Dorwort.
Bei Abfassung und Beurtheilung eines Lehrbuchs ist zunächst der
Standpunkt ins Auge zu fassen, von welchem aus die speciellen Zwecke,
Aufgaben und Ziele derjenigen Lehranstalten, für welche es bestimmt ist,
zu übersehen und zu erkennen sind. Diesen Standpilnkt habe ich in meinem
vor einem Jahre in demselben Verlag erschienenen und mit Beifall auf-
genommenen „Lehrbuch der deutschen Sprache, enthaltend eine systematische
Grammatik mit classischen Beispielen und practischen Uebungsaufgaben an
realen Sprachftücken h." genau umschrieben. Ich komme also hier nicht
wieder darauf zurück. Daß ich aber schon nach Jahresfrist eine neue
Schrift, das vorliegende Lehrbuch der Erdkunde, erscheinen lasse,
darf nicht die irrthümliche Meinung erwecken wollen, als ob dieses Buch
in dieser Zeit erst geschassen worden wäre; es ist schon seit mehreren
Jahren in seinen einzelnen Theilen vorhanden gewesen, als Präparationen
für den Unterricht, nach den besten Hilfsmitteln und Lehrbüchern, als
Ergänzungen und Berichtigungen zur geographischen Wissenschaft rc. Zwischen
beiden erwähnten Lehrbüchern besteht nicht nur eine Uebereinstimmung des
Planes, sondern auch der äußern Gliederung, die für den Lernenden nur
nutzbringend und wünschenswerth sein kann.
Die ersten Theile des geographischen Lehrbuchs, die mathematische
und physikalische, oder die allgemeine Geographie, sind hier
nur in ihren Grundlehren behandelt worden, dagegen die politische
Geographie, die auf der Grundlage jener beruht, in größerer Ausführ-
lichkeit, mit Hervorhebung des Kaufmännischen und Volkswirthschaft-
lichen, als z. B. der Ein- und Ausfuhr, Ausfuhrprodukte, Staats-
schulden, Handelsflotte u. s. w., sowie sie der Zweck der realen Bildung
bei angehenden Kaufleuten und Industriellen nöthig macht. Dabei ist
aber das wissenschaftliche Princip des erdkundlichen Unterrichts nicht zurück-
gestellt worden, das die Erde als die Entwickelungsstätte der Menschheit,
den Fortschritt der Cultur als das Werk freier Geiftesthat inmitten des
natürlich Gegebenen, des geschichtlich Gewordenen auffaßt; das Natur und
Gejchichte, Land und Volk, die Gliederungs- und Naturverhältnisse der
Erdoberfläche und den Entwickelungsgang der Menschheit als Warum und
Weil aufzeigt. Das Volks- und Staatsleben ist streng gebunden an die
Gesetze der Natur, an Abstammung, an Boden und Klima, an die welt-
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TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
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Iv
Vorwort.
geschichtliche Vergangenheit und Gegenwart der Menschheit in der Con-
tinuität ihrer räumlich-zeitlichen Entfaltung als einer organischen Einheit
in des Wortes höchster Bedeutung. So wie der Geschichtsunterricht seinen
Zweck verfehlen würde, wenn er blos in Mittheilungen über Krieg und
Schlachten, Entstehung und Untergang von Reichen, Namen und Zahlen
u. s. w. bestünde und nicht zuni Verständniß der historisch gewordenen
Verhältnisse führte: so auch der geographische Unterricht, wenn er nur
möglichst viele Namen für Berge und Flüsse, Länder und Städte u. s. w.
geben und nicht zu der Erkenntniß führen würde, daß die natürlichen
Dinge nur die Bedingungen des über die Erde verbreiteten Lebens sind,
dessen höchste Thätigkeit sich im Menschen vollzieht.
Um nun aber auch zugleich neben der gemessenen Systematik eine
gewisse Fülle im Detail oder richtiger das Element der Beschreibung und
Schilderung zu geben, sind an geeigneten Stellen im Lehrbuche Bilder
und Skizzen, nach den vorzüglichsten Darstellern, wenn auch nur in
kleinern Rahmen und mäßiger Ausdehnung, eingefügt worden, damit der
Lernende Muster vor sich habe, nach welchen er seine erworbenen geographischen
Kenntnisse in fließender Rede mündlich und schriftlich zur Aufsatzform zu
gestalten vermöge; denn jegliches Verständniß beruht darin, daß man das
Ganze in seinen Theilen, das Allgemeine im Besondern, und umgekehrt,
richtig schaut.
