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am Weihnachtsfeste mit vielen edlen Franken taufen. Als er in die erleuchtete Kirche trat, fragte er den Bischof treuherzig: „Mein Vater, ist dies das versprochene Reich?" „Nein," sagte der Bischof, „aber der Vorhof dazu!" Bei der Taufe fprach der Bischof: „Beuge, stolzer Frauke, demütig deinen Nacken! Bete an, was du verbrannt, und verbrenne, was du angebetet hast!"
Um das Jahr 600 kam das Christentum nach England. Hier wohnten zwei deutsche Volksstämme, Angeln und Sachsen. Sie waren während der großen Völkerwanderung, bei der alle deutschen Stämme ihre Wohnsitze verließen und in die Weite wanderten, über das Meer gegangen und hatten sich auf der schönen Insel niedergelassen. Von ihnen erhielt sie den Namen Angelland, woraus später England wurde.
Aus dem bekehrten England und Irland kamen fromme Glaubensboten nach Deutschland, predigten den einzelnen Stämmen das Christentum und gewöhnten sie an mildere Sitten. So bekehrte Gallus die Alemannen und gründete südlich vom Bodensee das Kloster St. Gallen, um das nach und nach eine Stadt mit gleichem Namen entstand. Alle christlichen Sendboten in Deutschland übertraf aber durch seinen Eifer und seine Erfolge Winfried oder Bonifatius.
3. Wie Bonifatius wirkte. Winfried stammte von vornehmen englischen Eltern und liebte schon früh den Herrn Christus und fein Reich. Viele Heiden für dasselbe zu gewinnen, das war sein heißer Wunsch. In Rom holte er sich die Weihe zu seinem Werke. Zuerst ging er zu den heidnischen Friesen an der Nordsee. Doch sein Wort fand keine gute Stätte, denn der König war ihm entgegen. Nun ging er nach Hessen und Thüringen, predigte und lehrte unermüdlich, baute Kirchen und Klöster. Vor seinem Eifer sanken die heidnischen Götzenaltäre und die heiligen Bäume, in denen die Götter wohnen sollten. In besonderem Ansehen stand eine Eiche bei dem hessischen Dorfe Geismar. Sie war dem Donnergotte geweiht. Winfried legte kühnlich die Axt daran, um zu zeigen, wie ohnmächtig die heidnischen Götter seien. Zitternd stand das Volk umher und wartete, daß ein Blitz den Frevler erschlagen würde. Staunend sahen sie, wie die Eiche niedersank, ohne daß ihm etwas Übles widerfuhr. Aus dem Holze wurde eine Kapelle (auf dem Hilfensberge bei Geismar) erbaut. Nach folcheu Erfolgen ging Winfried nach Rom und berichtete dem Papste alles, was geschehen war. Der Papst srente steh herzlich, gab Winfried den lateinischen Namen Bonifatius und machte ihn zum Erzbischof von Mainz, d. h. zum Oberhirten über die deutsche Kirche. Als solcher hatte er darüber zu wachen, daß überall Bischöfe und Geistliche eingesetzt und die Leute zu einem frommen Lebenswandel angeleitet wurden. Am liebsten verweilte Bonifatius in Fulda, wo er ein Kloster mit einer Schule für Geistliche gegründet hatte. Darüber schrieb er dem Papste: „Es liegt ein waldiger Ort in einer weiten, wüsten Einöde, in der Mitte der Völker, denen wir predigen. Da haben wir ein Kloster errichtet und Mönche dorthin gesetzt, und
Polack, Das erste Geschichtsbuch. 7
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50. Deutsche Stadt im Mittelalter. (Stacke.)
