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1. Physische und politische Erdkunde der außerdeutschen Länder Europas und Amerikas - S. 47

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 47 — sind hiermit die Erwerbsquellen des von der Statur so reich gesegneten Landes nicht erschöpft. Dahin rechnen u. a. auch noch die eingangs erwähnten zahlreichen Mineralquellen, unter denen diejenigen von Teplitz, Karlsbad, Marienbad und Franzensbad (Lage!) die bekanntesten sind, und die hoch entwickelte Porzellanindustrie. Böhmen wurde ursprünglich von den Bojern, einem keltischen Volke, bewohnt. So erklärt sich auch der Name des Landes. Später eroberten die germanischen Markomannen das Gebiet und verdrängten die Bojer. Um die Mitte des 6. Jahrhunderts kamen die Tschechen in das von den Markomannen wieder verlassene Land. In der Geschichte spielt Böhmen eine große Rolle. Das von der Natur so überaus be- günstigte Land ist auch viel umstritten worden — daher die zahlreichen Schlachtorte Böhmens, wie Prag (1620, 1757), Lobositz (1756), Kolin (1757), Trautenau, Nachod, Skalitz, Königgrätz (1866) u.a. Am schwersten aber hatte das Land unter den Schrecken des Dreißig- jährigen Krieges zu leiden. Gegen Ende desselben betrug die Einwohner- schast kaum 800000. Die heutigen Bewohner Böhmens setzen sich aus Deutschen (2/5) und Tschechen (3/5) zusammen. Die Deutschen wohnen mehr an den Rändern des Landes (Zugänglichkeit trotz der gebirgigen Umrandung!), die Tschechen dagegen vorwiegend in der Mitte. Obwohl die Deutschen die Tschechen einer höheren Kulturstufe zuführten, so sind ihnen diese doch durchaus feindlich gesinnt. In der Mitte des Landes, der fast alle Gewässer Böhmens zu- steuern, liegt die Hauptstadt, Prag, an der Moldau (230 000, mit den Vororten 500000 Einw.). Infolge ihrer günstigen Lage er- blühte die Stadt zu einem Verkehrs- und Handelszentrum, das nach allen Richtungen Zugang zum Weltverkehr fand: im Norden durch das Elbtor, im Osten durch die Mährische Pforte, im Süden zur Donau, im Westen über Eger. Die nahen Kohlen- und Erz- lager ermöglichten eine bedeutende Industrie. Prag ist auch ein Eisenbahnknotenpunkt. Die Stadt erhebt sich zudem'in einem frucht- baren Becken zu beiden Seiten des Flusses (Abb. 17). Über die Moldau führt u. a. die alte berühmte Karlsbrücke, welche auch durch das Bildnis des Heiligen Nepomuk, des Schutzheiligen der Stadt, ge- schmückt wird. Der Fluß bildet hier eine Schwelle (praha). Eine Felsen- insel auf dem rechten Ufer ermöglichte die Anlage einer Feste, der Hochburg. Vom Hradschin, d. h. Schloßbezirk, der sich auf der Höhe des linken Ufers ausdehnt und ähnlich wie der Kreml in Moskau aus der Burg, Kirchen, Klöstern und Privatpalästen besteht, hat man einen herrlichen Blick auf die altehrwürdige Stadt mit ihren zahlreichen Kirchen und Türmen, ihren mittelalterlichen Bauten, den breiten Strom mit seinen Inseln und Brücken und die ebenso malerische Umgebung. Die Stadt gehört zu den schönsten und denkwürdigsten Stätten Europas. ^>ie hat eine reiche geschichtliche Vergangenheit.

