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Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Der Besuch in Lissa. 287
feldes das Lied an: „Nun danket alle Gott," und sogleich fiel die ganze Armee mit Begleitung der ganzen Feldmusik in den schönen Lobgesang ein. Wie aus
einem Munde erscholl es:
„9hm danket Alle Gott Mit Herzen, Mund und Händen,
Der große Dinge Ihnt An uns und allen Enden."
Ein erhebender Augenblick, bei dunkeler Nacht, unter Tausenden von Leichen!
Das ganze preußische Volk nahm bald an der schönen Siegesfreude Theil und stimmte begeistert gleichen Lobgesang an. Zugleich sang man:
„Es lebe durch des Höchsten Gnade Der König, der uns schützen kann,
So schlägt er mit der Wachtparade Noch einmal achtzigtausend Mann."
Noch an dem Abend der Schlacht gerieth der König in große Gefahr, aus welcher ihn nur seine Geistesgegenwart rettete. Mit geringer Begleitung eilte er vom Schlachtfelde auf Lissa zu, um dort die Brücke über das Schweidnitzer Wasser, welche den Weg nach Breslau eröffnete, zu besetzen. In Lissa wird er durch feindliche Schüsse begrüßt, auf welche die Deinigen gleichfalls mit Schüssen antworteten. Friedrich sagt gelassen zu seiner Umgebung: „Messieurs, folgen Sie mir, ich weiß hier Bescheid," und reitet mit seinen Adjutanten über eine Zugbrücke in den Hof des herrschaftlichen Schlosses. Kaum ist er da angekommen, so tritt ihm eine Menge von höheren und niederen österreichischen Offizieren entgegen, die eben ihre Mahlzeit verzehrt hatten und in Folge des Schießens eilig mit Lichtern die Treppe herunterstürzen, um ihre Pferde zu suchen. Friedrich konnte von ihnen ohne Weiteres gefangen genommen werden, denn seine Begleitung war zu schwach, um ihn gegen die Ueberzahl zu schützen. Aber schnell gefaßt steigt er vom Pferde und ruft ihnen zuversichtlich lächelnd zu: „Bon soir, Messieurs! Gewiß haben Sie mich hier nicht vermuthet. Kann man hier auch noch mit unterkommen?" Die Offiziere, durch diesen sicheren Ton irre gemacht, glauben, er habe eine größere Trnppenmaffe mit sich, ergreifen dienstfertig und demüthig die Lichter und leuchten dem Könige hinauf in eines der Zimmer. Friedrich läßt sich dieselben einzeln vorstellen und unterhält sich mit ihnen so lange, bis sich immer mehr von seinen Leuten eingefunden haben, welche auf den Lärm der Schüsse eiligst nach Lissa nachgerückt waren. Nun wurde Alles, was sich von Feinden da fand, gefangen genommen.
Friedrich eilte sodann vor Breslau; nach knrzer Belagerung bemächtigte er sich der Stadt, und am Ende des Jahres war ganz Schlesien bis auf die Festung Schweidnitz wieder in seinen Händen. Die Oesterreicher hatten siä, wieder nach Böhmen zurückgezogen.
Zorndorf (25. August 1758). Friedrich hatte gehofft, daß die Kaiserin Maria Theresia nach seinen letzten großen Erfolgen geneigt sein würde, dem langen Blutvergießen ein Ende zu machen. In der That schien man in Wien jetzt etwas freundlicher gestimmt, und der Minister Kaunitz hielt es für feine Pflicht, den König vor einer gegen fein Leben geschmiedeten Verschwörung zu warnen. Friedrich suchte diese günstige Stimmung so gut als
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Extrahierte Ortsnamen: Lissa Breslau Lissa Breslau Schweidnitz Wien
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Die Russen in der Neumark; Schlacht und Sieg bei Zorndorf. 289
Aufenthalt, und da es Daun gelang, dem Könige eine Zufuhr von 3000 Wagen, die er aus Schlesien erwartete, abzuschneiden, so hielt es Friedrich für gerathen, die Belagerung aufzugeben. Daun aber hatte ihm unterdeß den Rückzug nach Schlesien durch Besetzung aller Pässe versperrt, und cs schien, als wäre der König in die hoffnungsloseste Lage gekommen. Durch Kühnheit und List wußte er sich jedoch wieder zu retten. Er bestärkte Daun in dem Glauben, daß er es versuchen würde, sich nach Schlesien durchzuschlagen, ein Feldjäger wurde mit einer Depesche, die einen solchen Plan an-»kündigte, an den Commandanten von Neiße geschickt, mußte es aber so anstellen, daß er den Feinden in die Hände fiel. Diese glaubten nun ihrer Sache gewiß zu sein, und wendeten ihre ganze Thätigkeit darauf, den Preußen den Uebergang nach Schlesien unmöglich zu machen. Unterdeß aber war Friedrich unbemerkt und ohne einen Wagen zu verlieren, nach Böhmen hinübergegangen und bezog ein Lager zu Königingrätz (Juli 1758). Dort ereilte ihn die Kunde von den Fortschritten der Russen, welche Anfangs August die Grenzen der Neumark überschritten hatten und das Innere seiner Länder bedrohten. Auf ihrem Wege wütheten sie mit Brand, Raub, Erpressungen und Gewaltthätigkeiten aller Art und machten die blühendsten Fluren zu Wüsten. Die Einwohner des Landes mußten ihnen alle Habseligkeiten preisgeben und flohen bei ihrem Herannahen in die Wälder. Die Festung Küstrin hatte ein fürchterliches Bombardement zu bestehen, der größte Theil der Stadt sank in Asche, die Besatzung aber hielt sich tapfer und war bereit, sich bis auf den letzten Mann zu vertheidigen.
