§ 10. Mittelholstein.
35
Kiel hat einen lebhaften Schiffs- und Handelsverkehr, besonders mit den
nordischen Staaten. Durch den Kaiser-lvilhelm-Kanal ist die Lage der Stadt
noch bedeutend günstiger geworden, Mt den größeren Ostseehäfen steht Kiel
in regelmäßiger Dampfschiffsverbindung.
Kiel gehört zu den wichtigsten Zischereiplätzen der Ostseeküste,- doch ist in
dem von Kriegs- und Handelsschiffen belebten Hafen kein Raum mehr für die
Beschäftigung der Zischer. Das Zischerdorf Ellerbek hat der Kaiserlichen Werft
weichen müssen- seine Bewohner haben sich am Eingang der Zörde neu an-
gesiedelt. Oer Zischhandel Kiels blüht aber weiter. Berühmt sind Kieler
Sprotten und Bücklinge. Die „echten" Kieler Bücklinge, die irt fremden Städten
angeboten werden, stammen meistens aus Eckernförde.
In Kiel ist eine Universität, die von über 2000 Studenten besucht wird.
Mit der Universität sind wichtige Anstalten verbunden, so ein botanischer Garten,
Museen für Altertümer, für Zoologie und Mineralogie und die akademischen
Heilanstalten, verunglückte und Schwerkranke der ganzen Provinz eilen hierher,
um Heilung zu suchen.
In Kiel haben viele wichtige Behörden ihren Sitz,- hier ist das Oberlandes-
gericht und ein Landgericht, die Oberpostdirektion, die Landesbrandkasse, das
Landesversicherungsamt und das Konsistorium. Die Stadt ist auch reich
an Denkmälern und schönen freien Plätzen. Besonders reizend ist Düstern-
brook.
Die Ortschaften in der Umgegend von Kiel wachsen schnell an. Ein ganzer
Kranz früherer Dörfer ist erst vor wenigen Iahren mit Kiel vereinigt worden.
Aber immer weiter greift der Einfluß von Kiel, und Dörfer, deren Namen vor
wenigen Iahren noch fast unbekannt waren, haben ein städtisches Gewand
erhalten, so Dietrichsdorf-Neumühlen, Altheikendorf, Laboe, Holtenau, Friedrichs-
ort. Der letztere Ort ist eine wichtige Zestung am Eingang zum Kieler
Hafen.
Kiel hat einen großen Fremdenverkehr. Arn stärksten ist er in der so-
genannten Kieler Woche, wenn hier Iachten aus aller Herren Länder in #n-
Wesenheit des Kaisers Wettfahrten abhalten.
Zusammenfassung: Mittelholstein liegt zwischen Lider und Stör mit Bramau,
zwischen dem Naiser-Wilhelm-Nanal im Westen und der Wasserscheide zwischen
Lider und Schwentine im Osten. Weite Gebiete der Landschaft sind eben, sandig
und unfruchtbar. An der Lider sind große Sumpf- und Moorgebiete. Doch gibt
es auch recht fruchtbare Teile, besonders da, wo Höhenzüge das Land durchziehen,
ver nördliche Teil wird nach der Lider, der südliche nach der Stör entwässert.
An den zahlreichen Auen und Bächen sind gute Wiesen und weiden. Darum blüht
die Viehzucht. Die Landschaft liefert gute Pferde, schwere, milchreiche Rinder,
Jungvieh für die Marschen und außerordentlich viele Schweine, ver Nornbau
liefert im vergleich zur Bodenfruchtbarkeit zwar reiche Erträge, doch mutz Futter-
koru zugekauft werden, vie großen Heiden werden urbar gemacht, vie wichtigsten
Orte sind Rendsburg, Itzehoe, Nellinghusen, Neumünster, Segeberg und Kiel.
In Neumünster, Niel, Rendsburg und Itzehoe ist viel Industrie. Neumüuster ist
der wichtigste Lisenbahnknoten. Niel ist Reichskriegshafen. Dort sind große
Schiffswerften und die Landesuniversität. Mittelholstein ist trotz der unfrucht-
baren Heide- und Moorflächen schon recht dicht bevölkert.
3*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Ortsnamen: Ellerbek Kiel Kiel Kiel Kiel Altheikendorf Laboe Holtenau Kieler
Hafen Rendsburg Itzehoe Segeberg Kiel Rendsburg Itzehoe
Xi. Staatliche Einrichtungen.
53
ausschuß. Glieder des Kreises sind die Städte und die Amtsbezirke, zu denen
mehrere Gemeinden oder Gutsbezirke vereinigt sind. Als Organe der Kommunal-
Verwaltung fungieren in den Landgemeinden der Gemeindevorsteher und die
Gemeindevertretung, in den Städten der Magistrat, bestehend aus Bürger-
meister und Stadträten, und die Stadtverordneten. Die Polizeiverwaltnng
ruht in den Städten in den Händen der Bürgermeister (Polizeiverwalter), in
Kiel ist ein Teil derselben der Königl. Polizeidirektion, mit dem Königl.