Es bedarf schließlich wohl kaum noch der Erwähnung, daß der
geographische Unterricht, der in seinen Elementen Anschauungsunterricht
ist, ohne Kartenwerke, Abbildungen und Modelle und bildliche Erläute-
rung des Vortrags nicht ertheilt werden darf.
Möge denn auch dieses Lehrmittel eine wohlwollende Aufnahme finden.
Leipzig, im Monat August 1870.
Dr. H. Th. Traut.
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am
Lehrbuch
der
Erdkunde.
enthaltend
die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen
Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde
aller fünf Erdtheile,
nebst
eingestreuten Iildern und Zlchzen.
Für
höhere 8chulen, insbesondere àmtdungsanstatten,
von
Dr. H. Th. Trant,
Lehrer an der Kaufmännischen Fortbildungsschule in Leipzig.
— —
G. Schwetschke'scher Verlag.
1870.
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Einleitung.
Die einzelnen Theile der Geographie.
Aie Erdkunde, auch Erdbeschreibung oder Geographie
genannt, ist die beschreibende Darstellung des Zustandes und der Be-
schaffenheit der Erde. Sie wird herkömmlicher Weise in drei Theile
getheilt: in die mathematische, physikalische und politische
Geographie.
Die mathematische Geographie betrachtet die Erde als einen
Theil des Weltalls, Weltkörper, als einen Stern unter den
Sternen, und belehrt uns über die Stellung der Erde unter den übrigen
Weltkörpern und deren Gestalt und Größe. Da zum Verständniß dieses
^Zweiges der Geographie mathematische Kenntnisse erforderlich sind,
so führt sie diesen Namen.
Die physikalische Geographie handelt von der Natur der
Erde und ihren Stoffen. Sie beschreibt Land und Meer, Gebirge
und Flüsse, die Erscheinungen im Luftkreise, Pflanzen und Thiere und
auch die Menschen als die Bewohner der Erde.
Die politische Geographie*) hat zum Gegenstände die Staaten
auf der Erde und die Wohnorte der Menschen.
Da nun die Summe aller unserer Thätigkeiten, alle Bedingungen
unseres Lebens, der Besitz unserer Bildung an unsere Heimat sich knüpft,
so können wir bei Beschreibung der einzelnen Staaten nicht wohl physi-
kalische und politische Geographie von einander trennen. In diesem
Sinne wird sich die Erdkunde zu einer wahren Heimatskunde des
Menschengeschlechts erweitern und vertiefen.
*) Die mathematische und physikalische Geographie beschäftigt sich mit dem
Bleibenden, die politische Geographie mit dem Veränderlichen auf der Erde,
d. i. mit dem Schicksal der Staaten und Völker.
Traut, Lehrb. d. Erdkunde.
1
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2
Einleitung.
Die Theile der physikalischen Geographie sind: Orographie
(Gebirgsbeschreibung), Hydrographie (Beschreibung der Gewässer),
insbesondere Oceanographie (Meerkunde) genannt, und Klimato-
graphie (Beschreibung der Lustbeschaffenheit der verschiedenen Erd-
gegenden); — der politischen Geographie: Ethnographie (Völker-
kunde), Statistik (Staatenkunde), Chorographie (Länderbeschreibung)
und Topographie (Ortsbeschreibung).
Die Hi lss wissen sch asten der Geographie sind: Mathematik
(Größenlehre), Astronomie (Sternkunde), Physik (Naturlehre),
Naturkunde, insbesondere Geologie (Geschichte der Erdbildung) und
Geognosie (Lehre von den Bestandtheilen des Erdkörpers), Geschichte
und Staats Wissenschaft.
Die Hilfsmittel der Geographie sind: Globen (Erdkugeln),
Karten (Planigloben, Land- und Seekarten, General- und Special-
karten, physikalische, geognoftische, orographische, hydrographische, historische,
ethnographische, Post- und Reisekarten) und Atlanten (geordnete
Sammlungen von Karten).
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m. Die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika.
