286
in. Geschichtsbilder.
der Rednitz postirt war, ein heftiger
Kampf entzündet, wo mit abwechselndem
Glück der Feind bald Besiegter, bald
Sieger bleibt, und auf beiden Seiten
gleich viel Blut fließt, gleich tapfere
Thaten geschehen. Dem Herzog von
Friedland und dem Prinzen Bernhard
von Weimar werden die Pferde unter
dem Leibe erschossen, dem König selbst
reißt eine Stückkugel die Sohle von dem
Stiefel. Mit ununterbrochener Wuth
erneuern sich Angriff und Widerstand,
bis endlich die eintretende Nacht das
Schlachtfeld verfinstert und die erbitter-
terten Kämpfer zur Ruhe zwingt. Jetzt
aber sind die Schweden schon zu weit
vorgedrungen, um den Rückzug ohne
Gefahr unternehmen zu können. Indem
der König einen Offizier zu entdecken
sucht, den Regimentern durch ihn den
Befehl zu übersenden, stellt sich ihm der
Obrist Hebron, ein tapferer Schottländer,
dar, den bloß sein natürlicher Muth aus
dem Lager getrieben hatte, die Gefahr
dieses Tages zu theilen. Ueber den
König erzürnt, der ihm unlängst bei
einer gefahrvollen Aktion einen jüngern
Obristen vorgezogen, hatte er das rasche
Gelübde gethan, seinen Degen nie wieder
für den König zu ziehen. An ihn wen-
det sich Gustav Adolf, und, seinen Hel-
denmuth lobend, ersucht er ihn, die Re-
gimenter zum Rückzug zu kommandiren.
„Sire," erwidert der tapfere Soldat, „das
ist der einzige Dienst, den ich Ew. Ma-
jestät nicht verweigern kann, denn es ist
etwas dabei zu wagen;" und sogleich
sprengt er davon, den erhaltenen Auf-
trag in's Werk zu richten. Zwar hatte
sich Bernhard von Weimar in der Hitze
des Gefechtes einer Anhöhe über der
alten Feste bemächtigt, von wo aus man
den Berg und das ganze Lager bestrei-
chen konnte. Aber ein heftiger Platz-
regen, der in derselben Nacht einfiel,
machte den Abhang so schlüpfrig, daß
es unmöglich war, die Kanonen hinauf-
zubringen, und so mußte man von freien
Stücken diesen mit Strömen Bluts er-
rungenen Posten verloren geben. Miß-
trauisch gegen das Glück, das ihn an
diesem entscheidenden Tage verlassen hatte,
getraute der König sich nicht, mit er-
schöpften Truppen am folgenden Tage
den Sturm fortzusetzen, und zum ersten
male überwunden, weil er nicht Ueber-
winder war, führte er seine Truppen
über die Rednitz zurück. Zweitausend
Todte, die er auf dem Wahlplatz zurück-
ließ, bezeugten seinen Verlust, und un-
überwunden stand der Herzog von Fried-
land in seinen Linien.
Noch ganze vierzehn Tage nach die-
ser Aktion blieben die Armeen einander
gegenüber gelagert, jede in der Erwar-
tung, die andere zum Ausbruch zu nöthi-
gen. Je mehr mit jedem Tage der
kleine Vorrath an Lebensmitteln schmolz,
desto schrecklicher wurden die Drangsale
des Hungers, desto mehr verwilderte der
Soldat, und das Landvolk umher ward
das Opfer seiner thierischen Raubsucht.