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 23

1910 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
5. Friedrich der Große. 23 und der König klagte: „Ich komme aus dieser Falle nicht heraus." Da sagte Rieten: „Bei Leuthen war der Feind noch viel starker und wir haben ihn doch geschlagen. Nur nicht den Mut verlieren! Es wird noch alles gut werden!" Der König sagte: „Wo nimmt Et nur immer seine freudige Zuversicht her? Hat Er etwa einen neuen Verbündeten gefunden?" „Nein, Ew. Majestät, aber der alte dort oben lebt noch." Der König seufzte: „Ach, der tut keine Wunder mehr! Da sagte Zieten: „Der Wunder bedarf's auch nicht; er streitet dennoch für uns und läßt uns nicht sinken." Und so geschah es auch, Friedrich kam wirklich aus der Falle heraus. Da sagte er froh zu Zieten: „Er hat recht gehabt. Sein Verbündeter hat Wort gehalten." — Friedrich ehrte Zieten auch ganz besonders. Einst wurde auf einem Marsche Rast gemacht. Friedrich lehnte sich gegen einen Saum, seine Generale lagen auf der Erde und waren bald eingeschlafen. Da kam ein Offizier, der etwas melden wollte; der König rief ihm aber leise zu: „Still, wecke Er mir Zielen nicht, er ist müde!" Und als der 86jährige Zieten mit andern Offizieren einmal im Schlosse vor dem König erschien, ließ dieser ihm einen Sessel holen und sprach zu ihm: „ton alter Zieten, Er darf nicht stehen; setz Er sich, sonst gehe ich weg." — Zieten starb sieben Monate vor dem König; als ihm der Tod seines alten Feldherrn gemeldet ward, sprach er ernst: „Der alte Zieten hat stets die Vorhut geführt; ich werde ihm bald nachfolgen." 6. Friedrich der Große als Landesvater. In den Friedensjahren sorgte Friedrich dafür, daß sein Land sich von der Kriegsnot wieder erholte. Damit die Bauern ihr Sand bestellen konnten, gab er ihnen Soldatenpferde und Saatkorn. Die eingeäscherten Häuser ließ er wieder aufbauen. Wüst liegendes Land mußte wieder beackert werden. Die Sumpfgegenden an der Havel, an der Oder und der Weichsel ließ er trocken legen. Die durch den Krieg, durch Krankheiten oder andere Unglücksfälle in Not geratenen Untertanen unterstützte er reichlich. Er selbst war sehr sparsam und brauchte nur wenig für sich. Den Verarmten zu helfen, hielt er für seine Pflicht, er erwartete nicht einmal Dank dafür. Die Stadt Greisienberg in Schlesien war abgebrannt; da gab Friedrich den Bewohnern Geld, damit sie ihre Häuser wieder aufbauen konnten. Als die Greiffenberger ihm durch Abgesandte ihren Dank aussprechen ließen, sagte er: „Ihr habt mir nicht zu danken, dafür bin ich da!" 7. Seme Reisen durch sein Land. In jedem Jahre reiste Friedrich in seinem Lande umher, um selbst zu sehen, wie es darin aussah und wie die Leute lebten. Gewöhnlich mußte ihn dann der Landrat oder ein Amtmann einer königl. Domäne begleiten. Wie es auf einer solchen Reise herging, schildert uns ein Amtmann, der ihn einmal begleitete, als er im Havellande reiste. Der König saß im Wagen, und der Amtmann ritt nebenher. Der König war bis Fehrbellin gekommen, da meldete sich der Amtmann zur Begleitung. Der König fragt: „Wer seid Ihr? — Ew. Majestät, ich bin der Beamte hier von Fehrbellin. — Wie heißt Ihr? — Fromm. — Haha! Ihr seid ein Sohn von dem Landrat Fromm? ■— Ew. Majestät hatten zu Gnaden, mein Vater ist Amtsrat