Polizeipräsidenten an der Spitze, übertragen, auf dem Lande wird sie von dem
Amtsvorsteher ausgeübt.
Die Rechtspflege wird gehandhabt von 68 Amtsgerichten (mit Schöffen-
gerichten), 3 Landgerichten (mit Schwurgerichten) in Kiel, Altona und Flens-
bürg und dem Oberlandesgericht in Kiel. Reichsgericht in Leipzig.
Unterrichtswesen:
Die im Jahre 1665 gegründete Christian Albrechts-Universität in Kiel
steht unter dem Ministerium und zählte im Winterhalbjahr 1903/09: 124 Dozenten
und 1149 Studierende, im Sommerhalbjahr 1909: 1583 Studierende, darunter
13 Frauen.
Die höheren Schulen stehen unter Aufsicht des Provinzial - Schul-
kollegiums in Schleswig, dessen Vorsitzender der Oberpräsident ist.
Es sind 13 Gymnasien, von denen 3 mit einem Realgymnasium, 1 mit
einer Oberrealschule, 3 mit einer Realschule verbunden sind; ferner 4 Reform-
realgymnafien, davon 3 mit einer Realschule verbunden, 7 Oberrealschulen,
5 Realschulen, 8 Höhere Mädchenschulen, davon 3 verbunden mit einem
Lehrerinnenseminar. Das Volksschulwesen steht unter der Königlichen
Regierung (Abteilung für Kirchen- und Schulwesen) zu Schleswig. 7 Lehrer-
semiuare, 5 Lehrerinnenseminare, 7 Präparandenanstalten. Die
Mittel- und Volksschulen stehen unter Aufsicht der Lokal- und Kreis-Schul-
inspektoren.
Fachschulen mannigfacher Art: Kadettenanstalt in Plön, 3 Navigations-
schulen, 7 Landwirtschaftsschulen, technische Schulen für Hochbau, Tief-
bau, Holzschnitzerei, Maschinenbaufach u. a. Außerdem: Taubstummen-
anstalt, Blindenanstalt, Jdiotenanstalt.
Kirchenwesen.
Die oberste geistliche Behörde für die evangelische lutherische Landes-
kirche ist das Konsistorium in Kiel; je ein Generalsuperintendent für
Schleswig mit Fehmarn und für Holstein. Die Generalfuperiutendentur
Schleswig umfaßt 14 Probsteien, die für Holstein 13 und die Superiuteudentur
Lauenburg. An der Spitze der Probstei der Kirchenprobst. Es gibt rund 450 Kirchen,
von denen 3/5 auf Schleswig fallen. Die Organe der Selbstverwaltung sind für die
Gemeinde der Kirchen vorstand und das Kirchenkollegium, für die Probstei die Probstei-
synode, für die Provinz die Provinzialsynode.
Die Katholiken werden zum Bistum Osnabrück gerechnet.
Die Truppen Schleswig-Holsteins, der beiden Mecklenburg und der
3 Hansestädte bilden das 9. Armeekorps. Generalkommando in Altona.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl]]
Vii. Staatliches und Sonstiges.
71
Die Verfassung ist republikanisch. Die Staatsgewalt steht dem Senat
und der Bürgerschaft gemeinsam zu. Der Senat besteht aus 14 auf Lebenszeit
gewählten Mitgliedern, von denen 8 dem Gelehrtenstande (darunter mindestens
6 Juristen) angehören und 6 Nichtgelehrte, darunter wenigstens 5 Kaufleute, seiu
müssen. Der Bürgermeister ist der Vorsitzende des Senats und wird von: Senat
auf 2 Jahre gewählt. Der Senat vertritt den Staat nach außen und übt im Innern
die vollziehende Gewalt aus.
Die Bürgerschaft besteht aus 120 auf 6 Jahre gewählten Mitgliedern und er-
gänzt sich alle 2 Jahre zum dritteu Teil. Ihr steht die Mitwirkung bei der Gesetz-
gebung und den finanziellen Angelegenheiten zu. Bürgerausschuß von 30 Bürger-
schastsmitgliedern. Das Staatsbudget belief sich in ordentlichen Einnahmen und
Ausgaben int Jahre 1907 auf je 8 860 000 Mark. Von den Ausgaben fielen über
2 Mill. Mark auf die Staatsschuld, 1,4 Mill. Mark auf die Schulen.
Die Landesfarben sind Weiß und Rot. Das Wappen ist der doppelköpfige
Adler mit weiß und rotem Schilde auf der Brust.
