56
Der mcnschl. Körper.
ger? — Warum gab der weise Schöpfer den Fingerspitzen ein so
zartes Gefühl? —Wozu nützen uns die Nägel?*)---------------Sie sind
nicht knochen-, sondern hornartig. Es gibt "aber auch Knochen , die
eben so wenig mit Haut bedeckt sind, als die Nägel? — Welche?
Zu den Knochen gehören auch die 32 Zähne des Menschen.
Was von diesen über die Kinnlade hervorragt, nennt man Hals und
Krone; was in ihr eingeschlossen ist, Wurzel. Die Krone ist nicht,
wie die übrigen Knochen, mit einer weichen Beinhant, welche durch
das Beißen sich sogleich abnützen würde, sondern mit hartem
Schmelz überzogen, weil ohne diese Glasur die Zahnkronen, vom
Speichel und von scharfen Speisen angegriffen und morsch gemacht,
jede Farbe und jeden Geschmack der Speisen annehmen und frühzei-
tig in Stücke zerfallen würden, wie man an jedem Gebiffe bemerken
kann, das den Schmelz verloren hat.
In jeder Kinnlade stecken 4 Schneidezähne (warum nennt man sie
so?), 2 Eck- oder Angenzähne (warum nennt man sie so?) und 10
Backen- oder Stockzähne (warum-nennt man sie so?).
Die 20 ersten wachsen zweimal (man nennt sie M i l ch z ä h n e,
weit sie schon hervorzubrechen anfangen, so lange die Kinder vorzüg-
lich von Milch leben); die übrigen wachsen nur einmal. Die Milch-
zähne, welche vom siebenten Jahre an, auch schon früher, auszufallen
anfangen, haben bekanntlich ganz kurze Wurzeln. Unter diesen
bilden sich indeß neue bleibende Zähne mit tiefen Wurzeln, von
welchen die Milchzähne allmälich ausgestoßen werden.
Die neuen Zähne erscheinen nun größer, als die alten. — Wozu
nützt das?— Habt ihr nicht bemerkt, wie an sechs- bis siebenjähri-
gen Kindern die Schneidezähne, welche anfangs ganz eng au einander
schlossen, weiter von einander stehen? Wenn nun die Kinnlade noch
länger forttvüchse, und die Zähne blieben Lnuner im Wachsthume zurück,
so würden oie Lücken so groß werden, daß die Zähne viel von ihrer
Haltbarkeit verlieren und zum Beißen sehr ungeschickt werden müßten.
In den Zahnwurzeln, deren die Vorderzähne und die beiden er-
sten Backenzähne bekanntlich nur eine, die übrigen Backenzähne aber
mehrere haben, ist ein kleines, inwendig sehr glattes Löchelchen. Durch
dieses dringt nebst einem belebenden Nerven eine Schlagader, welche
dem Zahne beständig Lebenssäfte zuführt und als Blutader durch den
nämlichen Weg wieder herausgeht. Im Alter verstopft sich gewöhn-
lich die kleine Oeffnung, der Zufluß von Säften mangelt, und die
Zähne sterben ab. Man verdirbt sie aber auch durch den Genuß zu
heißer oder zu kalter Nahrungsmittel, besonders durch zu schnellen
'Wechsel zwischen heiß und kalt, durch Vernachlässigung der nöthigen
*) Vergl. S. 79.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
Das Pflanzenreich.
153
ihren Staubbeuteln) um den dazwischen stehenden weiblichen Stem-
pel, Pistill genannt, mit seiner am obersten Ende befindlichen
Narbe am deutlichsten sehen kann. Bei andern befinden sie sich
zwar auf einer und eben derselben Pflanze, aber nicht in einer Blüte
beisammen, z. B. am Haselstrauche, wo die sogenannten gelben Kätz-
chen die männlichen, und die kleinen rothen Kämmchen an den Knospen
die weiblichen Blüten sind. Bei noch andern sind beide Geschlechter
auf ganz verschiedenen Pflanzen befindlich, wie beim Hanfe, wo der
Femel oder Fiuunel das Männchen, der Hanf aber das Weibchen
ist *). Viele Blumen bringen (wie die gefüllten Rosen) tzar keine
Frucht und keinen Samen, weil ibre Fortpflanzungstheile in lauter
Blätter ausgeartet sind. Solche Blumen müssen daher bloß durch
Augen, Pfropfreiser, Senker oder Wurzelsprößlinge fortgepflanzt
werden.
