213
Schatz! ein Schatz!" riefen die Kinder voll Freude, sprangen eilig
den Eltern zu und verkündigten ihnen den glücklichen Fund.
Der Vater sprach: „Gott hat eure Liebe zu den Eltern belohnt,
meine lieben Kinder! Denn immer belohnt er die kindliche Liebe,
wenn gleich nicht jederzeit auf eine so seltene Art. Bleibt auch
ferner so gut, Kinder, und Gott wird euch noch bessere Schätze
geben, als Gold und Silber." (Schmidt.)
Ausg. Der alte Birnbaum (122.).
c. Oberabtheilung.
50. Vergleichung des Pirnbaums mit dem Apfelbaume.
Andeutungen zur Ausführung: Wurzel des Birnbaums
geht tiefer in die Erde und verlangt besseren Boden. Rinde
rissiger. Holz besser. Blätter ganzrandig und kahl; beim
Apfelbaume sägenartig, auf der untern Fläche weichhaarig. Krone
des B. pyramidenförmig, die des A. mehr kugelf. Blüthen
des B. weiß, des A. röthlich. Birnen mehr länglich, Aepfel
mehr rundlich. Birnen dauern im Ganzen nicht so lange als
Aepfel, schmecken mehr süß, diese mehr säuerlich rc.
§- 51.
v Achte Woche. Nr. 123.
A. Lesen.
123. Per gerettete Handwcrksbursche.
Handwerksbursche — ein wandernder Gesell. — Preßburg,
die Hauptstadt von Ungarn, liegt an der Donau, unweit Wien.
— Haide — eine unfruchtbare, sandige Ebene, die mit Radelholz,
Haidekraut rc. bewachsen ist, ein Kiefern-, Fichten- oder Tannen-
wald auf einer Sandebene. — Wann reiste unser Handwerks-
bursche? — Was hatte er bei sich? Bündel — Ränzel, Felleisen,
Tornister. — Wie waren seine Kleider beschaffen? — Welche
Wirkung batte das auf seinen Körper? — Welche Empfindungen
stiegen da in seiner Brust auf? — Köhlerhütte — ein Häuschen,
in welchem ein Kohlenbrenner wohnt. — Was wollte er nun
thun? — Warum? — Wie ging's ihm aber? — Wer sah ihn
liegen? Ein Postknecht oder Postillon. — Was bemerkte er an
dem H.? — Was that er daher? — Was hätte er jedoch thun
sollen? — Warum mag er es wohl nicht gethan haben? Weil
er sich nicht aushalten durfte. — Was sagten die Leute in der
Stadt, welche von der Sache hörten? — Wer dachte anders? —
Wo war der Tagelöhner gerade? — Die Wachtstube ist gewöhn-
lich dicht am Thore. — Was empfand der Tagelöhner, als er '
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
112 —
diger Eisenstein ist der Magnet, welcher die Eigenschaft
hat, daß er alle Cisentheile an sich zieht, und, wenn er
frei schwebt, sich mit seinem Endpuncte nach Mitternacht
zudreht. Auf diese Eigenschaft gründet sich die Erfindung
der Magnetnadel. Sie wird so verfertigt, daß man eine
stählerne, mit dem Magnete bestrichene, Nadel auf einem
Stifte schwebend so aufheftet, daß sie sich frei herumdre-
hen kann, worauf sie mit der Spitze sich jedes Mal nach
Mitternacht oder Norden zudreht. Diese Magnetnadel oder
der Kompaß, dient den Schiffern auf dem Meere die Welt-
gegenden richtig aufzufinden und sie auf dem rechten Wege
zu erhalten.
18. Das Pflanzenreich.
Das Pflanzenreich umfaßt an 40,000 Pflanzenarten, die
man in Bäume, Sträucher, Kräuter, Gräser,
Schwämme und Moose zertheilt. Bäume und Sträucher
unterscheiden sich darinne, daß jene von der Wurzel nur in
einem großem Stamme, diese in mehrern einzelnen Reißern
aufschießen. Beide theilen sich oben in mehrere Aeste und
treiben Augen, aus welchen die Blätter oder Nadeln und
die Blüthen hervorbrechen, aus welchen dann die Frucht oder
der Saame entsteht. Nur die Palmenarten weichen davon
ab, welche keine Aeste und Zweige, sondern nur an der Krone
einen Büschel Blätter haben. Uebrigens theilt man alle Holz-
arten in Laub- und Nadelhölzer. Zu den Letzter« ge-
hören Tannen, Fichten, Kiefern, Lerchenbäume, Wachholder
und einige weniger brkannte. Sie unterscheiden sich von
den Laubhölzern dadurch, daß sie sehr schmale, spitzige Blät-
ter haben, welche man Nadeln nennt, und welche sie, mit
Ausnahme des Lerchenbaums, auch im Winter behalten; da-
hingegen alles Laub vor Winters abfällt. Das Nadelholz
heißt auch Tangelholz und wird hauptsächlich, da es sehr lang
und gerade wachst, zum Bauen gebraucht. Auch das Pech
und der Theer wird von Nadelholzbäumen gewonnen. Unter
den ausländischen Nadelholzbäumen ist besonders die Ceder
berühmt; die auf dem Berge Libanon wächst.