Lübeck ist Sitz eines Amtsgerichts und eines Landgerichts. Zu dem Bezirk
des Landgerichts gehört auch das Fürstentum Lübeck. Das Oberlandesgericht,
welches Lübeck, Hamburg und Bremen umfaßt, hat seinen Sitz in Hamburg.
Für die evangelisch - lutherische Kirche ist die oberste Behörde der Kirchen-
rat, deu Vorsitz führt der Bürgermeister. Im Stadtgebiet 8 Kirchengemeinden:
St. Marien. St. Jakobi, St. Petri, St. Ägidien, Don?, St. Lorenz, St. Matthäi,
St. Gertrud.
Für das Schulwesen ist die oberste Behörde die Oberschulbehörde.
Schulen: Katharineum (Gymnasium mit Realgymnasium), Johannenm
(Reformrealgymnasium mit Realschule), Realschule zum Dom, von Groß-
heimsche Privat-Realschnle; Ernestinenschule (Höhere Mädchenschule mit
Lehrerinnen-Seminar) und private Höhere Mädchenschulen; Lehrer-Se-
minar; Bau gewerkschule; Gewerbeschule; Navigationsschule; 2 Kuaben-
und 2 Mädchenmittelschulen und 27 Volksschulen in den? Stadtgebiet.
Außerdem sind zu nennen:
Stadtbibliothek, Öffentliche Bücher- und Lesehalle, Museum (Abb. 29)
undmehrerewohltätigkeitsanstalten: Allgemeines Krankenhaus, Irrenanstalt,
Waisenhaus, Heilige-Geist-Hospital, St.-Johannis-Jnngfrauen-Kloster, Burgkloster
u. a. Krankenhaus und Irrenanstalt sind Staatsanstalten, die anderen beruhen
auf Stiftungen.
Die Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, ge-
gründet 1789, besitzt und verwaltet eine Spar- und Anleihekasse, das Museum am
Dom, enthaltend kuust- und kulturgeschichtliche, naturgeschichtliche Sammlungen,
Gemäldegalerie, Gewerbe-, Völker- und Handelsmuseum, serner die Frauen-
gewerbeschule, Kleiukinderschnlen, die Herberge zur Heimat, Volksküche und
anderes.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Lorenz Matthäi Gertrud
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Bremen Hamburg Petri Johannenm Heilige-Geist-Hospital St.-Johannis-Jnngfrauen-Kloster
f. Dirts Sammlung von cleutlcben Lancleskunclen
zunäcbft zur Ergänzung der Cebrbücber von S. von Seydlttz
Landeskunde der Provinz
Schleswig-Holstein und
der Freien und Hansestadt
Lübeck mit ihrem Gebiete
Dritte Auflage
der Landeskunde der Provinz Schleswig-
Holstein von Professor Dr. O. Scholz,
völlig neu bearbeitet und durch die
Landeskunde Lübecks erweitert
von
Professor O. Doormann
Oberlehrer am Kgl. Gymnasium in Kiel
Mit 33 Karten, Figuren und Abbildungen
Ferdinand Hirt
Königliche Universität?- und Verlagsbuchhandlung
Breslau 1910
&xemipiav
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Scholz Doormann Ferdinand_Hirt Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Hansestadt
Lübeck Kiel Breslau
Staatliche Einrichtungen.
31
Viii. Staatliche Einrichtungen.
а. Seit 1867 ist in Schleswig-Holstein die (im Jahre 1850 vom König Friedrich
Wilhelm Iv. verliehene) preußische Verfassung eingeführt; seit demselben Jahre
gilt außerdem für Preußen die Verfassung des Norddeutschen Bundes, welche 1871
zu derjenigen des Deutschen Reiches erweitert worden ist.
In das Herrenhaus entsendet Schleswig-Holstein 9 zum Teil vom Könige be-
rufene Mitglieder, in das Abgeordnetenhaus alle 5 Jahre 19 von Wahlmännern
gewählte Abgeordnete, in den Deutschen Reichstag endlich 19 Abgeordnete, von
denen jeder auf rund 199 999 E. nach dem allgemeinen Stimmrechte für 5 Jähre ge-
wählt wird.
d. Die staatliche Leitung liegt in den Händen des Königl. Oberpräsi-
denten und derkönigl. Regierung in Schleswig. Außer den 3 Stadtkreisen
(Flensburg, Kiel, Altona) enthält die Provinz Schleswig-Holstein oder der Regierungs-
bezirk Schleswig noch 20 Landkreise. An der Spitze der Kreise stehen die Land-
räte, deren Sitz sich in denjenigen Orten befindet, die in der Ortschaftskunde (vergl.