An den männlichen Theilen, den sogenannten Staubfäden,
befindet sich der Samenftaub. Dieser fällt entweder von selbst auf die
weiblichen Stempel, oder wird vom Winde dahingeweht, oder von
Menschen absichtlich dahin gebracht, oder auch durch Bienen, Schmet-
terlinge und andere Jnsecten von einer Blüte zur andern getragen.
Kommt der Staub auf verschiedenartige, doch verwandte Blüten, so
entspringen aus dem Samen der letztem oft veränderte Pflanzenarten.
Stehen z. B. die samentragenden Strünke von Kraut, Wirsing und
Kohlrüben nahe beisammen, so entstehen gern aus dem Samen der-
selben bastardartige Pflanzen, die nichts taugen; dagegen erhält man
durch Vermengung des Samenstaubes von Pflanzen, die zu einer
Gattung gehören, auch schöne Spielarten von Blumen und Früchten.
Nach den eben erwähnten Staubfäden und Stempeln theilen ge-
lehrte Naturforscher das ganze Gewächsreich ein; diese Eintheilung
ist aber für Volksschulen zu künstlich.
Ihr müßt nämlich wissen, daß Form, Stand und Zahl der Staub-
fäden und Stempel in Blumen und Blüten sehr verschieden und nicht
durchgängitz den vorhin genannten gleich sind. Seht hier zwei Blü-
ten, die eme von einem Birn-, die andre von einem Kirschbaume!
Die Birnblüte hat innerhalb ihrer Blätter nicht bloß einen, sondern
fünf Stempel, und umher stehen nicht, wie bei der Tulpe, sechs, son-
dern wenigstens zwanzig, theils längere, theils kürzere Staubfäden
mit rothen Staubbeutelchen, die Stempel aber erstrecken sich bis in
den Blütenkelch unter den Blütenblättern. Dieser Kelch ist zugleich
der Fruchtknoten, aus welchem die Birne sich bildet. — Anders
verhält es sich mit der Kirschblüte. Hier ist nur ein Stempel, und
der Fruchtknoten, in welchem er festsitzt, steht nicht unter, son-
*) Die ersten nennt man Zwitterblüten, die zweite Gattung halb-
getrennte, und die dritte ganz getrennte Blüten oder Geschlechter.
7*
Das Pflanzenreich. 157
demselben, noch die alten, rauhen und wilden auf andern Ästen
trägt V —
Wie sehr wird endlich die ganze Schöpfung Gottes
durch das Gewächsreich verschönt! Ein blühender Baum,
ein Blumengarten, ein Ährenfeld :c., — wen entzücken sie nicht V
Wie öde wäre die Welt ohne das Pflanzenreich! —
O wunderschön ist die Natur!
Voll Pracht sind meines Gottes Werke!
Mein Geist erstaunet, wenn ich nur
Den kleinsten Theil davon bemerke.
I. Classe. Bäume und Sträucher.
Bäume undbaumge st räuchehaben festes eigeiltliches
Holz, das mehrere Jahre, zum Theil viele Jahrhun-
derte, fortlebt und (mit Ausschluß der Palmen) aus Augen
Blätter und Zweige treibt. — Strauch nennt man die Holz-
arten, welche in der Regel nicht einstämmig aufwachsen, sondern vom
Stock aus mehrere Äste treiben. Was indeß unter dem einen Him-
melsstriche bloß als Strauch wächst, bildet oft im andern einen an-
sehnlichen Baum, z. B. der Wacholder in Italien, und in einem
und demselben Lande wachsen viele Holzarten bald bäum-, bald
strauchförmig. Aus dem Grunde müssen Bäume und Sträucher zu-
sammen gefaßt werden. Untc*. letztere zählen wir auch Gattungen,
welche durchaus klein und kräucerartig sind und gewöhnlich Stauden
genannt werden, z. B. die Heidearten, die Preiselbeeren, die Heidel-
beeren, Himbeeren, mehrere Blumensträuche re.
