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ist Bernward bahnbrechend für die Kunst geworden. Zum ersten Male seit Jahr-
Hunderten ist in ihnen ein Werk entstanden, ans dem die dargestellten Personen
durch ihre Bewegungen und Gebärden lebhaft erzählen, nicht mehr blosz starr und
tot dastehen. Auch eine der schönsten Kirchen der Rnndbogen-Bauweise (romanisch),
die Michaeliskirche, verdankt diesem bedeutenden Manne ihre Entstehung; ihre Decke
trägt das größte (28 lj2 m laug und 8 lj2 m breit) und schönste Deckengemälde
dieser Zeit, welches den Stammbaum Jesu darstellt. Aus der Blütezeit des
Bürgertums im 15. und 16. Jahrhundert sind so viele und prächtige Holzbauten
erhalten (Knochenhaueramthaus), daß man Hildesheim der vielen altertümlichen
Bauten wegen das Nürnberg des Nordens genannt hat (47 000 Einwohner).
An der Stelle, wo die Leine aus dem Hügellande in die Ebene tritt, liegt
die Haupt- und Residenzstadt Hannover (280090 Einwohner). Der Name be-
deutet „hohes Ufer" (niederdeutsch hoen overe, die älteren Stadtteile liegen mehr
als 6 m über dem Flußbett der Leine). Schon zur Zeit Heinrichs des Löwen
Königl. Theater in Hannover.
war die Ansiedlung ein ansehnlicher Ort; 1451 wurde sie auch Mitglied der
Hansa. Hannover ist ein Kreuzuugspuukt großer Straßen aus den vier Welt-
gegendeu und war daher von jeher eine Stätte regen Verkehrslebens. Infolge des
30 jährigen Krieges, der auch hier mit Schrecken einkehrte, kam die Stadt sehr
zurück; Teuerung, Hunger und Senchen rafften fast -j3 der Einwohner hinweg.
Im Jahre 1636 wurde Hannover fürstliche Residenz. Seitdem blühte sie schnell
auf; selbst als Georg I. 1714 uach England zog, um deu dortigen Königsthron
zu besteigen, verminderte sich der Wohlstand der Stadt nicht. Ungleich schneller
aber wuchs sie an, als vom Jahre 1837 an die Verbindung mit England aufhörte
und König Ernst August hier wieder seinen Sitz nahm. Auch der Verlust des
königlichen Hofes im Jahre 1866 hemmte die Entwickelnug der Stadt nicht. Das
geht nicht bloß aus der raschen Bevölkerungszunahme, sondern auch daraus hervor.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Bernward Heinrichs Ernst August
Extrahierte Ortsnamen: Michaeliskirche Hildesheim Hannover Hannover England England
Kütfsßuch
für den
Gkschichlsililltnichl
in
Iräparanden-Anstakten und
Wttekschuken,
zugleich
den Geschichtsstoff der Volksschule in geeigneter Auswahl
und Form enthaltend,
von
c5. Koffmeyer, und W. Kering,
Vorsteher der König!. Praparanden- Lehrer am König!. Seminare
Anstalt
zu Aurich.
Zweiter Teil:
Mittlere und neue Geschichte bis 1648.
Preis 1 Mark.
Dritte verbesserte Auflage.
Hannover, 1883.
Helwingsche Verlagsbuchhandlung.
(Th. Mterzi nsky, Kgl. Hofbnchhcìndler.)
Schlägerstraße 20.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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200 Die Neuzeit.
™ den Bedanken, einige Kinder in Pflege und Erziehung zu nehmen.