475
Die literarische Thätigkeit ist in Bezug auf reine Wissenschaft noch
verhältnißmäßig gering, obgleich sie sich neuerlich gehoben; reicher sind. die
prattischen Felder angebaut. Der bedeutendste Schriftsteller Nord-Amerikas
ist unstreitig der auch durch seine Verdienste um die Begründung der Frei-
geboren zu Boston in Amerika
heit unsterbliche Benjamin
Franklin,
1706. Lanze Zeit mußte er als Buchdrucker mit Armuth kämpfen, bis
seine Schriften, anfänglich nur moralische und politische Aufsätze für
Zeitschriften, ihm Ansehen und Wohlstand erwarben. Als Erfinder des
Blitzableiters ist er weltberühmt geworden. Noch im höchsten Alter nahm
er lebhaften Antheil an den Berathungen über die politischen Verhältnisse
seines Vaterlandes und schloß 1783 den Pariser Frieden, welcher die Un-
abhängigkeit Nord-Amerikas sicherte. Er starb 1790 als Präsident der
Versammlung von Pennsylvanien. Von neueren Schriftstellern haben Feni-
more Cooper und Washington Irving durch Romane und Erzäh-
lungen sich auch bei uns einen ehrenvollen Ruf erworben. Sehr beliebt in
Amerika sind ferner die Romane von James Paulding, welcher auch fürs
Theater geschrieben hat. In der dramatischen Literatur werden Payne
und Hillhouse gerühmt. Als Lyriker nimmt James Percival den
ersten Rang ein, und neben ihm Bryant, Dana und Willis. Auch
an Dichterinnen fehlt es nicht, wie Miß Segurney und M. Sedgwick,
Mistreß Child, Stove u. A. Unter den Geschichtschreibern haben einen
besonderen Ruf erlangt Will. H. Prescott, Wheaton, unter den
neueren politischen Rednern Dan. Webster, Cley, Calhonn u. A.
In den Wissenschaften sindet sich manches Treffliche, tind besonders erfreuen
sich die Naturwissenschaften einer großen und allgenieinen Theilnahme, be-
sonders wegen ihrer praktischen Seite (Agassiz, Baird u. A.). Ver-
hältnißmäßig hat kein Land der Welt so viele Journale und Zeitungen als
Nord-Amerika; außer der ungeheuren Zahl inländischer Blätter, wovon fast
jeder, auch der kleinste Ort ein eigenes
und
erschienen in den $
werden fast alle englischen Zeitungen
1843
und eilte eigene Druckerei hat,
die wichtigsten englischen Werke
Staaten 135 Blätter
nachgedruckt. 1848 erschienen in den Vereinigten
täglich (meist in New-Aork), 125 zweimal in der Woche, 1141 wöchentlich
und 227 Zeitschriften, zusatmnen also über 1600. Die Lectüre der politi-
schen und der religiösen Schrifteit ist so unentbehrlich geworden wie das
Frühstück; jeder anständige Mann hält sich wenigstens ein Zeitblatt, man-
cher sechs und mehr. Dieses Lesen unterhält das Interesse für religiöse
und politische Angelegenheiten und fördert die parlamentarische Bildung.
Nirgends in der Welt giebt es so viel fertige Redner als dort, nttd Männer,
wie Webster, Everett u. A. blieben hinter den rhetorischen Heroen des
englischen Parlaments lticht zurück. Man rühmt die deutsche Cultur wegen
der Verbreitung der Lesefertigkeit; gewiß ist aber, daß in Nord-Amerika
mehr gelesen wird als in Deutschland und daß es dort bereits an vielen
Orten als eine Ehrensache betrachtet wird, eine Bibliothek zu besitzen.
Schlimm ist es aber, daß die meisten amerikanischen Blätter nicht allein
an literarischem Werthe tief unter den europäischen stehen, sondern daß sie
auch der wüthendsten Parteisucht dienen und mit den widrigsten Persönlich-
keiten und gröbsten Verleumdungen erfüllt sind. Von dieser Wüstheit der
amerikanischen Zeitungspresse, besonders der von deutschen Flüchtlingen ge-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Nord-Amerikas Benjamin
Franklin James_Paulding Payne James_Percival Dana Willis H._Prescott Wheaton Webster Cley Baird Webster Everett
Extrahierte Ortsnamen: Nord-Amerika Boston Amerika Pennsylvanien Washington_Irving Amerika Calhonn Nord-Amerika New-Aork Nord-Amerika Deutschland
Xii. Brasilien.
599
Alle Proteste*) und Petittonen der Deutschen aus den Colonien in
Südbrasilien (1868) vermögen weder die preußische Regierung einen vor 10
Jahren gegebenen Erlaß**) zurückzunehmen, noch die so lange getäuschte
Berliner Presse zuzugeben, daß die Verhältnisse in Brasilien sich zum Besse-
ren gewendet haben. Was die Berliner Zeitungen verweigern: „die Wahr-
heit auszusprechen", das thun die wissenschaftlichen und eine Anzahl mittel-
deutscher Blätter***). Wir verweisen hier zunächst auf Wappäus „das
Kaiserreich Brasilien" im Steinschen Handbuch Bd. 1, Abth. 3, Aust. 7,
, 1497. W. Koner in der Zeitschrift fiir Erdkunde in Berlin. K. An-
dre e im Globus, u. A.
