157. Der Krieg mit den Cimbern und Teutonen. 573
aber wegen seines Bemühens, was ihn nur desto mehr gegen die Nobilität reizte, der er vermöge seiner demagogischen Gesinnung und Haltung gefährlich war. Er erhielt mit dem Consulate die Führung des numidischen Krieges, den er in zwei Jahren beendigte. Nach einer entscheidenden Niederlage bei Cirta floh Jugurtha zu dem Könige des westwärts bis zur Küste des Oceans reichenden Mauretaniens, seinem Schwiegervater Bocchus, der ihn schon im Kampfe gegen Marius unterstützt hatte. Da die Römer nur, wenn sie des Jugurtha habhaft würden, den Krieg für beendet halten konnten, so ward alle Mühe ängewandt, dessen Auslieferung von Bocchus zu erwirken. Dies gelang dem Quästor L. Cornelius Sulla, in welchem sich für die Optimaten der Führer gegen die Volkspartei heranbildete. Der gefangene König wurde nach Rom geführt, wo man ihn nach dem Triumphe des Marius im Kerker verschmachten ließ. Sein Reich aber wurde zerstückelt, so daß ein Theil zu der römischen Provinz Africa geschlagen und ein anderer an Bocchus abgetreten wurde. Der Rest ward zwischen zwei Königen, Hiar-bas, der vielleicht ein Bruderssohn des Jugurtha war, und Hiempsal, der vielleicht des ältern Hiempsal Sohn war, getheilt.
157. Der Krieg mit den Cimbern und Teutonen.
(Nach Franz Dorotheus Gerlach, historische Studien, und Theodor Mommsen, römische Geschichte.)
Es ist in dem Wesen geschichtlicher Entwicklung gegründet, daß, wenn Völker und Staaten, in allseitiger Strebsamkeit zum letzten Ziel gelangt, dem innern Verfall sich nahen, durch unsichtbare Kräfte sich schon eine neue Zeit vorbereitet. -So, als die Trümmer von Carthago, die Flammen des sinkenden Korinth, der Vernichtungskampf der tapferen Numantiner die Allgewalt der römischen Waffen vom Aufgang bis zum Niedergang verkündeten und nur der Seherblick des großen Staatsmannes in den Parteikämpfen die Vorboten des nahenden Verfalls erkannte, da erschien unmittelbar nach neuen Siegen, welche Roms Namen bis an die Sandwüsten Libyens getragen, vom unbekannten Norden her ein wildes, trotziges Volk und forderte von den Herrschern der Welt seinen Antheil an der bezwiprgenen Erde.
Ein Jahrhundert, nachdem in Italien die Celten den römischen Waffen unterlegen, erhoben sich die Germanen in ihrer Kraft. Vom cimbrischen Ehersones stürmte ein mächtiges Heer heran, überschritt die Donau und griff die celtifchen Stämme der Noriker, Taurisker und Scordisker an. Dem raschen Siegeszug wollte umsonst der römische Consul En. Papirius Carbo die Straße sperren. Er fand mit seinem Heer den Untergang bei Nyreja (in Kärnthen?). Eine neue Heimat wollten sie erkämpfen; deswegen forderten
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Extrahierte Personennamen: Cirta Bocchus Marius Marius Bocchus Cornelius_Sulla Sulla Marius Marius Franz_Dorotheus_Gerlach Franz Theodor_Mommsen Carthago Papirius_Carbo
Extrahierte Ortsnamen: Rom Korinth Libyens Italien Donau Nyreja Kärnthen
574
Xi. Die Römer.