Sowie Friedrich diese Nachrichten erhielt, beschloß er, den Russen entgegen zu eilen, um sie zu besiegen, ehe sie sich mit den Oesterreichern etwa verbinden könnten. Schleunigst marschirte er nach der Neumark. Der Anblick Küstrins und der ringsum verwüsteten Fluren erfüllte ihn mit tiefer Trauer, doch wußte er den unglücklichen Bewohnern durch freundliche Trostworte bald neuen Muth einzuflößen. ,, Kind er," sagte er zu ihnen, „ich habe nicht eher kommen können, sonst wäre das Unglück nicht geschehen! Habt nur Geduld, ich will euch Alles wiederaufbauen." Er bräunte vor Begier, den Russen die verübten Greuelthaten zu vergelten, und beschloß, ihnen gleich entgegen zu ziehen. Vor dem Aufbruche ritt er noch einmal die Reihen entlang, begrüßte freundlich seine braven Truppen und fragte: Wollt ihr mit, Kinder? Alles antwortete mit einem jubelnden Ja! und so ging es vorwärts mit 32,000 Mann, welche am 25* August (1758) bei Zorndorf auf das 52,000 Mann zählende russische Heer trafen. Es war eine der fürchterlichsten, blutigsten Schlachten, welche die Kriegsgeschichte kennt. So tapfer die Preußen anrückten, so kühn und ungestüm besonders Seydlitz mit seinen Reiterschaaren auch hier wieder gegen die feindlichen Reihen anstürmte, so standen doch die Russen fest wie ein Wall: sowie die vorderen Reihen niedergeschmettert waren, traten immer neue an ihre Stelle, welche mit dem Muthe der Verzweiflung jeden Fußbreit des Schlachtfeldes vertheidigten. Erst nach langem Kampfe gelang es, Verwirrung in die bis dahin festgeschlossenen Reihen zu bringen, und nun fuhr Seydlitz mit furchtbarer Gewalt von allen Seiten auf die russische Reiterei los, drängte dieselbe auf das russische Fußvolk und brachte auch dieses
Hahn, )>reu&, Gesch. 20. Nufl 19
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290 Ueberfall bei Hochkirch.
endlich zum Wanken. Aber bis zum späten Abende währte der verzweifelte Kampf, der in ein wahres Gemetzel ausartete. Zuletzt hatten die Preußen den Sieg errungen, doch mit dem Opfer von 11,000 Todten, während von den Russen 19,000 das Schlachtfeld bedeckten. „Der Himmel hat Ew. Majestät heute wieder einen schönen Sieg gegeben!" so redete der englische Gesandte den König noch auf dem Schlachtfelde an; Friedrich aber zeigte aus Seydlitz hin und sagte: „Ohne diesen würde es schlecht mit uns aussehen." Seydlitz lehnte das Lob von sich ab und meinte, die ganze Reiterei habe dasselbe verdient.
Die russische Armee zog sich erst bis nach Landsberg, dann über die Weichsel zurück.
Der Ueberfall bei Hochkirch (14. Oktober 1758). Friedrich war nun von der drohendsten Gefahr befreit: die Verbindung der Russen mit Dann war nicht mehr zu fürchten. Des Königs Bruder Heinrich aber wurde unterdes? in Sachsen von den Oesterreichern hart bedrängt; ihm mußte er sofort zu Hülfe eilen. Als er in Sachsen eingerückt war, bezog Daun ein festes Lager in der Lausitz, um ihn von Schlesien abzuschneiden. Friedrich erkannte diese Absicht und eilte, die Straße nach Schlesien zu gewinnen. Er rückte dabei dicht an Dann's Heer heran und wollte bei Hochkirch in der Nähe von Bautzen ein offenes Lager beziehen. Die besten Generale riechen ihm davon ab, weil er sich so einem Ueberfalle der Feinde, die in einer sehr vortheilhasten Stellung waren, gar zu sehr aussetzte, der König hörte jedoch auf ihre Warnungen nicht, weil er dem gar zu bedächtigen Dann nicht zutraute, daß er zuerst angreifen würde. Der Feldmarschall Keith sagte geradezu : „Wenn uns die Oesterreicher hier nicht angreifen, so verdienen sie gehangen zu werden." Friedrich aber in seinem übergroßen Vertrauen antwortete: „Wir müssen hoffen, daß sich die Oesterreicher mehr vor uns, als vor dem Galgen fürchten." Falsche Berichte eines Spions bestärkten ihn in seiner Zuversicht, aus welcher er nur allzu schrecklich erwachen sollte. Die österreichische Armee fühlte den Hohn, den ihr der König durch seine herausfordernde Stellung anthat: es wurde ein nächtlicher Ueberfall des preußischen Lagers beschlossen.