werter schlossen sich zu Zünften zusammen und suchten ihre Erzeugnisse immer mehr zu verbessern. Auf den Märkten flössen die Erzeugnisse von Stadt und Land zusammen, und es entstand ein reger Austausch. Die Seestädte holten Waren aus fremden Ländern und beförderten sie überallhin. Lasttiere trugen die Schätze des Morgenlandes aus Italien über die Alpen nach Augsburg und Nürnberg. Von hier gingen sie nach andern deutschen Städteu. Mit dem Handel und Gewerbe wuchs der Reichtum und die Macht der Städte. Sie unterstützten die Fürsten mit Geld nud Truppen und erhielten dafür Rechte und Freiheiten. Um sich gegen die Raubritter zu sichern und die Land- und Wasserwege gangbar zu erhalten, schlossen sie Städtebündnisse. In den Städten entwickelte sich das deutsche Schulwesen. Die Städte waren so reich und mächtig, daß die Bürger von Augsburg wie Fürsten lebten, Nürnberger Bürger besser wohnten als manche Könige und Danzigs Bürgermeister dem Könige von Dänemark den Krieg erklärte.
11. Wonifalius, der Apostet der Deutschen (f 754).
1. Was uns an ihn erinnert. Daß die Deutschen Christen sind und christlich leben, das verdanken sie hauptsächlich dem frommen Eifer des Bonifatius. Erbrachte ihnen das Evangelium und gewöhnte sie an christliche Sitte, stellte aber auch die deutsche Kirche unter den Papst in Rom. Sein Ehrenname „Apostel der Deutschen" zeigt seine großen Verdienste.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Nürnberg Danzigs Rom
18
2. Leben, Sitten und Religion der Arier. Der gemeinsame
Sprachschatz der arischen Völker läßt uns tiefe Blicke in das Leben
ihrer Urheimat thun. Sie trieben hauptsächlich Viehzucht und Milch-
wirtschaft, bebauten aber auch schon den Acker, pflügten ihn mit
Rindern und gebrauchten Wagen mit Rädern. Das Meer kannten sie
nicht, aber Flüsse befuhren sie mit Booten. Die Blutsfreundschaft
hielten sie heilig. Die Frau war nicht Sklavin, sondern Genossin
ihres Mannes. Die Witwen wurden nicht, wie später bei den Indern,
verbrannt; bei der Bestattung der Toten wurden irdene Gefäße' ver-
wandt. Die alten Arier gebrauchten schon Mühlen, aßen gekochtes
Fleisch, benutzten Salz, liebten berauschende Getränke, verstanden das
Weben und Nähen, das Schmieden von Waffen und Geräten aus
Metallen, maßen die Zeit nach dem Mondwechsel und zählten nach dem
Zehnersystem bis 100. Die Grundlage der staatlichen Einrichtung war
die Familie, die Stammesgenossenschaft und die^ freie Selbstverwaltung,
ihre Religion eine Vergötterung der Naturkräste. Der oberste Gott
war der leuchtende, allumfassende Himmel, von dem Licht, Wärme und
Gedeihen kam. Er wurde durch Gebete und Opfer auf Höhen und in
heiligen Hainen geehrt. Der religiöse Mythus der Arier wie ihre
Sprachbildung zeigen ein sinniges Gemüt und eine rege Phantasie.
3. a) Land und Volk der Inder. Indien ist im Norden durch
das riesige, eisgekrönte Himalayagebirge von dem Rumpfe Asiens getrennt,
an den übrigen Seiten meist von dem indischen Ocean umflossen, so daß
es eine abgeschlossene Welt für sich bildet. Ganges, Indus u. a. Flüsse
bewässern das Land reichlich. Die Nähe des Meeres und die Gebirge
mildern das heiße Klima. Der fruchtbare Boden erzeugt mühelos eine
Fülle der köstlichsten Produkte.
2000 In dieses gesegnete Land kamen um 2000 v. Chr. durch die nord-
westlichen Gebirgspässe arische Stämme, folgten dem Indus und nahmen
das fruchtbare Fünfstromland ein. In dieser Zeit entstanden die vier
Vedas oder heiligen Bücher der Inder, die in der Sanskrit-Sprache ge-
schrieben sind und deren Namen „Wissen" bedeutet. Die Einwanderer
waren zu Gaugenossenschaften unter Führung der Vornehmsten vereinigt,
die Familienväter zugleich Priester. Weise, Sänger und Beter wurden
hochgeehrt, aber einen besonderen Priesterstand gab es nicht.
