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1. Die vorchristliche Zeit - S. IX

1877 - Leipzig : Brandstetter
Ix Rom durch die Einheit seines Staatswesens die Welt erobert; bei den Griechen die höchste ästhetisch-humane, bei den Römern die höchste poli-tisch-nationale Bildung. Diese Verhältnisse werden dem Schüler nicht in ihrer abstrakten Allgemeinheit, sondern in ihrer konkreten Anschaulichkeit durch bestimmte Fragen nach Thatsachen zum Bewußtsein gebracht. So stehen im zweiten Theile die Römer in ihrer Auflösung und Zerrüttung und die Germanen in ihrer Jugendfrische sich gegenüber, ferner das deutsche Reich in der Einheit des Kaiserthums und in der Zersplissenheit souveräner Fürstengewalt, die bereits in der Eifersucht zwischen Franken und Sachsen ihren Anfang nimmt, durch den Zwiespalt zwischen Kaiser und Papst begünstigt und endlich durch den religiösen Gegensatz (Reformation, dreißigjähriger Krieg) vollendet wird. Die Entdeckung von Amerika und die Erfindung der Buchdruckerkunst leiten eine Entwickelung ein, die sich wesentlich vom Mittelalter unterscheidet und die in der Reformation wie in der englischen, amerikanischen und französischen Revolution ihre Knotenpunkte hat. Mit den Kämpfen des freien Geistes, des freien Staates, der freien Gesellschaft, wie sie in Hauptpersönlichkeiten charakteristisch sich darstellen, hat es der dritte Theil zu thun. Das Christenthum aber ist überall der Sauerteig, der die Welt durchdringt und vor Fäulniß bewahrt, und Jesus Christus ist auch in der weltlichen Geschichte der Mittelpunkt und der Wendepunkt zwischen alter und neuer Zeit. So sind die Grundlinien gezogen, nicht willkürlich, sondern in festbestimmtem Zusammenhange. In jedem einzelnen Abschnitte sind wieder Parallelen und Gegensätze zu finden, welche die Anschauung zur Beobachtung überleiten. So sind z. B. Attila, Alarich und Theodorich der Große zu einer Gruppe vereinigt. In Attila stellt sich, gegenüber der verweichlichten und versumpften Römerkraft, die frische, aber noch ganz rohe Naturkraft dar, unbildsam und vom Christenthum uubezwungen; die frische bildsame Naturkraft des Germanen äußerlich vom Christenthum berührt, gezügelt und gemildert in Alarich; bereits innerlich ergriffen und den Ansatz zu einem christlichen Staate bildend, in welchem „Gerechtigkeit wohnt", in Theodorich d. Gr. So wird der Schüler in Bonifacius und Ansgar leicht zwei christliche Charaktere, den stürmenden Petrus und den sanften Johannes erkennen. So ist Friedrich der Große groß durch die überwiegende Macht seines Verstandes, Joseph Ii. groß durch die überwiegende Macht seines Herzens. Bei letzterem sind gerade die einzelnen Anekdoten so recht am Platze, damit der Schüler den Menschen im Kaiser achten und lieben lerne, während er von den gescheiterten Plänen des Fürsten noch nicht viel zu fassen vermag. Der auf den Vorbereitungs-Kursus folgende Geschichtsunterricht, welcher auf den inneren, festgegliederten, übersichtlichen Zusammenhang der geschichtlichen Thatsachen hinarbeitet, würde nicht mehr Zeit haben für die Einzelheiten; darum müssen sie vorher abgethan werden, denn sie sind nöthig.

