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Ii.
G. Droysen, Gustaf Adolf. Leipzig 1869. Bd. I. S. 60 f. Bd. Ii. S. lf.z S. 665 f.
Verschlossen war er, strenge, unnahbar; ein Rätsel selbst seiner vertrautesten Umgebung, die gewohnt war, seine Befehle auszuführen, ohne nach den Gründen zu fragen. Er erfaßte mit Sicherheit die Mittel, welche am raschesten zu dem fest vorgesteckten Ziel führten. Dann aber riß ihn der Genius doch wieder fort, der impetus ingenii wie Oxeustjerna sagt, und von Plänen flog er zu Plänen, so daß sein getreuer Oxenstjerna Mühe hatte, ihn zu halten. Unverweichlicht war er, unerbittlich gegen sich selbst; Fieberanfälle vertrieb er damit, daß er Contra focht, bis der Anfall vorüber war; alte Geschichtsbücher erzählen von ihm, daß er im Kriege nicht in Kammern schlief, sondern auf sein Schiff schlafen ging. Bisweilen brach die nordländische Roheit und die Wildheit seines Stammes durch alle Hoheit seines Geistes hindurch. So wenn er in das Protokoll des Swea-Hofgerichts aufnehmen ließ, daß an jedem Richter, der irgend jemanden und selbst dem Könige zu Gunsten richte, ein Exempel statuiert werden, daß er geschunden, seine Haut auf den Richterstuhl, die Ohren an den Pranger genagelt werden sollen.
Und dieser feste, schroffe, abgeschlossen harte Herr, dieser leo arcti-cus, an Länge den längsten seiner Landsleute überragend, breitschultrig, mit hellblondem Haar, weißer Gesichtsfarbe und langsamen Bewegungen, die iu spätern Jahren, als er etwas zu korpulent wurde, an Schwerfälligkeit zunahmen, liebte sanfte Musik und einfache Sangesweise und saß oft da, die Laute in der Hand, um in Tönen zu träumen. Wir vergleichen ihn, den über zwei Jahrhunderte von uns trennen, gern mit uns Näherstehenden; und wer fühlte sich nicht sonderbar ergriffen bei dem Gedanken, daß der Eroberer Schlesiens in stiller Einsamkeit auf der weichen Flöte phantasierte? Die Macht des konzentrierten Willens, die Energie in der Verfolgung eines großen Ziels darf ein weniges ruhen, und der Genius lullt sie mit Musik in einen kurzen, der drängenden Zeit abgesparten Schlummer.
Wie ein Nordlicht mag er erscheinen. So groß, so wunderbar, so leuchtend und doch so kühl.
Der Gegensatz zwischen Gustav Adolf und dem Haus Habsburg beruht in der Stellung beider zu der Frage der Ostseeherrschaft. Das ist eine rein politische Frage.
Freilich hatte der Kaiser bereits begonnen, in einer ausgesprochen kirchlichen Richtung vorzugehen. Allein er beschränkte sich dabei zunächst auf diejenigen Territorien, in welchen er mit dem Recht des unmittelbaren Landesherrn auftreten oder die hochgesteigerte Befugnis der kaiserlichen Autorität geltend machen konnte. In seinen Erblanden hatte er bereits mit jenen gewaltsamen Restaurationen der päpstlichen Lehre begonnen, welche die gerechte Entrüstung aller Evangelischen wachriefen;
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Extrahierte Personennamen: Gustaf_Adolf Adolf Oxeustjerna Oxenstjerna_Mühe leo_arcti-cus Gustav_Adolf Gustav Adolf
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Bei jener Abkunft mit Eggenberg nach dem türkischen Feldzuge hatte sich Wallenstem ausdrücklich ausbedungen, daß er sein Heer so gut aus Protestanten zusammensetzen könne wie aus Katholiken. Eine Anzahl von Fürstensöhnen aus protestantischen Häusern, Lüneburg, Lauenburg, Holstein dienten in seinem Heere. Einer seiner damaligen vornehmsten Kriegsgehülfen, Hans Georg v. Arnim, war ein unerschütterlicher Protestant. Man bemerkte, daß die Regimenter, die sie befehligten, großenteils in protestantischen Landschaften einquartiert wurden und sich mit der Population in erträglich gutem Verhältnis hielten. Wie hätte der General an ihrer Spitze die Wiederherstellung und Ausbreitung des Katholizismus zu seinem besonderen Zweck machen können?