Bald hatte er neun. Fromme und vermögende Leute hörten davon und sandten ihm reichliche Gaben, einer sogar 4500 Mark. Er kaufte ein Haus und als dies zu klein wurde, legte er 1698 den Grund zu dem berühmten' Bai-Iifchen Waisenhause. Oft war er in Verlegenheit, aber nie geriet die Arbeit ins Stocken; die reichlichste Unterstützung erhielt Francke vom Kurfürsten Friedrich. Außer diesem Waisenhause entstanden noch: eine Armenschule Bürgerschule, lateinische Schule, ein Pädagogium (Erziehungsanstalt für Söhne reicher Eltern), ein Seminar, besonders für Lehrer an höheren Schulen dazu eine Buchhandlung und Buchdruckerei und eine Apotheke. Freiherr von Canstein gab sein ganzes Vermögen her und verband mit der Anstalt eine Bibelanstalt zur Verbreitung billiger Bibeln unter die Armen. Als Francke 1727 starb, wurden seine Schulen von 2300 Kindern besucht, die von 180 Lehrern unterrichtet wurden.
e. Preußen wird ein Königreich. Seit dem Beginn seiner Regierung war es Friedrichs eifrigstes Bestreben gewesen, für sein Haus die Königskrone zu erwerben. Die äußere Veranlassung war wohl die unter den Fürsten damals herrschende eitle Rangsucht, die aus den Zusammenkünften der Fürsten oder ihrer Gesandten oft zu den heftigsten Streitigkeiten führte, und der Vorgang anderer Fürsten. Wilhelm von Oranien war König von England, der Kurfürst von Sachsen König von Polen geworden (S. 199); das viel kleinere Hannover hatte die (neunte) Kurwürde erhalten (1692), und sein Kurfürst hatte Aussicht, den englischen Thron zu besteigen. Auch war der Gedanke, Brandenburg zu einem Königreiche zu erheben, nicht neu. Schon dem großen Kürfürsten hatte Ludwig Xiv. einen dahingehenden Vorschlag gemacht; besaß doch Brandenburg viermal soviel Länder, als je zu einem Kurfürstentum gehörten, und gebot über eine königliche Kriegsmacht. Das Verlangen Friedrichs Iii. nach der Königs kröne entsprang aber nicht allein aus der Eitelkeit, sondern auch aus dem Bestreben, auf der Bahn der Erhebung feines Hauses einen Schritt weiter zu thun. Gerade jetzt war die Zeit günstig; der Kaiser bedurfte des Kurfürsten in dem eben ausgebrochenen spanischen Erbfolgekriege. Es kam daher 1700 zwischen dem Kurfürsten und dem Kaiser der sogenannte Kronvertrag zustande. Der Kurfürst versprach dem Kaiser, für den bevorstehenden Krieg 10000 Mann Hilfstruppen zu stellen; dagegen erklärte der Kaiser, daß er Friedrich „unverzögert als einen König in Preußen ehren, würdigen und erkennen, auch befördern wolle, daß dasselbe von anderen Mächten geschehe."
Der Kurfürst wollte nur die Zustimmung des Kaisers erlangen, er selber aber wollte sich zum Könige machen und krönen. Daß er sich zum Könige in Preußen, nicht von Brandenburg machen wollte, hat seinen Grund darin, daß er nur in Preußen unabhängig war. als Kurfürst von Brandenburg aber ein Angehöriger des Reiches blieb. Sofort nach Abschluß des Kronvertrages zeigte der Kurfürst in einem Rundschreiben allen europäischen Höfen sein Vorhaben an. Dann.
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Extrahierte Personennamen: Francke Friedrich Friedrich Francke Friedrichs Friedrichs Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Friedrichs Friedrich_„unverzögert Friedrich
202 Die Neuzeit.
Eugen führte die Österreicher, auf deren Seite auch die Engländer-unter dem General Marlborough (spr. Malböro) standen. Schon waren die Franzosen in mehreren Schlachten in Italien, am Rhein und in den Niederlanden geschlagen, als Kaiser Joseph I., der Sohn Leopolds I-, ohne männliche Erben starb. Sein Bruder Karl, der König von Spanien werden sollte, folgte ihm. Nun wollten die Verbündeten des Kaisers ihn nicht ferner unterstützen, daß er, der Erbe der österreichischen Länder, auch noch die spanische Krone erlange. England und Frankreich schlossen 1713 den Utrechter Frieden, dem auch Preußen und Holland beitraten.