sie vom römischen Senat Land zum Anbau, sie wollten zahlen mit der Kraft des Arms. Mit ihrem Begehren abgewiesen, überschwemmten sie Gallien Auch hier stand ihnen die römische Macht im Wege. Noch vier Heere führten die römischen Consuln nach einander gegen den Feind (109-105), sie wurden geschlagen, zersprengt, 80,000 Römer und Bundesgenossen waren in der letzten Schlacht bei Arausio (Orange) an der Rhone unter dem Schwert der Feinde gefallen (105), die Pforten der Alpen standen offen, Rom schien verloren. Da wurde G. Marius, bevor er noch von Africa zurückgekehrt i$ar, abwesend zum zweiten Male zum Consul erwählt, und behielt, so lange die Gefahr über Italien schwebte, das Consulat (sein zweites bis fünftes, 104—101); denn er war die einzige Hoffnung des Vaterlandes. Wohl mußten die Römer sich glücklich preisen, daß die Feinde, ihre Siege nicht verfolgend, für einige Jahre einen neuen Schauplatz ihrer Thaten jenseits der Pyrenäen suchend, Marius hinlängliche Muße gönnten, um ein neues Heer zu bilden, das Kriegsvolk an Gehorsam, Ordnung, Zucht zu gewöhnen, in Ertragung von Beschwerden zu üben und ihm das Vertrauen des Sieges einzuflößen. Eben so fand Marius volle Zeit, die wankende Treue der unterthänigen gallischen und kkgurischen Gaue wieder zu befestigen und innerhalb wie außerhalb der römischen Provinz von den, gleich den Römern, durch die Cimbern gefährdeten Bundesgenossen, z. B. von den Massalioten, den Allobrogen, den Sequanern, Beistand und Zuzug zu erlangen. Endlich (103) flutete der Cimbernstrom, nachdem er in Spanien an dem tapfern Widerstand der eingeborenen Völkerschaften, namentlich der Celtiberier, sich gebrochen hatte, wieder zurück über die Pyrenäen, und von da wie es scheint am Atlantischen Ocean entlang, wo Alles sich ihnen unterwarf von den Pyrenäen bis zur Seine. Erst hier, an der Grenze der tapfern Eidgenossenschaft der Belgen, trafen sie auf ernstlichen Wiederstand; allein eben auch hier kam ihnen ansehnlicher Zuzug. Nicht bloß Helvetier, darunter die Tigminer, gesellten sich, wie es scheint, um diese Zeit zu den Cimbern, sondern auch die stammverwandten Teutonen unter ihrem Könige Teutobod, welche durch uns nicht überlieferte Fügungen aus ihrer Heimat an der Ostsee hierher an die Seine verschlagen waren. Aber auch die vereinigten Schaaren vermochten den tapfern Widerstand der Belgen nicht zu überwältigen. Die Führer entschlossen sich daher, mit der also angeschwollenen Menge den schon mehrmals berathenen Zug nach Italien nun allen Ernstes anzutreten. Indeß sei es wegen der schwierigen Verpflegung auf den Alpenstraßen, sei es ans anderen Gründen, die Massen lösten sich wieder aus in zwei Heerhaufen, von denen der eine, die Cimbern und die Tiguriner, über den Rhein zurück und durch die schon im I. 113 erkundeten Pässe der Ostalpen, der andere, die neu angelangten Teutonen und die schon in der Schlacht von Arausio bewährte Kernschaar der Ambronen, durch das römische Gallien und die Westpässe nach Italien eindringen sollte. Diese zweite Abtheilung war es, die im Sommer 102
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius Marius Marius
167. Cäsar's Krieg in Gallien.
605
bestätigen, was seine Thaten und Reden bezeugen: er war ein geborener König und wußte, daß er es war.
167. Cäsar's Krieg in Gallien.
(Nach Theodor Mommsen, römische Geschichte, und H. Köchly, Cäsar und die Gallier, bearbeitet vom Herausgeber.)
Die Eroberung Galliens war für Cäsar allerdings ein Mittel zum Zwecke, in so fern dieser langwierige Krieg ihm ein Heer verschaffte, welches sich vom Staate ablöste und nur ihm gehorchte. Aber dem staatsmänni-schen Genie sind die Mittel selbst wieder Zwecke, und so hatte diesmal das Mittel den hohem Zweck, dem römischen Gebiete einen Abschluß gegen Norden und Westen zu geben und der stets drohenden Invasion der Germanen schon jenseits der Alpen zu begegnen. Aber auch dieser Zweck war noch nicht der höchste und letzte, vielmehr sollte, nachdem die italische Heimat zu enge geworden, jenseits der Alpen ein neuer, unbegrenzter Boden für die italische Colonisation gewonnen und der Staat dadurch abermals verjüngt werden, daß er auf eine breitere Grundlage gestellt ward.
