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1. Geographie - S. 30

1913 - Berlin : Oehmigke
auf bröckelndem Halligenland; durch den Dunst klingt das Ge- schnatter ziehender Wintergänse; fern am Horizont ein fahler Schein, wie ein gespenstisches Auge dieser wilden Nacht: dort liegt Berlin, die funkelnde Stadt mit ihrem Lichtermeer. — Ein Dorf in praller Sonne; Akazien mit ihrem lichtgrünen Sonnen- laub leiten hinein und weben ihren üppigen Duft darüber; aber die breite schattenlose Fahrstraße ist tiefer Sand mit groben Fahr- geleisen, man fühlt nach, wie die Pferde hier schwitzen müssen; dunkelgrüne Moosdächer steigen über alten rissigen Bretterzäunen auf, aber in jedem Gärtchen dahinter ragt ein großer, hochstämmiger Baum spanischen Flieders, im Maienzauber ein einziger violetter Blumenstrauß; ein schwerfälliger Gemeindebackofen und eine magere Friedenseiche; zuletzt verträumt der Blick aus einem end- losen Horizont von sandigen Kornfeldern; die Akazienalleen und Hohlwege mit verwilderndem Flieder verlieren sich unter der sengenden Mittagsglut schattenlos wieder hinein. — Eine Schilf- insel, von allen Seiten ganz eingebettet im Rohr, vor dem sich noch ein schaukelnder Ring von Wasserrosen dehnt, deren Nixen- arme selbst einem modernen Motorboot gefährlich werden; Rohr- spatzen lärmen mit unablässigen: Kirre Kirre Kitt Kitt; es riecht nach Minze und Sumpf; von oben hängen Eichenzweige über Stämmen, die, von: Alter zerborsten, halb versunken, zu kriecheirden Ungetümen geworden sind; Efeu spinnt sich hinein; wenn der feuchte Seewind in diesem unentwirrbar verfilzten Pflanzen- märchen raunt, erzählt er von einem alten Zauberer, dem Gold- macher Kunkel, der vor Jahrhunderten hier gehaust hat. Die ersten, die diese Bilder bewußt entdeckten, meinten noch, sie müßten sie erst noch mit historischen Erinnerungen auf- färben, allein mit ihrer Naturkraft trügen sie sich nicht; so hat es Theodor Fontane noch geglaubt. Heute braucht man sich nicht mehr leise ins Ohr zu flüstern, daß die Mark doch schön sei. Aller- dings ist es nützlich, sich an ein Stück Geschichte dabei zu erinnern, aber nicht an menschliche Kriege und Träume, sondern an ein Stück Geschichte dieser Natur selbst. Berlin liegt in einem unge- heuren vorzeitlichen Flußtal. Was sich heute noch an wirklichen kleinen Wasserflächen und Wasseradern durch das alte Sandbett des Riesen spinnt, ist nur ein verzwergter Rest. Nie hat dieser Strom aber die Lieblichkeit unserer echten deutschen Gebirgsflüsse besessen. Weit vor ihm, in einem Morgenrot der Dinge, grünte ja auch