3. Friedrich der Große - S. 38

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 38 — und legt auf den nichts Böses ahnenden König, der an ihm vorüberreitet, an. Friedrich aber verliert seine Geistesgegenwart nicht; dem Soldaten fest ins Auge blickend, ruft er ihm drohend zu: „Du! Du!" Betroffen nimmt der Kroat das Gewehr bei Fuß und verharrt in dieser Stellung so lange, bis der König vorüber ist. Gleich zu Beginn des Jahres 1758 begann die Russennot. Die Russen drangen sengend und plündernd bis in die Gegend von Küstrin vor. Zerstörte Dörfer und Städte, halbverhungerte, wild umherirrende Bauern bezeichneten ihren Weg. Am 25. August siegte Friedrich, der aus Mähren herbeigeeilt war, über die russischen Horden bei Zorndorf in der Nähe von Küstrin. In dieser Schlacht hatte einer der tapferen Soldaten Friedrichs des Großen vor den russischen Batterien sein Pferd verloren, und von derselben Kugel war auch dem Reiter der Fuß schwer verletzt worden. Schon mußte er fürchten, auf dem Schlachtfelde liegen zu bleiben und überritten zu werden, als eine Schar Preußen in seine Nähe kam. Da richtete sich der Verwundete auf und hielt sich an dem Steigbügel eines an ihm vorbeireitenden Offiziers fest. Dieser ließ sogleich sein Pferd langsam gehen, bis er den Verwundeten in Sicherheit gebracht hatte. Dann reichte er ihm seinen Krückstock mit den Worten: „Mein Sohn, hilf dir damit weiter fort." Der Offizier war kein Geringerer als der König selbst, der auf diese Weise einem tapferen Kameraden das Leben rettete. Nach ihrer Niederlage zogen die Russen nach Ostpreußen und nahmen hier Winterquartiere, während Friedrich nach Sachsen eilte. Trotz der Warnung seiner besten Generale bezog er rings um das Dorf Hochkirch ein Lager, fast schutzlos vor den österreichischen Kanonen. „Wenn Daun uns hier nicht angreift", sagte der Feldmarschall Keith, „so verdient er, gehangen zu werden." „Ich hoffe", erwiderte Friedrich, „er wird sich mehr vor uns fürchten als vor dem stricke." Aber er hatte sich gründlich getäuscht. Dann überfiel am frühen Morgen des 14. Oktober die nichts Böses ahnenden Preußen, die in dem nächtlichen Kampfe gegen die Übermacht empfindliche Verluste erlitten. Friedrich war tief erschüttert. Mit dem Schmerz um die Niederlage mischte sich die Trauer um den Tod seiner Lieblingsschwester, der Markgräfin von Bayreuth; sie war in derselben Morgenstunde gestorben, in der Friedrich feine harte Niederlage erlitten hatte. Zehn Monate nach der Überrumpelung bei Hochkirch schlug ihn fc)er österreichische Feldmarschallsaudon, der sich mit denrussen vereinigt hatte, bei Kunersdorf in der Nahe von Frankfurt a. O. am 12. August 1759. Es war die größte Niederlage, die Friedrich jemals erlitten. Er hatte in der Schlacht zwei Pferde verloren; eine Flintenkugel, die ihn getroffen, prallte an einem

4. Friedrich der Große - S. 41

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 41 — Nach dem Abzüge der Russen konnte sich Friedrich wieder freier bewegen. Doch gelang es den Österreichern unter Laudon, am 1. Oktober 1761 unter dem Schutze eines dichten Nebels in drei Stunden Schweidnitz, das stärkste Bollwerk Friedrichs in Schlesien, zu erobern. Mit dem Falle von Schweidnitz fiel ein großer Teil Schlesiens den Feinden wieder in die Hände. In Pommern hausten die Russen und hatten dort die Festung Kolb erg erobert. Aber trotzdem war es Friedrichs unerschütterlicher Vorsatz, nie einen entehrenden Frieden zu unterzeichnen. In dieser höchsten Not ward dem Könige unerwartete Hilfe zuteil. Am 5. Januar 1762 starb nämlich seine erbittertste Feindin, die Kaiserin Elisabeth von Rußland. Ihr Sohn und Nachfolger, Peter Iii., war ein eifriger Verehrer Friedrichs. Er schloß sofort Frieden mit Preußen, gab alle besetzten Gebiete heraus und stellte dem Könige sogar ein Hilfskorps. Peter Iii. wurde indessen bald ermordet, und seine Gemahlin, die als Katharina Ii. den russischen Thron bestieg, befahl ihren Truppen heimzukehren, gerade als Friedrich am nötigsten ihrer Hilfe bedurfte. Der König aber wußte den russischen Feldherrn zu bewegen, den Befehl zum Abzüge noch drei Tage geheim zu halten. In dieser Zeit schlugen die Preußen, die Anwesenheit der Russen geschickt benutzend, die Österreicher bei Burkersdorf in der Nähe von Schweidnitz. Nach diesem Gefechte belagerte Friedrich die Festung Schweidnitz, die am 9. Oktober in seine Hände fiel, so daß er sich von neuem im unbestrittenen Besitze Schlesiens befand. Während der Belagerung von Schweidnitz war einem Pagen des Königs das Pferd unter dem Leibe erschossen worden, und er selbst hatte eine bedeutende Quetschung davongetragen. Mit schmerzlichen Gebärden eilte er davon, aber Friedrich rief ihm zu: „Wo will Er hin? Will Er wohl den Sattel mitnehmen?" Der Page mußte umkehren und den Sattel abschnallen, trotzdem die feindlichen Kugeln ihm und dem König um die Ohren sausten. Da inzwischen auch die Franzosen von dem Bündnis mit Österreich zurückgetreten waren, sehnte sich Maria Theresia nach Frieden. Ant 24. November 1762 kam ein Waffenstillstand zustande, dem dann am 15. Februar 1763 auf dem Jagdschlösse Hubertusburg der Friedensschluß folgte. Friedrich blieb im Besitze von ganz Schlesien, verzichtete auf jede Entschädigung für sich und sein Land, gab dem Kurfürsten von Sachsen sein Land zurück und verpflichtete sich, dem Sohne der Kaiserin Maria Theresia, dem Erzherzog Joseph, bei der nächsten Kaiserwahl seine Stimme zu geben. So war denn der langjährige Krieg beendet, und ruhmgekrönt kehrte Friedrich, dem man schon nach Beendigung des Ii. Schlesischen Krieges den Namen „der Große" beigelegt hatte, Epstein, Friedrich der Große. Kl. Ausg. 4