In der wilden Kampfzeit hatten jedoch die Hausväter nicht Zeit, der
priesterlichen Pflichten zu warten, und so bildete sich ein besonderer Priester-
stand, der bei dem frommen Sinne der Arier nach und nach zu großer
Macht gelangte. An die Stelle des Nomadenlebens trat der Ackerbau
und die Seßhaftigkeit, an die Stelle der kriegerischen Bewegung die be-
hagliche Ruhe. Es bildeten sich große Reiche mit Stammesfürsten an
der Spitze.
Mit der Entwickelung des Priesterstandes trat nach und nach eine
schärfere Scheidung des Volkes in Kasten oder abgeschlossene Stände ein.
Allerlei peinliche Vorschriften machten die Kluft zwischen den einzelnen
Kasten unübersteiglich. Die Zahl der Götter belief sich aus Millionen.
Der höchste Gott, die Weltseele, war Brahma. Zwei andere Verkörpe-
rungen des Göttlichen waren Wischnu, der mehrmals Menschgewordene,
und Siwa, der Zerstörer. Gebete, Opfer und Selbstpeinigung galten als
den Göttern angenehme Gaben. Endlose Satzungen über äußere und innere
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reizenden Ebene. Sie bestand aus sieben Ringen mit verschiedenfarbigen
Mauern. In der Mitte erhob sich die Königsburg. Persien war ein
wildes, doch für Viehzucht geeignetes Land mit den Städten Susa und
Persepolis. Es war den Medern unterworfen.
Die Religion war ein Stern- und Feuerdienst; ihre Priester
hießen Magier. Sie unterschied ein Reich des Lichtes und ein Reich
der Finsternis. Der gute Lichtgott hieß Ormuzd, der Fürst der
Finsternis Ahriman. Böse und gute Geister bekämpften sich in der
Luft, auf Erden und im Menschenherzen. Nach langem Kampfe wird
endlich Ormuzd und das Reich des Lichtes siegen. Die religiösen Lehren
und Gebräuche sind von dem weisen Zoroaster oder Zarathustra (etwa
1000 1000 v. Ehr.) festgestellt und in dem Zendavesta, d. h. lebendigen
Worte, niedergelegt. Äußere und innere Reinheit war die höchste Pflicht
der arischen Iraner. War eine Leiche im Hause, so mußten Leib und
Kleider der Bewohner dreimal gewaschen werden. Die Toten wurden
in offenen Särgen fern von den Wohnungen der Menschen den Raub-
tieren und Raubvögeln zum Fräße hingestellt. Als abscheulichste innere
Befleckung galt die Lüge. Licht, Wahrheit, Reinheit werden unablässig in
dem Zendavesta geboten. Das Reich des Lichts wurde gebaut und das Reich
der Finsternis bekämpft, wenn man Wüsten in wogende Saatfelder verwan-
delte, wilde Gewässer eindämmte und überbrückte, alles Unkraut, Ungeziefer
und wilde Getier ausrottete und sich an Leib und Seele unbefleckt erhielt.