Bei ihm beherrschte die Idee der militärischen Autorität alles andere. Wir kennen die Konflikte, in die er wegen seiner Werbungen und Durchzüge mit den Fürsten der Liga und ihrem Heere geriet. Wenn dieselben im Aahre 1627 noch so leidlich vermittelt wurden, so daß Tilly selbst an dem Feldzng nach Holstein anfangs teilnahm,' so brachen sie gleich darauf, sobald mau keinen mächtigen Feind im Felde gegenüber hatte und die Vortheile des Sieges zu verteilen waren, in vollen Hader aus. Mit scharfem Befehl hatte Wallenstein, schon voll von seinem Erwerbungsplan, das Heer der Liga von den Quartieren m Mecklenburg ausgeschlossen, was diese, die auch ihrerseits nicht ohne Absicht auf das Land war, auf das empfindlichste verletzte.
Wenn man die Intentionen eines bedeutenden Mannes, die nicht ausgeschrieben worden, und wenn sie es würden, vielleicht auch daun nicht unbedingt angenommen werden dürften, aus seinen Äußerungen, feinen Präcedeuzen und seiner Lage abnehmen darf — denn etwas Hypothetisches bleibt in dem Dunkel menschlicher Antriebe und Ziele immer übrig — so wage ich dies als die vornehmste Absicht Wallensteins zu bezeichnen. Er dachte noch mit Hülfe der beiden norddeutscher: Kur-fürsten die Angelegenheiten des Reiches auf der Grundlage des Religionsfriedens zu ordnen: was denn nicht geschehen könnte, ohne auch in Böhmen den Emigranten und den österreichischen Erblanden überhaupt durch Erneuerung der ständischen Verfassung in weitester Ausdehnung gerecht zu werden. Zugleich wollte er die Armee in ihren Ansprüchen befriedigen und zugleich den Umfang feiner eigenen Gebiete und die Zukunft seines Hauses festsetzen. Es scheint selbst, als würde er alsdann das Kommando niedergelegt und an den König von Ungarn, den er noch zum Römischen König zu krönen gedachte, abgetreten haben. In Wien trug man sich mit einem Briefe von ihm, in welchem er erklärte, in vier Monaten abdanken und den Steigbügel Ferdinands Iii. küssen zu wollen. Immer anss neue brachte er in Antrag, eine Abkunft mit ihm zu schließen; er selbst sprach den Wunsch aus, daß sein Neffe und präsumtiver Erbe, der sich des allgemeinen Vertrauens am Hofe erfreute, in sein Lager kommen und die Vermittlung übernehmen möge: durch den werde er seine endliche Meinung eröffnen lassen. Wir berührten soeben seine nach der zweiten Zusammenkunft in Pilsen erneute Aunähernng
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an den Hof, seine Hoffnung, noch in dem Moment Anträge, die demselben entsprächen, zu erhalten.
Aber mit Gewalt, durch eine ähnliche Kombination wie die vorige, wollte er sich den Oberbefehl nicht entreißen lassen; um das nicht wieder zu erleben, hatte er sich mit der Armee verbunden, ihre Anforderungen zu den seinen gemacht, und sie zu der feierlichen Zusage vermocht, auch seine Heerführung aufrecht zu halten.
In der Reihe der großen Generale, die nach Selbständigkeit getrachtet haben, steht Wallenstein in der Mitte zwischen Essex in England, Biron in Frankreich auf der einen, Cromwell auf der anderen Seite' auf dessen Spuren sich später der gewaltige Corse bewegte, dessen noch weit umfassendere Ersolge ihn in den Stand setzten, ein neues Kaisertum zu gründen. Was ist der Unterschied zwischen ihnen? Warum gelang es den einen, und ist es den anderen mißlungen? Essex, welcher der Königin Elisabeth von England eine andere Politik aufzwingen wollte, als welche ihr Geheimer Rat und sie selbst beliebten; Biron, der sich m Verabredungen mit den Feinden seines Königs einließ; Wallenstein, der erst das eine sehr entschieden und mit einer gewissen Berechtigung^ und darauf das andere wiewohl nur schwach versuchte, — hatten mit geborenen Fürsten zu kämpfen, deren Autorität feit Jahrhunderten fest begründet und mit allen anderen nationalen Institutionen verbunden war. Sie erlagen ihr. Cromwell und Napoleon dagegen fanden die legitime Autorität, als sie es unternahmen, sich unabhängig zu machen, bereits gestürzt. Sie hatten mit republikanischen Gewalten zu kämpfen, welche noch^ keine Wurzeln geschlagen hatten und nur eine bürgerliche' Macht besaßen, die dann dem Führer der Truppen gegenüber, sobald sie sich entzweiten, keinen Widerstand leisten konnten. Weiter fortgehend wird man fragen, warum nun doch das Protektorat mit dem Tode des Protektors verging, aus den Ruinen des gestürzten Kaisertums aber in unseren Tagen ein neues, das als die Fortsetzung des ersten auftritt, sich erheben formte. Der vornehmste Grnnd liegt darin, daß Cromwell die sozialen Verhältnisse, wie sie einmal gebildet waren, erhalten vorfand und eher in Schutz nahm als umzustürzen suchte, so daß sie nach seinem Abgange eine ihnen analoge Regierung notwendig machten. Dagegen fand Napoleon eine soziale Revolution in den größten Dimensionen durchgeführt vor; er brauchte sie nur zu konsolidieren und mit seiner militärischen Gewalt zu durchdriugen, um ein neues Imperium auszurichten. ^ 1