E r st e Ordn. Palmen. Bäume ohne Äste, aus deren
Gipfel bei einigen Gattungen wohl 10 Fuß lange und dritthalb
Fuß breite, zum Theil gefiederte Blätter hervorwachsen. Die Früchte
hängen traubenartig hart am Stamme. Die merkwürdigsten Palmen
sind: die Co cos palme, die Dattelpalme, die Arekapalme,
die Wachspalme, die Wein Palme und die Sagopalme mit
dem wohlschmeckenden Marke. — Wegen der Ähnlichkeit seiner Form
könnte man auch den Pi sang hierher rechnen. Alle diese gedeihen
nur unter dem heißen Himmelsstriche.
Zweite Ordn. Nadelholz und ihm ähnliche Holzgat-
tungen, welche sich nicht nur durch ihre glatten oder geschuppten,
die Stelle der Blätter vertretende Nadeln, sondern auch größten-
theils durch ihre harzigen, im Feuer schmelzenden und brennenden,
und nur im Weingeiste sich auflösenden Theile von den Laubholz-
arten unterscheiden:
1) Zapfentrag^end es Nadelholz,
158
Das Pflanzenreich.
a) welche, wie ein doppelter Kamm auf beiden Sei-
ten de-r Zweige hinaus stehen: Tannen, die Edel- oder
Weißtanne, die Balsamtanne re. ' Die Zapfen aufwärts gerichtet.
d) die Nadeln einzeln rings um die Zweige: Fichten,
die rothe, die weiße, die schwarze Fichte :c. Die Zapfen abwärts
gerichtet.
c) Zwei bis fünf aufeinander liegende, lange Nadeln
in Einer kurzen Scheide vereinigt: Kiefern oder Föhren,
der gemeine Kienbaum, die Weymutbskiefer.
d) Zwanzig und mehr Nadeln büschel- oder pinselartig
beisammen: Lärchen, die gemeine Lärchentanne mit abfallenden
und die Ceder vom Libanon mit ausdauernden Nadeln.
6. Mit geschuppten Nadeln. — Der Lebensbaum,
die Cppresse.
2) Beerentragendes Nadelholz,
A. mit glatten Nadeln. Der gemeine Wacholderstrauch und
der Tarus- oder Eibenbaum.
6. mit geschuppten Nadeln. Der Sage- oder Sadebaum,
der Weihrauch-Wacholder u. a.
3) Nadelholzartige Stauden, welche den Samen
bloß in Hautdecken tragen. Alle Heidearten, unter denen
es ungemein schönblühende gibt, welche als Gartenzierden in Ge-
wächshäusern unterhalten werden. Nur wenige Arten haben breit-
liche Blätter.
Dritte Ordn. L a u b h o l z, dessen einfache und zusammen-
gesetzte Blätter weit verschiedenartiger geformt sind, als die Na-
deln der vorgenannten Bäume.
1) Mit weichen Kätzchen oder holzigen Zäpfchen: die
Platane, die Aspe nebst allen Pappelarten, die verschiedenen
Weiden- und Birkenarten, die Erle, der Tulpenbaum re.
2) Mit nacktem Samen oder bloßen Hautdecken: die
Ulme, der Ahorn (namentlich der Zuckerahorn, aus dessen abge-
zapften Säften ein Zucker bereitet wird, der dem Rohrzucker gleich
kommt), die Esche (eine eigene Art Esche schwitzt in Sicilien
und Calabrien das Manna aus), die Waldrebe, der immergrüne
Rosmarin re.
3) Mit Hülsen, vor welchen wickenartige Blüten hergehen:
Dieacacien, der Erbsenbaum, der Bohnenbaum, der Blafen-
strauch, der Ebenholzbaum, der Sandelbaum, der Besen-
oder Pfriemenftrauch, der Ginster re.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
Das Pflanzenreich.
159
4) Mit Schoten, vor welchen keine wickenartigen Blüten her-
gehen: Die Tamarinde, der Johannisbrotbaum, die verschie-
denartigen Mimosen, von welchen einige Empfindung zu haben schei-
nen, der Senesblätterstrauch, der Fernambuk- und Brasi-
lienholzbaum (zum Farben dienlich), der Campesche oder Blau-
holzbaum, der Vanillestrauch u. a. m. .