560 5. Cyrus, der berühmteste persische Herrscher, a) Seine sagen-
hafte Jugend. Unter Kyaxares hatte Medien das assyrische Joch
abgeschüttelt. Unter seinem Sohne Astyages wurden die Perser die
Herren der Meder. Nach der Sage träumte Astyages, daß ein Wein-
stock aus dem Schoße seiner Tochter Mandane wachse und ganz Asien
überschatte. Die Magier deuteten dies auf einen Sohn der Mandane,
welcher Asien unterjochen würde. Nach ihrer Verheiratung mit dem
Perser Kambyses bekam sie einen Sohn, den der Minister Harpagus
ans Befehl des Astyages töten sollte. Dieser aber gab ihn einem armen
Hirten, der ihn unter dem Namen Cyrus als sein Kind erzog. Im
Spiel mit anderen Kindern ließ einst Cyrus, den sie zum König ge-
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Extrahierte Personennamen: Zarathustra Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus
Extrahierte Ortsnamen: Persepolis Zendavesta Zendavesta Asien
96
stieß sich an dem schlichten Evangelium des Jesu von Nazareth. Den
greisen Polykarp in Smyrna, der seinem Heiland nicht fluchen wollte,
ließ er verbrennen, den hochgebildeten Justin (den Märtyrer) enthaupten,
den 90jährigen Bischof Pothinus von Lyon nach vielen Martern
töten. Noch 6 andere Kaiser ließen kein Mittel unversucht, um die
verhaßten Nazarener zu unterdrücken. Doch auch die schrecklichsten
Martern vermochten nicht, die Christen von ihrem Herrn abwendig zu
machen. Freudig gaben sie ihr irdisches Leben dahin, um das himmlische
zu gewinnen. Besonders auch viele Frauen bewährten sich als christliche
Heldinnen, so die jugendliche Sklavin Blandina in Gallien, die edle,
reiche Perpetua wie die Sklavin Felicitas in Karthago. „Das
Blut der Märtyrer wurde die Aussaat der Kirche." Die letzte große
Verfolgung unter Diocletian hatte es hauptsächlich auf Vernichtung
der heiligen Schriften abgesehen.
Fragen: Welches waren die Ursachen der Chriftenverfolgungen? — Was
heißt: „Das Blut der Märtyrer (Blutzeugen) war die Aussaat der Kirche"? —
Welche Frauen haben Blut und Leben für den Heiland hingegeben? — Welche
Bedeutung hat die Zerstörung Jerusalems? — „Der Tod des Liberias" von
Geibel. „Pompeji und Herculanum" von Schiller. „Ich sende euch" von Gerok.
„Petrus" von Kinkel. „Ave, Caesar, morituri te salutant“ von Gerok. „Poly-
karp" von Herder.
32. Der Sieg des Christentums unter Konstantin.
1. Konstantins edle Mutter. Konstantins Mutter war die fromme
Helena. In Trier soll sie geboren sein. Sie war eine edle, wohl-
thätige Frau, die viele Kirchen gebaut und dem Christentum viele Seelen
gewonnen hat. Ihren Gatten stimmte sie mild gegen die Christen, und
ihrem Sohne machte sie das Christentum lieb. Im hohen Alter besuchte
sie die heiligen Örter, wo Jesus gelebt und gelitten hatte, und baute
über seiner Gruft die Grabkapelle. Im Jordan ließ sie sich taufen. Als
80 jährige Greisin starb sie im Kloster.
2. Seine harten Kämpfe. Konstantin teilte anfänglich die Re-
gierung mit fünf Cäsaren. Sein nächster Gegner war der Mit-Cäsar
Maxentius. Am roten Stein bei Rom, nahe der Tiberbrücke, kam
es zur Entscheidungsschlacht. Die Erscheinung eines strahlenden Kreuzes am
Himmel mit der Inschrift: „Durch dieses Zeichen wirst du siegen!" soll Kaiser
und Heer zum Siege begeistert haben. Maxentius wurde geschlagen und
ertrank im Tiber. Den Christen wurde nun Duldung gewährt. Einen
Gegner nach dem andern warf Konstantin nieder, bis er nach der Be-
323 siegung und Hinrichtung seines Schwagers Licinius Alleinherrscher war.
3. Seine entschiedene Begünstigung des Christentums. Das
Christentum wurde Staatsreligion, der heidnische Gottesdienst erst
noch geduldet, dann aber verboten. Konstantin berief die erste allge-
325 meine Kirchenversammlung nach Nicäa, wo 300 Bischöfe erschienen.