Aber nicht nur die mangelhafte Regelung der Agrarverhältnisse, son-
dern auch die Lage der religiösen und kirchlichen Verhältnisse in ihrem
Bezüge auf Richtkatholiken gab Veranlassung zu den heftigsten,, oft unge-
rechtesten Angriffen. Die Verhandlungen der Petition der südbrasilischen
Deutschen vor dem norddeutschen Reichstage haben zur Genüge dargethan,
wie sehr es an den nöthigen Vorstudien zur genauen Kenntniß fremder
Länder und ihrer Institutionen mangelt. Sollte Jemand die ehrliche Ab-
sicht haben, „die Lage der religiösen und kirchlichen Verhälmisse in Brasilien
in ihrem Bezüge aus Nichtkatholiken zu studiren, so empfehlen wir ihm die
deutsche Auswanderer-Zeitung, Bremen vom 12. Juli 1869, oder Nr. 28
und 29 zur Hand zu nehmen. Einige Herren vom norddeutschen Reichs-
tage dürften aus einer Lectüre der hier genannten Schriften mit Hinzu-
nahme des Reisewerkes des Herrn von Tschudi „Reise durch Süd-Ame-
*) Ein Protest der Deutschen aus Desterro (Provinz S. Catharina) unter-
zeichnet von 24 Personen, darunter der Consul des norddeutschen Bundes, Herr
Ferd. Hackradt. Protest aus der Regicrungscolonie Blumen au (Provinz S. Ca-
tharina) vom Jahre 1868 mit über 700 Unterschriften, auch der des Consuls des
norddeutschen Bundes, Herr V. Gärtner.
**) Der Circular-Erlaß vom königl. preuß. Handelsministerium vom 3. Nov.
1859 verbietet nicht ausdrücklich die Auswanderung nach Brasilien, sondern untersagt
nur den Auswanderungsagenten die Beförderung von Auswanderern nach Brasilien.
Dieser Erlaß schadet nur und gewährt durchaus keinen Nutzen, daß er die
Interessen der in Brasilien lebenden Deutschen schädigt, beweisen die Petitionen von
Dr, H. Pluinenau, von den Deutschen in Santa Catharina und die von 1332
Deutschen in der Provinz Rio Grande do Sul unterzeichnete Petition an den Reichs-
tag des norddeutschen Bundes. Es ist hier nicht der Raum zu einem ausführlichen
Bericht über das Schicksal all der Petitionen zu berichten und beschränken wir uns
darauf, auf die Organe der Presse hinzuweisen, welche den Gegenstand berühren. Es
sind in Deutschland vornehmlich: die Allgemeine Auswanderungszeitung
in Rudolstadt und die Deutsche Auswanderer-Zeitung in Bremen. Beide
Zeitungen sind ernstlich zu empfehlen. In Brasilien sind es: die Deutsche Zei-
tung in Porto Alegre, Redacteur Herr v. Koseritz, und die Cvlonie-Zeitung
(Anzeiger für Dona Francisca und Blumenau). Herausgeber 1>r. O. Dörfsel, zu
Joinville in der Provinz S. Catharina. Die beiden letztgenannten Zeitungen erschei-
nen in Süd-Brasilien. Beide, vortrefflich redigirt, liefern eine reiche Quelle für das
Studium der deutschen Colonien in Brasilien. Der Bote, eine andere deutsche Zei-
tung in Süd-Brasilien, ist uns nicht zu Gesicht gekommen, deshalb enthalten wir uns
jedes Urtheils. Die Germania, eine deutsche Zeitung, welche in Pctropolis in der
Nähe von Rio de Janeiro erscheint, ist, indem sie mit den Interessen und Verhältnissen
der deutschen Colonien in Süd-Brasilien weniger vertraut, nicht immer ganz zuverlässig.
***) Die Leipziger Zeitung, 1868. Nr. 92 und „wissenschaftliche Beilage" Nr. 65,
1869, Nr. 57 und „wissenschaftliche Beilage" Nr. 6: die Jllustrirte Zeitung, Nr.