Nürnberg hatte sich über Vermögen
angestrengt, die ungeheure Menschen-
menge, welche in seinem Gebiete zusam-
mengepreßt war, elf Wochen lang zu
ernähren; endlich aber versiegten die
Mittel, und der König mußte sich zuerst
zum Abzug entschließen. Mehr als zehn-
tausend seiner Einwohner hatte Nürn-
berg begraben, und Gustav Adolf gegen
zwanzigtausend seiner Soldaten durch
Krieg und Seuchen eingebüßt. Zertreten
lagen alle umliegenden Felder, die Dör-
fer in Asche, das beraubte Landvolk
verschmachtete auf den Straßen, Moder-
gerüche verpesteten die Lust, verheerende
Seuchen, durch die kümmerliche Nahrung,
durch den Qualm eines so bevölkerten
Lagers und so vieler verwesender Leich-
name, durch die Glut der Hundstage
ausgebrütet, wütheten unter Menschen
und Thieren, und noch lange nach dem
Abzug der Armeen drückten Mangel und
Elend das Land. Gerührt von dem
allgemeinen Jammer, und ohne Hoff-
nung, die Beharrlichkeit des Herzogs
von Friedland zu besiegen, hob der Kö-
nig am 8. September sein Lager aus
und verließ Nürnberg, nachdem er es
zur Fürsorge mit einer hinlänglichen
Besatzung versehen hatte. In völliger
Schlachtordnung zog er an dem Feinde
vorüber, der unbeweglich blieb und nicht
das Geringste unternahm, seinen Abzug
zu stören.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Bernhard
von_Weimar Muth Gustav_Adolf Gustav Adolf Bernhard_von_Weimar Gustav_Adolf Gustav Adolf
7. Die Schwcdenglocke in Landsberg.
11
eines dem andern nach zwischen die
Pferde, so daß diese scheu zu werden
anfingen.
„Hundsfott!" schrie der Markgraf, roth
vor Zorn, „weich' aus, oder ich schieß'
dich nieder!" — Vergebens! der Schäfer
starrte ihn erschreckt an und vermochte
nicht zu willfahren. „Reizenstein! geb'
Er mir seine Pistolen!" — „Sie sind
nicht geladen, Hoheit!" antwortete jener
trocken. Mittlerweile war es Herbei-
eilenden gelungen, den Weg frei zu machen.
— Als man aber unfern der Schloßthore
in Gunzenhausen angekonunen war, ließ
der Reiseoberstallmeister plötzlich rechts
und links seine beiden Pistolen krachend
losgehen.
Der erschrockene Markgraf fragte hef-
tig: „Was ist's, was ist's?" — „Gnä-
digster Herr!" antwortete Reizenstein,
„ich meine nur, daß Sie heute Nacht
viel süßer schlafen werden, nachdem Sie
meine Pistolen jetzt erst haben krachen
hören, statt eine Stunde früher."
7. Die Schwedenglocke in Landsberg.
Die freundliche und gewerbthütige
Stadt Landsberg am Lech ist einer
der anmuthigsten Punkte, welche dieser
Grenzfluß in seinem Laufe bespült. Auf
der Höhe des Hügels, an welchen die
Stadt malerisch gebaut ist, genießt man
einen prächtigen Anblick über die ewig
denkwürdigen Gefilde des Lechfeldes, auf
welchem die räuberischen Hunnen einst
ihren Vernichtungskampf fochten. Gräuel,
wie sie seit den barbarischen Tagen der
Hunnen nicht mehr in unserm Vater-
lande verübt wurden, hat die Stadt
Landsberg nochmal erlitten im Beginne
der zweiten Hälfte des dreißigjährigen
Krieges. Gustav Adolf starb nach der
siegreichen Schlacht bei Lützen, ohne daß
dadurch seinen Gegnern, unter denen
der Kurfürst Maximilian von Bayern in
erster Reihe stand, ein wesentlicher Vor-
theil erwachsen wäre. Im Gegentheile
suchten die schwedischen Völker, durch
Franzosen und Deutsche verstärkt und
durch den Tod ihres Führers von den
Banden strenger Mannszucht befreit, ihren
Rachedurst durch Sengen und Brennen,
durch Plündern und Morden zu stilleu.
Schrecken und Entsetzen gingen vor ihnen
her, Zerstörung und Verwüstung beglei-
teten sie, Hunger und Elend folgten ihnen
auf dem Fuße.