2. Die vorchristliche Zeit - S. 234

1877 - Leipzig : Brandstetter
neue Gotteskraft in die ermatteten Seelen. Von ihm, dem König aller Könige, ward ein Reich gestiftet, das bereits viel größer ist, als die Weltmonarchie eines Alexander oder Augustus, das schon langer gestanden hat, als alle Weltreiche der alten und neuen Zeit und das Bestehen wird bis an den jüngsten Tag. Und Gottes unendliche Weisheit sandte den Heiland zu einer Zeit, welche der Ausbreitung des Evangeliums großen Vorschub leistete. Jesus Christus ward geboren, „als die Zeit erfüllet war", unter dem Kaiser Augustus. Unter dessen Seepter waren die entlegensten, die rohesten und gebildetsten Völker mit einander in Verbindung gebracht; nach erschöpfenden Bürgerkriegen war endlich eine längere Ruhe gekommen; im ganzen Umfange des Reichs ward die griechische Sprache geredet und die Boten des Evangeliums konnten sich Allen verständlich machen. Es waren die Juden, durch ihre Religion und Hoffnung auf einen Erretter (Messias) ant ersten für die neue Lehre empfänglich, schon früher durch alle Länder des römischen Reiches zerstreut, und ihre Lehr -und Bethäuser (Synagogen) waren auch den Heiden geöffnet. So fand die neue Lehre einen guten Anhalt. Selbst die Verfolgungen mußten dazu dienen, die Herrlichkeit des Christenglaubens zu offenbaren, welcher das Himmelreich höher achtete als Ehre und Leben unter den Menschen. Als nun das römische Reich auseinanderfiel wie ein morsches Gebäude, da kamen die germanischen Völkerstämme, rohe, kräftige, unverdorbene Söhne der Natur, und nahmen die frohe Botschaft von Jesu Christo auf in ihr Herz; und da fand der Same den rechten Boden, in welchem er zu einem herrlichen Baume erwachsen konnte. Davon soll der zweite Band unserer „Charakterbilder" ein Mehreres erzählen. Pierer'sche Hofbuchdruckerei. Stephan Eeibel & Co. in Menturg.

3. Das Mittelalter - S. 23

1877 - Leipzig : Brandstetter
23 feiner Unterthanen hatte er sich ein bleibendes Denkmal errichtet. Sem Palast stand für Jeden den ganzen Tag offen, und mit Allen sprach er freundlich. So lebte er wie ein Vater in der Mitte feiner Kinder. Den durch Unglücksfälle verarmten Provinzen erließ er die Abgaben oder mäßigte sie; zur Hebung des Verkehrs legte er Landstraßen an; für arme Kinder stiftete er Erziehungsanstalten. Es war keine Schmeichelei, wenn das Volk ihn „den Besten" nannte, und wenn man in späteren Zeiten den Kaisern und dem Volke etwas Gutes wünschen wollte, sagte man ihnen: „Sei glücklicher als August und besser als Trajan!" Auch als Feldherr war er groß. Schon waren deutsche Stämme über die entlegenen Grenzen hereingebrochen und der feige Domitian hatte ihnen Tribut zahlen müssen. Da zog Trajan an die Donau, schlug die Dacier und machte ihr Land zu einer römischen Provinz. Darauf führte er auch mit den kriegslustigen und tapfern Parthern Krieg und drang über den Euphrat bis nach Indien vor, nahm die Hauptstadt der Parther Ktesiphon ein, eroberte das glückliche Arabien und beschiffte — der erste und letzte aller römischen Feldherren — den persischen Meerbusen. Die Macht und Kraft des Römerreichs loderte unter ihm und Mark Aurel noch einmal in Heller Flamme empor. 2. Wie Schade, daß der treffliche Trajan das Christenthum nicht besser kennen lernte und aus Unkenntnis? grausam gegen die Christen verfuhr! Die Römer hielten nämlich die Christen für eine Secte der Juden, und weil diese schon sehr als ein halsstarriges, zum Aufruhr geneigtes Volk verschrieen waren, so hielt man die Christen für noch gefährlicher, weil sie die heidnische Religion zu verdrängen droheten. So führten denn die armen Christen, von Juden und Römern zugleich verfolgt, ein sehr elendes Leben. Des Nachts, wenn Alles schlief, kamen sie furchtsam in unterirdischen Gewölben oder in abgelegenen Höhlen zusammen, sangen dort in Gemeinschaft mit leiser Stimme ihre frommen Gesänge und schickten ihre brünstigen Gebete zu Gott und dem Heilande, der ihnen dafür auch so viele Stärkung verlieh, daß sie selbst unter den grausamsten Martern ihrem Glauben treu blieben. Die Römer, die keinen Begriff von der hohen Begeisterung hatten, welche die Religion dem Menschen zu geben vermag, hielten die christliche Treue für Starrsinn und quälten die Gläubigen mit aller erdenklichen Grausamkeit. Auch Trajan hielt die Christen für staatsgefährliche Leute, und da besonders in Kleinasien viele Christengemeinden waren, schickte er seinen Freund, den jüngern Plinius (von dem bereits Erwähnung geschah), dorthin, um die vom alten Götterglauben Abgefallenen zu bestrafen oder sie von ihrem vermeintlichen Irrthum zurückzubringen. Plinius erstattete folgenden Bericht an Trajan: „Die bei mir als Christen angegeben worden sind" — schrieb er — „und es eingestanden, habe ich mit dem Tode bedrohet, und, wenn sie dabei Geharrten, hinrichten lassen, weil ihre unbiegsame Hartnäckigkeit Strafe verdient.