5. Friedrich der Große - S. 35

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 35 — nonert und. 22 Fahnen erobert und 6220 Gefangene gemacht. Die vereinigten feindlichen Armeen hatten 3560 Tote und Verwundete, die Preußen nur 365. Als der glänzende Sieg in Deutschland bekannt wurde, herrschte überall große Freude, und Heller als je strahlte der Ruhm Friedrichs des Großen. Sein Name ging von Mund zu Mund, und in allen deutschen Gauen sang man: „Und wenn der Große Friedrich kommt Und klopft nur auf die Hofen, So läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen." Lange konnte sich Friedrich indessen nicht der Siegesfreude überlassen. Nachdem er sich mit den Trümmern einer geschlagenen preußischen Armee vereinigt hatte, zählte sein Heer etwa 30000 Mann, während die Feinde fast dreimal so stark waren und bei Leutheu eine vorteilhafte Stellung eingenommen hatten. Trotzdem beschloß er, sie anzugreifen, „und wenn sie auf den Kirchtürmen von Breslau oder auf dem Zobtenberge ständen." Im Morgengrauen des 5. Dezember eröffnete Friedrich mit seinem kleinen Häuslein, das die Feinde unerschrocken die „Berliner Wachtparade" nannten, den Angriff. Unter dem Gesänge frommer Lieder rückten die Preußen den Österreichern entgegen. Ein Offizier fragte den König, ob er den Gesang verbieten solle. „Laß Er das!" erwiderte Friedrich, „mit solchen Leuten wird Gott mir heute gewiß den Sieg verleihen." Und seine Hoffnung wurde nicht znfchanden. Noch ehe die Sonne des kurzen Dezembertages sank, war die Schlacht entschieden; in wilder Flucht eilten die Österreicher davon. Sie hatten 116 Kanonen und 59 Fahnen verloren; außerdem waren 21000 Mann gefangen genommen worden. Als die Nacht ihren dunklen Schleier über das blutgetränkte Schlachtfeld ausbreitete, stimmte ein Grenadier das Lied an: „Nun danket alle Gott!" Bald fang das ganze Heer den „Choral von Leuthen". Die Kunde von dem herrlichen Siege bei Leuthen rief bei allen Preußen einen unbeschreiblichen Jubel hervor, und überall gab man feiner Freude Ausdruck, indem man fang: „Es lebe durch des Höchsten Gnade der König, der uns schützen kann; so schlägt er mit der Wachtparade noch einmal 80000 Mann!" Die Winterquartiere nahm der König in dem wiedergewonnenen Schlesien zu Breslau. Darauf folgten für ihn die zwei unglücklichsten und schwersten Jahre 1758 und 1759. Mit knapper Not entging er eines Tages einer ernsten Lebensgefahr. Er war mit seinem Gefolge aus eine Anhöhe geritten, von wo aus er die ganze Gegend überschauen konnte. Von dem Feinde war keine Spur zu sehen. Plötzlich erhebt ein Kroat den Laus seines Gewehrs über einen Zaun, hinter dem er sich verborgen hat, 3*