Etwa 100 Jahre, nachdem die Römer das cisalpinifche Gallien (Oberitalien) unterworfen hatten (225—222), drangen sie auch erobernd über die Alpen vor, die aufgehört hatten, eine Schutzwehr gegen die Völker des Nordens (Mittel-Europa's) zu sein. Schon der Besitz Spaniens mußte die Römer auffordern, die continentale Verbindung mit diesem Lande sich zu sichern, indem sie jenseits der Alpen festen Fuß faßten. Zunächst traten sie dort als Beschützer der früh mit Rom verbündeten Stadt Mafsilia gegen räuberische Nachbarn auf, bald auch als Verbündete der Aeduer gegen die Allobrogen und Arverner; aber aus Beschützern wurden sie allmählich unumschränkte Herren des Landes östlich von der Rhone bis an das südliche Ufer des Genferfees. Zum Schutze der Küstenstraße nach Spanien legten sie 118 die Colonie Narbo (Narbonne) an, von welcher die römische Provinz in Gallien den Namen Gallia Narbonensis erhielt.
Die sämmtlichen celtischen Staaten bildeten zwei große, einander feindselig gegenüber stehende Gruppen, an deren Spitze als die um die Hegemonie von ganz Gallien hadernden Großmächte einerseits die den Römern befreundeten Aeduer, andererseits die mit den Arvernern verbundenen Se-quaner standen. Und diese Großmächte waren es, welche, um die Hegemonie über ihre Landsleute zu erlangen und zu behaupten, die fremden Zwingherren selbst ins Land riefen!
Damit war das Schicksal von Gallien entschieden. Wo immer in einem Lande eine Partei oder ein Bruchtheil derselben um des eigenen Interesses
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606
Xi. Die Römer.
willen fremde Hülfe anruft oder annimmt, und solche Partei nicht sofort zermalmt und zernichtet wird von dem allgemeinen unwiderstehlichen Unwillen der ganzen Nation, da steht es böse,, da steht es gefährlich, und das Allerschlimmste, der Untergang solcher Nation, ist nicht unverdient. Jenes Gallien im Alterthum, das unglückliche Polen in der Neuzeit gehören zu den furchtbarsten Denkmälern dieser ernsten Wahrheit in der Geschichte.
Die Aeduer waren seit etwa einem Menschenalter die „Bundesgenossen" des römischen Volkes, und unzweifelhaft hatten sie es zum Theil dieser Bundesgenosienschaft zu verdanken, daß ihre Nebenbuhler, die Se-quaner, sich ihnen nicht gewachsen fühlten. Deßhalb hatten letztere etwa vor 12 Jahren, 72 v. Chr., den Sueven Ariovist, unter Anerbieten von Sold und Beute, bewogen, über den Rhein zu kommen und thrten gegen die Aeduer zu helfen. Er war an der Spitze von 15,000 Mann gekommen, hatte im Dienste der Sequaner die Aeduer schlagen helfen, war zum Lohn von den Sequanern mit Land belehnt worden, hatte dann immer mehr Freifchaaren herübergezogen, immer mehr celtisches Land zwischen Vogesen und Rhein occupirt und stand schließlich an der Spitze von 120,000 schlagfertigen Männern diesfeit des Rheines. Da endlich, freilich zu spät, erhoben sich die Aeduer von Neuem; es scheint, daß sich ihnen ein großer Theil der eigentlichen celtischen Staaten anschloß, wahrscheinlich auch die Sequaner. Aber der Germane schlug die schlecht disciplinirten Heeresmassen der Gallier in einer blutigen Schlacht und zwang sie zu Tributzahlung und Stellung von Geiseln, mit einem Worte: zur Unterwerfung. Von Jahr zu Jahr zog er neue Germanen heran, es war Gefahr vorhanden, daß ganz Gallien ger-manisirt mürbe.
Diese Gefahr also abzuwenben, aber freilich nur baburch, daß man sich im römischen Volke einen andern Herrn erbat, war der Druibe Divitiacus vom Stamm der Aebuet nach Rom gekommen, während gleichzeitig jener germanische Heerkönig Ariovist seine Gesandten mit dem Gesuch an Senat und Volk von Rom geschickt hatte, ihm den Königstitel zu gewähren und ihn als Bundesgenossen aufzunehmen.