Am 14. October (1758) früh, ehe der Tag graute, wurde das preußische Heer durch den Donner des Geschützes geweckt; die Oesterreicher hatten sich während der Nacht still an das Dorf Hochkirch herangeschlichen, und sowie die Thurmuhr fünf schlug, fielen sie über die preußischen Vorposten her, bemächtigten sich der Schanze und des Geschützes am Eingänge des Dorfes und schmetterten durch ein furchtbares Feuer alle Preußen nieder, welche sich in dem Dorfe zu sammeln suchten. Das Blutbad war entsetzlich, weil die Krieger gerade in der Hauptstraße des Dorfes, die als Sammelplatz bestimmt war, zu Tausenden zusammenströmten. Kroaten und andere österreichische Truppen waren in das Lager hineingeschlichen und feuerten nun auch im Rücken der Preußen. Die Dunkelheit verhinderte noch dazu alle Erkennung, und um Freund oder Feind herauszufinden, tappte man nach den Mützen umher: die Blechkappen bet Preußen und die Bärenmützen der Oesterreicher gaben das Erkennungszeichen. Friedrich, der auf einem entfernten Flügel des Lagers ruhte, würde durch den Kanonenbonner geweckt, eilte sich anzukleiben
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294 Fehler der Feinde; der Feldzug des Jahres 1760.
an den Minister von Finkenstein, „ich werde es nicht überleben; die Folgen werden schlimmer, als die Bataille selber sein. Ich habe keine Hülssqnellen mehr und wenn ich diewahrheit sagen soll, ich halte Alles für verloren. Ich werde das Verderben meines Vaterlandes nicht überleben."
Wirklich stand den Siegern der Weg nach Berlin offen, obwohl auch sie bedeutende Verluste zu beklagen hatten. Es waren mehr als 16,000 Russen geblieben, und Soltikow schrieb an seine Kaiserin: „Der König von Preußen pflegt seine Niederlagen theuer zu verkaufen; noch einen solchen Sieg und ich werde die Nachricht davon mit einem Stabe in der Hand allein zu überbringen haben." Von des Königs Heer waren aber zuerst noch 5000 Mann und nach einiger Zeit, als alle Flüchtlinge gesammelt waren, 18,000 Mann zusammen: damit konnten die Russen am Vordringen nicht gehindert werden. Dies Mal kamen dem Könige jedoch die Schwächen und Fehler der Feinde zu Hülfe, welche den gewonnenen Sieg nicht benutzten. Am Abende nach der Schlacht versammelten sich die russischen Generale in einem Bauernhause und ließen es sich bei erfrischenden Getränken so gut gefallen, daß sie die erste Verfolgung der geschlagenen Preußen versäumten.. Bald kam Zwiespalt zwischen Soltikow und Daun hinzu, um ihre Thätigkeit zu lähmen. Die Russen beklagten sich, daß man sie allein wolle Alles thun lassen, und als Dann den russischen Feldherrn zum Vorrücken aufforderte, antwortete derselbe : „Ich habe zwei Schlachte» gewonnen, und warte, um weiter vorzurücken, nur auf die Nachricht zweier Siege von Ihnen. Es ist nicht billig, daß das Heer meiner Kaiserin Alles thue." Diese Eifersucht unter den Feinden und den dadurch gewonnenen Aufschub benutzte Friedrich, um sein Heer wieder in der Eile zu sammeln, zu vermehren und zu ordnen. Unterdeß hatte sein Bruder Heinrich, von dem der König selbst sagte, er sei der Einzige gewesen, der im ganzen Kriege keine Fehler gemacht, durch treffliche Wendungen und Märsche, ohne eine Schlacht zu liefern, den Feldmarschall Dann gezwungen, sich in die böhmischen Berge zurückzuziehen. Aber in Folge eines gleich nach der Schlacht bei Kunersdorf ertheilten Befehles übergab der preußische General Schm et tau Dresden an die Feinde, und nachdem der General Fink, den Friedrich in den Rücken der Dann'schen Armee geschickt hatte, sich mit 11,000 Mann den ihn umringenden Feinden hatte ergeben müssen, konnte Dann trinmphirend in Dresden einziehen. Dennoch behauptete sich Friedrich in einem großen Theile Sachsens, wo er auch die Winterquartiere nahm.