6. Friedrich der Große - S. 20

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 20 — und Frankfurt a. O. wurden Vorratshäuser gebaut, und wiederholt versammelte der König seine Generale um sich. Am 6. Dezember richtete er einen eigenhändigen Brief an Maria Theresia, in dem er die Aufrichtigkeit seiner freundschaftlichen Gesinnungen beteuerte und ihr versprach, sie gegen ihre Gegner zu unterstützen, wenn sie die Forderungen, die ihr sein Gesandter mitgeteilt, bewilligen würde. Friedrichs Anerbieten wurde aber mit Hohn zurückgewiesen, und der österrichische Gesandte in Berlin warnte ihn vor dem gewagten Unternehmen unter Hinweis darauf, daß seine Truppen zwar schön seien, daß die österreichischen aber wiederholt Pulver gerochen hätten. Die stolze Antwort des Königs lautete, er hoffe, seine Truppen würden beweisen, daß sie nicht nur schön, sondern auch tapfer seien. Er ließ sich durch nichts in seiner frohen Zuversicht auf das Gelingen seines Vorhabens beirren. Am 13. Dezember begab er sich zu seinem Heere, nachdem er vorher an die Offiziere der ausrückenden Berliner Regimenter folgende zündende Ansprache gehalten hatte: „Ich unternehme einen Krieg, in welchem ich keine Verbündeten habe als Ihre Tapferkeit und Ihren guten Willen. Meine Sache ist gerecht; meine Hilfsquellen sind in uns selber, und der Ausgang hängt vom Glück ab. Seien Sie allezeit eingedenk des Ruhmes, den Ihre Vorfahren in den Gefilden von Warschau, bei Fehrbellin und auf dem Zuge nach Preußen gewonnen haben. Leben Sie wohl, ziehen Sie hin! Ich folge Ihnen sogleich auf den Sammelplatz Ihres Ruhmes, der Ihrer wartet." Die meisten Festungen leisteten gar keinen Widerstand. Nur Glogau, Brieg und Neiße machten eine Ausnahme und wurden daher belagert. Friedrich marschierte auf die Hauptstadt Breslau los, um sich ihrer zu bemächtigen. Am 2. Januar ergab sich die Stadt, und am nächsten Tage hielt Friedrich seinen feierlichen Einzug, auf einem Schimmel reitend, in blaufamtnem, silberbesetztem Kleide, mit einem schlechten blauen Mantel darüber. Vier riesige Läufer liefen vor ihm her; der Hofstaat und dreißig Gendarmen folgten. Der König wohnte in Breslau in dem heutigen Gouvernementshause. Durch seine Liebenswürdigkeit gewann er sich schnell alle Herzen; auch seine Truppen wurden überall freudig aufgenommen. Von Breslau aus wurde rasch auch Oberschlesien besetzt. Der König führte nun seine Armee in die Winterquartiere, ernannte den Grafen von Schwerin, den er zum Feldmarschall beförderte, zum Statthalter von Schlesien und kehrte nach Berlin zurück. In der zweiten Hälfte des Februar war er schon wieder bei seiner Armee in Schlesien. Seine erste Sorge war die Einnahme von Glogau, um die zur Einschließung der Festung verwendeten Truppen zu weitereu Unternehmungen zur Verfügung zu bekommen. Es gelang dem Erbprinzen von Dessau,