In diesem Frieden wurde Ludwigs Xiv. Enkel Philipp als König von Spanien anerkannt; England erwarb Gibraltar; mit Österreich wurden die spanischen Niederlande, das Herzogtum Mailand, das Königreich Neapel und die Insel Sardinien vereinigt. Preußen erlangte, außer einer nochmaligen Anerkennung der Königswürde, die Oberherrschaft über Neufchatel (spr. Nöschatel) und Valengin (spr. Walanjäng) in der Schweiz. Beide gehörten zu der „oranischen Erbschaft". König Wilhelm Iii. von England war nämlich 1702 kinderlos gestorben, und Friedrich I. war sein Haupterbe. Zwar hatte Wilhelm einen entfernteren Verwandten als Erben eingesetzt; aber Friedrich griff rasch zu und besetzte Singen an der Ems und Mörs am linken Rheinufer. Neufchatel und Valengin sind dagegen nie dem preußischen Staate einverleibt worden. Durch Kauf erwarb Friedrich noch die Grafschaft Tecklenburg in Westfalen.
e. Die Akademie; Leibnitz; Sophie Charlotte. Die Pflege der Wissenschaft und Künste hielt Friedrich für eine seiner würdigsten Aufgaben. Außer einer Universität zu Halle gründete der König zu Berlin die Akademie der Wissenschaften, deren erster Präsident Leibnitz wurde. Ihre Aufgabe war die Sammlung und Erweiterung wissenschaftlicher Kenntnisse und deren Verbreitung durch faßliche Schriften, Pflege der deutschen Sprache und die Herausgabe eines Kalenders.1 Außer mehreren Lustschlössern ließ der König durch den berühmten Baumeister Schlüter in Berlin das Zeughaus und das Reiterstandbild des großen Kurfürsten errichten und erweiterte diese Stadt um die Friedrichsstadt. Musik und Dichtkunst fanden eine Gönnerin an der Königin Sophie Charlotte.
r) Von Cäsar (S. 67) war das^Jahr etwa 11 Minuten zu lang ange-nommen, infolgedessen war man im 16. Jahrhundert schon 10 Tage hinter der wirklichen Zeit zurück. Deshalb bestimmte Gregor Xiii. 1582, daß dem 4. Oktober gleich der 15. folgen solle. In Zukunft sollte, wie bisher, alle vier Jahre ein Tag eingeschaltet werden, doch sollten in je 400 Jahren drei Schalttage au& fallen, so daß 1600, 2000 rc. Schalttage blieben, aber nicht 1700, 1800, 1900, 2100 rc. Die evangelischen Länder widersetzten sich thörichterweise dieser vom Papste getroffenen Anordnung, bis sie 1700 ebenfalls diesen „gregorianischen Kalender" annahmen.
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Extrahierte Personennamen: Eugen Marlborough Joseph_I. Leopolds Karl Karl Ludwigs Philipp Philipp Wilhelm Friedrich_I. Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Leibnitz Sophie_Charlotte Friedrich Friedrich Leibnitz Sophie_Charlotte Cäsar Gregor_Xiii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rhein Niederlanden Leopolds Spanien England Frankreich Holland Ludwigs_Xiv Spanien England Mailand Neapel Sardinien Schweiz England Westfalen Berlin Berlin
ihillsbo»
für den
Geschlchtsuiiterricht
in
Wräparandenanstaklen
von
rl. Koffmeyer, und W. Kering,
«orsteher der Königl. Präparande»^ Lehrer am Sömgl. Seminar,
Anstatt,
.zu Aurich.
für internatiorals Schu^ychiorschung Braunschweig
Ferdinand Hirt,
Königliche Univevsitüts- und Berlags-Buchhandlnng.