2. Geographie - S. 72

1913 - Berlin : Oehmigke
72 Regent dem Könige zum Geschenk gemacht hatte; ein russischer „Rollberg" entstand, eine sogenannte Rutschbahn, und russische Schaukeln setzten sich in Bewegung. 1821 wurden Rosen für eine erhebliche Summe in Berlin gekauft und in vier Spree- kähnen von Berlin aus nach der Pfaueninsel geschafft. Die Über- führung dieser Sammlung gab Anlaß zur Anlage eines Rosen- gartens, der alsbald 140 Quadratruten bedeckte und 300 hoch- und halbstämmige Rosen, dazwischen ungezählte Sträucher von Zentifolien, Noisetten und indischen Rosenarten umschloß. Ziemlich um dieselbe Zeit wurde ein Wasserwerk mit einer Dampfmaschine errichtet, lediglich um ein großes Reservoir zu speisen, aus dem nun der sandige Teil der Insel bewässert werden konnte. Damit war Lebensblut für alle daraus folgenden Ver- schönerungen gegeben. Nachdem viele Geschenke und Ankäufe vorausgegangen, ward 1828 auch eine reizende, alle Tierarten umfassende „Mena- gerie" erworben. Sie wurde hier wie von selbst zu einem zoolo- gischen Garten, da Lenne, feinen Sinnes und verständnisvoll, von Ansang an bemüht gewesen war, den einzelnen Käfigen und Tiergruppen immer die passendste landschaftliche Umgebung zu geben. 1830 wurde auch das Palmenhaus errichtet. Das kleine Eiland stand damals auf seiner Höhe. „Eine Fahrt nach der Pfaueninsel", so durfte Kopisch wohl schreiben, „galt den Berlinern als das schönste Familienfest des Jahres, und die Jugend fühlte sich überaus glücklich, die muntern Sprünge der Affen, die drollige Plumpheit der Bären, das seltsame Hüpfen des Känguruhs hier zu sehen. Die tropischen Gewächse wurden mit manchem Ach! des Entzückens bewundert. Man träumte, in Indien zu sein, und sah mit einer Mischung von Lust und Grauen die südliche Tierwelt, Alligatoren und Schlangen, ja das wunder- bare Chamäleon, das opalisierend oft alle Farben der blühenden Umgebung widerzuspiegeln schien". Mit 1840 schied die Pfauen- insel aus der Reihe der herrschenden Lieblingsplätze aus. Theodor Fontane (Havelland). 34. Maisonntag auf den Havelgewässern. Auf dem in der goldenen warmen Sonne des ersten Mai- sonntags glitzernden Wannsee wiegt sich ein zwischen den Bojen

3. Geographie - S. 148

1913 - Berlin : Oehmigke
der Abraum eine Mächtigkeit von mehr als 15 Meter hat, wird die Kohle durch „Tiefbau" gewonnen, da sich die Kosten der Ent- fernung des Abraums hier zu hoch stellen würden. 3. Auf steiler Treppe steigen wir auf den Boden der Grube hinab, der von einem Schienennetz durchkreuzt wird. Unsere Aufmerksamkeit wird vor allem durch eine Anzahl braunkohlen- ähnlicher, aber Heller gefärbter Stümpfe von gleicher, etwa einen Meter betragender Höhe gefesselt. Wir sehen hier die Reste ge- waltiger Baumriesen so gut erhalten, daß man noch den Verlauf der Holzfasern erkennen und die Jahresringe zählen kann. Die Stümpfe haben einen Durchmesser von 2 bis 3 Meter, und auf dem dicksten derselben können 20 Personen nebeneinander stehen. Andere, leider schon verschüttete Stämme sollen noch stärker ge- wesen sein. Die Stämme sind sämtlich an Ort und Stelle gewachsen. Dafür spricht nicht nur die aufrechte Stellung der Stümpfe und der Verlauf ihrer Wurzeln im Tonboden, der das „Liegende" des Kohlenlagers bildet, sondern auch der Abstand der ehemaligen Stämme voneinander. Er entspricht dem Raume, den sich Urwald- bäume im Kamps ums Dasein noch heute zu schaffen pflegen. Dieselbe Art der Bäume, die hier vor Jahrtausenden durch ihren Untergang die Kohle bilden halfen, grünt noch heute im südlichen Nordamerika. Treten wir aus der Mitte der Grube näher an die senkrecht aufsteigende Wand des 15 bis 30 Meter mächtigen Kohlenlagers, so erblicken wir sowohl auf der Oberfläche wie inmitten des Flözes dasselbe Bild: aufrechte, noch bewurzelte Baumstümpfe nebst den dazugehörigen abgebrochenen Stämmen, von denen die Hacke des Bergmanns oft lange, deutlich erkennbare Holzscheite los- gerissen hat. Die Kohle ist also aus Pflanzen entstanden, die an Ort und Stelle gewachsen sind. Die Ansicht, daß zu ihrer Bildung ungeheure Anhäufungen zusammengeschwemmten Holzes gedient haben, ist nicht richtig. Es handelt sich vielmehr um ein mächtiges Waldmoor, das sich hier einst befunden haben muß. 4. Vor vielen tausend Jahren zog sich das Meer, das bis dahin den Boden Norddeutschlands bedeckt hatte, allmählich nordwärts in seine gegenwärtigen Grenzen zurück. Hier und da blieben jedoch in Vertiefungen des Bodens seichte Buchten und abfluß- lose Wasserbecken zurück, die allmählich versumpften und durch Pflanzen aus den umliegenden Landstrichen besiedelt wurden.