5) Mit Kapseln oder Knöpfchen verschiedener Art: Die
Linde, der Flieder (Syringenbaum oder spanische Holunder),
die Spierstaude, das Pfaffenhütchen, der Theestrauch (brauner
und grüner), der Fieberrindenbaum, der Orleanbaum, der Ma-
hagonibaum, der Buchsbaum, der Brechnußbaum und die be-
sondere Art desselben, der Federharzbaum :c.
6) Mit Schalenfrüchten, a) Mit harten Schalen: die Wall-
nuß und die Haselnuß. — b) Mit leicht zerbrechlicher Schale: die
Muscatnuß, die Eiche (wohin auch die Kermeseiche, die eßbare
Eicheln tragende, und die Korkeiche gehören, aus deren Rinde Stöpsel
und Schuhsohlen geschnitten werden), die Roßkastanie und die süße
Kastanie, die Buche und Hainbuche, die Pistacie, namentlich
auch die Terpentin- und Mastir-Pistacie re.
7) Mit Steinfrüchten, in deren steinharter Kerndecke nicht bloß
ein Keim, sondern ein förmlicher Kern steckt. Pfirsich-, Mandel-
und Apricosenbäume; Schlehen-, Pflaumen-, Zwetschen-,
Kirschen- und Kirschlorbeerbäume; der Oel- oder Olivenbaum,
aus dessen Früchten das Baumöl gepreßt wird u. a. m.
8) Mit Kernfrüchten, deren Kerne innerhalb einer fleischigen
Frucht in ein pergamentartiges Kerngehäuse eingeschlossen und mit
einer dünnen Haut überzogen sind.
a) Apfelbäume. Man kann die Äpfel der Form nach in Kugel-,
Platt-, Spitz- und Kantenäpfel, der Zeit ihrer Reife nach aber in
Sommer-, Herbst- und Winteräpfel eintheilen. Einige der vorzüg-
lichsten sind: die Stettiner, die Calville, die Pepins, die Reinetten,
die Borsdorfer, die Rambours :c.
b) Birnbäume. Der Gestalt nach sind ihre Früchte apfelförmia,
eiförmig, langhalsig und kurzhalsig; dem Fleische nach körnig, halb-
hart und butterartig; der Zeit der Reife nach ebenfalls Sommer-,
Herbst- und Winterbirnen. Einige vorzügliche Sortemllnd: die Ber-
gamotte, die Butterbirne, die Muscatellerbirne, die Mssigsbirne, die
gute Christbirne, die Schweizerhose rc.
e) Die Quitten. Äpfel- und Birnquitten.
Wer kann mir mehrere einheimische Äpfel und Birnen nennen? —
Man kennt schon gegen 1500 Birn- und 400 Äpfelsorten, und durch
Stämmchen, aus gutem Samen gezogen, vermehrt sich noch immer
die Menge von Obstarten.
9) Mit Beeren. Diese haben theils Ähnlichkeit mit dem Kern-
ebste, theils mit dem Steinobste; der Same der genabelten, kernobst-
Das Pflanzenreich.
161
Ii. Classe. Pslanzen im engeren Sinne des
Wortes und Kräuter.
In diese Classe fassen wir alle Pflanzen zusammen, die weder zu
den Bäumen und Sträuchern, noch zu den Gras-, Getraide- und
Schilfarten, noch zu den Moosen, Flechten und Schwämmen gezählt
werden können. In ihrer Beschaffenheit sind sie so verschieden, daß
man kaum etwas im Allgemeinen von ihnen sagen kann. Die meisten
sind ein- oder zweijährig und die länger dauernden bis auf einige
Ausnahmen nur in „ihren- Wurzeln fortbestehend, aus welchen sie
wieder ausweiden. Übrigens ist diese Classe weit zahlreicher, als die
vorige, und die Eintheilung weit schwieriger. Auf jeden Fall kom-
men entweder ungleichartige Pflanzen zusammen oder gleichartige von
einander. Für euch, liebe Kinder, mag es genug sein, wenn ihr fol-
gende mangelhafte, aber doch im gemeinen Leben gebräuchliche Ein-
theilung merkt:
1) Kohl - und andere B l a t t g e m ü s e a r t e n.