Kap. Vi!) an erster Stelle aufgeführt sind. Das Landratsamt des Landkreises Flens-
bürg befindet sich in Flensburg.
c. Mancherlei innere Angelegenheiten sind nicht den königlichen Behörden überlassen,
sondern den Provinzial ständen, die sich auf dem Proviuziallandtage in
Schleswig versammeln. Die Oberaufsicht über die ständische Verwaltung führt der
Oberpräsident, die Verhandlungen leitet der Landtags-Marfchall. Aufgaben des
Provinziallandtages sind: Die Verwaltung der Landeskultur-Rentenbank, des Landarmen-
wesens, des Landesbrandwesens, der Wegebauten, die Fürsorge für die Erziehung ver-
wahrloster Kinder u. a. m. Zu seiner ständigen Vertretung wählt der Landtag den
Provinzialausschuß und den Landesdirektor. Lauenburg hat seine besondere
ständische Vertretung.
d. Die Rechtspflege wird gehandhabt von 70 Amtsgerichten (vergl. die
Tabelle in Kap. Ix!) mit Schöffengerichten für leichtere Fälle, 3 Landgerichten (mit
Schwurgerichten) zu Flensburg, Kiel und Altona und dem Oberlandesgerichte in
Kiel. Reichsgericht in Leipzig.
б. Das wohlgepflegte Unterrichtswesen wird von dem Köngl. Provinzial-
Schulkollegium und der Königl. Regierung (Abteilung für Kirchen- und Schul-
wesen) zu Schleswig geleitet. 12 Gymnasien, 3 Realgymnasien, 1 Oberrealschule,
1 Progymnasium, 10 Realgymnasien, 2 Realschulen, 5 Höhere Töchterschulen. 6 Lehrer-
seminare und 1 Lehrerinnenseminar, 3 Präparandenanstalten. Die Mittel- und Volks-
schulen stehen unter der Aufsicht der Lokal- und Kreis - Schulinspektoren. In Bezug auf
Fachschulen vergl. die Ortschaftskunde!
Die im Jahre 1665 gestiftete Christian-Albrechts-Universität in Kiel ent-
hält 4 Fakultäten, hat gegen 90 Lehrer und wird durchschnittlich von 5—600 Studie-
renden besucht.
f. Die Truppen Schleswig-Holsteins, der beiden Mecklenburg und der drei
Freien Städte Hamburg, Bremen und Lübeck bilden das 9. Armeekorps. Garni-
f onstädte, namentlich für Truppenteile der 18. Division sind: Hadersleben, Sonder-
bürg, Flensburg, Schleswig, Kiel, Neumünster, Rendsburg, Itzehoe, Wandsbeck, Altona
und Ratzeburg. Die Seetruppen liegen in Kiel und Friedrichsort.
Die Farben Schleswigs sind Blau und Weiß, die Holsteins Rot und Weiß, die
Farben Schleswig-Holsteins Blau-Weiß-Rot.
Das Hauptzeichen des Wappens bilden für Schleswig zwei blaue Löwen, für Hol-
stein ein silbernes Nesselblatt auf rotem Grunde, für Schleswig-Holstein zwei Löwen und
ein Nesselblatt. Ditmarschen führt im Wappen das Zeichen eines Reiters, Stormarn
einen Schwan. Lauenburg einen Pferdekopf auf rotem Grunde und Wagrien einen
Ochsenkopf.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Schleswig Flensburg Kiel Altona Flensburg Schleswig Lauenburg Flensburg Kiel Altona Kiel Leipzig Kiel Schleswig-Holsteins Bremen Flensburg Schleswig Kiel Rendsburg Itzehoe Altona Ratzeburg Kiel Schleswig-Holsteins Schleswig-Holstein Stormarn Lauenburg
26
Landeskunde der Provinz Schleswig-Holstein.
gelegen und im O. mit der hamburgischen Vorstadt St. Pauli eng zusammen-
hängend, 143249 E.
Seit dem 1. Juli 1889 ist die ehemalige Stadt Ottensen (als Stadtbezirk
Ottensen) mit Altona vereinigt; seit dem 1. April 1890 sind auch die Dörfer Bahren-
feld, Oevelgönne und Othmarschen (als Vororte) eingemeindet. Den höchsten
Teil des Bergrückens nimmt die „Palmaille", die schönste Straße der Stadt, ein
breiter, mit hohen Bäumen bepflanzter Fußweg, an dessen beiden Seiten Fahrstraßen
liegen, und ihre w. Fortsetzung, die Klopstockstraße, ein. Letztere führt an dem Grabe Klop -
stocks auf dem alten Ottensener Kirchhofe vorbei nach der Flottbeker Chaussee
(vergl. Kreis Pinneberg!). An der Stelle, wo jetzt das Wirtshaus „Karlsruhe" steht,
starb der bei Jena schwer verwundete Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig.