4. Das Mittelalter - S. 96

1877 - Leipzig : Brandstetter
96 gen, und selbst aus entfernten Gegenden strömten die Menschen herbei, um den muthv ollen Glaubenshelden zu sehen. Nach einem langem Aufenthalt in Rom, während dessen ihn der Papst mit Ehrenbezeigungen überhäufte, kehrte er nach Deutschland zurück, entschlossen, die Kirchenverfassung des ganzen Landes gleichmäßig zu ordnen und dem römischen Stuhl völlig unterzuordnen. Er theilte zu dem Ende Bayern in vier bischöfliche Sprengel, gründete in Franken und Thüringen drei neue Bisthümer und die später durch ihre Klosterschule so berühmte Abtei Fulda, und berief im Jahre 742 die erste deutsche Kirchenversammlung, in der strenge Gesetze gegen den anstößigen Lebenswandel der Geistlichen gegeben wurden und alle deutsche Bischöfe ihre Unterwerfung unter den Papst schriftlich erklärten. Durch Pipin unterstützt, stellte er dann auch in dem westlichen Theil des Frankenreichs die alte Kirchenverfassung wieder her und ließ die Oberhoheit des Papstes durch alle Bischöfe anerkennen. So sehr aber Vonisacius die Päpste als Oberhäupter der Kirche verehrte, so eifrig er bemüht war, ihr Ansehen zu befestigen und zu vermehren, so trug er doch auch kein Bedenken, dasjenige offen an ihnen zu rügen, was er in ihrem Verfahren verwerflich fand. So schrieb er einmal an den Papst Zacharias: „Wenn die unwissenden Deutschen nach Rom kommen und sehen da so manches Schlechte, das ich ihnen verbiete, so meinen sie, es sei von dem Papste erlaubt, und machen mir dann Vorwürfe, nehmen für sich selbst ein Aergerniß und alle meine Predigten und mein Unterricht sind umsonst." Oft ging freilich der edle Mann in seinem (Lifer zu weit. Namentlich verklagte er nicht selten Bischöfe und Priester, welche nach seiner Meinung irrige und ketzerische Lehren verbreiteten, bei dem Papst und verlangte ihre Bestrafung. So klagte er einen Priester aus Irland an, welcher behauptete, daß es auch auf der andern Seite der Erde Menschen gäbe, die unsere Gegenfüßler (Antipoden) seien. Diese richtige Vorstellung machte ihm alle Ehre. Bonifaeius aber verketzerte ihn deshalb in Rom. Der Papst antwortete: „Wenn der Mensch bei seiner verkehrten Lehre beharrt, so muß er seines priesterlichen Schmucks entkleidet und aus der Kirche gestoßen werden." Nachdem Bonifaeius dreißig Jahre lang für die Ausbreitung des Christenthums in Deutschland und für die Unterwerfung der Gläubigen unter den römischen Papst gewirkt hatte, wurde er zum Erzbischof von Mainz erwählt und vom Papste in diesem einflußreichen Amte, in welchem ihm vierzehn Bisthümer untergeordnet waren, bestätigt. In dieser Eigenschaft salbte er Pipin zum König und wirkte dann unablässig für die Verbreitung wahrhaft christlicher Bildung und die festere Begründung der kirchlichen Ordnung. Dabei vergaß er nicht seinen ursprünglichen Beruf, sondern besuchte noch im hohen Alter das Land, in welchem er seine Laufbahn als Verkünder des göttlichen Worts begonnen hatte. Da sollte der unermüdliche Glaubensheld sein schönes Leben auch mit dem hehren Märtyrertod beendigen. Keine Gefahr noch Beschwerde achtend, zog der mehr als achtzigjährige Greis in Westfriesland von Ort zu Ort, predigte mit