Die Entscheidung zwischen den beiden einander diametral entgegenstehenden Gesuchen stand bei Cäsar, dem souverainen Consul des Jahres 59. Vom Stanbpunkte der internationalen Politik Roms konnte diese Entscheidung wohl nicht zweifelhaft sein; die Sache war vollkommen klar: ein Barbarenfürst hatte römische Bundesgenossen vergewaltigt; diese baten Rom um Hülse; es hatte nur Eine Wahl: dem Barbaren mußte der Krieg erklärt werden. Aber diese Entscheidung wäre vom politischen Standpunkte aus äußerst gefährlich gewesen. Gleichzeitig drohte ein anderer Feind in derselben Richtung von Osten her, wie Ariovist, die römische Provinz zu überschreiten. Es war dies der celtische Stamm der Helvetier, welcher seit drei Jahren zu einer vollständigen Völkerwanderung nach dem Westen gerüstet und den Antritt derselben auf das Frühjahr 68 festgesetzt hatte.
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608 Xi. Die Römer.
Eroberung Nord-Galliens.
Das zweite Jahr 57 begann mit der raschen und blutigen Unterwerfung des belgischen Galliens. Die belgische Eidgenoffenschaft, mit Recht durch Cäsar's energisches Vorgehen besorgt gemacht, war noch in voller Rüstung begriffen, als Cäsar, ohne erst Krieg zu erklären oder Verhandlungen anzuknüpfen, in raschem Vormärsche auf Rheims zunächst den dort sitzenden Stamm der Remer überraschte und entwaffnete, dann an der Aisne — acht Meilen südöstlich von Laon — in einem festen Standlager, welches im Jahre 1862 Kaiser Napoleon Iii. hat aufdecken lassen, dem Heere der verbündeten Belgier so lange gegenüber stand, bis sie auseinander zu gehen begannen und er sie in rascher, stürmischer Verfolgung vollständig auflöste. Ohne Kampf fielen die Stämme der Suefsionen, Bellovaker und Ambianen, von welchen das heutige Soiffons, Beauvais, Amiens ihre Namen haben, in srine Gewalt. Dann folgte, als er sich von Amiens nordöstlich in der Richtung auf Maubeuge vorbewegte, die furchtbare Vernichtungsschlacht gegen die vereinigten Nervier, Atrebaten und Veromanduer auf beiden Ufern der Sambre, wie fast mit Sicherheit angenommen werden kann. Das ist die berühmte Soldatenschlacht, an welcher bei Shakespeare Antonius, ehe er den zerrissenen und blutigen Mantel Cäsar's aufhebt, um den alten Soldaten die entstellte Leiche ihres angebeteten Feldherrn zu zeigen, erinnert: als Cäsar zuerst diesen Mantel getragen, „Er überwand den Tag die Nervier!"
Auf die Soldatenschlacht folgte dann die Ueberwältigung jener Stadt der Aduatuker, die mit Sicherheit nirgends zu finden ist, weil man sie mit mehr oder minderer Wahrscheinlichkeit allerwärts finden kann. Die drei in einer Linie längs der Maas liegenden Orte, die Citadelle von Namur, der Berg Falhize gegenüber der Stadt Huy und die Halbinsel Embourg, südlich von Lüttich, wo die neuesten Forscher die Aduatukerstadt gesucht haben, diese drei Punkte mögen etwa die Gegend im Allgemeinen andeuten, wo wir sie zu suchen haben: außer jenen drei Orten streiten aber noch ein paar Dutzend andere um die durchaus zweifelhafte Ehre. Jedenfalls war der Eindruck, welchen die Einnahme der Aduatukerstadt machte, so groß, daß nicht nur von einem weitern Widerstände der belgischen Stämme nicht mehr die Rede ist, sondern auch die Bewohner der Normandie und Bretagne Cäsar's Unterfeldherrn, dem jungen Craffus, ihre freiwillige Unterwerfung anzeigten. So war denn das Ergebniß dieses zweiten Feldzugsjahres die Vereinigung des heutigen Belgiens und des daranstoßenden Hollands, sowie des ganzen nördlichen Frankreichs bis an die Loire mit der römischen Provinz.
Eroberung West-Galliens.