7. Friedrich der Große - S. 21

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 21 — sich am 9. März durch einen nächtlichen Überfall der Festung zu bemächtigen, worauf die Heeresabteilung des Prinzen mit dem Heere des Königs vereinigt wurde. Nun rückte der österreichische Feldmarschall Neipperg mit einem beträchtlichen Heere von Mähren her in Schlesien ein, um zuerst Brieg zu entsetzen. Um nicht von Niederschlesien abgeschnitten zu werden, mußte Friedrich seinen Feinden eine entscheidende Schlacht liefern. Zu dieser kam es am 10. April 1741 bei Mollwitz. Aber gleich zu Beginn des Kampfes zeigte sich die Überlegenheit der österreichischen Reiterei, die ein preußisches Dragonerregiment über den Haufen warf und auch Verwirrung in die Reihen der Fußtruppen brachte. Der König selbst geriet in die größte Gefahr, und es bedurfte der dringendsten Bitten des Feldmarschalls Schwerin, ihn zu bestimmen, das Schlachtfeld zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Schwerin machte aber mit der Infanterie einen neuen, furchtbaren Angriff, bei dem zum ersten Male im ernsten Gefechte die eisernen Ladestöcke, die der Fürst Leopold von Dessau statt der hölzernen eingeführt hatte, verwendet wurden, so daß es den Preußen möglich war, in derselben Zeit, in der die Österreicher dreimal schossen, fünf Schüsse abzugeben. Die Folge dieses Schnellfeuers war, daß die Österreicher in wilde Flucht gerieten. Nach dem Siege von Mollwitz eroberte Friedrich die Festungen Brieg und Neiße und sorgte für eine Vermehrung und bessere Ausbildung der Reiterei. Auch sah er sich genötigt, von der Stadt Breslau, die vor der Schlacht bei Mollwitz bei dem Heranrücken der Österreicher eine sehr zweideutige Haltung gezeigt hatte, vollständigen Besitz zu ergreifen. Nachdem die Hauptwache und alle Torwachen der Stadtsoldaten überrumpelt und entwaffnet waren, wurde die Stadt von preußischen Truppen besetzt. Von der Rathaustreppe herab wurde König Friedrich zum Herzoge von Schlesien ausgerufen. Am 7. November 1741 ließ er sich im Fürstensaale des Rathauses von der Stadt Breslau und den niederschlesischen Ständen feierlich huldigen. Weil von Österreich alle Vermittelungsvorschläge Friedrichs stolz zurückgewiesen wurden, nahm der Krieg seinen Fortgang. Am 18. Januar 1742 fiel Glatz, die letzte Festung Schlesiens, in die Hände der Preußen. Inzwischen hatte Maria Theresia, gegen die Frankreich, Bayern und Spanien einen Bund ge-Khlossen hatten, dem auch Friedrich beigetreten war, in Ungarn Hilfe gefunden. Ein neues Heer unter Karl von Lothringen rückte von Wien her in Böhmen ein. Friedrich eilte ihm entgegen und ^lug es bei Chotusitz und Czaslau ant 17. Mai 1742. Bald darauf wurde der Friede in Breslau geschlossen. Österreich mußte Schlesien mit der Grafschaft Glatz, ein Gebiet von 650 O,uadratmeilen mit 1,2 Millionen Einwohnern, an Preußen abtreten. Als Maria Theresia den Friedensvertrag