5. Das Mittelalter - S. 105

1877 - Leipzig : Brandstetter
105 6. Auf die Kunde von diesen Ereignissen reiste Ansgar mit einem Begleiter , Namens Erimbert, nach Schweden. Auf seine Bitte hatte ihm Horik ein Empfehlungsschreiben an den schwedischen König Olof und als Schutz einen Hofbeamten mitgegeben. Ansgar und sein Gefährte langten glücklich in Schweden an, durch den dänischen Gesandten gegen alle Beleidigung des Volkes geschützt. Alsbald suchte er mit dem Könige näher bekannt zu werden und lud ihn darum zu einem Gastmahl ein. Olof erschien, schon im Voraus durch Horik's Brief gegen die Missionäre freundlich gestimmt. Er faßte auch wirklich bald große Zuneigung gegen Ansgar. Als dieser aber um die Erlaubniß zur Predigt des Evangeliums bat, antwortete ihm Olof bedenklich, daß er zuerst das Volk betragen müsse; er wolle darum die Entscheidung dem Reichstag überlassen. Nun flehte Ansgar im brünstigen Gebet zu Gott, er möge doch das Herz des Volkes zum Heile lenken, und sah dann mit freudiger Zuversicht dem Tage der Entscheidung entgegen. Die Zeit der Volksversammlung kam. Der König versammelte zuerst die Edeln, welche sich für die Zulassung der christlichen Predigt erklärten. Hieraus begab sich der König in die Volksversammlung und trug derselben die Bitte Ansgars vor. Es erregte einen gewaltigen Sturm und viele Stimmen erhoben sich laut gegen die Dulduug der neuen Lehre. Da trat ein ehrwürdiger Greis aus und erinnerte in kräftiger Rede die Versammelten, wie doch der Gott der Christen ein gar mächtiges Wesen sein müsse und schon Viele, die an ihn geglaubt und ihn angerufen hätten, gar wunderbar in allen Nöthen geschirmt und erhalten habe. Ein Wort gab nun das andere und endlich erhielt Ansgar doch noch die Erlaubniß zur ungehinderten Ausbreitung des Christenthums. Ansgat verweilte nur noch einige Zeit bis zur vollständigen Herstellung einer Missionsanstalt in Schweden, übergab dann die weitere Leitung derselben dem Erimbert und kehrte zu seinem bischöflichen Sitze zu Bremen zurück. In Bremen hätte jetzt Ansgar in Ruhe und Bequemlichkeit leben mögen. Die Früchte seiner jahrelangen, unausgesetzten Bemühungen fingen an zu reifen. Die Aufmerksamkeit der christlichen Völker war durch ihn auf den Norden hingelenkt, der Widerstand des dortigen Heidenthums gebrochen worden, und weiter und weiter begann der Strahl des Evangeliums zu leuchten. Ansgar konnte sich sagen, daß dies sein Werk sei; mit Zufriedenheit mochte er auf seine Vergangenheit zürückblicken. Aber noch gönnte ^ er sich keine Ruhe. Die Sorge für die nordischen Missionäre war sein erstes und liebstes Geschäft. Um ihnen in ihrer nicht selten bedrängten Lage recht reichliche Unterstützung gewähren zu können, legte er — hierin zugleich der klösterlichen Strenge jener Zeit folgend — sich selbst die härtesten Entbehrungen auf. Ein härenes Gewand war sein Kleid, Brod und Wasser seine tägliche Nahrung.