Wreslau, 1892.
Alle Rechte vorbehalten.
Angekauft von der Aelwingschen Wersagssuchhandtung in Hannover'.
Inventarisiert unter Issl-Sb kl tz—
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Extrahierte Personennamen: W._Kering Ferdinand_Hirt Ferdinand
188 Die Neuzeit.
haft frommes Gemüt und wurde eine rechte Landesmutter. Ihr Gemahl schenkte ihr ein Landgut; auf demselben legte sie eine holländische Musterwirtschaft an, berief aus Holland Gärtner und Landwirte und zog fleißige Kolonisten ins Land. Der Ort erhielt von ihr den Namen Oranienburg. Luise Pflanzte auch die erste Kartoffel in der Mark und versetzte holländische Viehzucht in das Brandenburger Land. Sogar Schweizer ließen sich an den Ufern der Havel und Oder nieder. Aber nicht allein um Ackerbau und Viehzucht bekümmerte sich Luise, sondern noch eifriger um Unterricht und Erziehung der Jugend, um Armen- und Krankenpflege.
c. Hebung des Landes. Schon vor dem Abschluß des westfälischen Friedens hatte der junge Kurfürst manche Wunde wieder geheilt, welche der dreißigjährige Krieg der Mark geschlagen hatte; aber während seines ganzen Lebens war er unablässig für die Hebung des Landes thätig. Er verlangte von jedem Bauern, daß er bei seinem Hause einen Garten anlege, und keiner derselben sollte heiraten, wenn er vorher nicht wenigstens sechs Obstbäume gepfropft und sechs Eichbäume gepflanzt habe. Friedrich Wilhelm felber beschäftigte sich in seinen Erholungsstunden gern mit Gartenbau; er pfropfte und beschnitt wohl eigenhändig seine Obstbänme, fischte selber seine Karpfenteiche, begoß eigenhändig seine Blumen und hat den ersten Blumenkohl in den Marken gezogen. Die Domänengüter waren sonst durch Amtsschreiber verwaltet und die Erzeugnisse teils von dem Landesherrn verbraucht, teils zur Bezahlung der Staatsdiener verwandt. Friedrich Wilhelm änderte dies; die Staatsdiener wurden auf ein bestimmtes Jahrgehalt gesetzt und die Domänen verpachtet.
Ebenso thätig war er für die Hebung der Gewerbthätigkeit und des Handels. Verschiedene Fabriken, Webereien, Glasschleifereien, Tabaksfabriken, wurden angelegt. Schon 1650 richtete er Rehposten ein, die von Berlin aus durch das ganze Land den Verkehr vermittelten. Straßen wurden verbessert oder neu angelegt; die Oder wurde mit der Spree durch deu Friedrich-Wilhelms-Kanal verbunden. An der Ausführung dieses Unternehmens hatte der Kurfürst solche Freude, daß er in dem Kanale, als er vollendet war, öffentlich speiste, dann die Schleusen öffnen und ihn an demselben Tage mit einem aus Breslau kommenden Schiffe befahren ließ. Zur Hebung der Künste und Wissenschaften rief er eingegangene Schulen wieder ins Leben und legte neue an, beschenkte die Universität Frankfurt und gründete eine neue (reformierte) zu Duisburg. Auch legte er den Grund zu der königlichen Bibliothek zu Berlin. Maler, Bildhauer und Kupferstecher zog er an seinen Hos und ließ junge Brandenburger auf Reisen gehen.