Die Lehre des Presbyters (Ältesten) Arius von Alexandrien, der die
Wesensgleichheit Jesu mit dem Vater leugnete und nur eine Wesens-
ähnlichkeit lehrte, wurde verdammt und das nicäische Bekenntnis, daß
der Sohn Gottes gleichen Wesens mit dem Vater sei (die Lehre des
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Extrahierte Personennamen: Bischof_Pothinus Blandina Felicitas Geibel Schiller Gerok Kinkel Caesar Gerok Konstantin Konstantins Helena Konstantin Konstantin Konstantin Arius_von_Alexandrien Jesu
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und dann seine verleumderische Gattin Fausta im Bade zu ersticken.
Bei der Annäherung des Todes ließ er sich vom Bischof Eusebius
taufen und starb im weißen Taufkleide zu
Nikomedia in Kleinasien.
6. Sein christenfeindlicher Nachfolger
Julian. Seine Söhne führten blutige Kriege
um die Herrschaft. Dem Namen nach waren
sie Christen, dem Wandel nach schlimmer als
Heiden. Ihr geistvoller und sittenstrenger
Vetter Julianus Apostata (Abtrünniger)
machte einen vergeblichen Versuch, das Christen-
tum wieder zu unterdrücken. Er bekämpfte
82. Konstantin d. Gr. e§ durch Spott und Hohn, durch Beschränkung
Erzmunze. W. der Bildung der Geistlichen und durch glän-
zende Schaustellungen des Heidentums. Doch „er war nur eine Wolke
vor dem Glanze der siegenden Sonne". Im Kriege gegen die Perser
traf ihn ein Wurfspeer tödlich. Er soll eine Hand voll Blut gegen
die Sonne geschleudert haben mit den Worten: „So hast du dennoch
gesiegt, Galiläer!" Unter seinen christlichen Nachfolgern hatte das
Christentum äußerlich Frieden, aber innen nahmen Streit und Entartung zu.
Fragen: Was entschied den Sieg des Christentums? — Welches waren
unerfreuliche Folgen des Sieges? — Wodurch adelte das Christentum die Stellung
der Frauen? — Warum heißt Konstantins Mutter die heilige Helena? —
Woher hat Konstantin den Namen des Großen, und warum verdient er ihn nicht
mit vollem Rechte? — Leben und Einrichtungen in der ältesten christlichen
Kirche! — Warum wurden Klöster gegründet, und welchen Segen stifteten sie? —
„Bischof Martin" von Johann Falk.
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Extrahierte Personennamen: Eusebius Julian Konstantin_d Helena Konstantin Johann_Falk Johann
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aus Südspanien nach Nordafrika und gründeten da ein mächtiges Reich
mit der Hauptstadt Karthago. Bei der Belagerung von Hip Po starb
(430) der Bischof Augustinus, der Sohn der frommen Monica, einer
der größten lateinischen Kirchenväter. Jahrelang führte er ein leicht-
fertiges, ja lasterhaftes Leben. Aber die Liebe seiner Mutter, ihre
Gebete und Thränen ließen ihn nicht los. Der Bischof Ambrosius von
Mailand tröstete die traurige Mutter mit den Worten: „Sei getrost,
meine Tochter! Es ist unmöglich, daß ein Sohn so vieler Gebete und
Thränen verloren gehen kann!" Und die Liebe siegte, die Stunde der
Bekehrung kam. Aus dem leichtfertigen Weltkinde wurde ein auser-
wähltes Rüstzeug der Kirche.
Die Vandalen hausten wie Raubtiere in dem eroberten Lande und
unternahmen alljährlich Raubzüge in die Küstenländer des Mittelländischen
Meeres. Im Jahre 455 eroberten sie Rom und plünderten es in grauen-
hafter (vandalischer!) Weise. Auf der Heimfahrt verschlang jedoch das
sturmerregte Meer die geraubten Schätze. — Die Angeln aus Jütland
und die Sachserz von der untern Ems und Elbe gingen 449 nach
Britannien, verdrängten die Briten und gründeten sieben angelsächsische
Königreiche. Das Land erhielt von den Angeln den Namen England,
d. h. Angelland.