Wilhelm von Weimar war mit einer
starken Heeressäule um Nürnberg, der
Pfalzgraf Christian von Birkenfeld mit
einer noch ftärkern am Lech zurückgeblie-
den. Der Haß des kaiserlichen Generalis-
simus Wallenstein gegen seinen alten
Feind, den Kurfiirsten Maximilian, schien
des Jammerns aus Bayern und der
Befehle aus Wien nur zu spotten. Jetzt
drang auch noch der Herzog Bernhard
von Weimar, nachdem er die schwedischen
Generale Horn und Torstenson an sich
gezogen, wie ein verheerender Strom in
Bayern ein, das ohnehin schon mehr
einem großen Leichenfelde, als der blü-
henden Provinz glich, die es früher ge-
wesen. München fiel zwar nicht wieder
in Schwedenhand, aber desto schlimmer
sah es auf dem flachen Lande aus, das
nachgerade einer Wildniß zu gleichen an-
fing. Am härtesten und grausamsten war
die Gegend zwischen der Isar und dem
Lech bedrängt. Die Dörfer waren zer-
stört und menschenleer, die Felder unan-
gebaut und statt mit dem reichen Segen
der Früchte, mit dem Nachwuchs dichter
Wälder übersäet.
Doch das schrecklichste Schicksal hatte
Landsberg zu erdulden, das früher
schon von den Schweden erobert, aber
von dem Kurfürsten im Vereine mit
den Truppen des kaiserlichen Generals
Altringer wieder entsetzt worden war.
Während Bernhard auf Ingolstadt los-
ging, und Horn Niederbayern und die
Oberpfalz verwüstete, zog sich Torstenson
am Lech hinauf und stand, ehe man sich
dessen versah, vor Landsberg. Die Stadt
hatte schon bei ihrer frühern Erstürmung
wegen ihrer Anhänglichkeit und Treue
gegen den Kurfiirsten den ganzen Zorn
des Feindes erfahren und bei der Ent-
setzung gelobt, die größte Glocke der
Stadt solle fortan die Schwedenglocke
heißen und für ewige Zeiten keinem an-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Reizenstein Gustav_Adolf Gustav Adolf Maximilian_von_Bayern Maximilian Wilhelm Christian_von_Birkenfeld Maximilian Maximilian Bernhard
von_Weimar Bernhard
284
Iii. Geschichtsbilder.
Feierlich ward Friedrich in Böhmen
empfangen und bald darauf gekrönt.
Aber nur zu bald verlor er die Gunst
der Böhmen. Ohne zu ahnen, daß ihm
die Vergnügungen dieses Winters einst
den traurigen Namen „Winterkönig"
eintragen würden, veranstaltete er Schlit-
tenfahrten und lustige Aufzüge, Gast-
mähler und Tanzseste. Die Ueppigkeit
des Hofes gab Anlaß zu Aergerniß, die
Zurücksetzung der Böhmen in Amt und
Feld erregte Mißstimmung, und die ge-
waltsame Einführung des strengen cal-
vinischen Ritus, das Wegschaffen aller
Bilder, Statuen, goldener und silberner
Kirchengeräthe aus der Domkirche zu Prag,
verletzte die Gemüther der Utraquisten.
So verlor er den Halt im fremden Lande,
und da ihm auch die Union nur schwache
Unterstützung gewährte, mußte er dem
ersten entschiedenen Stoße erliegen. Und
bald und kräftig wurde dieser geführt.
Maximilian I. von Bayern, das
Haupt der katholischen Liga, der, wie
der Kurfürst von Sachsen, sich mit Kaiser
Ferdinand Ii. verbündet hatte, rückte
mit seinem trefflich gerüsteten Heere in
Böhmen ein, vereinigte sich mit dem
kaiserlichen Heere unter Boucquoi und
marschirte geraden Weges auf Prag los.
Am 8. November 1620 kam es am weißen
Berge bei Prag zur Schlacht. Es war ein
Sonntag, dessen Evangelium den Spruch
enthielt: „Gebet dem Kaiser, was des
Kaisers, und Gott, was Gottes ist!"
Das böhmische Heer hatte eine gün-
stige Stellung auf dem Berge. Christian
von Anhalt eröffnete den Kampf mit
einem Reiterangriff auf die Kaiserlichen,
warf die Vorhut über Haufen und brachte
auch zwei Infanterie-Regimenter zum
Wanken. Maximilian hielt die Fliehen-
den mit dem Degen auf und Tilly schickte
den Obristen Kratz mit 500 Pferden
in die Flanke der Böhmen. Das brachte
eine plötzliche Wendung in die Schlacht.