Diese Vereinigung der genannten Länder konnte jedoch keineswegs als gesichert angesehen werden, vielmehr stand schon im nächsten Jahre (56) die
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Napoleon Beauvais Shakespeare_Antonius Antonius Cäsar
668
Xt. Die Römer.
nien, erkannte er die Nothwendigkeit, auch hier dem unsichern Zustande ein Ende zu machen. Er ging im I. 101 mit 5 Legionen und zahlreichen Hülfstruppen der Germanen und Sarmaten über die Donau unterhalb des Einflusses der Morawa, aber erst im Frühjahre 102 brachte er nicht ohne großen eigenen Verlust den Daciern eine blutige Niederlage bei, drang nach einer Reihe von Gefechten durch den eisernen Thorpaß gegen'die dorische Königsstadt (Sarmizegethusa) vor, in deren Nähe er eine letzte Schlacht gewann. König Decebalus (s. S. 665) mußte dem Sieger sein Kriegsmaterial übergeben, die Festungen schleifen, das von den Römern in Besitz genommene Land räumen, und das übrige Dacien ward ein abhängiges Königreich, in welchem römische Besatzungen zurückblieben. Trajan feierte nach seiner Rückkehr den ersten Dacischen Triumph und erhielt vom Senat den Beinamen „Dacigts".
Bald vernahm man in Rom, daß Decebalus mit Verletzung des eben geschlossenen Friedens mit benachbarten Völkerschaften in Verbindung trete und sogar den Jazygen (zwischen Donau und Theiß), die zu den Römern in freundschaftlichem Verhältnisse standen, einen Theil ihres Gebietes entrissen habe. Daher zog Trajan, wahrscheinlich im Spätherbste 104, abermals an die Donau, über welche er unterhalb der Stromschnellen von Orsowa (bei Thurn—severin) eine stehende Brücke hatte bauen lassen, überwinterte in Mösien, fand aber beim Eindringen in das feindliche Land (105) weit größere Schwierigkeiten, als im ersten Kriege, indem die Dacier die Eingänge in ihre Thäler mit mächtigen Verschanzungen abgesperrt hatten: doch die Römer stritten ihrerseits mit wahrem Heldenmuthe, bis sich ein Stamm der Dacier nach dem andern unterwarf. Decebalus, als. er sich auf dem Schlachtfelde von römischen Reitern umringt sah, zog den Tod einer schimpflichen Gefangenschaft vor und durchbohrte sich mit feinem Schwerte. Sein Kops wurde nach Rom gebracht und als blutiges Siegeszeichen beim folgenden Triumphe aufgeführt. Mit seinem Untergange war die Kraft des Widerstandes gebrochen, Dacien ward eine kaiserliche Provinz und durch römische Colonisten bevölkert, während viele der bisherigen Einwohner mit ihrer Habe auswanderten. So verschwanden einheimische Sprache und Sitte. Der Triumph nach dem zweiten dacischen Kriege gehörte zu den glänzendsten, die Rom je gesehen hatte. Gesandtschaften aus allen Gegenden der Welt, selbst aus Indien, erschienen zur Beglückwünschung in Rom. Trajan gab 123 Tage nach einander Schauspiele, 10,000 Gladiatoren traten auf und gegen 10,000 zahme und wilde Thiere wurden gelobtet. Die noch erhaltene Tra-janssäule veranschaulicht auf Reliefs die Vorgänge des Krieges, wahrscheinlich auf Grunb schriftlicher Aufzeichnungen, aber mit entfchiebener Parteilichkeit für die Römer, ans beren Seite man nicht einen einzigen Soldaten fallen sieht!
Währenb Trajan die Grenzen des römischen Reiches über die Donau
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Extrahierte Ortsnamen: Donau Morawa Sarmizegethusa Rom Donau Donau Rom Rom Indien Rom
182. Der Verfall des röm. Reiches unter der Herrschaft der Prätorianer. 667
durch freiwilligen Tod von der Schande, im Triumphe aufgeführt zu werden : nach Vopiscus, dem steten Lobredner des Kaisers, erlitt sie diese Demüthigung. Aus dem fernen Osten zog Aurelian nach Gallien, wo Tetricus am Anfange der Schlacht (bei Chalons sur Marne) zu ihm überging, wofür er mit allen erdenklichen Ehren überhäuft wurde. So Hatte Aurelian noch einmal die Einheit des Reiches Hergestellt und sich den glänzenden Beinamen eines restitutor orbis erworben. Aus einem Feldzuge gegen die Perser wurde er durch Verschworene aus seiner nächsten Umgebung (auf Anstiften seines wegen Betrügereien compromittirten Geheimschreibers) unweit Byzantium ermordet.