6. Das Mittelalter - S. 32

1877 - Leipzig : Brandstetter
32 die Klöster allein Sitze der Frömmigkeit, eine Zuflucht für die lebensmüden, von der Welt zurückgestoßenen Seelen, für die verfolgte Unschuld, wo selbst den Räuber ein Gefühl der Ehrfurcht überkam. Großes haben sie geleistet, um das Land urbar zu machen, um die Schätze der Wissenschaft zu retten, um den Frieden Jesu Christi zu erhalten inmitten des wilden Kriegsgetümmels; sie waren ein Werkzeug in der Hand der göttlichen Vorsehung. Konstantin und Julian. 1. Konstantin (325 n. Chr.). 1. Die Theilung der Herrschaft im römischen Reich. Diokletian, streng als Gesetzgeber und Herrscher (er regierte von 284 bis 305, wo er freiwillig die Krone niederlegte), religiös, aber auch noch ganz dem heidnischen Aberglauben ergeben und darum ein Feind der Christen, die er verfolgen ließ — hatte dem ohnehin zum Schatten gewordenen römischen Senate völlig ein Ende gemacht, sich zum Alleinherrscher des gesammten römischen Reiches erklärt und seine Stirn mit dem orientalischen Diadem geschmückt; aber auch, weil er zuerst Mitregenten annahm, die spätere Theilung des übergroßen Reiches angebahnt. Sein Mitregent M a x i m i a n u s, der wie er selbst den Titel A u g u st u s führte, übernahm die Westhälfte, Diokletian, der seine Residenz in Nikomedia (Kleinasien) aufschlug, den östlichen Theil des Reichs. Maximian hatte seinen Sitz in Mailand genommen, und regierte von hier aus Italien, Gallien, Spanien und Afrika. Doch dünkte Beiden die Aufgabe immer noch zu schwer und so nahmen sie im Jahre 292 noch jeder einen Reichsgehülfen (mit dem Titel Cäsar) an; nämlich Diokletian den Galerius, welchem er Griechenland, Thraeien und die Donauländer überließ, und Maximian den Konstantins Chlorus. Dieser war der Vater Konstantins; er verwaltete Gallien und Spanien als ein menschenfreundlicher und kluger Regent, der die Christen, so viel er vermochte, schonte, und christliche Bischöfe und Priester öfters zur Tafel zog. Wie bei dem Vater war auch bei dem Sohne der Glaube an die heidnischen Götter nicht mehr so fest, daß Konstantin nicht hätte auch dem unsichtbaren Christengotte, der sich trotz aller blutigen Verfolgungen feiner Bekenner als unbesiegbare Macht erwiesen hatte, große Aufmerksamkeit, wenn auch noch keine Verehrung schenken sollen. Aber die politischen Verhältnisse des schon in sich zerrütteten Reiches, der Kampf gegen die Mitregenten und die Erfahrung, wie christliche Soldaten die tapfersten Helden waren und das Zeichen des Kreuzes alle Beschwörungen und Opfer der heidnischen Priester zu nichte machte, brachten Konstantin zu dem großen Entschluß, mit Hülfe der neuen Religion alle seine Widersacher zu ver-

