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1. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 415

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
—«-» a} o 415 o«f<- Unter dem zweiten Maximilian wäre die Sache schnell und christlich entschieden ge- wesen; hier aber trieb Leidenschaftlichkeit auf beiden Seiten ihr Spiel. Der vor- nehmste Beamte des Kaisers (der sich nach Wien begeben und die Regierung zehn Statthaltern übertragen hatte), Wilhelm von Slawata, der überhaupt gegen die Ertheilung des Majestätsbricscs gewesen und schon längst darum den Utraquisten verhaßt war, hatte um einer reichen Heirath willen den Protestantismus verlassen und seine früheren Genossen hart verfolgt. Gleiche Gesinnung thcilte Martinitz, der neue Burggraf von Karlstein; und man sagte diesem übertreibend nach, er habe seine utraquiftischen Unterthanen mit Hunden in die katholische Kiiche hetzen und ihnen den Mund niit Gewalt zum Genuß des katholischen Abendmahls auf- rcißen lassen!!? Ja, man glaubte, sie allein hätten eigentlich die harten Befehle des Kaisers, und sogar geheime, gegen die Defensoren erwirkt. Wenigstens wurde Thurn nach Wien vorgeladen. Die Defensoren traten gegen das Verbot in Prag zusammen und gingen nach vergeblichen Unterhandlungen — 23. Mai 1618 — in großer Begleitung auf die Burg, und, da ihnen eine bestimmte Erklärung über den Antheil der Statthalter an den strengen kaiserlichen Befehlen verweigert wurde, stürzten sie die zwei verhaßten Männer und den Secretair Fabricius Platter — „ihren adulatorem mit Unterhemde" — 56 Fuß hoch in den Schloßgraben herab „nach altem Gebrauch und Exempcl, so in dieser Krone Böheim und Prager Städ- ten mehr zu finden!" Aber weder Sturz noch Pistolenschüsse brachten ihnen den Tod; Kehrichthaufen und die Mäntel, in welche der Wind sich fing, hemmten die Schwere des Falls, und der Secretair soll sich höflich bei seinen hochgebictenden Herrn ent- schuldigt haben. Die Jesuiten übrigens hattcn's ganz deutlich gesehen, wie die heilige Jungfrau ihren Mantel um Martinitz geschlagen habe. „Als Freiherren sie- len sie hinab, als Grafen standen sie wieder auf," sagte man später, als sic bald nachher in den Grafcnftand erhoben wurden. Jetzt konnte man nicht mehr zurück. Dreißig Directoren nahmen alle Regic- rungsgewalt und Cassen an sich, ließen sich die Truppen und Beamten schwören, warben Mannschaft unter Thurn, suchten eine Verbindung aller Protestanten in Matthias Staaten herzustellen und in offenen Schriften sich zu rechtfertigen. Die Jesuiten wurden zuin Lande hinausgetriebcn. Vermittlungsversuche, welche der Kaiser anstellte, waren vergeblich, weil man ihnen nicht mehr traute. Bis auf drei katholische Städte war bald Böhmen ganz im Aufstand; die Erzherzoge Fer- dinand und Maximilian (der bald starb) schoben die Schuld auf Clescl, der den Kaiser ganz beherrschte, und schickten ihn gefangen nach Tirol. Der Kaiser erfuhr's erst hinterdrein. Jetzt thaten ihm die Erzherzoge, wie er dem Rudolf. Gerechte Ver- geltung bleibt nicht aus. Er hatte bei Maximilian von Baiern, bei dem Reich um Hülfe gebeten, aber nur Spanien sendete Geld und Truppen. Dagegen fan- den die Böhmen Gehör bei der Union; 4000 Mann, ursprünglich für Savoyen geworben, führte Graf Ernst von Mansfeld und nahm damit die wichtige Stadt Pillen ein, so wie auch Markgras Johann Georg von Brandenburg-Jägerndorf 3000 Schlesier brachte, während ein Lothringer Dampicrre und ein Hennegauer Bucquoi die Kaiserlichen befehligten, die aber bald aus Böhmen zurück nnißten. Roch wollte der Kurfürst von Sachsen zu Egcr eine Vermittlung versuchen, und Matthias die Mascsiätsbriefe erneuern, als er, längst krank am Podagra, gebeugt durch die Leiden der Zeit wie durch die Behandlung von seinen Brüdern und Um- gebungen, am 20. März 1619 starb. Die Lage Ferdinands, Königs von Böhmen, war nicht bencidenswerth. Die Ocsterreicher verweigerten alle Huldigung, bis die fremden Schaaren unter Bucquoi entfernt wären, Steiermark und Karnthcn waren unruhig, und Ferdinand ohne Geld und Truppen, auch in Grätz nicht sicher. Die Böhmen erklärten ihren Thron

2. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 416

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
/ -•->»0* 416 O-r«— erledigt und Ferdinand für abgesetzt; Mähren trat, wie Schlesien und Lausitz, ;u Böhmen; mit diesem verhandelte auch Ungarn, dessen sich Bethlen Gabor zu bemäch- tigen trachtete. In Wien war Ferdinand in gleicher Noth; die Böhmen streiften bis an die Vorstädte, ihre Kugeln erreichten sogar die Burg, und ihn selbst schlos- sen die Bürger in der Burg ein und verlangten mit drohender Geberdc die Unter- schrift ihrer Freiheiten. Selbst die Jesuiten hätten jetzt unterschrieben, aber Fer- dinand, obwohl in Lebensgefahr, betete und sagte Nein. Da klangen plötzlich die Trompeten von Dampierrc's 500 Cürrassieren, die sich unvermerkt bis zur Burg durchgeschlichcn hatten , und Ferdinand war frei; Katholiken und Studenten griffen für ihn zu den Waffen; die aufrührerischenwiener flohen zuthurn ins Lager, Thurn ging zurück, und Mansfeld nebst Hohenlohe wurden von Bucquoi bei Budweis geschlagen. Jetzt ging Ferdinand nach Frankfurt zur Kaiscrwahl. Kurpfalz wollte anfangs seine Stimme seinem baierischen Vetter geben, der aber nicht darauf ringing; dann wandte sich in seinem Namen der ritterliche Fürst Christian von Anhalt sogar an den Herzog Karl Emanuel von Savoyen; die Böhmen und die Union meinten, erst müsse Böh- men wieder versöhnt sein. Maximilian von Baiern erklärte sich für Ferdinand, der ihn in München besuchte und die alte Jugendfreundschaft erneuerte, und versprach seine und der Liga Hülfe gegen Böhmen. Sachsen sprach sich sebón darum mit den drei geistlichen Kurfürsten für Ferdinand aus, weil es von dem Plaue der Böhmen hörte, den jungen reformirteu Pfälzer Kurfürsten Friedrich V. zu ihrem Könige zu erwählen, was am 27. August 1619 auch geschah. Da wurde am 28. August Ferdinand 11. einstimmig (als endlich auch Pfalz erklärt hatte, der Mehrheit Leizutreten), zum Kaiser gewühlt, und sein Lämmermann schrieb: „Wenn cs zum Kriege kommt, hoffe ich alles Gute; niemals gab cs eine bessere Gelegenheit, den Böhmen alle Vorrechte zu entreißen." So ist's gekommen; aber Ferdinands Kaiser- Sonne ging darum blutig auf und blutig unter. Die Böhmen aber steiften sich' auf ihre Verbindungen mit den Protestanten, aus die Union, auf ihren jungen König, der durch seine schöne Gemahlin Elisabeth ein Schwiegersohn des Königs Jakob I. (Stuart) von England und Schottland war. Friedrich riethcn die wackere Mutter Luise Juliane, die Tochter Wilhelms des Schweigenden, des großen Oraniers, und des Vaters graue Räthc ab; allein er rannte dennoch in sein Verderben. Die Pfalz zog nach Böhmen! Seine Ge- mahlin hatte überdem erklärt, sie wolle lieber mit einem Könige Sauerkraut, als mit einem Kurfürsten Gebratenes essen. Am 4. November erhielt Friedrich V. in Prag die Krone. Schlesien, welches damals i6v,ooo waffenfähige Männer zählte und jetzt ganz freien reformirten Gottesdienst erhielt, erkannte ihn gleichfalls an. Aber die Krönungsfeste verrauschten endlich, und nun zeigte sich eine kahle, nackte Gegenwart und eine noch trübere Zukunft. Sein Eifer für die Reformirten, denen Scultctus auch den ganz ausgepliinderten Dom einräumte, die Zurücksetzung Thurns und Mansfelds hinter Christian von Anhalt und Hohenlohe und vieles Andere verstimmten Manchen, und die englische und Unionshülfc blieb fast ganz aus; an Sachsen (Johann Georg wäre ja für viele böhmische Lehen sein Vasall gewesen) hatte man einen Freund verloren und einen Feind gewonnen. „O, wie großer Schade," schrieb Hoenegg, „um so viel edle Länder, daß sie alle dem Calvinismo sollen in den Rachen gesteckt werden. Vom occidcntalischcn Antichrist sich losrcißcn und den orientalischen dafür bekommen (man stellte nämlich Calvinistcn und Tür- ken parallel), ist in Wahrheit ein schlechter Vorthcil." Endlich konnte Maximilian von Baiern einen vierten protestantischen Kurfürsten nicht dulden. Mit der Union hatten sich Friedrich und Böhmen verrechnet. Denn kaum hatte Maximilian am 8. Oct. 1619 mit seinem Schwager, dem Kaiser, festgesetzt, daß er für die starke Anstrengung an Geld und Leuten und für jeden Verlust vom Kaiser

3. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 417

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
• sk8 417 mit einem eigenen Lande desselben entschädigt werden müsse, kaum die Versicherung bekommen, im Falle sein Vetter in die Acht verfallen sollte, dessen knrfürstliche Würde zu erhalten: als er sich auf das tapferste rüstete, und die Liga (Dec. 1019) zu Wirzburg die Stellung von 25,000 Mann unter seinem Befehl beschloß. Der Papst schickte Geld, Spanien seinen besten Feldherrn, und Johann Georg von Sachsen, voll Haß und Neid, trat auf des Kaisers Seite, nachdem man ihm zu Mühlhausen den Besitz der geistlichen Güter, doch nicht ohne Hinterlist, gesichert hatte, so wie die Unverletzlichkeit der Augsburger Confession und der Hussiten in Böhmen. Bcthlen Gabor, der mit seinen Ungarn bis in die Nähe Wiens gekom- men war, machte Waffenstillstand; die nicderöstcrreichischen Stände huldigten gegen die Versicherung ihrer Religion, und nur Obcröfterreich blieb im Aufstand. Die Union hatte zwar auch Truppen, aber keinen tüchtigen Hauptanführer, und als Maximilian bei Günzburg und Lauingcn mit einem überlegenen Heere stand, Spinola aber gegen die Pfalz mit 20,000 heranzog und die Unirten in den Rücken zu nehmen drohte: willigte die Union zu Ulm aus Maximilians bestimmte Frage, ob sie Krieg oder Frieden wolle (3. Juli 1620), in den Letzteren, doch nur für die Stände der Liga und Union, so daß Böhmen und die Niederlande ausgeschlossen blieben. Sie beschränkte sich auf Vertheidigung der Pfalz, und nun brach Maxi- milian nach Obcröfterreich auf. Hier wirkte sein Auftreten und das entsetzliche Wüthcn der polnischen Kosaken, die König Sigismund gesendet, so blutig ent- scheidend, daß man ihm zu Linz für den Kaiser huldigte, dem böhmischen Bunde entsagte und Truppen zur Liga stellte. Der Kurfürst von Sachsen rückte mit 15,000 Mann in die Lausitz, vertrieb Markgraf Johann Georg von Jägerndorf und brachte das Land, welches ihm pfandweise für die Kriegskostcn versprochen war, gegen Zusicherung der Religionsfreiheit zur Unterwerfung (Aug. 1620). Jetzt drang Maximilian mit Tilly und Bucquoi nach Böhmen. Friedrich wagte bei Pilsen, wo er stand, keine Schlacht, sondern suchte Prag zu schützen. Er stellte sich vortheilhaft mit 20,000 Mann auf dem weißen Berge auf, allein seine Feldherren, unter sich uneinig, versäumten kostbare Augenblicke, loszuschlagen, ehe Bucquoi ganz herangekommen war, und so griffen endlich Sonntag, 8. Nov. 1620 (das Evangelium war: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist), Mar und Tilly aus dem einen, Bucquoi auf dem andern Flügel mit Uebermacht, etwa 30,000 gegen 25,000 Mann, an. Der jüngere Anhalt brachte anfangs die Kaiser- lichen zum Weichen, ward aber, als diese Hülfe von den Baiern bekamen, ver- wundet und gefangen. Bald flohen 6000 Ungarn, ohne das Schwert zu ziehen, und Alle, nur des Grafen Schlick Mähren nicht, ergriff solche Muthlosigkeit, daß sie hinter ihrem sic in das Treffen führenden besten Feldherrn davon liefen und Wagen, Geschütz und Gepäck im Stiche ließen. Das war das Werk von wenig mehr als einer vollen Stunde! Der König war nicht bei der Schlacht, sondern in Prag bei der Tafel, und als er nun nach seinen errungenen Lorbeeren sich Um- sehen wollte, kam Anhalt der Acltcre ohne Hut int Thorc mit Flüchtigen ihm schon entgegen und verkündete die ganz verlorne Schlacht. Noch wollte cs die treue, feste Stadt auf eine Belagerung ankommen lassen; allein der König halte so sehr die Besinnung verloren - nach reichlicher Mahlzeit ist oft selbst beim Tapfersten der Muth geschwächt — daß er nur Waffenstillstand begehrte, die von Mar ge- währten 8 Stunden Bedenkzeit zur übereiltesten Flucht nach Breslau mit seiner Gemahlin und einigen Fürsten benutzte und die Krone, so wie die wichtigsten Papiere, im Stiche ließ *). Fürwahr, er hatte den Kopf eher, als die Krone ver- ) Pfistcr G d. deutschen, Hamb. 1833, Iv. 450, fiefii eine fei;öne Parallele zwischen diesem Friedrich und dem Kurfürst vem Sachse» Johann Friedrich nach der Mühlberger Schlacht ia47 27

4. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 418

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
-»a 418 Toren! Prag hatte eine Belagerung des durch Seuchen geschwächten feindlichen Heeres gewiß so lange ausgehaltcn, bis Bcthlen Gabor zum Entsatz gekommen wäre. Dieser hatte sich zum König Ungarns erklären lassen, hatte Dampierre und Bucquoi geschlagen und zog nach Mähren und Oesterreich; seine Vorhut stand vor Wien. Jetzt aber fand er die Sachen so verändert, daß er gegen einige Ab- tretungen und den Neichsfürstentitel auf Ungarn, dem volle Amnestie gewährt wurde, verzichtete. Als 1621 auch Schlesien vom Sachsen unterworfen wurde, entfloh der Winterkönig, wie man von seiner kurzen Regierung den 24jährigen Pfalzgraf nannte, nach Holland und England, bis ein Schneekönig ihm nach 10 Jahren zu Hülfe kam. Prag unterwarf sich zitternd; bald, bis auf Pilsen und Tabor, wo Mansfeld sich noch hielt, ganz Böhmen. Mähren unterwarf Bucquoi dem Katholicismus wieder. Jur Schlesien vermittelte Kursachsen. Der Jägerndorfer Markgraf wurde geächtet, setzte aber den Krieg noch eine Zeit lang fort und starb in Ungarn am Jablunkapaß. Mansfeld warf sich in die Unterpfalz, und so war Böhmen in Ferdinands Siegerhand. Und das war eine schwere Hand! Das Wahlrecht der Böhmen ging unter; man huldigte ihm als su c c e d i r e n d e m Könige; die Prager wurden entwaffnet und beim Mangel aller Mannszucht der Truppen geplündert, und selbst sehr Vornehme halfen dabei. Die Urschriften aller Frei- und Majestäts- driefe und Bündnisse mnßten ausgeliefcrt, die geistlichen Güter zurückgegcben werden. Die Jesuiten, die im Triumph zurückgekommen, erhielten die Leitung aller Schul- und Unterrichtsanstalten; die calvinischcn Prediger wurden ver- trieben, die lutherischen nur um Sachsens willen noch geschont. Erst 3 Monate nach der Schlacht kam der eigentliche Blutbcfehl von Wien; 20. Febr. 1621 wur- den 43 der böhmischen Häupter cingczogeu, und 27 davon durch Fürst Liechtenstein zum Tod verurtheilt *). Graf Schlick, der Obcrstlandrichter in Böhmen, verlor die rechte Hand und das Haupt. Jcffenius, der Rector der Universität, erst die Zunge, dann den Kopf. Der Stadtschrciber Dionps wurde erst mit der Zunge an den Galgen genagelt, dann erdrosselt. Die Andern (außer den 21) wurden verwiesen oder lebenslänglich eingekerkert; 29 Andere entflohen, von der Acht ver- folgt. Später mußten die etwa noch Schuldigen gegen verbürgte Amnestie sich selbst stellen. Es kamen 128 Herren und Ritter; aber sie büßten mit ihren Gütern (man schlug sie auf 40 Millionen an), die nun meist einzelnen Begünstigten oder keck Zugreifenden oder den Jesuiten, die zu Beiden gehörten, anheimfielen. Selbst Lämmermann gesteht, der Kaiser sei zu freigebig gewesen. Bald (1622) mußten auch die lutherischen Geistlichen fort; nach zwei Jahren wurde aller nichtkatholische Gottesdienst aufgehoben 1624, und 1627, wo wieder neue Siege anderswo er- fochten worden waren, zerschnitt Ferdinand den Majcstätsbrief eigenhändig. Wer nicht katholisch wurde, mußte wandern; 30,000 Familien mit 200 Herren- und auf: „Wie ehrwürdig erscheint aufs Neue jener unglückliche Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, der, von Karl V. eigentlich überfallen, nicht a» der Tafel, sondern in der Kirche, trotz seines unbeholfenen Körpers noch das Schlachtroß bestieg, an der Spitze des unvorbereiteten Heeres, der Letzte unter den Weichenden, mit Blut befleckt in der Gefangenschaft fiel.'—" Als ihn Einige trösten wollten, sagte der Exkönig die merkwürdigen Worte: Ich weiß nun, wer ich bin. Es gibt Tugenden, welche nur das Unglück lius lehren kann, und nur in der Widerwärtigkeit erfahren wir Fürsten, wer wir sind. S. Schiller, dreißigjähriger Krieg, I. 117. Nachträglich mag aus Wolf G. Maximilians, Iv. i44, bemerkt werden, daß beim kai> serlichen Heere zwei nachher so berühmte Männer, der Philosoph Des Cartes und Oberst Wal- lcnstein mitfvchten, wenn auch Letzterer nicht bei der Schlacht selbst anwesend war. *) v. H ormayr, über den großen Bluttag auf dem Altstädtcr Ringe zu Prag 21. Juni 1621 f. Taschenb. f. vaterl. G. Xxv. für 1836, S. 250-301, sehr lesenswerth und - lehrreich!

5. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 419

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
419 Rittergeschlechtern zogen davon. Ebenso wurde auch 1626 in Obcröstcrreich und einem Theile Schlesiens verfahren. Schon am 22. Jan. 1621 wurde Friedrich V. eigenmächtig und obne Zustim- mung der übrigen Kurfürsten vom Kaiser — als Richter in eigener Sacke — ge- achtet (nicht minder die von Anhalt, Jägerndorf und Hohenlohe), und nun Anstalt gemacht, seine Pfalzen ihm gänzlich zu entreißen. Die Union löste sich, Spinola gegenüber, durch Vertrag völlig auf, ohne wissen zu wollen, daß der zu Ende lausende spanisch-holländische Waffenstillstand die Spanier ohnehin bald abberufen mußte (14. Mai 1621). Sie ging noch unrühmlicher unter, als der schmalkaldi- sche Bund. Wer sollte nun noch ihres Hauptes Sache führen? Dennoch gab es Männer, wenn auch wenige, welche nicht so voreilig wie der König von Böhmen ihr Schwert brachen. Unter ihnen steht oben an der kühne geächtete Abenteurer Ernst von Mansfeld, der uneheliche Sohn des gleichnamigen Statthalters in den Niederlanden, früh zusammengeschrumpft und häßlich, doch niemals ohne Wei- der; der Mann mit der Hasenscharte und dem Löwenmuthe; arm, aber die Welt als seine Anwartschaft betrachtend; ohne Geld, Truppen zu bezahlen, aber gewandt, sie dahin zu führen, wo sie sich selbst bezahlen konnten. Aus Böhmen in die Ober- psalz verdrängt, schlug er sich in die Rheinpfalz durch, führte bald 20,000 Mann in den Elsaß, so daß selbst Friedrich V. zu ihm eilte, und Beide bei Wisloch 29. April 1622 den nacheilenden Tilly schlugen. Nicht weniger kühn und abenteuer- lich — solche Zeiten schaffen solche Männer — steht Fürst Christian von Braun- schweig, der nachgeborene Sohn des Herzogs Heinrich Julius, da. Zum Bischof von Halberstadt bestimmt, schnallte er lieber den Harnisch an. Sein Muth artete oft in Tollkühnheit, seine Laune in Verbrechen aus. Schieferdecker schoß er von den Dächern herab und wurde als Geistlicher der ärgste Plünderer der Kirchen. Die 12 silbernen Apostel in Münster ließ er münzen, weil ja der Herr zu ihnen gesagt habe: „Gehet hin in alle Welt!" — „Gottes Freund, der Pfaffen Feind", las man auf seinen Münzen. Auf seinem Hut sah man den Handschuh der schö- nen Elisabeth, den er nicht eher ablegen wollte, als bis er ihren Gemahl in sein Kurfürftenthum wieder eingesetzt habe. „Der tolle Herzog," wie er hieß, hielt eigene Brandmeister, die das Anzünden der Dörfer und Städte kunstmäßig trieben*). Zu diesen gesellte sich noch Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach, der die Negierung seinem Sohne abtrat und 15,000 Mann und gut Geschütz zusammen- brachte. Unglücklicherweise trennte er sich bald vom Mansfelder wieder und wurde nun bei Wimpfen geschlagen von Tillp und Gonsalvo von Cordova (26. April, 6. Mai 1622). Hier fanden Pfalzgraf Christian von Birkenfeld und der junge Prinz Magnus von Würtcmberg, des Herzogs Johann Friedrichs Bruder, hier endlich 400 Pforzheimer Bürger unter ihrem Bürgernieister Bcrthold Deimling ihren Tod — (ihren Herrn, den schon gefangenen Markgrafen, hatten sie mit ihrem Blut gerettet) — für Glauben und Vaterland Helden, wie die Spartaner in den Thcrmopylcn. Christian von Braunschweig wurde bei Höchst (20. Juni) geschla- gen, der unglückliche Friedrich ging in die Niederlande zurück und entließ den Braunschwciger und Mansfelder <13. Jun. 1622), in der Hoffnung, dann leichter mit dem Kaiser sich versöhnen zu können. Auch Jakob von England war dieser Ansicht; die beiden Helden schlugen sich nun mit ihren Schaaren durch die spani- schen nach den Niederlanden durch. Allein Friedrichs Hoffnung schlug auch dieß- ") Mehre dieser Züge toetit auch Nauiner, G. v. Europa, Iii. 422, mit. lieber Herzog Christian vcrgl. die treffliche Biographie: Herzog Georg von Braunschweig und Lüneburg vom General Fr v. der Decken, Hannover bei Hahn, 1833, I. S. 83 u. ff. Bei Spinola's Heere sollen stch sogar Kosaken befunden haben, v. Naumer Briese 1. 48. 27 c'

6. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 420

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
-»j»3 420 Ce mal fehl. Vielmehr eroberte Lilly nun Heidelberg 20. Sept. und Manheim 2. Nov. und verwüstete die Pfalz. Maximilian setzte sich in der Oberpfalz, wo so- gleich Jesuiten und Capuziner zu bekehren anfingen, fest und schenkte die herrliche Heidelberger Bibliothek dem Papst Gregor Xv. Hunderte von Mauleseln schlepp- ten diese Schätze, von denen nur 900 Handschriften 1816 zurückkamen, über die Alpen. Ein Grieche (Leo Allacius) hatte für einen Römer die Bücher einer deut- schen Hochschule eingepackt, und Janus Gruter, der Bibliothekar (ein Nicverlän- der), sie mit seinen Thränen begleitet. Ferdinand, unbekümmert um Kursachsens Vorstellungen wegen Religionsbc- drückungen in Böhmen, ging nun auf dem Reichs- oder Kur- und Fürstentage zu Regcnsburg (7. Jan. 1623 eröffnet) im Gefühle seiner Ucbermacht noch weiter. Wie Lilly eigenmächtig in der Rheinpfalz die protestantischen Kirchen den Katho- liken eingeräumt hatte, so erklärte nun auch Ferdinand, daß er die pfälzische Knr an den Herzog von Baiern verleihen werde. Auf Sachsens, Brandenburgs und Darmstadts Einwendung, daß schon die ganze Aechtung capitulationswidrig gewe- sen wäre, daß vielmehr Friedrich zu restituiren und, da der Kaiser davon durch- aus nichts wissen wollte, wenigstens den Söhnen und Agnaten ihr Recht an die Kurwürde vorzubchalten sei, machte der Kaiser nur zu Letzterm einige entfernte Aussicht, beschwichtigte Kursachsen durch die unterpfändliche Einräumung der Lau- sitzen (für 7 Mill. Kriegskosten), Hessendarmstadt durch die zugesprochene marbur- gische Erbschaft, und so widersprach eigentlich nur Brandenburg allein. Hierauf wurde Marimilian feierlich (25. Febr. 1623) mit der vierten Kurwürde auf Lebens- zeit belehnt. Nur das war sehr vcrdrüßlich, daß mehrere kaiserliche Schreiben nach Spanien aufgefangen und sogleich durch den Druck veröffentlicht wurden, wo- rin aus dieser neuen katholischen Stimme im Kurfürstcnrath die Gewißheit ge- folgert wurde, daß das Reich in den Händen der Katholischen und allem Ansehen nach bei dem Hause Oesterreich bleiben werde. — Gestanden doch die Rcichshof- räthe selbst, daß jetzt über ihnen der geheime, absonderliche C onsci enzrath walte. Nimmt man nun noch hinzu, daß Christian von Braunschweig und Mansfeld mit ihrem Plane scheiterten, den niedcrsächsffchen Kreis in Waffen zu bringen und zu vertheidigen, wobei auch auf Bethlen Gabors neuen Friedensbruch und Zug nach Mähren gerechnet war; daß Christian nach Tilly's Siege bei Stadt Lohn im Miinster'schcn (6. Aug. 1623) sich nach England zurückzog, Bethlen Gabor aber 1624 wieder Frieden machte, und Mansfeld sich nach dem Haag begab: so schien allerdings der Krieg jetzt darum beendet, weil kein offener Gegner mehr in den Schranken stand. Aber die gewaltsame Beseitigung so vieler Recktsvcrhältniffc, die vertragswidrige, festgesetzte Unterdrückung aller Protestanten, der unabweisbare Gedanke, daß Oesterreichs und der Jesuiten Sieg das Reich bald ganz österrei- chisch und katholisch machen müsse (Letzteres hatte ja Ferdinand vor einem Marien- bilde feierlich gelobt und zog darum auch Lilly aus Westfalen und Niedersach- sen nicht zurück), ließen die Fackel des Streites nicht erlöschen und das Schwert nicht rosten. Der Fall des Protestantismus war aber im Rath der Vorsehung noch nicht beschlossen. Da der Kaiser oder die Liga Lilly nicht aus Niedersachsen zurückbericfen, schien es diesem Kreise zu gelten, wo allerdings im Sinne der katholischen Partei genug zu thun war. Der Sieger stand gleichsam herausfodernd da; der neue

7. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 421

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
M-O 421 Cc<r <r- <— Kämpfer sollte ihm nicht ausbleiben. Jakob von England wollte jetzt ernstlicher für seinen Schwiegersohn auftreten. Der thatkräftige und glaubenseifrige König Schwedens Gustav Adolf hatte schon 1614 den Protestanten in der jiilich'schen Sache sein Schwert angetragen, hatte der Union vor dem Ulmer Stillstand 1620 gleiches Erbieten gcthan und schlug jetzt mit Beistimmung des verschwägerten Kurbranden- burgs ein Bündniß aller protestantischen Staaten vor. Aber mit der Eifersucht, die immer beschränkteren Köpfen eigen ist, betrachtete König Christian Iv. von Dänemark des Nachbars Plan, sah ihn schon nach einem Principal der Protestan- ten streben und machte daher dem englischen Hofe noch angenehmere Erbietungen, d. h. geringere Federungen; er begehrte nicht vorläufige Einräumung fester Plätze in Deutschland und nahm mit 30,000 Pfund monatlicher Subsidien vorlieb. Da- her übertrug ihm Karl I., Jakobs Nachfolger, die Direction des Krieges, und Gustav Adolf ging an die Düna und eroberte sich Liefland in wenigen Mona- ten (1625). Christian war bereits zum niedersächsitchen Kreisobersten gewählt und hatte die meisten Kreisständc zu einem Bund vereinigt; der Kaiser mahnte ab; Tillp trieb es immer feindseliger mit Plündern und Brennen. Weibern wurden die Brüste abgeschnittcn, einigen evangelischen Predigern Hände und Füße abgehaucn, ande- ren Nasen und Ohren! Die Croaten wollten ein Kind lebendig braten; da cs aber die Mutter nicht losließ, schnitten sie ihr die Finger und ihrem Manne die Gurgel ab. So erzählt der österreichische Graf Khevenhiller selbst in seinem Hauptwerk, den Ferdinandischen Annalen (X. 193). Gegen jene Rüstungen aber schien Lilly zu schwach, überhaupt auch zu abhängig von Maximilian von Baiern. Der Kaiser wollte ein eigenes Heer. Dieß warb ihm Alb recht von Waldstein (gewöhnlich Wallcnstein genannt), alten, wahrscheinlich*) deutschen Geschlechts in Böhmen, ursprünglich Protestant, schon früh aber durch den Jesuiten Pacht« dem Katholicismus zugeführt. Frühzeitig auf Reisen in Italien für Astrologie gewonnen, wandte er sich dem Soldatenstande zu und diente 1606 unter Pasta als Officier in dein ungarischen Kriege, dann unter Matthias und 1617 unter Dampierre mit 200 selbst geworbenen Dragonern dem Erzherzog Ferdinand gegen Venedig. Nach rühmlichen Thatcn wurde er zum Kam- merhcrrn. Obersten und in den Grafenstand erhoben und blieb, als die böhmischen Unruhen begannen, dem österreichisch-katholischen Interesse nicht ohne eigene Gefahr treu ergeben. So zeichnete er sich gegen Mansfeld, Bcthlen Gabor aus und com- mandirte bald ganze Corps. Durch seine erste Gemahlin hatte er, ohne bedeuten- des väterliches Vermögen, manches Gut in Böhmen und Mähren erworben und bei den ungeheuren Confiscirungen nach der Pragerschlacht um Billiges Vieles hin- zugekauft oder von dem Kaiser für seine Kriegskosten als Entschädigung erhalten, unter Anderm die Herrschaft Friedland mit mehreren Städten und Dörfern, die er mit 150,000 fl. (weit unter ihrem Werth) bezahlte. Ucbcrhaupt berechnen Neuere, daß Wallenstein für 7 Millionen Güter gekauft und ein Vermögen von beinahe 20 Millionen Gulden in liegenden Gütern besessen habe. Seit feiner zweiten Ver- mählung mit der schönen Gräfin Harrach zum Graf erhoben, stieg er nun nach der Prager Schlacht zum Pfalzgrafen und Ende 1623 zum Fürsten von Friedland mit Dr. Friedr. Förster, Wallenstei» als Feldherr und Landesfürst, Potsdam, 1834. 8. behauptet gegen Palacky, daß er beutfci)er Herkunft gewesen —©.34 wird bemerkt, daß er bei der Schlacht von Prag abwesend gewesen sei. Sein Regiment (800> steht aber mit auf der Liste und hat mitgefochten. Gegen die Behauptung, daß er auch nicht in Altdorf studirt habe, sind von mir aus der dortigen Universitätsmatrikel einige Beweise in Urkunden aufgestellt worden, in den baierischen Annalen, München, >833, 5. u. 12. März.

8. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 422

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
422 Ck«-e-*- dem Prädicat vom Kaiser: Oheim und „Unserm und des Reiches Fürsten und lie- den Getreuen;" bald (1625) heißt er auch Fürst Wattenstein, Herzog zu Friedland. Dieser Mann, ein treuer Abdruck seiner stürmischen Zeit, für welchen aller- dings in der gewöhnlichen Ordnung kein Raum gewesen wäre, welcher dämonisch bald keinen andern Herrn als das ewige Schicksal über sich erkennen wollte, eine historische Hieroglyphe, an welcher der Dichter seine Phantasie, der Historiker seinen Forschergeist, der Philosoph seine psychologischen Studien üben kann — dieser Mann tritt jetzt auf und bietet seinem um ein Heer verlegenen Kaiser an, 40,000 Mann zu werben und zu unterhalten, die Berechnung erst später einzugeben und sich mit confiscirten Gütern und Landschaften in den von ihm erworbenen feindlichen Pro- vinzen entschädigen zu lassen. Man verlangte nur 20,000 Mann von ihm. „Die würden Hungers sterben; aber 50,000 Mann sind Gehülfen, mit denen ich in allen Landen brandschatzen kann." Am 25. Juli 1625 bekam er seine Bestattung als General-Obrister-Feldhauptmann und 6,000 fl. monatliches „Jnterteniment." Seine Wcrbtrommel rief Protestanten und Katholiken, Deutsche, Polen (Kosaken), Ungarn (Croaten) herbei, Oberste führten ihm ganze Regimenter zu Roß und zu Fuß zu; in Monatsfrist (3. Sept.) brach er mit den ersten 20,000 Mann von Eger nach Franken auf. Lawinenartig wuchs sein Heer; am Ende des Monats schlug er braunschweigische Truppen bei Göttingen und näherte sich Tilly. Christian Iv. hatte den Krieg unter schlimmen Vorbedeutungen begonnen, in- dem er 20. Juli auf dem Walle zu Hameln, der Stadt der Rattenfängersage, rei- tend in eine 22 Fuß tiefe Grube stürzte und kaum aus der nachfattenden Erde herausgezogen und nach Verden gebracht werden konnte, wohin nun das Heer zurück, und Tilly nach Wegnahme von Hameln nachging. Der König zeigte bald geistige Spuren dieses Sturzes. Wallenstcins Heere zogen, mit bewaffneten Zigeuncrban- den von 10—15 Mann, die Weiber zu Pferde, als Kundschaftern und Plünderern, voran. Die Truppen, etwa 30,000 Mann, waren schlecht bewaffnet und bezahlt. Doch hatte Wallcnstein gar keine Lust, sich völlig mit den Ligisten zu vereinigen. Wer hätte auch unter dem Andern dienen wollen? Ebenso wenig blieben die ge- ächteten Christian von Braunschweig und Mansfeld immer um den König, sondern führten meist besondere Corps. Eben so Herzog Johann Ernst von Weimar, und unter ihm sein jüngerer, nachher berühmterer Bruder Bernhard. Die ersten Beiden aber batten ihre Rolle bald ausgespiclt. Wallenftein hatte sich an die Elbe im An- halt'schen gewendet und bei Dessau Brücke und Brückenkopf anlegen lassen, den Altringer vertheidigte. Mansfeld griff denselben dreimal vergeblich an und wurde das dritte Mal so geschlagen (2.5. April), daß er von 20,000 kaum 5,000 Mann behielt, sich indeß wieder stärkte und über Frankfurt nach Schlesien und Bethlen Gabor entgegen zog, den er dann in Ungarn selbst aufsuchte. Wallenstein, ihn ver- folgend, brachte indeß mit Bethlen Gabor einen neuen Frieden zu Stande, und Mansfeld gab den Rest seiner Truppen dem Herzog Johann Ernst von Weimar und suchte nach Venedig zu gehen, um von da nach England zu gelangen. Zwischen Zara und Spalatro in Bosnien erkrankte er aber töotlich, ließ sich noch seinen Har- nisch anziehen und starb stehend in den Armen zweier Officierc (30. Nov. 1626). Schon früher (26. Inn.) war der 27jährige Christian von Brannschweig gestorben. (Auch die Herzoge Johann Ernst von Weimar und Friedrich von Altenburg waren ein Opfer ihres protestantischen Heldenthums geworden.) — Bethlens Friede und solche Todesfälle waren dem Kaiser um so erwünschter, als in Obcrösterrcich, wo Graf Adam Herberstorf den Protestantismus zu unterdrücken suchte, ein allgemeiner Aufstand (1626) ausgebrochey-, der Gras und Statthalter geschlagen und in seinem Linz von 30,000 Ober-Ensern belagert war. Der Inn wurde bejetzt, damit Ma- rimilian keine Hülfe senden könne. Dennoch gelang es Gras Pappenheim, nicht allein

9. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 423

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—»«o 423 o<«' überzusetzen, sondern auch die Oesterreicher dreimal zu schlagen, Linz zu entsetzen und nun mit Blut das Gesetz des Gehorsams vorzuschrciben. Aber auch noch ein anderer Sieg erfreute dieß Jahr die Katholischen. Tilly erreichte am 17. oder 27. Aug. 1626 das sehr geschwächte dänische Heer bei Lutter am Barenberge. Der König focht tapfer, führte dreimal seine Schaaren gegen den Feind, war auch anfangs im Vortheil, wurde aber durch einige Wallensteinische Regimenter, welche sich unter Dufour bei Tilly's Heer befanden, wie aus einem Hinterhalte angefallen und endlich gänzlich geschlagen. Fast wäre der König, dessen Pferd gestürzt, selbst gefangen worden. Die ganze Artillerie, 4000 Mann an Tod- ten, 3000 an Gefangenen gingen verloren^). In Folge dieser Schlacht fielen mehre der bisherigen Verbündeten Dänemarks ab oder erkalteten. Dagegen stand Wallenstcin bald wieder mit 40,000 Mann (er hatte in Ungarn 25,000 an Seuchen verloren) in Schlesien, um Thurn zurückzutreibcn, vereinigte sich dann mit Tilly und drängte nun den König in sein eigenes Land zurück, rückte selbst in Holstein ein, während Tilly Braunschweig gegen die Holländer zu schützen zurückblieb, und jagte den König nach Jütland und auf seine Inseln. Er soll das Meer, auf wel- ches er ihm nicht folgen konnte, mit glühenden Kugeln beschossen haben. — Unter- dessen hatte er (1627) das Herzogthum Sagau vom Kaiser um 125,000 fl. käuflich an sich gebracht, bereits aber auch schon seine Augen aus Meklenburg als eine weit größere Erwerbung gerichtet, obgleich die Herzoge sich baldmöglichst von der däni- schen Sache losgemacht hatten, und ließ vorläufig durch seinen vertranten General Arnim so viel als möglich davon besetzen, gab aber immer den Herzogen die tröst- lichsten Versicherungen. Aber auch Tilly hatte seine Absichten auf dieses Land, weßhalb ihm die Winterquartiere darin rund abgeschlagen wurden. Wallenstein wollte eher Calenberg als Entschädigung für ihn beim Kaiser auswirken. Auch für Pappenheim sann man auf ein Fürstenthum (Wolfenbüttel). Der mächtige Feld- herr ließ auch trotz aller Protestationen des Herzogs Bogislaw Pommern besetzen, die Häfen befestigen, die Schiffe anhalten, entschlossen, wie er vorgab, den Krieg gegen Dänemark zur See fortzuseßen, oder weil er mit scharfem Blick in Schweden den nächsten Feind sah. Aber das feste Stralsund weigerte sich entschieden, sich ihm zu öffnen. Ja, er hoffte sogar, Dänemarks Königskrone durch Wahl (gegen Schützung der Religion und aller Freiheiten) oder mit Gewalt (dann sollten die Dänen leibeigen werden) seinem Kaiser zuzuwenden. Denn für sich glaubte er sie nicht behaupten zu können. Nach langem Kampfe wurde der Kaiser endlich über- redet, das meklenburgische Land als Pfandschaft für die Kriegskosten dem Fried- länder zu geben. Es war und blieb eine Gewaltthat, wenn auch eine förmliche Acht nie ausgesprochen worden ist. Das Protestiren der Herzoge war indeß um- sonst; kein Protestant half ihnen, ihre Stände huldigten dem neuen Herrn, und die alten wandelten zu ihrem Vetter Gustav Adolf. Bald sollte es auch der Hanse gelten, vor allen Stralsund, welches aber bei Wallcnstcins Annäherung die Vorstädte abbrannte und alle Angriffe Arnims muthig abschlug, weil es von der Seeseite offen blieb. Gustav Adolf schenkte ihnen Pulver. „Und wenn die Stadt mit eisernen Ketten an den Himmel gebunden wäre, so solle sie herunter," sagte der stolze Emporkömmling. „Die bösen Buben müssen gezüchtigt werden; er hoffe, die Canaglia mit Gottes Hülse zum Gehorsam zu bringen. Das Kind im Mutter- leibc soll nicht verschont bleiben!" (Man flüchtete 300 Weiber nach Schweden, die ') v. d. Decken, i. angef. Werk I. 224, weitläufige und kritische Relation reu dieser Schlacht und Beweis, dein nicht Georg von Lüneburg, der allerdings zum Kaiser übergetreten war < sie gewinnen konnte, weil er gar nicht anwesend war. lieber Mallenstems Zigeunertruppcn s. eben- das. I, >55.

10. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 424

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-ns-xi 424 £><<• aber bei ihrer Rückfahrt sämmtlich ertranken!) — Aber es ist dafür gesorgt, sagt das Sprichwort, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen! Stralsund, von Dänemark und Schweden unterstützt, bekam Wallenstein nicht. Sein „Generalat des baltischen occanischen Meeres" blieb ein Luftschloß! Jetzt aber, in Meklenburgs Besitz, eilte er, Frieden mit Dänemark zu schließen. Er kam zu Lübeck 6. Jun. 1629 zu Stande. Christian wurde völlig restituirt, entsagte allen seinen Bündnissen in Deutschland und mischte sich nicht mehr als blos wegen Holsteins in Reichs- angelegenheiten ein. — Mecklenburg war damit stillschweigend preisgegebcn, vom Kaiser aber aus einer Pfandschaft in ein Reichslehcn für Wallenftein verwandelt, der jetzt lebhafter als sonst von einem Türlenkriege sprach. — Unterdessen war man im kaiserlichen Conscicnzrath lebhaft mit der Reformation (im wörtlichen Sinne) oder mit der Wiederherstellung der frühern kirchlich-politischen Verhältnisse beschäftiget, zugleich aber auch mit einem neuen Act der Dankbarkeit gegen die wichtigen Verdienste Marimilians von Baiern als Haupt der Liga. Statt Oberösterreich, welches Maximilian bisher noch pfandweise im Besitz gehabt, wur- den ihm für die auf 13—15 Millionen angeschlagenen Kriegskosten bei der Erobe- rung jenes Landes und Böhmens die Oberpfalz mit Cham (gewährleistet vom Kaiser auf 20 Jahre), und was diesseits des Rheines von der Unter- oder Kurpfalz lag (Heidelberg und Manheim u. A.) förmlich übergeben (22. Febr. 1628), und dann die Kurwürde auch für seine Nachkommen erblich erllärt. — Die landschaftliche Verfassung der Oberpfalz, welche zu Amberg huldigte, wurde aufgelöset. Die Ge- genreformation wurde vollendet, die katholische Kirche wieder herrschend. Die 10 Klöster erhielten die ihnen entzogenen Güter wieder, und die Jesuiten wurden dem Volksunterrichte vorgesetzt. Dabei ging Maximilian selbst in Beten, Fasten, Gei- ßeln seinen neuen Unterthanen vor. Dieselbe Rückführung zu dem alten Glauben wurde nun mit Lamormain's und Cardinal Caraffa's Hülfe in den österreichischen Ländern durchgesetzt; es wurden zu Jglau. Znapm u. A. neue Jesuitencollegien gegründet, und ihnen die Universität Wien untergeben. Wer bis 1626 nicht katholisch fei, solle auswandern. Ferdinand sowohl als Maximilian waren der festen, gewiß ungeheuchelten Ansicht, daß sie für der Unterthanen Heil und Seligkeit Gott Rechenschaft abzulegen hätten. Nur in der Art der Bekehrung ging Manches vor, was selbst den Cardinal Clcscl zu äußern vermochte, „daß man dadurch dem Landesfürsten die Liebe, das Geld aus dem Laude und viele Seelen verliere. Denn die Auswanderer blieben doch für sich und ihre Kindes-Kinder im Jrrthumc; man solle die Aeltern ohne Erercitio und Schu- len im Lande lassen, so würden die Kinder schon katholisch werden." — Bald wur- den nun auch Maßregeln für das ganze Reich ergriffen*). Die geistlichen Kurfürsten, besonders Mainz und Cöln, baten den Kaiser schon 1627; [um ein Gesetz zur Rückgabe aller seit 1552 eingezogenen Güter, und man stellte dem Kaiser vor, nur so könne man die Liga entschädigen und alle Katholiken dauernd an Oesterreichs Interesse knüpfen. Man warf den Protestanten vor, daß sie gegen den klaren Buchstaben des Ncligionsfricdens seit dem Passauer Vertrage die Erzbisthümcr Bremen, Magdeburg und Riga, die Bisthümer Merseburg, Naum- burg-Zeiz, Meißen, Brandenburg, Havclberg, Lebus, Schleswig, Camin, Schwerin, *) Khe v e n h i 11 e r: Annales Ferdinandei X S. 1451, 1482.
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