6. Bernhard von Weimar.
G. Broysen, Bernhard von Weimar. Leipzig 1885. Bd. I. S. 100 ff.
Mit der Ernennung zum Höchstkommandierenden der fränkischen Armee begann Herzog Bernhards große militärische Laufbahn, die ihn tu wenig Jahren auf die Höhe eines Feldherrnruhmes führte, der sich über ganz Europa erstreckte und mit dem des „Löwen aus Mitternacht" wetteiferte. Als Gustav Adolfs begabtester Schüler und würdigster
5*
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Extrahierte Personennamen: Biron Cromwell Biron Cromwell Napoleon Cromwell Napoleon Bernhard_von_Weimar Bernhard_von_Weimar Gustav_Adolfs Gustav Adolfs
Extrahierte Ortsnamen: Essex England Frankreich Essex England Bernhards Europa
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Er wäre gleichgültig lutherisch geworden, wenn der Kurfürst von Sachsen nicht schon den ersten Platz beim strenggläubigen Protestantismus eingenommen hätte, katholisch, wenn er in Frieden die Güter der Kirche hätte besitzen können.
Die Empörung der Böhmen überraschte keineswegs den geheimen Bund, welcher in Heidelberg lag. Seit dem Jahre 1617, während der Pfälzer persönlich an alle kurfürstlichen Höfe eilte, um ein Bündnis gegen die Bewerbung Ferdinands von Steiermark um die kaiserliche Krone zusammenzubringen, unterhielt Christian von Anhalt Verbindungen mit den unzufriedenen Böhmen. Bei der ersten Nachricht von dem Attentat am 23. Mai eilte ein pfälzischer Unterhändler nach Prag und überredete die Anführer der Bewegung, sich an Friedrich zu wenden. Dieser Rat wurde befolgt. Am 16. Juni wurde ein böhmischer Gesandter nach Heidelberg geschickt, um dem jungen Fürsten unter gewissen Bedingungen die königliche Krone anzubieten. Friedrich empfing sie mit Freute und beauftragte den Grasen Albert von Solms, seinen Oberhofmeister, heimlich nach Prag zu gehen und die Unterhandlungen mit den Direktoren fortzusetzen.
2. Gustav Adolf von Schweden.
I.
Konferenzprotokoll über die Beratungen des Reichskanzlers Arel Oxenstjerna mit der brandenburgischen Regierung zu Berlin. Publikationen aus den Köniql. preußischen Staatsarchiven. Bd. Xxxix. Leipzig 1889. S. 26 f.
In 1. conferentia, 30. Januarii 1633. De intentione regis. Sei insgemein gewesen, des Feindes conatus zu brechen, dessen Vorhaben, und was er durch die Ostsee thun wollen, bekannt. Haben also Ihre Majestät die Meinung gehabt, Ihr Reich und die Ostsee zu versichern und die bedrängten Lande zu librieren, hernach weiter zu gehen und zu stützen, nachdem es sich schicket, hätten anfangs so weit zu kommen nicht vermeinet. Hat wohl gesehen und verstanden, wie das weiter zu fuhren wäre, aber dem Feind und den Occasionen nachgehen müssen. Wo die Gefahr am größesten, da sind Ihr Maj. selbst gewesen.