7. Das Mittelalter - S. 35

1877 - Leipzig : Brandstetter
35 ausmündet. Die Lage zwischen zwei Erdtheilen und zwei Meeren, der fruchtbare Boden, die anmuthige Gegend, die vortreffliche Gelegenheit zur Schifffahrt und zum Handel — das Alles gefiel dem Kaiser und er beschloß, hier die zweite Hauptstadt der von den Römern unterworfenen Welt zu gründen. Das alte Byzanz war schon eine große Stadt; aber die neue Mauer, welche Konstantin aufführte, war so lang, daß sie von einem Meere zum andern ging. Darauf ward der kaiserliche Palast gebaut, fast eben so groß, als das römische Kapitol, dann die andern großen öffentlichen Gebäude. Die heidnischen Tempel wurden in christliche Kirchen verwandelt, dazu noch mehrere Kirchen neu und prächtig aufgeführt. Die Stadt wurde dem am Kreuze gestorbenen Erlöser geweihet und auch die Bildsäulen des Konstantin und der Helena (seiner Mutter) trugen ein Kreuz in der Hand. In dem schönsten Zimmer seines Palastes ließ der Kaiser ein Kreuz aus Gold und Edelsteinen gebildet an der Decke befestigen. Doch blieb neben dem Christlichen noch viel Heidnisches. So ließ Konstantin auch sein goldenes Standbild zur Verehrung ausstellen. Den Senatoren, die ihm gefolgt waren, bauete er Wohnungen; andere Angesehene, die sich hier ansiedelten, erhielten liegende Gründe in Asien, die Bürger erhielten alle Freiheiten des alten Roms, dem ärmeren Volke wurde Wein, Korn und Oel gespendet. Die Kunstschätze Asiens, Griechenlands und Italiens wurden für die neue Stadt zusammengeplündert; im Jahre 330 n. Chr. ward sie feierlich eingeweiht; Neu-Rom sollte sie heißen, aber sie ward nach ihrem Gründer Konstantinopolis, d. i. Konstantins Stadt, genannt. 2. Julian der Abtrünnige. L Sobald Julian den Kaiserthron bestiegen hatte, erklärte er sich mit allem Eifer für das Heidenthum. Auf seinen Befehl mußten die von Konstantin geschlossenen Göttertempel wieder geöffnet werden; die in Verfall gekommenen wurden ausgebessert, andere neu wieder aufgebaut. Die heidnischen Priester erhielten das volle Ansehen wieder, das sie seit Konstantin verloren hatten; alle Opfer und Ceremonien wurden wieder eingeführt. Julian selber schrieb an die Städte, welche dem Heidenthum treugeblieben waren und munterte sie auf, sich Alles, was sie wünschten, von ihm auszubitten. Der Geschäftigste in der Götterverehrung war er selbst. Er hatte sich zum Oberpriester ernennen lassen und zum Vorsteher des Orakels Apollo's. Sein Garten war mit Altären angefüllt, die er allen Göttern errichtet hatte und auf denen er jeden Morgen opferte. In seinem Pa-laste hatte er eine Kapelle, welche der Sonne gewidmet war; daselbst brachte er bei Aufgang und Niedergang des Tagesgestirns Opfer. In den Tempeln erschien er öfters und schlachtete da selber die Opferthiere. Vor den

8. Das Mittelalter - S. 97

1877 - Leipzig : Brandstetter
97 solcher Begeisterung, daß täglich Hunderte aus dem wilden Volke sich taufen ließen, zerstörte Götzenbilder und erbauete Kirchen und Klöster. Er schickte sich an, das Pfingstfest in der Gegend des heutigen Gröningen zu seiern und hatte dort einige Zelte aufschlagen lassen, als eine große Schaar heidnischer Friesen, um die Vernichtung ihrer Götterbilder zu rächen, mit Dolchen und Schwertern auf ihn eindrang. Seine Begleiter griffen zu den Waffen; er verbot ihnen aber jeden Widerstand, erinnerte sie an das Beispiel des Heilandes, ermahnte sie für die göttliche Heilslehre, der sie ihr ganzes Leben geweiht, nun auch den Tod willig zu erleiden, und fiel mit seinen elf Genossen unter den Mordwaffen der Heiden. Sein Leichnam wurde in der Domkirche zu Fulda beigesetzt, in der auch noch sein Bischofsstab, sein Evangelienbuch und der Dolch, mit dem er ermordet wurde, aufbewahrt werden. Äpostel des tloröens. Der heilige Ansgar *) (831 n. Chr.). 1. Die beseligende Lehre des Evangeliums sollte nach dem Willen Jesu nur auf dem friedlichen Wege der Ueberzeugung und durch das verborgene Walten des heiligen Geistes unter den Menschen ausgebreitet werden. Aber zu allen Zeiten ist der reine Glanz der himmlischen Botschaft vielfältig getrübt worden durch die dunkeln Schatten menschlicher Leidenschaft und Thorheit. So hatte auch Karl der Große im falschen Eifer für das Reich Gottes mit Waffengewalt dem Christenthum eine Bahn zu brechen gesucht. Das Kreuz der Priester und das Schwert der Krieger hatten gleichmäßig das sächsische Land und Volk erobert. Gottes Gnade aber ließ auch aus dem Irrthume des Königs Gutes hervorgehen. Die Bekehrung der Sachsen vernichtete die letzte Stütze des deutschen Heidentums und öffnete zugleich dem Evangelium den Weg zu den fernen Ländern des Nordens. Fortan trennte sich auch die Ausbreitung des göttlichen Worts mehr und mehr von dem blutigen Werke der Gewalt, und'es fehlte nicht an gottbegeisterten Männern, welche mit wahrhaft apostolischem Heldenmuth und Liebesdrang den nordischen Völkern die Botschaft des Heiles verkündigten und darum billig die Apostel des Nordens genannt werden mögen. Die Ausgezeichnetsten unter ihnen sind Ansgar, Adalbert und Otto von Bamberg. Ansgar war im Jahre 801 in der Nähe der französischen Stadt Amiens geboren und gehörte, wie Winfried, einem vornehmen adeligen Geschlechte an. Frühe schon legte seine Mutter die zarten Keime der Frömmigkeit und des innigen Glaubens in das weicke Herz des Knaben und entschied so die ganze Richtung seines spätern Lebens. Doch bereits in seinem fünften Lebensjahre verlor Ansgar die liebende Pflegerin seiner *) Nach Wippermann, Kreuz und Eiche. Grube. Geschicbtsbilder. Ii. 7

