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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
6. Tageslauf eines germanischen Hausherrn in Friedenszeiten. 35
nicht, so gab es wohl am Haus oder Hofzaun zu bessern,
wobei der Herr selber nur selten zugrifs, vielmehr die Knechte
anwies, lobte oder zum Fleiße antrieb. Oder er schaute eine
Weile mit behaglichem Lächeln den Kriegsspielen seiner Knaben
zu, oder er ging hinaus aufs Feld, den Stand der Saaten
zu prüfen, oder aus die Viehweide, um sich am Anblick seiner
Pferde, Rinder, Schafe und Schweine zu freuen, vielleicht
auch um einem Gaste selbstgefällig die stattlichen Herden zu
zeigen. Oder er zog mit Hunden und Knechten in den
grünen Wald, dem edlen Weidwerk obzuliegen, den Bären
aufzuspüren, der neulich ein Kalb geraubt, den Wolf zu
fällen, der unter den Schafen Vernichtung angerichtet, den
Ur zu erlegen, der lüstern nach leckerer Gerste den Acker
zerstampft hatte. Sowohl die Jagd aus Vierfüßler (Tier-
weide) wie die auf Vögel (Vogelweide) wurde mit Leiden-
schaft gepflegt. An den Jagden vornehmer Männer, zu
denen oft ein größeres Gefolge mitzog, beteiligten sich nicht
selten die edlen Frauen als Zuschauerinnen und Wirtinnen,
die im Waldesschatten den hungrigen Jägern ein fröhliches
Mahl bereiteten. Manche verstand wohl auch selbst Bogen
und Jagdspeer und den abgerichteten Falken zu lenken.
Die meisten dieser Beschäftigungen ließen sich freilich nur
bei freundlicher Witterung vornehmen; bei schlechtem Wetter,
namentlich im Winter, kam es öfters vor, daß der Hausherr
nach dem Imbiß sich verdrossen wieder aufs Lager streckte
und so auf der Bärenhaut liegen blieb, bis die Zeit der
Hauptmahlzeit hcrankam, die etwa um die Mitte des
Nachmittags, nicht allzulange vor Sonnenuntergang gehalten
wurde. „Es freuen sich die Hunde, und das Haus öffnet sich
von selbst, wenn ein Gast kommt." So lautet ein alt-
nordisches Sprichwort und bezeichnet damit schön und bündig
die Herzlichkeit, mit der der Deutsche den Gast willkommen
hieß. Und das that er gar oft. Außer solchen, die unter
seinem Dache übernachteten, kamen noch häufiger andere, die
geladen oder ungeladen an seiner Mahlzeit teilnahmen. An
ein solches Mahl schloß sich gewöhnlich ein scharfes Trinken,
stets, wenn der Wirt ein Gastgebot erlassen hatte. Die
3*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
1. Land und Volk der alten Deutschen. 7
Trunksucht der Deutschen war ihre sogenannte Bärenhäuterei.
Wenn die Männer nämlich von Jagd oder Krieg heimkehrten,
so ergaben sie sich ganz dem Nichtsthun; sie lagen auf der
Bärenhaut, schmausten oder schliefen und überließen alle Sorgen
den Frauen oder Knechten. Ein großer römischer Geschicht-
schreiber. dem wir für seine schöne Schilderung des germani-
schen Landes und Volkes zu ewigem Danke verpflichtet sind,
der berühmte Tacitus, wundert sich über den seltsamen Zwie-
spalt der Natur, daß dieselben Menschen im Kriege so un-
ermüdlich und rastlos, im Frieden so träge seien. Aber jener
Faulheit ergaben sich eben nicht alle Germanen, sondern
nur die, welche dem Kriegsleben ausschließlich oblagen, und
daß diese Männer nach ungeheuren Mühsalen, nach Ent-
behrungen und Großthaten das Bedürfnis fühlten, sich recht
gründlich anszuruhen und behaglich der langentbehrten Ruhe
und des fröhlichen Schmauses zu genießen, das ist gewiß
natürlich. Auch im Frieden waren sie nicht immer unthätig:
sie lagen ja in einem fast unaufhörlichen Kampfe mit den
gefährlichen Tieren des Urwaldes und stärkten auf der Jagd
Kraft und Mut. Doch selbst außer der Jagd gab es noch