Größte Stadt und erster Industrie- und Seehandelsplatz der ganzen
Provinz; besonders stark ist die Fabrikthätigkeit im Stadtbezirk Ottensen und im Vor-
orte Bahrenfeld entwickelt. Obenan stehen die Eisenindustrie (Kessel und Maschinen
aller Art) und die Zigarrenfabrikation, dann Glas und Glaswaren, Papier und Papier-
waren, Möbel, Rohholz- und Goldleisten, Wagen, Fässer, Wollstoffe, Schuhwaren, Segel,
Hüte, Mühlensabrikate, Margarine, Zucker und Zuckerwaren, geräucherte Fische u. a. m.
Die Kaianlagen an der Elbe sind durch einen Tunnel, der unter der Palmaille auf-
wärts führt, mit dem Hauptbahnhofe verbunden. Reederei unbedeutend, ebenso Schiffs-
bau, aber im Schiffsverkehr in der Provinz nur von Kiel übertroffen. Ein großer Teil
der Ein- und Ausfuhr geht über Hamburg. Die Haupthandelsartikel sind: Getreide und
andere Erzeugnisse des Landbaus, serner Mühlenfabrikate, Petroleum, Salz, Bau- und
Brennmaterialien (Nutzholz, Cement, Steinkohlen), Erzeugnisse der einheimischen In-
dustrie u. a m.
Generalkommando. Provinzialsteuerdirektion. Eisenbahndirek-
t ion. Kunst- und Gewerbehalle in der srüheren Heiligengeistkirche. Museum sür Völker-
künde und Naturwissenschaft in der Palmaille. 5 lutherische, 2 katholische, 1 reformierte
und l mennonitifche Kirche, Bethäuser der Brüdergemeinde und der Baptisten, 2 Syna-
gogen. Gymnasium, Realgymnasium, 2 Realschulen (eine mit dem Realgymnasium ver-
bunden). Höhere Töchterschule. Navigationsschule.
E. Die Marschkreise Holsteins.
Die Kreise Norderditmarschen, Süderditmarsch en und Stein-
bürg haben im O. bez. N.o. Anteil am Heide- und moorreichen Mittel-
streifen, besitzen dafür aber an der Nordsee, an der Eider, Elbe und Stör
schönes und äußerst fruchtbares Marschland.
Der Haupterwerbszweig ist auch in diesen Kreisen die Landwirtschaft, nament-
lich gilt dies für Norder- und Süderditmarfchen, in Steinburg aber spielt auch In du-
strie, Handel und Schiffahrt eine nicht unbedeutende Rolle.
1. Kreis Norderditmarschen.
Heide, an der großen Marschbahn, s.ö. von Tönning gelegen und
mit diesem sowie mit Wesselburen-Büsum durch eine Eisenbahn verbunden,
7444 E.
Auf dem quadratförmigen Marktplatze findet des Sonnabends ein bedeutender
Markt statt, der aus ganz Ditmarschen besucht wird. Zuletzt Hauptort des Freistaates.
„Die letzte Fehde" (1559).
Wesselburen, w. von Heide, 2693 E., Zuckerfabrik.
Büsum, an der S.-Spitze des halbinselartigen Vorsprunges von Norderditmarschen,
899 E., Seebad. Lohnender Krabbenfang.
Außerdem sind zu erwähnen die großen Kirchdörfer Lunden, an der Marschbahn,
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Wilhelm_Ferdinand_von_Braunschweig Karl Wilhelm Ferdinand
Ortschaftskunde. 17
Augustenburg, etwa 7 km n.ö. von Sonderburg, 004 E.
Der Ort liegt am Ende eines tiefen Einschnittes, den die Alsener Föhrde in
die Insel Alsen macht, an der Bucht von Augustenburg. Schloß. Seebad. Lehrerinnen-
seminar.
Norburg, im n. Teile der Insel gelegen, 1047 E.
Schloß. Schiffahrt. Der ganze Kreis Sonderburg hat viele landschaftliche Schön-
heiten aufzuweisen und ist reich an Ziegeleien und Meiereien.
4. Der Stadtkreis Flensburg umfaßt nur die Stadt Flensburg.
Flensburg, malerisch am S.-Ende des geräumigen Hafens gelegen,
fast auf allen Seiten von Bergen eingeschlossen, 36 873 E. Dritte Stadt
der Provinz in Bezug auf Einwohnerzahl, Industrie und Handel.
In Flensburg mündet die Bahn von Lübeck über Kiel in die große S.n.-Bahn.
Großartige Schiffswerft (gegen 1000 Arbeiter). Die Handelsflotte verfügt über
5t Dampfer und 9 Segelschiffe (30 270 Tonnen). Bedeutende Reismühle, die den Reis
unmittelbar aus Ostindien einführt (allein in diesem Frühjahr gegen 100 000 Sack).