Momenta temporuin wären allezeit das Fundament gewesen. In specie zuletzt die Donau hinab zu arbeiten in Bayern und ins Land ob der Enns und den Krieg dahin zu bringen und interim dieser Orten defensive zu geben. Aber als der Feind mit der ganzen Macht hieher gegangen, habe sich das geändert und sei der König hierher gegangen
und nur seine Offiziere droben gelassen. Da sei ' nun die Scklacht
zwischen gekommen, die der König, so er gelebt, wohl verfolgt und den Femd ruiniert haben würde. Nach seinem Tode sei etwas Consusion dazwischen gekommen, weil das Hanptcommando gesehlet, die soldatesca auch bei jüngster Schlacht ziemlich ruiniert worden.
Der König würde sich geändert haben, nach dem, wie er gesehen, daß der Feind sich gestellt, die Zeiten sich angelassen und die Freunde
sich erwiesen haben würden.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinands Christian_von_Anhalt Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Albert_von_Solms Gustav_Adolf_von_Schweden Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Heidelberg Prag Heidelberg Oxenstjerna Berlin Donau Bayern
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in den Reichsstädten, den kleinen Territorien des mittleren und südlichen Deutschlands ließ er die gewaltsame Bekehrung ihr Wesen treiben. Aber in sein großes baltisches Projekt hütete er sich mit unverkennbarer Sorgfalt, religiöse Motive einzumischen, welche ihm in den durchaus evangelischen Bevölkerungen der norddeutschen Niederung, auf deren Mitwirkung er rechnen mußte, erbitterte Feinde geschaffen haben würden. Und Wallenstein, in dessen Hand jenes Projekt gelegt war, verfuhr in einer Weise, die in schroffstem Gegensatz zu der Unduldsamkeit jener Partei am Wiener Hofe stand, welche nicht abließ, in den Kaiser wegen Verfolgung und Ausrottung des Evangeliums zu dringen.
Wir haben dargestellt, wie für Gustav Adolf die baltische Politik des Kaisers Ferdinand von Anfang an ein Gegenstand unausgesetzter Beobachtung und Sorge war, wie es seine Überzeugung war, daß das Hans Habsburg aus das Herz des schwedischen Staates ziele. Er hat diese Überzeugung in vielen Briefen ausgesprochen; von Gefahren für die evangelische Kirche spricht er kaum beiläufig einmal. Was in den österreichischen Erblanden, im Süden des deutschen Reiches geschah, lag für Schweden wie am fernen Horizont. Ihn beschäftigte die Nächstliegende, die unmittelbar drohende Gefahr.
Es ist wichtig, diesen Gesichtspunkt festzuhalten; nur von ihm aus zeigt die Politik Gustav Adolfs Zusammenhang und Folgerichtigkeit. Die Geschichte Gustav Adolfs ist durchaus erfüllt von der Frage der Ostsee-herrschaft. Diese Frage führt ihn der Reihe nach mit Rußland, Dänemark, Polen in Konflikt; sie tritt in ein neues Stadium damit, daß das Haus Habsburg sie in seine große politische Kombination aufnimmt und ihre Ausführung in Wallensteins Hand legt. Da erkennt Gustav Adolf die Grenzen seines Reiches bedroht, angegriffen. Nicht bedroht durch die verhaßte päpstlich-jesuitische Propaganda, sondern angegriffen durch habsburgische Waffen und Schiffe. Nun gilt es hervorzutreten: nicht sowohl für das bedrängte Evangelium als für das bedrohte Vaterland.
Als die kaiserlichen Waffen gegen Dänemark vordrangen und sich an Stralsund versuchten, war es Gustav Adolfs erster Gedanke, von Polen her Österreich in der Flanke zu bedrohen. Aber die Gewalt der Ereignisse trieb ihn weiter. Wenn Dänemark besiegt wurde, wenn Stralsund fiel, dann hatte der Kaiser die Grundlage für die Beherrschung der Ostsee gewonnen. Gustav Adolf schloß mit Dänemark und mit der Stadt Stralsund Allianzen; er hals mit Dänemark den Stral-sundern. In Polen, dem dritten der baltischen Kriegstheater, kämpfte er selbst gegen den Parteigenossen des Kaisers.