Zum letzten Male machte der Senat sein altes Recht der Jrnperatoren-wahl geltend und erhob den 75jährigen Senator Tacitus, einen Nachkommen des berühmten Geschichtschreibers, der im Orient mit Glück gegen Gothen und Alanen kämpfte, aber schon nach 6 Monaten durch eine Faction von Ofsicieren in Pontus ermordet wurde. Sein Bruder Florianus beging die Unvorsichtigkeit, sich ohne Zuthun weder des Senates noch des Heeres zum Nachfolger auszuwerfen, gleich als wäre das Ruch erblich. Nach einigen Wochen tödteten die Soldaten auch ihn.
Inzwischen war schon durch reine Soldatenwahl der gewaltige Pro-bus auf den Thron erhoben worden, ein Landsmann Aurelian's.' Den Soldaten hatte er gleich bei feiner Wahl gesagt, sie würden in ihm keinen Schmeichler! finden, und er hielt Wort. Unter harter Disciplin führte er sie zu jenen ungeheuren Siegen über Alemannen, Bnrgunden, Vandalen und Franken, welche Gallien von den Germanen säuberten und 400,000 Barbaren das Leben kosteten. Doch die Grundbedingung der Sicherheit Roms, die Unterwerfung ganz Germaniens, blieb trotz der klaren Einsicht des Probus unerfüllt. Der edle Fürst, den man für einen ausschließlichen Soldaten-kaiser halten sollte, hegte ein Ideal ganz anderer Art, nämlich, daß nach gänzlicher Besiegung oder Schwächung der barbarischen Volker der römische Staat keiner Soldaten mehr bedürfen, daß ein Zeitalter des Friedens beginnen sollte, in welchem der Senat wieder zu seiner alten Autorität gelangen und sein altes Recht der Kaiserwahl ausüben werde, welches die Armee usurpirt hatte. Solche Aeußerungen drangen bis zu den Soldaten, die schon unwillig darüber waren, daß der Kaiser sie außerhalb des Krieges auch zu friedlichen und nützlichen Beschäftigungen: zur Austrocknung von Sümpfen, zur Anlage von Straßen, Canälen, Weinbergen anhielt. In seiner Heimat, beim Canalbau von Sirmium, tödteten sie ihn. So erlag er nach nur fünfjähriger Regierung, einer bet besten Herrscher, dem damals gewöhnlichen Schicksal der Imperatoren. Er hatte zuerst den militärisch und volkswirtschaftlich gleich fruchtbaren Gedanken, mit Germanen das Heer zu verstärken und die Provinzen zu colonisiren, zum Princip gemacht und in großem Umfange durchgeführt.
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680
Xi. Die Römer.
dem gewaltigen Stoß jener kriegerischen, nomadisirenden Horden nicht lange Stand. Nach einigen Kämpfen beugten sich die Ostgothen und die meisten ihnen unterworfenen Stämme den Mongolen; die Westgothen dagegen verließen ihre Sitze, gingen über die Donau und fanden Aufnahme im römischen Reiche; 200,000 streitbare Männer wurden mit ihren Weibern und Kindern vom Kaiser Valens in den Gegenden zwischen der untern Donau und dem Hellespont angesiedelt, nachdem ein Vertrag mit ihnen abgeschlossen war, an den die römischen Beamten sich indessen wenig banden. Die Gothen, nicht wie freie Männer, sondern wie elende Knechte von diesen Beamten behandelt, griffen zu den Waffen, begannen ihre alten Raubzüge wieder und vernichteten bei Adrianopel das Heer des Kaisers (378). Er selbst wurde nach der Schlacht nicht mehr gesehen, und Theodosius übernahm die Herrschaft über das morgenländische Reich; diesem gelang es, mit den Gothen, wie mit den Hunnen, die jene im Kampfe gegen Constantinopel unterstützt hatten, Verträge zu schließen, nach denen nicht nur das ganze Land zwischen der Donau und dem Hämus, sondern überdies große Länderstrecken in Thracien und Klein-Asien den gothischen Eindringlingen eingeräumt wurden. ;Bald singen die Gothen an, auf den Hof des Kaisers selbst den mächtigsten Einfluß zu üben; Gothen waren die vertrautesten Genossen des Kaisers, und Stilicho, ein Vandale, dessen erster Minister, dem er seine eigene Nichte vermählte.