4. Geographie - S. 13

1913 - Berlin : Oehmigke
13 Hörnchen von Ast zu Ast raschelt. Dein Gaumen ist trocken, und du beißest in die Spitzen der frischen Kiefernnadeln, die eine betäubende Würze haben. Es ist aber keine Erquickung, und das Wasser, wenn dein Auge es wo sieht, bietet dir auch keine Labung. Rot, grün und gelb schillert es dir aus der Tiefe entgegen, von Schilf und Binsen umkränzt; weiße Mummeln schwimmen auf dein tückischen Wasserspiegel, und die Frösche singen einen gar unheimlichen Gesang. Und ist's schon so im Mittsommer, wie erst im Herbst und im Winter, wo das sparsame Laubholz sein grünes Kleid abgeworfen hat und der Sturm die braunen Blätter über die Heide fegt? Der klare, frische, frostige Wintertag, das ist freilich ein Weihnachts- fest, und auch die Heide feiert es mit. Da strecken aus der weiten Schneedecke die Kiefern ihre dunkelgrünen Arme und Häupter empor und schütteln sie in Hoheit. Aber es ist nicht immer Weih- nachten im Winter. Das Himmelslicht ist oft mit düsteren Schnee- wolken gedämpft, es rieselt kalt und naß herab, es droht un- heimlich, und kalte Stürme reißen durch die Wolken und peitschen sie. Dann ist's in den Heiden schauerlich. Wen dann der Wind treibt und der Schnee ereilt, so daß er den Weg verliert und nach einem Obdach sucht, das er nicht weiß, dem sei Gott barmherzig, wenn die Nacht über ihn kommt! Wilibald Alexis (Der Roland von Berlin). 9. Die märkische Heide. 1. Wieder komm' ich zu dir, meine märkische Heide; freundlich lächelst du mir, wir verstehen uns beide. 2. Deine blauenden Seen, schweigenden, weltentrückten, jeden, der friedlos kam, noch mit Stille erquickten. 3. Trotzig am Waldeseck knorrige Kiefern als Wächter schütteln das grüne Gelock über deine Verächter.

5. Geographie - S. 25

1913 - Berlin : Oehmigke
25 Und wer beglückt von neblichten Gehegen in seine Träume sinkt, der steh^ beiseit! Hier ist nur Platz für Arme, die sich regen, in Tat und Wettkampf wirkt der Stunde Streit. Hier will ein Volk, verdienend seine Größe, die Jahre doppeln, die ihm spät geschenkt, und jeder scheut vorm andern sich der Blöße, daß er zu früh vielleicht des Feierns denkt. Die Straße braust von tausendfältigem Leben, die Schlote qualmen und das Eisen dröhnt. Noch darf vom Hammer sich die Hand nicht heben; im Traum erst winkt, was auch dies Mühen krönt. Und immer mahnend ragt, ein Riesenschatten, des Rathausturmes stumpfer Säulenschaft, und Millionen stählt noch im Ermatten das stolze Sinnbild ihrer Bürgerkraft. Georg Reicke. 16. Berlin im Grünen. Wenn die bunten Frühlingsblumen auf beu Schmuckplätzen Berlins blühen und in den Vorgärten der Bellevue- und Tier- garteüstraße der Azaleenflor sich entfaltet; wenn die Linden- bäume am Leipziger Platz im zarten Grün prangen und der Belleallianceplatz wie ein großer Blütenstrauß, aus Flieder, Goldregen und Schneeball gewunden, aussieht; wenn im Lust- garten die Springbrunnen wie toll vor Freude ihre Wassersäulen haushoch in die Luft werfen und über dem alten Schloß, dem weißen Renaissancedom und dem Griechentempel des alten Mu- seums der zarte, blaue Frühlingshimmel mit weißen Wolken- lämmern lacht und im füllen, geheiligten Universitätswinkel, im Kastanienwäldchen, die alten Bäume ihre tausend Blüten- kerzen aufstecken: dann ist Berlin am schönsten. Es gibt üppigere Linden, als die tu der Straße, auf welche der Berliner so stolz ist. Aber an einem sonnigen Maimorgen ist auch die Lindenpromenade herrlich, denn sie leitet wie eine zarte