a) Kohlarten: Der Blumenkohl, von welchem man die noch
unentwickelten Blüten genießt; der Kopfkohl mit schlichten Blättern
(Kraut), und der Wirsing oder Savoyerkohl mit etwas krausen
Blättern; der hochstrunkige Blätterkohl (brauner und grüner
Kohl); die K o h l r a b i mit aufgeschwollenem Strunke; die K o h l r ü b e
mit starker knolliger Wurzel; und der Schnitt kohl, eine Abart der
Kohlrüben, ohne knollige Wurzel.
d) Andre Blattgemüse: Der Mangold oder Beißkohl (zu
den Runkeln oder Dickrüben gehörig, deren wir bei Nennung der
Wurzelgewächse gedenken werden), die Gartenmelde, der Spinat,
der Ampfer u. s. w.
(Lattich, Rübsen, die Blätter des weißen Senfes, Carottenblätter, Portulak
und einige wildwachsende Kräuter, welche gleichfalls als Gemüse gekocht
werden, gehören nicht hierher.)
2) Blattsalattzewächse: Der Lattich oder Garten-
salat; die Endivie (eme Cichorienart); die Garten- und Brun-
nen kr esse; der Ackersalat; die Bora ge u. a. m.
3) W u r z e l cz e w ä ch s e, die man um deswillen so nennt, weil
man sie hauptsächltch ihrer zum Theil sehr starken Wurzeln wegen schätzt.
Außer den Kohlrüben, deren schon unter Nr. 1. gedacht worden
ist: die Runkeln, zu welchen auch die rothe oder Burgunderrübe
gehört; — die weißen Rüben (Mairüben, Herbstrüben und Steck-
rüben); — die Rettige (Radieschen, Sommer- und Winterrettige);
— die Pastinaken; die Zuckerwurzeln; die Möhren (Carot-
ten und gelbe Rüben); — der Sellerie und die Petersilie; —
die Schwarzwurzel (Scorzonere); — die Haferwurzel; —
die Cichorie; — der Meerrettig re.
4) Knollengewächse: Die knollige Sonnenblume,
welche auch unter dem Namen Saukartoffel bekannt ist; — die ei-
gentlichen Kartoffeln von verschiedener Art, welche Walter Raleigh
Das Pflanzenreich. 163
pflanzen zusammen, da sie nur entfernte Ähnlichkeit mit den
Disteln haben.
9) Gewürzkräuter, sännntlich einheimisch.
a) solche, von denen man den Samen als Gewürz^ gebraucht:
Cardomomen, Koriander, Kümmel, Dill und Fenchel, Anis, L>enf u. s. w.
!i) solche, von welchen die Blatter und Blütenknospen das Ge-
würz ausmachen: Thymian, Saturei, Majoran, Basilicum, Salbei,
Weinraute, Kerbel und die Wermutharten: Beifuß und Dragun oder
Estragon.
10) A r z n e i k r ä u t e r. Außer den schon unter andern Auf-
schriften vorkommenden wollen wir nur einige der bekanntesten nennen:
a) solche, von denen man vorzüglich die Wurzeln in
Apotheken gebraucht: Die Jalappa, die Rhabarber, der Gal-
gant, die Benedictenwurzel, das Brechveilchen (die sogenannte Ipe-
cacuanha), der Wolferlei, der Löwenzahn, der Alant, die Schwert-
lilienart, deren Wurzel unter dem Namen Veilchen- oder Violenwurzel
bekannt ist, das stinkende Steckenkraut, der Baldrian, die Angélica,
die Althäa oder der Eibisch, das Süßholz rc.
d) solche, von denen man vorzüglich die überder Erde
wachsenden Theile zu Arzneien benutzt: der Rainfarn oder
das Wurmsameukraut, der weiße Mohn oder Schlafmohn, die Cha-
mille, der Wermuth, die Raute, die Krauseminze und Pfefferminze,
die Meliße, der Lavendel, der Ehrenpreis, das Tausendgüldenkraut,
die Hanfuessel, der Huflattich, der Bitterklee, der Enzian, das Löf-
felkraut u. s. w.