Die Laubhölzer sind Theils Wald» Theils Garten-
hölzer. Zu den erster» inländischen gehören vorzüglich
die Eiche, Buche, Erle, Birke, Ulme, Aesche, Ahorn,
Linde,
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
113
Linde, Pappel, Espe, Weide, Vogelbeerbaum. Diese Höl-
zer werden Theils zu Brennholze gebraucht, Theils zu Ge-
schirr und Geräthen verarbeitet. Auch wird Rinde und
Laub von manchen besonders benutzt; so wird z. B. aus
der Rinde der Eiche die Gerberlvhe, aus dem Birkenruße
die Buchdruckerschwärze gemacht.
Zu den Garten- oder Fruchthölzern gehören
Aepfel-, Birn-, Pflaumen-, Kirsch- u. a. Baume, welche
insgesammt Früchte tragen. Von den Sträuchern gehören
die Johannis- und Stachelbeer-Büsche hieher.
Von ausländischen Bäumen und Sträuchern sind merk-
würdig der Kaffeebaum, der Cacaobaum, der Zitronenbaum,
der Pomeranzenbaum, der Kokosbaum, der Gewürznelken-
und Muskatennußbaum, der Lorbeerbaum, der Zimmetbaum
der Olioenbaum,'der Feigenbaum und der Brodbaum; auch
die Tyeestaude, der Psefferstrauch u. a., deren Früchte ins-
gesammt genossen und bei uns zum Theil als Gewürze ver-
kauft werden. Um ihres schönen Holzes willen sind merk-
würdig der Mahagonibaum, dessen braunrothes Holz eine
treffliche Politur annimmt, das Ebenholz, das Brasilien-
holz, u. a. Der Baumwvllenstrauch, der Theils kraute
Theils baumartig ist, liefert uns die Baumwolle und ist
eigentlich in Arabien und Persien zu Hause, wächst aber
auch in Ost? und Westindien, Griechenland, Spamen und
Italien. Er trägt Früchte von der Größe der welschen
Nuß, die, wenn sie reif sind, von selbst aufspringen, so daß
man die schöne, weiße Baumwolle, in welche der Saäme
eingewickelt ist, sehen kann.
19. Die Kräuter.
Die Kräuter kann man unter folgende 8 Ordnungen
bringen.
1. Küchenkräuter, zu welchen die Kohlgewäch-
fe, z. B. das Weißkraut, Wirsing, Braunkohl u. a die
Wurzelgewächse, als: Rüben, Möhren, Rettige, Sel-
lerie u. a. die Knollengewächse, a!S: die Kartoffeln
(die ein Engländer, Franz Drake, 1586 aus Brasili'n mit
nach Europa gebracht hat) die Erdbirnen u. a. die Zwie-
belgewächse. die Salatkräuter, die Hülsenfrüchte,
Aepfelkräuter, (als: Gurken, Melonen, Kürbisse).
Spargelkräuter, Beerkräuter, (alö: Erdbeere, Hei-
' H
139
staubig, gefuttert, gewaschen, gefärbt, gebürstet, alt und
neu. — Die Erde kann sein trocken, feucht, naß, hart,
weich, rissig, fruchtbar, unfruchtbar, staubig, bebaut,
kahl, bewachsen, gepflügt, besäet, bepflanzt, sandig,
thonig, gefroren, begossen und bedüngt. — Das Was-
ser ist flüssig, kühl, kalt, gefroren, warm, süß, frisch,
schmutzig, rein, klar, hell, trübe, tief, seicht, ruhig, wild,
brausend, tobend, labend und erfrischend. Honig, Si-
rup und Wasser sind flüssig. Welches von diesen
drei Dingen ist mehr flüssig? welches am wenigsten
flüssig? — Die Metalle sind vererzt, d. h. mit fremd-
artigen, erdartigen Theilen vermischt, rein oder gedie-
gen, schwer, schmelzbar, glänzend, dicht, dehnbar, hart.