Inmitten seiner Pläne und Entwürfe, im Beginn neuer, von allen Seiten aufsteigender Gefahren, jetzt, wo ihm zum erstenmale ein ebenbürtiger Feind entgegentrat, der ihm in kurzem Zwischenraum zweimal standgehalten hatte, starb Gustav Adolf den Soldatentod auf dem Schlachtfelde.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Ferdinand Hans_Habsburg Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf
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Das evangelische Deutschland war verwaist. Wen gab es, der vor den Habsburgischen Anmaßungen weiter schützen, der retten sollte? „Der ganze Bau des allgemeinen evangelischen Wesens ist erschüttert, ja säst zum Ruin geneigt", schrieb ein Zeitgenosse. Ringsum in den Städten Deutschlands wurde Trauergottesdienst gehalten, und in unzähligen Predigten, Reden und Liedern machte sich die Klage um den Fall dieser „Hauptsäule des Evangeliums" Lust.
Der Papst hielt auf die Nachricht hin eine Trauermesse für den, der allem dem maßlosen, auch ihm gefahrdrohenden Vordringen Habs-burgs einen Damm entgegengesetzt hatte.
Was er gewollt? Die Nachwelt hat sich bemüht, es zu suchen, hat geglaubt, es gefunden zu haben, hat von Geschlecht zu Geschlecht stets mit größerer Zuversicht, mit reicheren Ausschmückungen weiter erzählt, er sei vom Norden her im Reich erschienen, um die evangelische Lehre zu erretten und zu beschützen; er habe das evangelische Deutschland einigen und sich zum evangelischen Kaiser Deutschlands machen wollen.
Was wir erzählt haben, weist auf andere Ziele.
Lange nach Gustav Adolfs Tod hat der Reichskanzler zu Beugt Oxenstjerna gesagt: „König Gustav Adolf wollte die Ostseeküste haben; sein Gedanke ging darauf, dermaleinst Kaiser von Skandinavien zu werden, und dieses Reich sollte Schweden, Norwegen, Dänemark bis zum großen Belt und die Ostseeländer umfassen. Zu diesem Zwecke schloß er zuerst mit Dänemark einen Frieden, so günstig, wie man ihn damals nur zu erhalten vermochte, und darauf wegen der Ostseeküste mit Rußland. Den Polen nahm er die Küste und die Flußmündungen durch die einträglichen Zölle. Dann griff er den römischen Kaiser an und forderte als Kriegsentschädigung von den protestantischen Fürsten, denen dafür katholische Gebiete gegeben werden sollten, Pommern und Mecklenburg. Auch Dänemark sollte bis zum großen Belt verkleinert und Norwegen unser werden. So wollte dieser große König ein unabhängiges Reich gründen.
Daß er aber, wie die Rede geht, deutscher Kaiser werden wollte, ist nicht wahr."
3. Vethlen Gabor, Fürst von Siebenbürgen.
Villermont, Ernest de Manafeldt. Bruxelles 1865. Bd. I. S. 229 f.
Bethlen Gabor ist eine der seltsamsten Erscheinungen in dem ersten Abschnitt des dreißigjährigen Krieges. In den Reihen des siebenbürgischen Adels geboren, hatte er sich im Jahre 1612 gegen seinen Lehnsherrn Gabriel Bathory, einen grausamen und von Lastern verzehrten Tyrannen, empört. Von dem Sultan unterstützt, dessen Basall er zu werden versprach, bemächtigte er sich fast des ganzen Siebenbürgens und ließ, um feinen Sieg sicherer zu beendigen, Bathory ermorden. Er stand sittlich kaum höher als jener, doch war er ihm an Klugheit überlegen. Un-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschlands Skandinavien Schweden Norwegen Dänemark Pommern Mecklenburg Norwegen
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erinnern, daß jemandem durch Rauben der geringste Schade geschehen, noch ist darüber von groß und klein irgend eine Klage an mich gebracht. Wäre es geschehen, so würde ich gewußt haben, wie dem zu begegnen. Was aber das Brennen betrifft, so erkläre ich öffentlich, erbiete und verpflichte mich gegen jedermann, wenn im Grunde der Wahrheit durch unverdächtigen genügenden Beweis dargethan wird, daß von meinem Kriegsvolk zur selbigen Zeit das geringste Gebäude mit meinem Wissen verbrannt oder angezündet sei: so will ich dasselbe mit meinem Kopfe, mit Leib und Leben bezahlen und bin erbötig mit