Das Thurn'sche Regiment ergriff die
Flucht, welche bald die ganze böhmische
Armee derart ergriff, „daß," wie Chri-
stian von Anhalt berichtet, „kein Alexan-
der Magnus, kein Julius Cäsar und
Carolus Magnus es Hütte zum Stehen
bringen können." In einer Stunde war
der Sieg erfochten. Nur mit 100 Tod-
ten war dieser erkauft, indeß der Be-
siegten 5000 das Schlachtfeld bedeckten,
5000 gefangen wurden, und überdies die
gesammte feindliche Artillerie den Siegern
in die Hände fiel. Nur mit 16 Reitern
floh der Oberseldherr vom Schlachtfeld.
König Friedrich war eben bei Tische,
als die Schlacht begonnen hatte. Als-
bald setzte.er sich zu Roß und wollte
hinaus. Da aber das Thor verschlossen
war, sah er vom Walle aus die Nie-
derlage der Seinen. Er befahl, das
Thor zu öffnen, und so rettete sich ein
Theil der Fliehenden in die Stadt. Auch
die Feinde hätten eindringen können,
doch sie fürchteten einen Hinterhalt.
Friedrich begehrte von Maximilian einen
24-stündigen Waffenstillstand, um unter-
handeln zu können. Maximilian be-
willigte nur 8 Stunden und forderte
als erste Bedingung Niederlegung der
böhmischen Krone. Friedrich wählte in
dieser Lage das Schlimmste, was er
thun konnte: weder legte er die Krone
nieder, noch entschloß er sich, diese auf's
äußerste zu vertheidigen, — er floh!
Unterhandelnd hätte er vielleicht die
Pfalz gerettet, kämpfend vielleicht die
Krone Böhmens ersiegt, zum mindesten
den Ruhm standhaften Muthes behauptet:
besinnungslos fliehend verlor er Alles.
Prag ergab sich dem Sieger; Böhmen
war für Ferdinand erobert und es mußte
die Wahrheit des Spruches fühlen:
„Wehe den Besiegten!" Ferdinand be-
stätigte die politischen Rechte Böhmens;
den Majestätsbrief aber zerschnitt er
mit eigener Hand, weil die Böhmen sein
bei der Thronbesteigung gemachtes An-
erbieten, denselben zu bestätigen, trotzig
zurückgewiesen hatten. Der Gebrauch
des Kelchs wurde untersagt, den Nicht-
katholischen die Ausübung bürgerlicher
Rechte entzogen und an alle erging die
Mahnung, binnen sechs Monaten zur
katholischen Religion zurück zu kehren.
Die Prediger, welche sich dem nicht
fügten, wurden des Landes verwiesen.
Viele wanderten aus, und 30,000 Fa-
milien mit 175 Adelsgeschlechtern folg-
ten ihnen freiwillig in die Verbannung.
Der geflüchtete Friedrich hatte _ mit
seiner Gemahlin ein Asyl bei seinem
Schwiegervater in England gefunden.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Maximilian_I._von_Bayern Maximilian_I. Ferdinand_Ii Ferdinand Christian
von_Anhalt Maximilian Maximilian Tilly Kratz Magnus Magnus Julius_Cäsar Cäsar Carolus_Magnus Magnus Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Friedrich Friedrich Ferdinand Ferdinand Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Domkirche Sachsen Prag Prag Gottes England
133. Gustav Adolf und Wallenstein vor Nürnberg (1632).
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133. Gustav Adolf und Wallenstein vor Nürnberg (1632).
Der Noth, welche in dem schwedischen
Lager herrschte, ein Ende zu machen,
verließ Gustav Adolf, voll Zuversicht
auf seine überlegene Macht, am fünf
und fünfzigsten Tage, nachdem die Trup-
pen das Lager bezogen hatten, die Stadt
Nürnberg, zeigte sich in voller Bataille
dem Feind und ließ von drei Batterien,
welche am Ufer der Rednitz errichtet
waren, das friedländische Lager beschießen.
