mit Fürsten und Herren, wo es auf die Entscheidung über reine Lehre ankam, diesen oft sehr we-

10. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 324

1849 - Halberstadt : Frantz
— 324 — gen gedachte. Die Verwüstungen am Rhein dauerten fort, ohne daß es zu einer ernstlichen Schlacht kam; tausende von Orten gin- gen in Flammen auf. Auch nach Spanien wurde der Krieg ge- spielt und nicht ohne Glück geführt. Indessen nun ging das Geld aus, der Finanzminister Colbert erklärte, ohne Frankreichs Unter- gang den Krieg nicht fortsetzen zu können, der König entschloß sich zum Frieden: er erhielt die Franche Comte und 16 niederländische feste Plätze von Spanien, von Deutschland Philippsburg; aber Holland büßte auch nicht ein Dorf ein. Ein Eroberer aber ist wie das Raubthier, das einmal Blut geleckt hat, eine unwiderstehliche Begier treibt nach Mehr, und Ludwig war ein Eroberer. Er ent- warf in den nächsten Jahren, wo er sich ausruhen, neues Geld zusammenpressen und gleichsam neue Soldaten wachsen lassen musste, einen großartigen Plan. Da er Deutschland und seines Kaisers Schwäche kennen gelernt hatte, so sollte der Türke Wien einnehmen, bis an den Rhein Vordringen, und dann wollte Ludwig als der Netter des christlichen Europa auftreten und natürlich auch Herr desselben werden. Ehe aber noch dieser Plan ausgeführt wurde, wurde etwas ganz Neues erfunden und eingerichtet. Es wurden s. g. Neunionskammern den einzelnen Parlamenten beige- fügt, welche untersuchen mussten, welche Länder und Städte einst als Lehen oder sonst wie zu den deutschen Gebieten gehört hätten, die Frankreich durch den westphälischen Frieden erhalten hatte. Bald waren an 666 Städte, Flecken und Schlösser herausgebracht. Nun wurden die deutschen Fürsten aufgefordert, sich damit auf's Neue von Frankreich belehnen zu lassen und, als sie nicht erschie- nen, die Lehen für verfallen erklärt. Man brauchte Gewalt. Die Verletzten klagten beim deutschen Reichstage; allein dieser stritt sich lieber darüber herum, wie man sitzen oder das Wort Kurfürst schreiben solle, als daß er die Neichsangelegenheiten behandelte, und unversehens hatte Ludwig Straßburg und Casale, die Schlüssel zu Deutschland und Italien, genommen. Das herrliche Münster in Straßburg wurde wieder eine katholische Kirche; der Bischof war so verrückt, den König bei seinem Eintritt in dasselbe mit den Wor- ten zu empfangen: „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, nachdem er deinen Heiland gesehen!" Dann brach er in
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