ernste friedliche Beschäftigungen, die eines Mannes würdig
waren, vor allem die Teilnahme an den Versammlungen des
Volkes, von denen wir später berichten werden. So gar schlimm
und unverzeihlich kann also die Bärenhäuterei nicht gewesen
sein, um so tadelnswerter aber war die Streitsucht der Ger-
manen. Namentlich entstanden bei den beliebten Trinkgelagen
oft Zwistigkeiten, die nicht selten mit Totschlag und Verwun-
dung endigten. Am verderblichsten wurde dieser Fehler, wenn
Uneinigkeit zwischen ganzen Stämmen oder Völkerschaften
entstand. Solcher innerer Hader hat leider häufig genug großes
Unglück über Deutschland heraufbeschworen. Schon ein schlauer
Römer meinte, man solle die Germanen nur ihrer eigenen
Zwietracht überlassen, sie würden sich schon untereinander selbst
zerfleischen. Ach, wie oft haben noch in neuerer Zeit die
Völker des Auslandes hohnlachend zugeschaut, wenn Deutsche
gegen Deutsche kämpften. Gott sei gedankt, daß seit der
Wiederaufrichtung des deutschen Reiches im Jahre 1871 solche
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
10 1. Land und Volk der alten Deutschen.
davon zu erzählen. Dort überflutet der Ocean, so berichtete
er, zweimal im Lauf eines Tages einen breiten Landstrich, so
daß man nicht weiß, ob man diesen Raum Land oder Meer
nennen soll. Inmitten dieser Gegend hat nun das bedauerns-
werte Volk kleine Hügel aufgeworfen, die so hoch sind, daß
sie zur Zeit der höchsten Flut gerade eben noch ein wenig
aus dem Wasser hervorragen. Darauf stehen ihre Hütten,
und von ihnen aus machen sie Jagd auf die Fische, die mit
Eintritt der Ebbe nach dem Meere zurückgespült werden.
Sich Vieh zu halten und von Milch zu leben ist ihnen unter
solchen Umständen nicht möglich. Ja nicht einmal Wild
können sie erlegen, denn es giebt bei ihnen keines, weil weit
und breit kein Strauch wächst. Aus Schilf und Wasser-
binsen flechten sie Stricke, aus denen sie Netze für den Fisch-
fang machen. Da sie kein Holz haben, so kneten sie mit den
Händen die schlammige Torferde, trocknen sie an der Luft,
kochen damit ihre Speisen und wärmen daran ihre vom Nord-
wind erstarrten Glieder. Ihr einziges Getränk ist das Regen-
wasser, das sie in Gruben vor ihren Häusern sammeln. —
An der Unterelbe saßen auf dem linken Ufer, südöstlich von
den Chauken, in der Gegend des heutigen Lüneburg, die sagen-
berühmten Langobarden d. h. Langbärte, die nicht stark
an Zahl, aber wegen ihrer Heldenhaftigkeit sehr angesehen
waren; in Rom sagte man von ihnen, sie seien wilder als
die germanische Wildheit selbst. Von diesem tapfern Helden-
vvlke wird noch viel die Rede sein. Ihnen gegenüber, auf
dem rechten Elbufer bis zur Oder hin, hauptsächlich in der
heutigen Mark Brandenburg war die Heimat der Semnonen,
wie mau glaubt der Vorfahren der Alemannen oder Schwaben.
Schleswig-Holstein und Jütland war in der ältesten Zeit von
den schon erwähnten Teutonen und den Kimbern be-
wohnt, die aber beide schon sehr frühe auswanderten, woraus
das Land von andern Völkerschaften besetzt wurde. Die Nach-
barn der Langobarden im Südwesten waren die tapferen
Cherusker, ein mächtiger und volkreicher Stamm, dem
der hochberühmte Held Armin angehörte. Sie hausten im
Wesergebirge und bis über den Harz hinaus. An ihr Gebiet
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Extrahierte Personennamen: Armin
Extrahierte Ortsnamen: Lüneburg Rom Brandenburg Schwaben Schleswig-Holstein
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eines Stieres oder Hirsches, deren Hörner stehen blieben und dem Krieger ein schreckliches Aussehn gaben.