Liegnitz und Torgau (15. August und 3. November 1760.) Mit jedem neuen Kriegsjahre wurde Friedrich's Lage immer schwieriger. Obwohl der Umfang seines Reiches nur im Osten bedeutend geschmälert war, so versiegten doch die Hülfsqnellen seiner Macht immer mehr. Während die Heere der Feinde auch nach verlorenen Schlachten schnell wieder anwuchsen, schmolz seine Armee allmälig zusammen, und es war keine Aussicht auf eine leichte Vermehrung derselben vorhanden; dazu waren seine Länder durch die Lasten des langwierigen Krieges fast schon überbürdet, und es wurde immer schwerer, den nöthigen Bedarf für die Fortführung des Krieges herbeizuschaffen. Es schien, als sei die Stärke des kühnen Helden gebrochen, und als müsse er der Menge der ihn umringenden Feinde bald erliegen. An den
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Fink Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich August
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Soltikow Daun Dresden Dresden Sachsens Liegnitz Torgau
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Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
296 Friedrich's kritische Lage; Schlacht bei Torgau.
vor sich zu finden. Er verzagte nicht, sondern machte mehrere tapfere Angriffe und hoffte, der Kanonendonner werde Daun veranlassen, ihm zu Hülfe zu eilen. Aber ^er entgegengesetzte Wind ließ den Schall nicht zu diesem gelangen, und nach dreistündigem Gefechte sah sich Laudon von den Preußen aufs Haupt geschlagen. Früh um fünf Uhr war das Glück des Tages bereits entschieden; Laudon zog sich über die Katzbach zurück; Daun, von Rieten nachdrücklich angegriffen, folgte ihm dahin.
Der Sieg bei Liegnitz gab Friedrich's Sache wieder eine günstigere Wendung, aber der Vortheil war wegen der großen Uebermacht der zahlreichen Feinde bei Weitem nicht entscheidend, und der König selbst schrieb darüber an den Marquis d'argens: „Ehedem würde die Begebenheit vom 15. viel entschieden haben; jetzt ist dieses Treffen nur eine leichte Schramme. Eine große Schlacht ist erforderlich, um unser Schicksal zu bestimmen. Nach aller Wahrscheinlichkeit wird sie bald vorfallen; dann wollen wir uns freuen, wenn der Ausgang für uns Vortheilhaft ist. Nie in meinem Leben bin ich in einer so kritischen Lage gewesen, wie in diesem Feldzuge. Glauben Sie gewiß, daß noch eine Art von Wunder erforderlich ist, um alle die Schwierigkeiten zu übersteigen, die ich vorhersehe. Es sind Herkulesarbeiten, die ich endigen soll und zwar in einem Alter, wo die Kräfte mich verlassen, wo die Kränklichkeit meines Körpers zunimmt, und um die Wahrheit zu sagen, wo die Hoffnung,
der einzige Trost der Unglücklichen, selbst anfängt mir zu fehlen." -----------------
Dann fügte er hinzu: „Wenn der Streich, den ich im Sinne habe, mir glückt, dann wird es Zeit fein, sich der Freude zu überlassen. Ich weiß nicht, ob ich diesen Krieg überleben werde; geschieht es, so bin ich fest entschlossen, meine übrigen Tage in der Entfernung von den Unruhen, im Schooße der Philosophie und der Freundschaft zuzubringen."
Der „Streich" aber, den der König nach der Liegnitzer Schlacht vorhatte, sollte ihm wieder gelingen. Schlesien war durch jenen Sieg größtenteils gerettet, aber die Russen waren unterdeß auf Berlin marfchirt und die Hauptstadt des Landes hatte sich ihnen ergeben müssen. Acht Tage lang schalteten sie dort als Herren und ließen von der Bevölkerung bedeutende Geldsummen aufbringen; da scheuchte sie die Nachricht von Friedrich's Herannahen auf. Der König hatte Schlesien eilig verlassen, um Sachsen und die Mark Brandenburg von den Feinden zu befreien. Er rückte zunächst gegen Daun, der sich in Sachsen mit den Reichstruppen vereinigt hatte: bei Torgau kam es am 3. 9touctttbcr 1 < too zur Schlacht. Friedrich stand wieder gegen eine große Uebermacht, aber er hörte aus keine ähnliche Abmahnung, indem er das Wagniß für nothwendig hielt und überzeugt war, durch eine Niederlage Dauu's dem Kriege auf einmal ein Ende zu machen. Der Kampf war einer der schwersten, den er je zu bestehen gehabt, bereits schien die Schlacht verloren, und Dauu hatte schon Siegesnachrichten an seine Kaiserin abgehen lassen, als der alte General Zieten durch sein kühnes Vorgehen die größten Vortheile für die Preußen errang, worauf Daun sich in der Nacht in großer Sülle zurückzog. Friedrich war bei Torgau immer mitten im ärgsten Feuer gewesen. Zwei Pferde wurden ihm unterm Leibe getödtet; eine Musketenkugel war durch Mantel, Rock und Weste gerade ans die Brnft gedrungen, aber dort so
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Torgau Daun Liegnitz Berlin Sachsen Brandenburg Sachsen Torgau Torgau
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Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
298 Bcdrängniß; Friede mit Rußland.
mens Kappel, entdeckte den Verrath und gab dem Könige davon Kenntniß. Die Schuldigen wußten sich durch eilige Flucht ihrer Strafe zu entziehen.
