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1. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 41

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 41 - einem Ritt durch sein im Dreißigjährigen Kriege verwüstetes Land, neben seinem Pferde an einer Quelle steht und auf Mittel und Wege sinnt, der allgemeinen Notlage abzuhelfen. Alle drei protestantischen Kirchen - die Marien- oder Hauptkirche, die Garnison- und die Iohanniskirche — sind durch Fürsorge der Herzöge entstanden. Als aber Karl I. seine Residenz 1753 nach Braunschweig verlegte, zogen gegen 3000 Wolfenbütteler nach Braunschweig, und als bald darauf Herzogliches Lchloß in Wolfenbüttel. der Siebenjährige Krieg viele Leiden brachte, nahm der Wohlstand ab, und Wolfenbüttel wurde eine stille Stadt. Gewerbtätigkeit, Gartenbau und Schulen erwirkten aber in letzter Zeit ein neues Auf- blühen. Einen prächtigen Eindruck macht das in französischem Baustiel er- richtete Schloß mit gewaltigem Turm. Jetzt dient es der „Schloß- schule", einer höheren Mädchenschule nebst Lehrerinnenseminar. An dem Schloßplatz, auf welchem ein Kriegerdenkmal steht, befindet sich das Herzogliche Konsistorium (Kirchen- und Schulbehörde). Gegen- über zeigt man das einstige einfache Wohnhaus des Dichters Gott- hold Ephraim Lessing. Er wirkte von 1770 bis 1781 „in seinem lieben, einsamen Wolfenbüttel" als Bibliothekar an der berühmten Bibliothek, die jetzt in einem schönen Gebäude etwa 300000 Bände, 7000 zum Teil außerordentlich wichtige Handschriften und viele Öl- gemälde umfaßt. Am Kornmarkt steht die Marienkirche, ein drei- schiffiger Hallenbau, „ein Prachtbau deutscher Renaissance". In der

2. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 43

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 43 - 1885: 85000, 1890: 101 000, 1900: 128000, 1905: 136000 Ein- wohner. Braunschweig (der Andreasturm). liegt unter 52° 16' 9" nörd- licher Breite und 10° 31' 31" östlicher Länge. Die Seehöhe beträgt etwa 70 m. Bei unserem Rundgang durch die Innenstadt folgen wir der alten Einteilung in die 5 Weichbilder und die Burg. 2. Altstadt. Der Kohlmarkt hat seinen Namen von den Holzkohlen, welche früher die Köhler des Harzes hier verkauften. In alter Zeit war er von größter Bedeutung: hier kreuzten die mächtigen Verkehrsstraßen, welche von Norden nach Süden, von Westen nach Osten führten. Cr war im 11. Jahrhundert der Mittel- punkt des Ortes, der Marktniederlassung, und die Ulrichskirche, welche an der Stelle des jetzigen Brunnens stand, war die Kirche des Mark- tes Braunschweig. Noch heute ist es der verkehrsreichste Platz der .Stadt. Am Eingang in die Schuhstraße stehen die Privathäuser Sonne, Mond, Stern und Rose. In der „Rose" stieg Lessing ge- wohnlich ab, wenn er von Wolfenbüttel hierher kam. Nach den Hutfiltern zu erinnert ein Schild an einem Hause an den Leuen- türm, in welchem früher ein Löwe gehalten wurde- hier war das Ulrichstor. An der Spitze des Dreiecks, das der Bankplatz bildet, ist eine Schokoladenfabrik in einem Renaissancebau vom Jahre 1592, der Jahrhunderte dem Gymnasium Martino Katharineum, (jetzt Breite- straße) gedient hat. Ein Bild des Portals zeigt den Bischof St. Mar- tin, wie er seinen Mantel mit einem Armen teilt. Südöstlich, dem Bahnhof zu, liegt das im gotischen Stil erbaute Reichspostge- bäude und das große Waisenhaus zu „Unserer lieben Frauen" (Beatae Mariae Virginis). Der Altstadtmarkt (90 m lang, über 50 m breit) ist Mittel- punkt der Altstadt und war früher auch Hauptverkehrs- und Ver- gnügungsplatz der ganzen Stadt, bis über die Mitte des 18. Jahr- Hunderts auch Richtstätte. Als das bemerkenswerteste alte Rathaus Deutschlands und eine Perle der Gotik wird das Altstadtrathaus gepriesen. Es besteht aus zwei, fast rechtwinklich zusammenstoßenden Flügeln, die je vier Bo- gengänge haben, geziert mit Lauben und hohen Giebeln. Die neun Bildsäulen dieser Lauben stellen vier deutsche Könige aus dem Sachsen- Hause dar - von der Martinikirche an: Heinrich I., Otto I., Ii., Iii., ferner in der Mitte Kaiser Lothar, endlich vier Welfenfürsten: Kaiser Otto Iv, Heinrich den Löwen, Herzog Wilhelm von Lüneburg, Herzog Otto das Kind. Mit Ausnahme Lothars sind auch die Gemahlinnen mit dargestellt. Der große Saal hat eine reich bemalte Balkendecke, an den Wänden aber Brustbilder braunschweigischer und anderer Fürsten' er wird zu Festlichkeiten und Vorträgen benutzt. In den

3. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 49

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 49 - 1867 die Herzogliche Münzean ihr liegen das Polizeigebäude und der Iustizpalast. Nördlich von der Burg Dankwarderode liegt der Ruhfäutchen- platz, benannt nach den früher hier wohnenden Hofdienern, die über ihre weißen Strümpfe Gamaschen trugen und den Spitznamen Rauh- füßchen (Ruhfäutchen) bekamen. Dem Dom gegenüber erhebt sich bis 61 m das im frühgotischen Stil aus Hilssandstein erbaute neue Rat- haus. Nördlich davon steht das Finanzgebäude, gleichfalls in frühgotischem Stil, und das Behörden haus (Ministerium, Herzog- liche Kammer usw.), beide aus Elmkalkstein erbaut. 6. Der Hagen. Während am Westufer der früher mitten durch die Stadt von Süden nach Norden fließenden Oker die Weichbilder Altstadt, Sack und Neustadt lagen, breiteten sich am rechten Ufer die Altewiek und der Hagen aus. •' Der Hagen, nördlich der Burg, wurde von Heinrich dem Löwen f Cf. J/2?' gegründet, dem eine dankbare Nachwelt mitten auf dem Hagenmarkt ein Denkmal, den Heinrichsbrunnen, errichtet hat. Auf drei miteinander verbundenen, mit Löwen geschmückten Becken steht der Fürst im Herrschermantel, im rechten Arm das Schwert haltend, im linken aber das Modell der von ihm gegründeten Katharinenkirche. An den Posamenten der sechs Säulen stehen die Wappen der fünf Weichbilder und eine Inschrift. Nördlich von der Kirche spendet ein ruhender Löwe Wasser. Die schöne Katharinenkirche wurde im romanischen Stil angelegt, dann aber im gotischen ausgebaut. Bon besonders schöner Wirkung ist das Rundbogenportal, darüber die Fensterrose und das gotische Glockenhaus. Der südliche, 77 m hohe Turm ist mehrmals durch Feuer zerstört worden. Aus dem Hagen- markt wurden im 14. Jahrhundert Tile von dem Damme und im 17. Jahrhundert Hennig von Brabant unschuldig hingerichtet. Nach letzterem wurde die Brabantstraße benannt. An der Südseite des Platzes stand einst das Rathaus des Hagens und später das Opern- haus. Nordwestlich führt ein Eingang zu der Städtischen Markthalle. Nördlich führt die Wendenstraße nach dem Wenden- tor, östlich die Fallersleberstraße nach dem Fallerslebertor (Richtung nach Fallersleben!), östlich vom Bohlweg der Steinweg nach dem Steintor. Zwei Straßenzüge führen vom Hagenmarkte südlich nach dem Herzoglichen Schlosse: der Bohlweg, der seinen Namen von den Bohlen hat, die der sumpfigen Beschaffenheit wegen in alter Zeit gelegt waren,' sodann die Wilhelmstraße (an der das Geburtshaus des großen Rechenmeisters und Astronomen Karl Friedrich Gauß steht) und der Ritterbrunnen, benannt nach den Tempelrittern, die in dieser Gegend wohnten. Das Herzogliche Schloß am Bohlweg, einer der schönsten Fürstensitze, wurde zu Beginn der Regierungszeit des Herzogs Wil- Helm aus Sandsteinguadern gebaut an der Stelle, wo früher der „Graue Hof" des Jisterzienserklosters Riddagshausen stand. Es ist 114 m lang und 23 m hoch und wird gekrönt von der 10 m Oppermann, Landeskunde. 4

4. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 53

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 53 - Umflutgräben um 69,3 m aufstaut. Der Wasserspiegel unterhalb der Wehre wird bei Olper um 66,2 m gestaut. Südlich befindet sich bei Eisenbüttel das erste Wehr mit 70,9 m Stauhöhe. Aus dem Wendentor führt die Hamburgerstratze am Schlachte- hause und Schützenhause vorbei nach Rühme und Wenden. Vom Fallerslebertorwall gelangt man nordwärts nach der Technischen Hoch- schule und dem Nordbahnhofe. In der auf Anregung des Abtes Jerusalem von Herzog Karl I. als Collegium Carolinum gegründeten Technischen Hochschule studieren etwa 700 junge Leute Baukunst, Ingenieur- und Maschinenbauwesen, Elektrotechnik, Chemie-, Phar- mazie u. a. Nördlich ist inmitten großer Spargelfelder beim Dowesee das städtische Wasserwerk, das täglich bis zu 16000 cbm trinkbares Wasser liefert. In dieser Gegend hat man zahlreiche Gerätschaften aus der Steinzeit gefunden. Die Schunter bezeichnet die Nordgrenze des Stadt- gebiets. Nordöstlich zieht das mit herrlichem Nadel- und Laubwald bestandene Querumer Holz. Am Fallerslebertore liegt südlich die Infanteriekaserne, nördlich der Votanische Garten. Nordöstlich gelangen wir nach Gliesmarode an der Wabe und nach Querum an der Schunter. Nördlich und südlich vom Theater liegt der schöne Vh ha große Herzogliche Park. Nordöstlich vom Hoftheater erinnert das Franz Abt-Denkmal an den Komponisten des Liedes: „Wenn die Schwal- den heimwärts ziehn", der hier als Hofkapellmeister gewirkt hat. Inmitten eines Villenviertels führt die 30 m breite Kaiser Wilhelm- straße an der Paulikirche vorbei nach dem vielbesuchten bewaldeten Stadtpark, hinter welchem sich die Garnisonkirche in romanischem Stil erhebt und sich der neue Spielplatz ausbreitet. Südöstlich erstreckt sich der Prinz Albrecht-Park (mit Prinz Albrecht-Gedenkstein) bis zu dem 92 m hohen Nußberg, auf welchem das Olfermann-Denkmal steht. Aus dem Rogenstein des Nußberges wurden früher Kirchen und Häuser in Braunschweig erbaut. Von hier hat man eine schöne Aussicht auf die Stadt und auf das nahe Riddagshausen, in dessen berühmter Klosterkirche Abt Jerusalem, der Lehrer und Freund Herzog Karls I., begraben liegt. Viel besucht werden der Grüne Iä- ger, die Vuchhorst und die fischreichen Teiche, die einen Schmuck der Landschaft bilden. Im Süden des Herzoglichen Parks erhebt sich das Herzog- liche Museum. Den Grund zu den reichen, wertvollen Sammlun- gen hatte Herzog Anton Ulrich in seinem Lustschlosse Salzdahlum ge- legt. Herzog Karl I. schuf im Paulinerkloster am Bohlwege ein Kunst- und Nationalkabinett. Während der Fremdherrschaft wurden aber viele Kunstschätze nach Paris und Kassel geschafft und nur zum Teil wieder zurückgegeben. Am wertvollsten ist das Onyxgefäß, für welches Napoleon 500000 Frank bieten ließ, ein Ölkrug, der die Familie des Kaisers Tiberius darstellt, wie sie der Gottheit Opfer bringt. Im Museum finden wir auch viele Denkwürdigkeiten des Fürsten- Hauses, den Prachtmantel Kaiser Ottos Iv., Luthers Doktorring und

5. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 58

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 58 - 5. Hier beginnt die Braunschweigische Braunkohlen- mulde mit zahlreichen Schächten und Tagebauten. Sie erstreckt sich zwischen dem Ostrande des Elms und dem Westrande der Helmstedter Höhen, von Süpplingenburg im N. bis Offleben im S., ist über 20 km lang und 6 km breit und hat 15 abbauwürdige Flöze (Prinz Wilhelm, Treue, Trendelbusch, Karoline). Man schätzt den Kohlenreichtum aus 2000 Millionen Kubikmeter.*) In diesem Gebiet hat sich eine groß- artige Brikett-Fabrikation entwickelt. In den vielen Zuckerfabriken im Vraunschweigischen und Mag- deburgischen werden die Dampf- Kessel vorwiegend mit diesen Kohlen geheizt. Ihre Fortsetzung findet diese Braunkohlenmulde bis Oschersleben und geht jen- seits der Oscherslebener Alluvial- niederung in die Egeler Braun- Kohlenmulde über. 6. Helmstedt (d. h. Stätte des Heimo**), über 16000 Einwohner- der Bahn- hof 140 m hoch. In einer Ein- senkung (Mulde) zwischen dem Elm und dem kohlenreichen Elz im Sm. und dem mit präch- tigen Buchen bestandenen Lapp- wald im No. liegt gar freund- lich in waldreichem Hügellande Helmstedt, die älteste Stadt des Herzogtums, etwa gleichweit entfernt von den alten Handels- orten Braunschweig und Magde- bürg. Bereits um das Jahr 800 gründeten Mönche hier ein Kloster, das nach dem berühmten Abt Ludger, dem ersten Bischof von Münster, Ludgerikloster genannt wurde. An Lud- ger erinnert auch am Ludgeriborn vor der Stadt ein eisernes Kreuz, welches den Missionsbefehl als Inschrift hat- hier sollen seine Mönche heidnische Sachsen getauft haben. Zur Zeit Heinrichs des Löwen entstand das Augustiner-Nonnenkloster Marienberg mit schöner Kirche. Es dient jetzt als Krankenhaus, Mädchenschule und Land- wirtschaftliche Haushaltungsschule- kunstvolle Altardecken werden hier gestickt. Im Mittelalter blühte Helmstedt, das zur Zeit des ersten Kreuz- zuges Stadtrecht erhalten hatte, als Hansestadt auf, besonders aber *) 3m Herzogtum förderte man 1887: 400000 Tonnen Braunkohlen, 1908: 2 280000 Tonnen im Werte von 9 Millionen Mark. **) H. hieß 952 Helmonstede, d. h. Heimos Ort (althochdeutsch stat, nieder- deutsch stidde — Ort, Statte.) Iuleum in Helmstedt.

6. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 59

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 59 - später durch die'begründung der berühmten Universität Iuleum durch Herzog Julius (1576), die jedoch 1810 wieder aufgehoben wurde. (Jetzt dient das einer Kirche ähnliche Iuleum als Aula und Bib- liothek des Gymnasiums.) Kurz vorher war das Ludgeri- (Venedik- tiner-) Kloster in eine braunschweigische Domäne verwandelt worden. Unter den Schulen erfreut sich weiten Rufes die mit Realklassen verbundene Berechtigte Landwirtschaftliche Schule. Der Bergbau auf Kohlen beschäftigt mehrere tausend Menschen- Hunderte von Menschen arbeiten in den Keuper-Sandsteinbrüchen des Lappwaldes und in den Kalibergwerken des benachbarten Vehndorf. Westlich von Helmstedt finden wir die Lübbensteine, zwei Heid- nische Opfer- und Begräbnisstätten, die ältesten Baudenkmäler, die das Herzogtum auszuweisen hat. Vier Eisenbahnen verbinden Helm- stedt nach allen Himmelsrichtungen: von W. nach O. die Bahn Braun- schweig-Magdeburg, nach S. Helmstedt-Schöningen-Ierxheim, nach N. Helmstedt-Weferlingen-Öbisfelde. Nach O. führt eine Kastanienallee in einer Stunde nach dem schönen Bade Helmstedt im Lappwald. Eine Stunde nordwestlich entfernt liegt Emmerstedt. Hier jagte der Wirt einst mit groben Worten die Knechte von der Kegel- bahn und sagte doch den Studenten, die zum Kegeln von Helmstedt gekommen waren, er habe es jenen „durch die Blume" zu verstehen gegeben („Emmerstedtsche Blume"). Eine Stunde nördlich von Helm- stedt, in der Einsamkeit des Lappwaldes, liegt Marienthal' hier war früher ein Iisterzienserkloster, in welchem fromme Mönche ein strenges Leben führten. Eine Wegstunde ostwärts von Helmstedt beginnt bereits die Provinz Sachsen. (Die Bahn fährt kurz vor Eisleben über die Aller, die 5 km südwärts entspringt, und durch die Magdeburger Börde nach Magdeburg.) 7. Das braunschweigische Allergebiet. In das Hauptge- biet des Herzogtums dringt von Fallersleben (Geburtsort des Dich- ters Hoffmann von Fallersleben) aus ein tiefer Einschnitt nach Süd- osten bis zum Dorm und Lappwald, der zum Teil mit schönen Buchen- wäldern bestandene Hasenwinkel, und nur ein schmaler Zwickel erstreckt sich nach Nordnordwest („die unbequeme Stuhllehne"). Das ist das braunschweigische Allergebiet. Die Aller, der größte Nebenfluß der Weser (260 km lang), entspringt in der Provinz Sachsen, östlich von Schöningen zwischen Oschersleben und Eilsleben am Rande der fruchtbaren Börde, 148 m hoch (— aber die Oker 880 m! —) in mooriger, flacher Gegend, und hat daher nur schwaches Gefälle. Ihre Ufer sind flach und werden von Öbisfelde ab von Marschen und Sümpfen begleitet, die im Früh- ling oft weite und breite Wasserflächen bilden. Zuerst zieht sie bis Öbisfelde nahe der Ostgrenze des Herzogtums nach Nordnordwest, dann durchfließt sie in westlicher Richtung etwa 10 km das Amt

7. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 5

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 5 - unterstützte die Bauern bei Bestellung der Äcker und wehrte dem Raubgesindel. Jedes Kind wurde zum Schulbesuch verpflichtet, und die Helmstedter Universität blühte neu auf. Allmählich erholte sich auch Wolfenbüttel wieder von den Leiden einer 16jährigen Besetzung durch die Kaiserlichen. Eine neue Vorstadt wurde nach deni Herzoge Auguststadt genannt. Die dankbare Nachwelt hat ihm auf dem Marktplatze in Wolfenbüttel ein sinniges Brunnen-Denkmal errichtet. 15. Anton Ulrich (1704—14). Der fromme und bescheidene Herzog Rudolf August (1666—1704) nahm zum Mitregenten seinen Bruder Anton Ulrich an, einen begabten, tatkräftigen und prachtliebenden Fürsten. In brüderlicher Liebe blieben beide vereint bis zum Tode Rudolf Augusts. Nun führte Anton Ulrich die Regierung allein. In Salzdahlum baute er im französischen Stil ein groß- artiges Schloß in einem mit Wasserkünsten, Grotten und Standbildern geschmückten Park. In Wolfenbüttel errichtete er das Bibliothekgebäude und eine Ritter- akademie für die Erziehung vornehmer Jünglinge. In Braunschweig baute er das Schauspielhaus und die katholische Nicolaikirche. Er dichtete Romane, Sing- spiele und geistliche Lieder. In unserm Gesangbuche sind von ihm das Trostlied: „Lasz Dich Gott" (Nr. 363) und das Morgenlied: „Nun tret' ich wieder aus der Ruh' und geh' dem sauren Tage zu, wie mir ist auferleget" (Nr. 424). Im hohen Alter trat er zur katholischen Kirche über; Katholisch wurde auch seine Enkelin Elisabeth Christine, die sich mit dem späteren Kaiser Karl Vi. vermählte und die Mutter der Kaiserin Maria Theresia wurde. Eine andere Enkelin, die Gattin des ältesten Sohnes Peters des Großen wurde, blieb ihrem Glauben treu. Vor- teile erlangte er durch den Glaubenswechsel nicht; andererseits erwuchs seinen evangelischen Untertanen auch kein Nachteil. Da Anton Ulrichs Söhne und Nachfolger (August Wilhelm und Ludwig Rudolf) ohne männliche Erben starben, so fiel das Herzogtum an die bevernsche Linie.*) *) Die bevernsche Linie. August d. 3. f 1666 Rubolf August, Anton Ulrich, ' Ferdinand Albrecht I., 1" 1704 -j- 1714 Stifter der Nebenlinie Braunschweig Bevern. August Wilhelm, Ludwig Rudolf, Ferdinand Albrecht Ii., t 1731 f 1735 f 1735 Karl I., t 1780 Karl Wilhelm Ferdinand, f 1806 Friedrich Wilhelm, t 1815 Karl Ii., Wilhelm, t 1873 f 1884

8. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 6

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 6 - 16. Unterwerfung der Stadt Vraunschweig (1671). Drei Jahrhunderte lang hatte die stolze freie Stadt Braunschweig ihre Selbständigkeit gewahrt. Durch den 30jährigen Krieg war sie nun aber verarmt und seufzte unter einer großen Schuldenlast; die Hansa war aufgelöst; sehr unzufrieden war die Bürgerschaft mit der Verwaltung. Da schlugen die verbündeten welfischen Truppen, 20 000 Mann stark, gegen die von nur 220 Söldnern verteidigte Stadt ihr Hauptquartier in Riddagshausen auf; zwischen St. Leonhard und dem Wendentor waren 100 große Geschütze aufgestellt. Schon nach kurzem Widerstand wurde die Stadt genötigt, sich zu unterwerfen, und kam nun in den alleinigen Besitz der Herzöge Rudolf August und Anton Ulrich. Jetzt wurden die bislang getrennt verwalteten fünf Weichbilder vereinigt; statt 14 Bürgermeistern genügten nun 4, statt 31 Ratsherren 8. Nicht ohne eigene Schuld — der alte Gemeinsinn der Bürgerschaft war erloschen — sank Braunschweig nun aus fast völlig freier Stellung zu einer armen Landstadt herab. 17. Erwerbung Thedinghausens. Braunschweiger Truppen fochten unter der Regierung des Großen Kurfürsten tapfer gegen die Schweden. Im Frieden von Celle traten die Schweden Bremen und Verden an die Welfen ab; das Amt Thedinghausen fiel an Braunschweig (1679). 18. Kar! I. (1735—80). Mit Karls I. Vater war die bevernsche Linie zur Regierung gekommen, deren letzter Sproß Herzog Wilhelm gewesen ist. Vielfache Verwandtschaft verband Karl I. mit der preußischen Königsfamilie. Seine Schwester Elisabeth Christine vermählte sich (in Salzdahlum) mit Friedrich dem Großen, eine andere, Luise Amalie, mit dessen Bruder August Wilhelm; sie ist die Stammmutter des jetzt regierenden preußischen Königshauses geworden. Karl hatte Friedrichs des Großen Schwester zur Gemahlin. Eine Tochter ver- mählte sich mit dem nachmaligen König Friedrich Wilhelm Ii. Karls I. Freigebigkeit, die Aufwendungen für wohltätige Einrichtungen, für Schulen und für Kunst, seine Prachtliebe und der Siebenjährige Krieg stürzten das Land in fast unerträgliche Schuldenlast. In Delligsen schuf er die „Karlshütte", in Fürstenberg die berühmte Porzellanfabrik, in Braunschweig das Kollegium Karolinum, die jetzige Technische Hochschule, und das Herzogliche Museum. Das Volksschulwesen förderte er durch eine „Schulordnung", die den Schulzwang schärfer durchführte, und durch die Errichtung der Lehrerseminare in Wolfenbüttel und Braunschweig. Reformierten Pfälzern gewährte Herzog Karl einen Zufluchts- ort in Veltenhof. Nach Wolfenbüttel berief er (1770) zum Bibliothekar den Dichter Lessing. 1753 verlegte er seine Residenz nach Braunschweig. Sein jüngster Sohn Leopold fand bei einem Versuche, Mitmenschen aus den Fluten der Oder bei Frankfurt zu retten, den Tod. (Denkmal, Leopold-Stiftung.) Karls Tochter Anna Amalie vermählte sich mit dem Herzog von Sachsen- Weimar. Sie war die Freundin Herders und Goethes, ihr Sohn Karl August der Freund Goethes. 19. Herzog Ferdinand. Von Herzog Karls fünf Brüdern kämpften drei in preußischen Heeren. Zwei starben den Heldentod, ein dritter, Ferdinand, war einer der ersten Feldherren seiner Zeit und wurde im Siebenjährigen Kriege zum „Schützer des deutschen Westens", denn die Franzosen besiegte er glänzend bei Krefeld und bei Minden.

9. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 42

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 42 - Gruft ruhen 28 Mitglieder des Herzogshauses aus dem 17. und 18. Jahrhundert. In der Nähe ist das Landeshauptarchiv mit 20000 Urkunden des Herzoglichen Hauses, der Klöster, der Behörden, der Gemeinden und vieler Familien. — Früher durchzogen die Stadt viele Okerarme und Gräben, die mit malerischen Hinterhäusern be- setzt waren. Wegen entfernter Ähnlichkeit mit Venedig wird ein Stadt- teil Klein-Venedig genannt. Aus dem frischen Grün der die Stadt im Osten und Süd-Osten umgebenden herrlichen Wallanlagen lugen Lehrerseminar, Gymnasium, Bürgerschule, Stadttheater und Kasernen für die 1. Abteilung des Artillerieregiments Nr. 46 hervor. Sorg- fältig werden die Ländereien mit Gartenfrüchten bebaut, die von den Gärtnern meist nach Vraunschweig und nach dem Harze verkauft werden. Bezeichnend wird Wolfenbüttel wegen seiner vielen guten Vildungsanstalten eine Schulstadt genannt. Eine israelitische Schule, die Samsonschule, erhebt sich dicht am vielbesuchten Lechlumer Holz, das nach dem früheren Dorfe Lechede seinen Namen trägt. Hier war einst für die Herzogin Antoinette Amalie ein Lustschloß erbaut, - da- her der Name Antoineüenruh. 7. An verschwundene Pracht erinnert auch das östlich vom Lech- lumer Holz gelegene Dorf Salzdahlum (Dahlum Talheim), das nach einer jetzt eingeganzenen Saline seinen Namen hat. Hier hatte gegen Ende des 17. Jahrhunderts Herzog Ulrich, „der Dichter auf braunschweigischem Thron", im französischen Stil ein großartiges Lust- schloß in einem mit Wasserkünsten, Grotten und Standbildern ge- schmückten Park' erbauen lassen. In der Kapelle wurde Friedrich Ii. der Große mit Prinzessin Elisabeth Christine getraut. Wertvolle Gemälde aus der Galerie wurden von den Franzosen geraubt oder kamen nach Braunschweig- das Schloß wurde 1813 niedergerissen. V. Die Haupt- und Residenzstadt Braunschweig. Bronseroik, du leiwe Stadt Vor veel dusend Städten! 1. Allgemeines. Zweierlei hat Braunschweigs Blüte und Macht im Mittelalter begründet: es war der Kreuzpunkt wichtiger Haadelslinien und nahm in der mächtigen Hansa eine bedeutsame Stelle ein. Auf dem jetzigen Kohlmarkte kreuzten sich die wichtige Straße von Kän und Hildesheim nach Magdeburg und die nicht minder bedeutende von Frankfurt a. M. nach Lüneburg und von da nach Hamburg und Lübeck. Ferner lag wenig unterhalb der Burg, an der Kaiserstraße, die Stelle, bis zu der die Lastschiffe von der Weser und Aller Hernie Oker hinauffahren konnten, w£_alsa alle Waren vom Schiff auf die Achse und umgekehrt von der Achse auf das Schiff umgeladen oder für das Umladen aufgestapelt werden mußten. Die Stadt zählte 1910 über 143000 Einwohner. 1660 hatte sie 15 000 Einwohner, 1770: 23 000, 1830: 23 000, 1880: 75000,

10. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 52

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 52 - seits des Wilhelmitors scharf nördlich und vereinigt sich nördlich von Löbbeckes Insel mit dem östlichen Umflutgraben. Dieser sendet bei Hollands Garten einen Iweigarm, der von dem mit schönem Siegesdenkmal geschmückten Siegesplatze ab nördlich nach der Stadt ziehend, sich alsbald in den Burgmühlen- und Wendenmühlengraben teilt und nahe vor der Vereinigung der beiden Umflutgraben mündet. Diese jetzt meist unterirdisch ziehenden Arme waren zur Zeit Hein- richs des Löwen das Hauptbett der Oker. Da die Oker ursprüng- lich von Süden nach Norden mitten durch die Stadt floß und an beiden Seiten von Vruchniederungen umgeben war, die erst ganz all- mählich in Baugrund verwandelt werden konnten, so ziehen die alten Hauptverkehrsstraßen fast sämtlich von Süden nach Norden, und nur wenige an Stelle alter Dammwege angelegte Straßen vermitteln den Verkehr zwischen den am West- und Ostufer der Oker gelegenen Stadtteilen. Besuchen wir nun den um 1800 durch Herzog Karl Wil- Helm Ferdinand geschaffenen, 5v2 km langen herrlichen Wall, den mächtige alte Kastanien und Platanen schmücken, und zwar zunächst in westlicher Richtung vom Bahnhofe aus! Der an Stelle des alten Cyriakusstifts erbaute Hauptbahnhof hat nach Westen eine Rotunde mit 12 korinthischen Säulen und gewölbter Kuppel, nach Norden einen Triumphbogen. Ihm gegenüber erheben sich große Bankhäuser, wie die Reichsbankstelle und die Braunschweigische Bank und Kreditanstalt. Zwei Brücken führen zum Friedrich Wilhelm-Platz. Vom Gieselerwall führt das Wilhelmitor in das Fabrikviertel der Stadt und nach dem Westbahnhofe der Landesbahn. Aus dem Hohentore geht's nach Broitzem. Zwischen dem Hohe- und Petritor erblickt man jenseits des Umflutgrabens das städtische Krankenhaus nebst Pflegehaus und Kinderheim. Am Petritor erinnert die Fried- rich Wilhelms-Eiche daran, daß der Herzog inmitten seiner Krieger in der Nacht zum 1. August vor dem Treffen bei Olper hier auf Stroh gelagert hat. Nördlich führt die Eellerstraße am Herzoglichen Krankenhause vorbei nach Olper- hier bezeichnet ein Denkmal die Stelle, wo dem Herzog sein Pferd unter dem Leibe erschossen wurde. Nordwestlich liegt Watenbüttel, der Geburtsort Hans Jürgens, dem man die Erfindung des Spinnrades zuschreibt- westlich davon Bortfeld, von dessen Bewohnern noch manche in alter sächsischer Tracht einhergehen- nördlich (bei Steinhof) sind die Braunschweiger Rieselfelder (8 km von der Stadt entfernt), welche die Abwässer der Hauptstadt aufnehmen- östlich liegt Veltenhof, dessen reformierte Bewohner Nachkommen jener Pfälzer sind, welche Herzog Karl l. zur Förderung des Tabak- und Weinbaues hier angesiedelt hat. Vom Petritor führt der Inselwall an Löbbeckes Insel und Garten vorbei nach dem Gaußdenkmal und Gaußberg, die an den König der Mathematiker erinnern, dessen Geburtshaus in der Nähe (Wilhelmstraße 30) ist. Bei dem Gaußberge befindet sich das Wenden- wehr, das zusammen mit dem Petriwehr die Oker in den beiden
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