6. Wie Attila oder Etzel eine Geißel der Völker ward. Die
Hunnen waren auf ihren Verheerungszügen durch Ungarn weiter vor-
gedrungen. Einer ihrer Führer, Attila, hatte sich zum Herrscher aller
Hunnen gemacht. Er gab vor, das Schwert des Kriegsgottes gefunden
zu haben und zur „Gottesgeißel" der Völker berufen zu sein. Sein Hof-
lager befand sich zwischen Donau und Theiß; sein Holzpalast strotzte von
Luxus und sah Gesandte vieler Völker. Seine Herrschaft reichte von
der Wolga bis zum Rhein. Er selbst war einfach, schrecklich gegen Feinde,
gütig gegen Flehende, unparteiisch als Richter. Von dem oströmischen
Hofe erpreßte er ungeheure Tributsummen. Mit mehr als einer halben
Million Streitern zog er an der Donau stromauf gegen Westen. Blut,
Leichen, verheerte Felder und verbrannte Ortschaften bezeichneten seinen
Weg. Wohin sein Fuß trat, da wuchs kein Gras mehr. Auf den Kata-
launischen Feldern (südlich von Chalons an der Marne) kam es
zur Völkerschlacht (451). Auf der einen Seite standen die Hunnen und 451
viele unterworfene Völker unter Attila, auf der andern Seite die
Römer, die Westgoten und andere Völker unter Theoderich. Ein
Sieg der Hunnen wäre ein Sieg der Barbarei über die christ-
liche Bildung gewesen. Der Anprall der Hunnen war so furchtbar,
daß die Römer wichen und der Westgotenkönig fiel. Aber der Fall
ihres Führers entflammte die Wut der Goten, und nach dem blutigsten
Ringen wichen endlich die Hunnen. Attila hatte in seiner Wagenburg
schon einen Scheiterhaufen aus Sätteln errichten lassen, um sich mit seinen
Schätzen zu verbrennen, aber der römische Feldherr, der auf die sieg-
reichen Westgoten eifersüchtig war, ließ ihn unbehelligt den Rückzug
antreten. Im nächsten Jahre fiel er in Italien ein und verbrannte
Aquileja am Jsonzo. Die Bewohner der Umgegend flüchteten in die
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Extrahierte Personennamen: Augustinus Monica Attila Attila Attila Attila
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Karthago Mailand Rom Britannien England Donau Rhein Westgotenkönig Italien Jsonzo
— 112 —
90. Der Löwenhof in der Alhambra in Granada.
besonders Astronomie, Chemie und Geographie, wurden gepflegt. Ihre
Hochschulen in Toledo und Cordova standen in hoher Blüte und wurden
auch von Christen besucht. Granada war die Hauptstadt des
maurischen Königreichs.
Fragen: Wie erklären sich die Erfolge des Islam? — Was verdankt die
Weltkultur dem Islam? — Warum ist die Stellung der Frau im Islam eine
unwürdige? — Wie war die allmähliche Zurückeroberung Spaniens durch die
Christen möglich? — Herders „Cid". „Mohammed" von Lingg. „Das Wunder
auf der Flucht" von Rückert. „Harmosan" von Platen. „Omar" von Geibel.
37. Bonifatius, -er Apostel -er Deutschen.
1. Die Ausbreitung des Christentums unter den Deutschen
und die ersten Glaubensboten. Über den Stürmen und Wogen der
Völkerwanderung stand wie ein Bogen des Friedens das Christentum.
Es zähmte die wilden Germanenstämme und verwandelte allmählich die
Schwerter in Pflugscharen. Schon vor der Völkerwanderung hatten sich
am Rhein und an der Donau unter den Germanen einzelne Christen-
gemeinden gebildet. Die Westgoten waren bereits um die Mitte des
vierten Jahrhunderts zum größten Teile arianische Christen. Ihr Bischof
Ulfilas übersetzte um diese Zeit die Bibel in die westgotische Sprache.