9. Das Mittelalter - S. 104

1877 - Leipzig : Brandstetter
104 zu verkehren. Ansgar erschien mehrmals als kaiserlicher Gesandter am Hofe des dänischen Königs. Wunderbar fühlte sich Horik ergriffen von der ruhigen Klarheit, die über Ansgar's Wesen ausgebreitet war, von der liebevollen Milde, die aus den Augen, wie aus den Worten des christlichen Missionärs ihm entgegenleuchtete. Aller Haß und Argwohn gegen Ansgar schwand aus der Seele des Königs, und Liebe und Verehrung trat an ihre Stelle. Und wenn auch Horik sich nicht entschließen konnte, dem väterlichen Götterglauben zu entsagen, so hinderte er doch nunmehr die Predigt des Evangeliums in seinem Lande nicht und gestattete sogar dem Ansgar den Bau einer christlichen Kirche in der Stadt Schleswig, welche damals Sliaswic genannt wurde. Diesen Ort hatte Ansgar gewählt, weil er ein ansehnlicher Handelsplatz war. Viele der daselbst zusammenströmenden Kaufleute lernten nun die christliche Lehre kennen, erzählten davon in ihrer Heimath und dadurch fand das Christenthum Eingang in vielen Herzen. So war endlich durch Ansgars unermüdete Thätigkeit das dänische Land dem Christenthum geöffnet worden. Um so ungünstigere Nachrichten liefen dagegen aus Schweden ein. Der Segen, der die Bemühungen des Missionärs Gauzbert begleitete, reizte den Zorn der heidnischen Priester und derer, die noch fest an ihren Götzen hingen. Eines Tages rotteten sie sich zusammen und überfielen die christlichen Brüder. Einer der Letztem fand seinen Tod; Gauzbert selbst aber und seine übrigen Genossen wurden in Fesseln geworfen, dann in ein Schiff gesetzt und über das Meer nach der deutschen Küste geführt, wo man sie an das Land setzte. Doch das Christenthum batte schon zu sehr die Herzen ergriffen, als daß es so leicht wieder ausgerottet hätte werden können. Herigar wurde jetzt das Haupt und der Schutz der schwedischen Christen. Neben ihm zeichnete sich vorzüglich eine ftomme Wittwe, Friedberg geheißen, durch die Festigkeit und Wärme ihres Glaubens aus. So blieben die schwedischen Christen mitten unter dem Haß und der Verfolgung ihrer heidnischen Landsleute beständig im Glauben und in brüderlicher Gemeinschaft. Doch trauerten sie, daß sie in ihrer Mitte keinen christlichen Priester hatten, der ihnen das Wort des Herrn auslegen und das heilige Abendmahl reichen konnte. Einige Jahre waren vergangen. Ansgar glaubte, in Schweden werde sich der Haß der Heiden gegen die Christen wohl etwas gelegt haben. Auf sein Suchen fand er einen frommen Klausner, Adgar, der nach Schweden hinüberging und von den Christen mit hoher Freude, von den Heiden aber mit finsterem Mißmuthe empfangen wurde. Aber ihm fehlte der unerschütterliche, glaubensstarke Heldenmuth, der das erste Erforderniß eines Heidenboten ist. Als Herigar und Friedberg gestorben waren, kehrte er nach Deutschland zurück, die schwedischen Christen in großer Bedrängniß lassend. Dazu trat unter den Heiden ein schwärmerischer Mann auf, welcher ein Gesandter der Götter zu sein vorgab, als solcher die Heiden gegen die Christen aufwiegelte, und in ihnen den Glauben an ihre Götzen neu stärkte.