Noch immer war Friedrich und sein Reich von allen Seiten zugleich den feindlichen Angriffen ausgesetzt, und seine Hauptstadt selbst konnte jeden Augenblick in die Hände der Feinde fallen. Dazu kam, daß in England nach dem Tode Georg's Ii. ein Wechsel der Politik zum Nachtheile Preußens eingetreten war: der berühmte Pitt hatte einem Günstlinge Georg's Iii., dem Lord Bute, Platz machen müssen, welcher beschloß, das Bündniß mit Friedrich aufzuheben und mit Frankreich Friede zu machen.
In seiner bedrängten Lage tröstete den König nur der Hinblick auf den ausdauernden Muth, womit sein ganzes Volk die Gefahren und die Opfer des Krieges ertrug. Das preußische Volk, stolz auf seinen König, bewährte sich als würdig eines solchen Fürsten, und die Zuversicht, welche überall unter Bürgern und Bauern in Bezug auf das endliche Gelingen seines großen Unternehmens herrschte, trug dazu bei, den Fürsten aufzurichten, wenn er mit trüben Blicken in die Zukunft schaute. Besonders aber war es die hingebende Liebe und Treue seines Heeres, die Friedrich's Hoffnung nie zu Schanden werden ließ.
Plötzlich drang in seine Lage auch von außen ein neuer leuchtender Strahl der Hoffnung. Die Kaiserin Elisabeth von Rußland, eine seiner erbittertsten Feindinnen, war am 5. Januar 1762 gestorben. Ihr Neffe und Nachfolger, Peter Iii., ein begeisterter Verehrer des großen Preußenkönigs, beeilte sich, demselben sofort alle preußischen Gefangenen ohne Lösegeld zurückzuschicken und Friedensunterhandlungen anzuknüpfen. Schon am 5. Mai wurde zu Petersburg ein Friede geschlossen, in welchem der Kaiser alle Eroberungen ohne Entschädigung herausgab; ja es kam sogar ein Bündniß zu Stande, nach welchem der russische General Tschernitscheff mit 20,000 Mann zu Friedrich's schlesischem Heere stoßen sollte. Schweden folgte dem Beispiele Rußlands und schloß gleichfalls Frieden mit Preußen.
Welch ein Wechsel in Friedrich's Lage: er konnte nun seine ganze Kraft gegen die Oesterreicher in Schlesien wenden und wollte so eben den Feldmarschall Dauu bei Burkersdorf angreifen, als ganz plötzlich die überraschende Kunde eintraf, daß Peter Iii. ermordet und seine Gemahlin Katharina als Kaiserin ausgerufen sei. Diese war, wie es schien, gegen Friedrich gestimmt, und bereit, sich wieder mit seinen Feinden zu verbinden. Tschernitscheff wurde abberufen. So betäubend diese unerwartete Nachricht auch auf Friedrich wirkte, so faßte er sich doch schnell genug, um den russischen Feldherrn durch seine unwiderstehliche Ueberredungsknnst dahin zu bringen, daß er den Abberufungsbefehl noch drei Tage geheim hielt und mit seinem Heere nicht eher abzöge, bis die Schlacht gegen Daun geschlagen worden. Der russische General gab seiner Forderung nach. „Machen Sie mit mir, was Sie wollen, Sire!" rief er aus. „Das, was ich Ihnen zu thun verspreche, kostet mir wahrscheinlich das Leben; aber hätte ich deren zehn zu verlieren, ich gäbe sie gern hin, um Ihnen zu zeigen, wie sehr ich Sie liebe!"
Friedrich wußte die drei Tage, die ihm Tschernitscheff bewilligt, vortrefflich zu benutzen, besiegte Daun, welcher einen Theil seiner Armee gegen die mit den Preußen in Schlachtreihe anfmarscbirten, wenn auch am Kampfe
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Extrahierte Personennamen: Kappel Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Elisabeth_von_Rußland Peter_Iii General_Tschernitscheff Peter_Iii Katharina Friedrich Friedrich Tschernitscheff Friedrich Friedrich Friedrich Tschernitscheff
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Petersburg Burkersdorf
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Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