Palmkernölmühle. Zwei größere Brauereien. Aussuhr-Schlachterei. Margarine-, Tuch-,
Zündholz-, Papier- und Hnsnagel-Fabriken. Glashütte. Ziegeleien. Eisengießereien und
Maschinenfabriken.
4 evangelische und eine katholische Kirche. Gymnasium und Realgymnasium unter
derselben Leitung. Höhere Töchterschule. Navigationsschule. Landwirtschaftliche Schule.
Handelslehranstalt. Abgesehen von einigen älteren Leuten, von eingewanderten Gesellen
.'und Arbeitern, die noch dänisch sprechen, ist die Bevölkerung ganz überwiegend deutsch.
5. Landkreis Flensburg.
Glücksburg, 8 km n.ö. von Flensburg, 981 E.
Der freundliche Ort zieht sich in langer Straße s. und ö, um das in dem von
Buchen umkränzten Schloßteiche gelegene Schloß herum und ist durch das prächtige Gehölz
von dem eigentlichen Seebade getrennt. Land-, Obst- und Gemüsebau. Fischerei gering
(nur Angelfischerei).
Harrislee, ein großes Dorf, w. von Flensburg, 840 E., macht einen sauberen
und anmutigen Eindruck. 3 größere Ziegeleien.
Krnsau, ein kleines Dorf, mit einer Kupfer- und Messingfabrik (Aellowmetall zu
Schiffsbeschlägen). Die 'Kirchdörfer Bau, n. von Harrislee, und Översee, s. von
Flensburg an der Straße nach Schleswig gelegen, sind aus der Geschichte bekannt (vgl.
Kap. V, 7!).
6. Kreis Schleswig.
Schleswig zieht sich in herrlicher Lage in einer langen Straße um
das W.-Ende der Schlei und besteht aus den Stadtteilen Friedrichsberg, Loll-
fuß, Altstadt und Holm.
Als Hauptstadt der gesamten Provinz ist Schleswig der Sitz des Königl.
Oberpräsidiums. 15134 E.
Möwenberg. Schloß Gottorp. Reederei. Fischfang, durch die Fischerzunft auf
dem Holm betrieben, etwa 100 Familien. Erzeugnisse der Industrie: Leder, Dachpappe,
Möbel, Eisenwaren, Zigarren, Bier u, s. w. Irren-, Taubstummen-, Idioten-Anstalt.
Die schöne Domkirche mit dem Brüggemannschen Altarblatt und der Grabkammer der
Gottorper Herzöge. Gymnasium (Domschule), mit dem ein Realprogymnasium verbunden
ist. Privat-Lehrerinnenseminar. S. von der Stadt sind noch die Überreste des alten
Danwirkes zu erkennen.
Friedrichstadt, an der unteren Eider, wo die Treene mündet, 2351 E.
Die im Jahre 1620 von den aus Holland vertriebenen Remonstranten erbaute
Stadt zeichnet sich durch regelmäßige Bauart und große Reinlichkeit aus, wird von drei
Scholz, Landeskunde der Provinz Schleswig-Holstein. 2. Ausg. 2
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
239
richtung einer Universität zu Kiel, dnrch welche Christian Albrecht
seinen Namen denkwürdig gemacht hat. Schon 1641, im Geburtsjahre
Christian Albrechts, war ans dem Landtage von den damaligen Landesherren
Christian Iv. und Friedrich Iii. vorgeschlagen worden, eine Landesnniversität
zu errichten; die Stände hatten aber den Vorschlag zurückgewiesen, weil
es dem Lande an den nöthigen Mitteln fehle. Von jener Zeit her war der
Gedanke dem Herzog, der ihn znerst gefaßt hatte, nicht wieder ans dem
Sinn gekommen; er hatte aher in den traurigen Kriegsjahren keinen neuen
Versuch machen können. Aber vorbereitet hatte er die Gründung. Zunächst
hatte er sich an den Kaiser gewandt, um von ihm die Erlaubnis zur
Errichtung einer neuen Universität zu erlangen, und Ferdinand Iii. erfüllte
seinen Wunsch. Er gab am 26. April 1652 das Diplom, wodurch der
künftigen Universität diejenigen Rechte und Freiheiten ertheilt wurden, deren
sich die übrigen deutschen Universitäten erfreuten. Sodann bestimmte er
die Einkünfte einiger Köge, die damals zwischen Husum und Eiderstedt
eingedeicht waren, dazu, um die Kosten der neuen Universität aufzubringen.