Nahrung. Jagd, Viehzucht und Ackerbau gaben den Deutschen die wichtigsten Nahrungsmittel. Die Jagd bot ihnen frisches Wildbret, die Viehzucht Milch, Butter und Käse, der Ackerbau mancherlei Gemüse. Außerdem wuchsen wild im Walde viele Beerenarten, sowie viele andere eßbare Früchte, z. B. Rettiche und Spargel. Aus Gerstensaft bereitete man Bier, aus Honig den süßen Met.
Stände und Beschäftigungen. Das Volk zerfiel in zwei Klassen. Zu der einen Klaffe gehörten die Besitzer von Grund und Boden, man nannte sie Freie. Die andere Klasse bildeten die Besitzlosen. Sie waren Knechte der Freien und wurden wie eine Ware gekauft und verkauft. Sie waren verpflichtet, dem Herrn zeitlebens ohne Lohn zu dienen. Solche Knechte nennt man Sklaven. Die liebste Beschäftigung der Freien war Krieg und Jagd, das Bebauen der Äcker schien ihnen eines freien Mannes unwürdig zu sein, daher überließen sie diese Arbeit den Knechten und Frauen. Das eigentliche Arbeitsfeld für die deutsche Frau war aber schon in jener alten Zeit das Haus. Hier besorgte sie das Hauswesen, buk das Brot, braute das Bier und den Met, spann Wolle und webte Leinwand.
Jugenderziehung. Die Erziehung der Jugend erstreckte sich mehr auf den Körper als auf den Geist, denn es kam vor allem darauf an, den Knaben zu einem tüchtigen Krieger zu erziehen. Zu diesem Zwecke wurde der Körper von Jugend auf abgehärtet. Schon im
zartesten Alter wurde das Kind in eiskaltem Wasser gebadet. (Warum?) Der Sohn mußte schon als kleiner Knabe mit dem Vater auf die Jagd gehen und sich früh im Gebrauch der Waffen üben. Um sich an die Gefahr zu gewöhnen, mußten Jünglinge nackend zwischen Schwertern und Lanzen umhertanzen. Erst nachdem der junge Deutsche so für das Waffenhandwerk eingeübt und erzogen war, wurde er von der Volksversammlung für wehrhaft und mündig erklärt und konnte jetzt an den Versammlungen des Volkes teilnehmen.
Eigenschaften (Charakter). Von den Eigenschaften der Deutschen ist von alters her die deutsche Treue hochgepriesen. Was der Deutsche versprochen hatte, das hielt er auch, selbst wenn sein Leben dadurch in Gefahr kam. Gegen jedermann war er gastfrei, bewirtete ihn mit dem Besten, was er bieten konnte, und gab ihm das Geleit aus den Heimweg. Kein heidnisches Volk hielt die Ehe so hoch wie die Deutschen. Die Frau war nicht des Mannes Sklavin, sondern seine treue Gehülfin und Lebensgefährtin. Unerschrocken und todesmutig trat der Deutsche im Kampfe dem Feinde entgegen, und für ehrlos wurde der gehalten,
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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6
§ 4—5. Alte Geschichte, Orient.
Die Nachkommen des aus der großen Flut geretteten Noah (nach der gewöhnlichen Annahme):
a) Semiten in Südwestasien, besonders das Volk Israel als Träger der göttlichen Verheißung.
b) Japhetiten in Nordasien und Europa.
c) Hami ten in Südasien und Afrika.
Der Berg Ararat (Armenien) Ausgangspunkt des neuen Menschengeschlechtes.