Sein Hauptaugenmerk richtete Friedrich Wilhelm auf das Heer; bereits 1646 hatte er 8 000 Mann, und beim Kriege zwischen Schweden und Polen (1655) erschien er mit 26 000 Mann und
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Extrahierte Personennamen: Luise Luise Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Holland Oranienburg Berlin Breslau Duisburg Berlin Schweden Polen
Friedrich Iii. (I.) 199
bündeten sich die meisten europäischen Fürsten gegen Ludwig Xiv Friedrich Iii. eilte selber an den Rhein, besetzte Köln und vertrieb die Franzosen aus Bonn. Leider führten die übrigen Fürsten, insbesondere der Kaiser, den Krieg nicht mit demselben Eifer wie Friedrich: deshalb blieb Ludwig Xiv. ungestraft. — Zu gleicher Zeit kämpften braudenbnrgische Truppen gegen die Türken in Ungarn. (S. 195) Alle diese Kämpfe brachten Brandenburg wohl Kriegsruhm, aber sonst keinen Vorteil. — Durch Kauf erwarb Friedrich Iii. das Stift Quedlinburg und die Stadt Nordhausen von,August Ii. von Sachsen, der durch große Geldsummen und seinen Übertritt zur katholischen Kirche den polnischen Thron erlangt hatte.
1). Religiöse Bestrebungen; Francke Der evangelischen Kirche nahm sich Friedrich wie sein Vater an. Auch er begünstigte die Einwanderung der Protestanten aus Frankreich. Diese förderten die Hebung der Gewerbe und die Verfeinerung der Sitten. Aber auch Deutsche, ihres Glaubens wegen verfolgt, fanden bei Friedrich Schutz. Zu diesen Männern gehörte auch der fromme Prediger Francke. Friedrich M. nahm ihn gern auf und beschloß, den Plan seines Vaters auszuführen, in Halle eine Universität zu stiften, die 1694 eröffnet wurde.
August Hermann Francke ist eins der schönsten Vorbilder des wahren Glaubens, der durch die Liebe thätig ist. Er ist 1663 in Lübeck geboren und studierte Theologie. Einst sollte er über die Worte (Joh. 20, 31) predigen: ..Dieses ist geschrieben, daß ihr glaubet, Jesus sei der Christ, und daß ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen." Er wollte vom wahren Glauben sprechen; da fiel es ihm schwer aufs Gewissen, daß er selber diesen Glauben nicht besitze. Seine Angst stieg aufs höchste; er fiel in seiner Kammer auf die Kniee und bat Gott unter Thränen: wenn anders ein wahrhaftiger Gott und Heiland im Himmel sei, möge er sich seiner erbarmen! „Da erhörte mich der Herr," so erzählt er, „ich ward versichert in meinem Herzen der Gnade Gottes in Christo Jesu; ich konnte ihn nicht allein Gott, ich konnte ihn auch meinen Vater nennen.'' — Er war zum Glauben hindurchgedrungen, sein ganzes Bestreben ging nun dahin, auch andern zu demselben zu verhelfen. In diesem Sinne wirkte er zu Hamburg, Leipzig und Erfurt; 1692 kam er nach Halle als Prediger in der Vorstadt Glaucha und als Lehrer an der Universität. Gerührt von der Not seiner Psarrkinder, richtete Francke eine Almosenpflege ein, ließ es aber auch an der Zucht und Vermahnung nicht fehlen. Besonders bekümmerte es ihn, daß viele Kinder so roh aufwuchsen. Er reichte den Eltern Schulgeld; das nahmen sie, schickten aber ihre Kinder nicht zur Schule. Da fand er einst in seiner Sparbüchse 7 Gulden (etwa 14 Mary. „Das ist ein ehrlich Kapital!" rief er aus, „davon muß man etwas Rechtes stiften; ich will eine Armenschule damit anfangen!" Er kaufte Bücher und nahm einen Studenten an, der die Kinder täglich zwei Stunden unterrichtete. Als die Bürger dies sahen, baten sie Francke, auch ihre Kinder gegen Entrichtung von Schulgeld an dem guten Unterrichte teilnehmen zu lassen. Sein Haus vermochte bald die Kinder nicht mehr zu sasseu; er mietete zwei . Schulzimmer. Da die Kinder außerhalb der Schule wieder verdorben wurden,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Ludwig_Xiv_Friedrich_Iii Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Iii Friedrich Francke Friedrich Friedrich Friedrich_Schutz Friedrich Francke Friedrich August Hermann_Francke Francke Mary Francke