10. Das Mittelalter - S. 36

1877 - Leipzig : Brandstetter
(Götterbildern knieete er nieder, um mit seinem Beispiele das Volk aufzumuntern, ein Gleiches zu thun. Die Christen nannte er verächtlich blos „Galiläer", aber er verfolgte sie nicht; er ließ selbst manische*) Bischöfe wieder zurückkommen, die unter den vorigen Negierungen vertrieben worden waren. Denn leiber waren schon bamals unter den Christen viele Parteien, die sich zankten wegen einiger Abweichungen im christlichen Glauben und nicht des Gebotes Christi eingebenk waren: „Liebet euch untereinanber!" Namentlich aber war bte Erziehung, welche sein Vetter Konstantins dem Julian hatte geben lassen, der Art gewesen, daß eine Abneigung gegen das Christenthum in dem kaiserlichen Neffen entstehen mußte. Man hatte ihn und seinen Bruder Gallus zu den strengsten Bußübungen angehalten und die Knaben sogar gezwungen, auf dem Grabe eines Märtyrers mit eigener Hand eine Kapelle zu erbauen. Der frische ausstrebenbe Geist des talentvollen Julian würde blos mit kirchlichen Ritualien und Litaneien gonährt und die Lektüre der Bibel warb ihm durch den Zwang verleibet, womit man sie ihm aufbrang. 2. Julian war kein schlechter Mensch, ja er hatte viele Tugenben. Er führte ein sehr thätiges Leben, lebte stets einfach und mäßig und strebte nach dem Guten, wenn er sich auch in den Mitteln irrte. Er brauchte nur wenige Zeit zum Schlafe. Ohne Ausnahme ftanb er um Mitternacht auf, nicht von weichen Feberbetten und seibenen Decken, sonbern von einer gemeinen Matratze. Nach einem stillen Gebet an den Merkur, den er für den Weltgeist hielt, der die Seelen in Thätigkeit setze, wibmete er sich zuerst den öffentlichen Geschäften, um das gemeine Beste zu förbem und bett Gebrechen des Staates abzuhelfen. War bies als das Wichtigere abgethan, so beschäftigte er sich, um feine Kenntnisse zu vermehren und seine Grunbsätze zu befestigen, mit der Philosophie, Geschichte, Berebtsamkeit ober Dichtkunst; ja er schrieb selbst Werke, von benen wir noch mehrere besitzen. Den Vormittag brachte er wieber mit öffentlichen Geschäften zu; das Mittagsmahl war kurz. Oeffentliche Schauspiele, benen seine Vorgänger einen großen Theil ihrer Zeit geopfert hatten, konnten ihn nicht vergnügen. Wenn er ihnen beiwohnte, geschah es nur auf kurze Zeit und dem Volke zu gefallen. Dann wenbete er sich wieber zu den gewohnten Arbeiten, währenb feine Minister ausruheten. *) Die Streitfrage, ob der Sohn Gottes mit dem Bater gleichen Wesens sei ober nicht, theilte damals die Christenheit in zwei Parteien, die sich tödilich haßten. Daß der Sohn mit dem Vater nicht gleichen Wesens sei, behauptete Ari n s, ein Presbyter in Alexandrien; daß sie Beide gleichen Wesens seien, behauptete der Bischof Alexander. Die Meinung des Letzteren siegte auf der Äirchenversammlung zu Nicäa 325; aber die Meinung des Ersteren ward dadurch nicht unterdrückt. Sie pflanzte sich weiter fort und ihre Anhänger hießen Arianer. Dagegen hießen diejenigen, die sich an den Ausspruch der Kirchenversammlung zu Nicäa oder an die allgemein herrschende (katholische) Lehre hielten, Rechtgläubige oder Katholiken, und ihr Glaube der katholische.
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