11) Giftpflanzen, von welchen jedoch die meisten in der Arz-
neikunst mit Vorsicht auch als Heilmittel benutzt werden: die Niese-
wurz, die Zaunrübe, die Wolfskirsche oder Belladonna, die
Einbeere, der Stechapfel, der rothgesteckte Schierling, der
Garten sch ierling (die Gleiße), der Wasserschierling (Wüte-
rich), der Eisenhut, der rothe Fingerhut, die Wolfsmilch,
das Bilsenkraut und andere weniger giftige Pflanzen. — Der
giftigen Gräser und Pilze wird in der Folge gedacht werden. Das
beste Verwahrungsmittel gegen Pflanzengift ist: Man genieße keine
Wurzel, kein Kraut, keine Frucht und keinen Samen, die man nicht
genau kennt.
12) M a n n f a c t u r - und Fabrik-Kräuter.
A. Spinnbare, und zwar a) mit spinnbarem Bast: Hanf,
Flachs, Nesseln und der neuseeländische Flachs, d) mit spinnbarer
Wolle: die Baumwollenstaude, von welcher eine eigne Art auch
strauchartig wächst, und die syrische Scidenpflanze.
B. Färbekräuter. Indigo oder Anil, Waid, Krapp, Wau (eine
Reseda-Art), und Curcume; Saflor und Färbescharte (zwei Distel-
arten) u. s. w. — Die Färbestoffe von Bäumen gehören nicht hierher.
C. Tabak von verschiedenen Sorten, am vorzüglichsten in Vir-
ginien. Er ist eine Art Bilsenkraut und hat etwas Betäubendes.
194
Naturlehre.
heitern Himmel entweichen und nicht wiederkommen. Wäre der
Himmel mit Wolken bedeckt, so würden die Wärmestrahlen, wie
Lichtstrahlen durch einen Spiegel, von den Wolken wieder zurückgeworfen
werden, wie man das im Kleinen sehen kann, wenn man sich nach
Sonnenuntergang bei klarem Himmel unter einen Regenschirm stellt.
Unter demselben ist's warm; wenn man den Schirm aber zumacht,
so wird es kälter. An den kalt gewordenen Gewächsen hängt sich
aber dann die Feuchtigkeit der Luft gerade so in Tröpfchen an, wie
an dem kalten Glase, in der warmen Stube, und dieß, liebe Kinder,
ist der Thau. Reif ist nichts Anders, als gefrornerthau. Er ent-
steht, wenn die Gewächse so kalt werden, daß der Thau gefriert, und
dann steht es schlimm mit den zarten Gewächsen, denn sie erfrieren
oft. Wißt ihr wohl setzt, warum geschickte Gärtner ihre Gewächse
Abends mit Strohdecken, Tüchern u. s. w. zudecken, oder sie unter
ein Dach tragen, wenn es eine klare Nacht geben will? Morgenthau
ist Thau, der Morgens entsteht, und Abendthau solcher, der schon
Abends kommt.
(Zuweilen schwitzen die Pflanzenblätter auch süße klebrige Säfte aus, welche die
Blätter bei schneller Verdichtung gleichsam lackiren; das nennt man Honigthau.
Mehlthau entsteht entweder von kleinen Jnsccten oder ist eine Art
Schimmel, welcher sich auf krankhaften Blättern erzeugt und sie aussaugt.
Der Nebel entsteht, wenn mehr Waffertheile in die Luft kommen, als
dieselbe zu Gas aufzulösen vermag, oder auch wenn feuchte Luft bis auf den
Grad abgekühlt wird, daß die Waffertheile nicht mehr als Wassergas darin
aufgelöst bleiben können. Sie müssen dann zu fliissigem Wasser werden,
welches aber in Gestalt kleiner Bläschen (wie kleine weifenblasen) oft lange
in der Luft herumschwimmt und dieselbe trüb macht. Geschieht das in der
Nähe des Erdbodens, so nennt man es Nebel; geschieht es aber hoch oben in
der Luft, so gibt es die Wolken. Die Nebel entstehen gewöhnlich Abends
(besonders im Herbst), wenn die Luft sich schnell abkühlt und die von der noch warmen
Erde aufsteigenden Waffertheile nicht mehr zu Gas auflösen kann, gerade so,
wie man es im Kleinen über einem Tops mit heißem Wasser sieht.