Die Geschichte nach Christi Geburt. 2g$
Namen eines gewissen Ortes, wo ehedem ein berühmtem
Weltweise zu Athen, Namens Plato lehrte, nannte
man sie auch Academien. Die vornehmsten Universitä-
ten, welche in diesem Zeitraum nach und nach entstanden,
waren Paris, Oxford, Köln, Padua, Heidel-
berg, Prag, Wien, Erfutth, Leipzig, Tüdin-
gen, Basel und Wittenberg. — Was aber die
schnellere Ausbreitung dek Wissenschaften und jeder guten
Kenntniß nunmehr mit vervielfachter Kraft beförderte >
das war die Erfindung einer'wundervollen und unbe-
schreiblich wohllhätigen Kuüst, diè Erfindung der
Buchdruàkunsti Bisher hätte män keine andere
Schrift, als gesthklebmè gehabt, ünd ein Buch konntl
nicht anders vervielfältigt werden, als durch die Hand
eines Abschreibers. Da man nun in alten Zeiten nicht
etwa unsere jetzige flüchtige Schrift (Currentschrift)
gebrauchte, sondern in der steifen, langsamen Fractur-
schrift schrieb, die man, weil die Mönche am meisten
zu Abschreibern gebraucht wurden, auch Mönchsschrift
nannte, so könnet Ihr leicht denken, theils, wie lange
Zelterfordert wurde, ehe die Abschrift eines Buchs zu
Stande kam, theils, wie fehlerhaft solche Abschriften
seyn, theils endlich, wie themr solche geschriebene Bü-
cher zu stehen kommen mußten. Die Buchdruckerkunst
hob diese Nachtheile mit einem male: denn was Kaufend
gute Schreiber in der steifen, langsamen Fracturschrift
kaum in einer Woche liefern konnten, das kann ein
einziger Setzer mit jwey Druckern fehlerfrey und in schönen,
sich einander völlig gleichen Buchstaben in einem Iiage
liefern. Der Erfinder dieser segenövollen Kunst war ein
Deutscher, Johann Guttcnberg, der gegen das Jahr
1440 zu Maynz zuerst mit Holz rnen Buchstaben druck-
te. Da aber solcherley Buchstaben viele Unbequemlich-
keiten mit sich führten, so erfand bald darauf Johann
(Bürgerschule, zt»r Vv-) . T Faust
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
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Extrahierte Personennamen: Namens_Plato Johann_Guttcnberg Johann Johann
(Bürgerschule Johann
Extrahierte Ortsnamen: Christi Paris Oxford Padua Heidel- Prag Wien Leipzig Basel Wittenberg
w
und ungestraft im Schwange. Die Städte waeeu voll ar-
mer Witwen, und die Dörfer waren ausgestorbm. Hie
und da an den Zäunen lagen etwa«, noch einige größere
Kinder mit den lsauglingen der hingeopferten Mütter,
und sichten nakt und abgezehrt den vorübereilenden Feind
um Erbarmung. In den großen und kleinen Städten wa-
ren! die Schulen leer; die Schüler waren Soldaten gewor-
den, oder hatten sich verlaufen, und die wenigen Lehrer
mußten umsonst arbeiten. Auf der Universität Helmftädt,
damals jnoch die einzige in den hiesigen Landen, wurde nur
im Winter ^Unterricht ertheilt, denn im Sommer faßen
Lehrer und Studenten als Dragoner zu Pferde, und
kämpften gegen den Feind. Selbst der in unserer Stadt
Hannover im Jahr 1659 als Rector verstorbene Eber-
hard Baring war erst Lehrer zu Hclmstädt, dann Reu-
ter, darauf, weil er verwundet wurde, Lehrer Zu Braun-
schwcig, hieraufwiedcr schwedischer Soldat, sodann Pro-
fessor zu Marburg und endlich hiesiger Rector. Alle Stän-
de verwilderten; die Vornehmen erniedrigten sich zu den
Ausschweifungen des Pöbels; die Geringen äußerten nichts
mehr von Schaam und Sitte, und alle ahmten zuletzt den
Grausamkeiten des Feindes und der Zügellosigkeit des
Freundes nach. Die Tugenden eines ganzen Jahrtau-
sends schienen verschwunden zu seyn und nur blos die La-
sser desselben waren zurückgeblieben. Am glücklichsten un-
ter allen rhrcn Schwestern war unsere Stadt Hannover.
