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1. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 301

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
301 daß die Bewohner dieser Länder auf einer gar niedern Stufe der Bildung stehen geblieben sind. Selbst die christlichen Indianer sollen häufig noch heidnische Feste in verborgenen Gebirgsschluchten feiern und heimlich Kiuder- opser anstellen. An diesem unerfreulichen Zustand der Länder spanischer Nationalität tragen endlich noch die staatlichen Verwirrungen große Schuld, welche seit Jahrzehnten in ekelhaftester Weise in allen Staaten, Chile aus- genommen, die Bewohner nie zur Ruhe kommen ließen, sondern eine ewige Unruhe, furchtbare Kämpfe, Gefahr und Verbannung brachten. Auch die Sitten der großen Mehrheit befinden sich in einen: gar verwahrlosten Zu- stande, und von der Sicherheit des Eigenthnms und der Person zeugen am besten die Worte eines mexikanischen Ministers, welche er in der National- Versammlung äußerte: „Die Räuber cirkuliren frei, noch mit der Beute in den Händen, noch mit dem blutigen Dolch; man kennt sie, man nennt sie; sie wandeln frecher Stirn unter uns, und man kann sie nicht anklagen, weil Jeder sich scheut, gegen sie zu zeugen." Die Gerichtsbarkeit steht in sehr üblem Rufe; Bestechlichkeit vermag dort Alles; öffentliche Veruntreuungen kommen in Mexiko und andern Staaten fast täglich vor. Die Justiz wird in den Zeitungen und auf der Straße vom Volke für wenige Silberstücke auf das Gröbste verletzt und verhöhnt. Ortsbeschreibung. 1. Mexiko (40,000 Q.-M., 8 Mill. E.), ist gegenwärtig ein Kaiserthum; der Kaiser, ein Habsburger, findet jedoch viel Widerstand. Es liegt südwestlich von den Vereinigten Staaten und hat im N. den Gila, im No. den Rio del Norte als Grenze. Hauptst. ist Mexiko, 200,000 E., mit Universität; die schönste Stadt Amerikas. Sie liegt auf der Stelle des alten Tennochtitlan über 7000' hoch in großartiger Um- gebung zwischen zwei Seen. Akapulko am stillen Meer. Guanaxuato, 50,000 E. Veracruz und Tambiko sind die wichtigsten Seehandelsplätze. Welches sind die bedeutendsten Silbergruben? Puebla de los Angelos, 80,000 Gr., Hauptsitz der mexik. Industrie. Merida in Pucatan, hat 40,000 Gr. 2. Guatemala (3060 Q.-M., l Mill. E.) wird vorzugsweise (9/io) von Indianern (Ladinos) bewohnt, welche sich durch geistige Regsamkeit, Fleiß und Vorliebe für europ. Colonisten auszeichnen. Der Boden dieses tropischen Landes ist namentlich an der Ostküste sehr er- giebig und gestattet reichliche Ausfuhr an Getreide, Mais, welcher hundert- fältigen Ertrag liefert, Kakao, Zucker, Vanille rc. Die Verfassung'ist der nordamerik. nachgebildet. Hauptstadt ist Guatemala la nueva, 60,000 E. Anmerkung. Im Bezirk St. Thomas hat eine belgische Gesellschaft 1842 eine Colonie angelegt, welche aber in Folge des Klimas wenig Erfolg verspricht. 3. San Salvador (400 Q.-M., */* Mill, E.), der bestbevölkerte Staat in Mittel-Amerika (1200 Seelen auf 1 Q.-M.) treibt vorzüglich Handel mit Balsam und Indigo, Terpentin und Colonial- waaren, welchen die englischen Colonisten von Balize (Honduras) geschaffen

2. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 78

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
78 S 58. Der norddeutsche Bund von 1866. Zwischen den beiden Großstaaten des deutschen Bundes, zwischen Oester- reich und Preußen, bestanden von Ansang an ziemlich ungünstige Verhält- nisse, da jeder derselben nach der Herrschaft in Deutschland strebte. Preußen, als echt deutscher Staat, hielt sich dazu vorzugsweise berufen; Oesterreich dagegen glaubte seine ganze staatliche Existenz bedroht, wenn es die Ober- herrschaft in Deutschland einbüßte. In dem Kriege um Schleswig-Holstein gegen Dänemark (1863 und 1864) gingen beide Staaten zwar nochmals Hand in Hand mit einander; die gemeinsame Verwaltung der glücklich er- oberten Herzogthümer entzweite sie jedoch und ließ die alte gegenseitige Ab- neigung deutlich wieder zu Tage treten und endlich zum Ausbruch kommen. Beschlüsse, welche der Bundestag auf Veranlassung Oesterreichs am 15. Juni 1866 gegen Preußen faßte, nöthigten letzteren Staat, aus dem Bunde zu treten und diesen selbst für erloschen zu erklären. Preußen drang nun aus Berufung eines deutschen Parlaments, und kam damit lange gehegten Wünschen des deutschen Volkes entgegen. In seinen: Statut-Entwurse für dasselbe forderte es Ausschluß Oesterreichs aus Deutschland. Die Folge hiervon war der Ausbruch eines Krieges zwischen Preußen und Oesterreich, in welchem Letzteres in wenig Wochen im eigenen Lande so total geschlagen wurde, daß es Frieden schließen (23. Aug. 1866 zu Prag) und in Folge dessen zugleich Venetien an das mit Preußen ver- bündete Italien abtreten mußte. Preußen ist durch diesen Sieg nicht nur in den vollen Besitz von Schleswig-Holstein gekommen, sondern hat auch das Königreich Hannover, das Kurfürstentb um Hessen, das Herzogthum Nassau, einen Theil des Groß- herzogthums Hessen und die Stadt Frankfurt a. M., deren Regierungen ihm in dem Kriege mit Oesterreich feindlich entgegentraten, erworben. Die norddeutschen Fürsten sind der Aufforderung Preußens, mit ihm einen norddeutschen Bund zu bilden, nachgekommen, während die süd- deutschen, nämlich Baiern, Württemberg und Baden, noch für sich dastehen. Das Verlangen der Völker ist jedoch auf die Vereinigung Süddeutschlands mit Norddeutschland zu einem einzigen deutschen Bunde gerichtet, da sie die Ueberzeugung haben, daß nur aus der Vereinigung Heil für Alle erwächst. Die Zeit, wo ein deutscher Bund, in dem Preußen die militärische und diplomatische Führung hat, sich bilden wird, ist gewiß nicht mehr fern, und ist er gestiftet, dann werden auch die deutschen Länder Oesterreichs wieder in ein freundliches Verhältniß zu demselben treten können.

3. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 282

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
282 nach Amerika kamen, fanden sie nur 3 halbgebildete Nationen vor: 1) die Natchez am Mississippi; 2) die Azteken oder Mexikaner, und 3) die Inka in Peru. Sic trieben einen prunkhaften Götzendienst in riesenhaften Tempeln; die Azteken brachten auch Menschenopfer. Jetzt sind die Natchez ganz ver- schwunden; die andern Indianer aber leben unter der Herrschaft der Weißen nach deren Sitten, treiben Ackerbau und Gewerbe und heißen Indios reäu- cidos oder fideles; diejenigen, welche ihre Eigenthümlichkeiten beibehalten haben und die Oberherrschaft der Weißen anerkennen, werden Indios catequisa- dos, die, welche als Jäger, Fischer oder Krieger frei herumstreifen, Indios bravos genannt. Die Indianer leben in geringer Zahl bei einander. Da sie keine Heerden besitzen, keinen Ackerbau treiben und zur Trägheit hinneigen, so gehen sie, vom unerbittlichen Hunger getrieben, auf Beute aus. Durch das wilde Leben, die fortwährenden Fehden und blutigen Kämpfe sind sie grausam und rachsüchtig geworden. Die Meisten sind wahre Kannibalen, skalpiren ihre Feinde und martern die Gefangenen auf das Schauderhafteste. Die jungen Indianer werden in diesen Gräueln nicht nur thätig unterwiesen, sondern auch angehalten, selbst ohne ein Zeichen des Schmerzes die größten Peinigungen zu ertragen. Während die Männer feiern, müssen die Weiber arbeiten. Der kühnste Krieger wird ihr Führer. Ihre Kriegstänze sollen schaudererregend sein; andere Tänze, womit sie Feste oder einen Frieden feiern, während die Anführer die Friedenspfeife rauchen, sollen nett aussehen. Von den eingebornen Völkern Südamerikas wollen wir nur die bekann- teren anführen. 1) Die Pescherähs bewohnen das Feucrland, sind klein, kupferfarbig und bemalen das Gesicht mit Kohle. Ihr Körperbau ist merkwürdig. Während Brust und Schultern gut entwickelt sind, bleiben Arme und Beine dünn und hager; den Kniemuskeln fehlt die Kraft, und die Arme sind unverhältniß- mäßig lang. Kleine schwarze Augen, breite Nase, stark hervortretende Backen- knochen, sehr schöne Zähne, großer Mund, langes dünnes und schmutziges Haar sind die Merkmale des Kopfes. Ihre Hütten und Kähne zeugen von Einsicht und Kunstfertigkeit. Sie leben von Muscheln, Austern, Fischen und Seehunden. Sie Schwäche ihrer Beine rührt von ihrem beständigen Sitzen und Liegen her. 2) Die Patagonier sind öfter Gegenstand der Besprechung gewesen, weil seit Magelhaen ganz widersprechende Nachrichten von ihnen nach Europa drangen. Patagonien wird von verschiedenen Völkern bewohnt; die Tehuel- bets sind am zahlreichsten, und einige ihrer Stämme zeichnen sich allerdings durch ihre Größe aus. Daß alle Bewohner Patagoniens aber Riesen von 6 — 7' Höhe seien, ist ein Märchen. 3) Die Araukaner in Chile unter 38° und 39° S. Br. haben sich frei erhalten und standen lange iin Rufe, als ob sie eine höhere Bildung besäßen, wie ihre Nachbarn. Wahr ist es, daß sie Ackerbau treiben, bleibende Wohnsitze haben und festen staatlichen Einrichtungen anhangen. Ihre Art Krieg zu führen ist gefürchtet, weil sie vorzügliche Reiter sind und ihre 20' lange Lanze sehr geschickt führen. Sie werden als gastfrei und herzlich ^ ge- schildert. Die Frauen sind Sklavinnen der Männer und müssen arbeiten, während die Männer auf Jagd und Abenteuer ausziehen, Volksversammlungen besuchen oder auch träge im Schatten liegen und rauchen.

4. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 279

1864 - Leipzig : Teubner
Die Angelsachsen. 279 Gebrauch gemacht. Gerichtssprache wurden von den Erwählten des Volks unter der Leitung des Ealdorman gefunden, ihre Ausführung lag dein Gerefe ob. 4. Weil der Kampf gegen die Briten ein engres Zusammenschließen notwendig machte, so ordneten mehrere Könige mit ihrem Adel und den Eal- dormanen, deren Zustimmung dazu notwendig war, sich dem Oberbefehl eines andern unter, welcher dann Bretwalda (d. h. Britenwalter, Obwaller über den Kampf gegen die Briten) hieß. Nie ist diese Würde eine ständige gewesen oder hat sich saetisch über alle Reiche erstreckt; häufig beruhte sie auf dem Übergewicht der Macht und fast immer muste sie mit dem Schwerte behauptet werden^). Unter allen den germanischen Völkern, welche auf römischem Grund und Boden eine neue Heimat suchten und fanden, war den Angelsachsen allein die Möglichkeit beschieden Sprache, Recht und Volkstum unvermischt zu be- waren; gerade aber dadurch legten sie auch die germanische Untugend, die un- gezähmte Kampflust, nicht ab und zerfleischten sich unter einander mit gleicher Wut, wie sie gegen die Fremden stritten. Unausbleibliche Folgen waren wilde Rohheit und Entsittlichung und die Gefahr dasselbe Schicksal von andern zu erleiden, welches sie den Briten bereitet hatten. Doch zur Verhütung gänzlichen Untergangs gab ihnen Gott das Christentum. Mag man auch sagen, daß durch die Vermäluncf des Königs Äthelbert von Kent mit der fränkischen Königstochter Bertrada (Bertha, Charibertsi Tochter) dem Worte Gottes eine Thür aufgethan worden sei, nirgends erscheint doch die Ankunft von Mis- sionarien weniger durch etwas anders, als durch christliches Erbarmen ver- anlaßt, als der Eintritt derer, welche der Papst Gregorlder Große (s. d. folg. Paragr.) 597 zu den Angelsachsen gesandt hatte. Zwar folgten auch hier der ersten freudigen Auf- und Annahme gewaltsame Reactionen'), aber so großer Segen ward dem Werke der Sendboten zu Teil, daß 668 der Sieg der christlichen Kirche entschieden ist. Bedenken wir freilich, daß wenn auch die Geistlichen eine hohe, der der heidnischen Priester entsprechende Stellung im Staat erhielten, dennoch fast nirgends die Kirche von den Königen so abhängig war, wie hier^), und dazu wie langer Zeit es überall bedarf, ehe der Glaube das ganze Leben der Völker durchdringt und die Leidenschaften der Mächtigen unterjocht, fo werden wir uns einerseits nicht wundern, daß die Kriege unter den Stämmen und die Gewaltthaten der Herscher nicht sofort mit der An- nahme des Christentmus verschwinden, anderseits aber in den Erscheinungen hoher nationaler und wissenschaftlicher Bildung, des Eifers andern Völkern die Gabe des Glaubens zu bringen, der endlichen bußfertigen Demütigung mächtiger Gewalthaber, die sich freilich iur Sinne der Zeit in Annahme des Mönchtums, Pilgerfahrten und Stiftungen zu erkennen gibt, um so freudiger die göttliche Segenskraft anerkennen. 5. Kent behauptete dadurch, daß seine Könige in Tapferkeit und An- nahme des Christentums vorangiengen, eine Zeitlang den Vorrang vor den übrigen Reichen. Derselbe Äthelbert (660—616), welcher zuerst sich taufen ließ, war der dritte Bretwalda, erwarb sich aber auch, indem er die alten und die den neuen Priestern bewilligten Rechte aufzeichnen ließ, ein achtungs- wertes Verdienst um Mit- und Nachwelt. Das Heidentum blieb, als Er con- 1 1) Kemble hat mit dieser Darstellung der Sache entschieden Recht. Der erste Bretwalde war Älla von Süsser. — 2) Die Annahme erfolgte gewöhnlich durch Volksbeschluß; daher war ein entgegengesetzter aufhebender leicht zu bewirken, da die Seelen noch nicht bekehrt waren. — 3) Lappenb. 1 183. 191.

5. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 303

1864 - Leipzig : Teubner
Omar. 303 ©mar 034—44. 2. Juomär hatte Abll Bekr den geeignetsten Nachfolger ernannt. Seine Energie bewies er zuerst dadurch, daß er die Juden völlig ans Arabien ver- trieb'), dann durch die Fortsetzung der begonnenen und die Unternehmung neuer Kriegszüge. u) In Syrien hatte Chälid mehrere große Siege gewonnen und das reiche Damascus erobert, doch seine Unbotmäßigkeit drohte Gefahr und Omär war der Mann dazu ihn furchtlos vom Heer zu entfernen. Das auch den Muslimen für heilig geltende Jerusalem verzweifelte nach längerer Be- lagerung 637 an Rettung, wollte sich aber nur an den Chalifen persönlich er- geben. Da machte sich dieser, auf einem roten Kamel reitend, das mit zwei Säcken voll Korn und Datteln und einem Schlauch Wassers beladen war, nur von einem Diener bekleidet, auf und erschien vor der Stadt, wo er die Kapi- tulation dahin abschloß, daß die Christen Kopfgeld zahlen und keine Glocken und Kreuze mehr führen, sonst aber frei und in ihrer Religionsübuug ge- duldet sein sollten. Wo Salomons Tempel gestanden, ward eine Moschee errichtet und der Muezzim rief von deren Minaret zur Verehrung des falschen Gottes All äh. An der von Gott selbst geheiligten Stelle der Greuel heidnischen Götzendienstes! wie schwer die Verschuldung der Christen! 638 fiel Antio- chien in der Araber Hände und 639 war ganz Syrien der Herschaft des ost- römischen Kaisers entrissen Die Bedingungen, welche der Chalif den Christen von Jerusalem bei der Capitulation gestellt, wurden forthin bei allen Erobe- rungen eingehalten. * b) Gegen Ägypten ward 638 der eben so tapfere wie schlaue und gewandte Amr ll als Feldherr gesandt, oder vielmehr Omär wehrte ihm nicht dahin zu ziehn. Die Eroberung des alten Pelusion (Farmah) eröfsncte das Land, aber die Erstürmung von Memphis erfolgte erst im siebenten Monat nach gefahrvoller Belagerung. Das kühne Unternehmen wäre vielleicht gänz- lich gescheitert, wenn nicht die monophysitischen und deshalb als Ketzer ver- folgten Kopten, die Nachkömmlinge der alten Ägypter (Jakobiten)-) in der Gewärung der Duldung die Befreiung vom Joche gesehn und aus Rach- sucht gegen die Unterdrücker mit Eifer die Partei der muhammedanischen Eroberer ergriffen hätten. Die in Folge davon aus Ober - und Mittelägypten verdrängten Griechen wehrten sich in dem festen und mit allen Vorräten ver- sehnen Alerandri en 14 Monate lang und die Eroberung würde auch dann 641 nicht gelungen sein, wenn nicht Heraelius unbegreiflicherweise die freie Seeseite zur Sendung von Truppen unbenützt gelassen hätte. Die spätcrn Versuche zur Wiedergewinnung der Stadt scheiterten am Amrlls Wachsamkeit"). Aber kaum war Ägypten dem Chalifenreiche gewonnen, so stürmte auch schon der Araber Siegesdrang nach Westen weiter und die Provinz Tripolis war ihre erste leicht gewonnene Beute. o) Größeres Interesse als an den Krieg gegen die Christen, fetzte Omstr an den Kampf gegen die götzendienerischen Perser. Den seit Khos- rus Ii Sturz (§ 79, 2) unaufhörlich sich fortsetzenden Thronsteitigkciten ward endlich in Folge der von den Arabern drohenden Gefahr ein Ende gesetzt und 1) Nold. S, 138. — 2) So wurden die Monophysiteu des Ostens genannt von Jacobus (al Baradai oder Baradäus, d. i. der Bettler), welcher seit 541 ihre Kirche organisiert hatte. Im Gegensatz hießen die zur kaiserlichen Staatskirche sich bekennenden Melchiten. — 3) Die Erzählung daß der Chalif die alerandrinischc Bibliothek zu verbrennen geboten, wird als ein Märchen schon dadurch bewiesen, daß sie gar nicht mehr vorhanden war.

6. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 248

1864 - Leipzig : Teubner
248 Der Verfall des Frankenreichs. andere Herzog Ebrachar trieb den Häuptling Waroch so in die Enge, daß er an Flucht aus die See dachte. Gutmütig nahm K. Gunthramm seine Unter- werfung an, aber der treulose überfiel das heimziehende Heer und richtete es fast zu Grunde*). Der Vertrag zu Andelot hatte die Eintracht nicht vollstän- dig hergestellt. Schon 588 glaubte Childebert Ii seinen Oheim an dessen Er- füllung erinnern zu müßerg) und dieser macht jenem heftige Vorwürfe, daß er seine Schwester dem Westgotenkönige Richared verlobt hatte3). Die Unzu- friedenheit der Großen mit Brunichildens Einfluß ward nur wenig dadurch beschwichtigt, daß Childebert feinem altern Sohn Theudebert eine eigne Hofhaltung in Soisfons anwies und der Bischof Egidius verurteilt und ver- bannt ward*). Die Gewalttaten, welche Cuppa, Chilperichs ehemaliger Marschall gegen Childeberts Reich unternahm, wurden vereitelt3), doch stieg das Mistrauen um so höher, als Gunthramm 591 Chlothar Ii in Paris aus der Taufe hob3). Da starb 593 Gunthramm und Childebert nahm fein Reich in Besitzt). 6. Zwar ward der Einsall, welchen der Herzog Quintrio von der Cham- pagne in Chlothars Reich unternahm, zurückgeschlagen, aber Childebert Ii behauptete doch den größten Teil des Reichs und wenn auch der blutige Kampf gegen die Briten 594 nicht zum Ziele führte, so gelang ihm doch im folgenden Jahr die gänzliche Besiegung des thüringischen Stammes der Warner. Da starb er 596 und sein Reich ward unter seine beiden Söhne so geteilt, daß Theudebert Ii Austrasien mit der Residenz Metz, Theuderich Ii Bur- gund mit dem Sitze in Orleans empfieng. Sofort versuchte Fredegund e die Beeinträchtigung, welche ihrem Sohn Chlothar Ii durch die Vererbung vvn Gunthramms Reich auf Childebert widerfahren war, zu rächen. Schon war ihr die Einnahme von Paris gelungen und sie hatte über die beiden Brü- der einen Sieg davon getragen, als ihr Tod 597 das Frankenreich von dem Unheil rettete, welches sie noch ferner anzustiften im Stande gewesen wäre. Da das gemeinsame Interesse Theudebert Ii und Theuderich Ii zusammen- hielt, so siegten sie über Chlothar 600 bei Dormeuille unweit Aurerre, gewannen die Länder, welche jenem sich ergeben hatten, zurück und erzwangen 601 die Herausgabe allen Landes zwischen Seine und Loire, so daß dem Sohn Chilperichs nur noch zwölf Gaue von der Seine nordostwärts bis zum Meer blieben3). Auch die Gascogner wurden 602 von den beiden Brüdern unter- worfen 9) und nachdem Chlothar 603 einen Grafen, der fiscalifche Ansprüche zu erheben ausgesandt worden war, angegriffen hatte, schlug ihn Theuderich Ii bei Etampes dergestalt, daß er aus Paris weichen und den ihm ungünstigen Frieden zu Compiegne (Compendium) schließen mußte10). Unterdes war der durch die Ermordung des Herzogs Quintrio**) gesteigerte Haß der Austrasier gegen Brunichilde in so helle Flammen ausgebrochen, daß sie nach Burgund zu Theuderich floh (599)*'). Entsetzlich ist, wie tief das alternde Weib sinkt. Nicht allein, daß sie ihr eignes Blut, Theuderich Ii, der sie nicht geschützt hatte und dessen Gattin Belichilde — von ihr aus dem Stande einer Magd zur Königin erhoben — statt der erwarteten blinden Ergebenheit ihr 1 1) Greg. Viii 42. Ix 18. 24. X 9 u. 11. — 2) Greg. Ix 20. — 3) Greg. Ix 32. — 4) Greg. Ix 36. 37. X 19. — 5). Greg. X 15. — 6) Greg. X. 28. Von hieran ist der angebliche Fred eg ar die Quelle. Ich citiere ihn nach der Übersetzung von O. Abel (Geschichtschr. d. deutschen Vorzeit. Vii. Bert. 1849). — 7) Fred. 14. — 8) Fred. 20, — 9) Fred. 21. — 10) Fred. 24—.26. — 11) Fred. 18. — 12) Fred. 19.

7. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 250

1864 - Leipzig : Teubner
250 Die Verdrängung der Merovinger. Die Verdrängung der Merovinger und die Wiedererhednng des Frankenreichs durch die Pipiniden. 8 71. Pipin von Landen f 639. Arnulf Bischof von Metz ch 640. .-———^———-------------, ----------—------------------, Grimoald st 655. Begga. Herzog Ansegistl st 675. Childebert. Pipin von Heristall j 714. 1. Chalpaida. 2. Plektrnd. 2. Drogo 2. Grimoald 1. Karl Martell st 709. st 714. f 741. Theudoald Karlinann Pipin der Grippo st 715. st 755. Kurze st 751. st 768. Karl der Große Karlmann st 814. st 771. l. Kann man, wo solche ruchlose Thaten im Königshause geschehn, etwas anders erwarten, als daß sich alle Bande des Gesetzes und der frommen Scheu im Volke lösen? In der That entsetzlich ist die Unzucht, die Treulosigkeit, die Grausamkeit der Großen, welche uns aus den einzelnen überlieferten Zügen entgegentreten. Selbst in die Kirchen wagt sich die Habsucht und das Verbrechen hinein und zahlreiche Geistliche, durch Simonie in ihr Amt gesetzt, vergessen jede Pflicht. Und wenn wir wiederholt lesen, wie Heere, die zum Krieg gegen äußere Feinde nach den Grenzen ziehn, im eignen Lande arge Verwüstungen anrichten und selbst das Heilige nicht schonen, so können wir die Greuel, welche im Gefolge der Bruderkriege geschahn, nicht groß genug denken. Fast als ein Wunder erscheint, daß das Reich fortbestehn konnte: ein herliches Zeugnis für des christlichen Glaubens Kraft und die Tüchtigkeit des deutschen Wesens. Liegt in dem letztern als charakteristischer Zug ein engres und festres Zusammenschließen nach Abstammung, Wohnsitz, Zweck und Be- ruf, so konnten die Teilungen keine andere Wirkung üben, als daß die Land- schaften ein selbständigeres Bestehn gewinnen. Verstärkt wird der Zug nach solcher Trennung durch die Ausbildung verschiedner Nationalität, welche wir schon weiter fortgeschritten finden. Wie viele Römer erscheinen in den West- und Südländern unter den Großen und gibt nicht das sittliche Verhalten aller zu erkennen, daß dort das deutsche Wesen sich mit dem römischen zu amalga- mieren begonnen, wärend im Osten es noch ungetrübter und unvermischter fortbesteht? Austrasien, Neustrien und Burgund sind so schon zu Reichsteilen geworden und ungestörte Weiterentwicklung muß zur völligen Trennung führen. Dann aber wäre die germanische Welt zerstückelt in Ohnmacht versunken, den äußern Feinden preisgegeben und die eben erst gelegten Keime einer neuen Bildung und Gesittung zertreten worden. Das Frankenreich muß noch einmal fest geeint und gekräftigt der Hort Europa's werden, ehe es den in ihm sich bildenden Nationalitäten die Pflege des Rechts und der Kirche und die Gestal- tung des Lebens überlassen kann. Von dem den Fluch der Gottlosigkeit in sich forterbenden Merovingergeschlecht ist solche Leistung nicht zu erwarten; sie kann auch nicht von den Stämmen ausgehn, welche in der Verschmelzung mit dem Römertum, mit der Bildung einer neuen Nationalität noch nicht fertig

8. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 63

1864 - Leipzig : Teubner
Galba, Otho, Vitellius 68 und 69. 63 in Britannien und Germanien ausgezeichnet, mit drei Legionen den Aufstand der Juden so'weit niedergeschlagen hatte, daß nur noch die Bezwingung Je- rusalems übrig war. Weissagungen und kundgegebne Wünsche legten ihm nahe die Hand nach dem Diadem auszustrecken, aber der 60j. trug Bedenken sein und seiner beiden Söhne Glück durch ehrgeiziges Streben in Gefahr zu stellen ') und unterwarf sich eben so Galba wie Otho. Doch Vitellius Er- hebung hatte den Heeren des Orients den Gedanken eingeslößt, warum sie nicht dasselbe thun könnten, was die germanischen Legionen, warum sie der Sieges- preise beithrouerhebungen sich selbst verlustig machen sollten. Diesen Gedanken ergriff Mu cianus, der Statthalter Syriens, welcher im Frieden vier Legionen befehligte. Früher mit Vespasianus in Feindschaft, aber durch dessen Sohn Titus ihm gewonnen, war er entschlossen vor seiner Tüchtigkeit zurückzutreten und forderte ihn selbst zur Annahme des Kaisertitels auf. Tib. Alexander gieng voran, indem er die Legionen zu Alexandria ihm den Eid schwören ließ; das Heer in Judäa begrüßte seinen Feldherrn als Kaiser, Mucianus mit dem syrischen folgte und schnell erklärte sich ganz Asien für ihn. Es ward be- schlossen, Mucianus solle nach dem Westen ziehn, Titus den Krieg gegen die Juden fortsetzen, Vespasianus Ägypten und die Nachbarländer in Obhut nehmen, um Italien und Rom die Zufuhr abzuschneiden. Nirgends fand die Kunde mehr Nachhall, als in Mösien, welcher Provinz Legionen ja für Otho zu fechten bereit gewesen waren. Sie ergriffen Vespasians Partei; es folgten die pannouischen hauptsächlich bewogen durch Antonius Primus, einen Mann von eben so großer Brauchbarkeit im Kriege, wie Nichtswürdigkeit im Frieden. Durch sie und den Procurator Cornelius Fuscus wurde auch Dal- matien gewonnen^). Vitellius nahm die erste Nachricht mit leichtfertigem Ubermute hin; doch beschloß er aus den ihm ergebnen Provinzen — auch Mauretanien war für ihn gewonnen ^) — Hülfstruppen herbeizuziehn, welche freilich ausblieben; erst als der Einbruch der Feinde in Italien gemeldet ward, sandte er Cäcina mit Truppen nach dem Norden, wohin Valens, eben krank, Nachfolgen sollteh. Zwar rieten viele von den Führern des feindlichen Heeres nur die Alpen zu besetzen und Mucianus Anmarsch abzuwarten, allein Antonius Primus draug mit seiner Ansicht auf raschen Kampf durch. Der sarmatische Adel ward zur Teilnahme beigezogen, damit das Volk Ruhe hielte, die Könige der Sueben Sido und Italiens kamen mit Hülf'svölkern herbei. Eine Bewegung im Rücken von Noricum aus zu hindern, war eine am Inn (Anus) ausgestellte Abteilung bestimmt^). Ein glückliches Gefecht des Vortrabs bestärkte den Entschluß, der Vespasians eigner Ansicht entgegen war. Es wäre leicht möglich gewesen das noch nicht zahlreiche Heer vor Ankunft von Verstär- kungen zumal in ihm Unruhen gegen einzelne Führer (ob von Antonius Ehrgeiz augestiftet?) vorfielen, zu erdrücken, wenn nicht Cäcina bereits in der Treue geschwankt hätte. Als zuerst die Flotte bei Ravenna unter Cäcilius Bassus zum Feinde übergetreten waren, schloß auch er einen Vertrag, aber die Trup- pen, welche, obgleich ohne Treue für Vitellius, doch vorher ihre militärische Ehre retten wollten, legten ihn in Ketten 0). Um so mehr eilte Antonius mit der Schlacht, die durch seine unermüdliche die Soldaten begeisternde Ent- schlossenheit und Klugheit gewonnen, bereu Glanz aber auch durch die grau- same Zerstörung der eroberten Stadt Cremona getrübt ward'). Wie Vitel- * 7 1) Siehe die Vorbereitungen Tac. h. I11 — 7. — 2) Tac. h. Ii 74—86. — 3) Tac. h. Ii 58. — 4) Tac. s. Ii 96 — 101. — 5) Tac. h. Iii 1 — 5. — 6) Tac. h. Iii 7 — 14. — 7) Tac. h. Iii 15 — 35.

9. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 29

1864 - Leipzig : Teubner
Die Kriege Augusts gegeu die Germanen. 29 welchem im Jahre 6 n. Chr. L. Sentius Saturninus die Legionen durch der Chatten Gebiet, Durchhaue durch die Gebirgswälder schlagend, nach Bojenheim führen, Tiberius aber ebendahin von Carnuntum in Noricum aus Vordringen sollte, und schon scheint seine Ausführung ziemlich weit gedichn gewesen zu sein, als die Unmöglichkeit, so viele kriegerische und Unabhängigkeitsliebende Sdämme von der Nordsee bis zum Adria in kurzer Zeit zu unterwerfen sich herausstellte, indem diepaunonier und Dalmater, die günstige Gelegen- heit zur Erwerbung der Freiheit gekommen glaubend und vielleicht durch Mar- bods Sendlinge aufgeregt, einen furchtbaren Aufstand erhoben. Die Italiens Grenzen nahe Gefahr zwang Tiberius seine Waffen nach diesen Gegenden zu wenden und da die Bezwingung der erbitterten aufständigen Völker drei Jahre kostete, so blieb Marbod mit der Heimsuchung verschont *). 9. Die Schlacht im Teutoburger Wald. Ein für Bildung em- pfängliches Naturvolk pflegt mit einer gewissen Hast die neuen Zustände, welche der als überlegen anerkannte Sieger bietet und verheißt, zu ergreifen, lernt es aber das wahre Wesen der Unterdrückung kennen, begreift es, wie es sein heiligstes und bestes für das Fremde hingeben muß, so erwacht ein unver- söhnliches Freiheitsstreben und es bedarf nur einer gelungnen großen Thal, nur eines Heldens als ihres Urhebers, um in der Erinnerung einen die Flamme immer von neuem weckenden und anfachenden Zug zu hinterlassen. Gerade das unsittliche Wesen der römischen Großen ward die Ursache dazu, daß in Germanien dies schnell eintrat und die Nationalität, welche zur Um- gestaltung der Weltgeschichte von Gott ersehen war, gerettet ward. Die Hast, mit welcher die Deutschen den römischen Sitten und Gebräuchen huldigten, die Ehrengaben und Ehrenämter der Römer annahmen, ihren Kriegsdienst suchten, täuschte diese so, daß sie sich in dem wilden Lande schon wie zu Hause glaubten und der Statthalter P. Quin etil ins Varus, ein ächter Sohn der hauptstädtischen höhern Gesellschaft, ohne Einsicht, Klugheit und That- kraft für gefährliche Momente, was er vorher in der Provinz Syrien verübt hatte, auch dort durchführen zu können vermeinte. Er führte das römische Gerichtswesen ein, ließ Sachwalter aus der Hauptstadt kommen, vollzog Strafen an Leib, Gut und Leben, wie sie das römische Strafrecht vorschrieb, und forderte Tribute und Lieferungen ein. Da fcinbeu die Deutschen, daß sie nicht, wie man ihnen anfänglich geboten, freie Bundesgenossen sein, daß sie Knechte und Römlinge werden sollten, und keiner empfand dies tiefer als der junge Chernskerhäuptling Armin, Segimers S., der im römischen Kriegsdienst mit dem römischen Bürgerrecht, ja der Ritterwürde geehrt, nicht die glühende Vaterlandsliebe noch die frische Thatkraft verloren, dagegen wol die zur Ausführung kühner Entwürfe erforderliche Einsicht gewonnen hatte. Von ihm wurde zuerst weniger, dann immer mehr Genossen Einver- ständnis gewonnen, und ebenso befremdlich ist die Klugheit, mit welcher das Geheimnis gewart und verborgen ward, wie die Verblendung, mit welcher Varus sein Auge und Ohr selbst gegen die beachtenswertesten Warnungen verschloß. Denn da einen plötzlichen offnen Aufstand in Masse die durch das ganze Land wenn auch nicht zahlreichen, aber doch einen zusammenhängen- den Gürtel bildenden römischen Stationen unmöglich machten, so mußte zur 1 1) Veil. Ii 109 —116. Aus dem Anfang von o. 110 ergiebt sich deutlich, daß auch gegen Marbod nicht auf einen einzigen Feldherrn gerechnet war. Denn Tibc- rins hatte das Winterlager an der Donau vorbereitet und war dann erst bis ans 5 Tagemärsche dem Feinde nahe gerückt.

10. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 34

1864 - Leipzig : Teubner
34 Tiberius 14— 37. lung gelangt und daß er um dieselbe beneidet werde, machte ihn mistrauisch. Wol fühlte er sich stark offne Empörung niederzuschlagen, wol kannte er die römischen Großen als zur Erregung einer solchen unfähig, aber er wüste auch, daß sie wie hündisch schmeichlerisch, so auch um des Vorteils und Ge- nusses willen das Heiligste und Liebste zu verraten, zur Tücke und Jntrigne, zur Verschwörung und zum Morde geneigt seien. Er verachtete, aber fürchtete und deshalb haßte er sie. Bei dem Mistranen ist nicht unbegreiflich, wie er sich von einem einzigen Schlauen so täuschen ließ, daß er ihm blind ganz ver- traute, wie aber auch nach der Enthüllung sein Herz immer finstrer ward H. 2. Ein widerliches Spiel von Heuchelei führte Tiberius aus, indem er, obgleich er alle Maßregeln zur Behauptung der Herschaft getroffen ^), dennoch um die Gesinnungen kennen zu lernen und die Aeußrungen für die Zukunft zu notieren, sich dem Senat gegenüber stellte, als wolle er die große Last der Regierung nicht auf sich nehmen, widerlich auch wegen der dabei sich kund-- gebenden sklavischen Gesinnung. Die wichtigste Neuerung, eine Vollendung der Monarchie war die Übertragung der Wahlen von den Comitien an den Senat. Dieser hatte fortan nach seiner Empfehlung die Candidaten zu bezeichnen, welche das Volk ohne Bewerbung wählen muste: eine Maßregel, welche die Teilnahme des letztern zu einer völlig illusorischen machte und bald gänzlich in Wegfall brachte^). 3. Der Mangel an römischen Recrnten und das Bedürfnis kriegsge- übter Mannschaften hatten zur Folge, daß bei allen Heeren eine große Menge Veteranen bei der Fahne behalten wurden. Diese sehnten sich nicht sowol nach einem friedlichen und gewerbfleißigen Leben, als sie sich gegen die strenge Disciplin sträubten und im Bewustsein, daß auf der Militärmacht das Kaisertum beruhe, den Machthabernzugeständnisse abzupressen versuchten, keine Zeit dazu günstiger findend, als die eines Thronwechsels. So zeigte sich denn sofort bei Tiberius Regierungsantritt die Gefahr, welche dem Römer- reich drohte, in zwei bedeutsamen Vorspielen. Zuerst brachen die drei Legio- nen, welche unter Junius Bläsus in Pannonien standen, in einen Ausstand aus, indem sie ihre Führer mishandelten und die Forderung stellten, daß alle welche 16 Feldzüge gedient entlassen werden sollten. Tiberius sandte seinen S. Drusus mit Älius Seianus, dem zweiten Gardepräfecten, und Mannschaften, aber nur mit Mühe gelang es die Empörung zu beschwichtigen und die Schuldigen zu strafen H. Gefährlicher noch und folgenreicher war die Empörung bei dem germanischen Heere. Drusus S. Germani- cus hatte hier das Eommando über 8 Legionen, von denen 4 (Ii. Xiii. Xiv. Xvi.) unter G. Silius im obern, 4 (I. V. Xx. Xxi.) unter A. Cleina im untern Germanien standen^). Er war mit dem Censns in Gallien be- schäftigt, als er die Kunde von Augustns' Tod erhielt und sofort die nächsten Völkerschaften (die Seguaner und Belgen) für Tiberius in Pflicht nahm, um so schneller, je mehr er diesen mit Mistrauen gegen sich erfüllt wüste. Die Soldaten waren aber der Überzeugung, daß er die Hand nach dem Throne ausstrecken werde und hofften von ihm jedes Zugeständnis. Bei dem 1 1) Vgl. die treffliche Charakteristik bei v. Wietersh. l 110 — 134. — 2) Dazu gehörte auch die Töduug des Agrippa Posthumus, nach einem angeblichen ^von Augustns hiuterlassueu Befehl, Tac. ab exc. I 6. Auch Julia riud ihr Buhle Sem- pronius Gracchus wurden bald getödet, Tac. a. a. O. I 53. — 3) Tac. ab exc. I 15. 81. Veil. Ii 124. 126. I)io Lviii 20. — 4) Tac. ab exc. I 16 30. — 5) Das ganze linke Rheinufer von Basel bis zum Meer ward als Provinz Germanien ge- nannt und in das obere und das untere Land geteilt.
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