Weiter aber kam Friedrich nicht mit seinem Lieblingsplan; die Aus-
führung desselben mußte er seinem Nachfolger überlassen. Christian Albrecht
legte denn auch bald Hand ans Werk und wurde darin von seinem Minister,
dem schon früher erwähnten Herrn von Kielmannsegge, auf das
Eifrigste unterstützt. Herr von Kielmannsegge war ein etwas eitler, stolzer
und ehrgeiziger Mann und mußte schon aus diesem Grunde ein Werk
befördern, das ihm einen Platz in der Geschichte unsers Landes sichern mußte.
Er war aber auch ein Feind Dänemarks, und daher war es ihm sehr angenehm,
daß für die schleswigholsteinische Jugend eine inländische Universität ge-
schaffen werde, damit sie nicht nöthig habe, sich etwa die Kunde des vater-
ländischen Rechtes aus Kopenhagen zu holen.
Christian Albrecht veränderte die Verfügung seines Vaters in Betreff
der Einkünfte der Universität. Die der Ueberschwemmnng ausgesetzten Köge
schienen ihm zu unsichere Einnahmequellen; er hob daher die bisherige
Klosterschule zu Bordesholm auf, und die Einkünfte derselben, sowie mehrere
Einkünfte ans friesischen Distrikten, wurden der Universität zugewiesen.
6000 Thaler jährlich waren das nnwiderrusliche Vermächtniß, das er der
neuen Universität schenkte, gleichsam die Mitgift seiner Tochter Christiana
Albertina, wie man die nene Anstalt nach ihrem freigebigen Gründer nannte.
Kiel ward zum Sitz der Universität bestimmt; neunzehn Lehrer wurden
berufen und der Tag der Einweihung auf den 5. Oetober 1665 festgesetzt.
Zwei Tage vor der Einweihung kam Christian Albrecht mit seinem
Bruder August Friedrich nach Kiel, von den Anwesenden anfs Feierlichste
empfangen. Alles, was sich in den Herzogthümern durch Stand, Rang und
Reichthum auszeichnete, war nach Kiel gekommen, um der Feierlichkeit
beizuwohnen und das Fest verschönern zu helfen.
In und vor dem Schlosse sammelten sich die Festgenossen. Vier
königliche und fünf fürstliche Räthe, achtundachtzig Edelleute, achtzig Geist-
liche, der Magistrat und die Bügerschaft von Kiel, hundertundzweiundsechszig
Studenten, meistens Ausländer, eine Menge Hofbediente und das Militair
bildeten den glänzenden Festzug, der sich vom Schlosse nach der Nieolaikirche
bewegte. Die Hauptperson war der Herr von Kielmannsegge, der heute
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Christian_Albrecht Albrecht Christian_Albrechts Albrechts Christian_Iv Friedrich_Iii Friedrich Ferdinand_Iii Ferdinand Friedrich Friedrich Christian_Albrecht Albrecht Christian_Albrecht Albrecht Christian_Albrecht Albrecht August Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Husum Kopenhagen Kiel Kiel Kiel Nieolaikirche
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
270
ermordet, und seine Gemahlin, die nordische Semiramis, bestieg als Katha-
rina Ii. den russischen Thron.
Die Thronumwälzung in Rußland befreite Friedrich V. von der drohen-
den Gefahr; denn Katharina rief das Heer zurück, und im August verließen
auch die Dänen ihre Stellung in Mecklenburg.
Um die Kosten der Kriegsrüstung bestreiten zu können, hatte Friedrich V.
vor dem Einmarsch in Mecklenburg Hamburg besetzt und sich' von dieser
Stadt 1 Million Speciesthaler geliehen; um dieselbe abzutragen, legte er
jetzt seinem Lande eine außerordentliche Steuer auf, die so verhaßte Kopf-
steuer, welche von jeder Person nach vollendetem zwölften Lebensjahre mit
einem Thaler Courant jährlich entrichtet wurde und welche nur eine vorüber-
gehende sein sollte. Da dem Fürsten nicht das Recht zustand, ohne Be-
willigung der Stände dem Lande neue Steuern aufzulegen, so protestirte die
Ritterschaft, aber vergebens. Die Steuer ward erhoben, und zwar nicht
vorübergehend, sondern über achtzig Jahre lang.
Peter Iii. hinterließ einen achtjährigen Sohn, Paul Petrowitsch,
und Holstein-Gottorf hatte also abermals das Unglück, unter einer vormund-
schaftlichen Negierung zu stehen. Natürlich hatte die Kaiserin großen
Einfluß auf die Verhältnisse des Landes, und da war es denn wenigstens ein
Glück, daß sie für Holstein eine besondere Vorliebe hatte. Ihre Mutter, die
Schwester des Königs Adolf Friedrich von Schweden, hatte auf dem Gute
Neudorf bei Lütjenburg gewohnt, und Katharina hatte hier die Tage ihrer
ersten Jugend verlebt. Dieser Vorliebe mag es auch zuzuschreiben sein, daß
sie das Schloß in Kiel durch den berühmten Baumeister Sonn in aus
Hamburg neu aufbauen ließ. Das Schloßgebäude war übrigens auch so
schadhaft, daß es ohne Lebensgefahr nicht mehr bewohnt werden konnte.