6. Geographie - S. 117

1913 - Berlin : Oehmigke
117 Sommers saßt uns der Zauber des Blumenthals an. Auch im Frühling, wenn Anemonen, Leberblumen und Singrün einen bunten Teppich ausgebreitet haben, der Haselstrauch die Augen freundlich ausschlägt, die Birke uns schelmisch anlacht, Fink und Meise die ersten Lieder jubelnd anstimmen, — oder im Herbste, wenn die wilde Rose am Wege duftet, die wilden Himbeeren in den Büschen glühen, Ebereschen sich Korallen ins Haar geflochten haben, ist's hier gut wandern. Ein geheimnisvoller Reiz weht durch den Wald. Spukhafte Gestalten huschen gespenstisch unter den Bäumen, rufende Stimmen äffen den Wanderer. Wer den Zauber nicht kennt, bleibt wohl erschrocken stehn und hält den Atem an. Mittags beginnt es aus den Tiefen der Seen zu läuten, und ein Summen zieht einher, als wenn Menscherc flüsternd beisammenständen. Wenn aber die Nacht herniedersinkt und der Mond sein unstütes, fahles Licht heruntergießt, dann wird es lebendig unter den Bäumen und in den Lüften. Wie schrilles Pfeifen, Peitschengeknall und Ketten- gerassel klingt es durch den stillen Forst. „Hoho! Hoho!" stürmt es vorbei, mit Hundegebell und Lachen, Quieken und Grunzen, hui! über die Felder fort, die Bergwiesen entlang, immer weiter, immer ferner, bis die wilde Jagd in dem dunkeln Walde allmählich wieder verhallt ist. Nicht nur den schönsten Baumschmuck besitzt der Blumenthal vor andern Wäldern der Mark — denn alle Laub- und Nadel- hölzer sind in den prächtigsten Exemplaren hier im wilden Durch- einander vertreten — auch einen Reichtum von Wild hat er aus- zuweisen, vor allem an Wildschweinen, die im Dickicht tagüber verborgen hausen, um erst mit Anbruch der Nacht auf die offenen, beackerten Waldstellen hervorzukommen. Was dem Blumenthal aber seinen größten Reiz verleiht, das sind die zahlreichen Seen, denen der Wanderer überall begegnet. Die Klarheit ihrer Flut, die Einsamkeit des Waldes hat etwas Berückendes. Nur selten unterbricht ein menschlicher Laut diese Stille. Zuweilen schwebt ein Habicht langsam über die blaue Fläche, um pfeilschnell im Tannicht zu verschwinden. Am Tage badet sich die Sonne in den Fluten; in der Mondscheinnacht kommen Hirsche und Rehe in langen Reihen zu ihnen gezogen. Außer verschiedenen kleinen Seen, die über die östliche Hälfte des Blumenthals ausgestreut sind, ist es besonders eine fortlaufende Kette von Seen, die, von

7. Geographie - S. 77

1913 - Berlin : Oehmigke
77 die Pfaueninsel, in deren Dunkel Rubinglas glühte Johannes Kunckel; Schloß Babelsberg und Schlößchen Tegel, Nymphüen, Schwäne, blinkende Segel, — ob rote Ziegel, ob steinernes Grau, du verklärst es, Havel, in deinem Blau. Und schönest du alles, was alte Zeiten und neue an deinem Bande reihten, wie schön erst, was fürsorglich längst mit liebendem Arme du umfängst. Jetzt Wasser, drauf Elsenbüsche schwanken, Lücher, Brücher, Horste, Lanken. Nun kommt die Sonne, nun kommt der Mai, mit der Wasserherrschaft ist es vorbei. Wo Sumpf und Lache jüngst gebrodelt, ist alles in Teppich umgemodelt, ein Riesenteppich, blumengeziert, viele Meilen im Geviert. Tausendschönchen, gelbe Ranunkel, Zittergräser, hell und dunkel, und mitten inne (wie das lacht?) des roten Ampfers leuchtende Pracht! Ziehbrunnen über die Wiese zerstreut, Trog um Trog zu trinken beut. Und zwischen den Trögen und den Halmen, unter nährendem Käuen und Zermalmen die stille Herde .... Das Glöcklein klingt, ein Luftzug das Läuten herüberbringt. Und an dieses Teppichs blühendem Saum die lachenden Dörfer, ich zähle sie kaum: Linow, Lindow, Rhinow, Glindow, Beetz und Gatow, Dreetz und Flatow, Bamme, Damme, Kriele, Krielow, Petzow, Retzow, Ferch am Schwielow, y%<o^ Zachow, Wachow und Groß-Behnitz,y>^>' , Marquardt-Ütz an Wublitz-Schlärzitz^ << ^ r/'