Zwischen4. Vereinigungsversuche der immer mehr sich verzweigenden Nachkommen Noahs im Lande Sinear zwischen Euphrat und 2000 Tigris. (Babel, das Reich Nimrods, des gewaltigen Iä-
66r' gers vor dem Herrn; Turmbau zu Babel.) Völker- und
Sprachenscheidnng (jetzt gegen 2000 Sprachen).
a) Reli gionssystenre der nun getrennten Menschheit:
1. Monotheismus, Glaube an einen Gott, den Schöpfer und Herrn des Weltalls;
2. Polytheismus oder Vielgötterei, entstanden durch Vergötterung des Geschaffenen, des All (Pantheismus):
a) bei Hamiten: Tierdienst, Anbetung lebloser Dinge (Fetischismus), Dämonendienst.
b) bei semitischen Völkern: Gestirndienst (Sabäismus);
c) bei Japhetiten: Naturvergötterung und Darstellung der Götteridee in der Menschengestalt (Anthropomorphismus).
b) Lebensweise und Beschäftigung der ersten Menschen:
1. in Gebirgen, Thälern und Höhlen (Troglodyten): Jagd und Krieg;
2. an Küsten: Fischsang (Ichthyophagen); später Schiffart, Handel;
3. in Wüsten und Steppen: Viehzucht (Nomaden);
4. in fruchtbaren Ebenen: Ackerbau; feste Wohnsitze; Civilisation: Handwerke, Künste, Wissenschaften.
5. Älteste Formen der Vereinigung der Menschen zu sittlichen Zwecken:
a) Familienleben, patriarchalische Verfassung der Nomaden.
b) Staatenbildung der Ackerbau treibenden Völker. Gesetze; Stände; Kasten (strenge Scheidung nach Stand und Beruf).
1) Priesterstaaten mit theokratischer Verfassung;
2) kriegerische Monarchien; despotische Staaten.
6. Die fünf Menschen stamme oder Rassen (Nacen):
a) die kaukasische (weiße) in Europa, Vorderasien und Nordasrika;
b) die mongolische (hellgelbe) in Hinterasien und den Nordpolargegenden ;
c) die äthiopische (schwarze) in Süd- und Mittelafrika;
d) die amerikanische (braunrote), die Ureinwohner Amerikas;
e) die malaiische (schwärzlich gelbe) auf Neuholland und vielen australischen und hinterindischen Inseln.
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TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Ortsnamen: Orient Südwestasien Israel Nordasien Europa Afrika Armenien Europa Vorderasien Nordasrika Hinterasien Süd- Amerikas
A. Akte Geschichte.
Von der ältesten Zeit bis zum Untergange des weströmischen Reiches, x—476 n. Chr.
I. Geschichte der Völker des Morgenlandes.
§ 4.
A. Urgeschichte.
1. Uber die Uranfänge des Menschengeschlechtes und über den frühesten Zustand der Erde belehrt uns die H. Schrift und die Naturwissenschaft.
Beide weisen auf Bildungsperioden der Erde. — Die sechs Schöpfungstage.
Primäre oder Urgebirge, sekundäre oder Übergangs- und Flözgebirge, tertiäre Gebirge und Anschwemmungen.
2. Die ersten Menschen (Adam und Eva).
a) Ihre Wohnsitze im südwestlichen Asien, vielleicht in den südlichen Thälern des Himalaya.(in Kaschmir?);
b) religiöse Vorstellungen des nach Gottes Bild geschaffenen Menschen noch bei allen Völkern.
Der Sündenfall; seine verderblichen Folgen für die ganze Schöpfung und für den Menschen insbesondere. — Kain (Ackerbau), Abel (Viehzucht) und Seth, Adams Söhne.
Btiiniten: Lamech, Stifter der Vielweiberei (Polygamie); ältestes Gedicht (1 B. Mos. 4, 23. 24). Lamechs Söhne: Jabal, Stammvater der Nomaden, Jubal, Erfinder der Tonwerkzeuge, Thubal-kain, Erfinder der Metallbearbeitung.
Die Gerhilen bewahren die empfangene Verheißung einer künftigen Erlösung vom Fluch der Sünde.
3. Gündflur (oder Sint-, d. H. allgemeine Flut).
Spuren davon in Pflanzen- und Tierüberresten, in der Bildung des Festlandes und der Meere.
Erinnerung daran in den Sagen vieler Völker (s. § 19,1.), selbst der Indianer in Nordamerika.
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TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
D. Nordeuropa. I. Skandinavien. 149
zuzubereiten. An der äußersten Westküste von Norwegen bis 62° N. Br.
der Heringsfanq ähnlich ergibig. Dreimal im Jahre taucht der Hering
aus der Tiefe auf und flieht, von Seethieren gejagt, der Küste zu, in ganzen,
oft meilenlangen Fischbergen bis in die Fjorde hinein.7) Auch andere Fische,
Austern und Hummer werden gewonnen, und fast alle Flüsse wimmeln
von Lachsen.