Bewilligung des Kaisers mich zu stellen, wohin ich deshalb erfordert werde. Und ferner sagt man von mir, ich hätte den Adel ausrotten wollen. Wenn dies wäre: so müßte ich die Absicht gehabt haben aus eigenem Antriebe oder auf Befehl. Nuu wird aber jeder, der mich kennt, mir gern das Zeugnis geben, daß ich dem Adel gegenüber mich benommen, wie es einem ehrlichen Kavalier zusteht, und ich selbst weiß weder in Österreich, noch in Mähren einen einzigen Mann hohen oder niederen Standes, den ich wissentlich beleidigt, dem ich feind wäre, oder dem ich mir feind zu fein Ursach gegeben haben möchte. Daß ich aber zu einem solchen Mordstreich gegen den Adel keinen Befehl gehabt, bezeuge ich mit Gott, meinem guten Gewissen und der ganzen Welt. Niemand hatte mir damals, wie noch heute, zu befehlen als der Kaiser selbst. Will man auf den Kaiser eine solche Anklage bringen? Wie kann man ein solches Wort vor Gott und der Welt verantworten? — Und gesetzt auch selbst, es sei mir befohlen, was nicht der Fall ist: so lebe ich doch vor jedermann der guten Zuversicht und Hoffnung: es werde mein, Gottlob, ohne einigen unziemlichen Ruhm zu melden, guter Name soweit bekannt sein, daß ich mich je und allezeit die Tage meines Lebens aufrichtiger Thaten, mit Leib, Gut und Blut wider den Erbfeind des christlichen Namens beflissen, und nicht heimlichen Mordes, noch dazu mich gebrauchen oder bestellen lassen." Und abermals erbietet er sich dann mit Erlaubnis des Kaisers, wo immer es sei, sich wegen der erhobenen Beschuldigungen zu verantworten und darzuthuu, daß er mit seinen langen treuen Kriegsdiensten nicht bloß um den Kaiser, sondern auch um das Reich und das Erzhaus Österreich ein anderes verdient habe, als eilte solche Schmähschrift.
Seine Antwort that ihre Wirkung. Die Verleumdung von damals, die Tilly selbst abwehren konnte, war aus der Geschichte spurlos verschwunden. Erst die urkundliche Forschung unserer Tage hat sie wieder hervorgezogen, nicht wegen der Berleuniduug, souderu wegen der Abwehr.
Tilly sah, wie die Dinge sich zu gunsten des Erzherzogs Matthias wandten. Es stand „ihm bevor, daß er, bei längerem Beharren im Dienste des Hauses Österreich, früher oder später denselben Erzherzog Matthias als seinen Herrn werde erkennen müssen, der ihm an seiner Ehre hatte schaden wollen. Deshalb war ihm der Ruf des Herzogs Maximilian von Bayern im Frühlinge des Jahres 1610 willkommen.
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Extrahierte Personennamen: Gottlob Tilly Tilly Matthias Matthias Maximilian_von_Bayern Maximilian
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Der Kaiser Rudolf gewährte ihm die gewünschte Entlassung Tilly
meldete dem Erzherzoge Albrecht in Brüssel sein Vorhaben und
beteuerte, daß er, ungeachtet dieser Veränderung, in treuer Devotion sür das Haus Österreich verharren und, wo die Gelegenheit es geben würde, demselben mit Gut und Blut zu dienen willig sei.
Der Hof des Herzogs Maximilian stand in wohlthuendem Gegensatze zu manchen anderen deutschen Fürstenhösen jener Zeit. Anstatt der Völlerei iu Dresden, der französischen Nachäfferei in Heidelberg, der schwächlichen Mattherzigkeit in Berlin sah man in München, wie der Fürst selber das Beispiel rastloser Thätigkeit gab. Nach dem Beispiele des Fürsten gestaltete sich die Umgebung. In derselben mag jedoch die Persönlichkeit Tillys, der zu Anfang nicht ein festes Amt
hatte, nicht allen recht gewesen sein; denn es wird berichtet, daß wieder-
holt an den Herzog die Mahnung ergangen sei, den überzähligen Tafelbruder abzuschaffen. Dann habe der Herzog erwidert: „Nein, denn ich erwarte noch einmal gute Dienste von ihm."
Dies kann indessen jedenfalls nur zu Anfang gewesen sein. Denn Tilly stand bald dem Herzog zur Seite in der Ausführung des Lieblingsplanes, alle gesunden Männer des Volkes zur Wehrfähigkeit heranzubilden, und ohne das Gutachten des Feldherrn durfte im Kriegsrate nichts von Wichtigkeit entschieden werden.