Ein Rest dieser Übersetzung wird als „silberner Codex" in Upsala auf-
bewahrt; auf Purpurgrund stehen silberne Buchstaben. Der Anfang des
gotischen Vaterunsers lautet: „Atta unsar, thu in himinam, veihnai namö
tliein. “ — Ein deutscher Stamm nach dem andern nahm das Christentum
an, allerdings in arianischer Form. Durch die Bekehrung der Franken
kam die katholische Lehre zum Siege.
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113
Das innere oder eigentliche Deutschland aber war im
ganzen von dem Christentume unberührt geblieben. Da kamen
aus Irland, das schon frühe das Christentum angenommen hatte, glaubens-
freudige Männer im sechsten und siebenten Jahrhundert als Missionare
ins innere Deutschland. Columban wirkte im Wasgenwald, Gallus
in der Schweiz, wo er das Kloster St. Gallen als Pflanzstätte der
Bildung gründete, Kilian in Franken. Auch Britannien, das Land
der Angelsachsen, wurde durch den Eifer des Papstes Gregor des Großen
zum Christentum bekehrt. Aus den bekehrten Angelsachsen aber ging
der größte deutsche Missionar hervor, Winfried oder Bonifatius.
2. Winfrieds Missionsthätigkeit. Winfried stammte aus dem
Süden Englands von vornehmen Eltern. Schon früh bereitete er sich
auf den Missionsberuf vor. Sein erstes Wirken in Friesland war
erfolglos. Nach einer Reise zum Papste in Rom ging er abermals
nach Friesland, um den greisen Willibrord zu unterstützen. Reiche
Arbeitserfolge hatte er dann in Thüringen und Hessen, und hier ent-
standen Schulen und Klöster, so Amöne-
burg, östlich von Marburg, auf einem
Basaltkegel. Bei einer zweiten Reise nach
Rom ernannte ihn der Papst zum Bischof
und verpflichtete ihn, alle Bekehrten
unter des Papstes Gehorsam zu stellen.
Nach seiner Rückkehr trug er das Evangelium
besonders nach Hessen. Bei Geismar fällte
er unter dem Zittern und Staunen des
Volkes die dem Thor geweihte Eiche und
erbaute aus dem Holze ein Kirchlein ans
dem Hilfensberge. Überall sanken die Götzen-
altäre und entstanden Kirchen und Klöster.
Sein Lieblingskloster mit einer Schule für
Geistliche war Fulda, das er selbst ge-
gründet. Von da trug er die Botschaft
des Friedens auch nach Thüringen und
Bayern. Als er dann Erzbischof von
Mainz geworden war, leitete er die ganze
deutsche Kirche. Bistümer und Klöster, 9(. Statue des Bonifatius
die wesentlich die Entwickelung dieser Städte Zu Fulda,
förderten, gründete er u. a. noch in Erfurt, Würzburg, Regens-
burg, Salzburg und Pass au. Erzbischof war der erste oder oberste
Bischof einer Kirchenprovinz.
3. Sein Märtyrertod. Am Abend seines Lebens führte ihn die
Sehnsucht auf das Feld seiner ersten Wirksamkeit, nach Friesland, zurück.
Segen begleitete sein Werk. Als er eines Tages eine Anzahl Neu-
bekehrter einsegnen wollte, überfiel ihn ein Haufe raublustiger heidnischer
Friesen und erschlug ihn, nachdem er seinen Begleitern die Verteidigung 754
verboten hatte. „Lasset ab vom Kampfe," sprach er, „und vergeltet
nicht Böses mit Bösem! Der ersehnte Tag der Heimfahrt ist gekommen.