§ 252. Bevölkerung dünner als in allen Ländern Europas. Urbe-
völkeruug einst die im N. von Rußland entlang gewanderten Lappen, gegen-
wärtig nur 25 000 zählend, und die ihnen verwandten doch höher gebildeten
Finnen (Quänen), aus Finnland eingewandert, jetzt noch geringer an Zahl
als die Lappen. Dazu kamen frühzeitig germanische Stämme, Normannen ,
zur See in Norwegen eingewandert, Schwed en, wohl von den dänischen Inseln
aus eingedrungen, jetzt im mittleren Schweden sitzend, und Gothen, wohl von
S. her über die Ostsee gekommen.
Die Lappen fast überall vom Renthier abhängig, das ihnen Pferd,
Rind und Schaf, wenn auch mangelhaft, ersetzt, daher meist nur dort lebend,
wo dies uoch fortkommt, auf dem Gebirge bis Röraas" hinunter. Man un-
terscheidet Berg läppen, die im Sommer vor den Mücken am Strande mit
ihren c. 300—1000 Stück zählenden Renthierheerden in die Wälder ziehen,
im Winter zur Küste zurückkehren, im Sommer in Zelten, im Winter in Hüt-
ten lebend, und Fisch ertappen, die vorzugsweise von Fischfang und Jagd leben,
auch wohl einige Renthiere haben, die sie größeren Heerdenbesitzern zur Pflege
übergeben. Ackerbau treiben die Lappen selten.
Die germanischen Einwohner gleichen ihren südlichen Stammesgenossen,
sie haben meist einen starken großen Körper, blaue Augen und blondes Haar.
Den alten Charakter haben sie sich erhalten. Sie sind gutmüthig, treu, meist
von ernstem, sittlichem Streben beseelt, fromm, sehr gastfrei, bedächtig vor der
That, bei der Ausführung entschlossen, oft schneller als die Deutschen, doch
auch verschlossener. Mit Innigkeit hängen sie an ihrer Heimat und sehen des-
halb oft mit ungebührlicher Geringschätzung auf fremde Nationen herab 2).
6) Bei den Lofoten liegt eine große Sandbank, welche mehrere Arme in den
zwischen Lofoten und Festland befindlichen Westsj ord aussendet. Auf der ganzen Bank
laichen gern die Kabeljaus; aber im Westfjord werden sie, weil dort die Schifffahrt den
besten Schutz vor den Winden hat, am meisten verfolgt. Der Kabeljau kommt getrocknet
als Stockfisch, gesalzen als Laberdan, getrocknet und gesalzen als Klippfisch in
den Handel. Auch wird aus ihm Leberthran bereitet.
7) Der Hering einst ein Hauptartikel der Hansa, die ihre großen Lager auf Schonen
und in Bergen hatte. Gegenwärtig Bergen Haupthandelsplatz für den gesammten
Fischfang Norwegens. Dort jährlich etwa für 15 Miß. M Kabeljaus, für 12 Mill. M
Heringe ausgeführt.
Zu § 252.^ Die Lappen haben gleich anderen Mongolen eine schmutzig gelbe
Farbe, straffes Haar, hervortretende Backenknochen und eine stumpfe Nase.
2) Je weiter die Germanen nach Norden wohnen, desto mehr schließen sie sich großen-
theils in sich selbst und in ihrer Familie gegen andere ab. Daher wächst anch ihre Eigen-
art und ihr Eigensinn, sich bisweilen mit unbezähmbarer Leidenschaft verbindend (Ber-
serkerwuth; Karl Xii!). — Uebrigens ein beträchtlicher Unterschied zwischen Schweden
und Norwegern. Da die Schweden in Folge ihres günstigeren und namentlich auch schönes
Tiefland enthaltenden Bodens ein zeitweise sehr kräftiges Staatswesen geschaffen haben,
so haben sich bei ihnen auch Staatssinn und Staatsformen mehr entwickelt. Der Adel,
auf seinen großen Grundbesitz in fruchtbarer Ebene gestützt, hat oft eine übermäßige, den
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
176
Zweites Buch. Europa.
wandert, und Letten (5/e Mill.) in Kur- und Livland, deren Sprache mit
finnischen und deutschen Elementen vermischt ist^).