'Theodosius starb, nachdem er zuvor das Reich zwischen seine Söhne Arcadius und Honorius getheilt hatte. Denn schon schien es unmöglich, die Einheit festzuhalten, nachdem in Sprache, Sitte und Religion sich ein durchgreifender Unterschied zwischen den griechischen und lateinischen Ländern ausgebildet hatte; auch machten die Angriffe auf die Grenzen des Reiches im Osten und Westen eine festgeordnete Theilung der Kräfte des Reiches nöthig. Arcadius erhielt das Morgenland, das man für den bessern und gesichertem Antheil hielt, Honorius, der noch im Knabenalter stand, das Abendland, das der Vandale Stilicho für ihn verwalten sollte.
Durch Arcadius in ihrem Rechte verletzt, griffen alsbald die Westgothen von Neuem zu den Waffen und erhoben einen Jüngling, Alarich, der sich als der unternehmendste Geist und der tapferste Streiter unter ihnen hervorgethan hatte, als König auf den Schild. ^Er wurde von Arcadius zum Befehlshaber der römischen Truppen im östlichen Jllyrien ernannt und damit die Grenzprovinz gegen das Abendland in seine Hand gegeben. Man hoffte hierdurch in Constantinopel sowohl für sich selbst Ruhe zu gewinnen, wie zugleich den Ungestüm des jungen Kriegssürsten gegen das Abendland zu richten, das man geflissentlich von allen Seiten in Bedrängniß versetzte. Der Aufforderung feines Kaisers gehorchend, fiel Alarich in Italien ein, die Schlacht bei Pollentia, die zum Aerger der Christenheit am Ostertage des Jahres 403 geschlagen wurde, blieb unentschieden in ihrem Erfolge; Stilicho
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Extrahierte Personennamen: Valens Theodosius Stilicho Honorius Honorius Arcadius Honorius Honorius Arcadius
186. Die Auflösung des abendländischen Reiches.
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schloß ^er einen Vertrag, in dem Alarich außer reichlichen Jahrgeldern auch über die Truppen im westlichen Jllyricum, das zum Westreiche gehörte den Oberbefehl erhielt. Wie Constantinopel ihn gegen Rom, so wollte Rom ihn jetzt gegen Constantinopel benutzen. Aus den Grenzen beider Reiche im Dienste beider stand dieser germanische Jüngling und wog in seinem Geiste die Geschicke derselben ab. Das Reich mußte fallen, das seinen Zorn erregte und sein Schwert der Scheide entlockte.
Noch bändigte Alarich seinen kühnen Muth, da stürmten zügel- und regellose Massen germanischer und gallischer Stämme, durch das Drängen, Treiben und Zusammenstoßen aller Völker Mittel-Europa's, das der hunnische Sturm verursachte, in wilde Bewegung versetzt, von den Rheinquellen wie von den Donauufern her über die Alpen (405). Radagais, ein Gothe war chr Anführer. Vornehmlich mit Hülfe von Gothen und Hunnen, die St.licho in Sold genommen hatte, siegte er über Radagais und zerstreute dessen Schaaren, der Hunger wüthete in der ungezügelten Volksmasse der größte Theil des Heeres fand in Italien den Tod, und nur spärliche Reste desselben kamen über die Alpen zurück. Radagais selbst gerieth in Gefangenschaft und erlitt hier den Tod.
Um in dieser Noth Italien zu schützen, hatte Stilicho die römischen Legionen aus Britannien und Gallien gerufen und damit die westlichen Länder den von allen Seiten vordringenden deutschen Stämmen preisgegeben Sofort überschwemmten Vandalen, Alanen. Alemannen, Burgunder und Franken Gallien, um sich neue Wohnsitze auf römischem Boden zu wählen. Die Sueven, Alanen und Vandalen zogen über die Pyrenäen nacb Spanien Die bedeutendsten Provinzen des Abendlandes gingen dem Reiche verloren. Der Haß Roms wegen dieser großen Verluste traf gerade den Mann, der dem gänzlichen Untergange noch vorgebeugt hatte. Mit empörendem Undank klagte man Stllicho des Verraths an, mit Fassung ertrug er den Tod; die fremden Hulfsvolker, die er zum Schutze des Reiches herbeigerufen hatte, meist germanische Krieger, wurden niedergemetzelt oder retteten sich durch eilige Flucht zu Manch der in der letzten Zeit mit Stilicho in vertrauteren Verhältnissen gestanden hatte. Alarich's Zorn war erregt, sein Entschluß gefaßt, gegen
Rom zuckte er sein Schwert, um das vergossene Blut der Germanen zu rachen.