1275, 1281, 1285; die deutschen Blätter, Nr. 22, 29 (1868) u. A.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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TM Hauptwörter (200): [T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: W._Koner Tschudi Catharina) V._Gärtner H._Pluinenau Catharina
Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Südbrasilien Brasilien Brasilien Berlin Brasilien Brasilien Brasilien Brasilien Deutschland Rudolstadt Bremen Brasilien Süd-Brasilien Brasilien Süd-Brasilien Pctropolis Süd-Brasilien
Brasilien.
und erfrischen den die üppigste Vegetation hervorbringenden Boden. Trockene
Winde sind selten; der vorherrschende, östliche Seewind immer feucbt und
meist mild. Nach allen Nachrichten, die wir von dort erhalten, ist das Klima
ein sehr gesundes. Dr. I. in Hamburg empfiehlt die deutschen Colonien
Blumenau und Dona Francisca als ein neues Asyl für Brustler-
dende. (Hamburger „Reform", Nr. 143 v. I. 1867.) I)r. O. Dvrffel
in Joinville sagt in seiner empfehlenswerthen, kleinen Schrift „Der südbra-
silianische Landwirth. Ein Leitfaden für Ansiedler in Brasiliens südlichen
Provinzen Rio Grande do Sul, Parana und Santa Catharina": „Die
Acclimatisationsbeschwerden, denen der Einwanderer im neuen Welttheil
überall mehr oder minder ausgesetzt ist, sind hier von geringer Bedeutung,
so daß sie demjenigen, der nicht drauf und drein lebt, sondern mäßig ist, sich
den Verhältnissen entsprechend verhält und auf seinen Körper wie auf seine
Umgebung ein wachsames Auge hat, meist wenig fühlbar werden und oft
ganz spurlos vorübergehen." Einige geben dem Klima von Blumenau vor
Dona Francisca den Vorzug.
In Bezug auf Culturproducte ist die Provinz als eine außerordentlich
reiche zu bezeichnen; während in den geeigneten Oertlichkeiten der Kaffee-
baum und die Orange gedeihen, eignen sich die höher gelegenen Landes-
theile, die in neuester Zeit durch Straßenanlagen mit dem Tieflande ver-
bunden werden, für die Cultur unserer Getreidearten. Vom Kaffeebaum
sagt Tschudi, daß er hier ausgezeichnet gedeihe. Die Bedingungen des
Kaffeebaums sind in der Provinz San Panlo, wo eine so schwunghafte
Kaffeecultur betrieben wird, nicht günstiger als auf der Colonie Dona Fran-
cisca, deren Hügel sich vortrefflich zur Anlage von Kaffeebergen eignen
würden. Allerdings werden die Fröste hier wie in San Panlo den Kaffee-
berg nicht verschonen, aber das dürfte wohl kaum ein hinreichender Grund
sein, die Cultur zu unterlassen. Dem deutschen Landmann oder Weinbauer
wird durch Fröste, Hagelschlag u. s. w. manche Ernte verdorben, und trotz
Hungersnoth in Ostpreußen und anderen Gegenden Europas wird man
das sonst culturfähige Land nicht als culturunfähig bezeichnen. Die Be-
wohner bleiben, das vorübergehende Mißgeschick wird ertragen, und andere
Jahre entschädigen für den Verlust. So ist es überall. Ein Paradies ist
eben auf unserem Planeten nicht zu finden. Der knappe Raum gestattet
uns hier nicht, mehr zu sagen, und verweisen wir ftir weiteres auf die
kleine Schrift von O. Dörffel.
Doch dürfen wir es der allgemeinen Aufklärung wegen nicht unter-
lassen, die in der folgenden Tafel gebotenen Temperaturbeobachtungen aus
Joinville/ dem Hauptorte der Colonie Dona Francisca zum Abdruck
zu bringen.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
382
D. Afrika.
Angornu, am See selbst, mit über 30,000 Einw. Im Süden das
Reich Mandara, mit der Hauptstadt Mora.
Doctor H. Barth und auch Vogel haben das Land besucht, und die-
sen beiden Reisenden verdanken wir einige Nachrichten über dasselbe, nament-
lich Barth.
Bagirmi liegt südöstlich vom Tsad-See, im Norden und Osten
wird es von W ad ai, im Westen von Bornu und dem Pullo-Reiche
r ■ * ff
begrenzt, während es im Süden an die unabhängigen Heiden-Stämme sich
anlehnt.