Auch die verfallene, -hundertjährige Universität ward neu erbaut und am
1. October 1768 durch den Bischof Friedrich August, der zugleich Statthalter
des Landes war, feierlich eingeweiht. Ein Observatorium, eine Reitbahn
wurden neu aufgebaut, aus der großfürstlichen Kammerkasse jährlich 2000
Thaler für die Universität bewilligt. Der Geheimrath Saldern, der bei der
Kaiserin in großer Gunst stand, war eifrig bemüht, die Verfassung des Landes
zu verbessern; er war es auch, der in Kopenhagen auswirkte, daß allen Schles-
wigholsteinern, die studirten, vorgeschrieben wurde, wenigstens zwei Jahre
die Kieler Universität zu besuchen (das sog. Biennium). Diese Verfügung
hat nicht bloß der Universität genützt, sondern auch dem Lande, das durch
dieselbe vor der Anstellung von Ausländern bewahrt wurde.
Das Geschäft des Austausches wurde von Katharina begünstigt, und
es kam ein vorläufiger Vertrag zu Stande, bevor der Großfürst Paul noch
mündig geworden war. Bei dem Abschluß dieses Vertrages vereinigten sich
auch beide Regierungen, auf ihre Ansprüche auf Hamburg zu verzichten.
Hamburg wurde als unmittelbare freie Reichsstadt anerkannt und brauchte
nun nicht ferner jährlich Bier, Wein und Eßwaaren nach Segeberg und
Gottorf zu liefern und beim Tode eines regierenden Landesherrn zu läuten.
So ganz billig war aber die Reichsfreiheit nicht. Die Millionen, welche
Hamburg vom König, und die Drittelmillion, welche es von der groß-
fürstlichen Regierung zu fordern hatte, mußten für den Schauenburger Hof
in Hamburg und für einige Elbinseln quittirt werden.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_V. Friedrich_V. Katharina August Friedrich_V. Friedrich_V. Peter_Iii Paul_Petrowitsch Königs_Adolf_Friedrich_von_Schweden Adolf Friedrich Katharina Friedrich_August Friedrich August Katharina
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
V
Entstehung der Vorbereitung auf die Unterrichtsstunde, und als ich mich
entschloß, sie drucken zu lassen, geschah es wieder in der Ueberzeugung,
meinen Collegen die mühsame Arbeit des Sammelns zu erleichtern.
Daß ich bei meiner Sammlung Manches wörtlich aus den vater-
ländischen Geschichtswerken entnommen habe, kann durchaus nicht be-
fremden. Ich bin nicht Geschichtsforscher und kann es nicht sein; ich
wollte nur sammeln, was in der Volksschule zu verwenden ist, und
habe es genommen, wo und zuweilen auch wie ich es fand. Es sind
also nicht von mir gezeichnete Bilder; ich habe sie nur gesammelt, auf-
gefrischt und eingerahmt. Wer sich übrigens die Mühe nehmen will,
meinen Quellen nachzuspüren und meine Bilder mit ihren Originalen
zu vergleichen, der lese die umstehenden Werke, aus denen ich fast aus-
schließlich geschöpft habe.
Daß ich den Bildern aus unserer Landesgeschichte eine Sammlung
von patriotischen Gedichten anhängte, wird gewiß Allen willkommen
ein; sie sind ein sehr wirksames Mittel, den Sinn für vaterländische
Geschichte zu wecken und den Unterricht in derselben zu beleben. Ich
bedaure nur, daß sie nicht reichhaltiger sein konnte, und möchte bei
dieser Gelegenheit an vaterländische Dichter die Bitte richten, die Zahl
derselben recht bald im Interesse der Jugend zu vermehren. An Stoff
dazu fehlt es in unserer Landesgeschichte nicht.
Mit dem herzlichsten Wunsche, daß die vorliegender: Bilder der:
Beifall meiner Collegen finden, auch von Nichtlehrern mit Lust betrachtet
werden mögen, übergebe ich dies Werk dem Publikum, um eine nach-
sichtige Beurtheilung bittend. Und wenn es mir gelingen sollte, durch
die Herausgabe desselben, Schule und Haus mit dem Studium unserer
Landesgeschichte zu befreunden und das schleswigholsteinische Volk zu
stärken in seinen Kämpfen und Leiden für seine politische Selbstständig-
keit, so wäre dieser Erfolg mein schönster Lohn.
Neustadt, im Juni 1865.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]