3. Zu den Germanen zählen 1 Mill. Deutsches, über ganz Ruß-
land namentlich als Beamte, Handwerker und Kaufleute verbreitet, vor Allem
zahlreich in Petersburg und den deutschen Ostseeprovinzen, ferner z. Th. im
S. (an der unteren Wolga, rings um das Schwarze Meer und am Ural).
Auch das Herrscherhaus ist deutsch. Dazu kommen Schweden (c. lk
Mill.), vor Allem als wohlhabende Klaffe in Finnland ansässig, das bis 1809
schwedisch war und noch schwedische Amtssprache hat.
4. Zu den Romanen zählen c. 650,000 Rumänen, namentlich
in Besfarabien, ferner italienische Kaufleute die am Schwarzen Meer (Odessa!)
mit verkehren.
5. Die Griechen (c. 80000) treiben auch hier namentlich Handel.
6. Von an dern Ariern leben in Rußland einige Tausende Ar meiner
und über 100 000 Zigeuner im S.
7. Von Semiten sind c. 2^2 Mill. Juden namentlich in Polen
und Westrußland ansässig, deutsch redend. In Großrußland dürfen sie sich
nicht niederlassen.
L) Zu den Mongolen gehören: 1) Finnen (- Sumpfbewohner;
Fen - Sumpf, § 275), durch langen Verkehr mit kaukasischen Völkern diesen
z. Th. sehr ähnlich geworden, c. 4 Mill. in 3 Hauptgruppen.
a. Zu den baltischen Finnen (über 2^ Mill.) gehören die Suomi-
Finnen (darunter auch Quäuen) in Finnland, die Tschudeu (in die ern-
sten, kühntrotzigen, gutherzigen Est heil und die Liven zerfallend, die immer
mehr verschwinden), und die Lappen, die klein, ausdauernd, geduldig und dienst-
fertig sind, und auch hier in Renthier- und Fischerlappen zerfallen.
b. Die Wolga-Finnen (c. I1/* Mill.) wohnen an der mittleren
Wolga, wo einst das Reich Groß Bulgarien (- Wolgaland) blühte, von wo
einst Hunnen, Avaren und Bulgaren nach Europa einbrachen. Es gehören
zu ihnen die Tscheremissen (im N. von Kasan), die redlichen Tschuwaschen
im Sw. von Kasan (stark mit Tataren vermischt, z. Th. nomadisierend) und
die Mordvinen im So. von ihnen, alle dem Namen nach Christen; doch
findet sich unter ihnen noch verstecktes Heidenthum.
e. Mehrere verwandte Völkerstämme faßt man als „nordische Finnen"
zusammen (über 400 000). Dazu gehören die Permiaken im Gouverne-
ment Perm, Nachkommen des Reiches Biarmien, das dort einst im Mittelalter
blühte und von den Normannen besucht wurde^), die Wotjäken im W. von
ihnen an der Käma, die Syrjänen zwischen Petschöra und Wytschegda und
die Wogulen (Uyern) die nächsten Verwandten der Ungarn, letztere in Europa
nur sehr schwach vertreten.
2. Den Finne n sind die Samoj eden verwandt, in den Tundren im N.
mit ihren Renthieren nomadisch lebend, angeblich Christen, doch zugleich den
Schamanenthum ergeben.
8) Die lettischen Kuren sind schon ganz in andern Völkern aufgegangen.
9) Seit Jahrhunderten sind sie die mächtigsten Förderer der Cultur in Ruß--
land, durch ihr Interesse ganz an dasselbe gefesselt und von ihm früher begünstigt.
Von diesem Reiche ging einst die erste finnische Cultur aus.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Livland Petersburg Wolga Schweden Finnland Odessa Polen Großrußland Finnland Wolga Bulgarien Europa Kasan Kasan Gouverne- Perm Petschöra Wytschegda Ungarn Europa Ruß--
E. Osteuropa. Rußland. 185
Eisenbahnknotenpunkt, und Kaluga (39000 E.) mit Leder- und Segeltuch-
fabriken.