8. Friedrich der Große - S. 22

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 22 — unterzeichnete, rief sie unter Tränen aus: „Ich verliere den schönsten Edelstein aus meiner Krone!" 3. Der 11. Schlesische Krieg. Nach dem Friedensschlüsse war der König aufs eifrigste bemüht, die schlimmen Zeiten des Krieges vergessen zu machen. Insbesondere wandte er seine ganze Fürsorge dem neuerworbenen Lande zu, das unter österreichischer Herrschaft sehr vernachlässigt worden war, und bald war man in ganz Schlesien mit dem neuen Regimente wohl zufrieden. Da Friedrich von vornherein die Befürchtung hegte, Maria Theresia, die nur mit Widerstreben in die Abtretung Schlesiens gewilligt hatte, würde ihm die schöne Provinz wieder zu entreißen suchen, arbeitete er unausgesetzt an der Vermehrung und Verbesserung seines Heeres. In kurzer Zeit wurden die Streitkräfte auf 120 000 Mann vermehrt. Um die Ausbildung der neuen Truppe hat sich besonders der Oberst von Zielen, der spätere verdiente Reitergeneral, sehr verdient gemacht. Bald sollte das Heer zu neuen Taten berufen werden. Vorher aber machte der König noch eine Erwerbung auf friedlichem Wege; er besetzte am 1. Juni 1744 Ostfriesland, das ihm durch Erbschaft zugefallen war, und das wegen seiner Lage an der Nordsee für Preußen besonders wichtig war, obwohl es nur 54 Geviertmeilen mit 97000 Einwohnern zählte. Wenige Wochen später trat jene große Wendung ein, die den König auf den Kriegsschauplatz zurückrief und ihn vor neue größere Ausgaben stellte. Maria Theresia hatte nämlich inzwischen, von Ungarn aufs kräftigste unterstützt, mit gutem Erfolge den Kampf gegen Frankreich und Karl von Bayern, der als Karl Vii. zum Deutschen Kaiser gekrönt worden war, fortgesetzt und ihre Feinde bis an den Rhein zurückgedrängt. Sie schloß mit England, Holland und Sardinien ein Schntz-und Trutzbündnis zur Behauptung aller ihrer Staaten. Da auch Sachsen diesem Bunde beitrat, war Friedrich mit Recht um Schlesien besorgt. Er beschloß daher, Österreich zuvorzukommen, und ließ seine Truppen in drei Abteilungen in Böhmen einrücken. Am 2. September langten alle drei Heeresabteilungen vor Prag an, das sofort belagert wurde und sich schon am 16. September ergeben mußte. Den Österreichern gelang es, ihm in Böhmen eine starke Armee entgegenzustellen, und auch die Sachsen rückten mit einem Hilfskorps von 20 000 Mann in Böhmen ein. Vergebens versuchte Friedrich jedoch, seine Feinde, die ihn von festen, sehr geschickt gewählten Stellungen aus beständig bedrohten, zu einer Entscheidung in offener Feldschlacht heraus-

9. Friedrich der Große - S. 23

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 23 — zulocken. Wegen Mangels an Lebensmitteln, schlechter Witterung uitb der Feindseligkeit der Bewohner sah er sich schließlich genötigt, nach Schlesien zurückzuziehen, wohin ihm die Österreicher folgten. Friedrich aber verlor den Mut nicht. Im Frühjahr 1745 nahm er in Neiße und später in dem Kloster Kamenz zwischen Neiße und Frankenstein sein Hauptquartier. Der längere Aufenthalt in dem Kloster „ist von der geschäftigen Sage durch jene Erzählung ausgeschmückt worden, daß Friedrich hier, um der Gefangenschaft durch streifende leichte Truppen der Feinde zu entgehen, von dem Abte in ein geistliches Gewand verkleidet und so den Nachstellungen der Feinde entgangen sei". Die Hauptarmee des Königs stand im Mai bei Frankenstein im südlichen Schlesien, eine Abteilung von beinahe 10 000 Mann unter dem Markgrafen Karl von Brandenburg bei Jägeru-dorf. Um die Verbindung mit dieser Abteilung herzustellen, erhielt der Oberst Zieten den Befehl, mit seinem Regimente zum Markgrafen zu eilen und ihn zu veranlassen, sogleich aufzubrechen und sich mit dem Könige zu vereinigen. Zietens Weg führte mitten durch das Lager der Feinde. Da seine Husaren erst kurz vorher neue Uniformen erhalten hatten, die denen eines österreichischen Regimentes sehr ähnlich waren, ritt er, wie erzählt wird, mitten durch die feindliche Stellung. Als er erkannt wurde, schlug er sich tapfer durch und erreichte mit seinen Husaren fast ohne Verluste das Lager des Markgrafen. Mit gleicher Kühnheit bewerkstelligte dieser seine Verbindung mit der preußischen Hauptmacht. Mit dieser zog Friedrich über Reichenbach nach Schweidnitz und Jauernick, von wo aus er das Heranziehen der Feinde mit gespanntester Aufmerksamkeit verfolgte. Am 3. Juni zogen sie in acht Heerhaufen von den Anhöhen bei Hohenfriedberg herab und schlugen in der Nähe von Striegau ihr Lager auf. „Jetzt fiud sie, wo wir sie haben wollen", sagte Friedrich, der mit wenigen Begleitern von einem Hügel aus den Anmarsch des Feindes beobachtete. Noch in den Abendstunden läßt er seine Truppen näher an den Feind heranrücken; keine Trommel wird gerührt, jedes Geräusch vermieden. Beim Morgengrauen, gegen 2 Uhr nachts, versammelt der König seine Generale um sich und gibt ihnen seine Befehle. Früh um 4 Uhr fallen auf dem rechten preußischen Flügel die ersten Kanonenschüsse. Eine von den Sachsen besetzte Anhöhe wird im Sturm genommen und mit preußischen Kauoueu besetzt. Gegen 7 Uhr ist der ganze sächsische Flügel bis zur Mitte hin völlig geschlagen und weicht in die Berge zurück. Nun beginnt der Angriff auf die Österreicher, über die in kurzer Zeit ein glänzender Sieg errungen wird. Die preußische Reiterei verrichtet Wunder der Tapferkeit. Namentlich das Dragonerregiment Bayreuth bedeckt sich mit unsterblichem Ruhm.