8. Geographie - S. 83

1913 - Berlin : Oehmigke
83 Hügel bedeckt und von wogenden Wäldern in der Ferne begrenzt wird. Stämme und Blätter verschwinden fast ganz unter der schneeigen Decke. Nur verstohlen und schüchtern drängt sich hier und da das junge, glänzende Grün hindurch. Das ganze Gelände um Werder herum ist eine Obstpflanzung. Acker- und Wiesen- land ist fast nicht zu sehen. Der kleinste Mann hat einen Teil seines Besitztums dem Obstbau dienstbar gemacht. An den Mauern der meisten Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude finden sich Aprikosen-, Pfirsich- und Weinspaliere. Die Havel umwindet im Halbkreise das Land, an 2000 Morgen Obstgärten einschließend. Da stehen, sorgfältig in Reihen gepflanzt, Kirsch-, Pflaumen- und Apfelbäume, dazwischen Himbeer- und Johannisbeersträucher, Stachelbeeren und Erdbeeren. Auch ohne den weißen Blütenstrauß, den Werder heute trägt, ist es ein wunderbar schönes Fleckchen Erde. Wohin der Blick schweift, Wasser, Gärten und Wälder! Im Süden erblickt man den von schattigem Grün und flüsterndem Röhricht um- gürteten Schwielowsee mit seinen unruhvollen Wellen. Uber die schwarzgrünen Wälder im Osten steigen die Türme Potsdams empor. Der sandige Boden, die geschützte Lage und der Wasser- reichtum sind die Vorbedingungen, die in Werder die edelsten und wohlschmeckendsten Obstsorten, namentlich Süßkirschen, ge- deihen lassen. 3. Im Februar, wenn der Schnee geschmolzen ist, geht die Arbeit des Obstzüchters an. Da müssen die Bäume von Moos gereinigt und gedüngt werden. Der Boden wird gelockert, die Schädlinge, besonders Wickelraupen, werden entfernt. Den ganzen Frühling und Sommer hindurch währt der unablässige Kampf mit der Natur, um dem dürftigen Sandboden die kost- baren Gaben abzuringen. Die einträglichste, aber auch sorgenvollste Zeit für Werder ist die Zeit der „Baumblüte", wenn Eisenbahn und Dampfer Tausende und Abertausende von Berlinern zum Anschauen der herrlichen, wogenden Blütenpracht herbeiführen. Jeder Ent- gegenkommende trägt einen blühenden Kirschzweig in der Hand. Jeder Hausflur ist zur Verkaufsstelle geworden, wo man Blüten- zweige und Fruchtwein erstehen kann. Die Hügel hinauf, an Schaubuden und dem ganzen Treiben eines Jahrmarkts vorbei, zieht's da in Strömen zu den riesigen Gasthäusern, die sich burg- 6*