Im O. an der Sur«*: Pensa (34000 E.), freundlich zwischen Gär-
ten gelegen, Fabrik- und Handelsstadt an der Straße von Moskau nach Oren-
bürg, von manchen Deutschen bewohnt.
Im Dongebiet: Woronesch* (42 000 E.) am Woronesch unfern des
Einflusses in den Don, Hanptort für Getreide- und Talghandel, der sich bis
nach Sibirien erstreckt.
Am oberen Dnjepr: Smoleitsk* (24000 E>), malerisch auf steilem
Berghang gelegen, uralte Stadt, den Russen heilig, lange Zeit Grenzfestung
gegen W., daher uoch von thurmreicher, 1 M. lauger Mauer umschlossen;
Schlacht 1812. An einem Nebenfluß des Dnsepr: Kursk (32 000 E.)
in reicher Korngegend mit starker Melonencultur.
Im Nw. Nowgorod (nnserm „Naugard" entsprechend, eigentlich
Welkkij Nowgorod - Großneustadt; 17 000 E.) am Wolchow unfern des
Jlmen Sees Wiege der russischen Macht, einst bedeutende Hansestadt, die
400000 E. zählte^), später durch Riga, dann durch Petersburg überholt.
§ 268. Nm'dnlßland liegt nördlich von 58° N. Br. und ist von
Großrussen bewohnt, unwirklich und dünn bevölkert. Wologda (17 000 E.)
an der Wologda, einem Nebenfluß der Suona*, Industriestadt, Stapel-
platz für den Norden.
Archangelsk (18000 E.) am Beginn des Dwinadeltas, sehr zurückge-
gaugeu, seit ihm Peter der Große zu Gunsten Petersburgs seine Privilegien
entzog, ja starke Zölle auferlegte *), Ausgangspunkt für Walsisch-, Robben- und
selbst Heringsfang. Der kürzeste Tag dauert nur noch 21k Stunden. Die
Stadt ganz aus Holz gebaut, das gegen Kälte besser schützt. In der Um-
gegend noch üppige Wiesen.
Die arktische Region sehr schwach bewohnt, meist nur von Lappen, die
bei allem Ueberfluß an Fischen dürftig leben, und Jägern, die Pelzthieren
nachstellen.
Jenseit der Waigatschinsel Nowaja Semlza* (Nenland), durch eine
Meerenge in 2 Theile getheilt, von denen der südliche niedrig ist, der nördliche
z. Th. von einem bis 1300 m hohen Gebirge durchzogen wird. Nirgend
bedeuteuder Pslauzeuwuchs; nur kümmerliche Weiden mit Moos und spär-
lichem Gras. Die Thierwelt noch lebhaft (Renthiere, Eisbären, Füchse,
Lemminge, Robben und Walrosse!) Unermeßlich auch hier die Scharen der
Seevögel, die oft, wie in dicken Wolken umherfliegen; in den Flüssen Lachse
und Weißsische. Die Insel nicht ständig bewohnt, doch von Jägern auf-
6) Es war sogar im Staude, den Tataren Widerstand zu leisten, und seine Macht
reichte bis zum Weißen Meer. Damals kam das Sprichwort auf: „Wer kann wider
Gott und Nowgorod?"; in ihm lag der St. Peterhof, eines der 4 größten Comptoirs
der Hansa, in dem deutsche Tuche, Wollwaaren und Biere gegen russische Rohproducte
umgetauscht wurden. 1478 wurde es durch Iwan Iii unterworfen, später durch Iwan
Iv. wegen Verbindung mit Polen blutig niedergeworfen (1570).
Zu § 268. !) Der Grund zur Stadt gelegt, nachdem Engländer 1533 den See-
weg zur Dwina gefunden hatten; genannt wurde die Stadt so, weil sie unter den Schntz
des Erzengels Michael gestellt nnirde. Eine Zeit lang der Handel wegen naher
Bergwerke und Salzsiedereien >ehr lebhaft.
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Extrahierte Personennamen: Peter_der_Große Michael