10. Friedrich der Große - S. 25

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 25 — laschen die Zahl „66" tragen und bei Paraden den Grenadiermarsch „Der Hohenfriedberger" durch Tambours schlagen lassen. Tiefbewegt dankte der König seinen Truppen für ihre heldenmütige Tapferkeit und gab für den herrlichen Sieg dem Lenker der Schlachten die Ehre mit den Worten: „Gott hat meine Feinde verblendet und mich wunderbar geschützt." In Breslau aber wurde die Siegesbotschaft noch am Schlachttage von 16 Postillionen, die blasend durch die Straßen ritten, verkündet. Langsam folgte Friedrich nun dem geschlagenen Feinde nach Böhmen, wo sich beide Heere monatelang gegenüberstanden, ohne daß es zu einer kriegerischen Entscheidung gekommen wäre. Da aber Maria Theresia zum Frieden nicht geneigt war, dauerten die Feindseligkeiten fort. Die Österreicher nahmen Ende September bei Soor eine günstige Stellung in unmittelbarer Nähe des preußischen Lagers ein. Sie hielten den Angriff auf die Hügel, die sie besetzt hatten, für unmöglich. Friedrich aber beschloß, den Angriff auf die feindliche Übermacht zu wagen. Im Verlaufe einer Stunde waren die 75 stolzen Schwadronen der besten österreichischen Kavallerieregimenter von der Höhe in die dahinter liegenden Talgründe geworsen. Unter den ungünstigsten Bodenverhältnissen hatte die preußische Armee einen zweiten glänzenden Sieg errungen, und Friedrich konnte ungehindert seinen Marsch nach Schlesien fortsetzen. Am 1. November kehrte er in feine Hauptstadt zurück, aber seine Hoffnung auf Frieden erwies sich als trügerisch. Österreich verbündete sich noch fester mit Sachsen und plante sogar einen Angriff auf die alten preußischen Provinzen. Wieder tat Eile dringend not, wenn der König den neuen Gefahren, die ihm drohten, glücklich entrinnen wollte. Bereits am 16. November reiste Friedrich wieder nach Schlesien ab, um sich an die Spitze seines Heeres zu stellen. Er überraschte den Erzherzog Karl, der mit seinem Heere in die Lausitz eingedrungen war und sich dort mit den sächsischen Truppen vereinigen wollte, bei dem Dorfe Katholifch-Hennersdorf und brachte ihm abermals eine empfindliche Niederlage bei. Der Erzherzog zog sich nach Böhmen zurück, und Schlesien war wiederum frei vom Feinde. Die endgültige Entscheidung mußte jetzt in Sachsen erfolgen. Es kam alles daraus an, daß der Alte Dessauer, der von Halle her über Leipzig nach Dresden vorrückte, die sächsischen Truppen geschlagen hatte, ehe sie sich mit den Österreichern vereinigt hatten. Nachdem der Fürst von Dessau lange gezögert hatte, gab ihm Friedrich in deutlichen Worten seine Unzufriedenheit kund. Da entschloß der Feldherr sich, die Sachsen, Me bei Kesselsdorf eine feste Stellung eingenommen hatten, anzugreifen. In vier Kolonnen ging er am 15. Dezember gegen
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