260 Vorbereitungen zum Kriege.
wie das Haus Oesterreich für geleistete Dienste dankt; so lange man uns braucht, so lange schmeichelt man uns; wenn man glaubt, uns nicht mehr nöthig zu haben, so weiß man von keiner Erkenntlichkeit." Friedrich hatte aber noch in weit höherem Grade als sein Vater den Ehrgeiz, sich nicht mißachten zu lassen, und er fühlte sich durch keine Pflicht der Dankbarkeit verhindert, sein gutes Recht gegen Oesterreich geltend zu machen. Der günstige Augenblick hierzu war gekommen; die Verlegenheit, in welcher sich Maria Theresia befand, mußte sie, wie Friedrich meinte, geneigt machen, auf billige und rechtmäßige Forderungen einzugehen, um nicht die Zahl ihrer Feinde zu vermehren. Er hatte nicht die Absicht, die Vernichtung der österreichischen Monarchie herbeiführen zu helfen, im Gegentheil war er bereit, ihr gegen alle Feinde beizustehen, wenn sie ihrerseits Preußens begründete Ansprüche auf Schlesien anerkenne; nur wenn diese Ansprüche zurückgewiesen würden, wollte er sich mit den Feinden der Königin verbinden. Vor Allem schien es ihm nöthig, Schlesien ohne Weiteres zu besetzen, um sowohl den Oesterreichern, als auch den Baiern zuvorzukommen. Der Entschluß dazu wurde sogleich gefaßt, die Ausführung aber ganz in der Stille mit der größten Verschwiegenheit vorbereitet. Schon am 8. November erhielten mehrere Regimenter Befehl, sich marschfertig zu halten, ohne daß über die Richtung des Marsches etwas verlautete. Die Rüstungen wurden beschleunigt, um Schlesien wo möglich noch vor dem Winter einzunehmen. Der König schrieb: „Ich will die kühnste, unerwartetste und größte Unternehmung beginnen, welche je ein Fürst meines Hauses gewagt hat. Der Zustand meiner Truppen läßt einen glücklichen Erfolg hoffen. Mein Herz ist erfüllt von guten Vorahnungen." Die Rüstungen waren zwar zu bedeutend, um verborgen zu bleiben, vergeblich zerbrachen sich jedoch die Gesandten der fremden Mächte den Kopf, gegen wen und zu welchem Zwecke der König rüste. Derselbe suchte natürlich seine Absichten vorzüglich vor Oesterreich geheim zu halten. Er hatte gleich auf die Nachricht von Karl's Vi. Ableben Maria Theresia als Königin von Ungarn und Böhmen anerkannt und seine Hülfe gegen ihre Feinde unter angemessenen Bedingungen in Aussicht gestellt. Die Königin, durch die Rüstungen dennoch beunruhigt, schickte den Marquis von Botta nach Berlin, um sich der Absichten des Königs zu versichern. Der Gesandte begegnete auf seinem Wege überall Heeresabtheilungen, die nach Schlesien zogen, und fand in Berlin Alles in Kriegsbereitschaft. Als des Königs Unternehmen nicht mehr verborgen bleiben konnte, wurden dem Marquis von Botta Mittheilungen darüber gemacht. Erstaunt rief er: „Sie werden Oesterreich zu Grunde richten und sich mit." „Es hängt nur von der Königin ab," erwiderte Friedrich, „meine Anerbietungen anzunehmen." Der Marquis sagte dann spöttelnd: „Ihre Truppen sind schön, die unsrigen nicht, aber diese haben schon vor dem Feinde gestanden. Ich beschwöre Sie, bedenken Sie, was Sie unternehmen wollen." Der König erwiderte lebhaft: „Sie sinden meine Truppen schön; ich hoffe, Ihnen zu beweisen, daß sie auch gut sind."
Nachdem Alles zum Feldzuge vorbereitet war, rief er die Offiziere, welche noch in Berlin anwesend waren, zusammen und sagte zu thuen: „Ich unternehme einen Krieg, in welchem Ihre Tapferkeit und Ihr Eifer meine einzigen Verbündeten sind. Meine Sache ist gerecht. Erinnern Sie sich des
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
262 Vergebliche Unterhandlungen.
der, wenn auch bte schlesischen Behörben sich überall bett vorrückenden Preußen unterwarfen. Als Friedrich vor Grünberg kam, fanb er bte Thore der Stadt gesperrt: er schickte einen Offizier hinein, bett Magistrat zur Ueber* gäbe aufzufordern. Bürgermeister und Schöppen saßen in großer Amtstracht im Rathssaale, vor ihnen auf dem Rathstische lagen die Schlüssel der Stadt Auf die Vorstellungen und Drohungen des Offiziers erwiderte der Bürgen meister zuletzt: Hier liegen die Schlüssel der Stadt, ich werde sie Ihnen unter keinen Umständen geben; wollen Sie sie nehmen, so kann ich's freilich nicht hindern. Lachend nahm der Offizier die Schlüssel, die Preußen rückten unter frenbiger Begrüßung der Einwohner ein, und Friedrich ließ dann unter Musik und Trommelschlag bte Stadtschlüssel auf den Rathstisch zurückbringen.
. Die Stadt Breslau gedachte zuerst sich zu vertheidigen, da aber Friedrich sich schneller, als man es vermuthete, der Vorstädte bemächtigt hatte, so schloß der Magistrat einen Vertrag mit bett Preußen. Die Stadt öffnete denselben die Thore, sollte aber neutral bleiben und keine Besatzung erhalten. Ant 3. Januar 1741 zog der König feierlich in Breslau ein, wo ihn die Menge gut aufnahm; er lub geistliche und weltliche angesehene Männer zur Tafel, unterhielt sich mit ihnen auf das Freundlichste, und gewann auch hier Aller Herzen.
Unterbeß war auch Schwerin mit seiner Colonne ungehinbert vorgerückt und hatte ganz Oberschlesien bis an die mährische Grenze besetzt. So war ohne Schwertstreich die Besitzergreifung von Schlesien ausgeführt, und Frieb-rich hätte nach Wien vorrücken können, ohne erheblichen Widerstand zu sin» den. Aber es war, wie gesagt, nur feine Absicht, Schlesien zu erobern, nicht bte österreichische Monarchie zu zerstören: er begnügte sich deshalb mit den errungenen Vortheilen, ließ seine Truppen Winterquartiere beziehen und begab sich selbst noch int Januar nach Berlin zurück.