Von allen Zeitgenossen, ob Freund, ob Feind, wird die Sittenstrenge Tillys für feine eigene Person anerkannt. Nie hatte der Wein Gewalt gewonnen über ihn. Er war unverheiratet geblieben; doch der Vorwurf der Herabwürdigung der Frauen in irgend einer Weise traf ihn nicht. Er war ein Mönch im Gewände des Feldherrn.
4. Graf Heinrich Matthias Thurn.
Hallwich, Heinrich Matthias Thurn als Zeuge im Prozeß Wallenstein. Leipzig 1883.
S. Xxxii.
Heinrich Matthias Thurn war ein offenes, aufrichtiges, tiefreligiöses Gemüt. Das zeigen alle seine vielen Briefe, die er fast ohne Ausnahme „im Namen Gottes" sowohl beginnt, als auch schließt. Es ist deshalb durchaus nicht obenhin zu nehmen, wenn er in seiner Verteidigungsschrift „sich wohlbewußt, daß er, ein Greis, gar bald „davon muß . . aus dieser mühe)'amen Welt" wiederholt in denkbar feierlichster Form beteuert, er getraue sich alles, was er hier schreibe, „für dem Gerichte Gottes und der ehrbaren Welt zu verteidigen." — Wer so spricht und, wie er, ein langes, thatenreiches Leben hindurch den Beweis erbracht, daß ihm der „Richterstuhl Gottes" und die „ehrbare Welt" kein leerer, eitler Wahn: der hat nicht nur das Recht, zu fordern, daß er gehört werde, der verdient wohl zugleich vollen, unbedingten Glauben.
Der Urheber des 23. Mai 1618 ist der Krieg, der unselige, langwierige Krieg, der mit diesem Tage zum Ausbruch kam, vor allem ein
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Extrahierte Ortsnamen: Brüssel Haus_Österreich Dresden Heidelberg Berlin Tillys Tillys Gottes
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Frankreichs, Englands oder Hollands hatte er niemals ein anderes Ziel, als sich mit seinem bestechlichen Degen ein unabhängiges Fürstentum zurechtzuschneiden, und um dies zu erlangen, hat er ohne Gewissensbisse Deutschland den Türken überliefert, dessen Herren ein Bündnis nachsuchten. Die lebendige Verkörperung dessen, was die Deutschen so deutlich mit Soldateska bezeichnen, öffnete er Wallenstein und dem ganzen Siebengestirn von Abenteurern den Weg, deren bezeichnendstes Abbild nach ihm Bernhard von Sachsen-Weimar wurde, und die die grausamsten Aussauger ihres Vaterlandes waren. Das ist die schmutzige Seite seines geschichtlichen Gesichtes, und dadurch hat sein durch ein unauslöschliches Brandmal entehrter Name sich einen Platz unter den Henkern
der Völker erworben.
Seine Zeitgenossen haben ihn verachtet, seine eigenen Freunde ihn beargwöhnt/ und nichtsdestoweniger hat der immer blinde Parteigeist sich bemüht, ihm eine Säule zu errichten und aus ihm eine Art Halbgott in der Art wie Herkules zu machen, eine um so seltsamere Arbeit, als Mausseldt außer seinem Verdienste als Abenteurer und seinem wechselvollen Leben nichts Anziehendes hat. Diesen unbarmherzigen Wegelagerer und vollkommenen Egoisten, welcher weder seine Freunde noch seine Feinde schonte, zum Verteidiger der Gewissensfreiheit, zum Märtyrer der Rechte der Vernunft umzuwandeln zu versuchen, ist em wahrhaft ungeheuerliches Unternehmen. In Wahrheit ries Mansseldt, wie sein würdiger Genosse Christian von Braunschweig in seinen Bekanntmachungen das Wort Freiheit aus, aber er verstand darunter nur, und that sich aus dies Verstehen etwas zu gute, die Vernichtung des Katholizismus, die Errichtung der religiösen und politischen Gewaltherrschaft und die Teilung der geistlichen Güter. Er war persönlich von großer Gleichgültigkeit gegen die Religion; er lebte als Anhänger des freien Genusses und starb, um mit seinen Freunden zu reden, als solcher.
2. Johann Merode.
Hallwich, Gestalten aus Wallensteins Lager. Leipzig 1885. Bd. I. S. 97 ff.