Nie war der Feind ihrer mächtig geworden, der grausame
Hlllli und der übcrmüthige Wall nsteitt hatten sich beide
dsrrch eine Geldsumme zum Rückzuge bewegen lassen, und
einer schwedischen Garnison wurde nie der Emzug erlaubt.
Unterdessen also Pest, Hunger und Verwüstung im übri-
gen Lande wütheten, während daß Hameln von einem
Feind nach dem andern in Besitz genommen, Chö ringen
beynahe eingeaschert und Nordheitn zum Steinhaufen
2 ge-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
33?
Die Geschichte nach Christi Geburt.
könnerr, seiner'freyheit, feiner natürlichen Güter und seis
ües'fleißes immer mehr zu genießen. Und ft> blühen denn
also in diesem glücklichen Staate alle Künste des Friedens.
Die Wissenschaften sind geehrt und cs giebt unter den
Schweizern viele große Gelehrte; Künste aller Art sind
in Aufnahme und steigen immer höher, die Handlung
ist! ausgebreitet und der Lüudbstu und die Viehzucht
sind musterhaft»
Italien ist in viele Staaten getheilt-
Zwar haben die deutschen Kaiser, wie Ihr wisset,
feit Carl des Großen Zelten, immer Ihr Recht auf
Italien, dieses schöne, anmuthige und fruchtbare Land, zu
behaupten gesucht, allein ihr Glück war sehr abwechselnd
und unter allen Nachfolgern Carls war keiner, als der
Kaiser Otto im :oten Jahrhundert, der ruhig über Ita-
lien ! geherrscht chatte. Nachher wurde theilö durch die
Päbste, theils durch andere' italianische Große, theils aber
durch Ausländer immer ein Stück nach dem andern abgerift
sen und der ganze Staat zersiel in mehrere kleinere Staaten.
Eben dies ist die Ursache, weswegen ich Euch bisher we-
nig von Italien gesagt habe ; ich hatte sehr weitlauftig seyn
müssen, wenn Ihr mich hättet verstehen sollen. Damit Ihr je-
doch einen kleinen Vcgrisvon der Geschichte der merkwürdig-
sten italiänischen Staaten bekommet, so will ich Euch von
Venedig, Genua, Florenz und Äeapolis ein paar
Worte sagen. Der venetianische Staat hatte sich, wie
Ihr wisset, bey den verwüstenden Einfallen der Hunnen
gebildet- und die Stadt Venedig stieg gleichsam aus
dem Meere empor, und trotzte dem Grimme der mörderi-
schen Barbaren. Dle Stadt nebst dem Gebiete derselben
war gleich anfangs ein Freystaat und das Haupt dessrl-
den hieß , wie noch jetzt, Doge. Vom neunten Jahrhun-
dert machte es Eroberungen, gewan viele Reichttzünnr
(Bürgerschule, ztrr Bv-) P àch
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Carl_des_Großen Carls Otto
Extrahierte Ortsnamen: Christi Italien Italien Italien Venedig Genua Florenz Venedig