Mit einem wohlgerüsteten Heere rückte Alarich gegen Rom und belagerte die Stadt. Obwohl sie damals noch über eine Million Menschen enthielt vermochte sie doch nichts Anderes, als mit ungeheuren Summen den Abzug er Germanen zu erkaufen. Schon im folgenden Jahre stand Alarich abermals vor den Thoren der Stadt und ließ nicht eher ab, als bis man dem elenden Hononus das Diadem genommen und Attalus, ein Geschöpf feiner Gnade, auf den kaiserlichen Thron gesetzt hatte, den er selbst, der Gothe, verschmähte. Als Attalus seinen Erwartungen nicht entsprach, schickte Alarich P Ü tz^ Histor. Darstell, u, Charakteristiken I. z. Aufl. 44
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186. Die Auflösung des abendländischen Reiches. 683
Während die Germanen überall siegreich in Gallien vordrangen, begannen auch bereits in Britannien ihre Eroberungen. Von dem Schutz der römischen Legionen verlassen, waren die Briten, db längst die Führung der Waffen verlernt hatten, von den Picten vom Norden her bedrängt, von den Scoten vom Westen, von sächsischen Seeräubern im Osten angegriffen, in der hülslosesten Lage. Vergeblich wandten sie sich um Beistand an Aäius. Von diesem zurückgewiesen, boten sie endlich sächsischen Häuptlingen Land und Sold. So wurden die Picten besiegt, aber sofort verstärkten sich auch die siegreichen Sachsen durch nachziehende Schaarcn ihres Volkes und der Angeln, eines im jetzigen Jütland damals weit verbreiteten deutschen Stammes, griffen dann die Briten an und gründeten das Königreich Kent, von dem sie ihre Macht weiter und weiter über die Insel verbreiteten.
Römer und Gothen, Franken und Burgunder kämpften noch um den Besitz Galliens, da führte der Hunne Attila sein ganzes gewaltiges Heer (700,000 M.?) 451 über den Rhein und drang bis in das Herz des Landes, bis an die Loire, in glücklichen Kämpfen vor. Orleans hielt ihm für den Augenblick Stand, und dem Aetius gelang es, in der dringenden Gefahr die von den Hunnen bedrohten germanischen Stämme in Gallien mit den Römern zu vereinigen. So wurde Orleans entsetzt und Attila wandte sich schon zum Rückzug. Das vereinte Heer der Römer, Westgothen und salischen Franken folgte ihm nach, und auf den weiten Catalaurt Ischen Ebenen, zwischen Troyes und Chalons, kam es zu einer jener mörderischen Schlachten, die auf Jahrhunderte hin über die Schicksale der Menschen entscheiden. Attila, besonders durch die Westgothen bedrängt, siegte nicht: da schwand sein Glück mit seinem Schlachtenruhm. Er ging über den Rhein zurück und nahm im folgenden Jahre seinen Weg gegen Italien und Rom. Ungehindert überstieg er die Alpen und drang bis zum Adriatischen Meere vor. Aquileja und andere volkreiche Städte an dieser Küste wurden zerstört, zitternd flüchteten sich die Bewohner auf die nahe gelegenen Inseln, wo nun erst Venedig, jene Jnselstadt eigenster Art, ihren Ursprung gewann. Das ganze nördliche Italien fiel in die Hände der Hunnen, aber gegen Rom zog Attila nicht; obschon nicht die Heere des Kaisers die Stadt retteten, sondern die Bitten und Vorstellungen des Papstes Leo,'der sich in das Lager der Feinde begeben hatte. Als Attila sich zum zweiten Male nach Italien wandte, raffte ein plötzlicher Tod ihn dahin. Schnell wie sie entstanden war, endigte seine Herrschaft: die unterworfenen germanischen und slavischen Stämme machten sich frei, und die Hunnen kehrten bald in jene Steppen Asiens zurück, aus denen sie gekommen waren.
Atztius fiel durch Mord und Kaiser Valentinian war sein Mörder; Aaius fand feinen Rächer und auch Valentinian endete bald durch Mörder- -Hand. Italien war ohne Schutz: die Vandalen, die mit ihrer Flotte das Mittelmeer beherrschten, plünderten die Küsten, drangen unter ihrem Könige
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Extrahierte Personennamen: Attila Attila Attila Aquileja Attila Leo Leo Attila
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Britannien Galliens M. Rhein Gallien Westgothen Troyes Rhein Italien Rom Venedig Italien Rom Italien Italien