9. Geographie - S. 128

1913 - Berlin : Oehmigke
128 Und bort war es wirklich. Kaum, daß ich die Mühle passiert hatte, so stand ich abermals an einem jener vielen Taleinschnitte, die hier das Hügelland durchziehen, und sah über die Kronen der unten stehenden Bäume hinweg ins Dorf Prenden hinein. Ich werde dieses Anblicks nicht leicht vergessen. Nach rechts hin dehnte sich ein stiller, graublauer See mit breitem Sandufer, während sich zur Linken ein durch Gartenland und bestellte Äcker hinplätscherndes Fließ in Wald und Wiese verlor. Dazwischen aber — dem Lauf des Tales nicht folgend, sondern seine Längs- linie quer durchschneidend —lag das Dorf, auf seinen zwei höchsten Punkten Schloß und Kirche tragend. Die bunten Farben eines Herbsttages steigerten noch den Reiz des Bildes. Nach dem Besuch der Kirche und des Kirchhofs kam ich an den diesseitigen Krug, genau die Stelle, wo vordem die Einfahrt in den Schloßhof war. Die Krügerin berichtete mir Ähnliches wie der alte Reisigsammler und erzählte, daß nicht nur der Ziegen- stall des alten Reisigsammlers, sondern auch die Wirtschafts- gebäude des Krügers aus dem bequemen Steinbruch des ehe- maligen Sparren-Schlosses gebaut worden seien. Ich trat nun in den Garten, um die Reste, die bis dahin der Spreng- und Grabekunst der Prendener gespottet haben mochten, in Augenschein zu nehmen. Anfangs empfing ich nur den Eindruck einer unentwirrbaren Masse; bald aber fand ich mich zurecht und konnte nnt Hilfe der nach zwei Seiten hin völlig un- versehrt erhaltenen Fundamente die Grundform des alten Schlosses verfolgen. Es scheint 6m Gebäude von 50 Fuß Länge und halb so viel Tiefe gewesen zu sein, an das sich nach der Hofseite hin ein Turm, wahrscheinlich der Treppenturm, anlehnte. Die schön gewölbten Keller waren noch tmlwms im Gebrauch. Die Festig- keit der Grundmauern ist ihre Rettung gewesen, sonst würden auch sie bald verschwunden sein, um als Stallgebäude wieder auf- zuwachsen. Sie waren hoch mit Erdreich überschüttet, so daß Birnbäume darauf wachsen und Hagebuttensträucher eine Art lebendiger Hecke bildeten. Ich pflückte mir einen Zweig, an dem bereits die roten Beeren hingen, und steckte ihn an den Hut. Und als ich bald darauf wieder auf der Höhe des Hügels stand und noch einmal in das verschleiert daliegende Dorf zurückblickte, das jetzt, bei niedergehender Sonne, in wunderbaren Formen schwamm, klang von der andern Hügel-

10. Geographie - S. 91

1913 - Berlin : Oehmigke
91 liegt auf den Steigen, und nur nach rechts hin, zwischen den Stämmen hindurch, blitzt es und flimmert es um einen ummauerten Park, dessen eine Seite bis an die Böschung des Walles tritt. Es lockt uns aus dem Dunkel ins Helle. Die Parkpforte steht weit auf, und an der sonnigsten Stelle Platz nehmend, saug' ich das Licht ein, um das Frösteln loszuwerden, das mich auf der schattigen Wallpromenade beschlichen. Entzückend Bild! Aus dem Rasengrunde vor mir wachsen allerlei Hagebuttensträucher auf, kahl und windzerfahren. In diesem friedlichen Augenblick aber hängen die roten Früchte füll am Gezweig, und zwischen den Asten spannen sich Spinne- weben aus und schillern in allen Farben des Regenbogens. Hinter dem Buschwerk eine Mauer und hinter der Mauer Gemüsegärten mit Dill und Dolden in langen Reihen, und dann Stoppelfelder weit, weit, und am Horizont ein duftiges Blau, und in dem Blau der schwarze Schindelturm einer Dorfkirche. Der Blick schweift darüber hin; aber immer wieder kehrt er bis in die nächste Nähe zurück und weilt auf einem Rasenteppich, der sich in Falten legt, als wären hier Beete gewesen, Beete, die nachher der gleichmachende Rasen unter seine Hand genommen. Hier und da eine Zypresse, halb verwildert, halb eingegangen, und daneben ein Stein, der aus dem Grase eine Hand hoch auf- ragt. Und nicht der Zufall warf ihn hierher. Erst kaum erkennbar in dem Moose, das ihn umkleidet, erkenn' ich jetzt seine scharfe, behauene Kante. Die sagt, was es ist. Und wäre noch ein Zweifel, die seitab gelegene zweite Hälfte des Parkes würde mir Gewißheit geben. Unter den Bäumen hin und nur halb in ihrem Blätterschatten geborgen, erheben sich die Wahrzeichen solcher Stätten: Urnen und Aschenkrug, Gitter und Grüfte, zerbrochene Säulen und rostige Kreuze. Und an den Kreuzen nur zweierlei noch sichtbar: ein Schmetterling und die gesenkte Fackel, halb erblindet beides. Aber die sich neigende Sonne goldet es wieder auf. Ein Sonntag ist's, und über die Feldwege hin ziehen geputzte Menschen. Die Kinder verlaufen sich in den Stoppelacker, um die letzten Blumen zu pflücken, und von rechts her, wo ein Gast- haus unter Linden steht, klingen heitere Klänge herüber. Musik! Und siehe da, die Kinder auf dem Acker hören mit Blumenpflücken auf und beginnen sich im Ringelreihen zu drehen. Die Sonne
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