Die Schlacht bei Mollwitz. Friedrich hatte unterbeß durch einen be-fonberen Gesanbten in Wien seine Forderungen der Königin Maria Theresia mittheilen lassen. Er erklärte sich bereit, dem Hause Oesterreich gegen alle Feinde mit feiner ganzen Macht beizustehen, die Kaiserwahl des Gemahls der Königin, des Großherzogs Franz von Toscana, gegen den Kurfürsten von Baiern zu unterstützen und außerdem zwei Millionen Thaler zu zahlen, wenn die Königin in bte Abtretung von ganz Schlesien willige. Aber er hatte sich in der Person der Maria Theresia geirrt; sie war nicht so muthlos auf ihrem fchwanfenben Throne, wie er vermuthet haben mochte. Ihre Schönheit und die majestätische Würbe ihres Benehmens hatten ihr von vorn herein die Herzen ihrer Unterthanen gewonnen. Mit hochherzigem Sinne traf sie alle Vorbereitungen, den drohenden Gefahren des ererbten Reiches zu begegnen, und mit Stolz wies sie die Forderungen Friedrich's zurück. Sie werbe mit einem Feinde nicht unterhandeln, so lange er in ihrem Lande stehe; eher müßten die Türken vor Wien sein, ehe sie auf Schlesien verzichte. Sie wolle ihre Regierung nicht mit Zerstückelung ihrer Staaten anfangen; sie fei noch bereit, aufrichtige Freuubschaft mit dem Könige zu erneuern, boch unter der Be-bingung, daß er sogleich ihre Staaten räume. Friedrich wollte nun um des Friedens willen sich mit dem Fürstenthume Glogau begnügen, Maria Theresia aber wies ihn höhnisch ab, und sagte, er solle froh fein, wenn man ihm den
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Die Schlacht Del Mollwitz. 263
Angriff auf Schlesien verzeihe und nicht noch Schadenersatz von ihm fordere. Dies stolze Benehmen erbitterte ihn auf das Aeußerste, und er schwor, daß er lieber umkommen wolle, als von seinem Unternehmen abstehen.
Unter den übrigen Mächten Europa's war besonders Frankreich zur Unterstützung des Königes bereit; denn von jeher war das Streben der französischen Fürsten dahin gegangen, die österreichische Monarchie zu schwächen. Frankreich bot daher Friedrich ein Schutz- und Trutzbüuduiß an, wogegen er sich verpflichten sollte, Baiern gegen den Gemahl der Maria Theresia zur Kaiserkrone zu verhelfen. Der König aber sah ein, daß er durch ein solches Bündniß Oesterreich nur zum Vortheile der Franzosen schwächen und nachher selbst der Diener des übermächtigen Frankreichs werden würde: er ging daher auf das Bündniß nicht ein.
Die Gefahr für ihn wurde aber dringender, als Maria Theresia sich mit England verband, Sachsen sich feindlich zeigte und auch die Regentin Anna von Rußland Hülfe für Oesterreich zusagte. Um Sachsen und Hannover im Respecte zu erhalten, stellte er gegen dieselben ein Heer unter dem Fürsten Leopold von Dessau auf, er selbst aber begab sich Ende Februar 1741 nach Schlesien, wo er die Armee bedeutend verstärkte und zugleich fortfuhr, durch mildes, freundliches Benehmen die Bewohner für sich zu gewinnen. Er ging zunächst ins Gebirge, die Pässe nach Böhmen zu besichtigen; in Wartha wäre er beinahe durch österreichische Husaren, die ihm seit mehreren Tagen aufgelauert hatten und ihn beim Mittagsmahl überraschten, gefangen genommen worden, aber feine Geistesgegenwart und die Tapferkeit seiner wenigen Truppen retteten ihn. Bald darauf erhielt er die Nachricht, daß der Prinz von Dessau (Leopold's Sohn) die Festung Glogau im Sturme genommen habe; er hatte uuu keinen Feind mehr im Rücken und beabsichtigte, Neiße, die einzige Festung, die noch von den Feinden besetzt war, zu erobern. Aber die Oesterreicher hatten unterdeß ein ziemlich bedeutetes Heer zusammengezogen, welches unter dem erfahrenen Feldmarschall N e i p p e r g über Eis und Schnee von Mähren her gleichfalls nach Neiße zu heranrückte und vor Friedrich dort anlaugte. Derselbe beschloß, den Oesterreichern sofort eine Schlacht zu liefern, um nicht ganz von Niederschlesien abgeschnitten zu werden. Bei dem Dorfe Mollwitz, nahe bei Ohlau, traf er am 10. April 1741 auf den Feind. Die Nacht vor der Schlacht, wo sich zum ersten Male seine Armee mit den kriegsgeübten Oesterreichern messen sollte, brachte er in fieberhafter Aufregung zu. Er hatte 16,000 Mann Fußvolkes und 60 Geschütze, die Feinde nur 11,000 Mann Fußvolk und 18 Kanonen, wogegen sie 8000 Mann trefflicher Reiterei gegen seine 3200 Mann ins Feld führten. Um 10 Uhr Morgens versammelte der König sein Heer und brach gegen Mollwitz auf; die Oesterreicher waren überrascht, als die Preußen Mittags gegen 1 Uhr in der schönsten Ordnung, mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiele anrückten. Sofort brachen die österreichischen Reiter mit Ungestüm gegen den rechten Flügel der Preußen los; dieser wurde über den Haufen gerannt und sah sich, bald mit den Feinden vermischt, zur Flucht gedrängt. Friedrich mitten unter den Weichenden und Verfolgenden, selbst in sichtlicher Lebensgefahr, _ suchte seine Leute zum Stehen zu bringen. „Brüder, Kinder," rief er, „es gilt das Leben Eueres Königs!" es gelang ihm, sie noch einmal gegen den Feind zu
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264 Der Sieg bei Mollwitz.