Das ganze Land, so weit es das eigentliche Bagirmi bildet, besteht
aus einer flachen Ebene mit einer unmerklichen Abdachung nach Norden
und einer Erhebung über das Meeresniveau von ungefähr 950'; der öst-
liche Theil auf der Grenze nach Wadai zu scheint gebirgig zu sein. Der
Boden Bagirmis besteht theils aus Thon, theils aus Saud und bringt
demgemäß entweder Negerhirse (Pennisetum) oder Sorghum hervor; diese
zwei Getreidearten bilden mit ihren verschiedenen Abarten das Hauptnah-
rungsmittel der Einwohner. Von Rohstoffen für die Industrie gewinnt
man Baumwolle und Indigo. Bergbau giebt es gar nicht. Die Gesammt-
bevölkerung des Landes schätzte Barth aus 1millionen. Das Heer
bestand aus 10,000 Mann Fußvolk und 3000 Mann Reiterei, während
die Reiterei von Wadai auf 5- bis 6000 Mann und die von Dar Fur-
ans etwa 10,000 Mann anzuschlagen ist.
Die Bagirmier sind ein schöner Menschenschlag und im Allgemeinen
viel ansehnlicher von Gestalt als die Bewohner von Bornu; die Männer
übertreffen letztere an Größe und Muskelkraft, wie auch an Muth und
Thatkraft; besonders aber ist der Wuchs der Weiber unvergleichlich vorzüg-
licher. Die Frauen sind im Allgemeinen wohlgebaut, schlank, haben eben-
mäßige Glieder, regelmäßige Züge und einen angenehmen Gesichtsausdruck;
einige mit großen, dunklen, schönen Augen könnte man selbst hübsch nennen.
Barth lobt ferner das afrikanische Familienleben und sagt: „man weiß in
der That in Europa'^ wenig davon, wie freundlich in diesen Ländern Mann
und Weib mit einander leben."
Die Regierung von Bagirmi ist eine unumschränkte Monarchie, welche
weder durch ein aristokratisches Element, wie in Bornu, noch durch einen
solchen Ministerrath, wie er in den Haussa-Staaten gefunden wird, gemäßigt
wird. Der Titel des Herrschers ist „Banga"; der erste nach ihm ist der
„Fatscha", dessen Würde ganz der des Keghamma oder Veziers in Bornu
entspricht.
Die gangbaren Münzen in Bagirmi bestehen in Baumwollenstreifen,
„Farda", größere Gegenstände werden mit Hemden bezahlt, deren Werth
je nach Größe und Güte von 70 bis 80 Farda wechselt. Muscheln haben
Afrika in den Jahren 1849 bis 1855 — die große Ausgabe in fünf Bdn. und die
kleine in zwei Bdn. Gotha, I. Perthes.
Gerhard Rohlfs Rrisen durch Nord-Afrika von Tripoli nach Kuka. Ergän-
zungsheft zu Petermanns Mittheilungen Nr. 25.
Eduard Vogel, der Afrika-Reisende. Nach Originalquellen bearbeitet von Her-
mann Wagner. Leipzig, O. Spamer.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Viii. Peru.
573
Im I. 1865 wurden nach den verschiedenen Ländern zusammen 426,427
Tonnen Guano im Werthe von 17,039,125 Dollars ausgeführt.
Puno, mit 18,000 Einw., am Titicaca-See, 12,000' hoch.
Wir wollen hier noch einer deutschen Colonie gedenken, von welcher
vor Jahren öfter die Rede. Der brave Ger stack er hat den angestrengten
Ritt über die Cordilleren nicht gescheut und die Colonie am Pozuzu be-
sucht. Pozuzu liegt am Ostabhang der Cordilleren, 12 Leguas von Maire
am Pachitea, einem Nebenfluß des Ucayale*). Die Anlage der Colonie
im zu engen Thale des Pozuzu ist nicht günstig, doch leben die Leute nicht
schlecht. In den meisten Hütten fand Gerstäcker Milch und Butter. Zucker
und Kaffee gewinnen die Leute selbst. An Brot von Maismehl und Eiern
fehlt es ihnen nicht. Was ihnen aber fehlt ist eine Straße, welche sie mit
anderen Ortschaften in Verbindung bringt, davon ist aber keine Spur. Die
Bananen gedeihen hier außerordentlich. Eine Fruchttraube wog 109 Pfund.
Bon Lima aus nach dieser Colonie braucht man reichlich 16 bis 18 Tage.
Es ist ein sehr beschwerlicher und auch gefahrvoller Weg über die hohen
Cordilleren.
*) Siehe Henry Lange's Handatlas bei C. A. Brockhaus, Karte Nr. 26.
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