Aber unbeweglich stand der Herzog in
seinen Verschanzungen und begnügte sich,
diese Ausforderung durch das Feuer der
Musketen und Kanonen von ferne zu
beantworten. Den König durch Unthätig-
keit aufzureiben und durch die Macht des
Hungers seine Beharrlichkeit zu besiegen,
war sein überlegter Entschluß, und keine
Vorstellung des Kurfürsten Maximilian,
keine Ungeduld der Armee, kein Spott
des Feindes konnte diesen Vorsatz er-
schüttern. In seiner Hoffnung getäuscht
und von der wachsenden Noth gedrungen,
wagte sich Gustav Adolf nun an das
Unmögliche, und der Entschluß wurde
gefaßt, das durch Natur und Kunst gleich
unbezwingliche Lager zu stürmen.
Nachdem er das seinige dem Schutz
der Nürnberger Miliz übergeben, rückte
er am Bartholomäustage, dem acht und
fünfzigsten, seitdem die Armee ihre Ver-
schanzungen bezogen, in voller Schlacht-
ordnung heraus und passirte die Rednitz
bei Fürth, wo er die feindlichen Vor-
posten mit leichter Mühe zum Weichen
brachte. Auf der steilen Anhöhe zwischen
der Biber und Rednitz, die alte Feste
und Altenberg genannt, stand die Haupt-
macht des Feindes, und das Lager selbst,
von diesen Hügeln beherrscht, breitete
sich unabsehbar durch das Gefilde. Die
ganze Stärke des Geschützes war auf
diesen Hügeln versammelt. Tiefe Grä-
den umschlossen unersteigliche Schanzen,
dichte Verhacke und stachelige Pallisaden
verrammelten die Zugänge zu dem steil
anlaufenden Berge, von dessen Gipfel
Wallenstein, ruhig und sicher wie ein
Gott, durch schwarze Rauchwolken seine
Blitze versendete.
Hinter den Brustwehren lauerte der
Musketen tückisches Feuer, und ein ge-
wisser Tod blickte aus hundert offenen
Kanonenschlünden dem verwegenen Stür-
mer entgegen. Auf diesen gefahrvollen
Posten richtete Gustav Adolf den An-
griff, und fünfhundert Musketiere, durch
weniges Fußvolk unterstützt (mehrere
zugleich konnten auf dem engen Kampf-
boden nicht zum Fechten kommen), hatten
den unbeneideten Vorzug, sich zuerst in
den offenen Rachen des Todes zu wer-
fen. Wüthend war der Andrang, der
Widerstand fürchterlich; der ganzen Wuth
des feindlichen Geschützes ohne Brust-
wehr dahin gegeben, grimmig durch den
Anblick des unvermeidlichen Todes, lau-
fen diese entschlossenen Krieger gegen
den Hügel Sturm, der sich in einem
Moment in den flammenden Hekla ver-
wandelt und einen eisernen Hagel don-
nernd auf sie herunter speit. Zugleich
dringt die schwere Kavallerie in die
Lücken ein, welche die feindlichen Ballen
in die gedrängte Schlachtordnung reißen,
die festgeschloffenen Glieder trennten sich,
und die standhafte Heldenschaar, von der
gedoppelten Macht der Natur und der
Menschen bezwungen, wendet sich nach
hundert zurückgelassenen Todten zur Flucht.
Deutsche waren es, denen Gustav Adolf
die tödtliche Ehre des ersten Angriffs
bestimmte; über ihren Rückzug ergrimmt,
führte er jetzt seine Finnländer zum
Sturm, durch ihren nordischen Muth die
deutsche Feigheit zu beschämen. Auch
seine Finnländer, durch einen ähnlichen
Feuerregen empfangen, weichen der über-
legenen Macht, und ein frisches Regi-
ment tritt an ihre Stelle, mit gleich
schlechtem Erfolge den Angriff zu er-
neuern. Dieses wird von einem vierten
und fünften und sechsten abgelöst, so daß
während des zehnstündigen Gefechtes alle
Regimenter zum Angriff kommen und
alle blutend und zerrissen von dem
Kampfplatz zurückkehren. Tausend ver-
stümmelte Körper bedecken das Feld,
und unbesiegt setzt Gustav den Krieg
fort, und unerschütterlich behauptet Wal-
lenstein seine Feste.
Indessen hatte sich zwischen der kai-
serlichen Reiterei und dem linken Flügel
der Schweden, der in einem Busch an
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Maximilian Maximilian Gustav_Adolf Gustav Adolf Altenberg Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Muth Gustav Gustav