führen, aber sie wurden nochmals auseinander geschlagen. Die Generale des Königs, als sie ihn so in dem dichtesten Getümmel sahen, drangen in ihn, die Schlacht zu verlassen und seine Person, an deren Rettung Alles gelegen sei, zu sichern; um ihn dazu zu bringen, stellten sie es ihm als nöthig vor, daß er eine Heeresabtheilung, die noch bei Löwen stand, eilig herbeihole. Kaum hatten sie ihn entfernt, so versuchten sie mit unbesorgtem Muthe von Neuem das Glück der Schlacht; noch stand das ganze Fußvolk unerschüttert, wie eine lebendige Festung, auf dem Schlachtfelde. Das Gewehrfeuer desselben wurde dem Feinde furchtbar; hier bewährten sich zum ersten Male die trefflichen Einrichtungen, welche Leopold von Dessau mit jahrelangen Anstrengungen durchgeführt hatte. Die beiden ersten Reihen lagen auf den Knieen, um zu laden und zu schießen, während die beiden Hinteren Glieder über sie hinwegschossen. Die österreichischen Regimenter hatten ein solches beständiges Feuern noch nie erlebt und waren bald nicht mehr heranzubringen. Da nahm der General von Schwerin zuletzt die gesammte Armee noch einmal zu einem Hauptangriffe zusammen, noch einmal erhob sich das Rollen des Gewehrfeuers wie ein stetiges Donnerwetter, furchtbar funkelten bei den raschen, gleichförmigen Bewegungen die blanken Bajonette in den Strahlen der untergehenden Sonne, — die Oesterreicher geriethen ins Weichen, und um die Armee nicht einer völligen Niederlage auszusetzen, entschloß sich der Feldmarschall Neipperg zum Rückzüge. Schwerin verfolgte ihn nicht, er begnügte sich mit dem erfochtenen Siege, an dem es für dies Mal in der That genug war: die Nacht wurde von der hochbeglückten Armee auf dem Wahlplatze beim Wachtfeuer zugebracht.
Unterdeß war Friedrich fast größerer Gefahr entgegengegangen, als die, aus welcher ihn seine Generale entfernt hatten. Mit kleinem Gefolge war er erst nach Löwen, dann nach Oppeln geritten, wo er vor Mitternacht anlangte und wo er Preußen zu finden glaubte. Aber die Stadt war inzwischen von österreichischen Husaren besetzt worden; als nun der König mit seinen Begleitern erschien und Einlaß verlangte, brachen die österreichischen Husaren heraus und begrüßten sie mit einigen Schüssen. Friedrich jedoch verlor die Geistesgegenwart nicht; int Nu warf er sein Pferd herum, und mit den Worten: „Adieu, meine Freunde, ich bin besser zu Pferde, als ihr alle," sprengte er fort, nach Löwen zurück. Dort erhielt er die Nachricht von dem erfochtenen Siege; in die Freude über denselben mischte sich die Betrübniß, im entscheidenden Augenblicke nicht dabei gewesen zu sein, aber dieses schmerzliche Gefühl mußte bald dem Bewußtsein weichen, wie Großes durch diese glückliche Schlacht erreicht war.
Unterhandlungen; weiterer Krieg; Schlacht bei Czaslau. Der
Mollwitzer Sieg änderte Friedrich's Lage in jeder Beziehung. Wichtiger als die nächsten Vortheile, welche daraus für seine militärische Stellung in Schlesien entstanden, war der Eindruck, welchen die Kunde von der gewonnenen Schlacht in ganz Europa hervorbrachte. Man hatte den brandenbnrgischen Fürsten, welcher es blos mit seinen eigenen Kräften unternahm, dem mächtigen österreichischen Hause entgegenzutreten, für einen verwegenen Abenteurer gehalten, und es war fast unmöglich erschienen, daß seine Truppen, welche sich bis dahin nur auf dem Exercirplatze und bei Paraden versucht hatten,
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