Po lack, Geschichtsbilder. 17. Ausl. Ausg. B. f. Mädchensch. 8
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115
Getreidearten, z. B. Weizen, Gewürz- und Gemüsepflanzen, nach Deutsch-
land. Der Ackerboden wurde regelrecht eingeteilt, bearbeitet, gedüngt und
das Vieh sorgfältig gepflegt. Die vielen Ortsnamen auf rode, rott
und reut bezeugen noch heute, wie viele Wälder damals ausgerodet, die
auf schwende, feld und au, wie viele Felder und Wiesen der Kultur
gewonnen worden sind.
Die bekehrten Christen einer Landschaft wurden zu einem Bistum
unter einem Bischof vereinigt. Der Bischofssitz enthielt gewöhnlich eine
große, schöne Kirche, Dom oder Münster genannt, eine Domschule,
Wohnungen für den Bischof und die Geistlichen des Domkapitels,
Nebengebäude für die leibeigenen Dienstleute und die verschiedenen Hand-
werker und eine starke Ringmauer zum Schutze gegen feindliche Anstürme.
Klöster und Bischofssitze übten Gastfreundschaft gegen Fremde wie Freunde
und Milde gegen heimatloses Volk. Ihre Güter verwaltete und ihre
weltlichen Geschäfte besorgte ein Vogt, meist ein adeliger Burgherr in
der Nähe. Der Bischof wachte über die kirchliche Ordnung seines Bistums
oder Sprengels und förderte auch das leibliche Wohl seiner Unterthanen.
Er bestellte die Geistlichen, sandte Mönche und Priester auf neue Missions-
gebiete, forderte Berichte von den Geistlichen, besuchte von Zeit zu Zeit
die Gemeinden, schlichtete Streitigkeiten, traf neue Anordnungen und er-
teilte den Segen. Er wurde immer mit großer Feierlichkeit empfangen.
Wie aber wurden der christlichen Kirche in Deutschland neue Ge-
biete gewonnen? Der Bischof oder der Abt (Vater) eines Klosters sandte
Mönche und Priester in heidnische Gegenden. Zuerst suchten sie den
Gaugrasen oder einen angesehenen Edeling zu gewinnen. Meist wurden
sie gastlich ausgenommen. Abends saßen sie unter den Volksgenossen am
Herdfeuer, hörten den Götter- und Heldenmären sowie dem Gesänge der
Heldenlieder zu und erzählten dann von dem größten Helden Christus
und sangen Lieder zu seiner Ehre. Aufmerksam lauschten die Heiden
und begehrten immer mehr zu hören. War der Gastfreund endlich ge-
wonnen, so brachte der Gottesbote die Sache auf der Mahlstatt vor die
Volksversammlung. Allerlei Meinungen wurden gemurmelt, freundlich
und feindlich. Vielleicht sprach der Gastfreund ein Wort des Lobes über
den neuen Himmelsherrn und seinen Boten. Nicht selten entschied dann
das Los für den neuen Glauben. Viele Hände regten sich nun und
bauten unter Leitung des Sendboten an die Stelle des Götzenaltars ein
hölzernes Kirchlein. Statt der Götzenfeste wurden nun christliche Feste
gefeiert, statt der heidnischen Opfer das unblutige Opfer der Messe dar-
gebracht, statt der heidnischen Schlachtgesänge christliche Lieder angestimmt,
statt der Göttersagen die Botschaft des Heils verkündigt. Der neue
Glaube und Gottesdienst schonte die altgeheiligten Gewohnheiten und
schlug weise die Brücke aus dem Heidentume ins Christentum. Die
zähesten Widersacher waren die heidnischen Priester, aber auch sie wurden
durch die Begeisterung und Ausdauer der christlichen Missionare endlich
überwunden. Mehr und mehr milderte sich die Wildheit der deutschen
Stämme, und christliche Sitte trat an die Stelle der heidnischen Roheit.
Um das Kirchlein bauten die Bekehrten ihre Hütten. Den Priester
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Extrahierte Personennamen: Christus
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch- Deutschland Götter- Messe Christentum