Es war ein rechtes und echtes Soldatenleben, das mit Merode zu Ende ging. Zn dem Höchsten befähigt, fiel er zu früh, um die letzte Stufe militärischer Würden zu erklimmen und sein ganzes Wollen und Können zu bethätigen. Die wenigen Papiere, die uns von seiner Hand erhalten worden, zeugen von einer relativ sorgfältigen Erziehung und einer geistigen Bildung, die sich mit jener seiner Gefährten unbedingt messen konnte, ja die der meisten weit überragte. Gewiß kein Federheld, vielmehr nach eigenem scherzhaften Geständnis in Bezug aus Stil eben kein Meister, sprach und schrieb er doch deutsch, französisch, italienisch und spanisch ziemlich geläufig. Von natürlichem Scharfblick, fand er sich leicht in jeder Lage zurecht und bewährte er in schwieriger Stellung auch einen weiteren Gesichtskreis. War ihm, wie seinesgleichen
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Christian_von_Braunschweig Johann_Merode Johann
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Englands Hollands Deutschland Sachsen-Weimar
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auiä§l0!' bine gewisse Beutelust, die Sucht nach raschem Erwerb Ä Ä I ' ^ beweist schon sein Nachlaß, daß ihn die allgemeine Leidenschaft ferner Zert durchaus nicht gänzlich beherrschte. Aus seinen Briefen aber spricht vorzüglich — was sich in anderweitigen Korrespondenzen derselben Zeit nur allzu selten findet — ein überaus anmutender , offener, gerader Sinn, ohne alles und jedes Falsch. Wenngleich als Mann von Ehre keineswegs unempfindlich gegen absichtliche Kränkung, die man ihm nicht ersparte, war doch keine Zurücksetzung im-
A- ^ redliches Gemüt aus die Dauer zu verbittern.
Freimütig und mitteilsam, vergaß er Widerwärtigkeiten sehr schnell und machte sie vergessen; nur für empfangene Wohlthaten hatte er allerdings ein gutes Gedächtnis. Mit aufrichtiger Dankbarkeit bina er an lernen größten Wohlthätern und Freunden, Collalto und Wallenstein. So darf Merodes frühzeitiger Ausgang unbedenklich als ein empfiud-c er Schlag für Wallenstein bezeichnet werden — der erste in dem furchtbaren Verhängnis, das sich von nun an über dem anscheinend noch immer allmächtigen Heerführer und Staatsmann zusammenzog x5n demselben Sommer 1633 sollte dieser nicht weniger als drei seiner verwendbarsten Offiziere, zugleich seiner bewährtesten Anhänger, durch den Tod verlieren. '
Wie Holk, Moutecuculi und viele andere von größter persönlicher Tapferkeit, kannte Merode nur einen Stolz: den kriegerischen Erfolq-nur eine Schmach: den Vorwurf der Feigheit, den zu vermeiden er das .eben jeden Augenblick dahinzugeben bereit war. Es ist die Annahme mcht ausgeschlossen, daß er, ähnlich wie Moutecuculi zu Ensisheim, vor He,si,ch-Oldendorf, seine Niederlage nicht zu überleben, den Tod gesucht. Nur äußerst selten bot Wallensteins Kriegführung feinen Unterfeldherrn Gelegenheit, die ihnen eigentümlichen Talente durch besondere Thaten zu erproben. Immerhin wußte Merode diese Gelegenheit wieder-holt zu finden, und ist feinen außerordentlichen Leistungen, bisher zu wenig gewürdigt, ein dauernder Ehrenplatz in der Ruhmeshalle des „großen deutschen Krieges" gesichert. Mit unaustilgbaren Lettern stehen aus seinem Postament die beiden Worte: „St. Luziensteig" und „Wolfen-butter Wie der Gewaltmarsch in der Nacht des 25. Mai 1629 unter den Jnfanteriemanövern jener Zeit geradezu einzig dasteht, so rechtfertigt die nächtliche Kavalkade vom 4. zum 5. Oktober 1632 allein * Behauptung: nächst Johann von Werth hatte das ligistisch-
fai] erliche Heer kaum einen besseren Reitergeneral als Johann von Merode. Weit hinter ihm steht der über Gebühr gerühmte Giovanm Ludovico Jsolano.
. ®s ist [in neuer, schlagender Beleg dafür, wie häufig das Urteil
ur Mit- und Nachwelt von eitel Schlagwörtern beherrscht wird, wenn es geraume Zeit zulässig erschien, den genannten Kroatenführer, dessen ganze, lange kriegerische Laufbahn nicht eine selbständige Waffenthat von etntger Bedeutung, dagegen zahlreiche sinnlose Gräuel aufweist, über Johann Merode, den Wallonenführer — den Vater der „Merode-
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