Der Höhrauch (Sonnenrauch) ist zwar nebelartig, aber von trockner
Natur, wahrscheinlich eine Folge von Erdbränden. Das Wort lautet eigentlich
Heirauch, von dem altdeutschen Worte Hei — Hitze, heißes Wetter.)
Die Wolken sind, wie ihr gehört habt, nichts Anderes, als Ne-
bel, der höher in die Lnft gestiegen oder höher in der Luft entstan-
den ist. Wer hohe Berge besteigt, geht oft mitten durch Wolken hin-
durch, glaubt aber bloß durch Nebel zu gehn. Kommt man über die
Wolken hinauf, so sieht man sie unter sich, wie man sie am Fuße
des Berges über sicy sah. Die Mannigfaltigkeit der Farben des
Gewölkes entsteht von der größeren oder kleineren Menge der Dünste,
aus dem dichteren oder mehr lockeren Zusammenhange derselben und
aus den in ihnen verschiedenartig sich brechenden Sonnenstrahlen.
Wolken, aus ganz feinen Dünsten bestehend und der Sonne gegen-
über, sind glänzend weiß und heißen Hitzwölken; treten sie aber
vor die Sonne und verdichten sich, so sehen sie gewöhnlich schwarz
aus und werden Regen-, Gewitter- oder Schneewolken genannt.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
224
Gewerbkunde.
dye. Das rückständige Harz, welches nun eine blässere Farbe hat, schmelzt
man hierauf in einem langen Sacke über Kohlenfeuer, ringt es aus
und preßt es zwischen den großen Blättern des Pisanges glatt. Dadurch
wird es von den Thierhäuten gereinigt und in die Form von Tafeln
gebracht, in denen man es im Handel sicht.
11) Die Perlmutter besteht aus den kalkartigen Schalen der
Perlmuschel, welche die kostbaren echten Perlen erzeugt. Die Schalen
haben auf ihrer Innenseite einen den Perlen ähnlichen Glanz, den
man durch Schleifen und Poliren auch den übrigen inneren Theilen
geben kann, weshalb man aus Perlmutter vielerlei Luruögcgenstände
verfertigt, z. B. Knöpfe, Dosen, Messerschalen, oder mit dünnen
Blättchen zierliche Geräthe, wie Schatullen, Nähtische, Lichtschirme u.
dgl., auslegt; auch kann man in Perlmutter leicht Figuren einätzen
und schneiden, da sie nur geringe Härte besitzt.
12) Auch die rothen Korallen sind kalkige, strauchartige Massen,
welche tief im Meere abwärts gerichtet an felsigen Küsten, besonders
am Südrande von Sieilien, aber auch an Corsica, Nizza und anderen
Theilen des Mittelmeeres gefunden werden und die Wohnungen klei-
ner Thiere sind, die den Kalkstamm absondern. Man fängt die Korallen
mittelst zweier Stangen, die kreuzweis über einander gelegt und unter-
halb mit Netzen versehen sind, mit welchen die Korallen gefischt werden
sollen. Man beschwert das Kreuz, senkt es in's Meer, und Taucher,
die mit hinabgehen, haken die Netze an die Korallenstämme, welche
hierauf losgerissen und mit der ganzen Vorrichtung in die Höhe ge-
zogen werden. Der frische Korallenstock hat eine rothbraune Rinde, in
welcher die Zellen der bereits erwähnten Thiere sitzen. Nachdem dieser
häutige Ueberzug entfernt ist, wird der schöne rothe Kalkstamm polirt
und zu Perlen, Rosenkränzen, Verzierungen an Ohrringen, Pet-
schaften u. s. w. verarbeitet.__________
Ii. Benutzung der Erzeugnisse des Pflanzenreiches.
Aus dem Pflanzenreiche erhält man: 1) Holz, 2) spinnbare
Fasern, 3) Papier, 4) Mehl, 5) .Zucker, 6) weinartige
Getränke, 7) Essig, 8) Brot, 9) Ole, 10) Firnisse, 11)
Tabak, 12) Chocolate, 13) Färbestoffe.
1) .Holz. Der Stamm der Bäume besteht im Innern aus vielen
festen ringförmig gestellten Fasern, welche in der Mitte einen weiche-
ren Kern, das Mark, einschließen und außen von der schaligen Rinde
umgeben sind. Je älter ein Baum ist, desto zahlreicher sind die Ringe,
aus deren Menge man auf das Alter des Baumes schließen kann, da
jedes Jahr den vorhandenen einen neuen zufügt, weshalb man sie
auch Jahrringe nennt (s. S. 156). Die ältesten und festesten stehen in
der Mitte und bilden das Kernholz; näher dem Umfange befinden
sich die jüngeren, und unmittelbar unter der Rinde trifft man den jüng-
sten. Das Kernholz unterscheidet sich außer der Festigkeit auch durch seine
dunklere Farbe und größere Trockenheit von den nach ihm entstandenen
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
228
Äewerbkunde.
Wie den Flachs behandelt man auch den Hanf, der eine noch
dauerhaftere, aber größere Faser gibt und daher zu Seilerarbeiten.
Bindfaden, Stricken, grober Leinwand und Segeltuch verwendet wird.
Hanf und Lein sind die Pflanzen, welche man gewöhnlich zu den
aufgezählten Kunftproducten gebraucht; es liegt aber nahe, daß durch
ein ähnliches Verfahren auch aus mancher anderen Pflanze eine
brauchbare Faser erhalten werden kann, und in der That bereitet man
mit gutem Erfolg aus verschiedenen Gewächsen dauerhafte Zeuge,
Taue u. dgl. So verfertigte man früher ein feines Gewebe aus
Brennnesseln, und gegenwärtig werden aus den Blättern des neusee-
ländischen Flachses, der Cocus- und vieler anderen Palmen sehr feste
Fäden, Stricke und Zeuge gemacht.
Alle bisher genannte spinnbare Materialien werden aber in
solcher Menge nicht verarbeitet, wie die Baumwolle, von welcher
selbst Wolle und Leinwand in nicht wenigen Fällen verdrängt sind.
Die Baumwolle besteht aus zarten weißen Fasern, welche in der
Fruchtkapsel der Baumwollenpflanze liegen und die Samen einhüllen.
Es gibt mehrere einander sehr ähnliche Pflanzenarten, von denen
man Baumwolle gewinnt, die aber alle in warmen Ländern wachsen
und unter welchen in Hinterindien und China eine mit gelber Wolle
vorkommt, aus der man den echten Nanking macht. Die Bearbei-
tung der Baumwolle fängt damit an, daß man sie reinigt und auf-
lockert, worauf sie auf kunstvollen Maschinen gesponnen und endlich
gewoben wird, was ebenfalls nicht selten mittelst Maschinen geschieht.
Da diese viel schneller, billiger und genauer, als Menschen, arbeiten,
so stehen baumwollene Zeuge, z. B. Kattun, Musselin und selbst die
kunstvollern, wie Piquö (sprich: Pickeh) und Manchester (sprich: Man-
schester), verhältnißmäßig in einem sehr niedrigen Preise; auch Zwillich
und Damast fertigt man aus Baumwolle. Eine besonders in neuerer
Zeit erst zu einem hohen Grade von Vollkommenheit gediehene Ver-
schönerung des Kattuns besteht in dein Bedrucken desselben mit bunten
Farben, so daß man oft die zierlichsten Muster darauf wahrnimmt,
ohne daß der Preis beträchtlich höher wäre, weil auch hier oft Ma-
schinen an die Stelle der weit kostbareren Handarbeit getreten sind.
3) Das Papier ist aus unzählig vielen, äußerst fein zerkleinerten
Stückchen von Pflanzenfasern zusammengesetzt, die durch Pressen mit
einander verbunden sind. Da nun Fasern aus vielen Pflanzen sich
darstellen lassen, so kann auch Papier aus verschiedenen Gewächsen'
gemacht werden, wie auch geschieht, z. B. aus Stroh von Roggen-
Weizen, aus dem Bast des Papiermaulbeerbaums in China, aus
Hanf, Baumwolle und andern. Keine Pflanze liefert aber ein so
festes und glattes Papier, als der Flachs, aus dem denn auch alles
zum Schreiben und Drucken gebräuchliche Papier verfertigt wird und
zwar aus leinenen Lumpen, weil diese durch den Gebrauch mürbe
geworden sind, sich also leichter zertheilen lassen.
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