Das Eisen ist schwer, hart, glühend, rostig. Das
Gold ist gelb, glänzend, schwer und kostbar. Das Ei-
sen ist schwer, das Blei ist schwerer, das Gold ist am
schwersten. — Der Weg kann sein lang und kurz,
schmal und breit, schattig und reinlich, gepflastert und
schmutzig, sandig und staubig, glatt und schlüpfrig, steil
und eben, aufsteigend und abschüssig, einsam und be-
lebt. — Der Regen ist naß, tropfbar, kalt, warm,
heftig, fruchtbar und erfrischend. — Der Schnee ist
weiß, blendend, kalt und erwärmend. — Die Wol-
ken sind trübe, weiß, grau, beweglich und dunkel. —
Die Sonne ist rund, groß, erleuchtend, erwärmend
und blendend. — Der Regenbogen ist gebogen,
schön, glänzend und siebenfarbig. — Der Blitz ist
feurig, glänzend, blendend, zuckend, schnell und töd-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
f
13
und Auslader Fässer, Ballen und Kisten einzu-
laden bemüht sind, um sie in andere Lander zu
führen. Zu Wasser ist dre Fracht nicht so hoch
als zu Lande, doch müssen die Güter einen Was-
serzoll entrichten. Die Gebürge an dem gegen-
über liegenden Ufer sind sehr steil, wo aber keine
Felsen sind, da ist das Ufer flach, sandig, mit Ge-
büsch, Bäumen oder Schilf bewachsen. Die
Ufer der Graben, worinn Wasser fließt, sind
meistentheils eben und flach.
Das V 0 g e l n e st,
dieses schöne Nest ist auf einem hohem Baum
gebauet, worinn das Weibchen ihre Eier ausge-
brütet hat, und die Jungen füttert. Das Mann-
chen fliegt ab und zu, und bringt Futter herbei.
Einige Vögel bauen ihre Nester auf hohe
Baume, oder auf Haußer, wie z. B. der Storch,
andere bauen in niedrige Hecken, ins Gras, wie
die Grasmücke, ins Getreide, wie die Lerche.
Die Indianischen Vogelnester sind noch weit zier-
licher gebauet. Das Nest des Kolibri in Nord-
amerika wird theuer bezalt und in Cabinetten auf-
bewahrt.
Die
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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15
wo er mordet, was er findet. Er saugt dem Fe-
dervieh das Blut aus und tragt einen Theil davon
in seine Höhle.
i .
Die Zigeuner,
sind als faule und böse Menschen bekannt, sie
ziehen als Bettler umher, halten sich in Wäldern
oder abgelegenen Hütten auf, sie befördern durch
ihr Wahrsagen aus der Hand Aberglauben, und
verbittern manchen schwachen und leichtgläubigen
Landmann, durch traurige Prophezeiungen die
Lebenstage für die Zukunft; diesen Landstreichern
glaubet nichts und dultet sie nicht in eurem Orte.
V
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
32 V. Hehn: Zustände der indogermanischen Völker zur Zeit ihrer Wanderung.
waren diese Länder — so dürfen wir uns die Sache denken — von
einer dichten, schwer zu durchdringenden Waldung düsterer Fichten
und immergrüner oder laubabwerfender Eichen bedeckt, etwa wie
Homer sie schildert:
Diese durchatmete nie die Gewalt fenchthauchender Winde.
Noch traf Helios Leuchte sie je mit den flammenden Strahlen,
Auch kein strömender Regen durchnäßte sie: so in einander
Wuchs das Gehölz; viel lagen umher der gefallenen Blätter —
dazwischen in den Flnßthälern mit offneren Weidestrecken, auf
denen die Rinder der Ankömmlinge sich zerstreuten, reich an nackten
und kräuterbewachsenen Felsabstürzen, an denen die Schafe rupfend
auf- und abkletterten und von deren Gipfel hin und wieder das öde,
unfruchtbare Meer sichtbar wurde. Das Schwein fand reichliche
Eichelnahrung, der Hund hütete die Herde, wilde Bienenstöcke lieferten
Wachs und Honig, wilde Apfel-, Birn- und Schlehenbäume boten
saure, harte Früchte zum Genuß, gegen den Hirsch und Eber, den
wilden Stier und den raubgierigen Wolf ward der Pfeil vom
Bogen geschnellt oder der mit scharfem Stein bewaffnete Speer ge-
schwungen. Das Jagdtier und das Tier der Herde gab alles Nötige,
sein Fell zur Kleidung, seine Hörner zu Trinkgefäßen, seine Därme
und Sehnen zu Bogensträngen, sein Geweih und seine Knochen zu
Werkzeugen und den Handgriffen derselben; rohes Leder war der
vorherrschende Stoff, die beinerne oder hörnerne Nadel diente zum
Nähen und Befestigen desselben.*) Mit Leder war der auf dem
Wasser schwimmende geflochtene Kahn überzogen, mit Stiersehnen das'
Lederkleid zusammengenäht, mit Riemen die Spitze am Pfeil und
am Speer befestigt, das Zugtier vor dem Wagen angeschirrt und die
Peitsche, die zum Antreiben diente, bewaffnet. Ein viel erlegtes,
auch zur Nahrung dienendes Tier war der Biber, der durch ganz
Europa die Seen und Flüsse dicht bevölkertes) Zum Bogen diente
besonders das Holz der Eibe, zum Schaft des Speeres das der Esche,
auch des Holunders (dxvsa, dxrrj) und Hartriegels, zum Schilde ein
Geflecht aus Ruten der Weide (fovg, Iria = Schild); die Bäume
des Urwaldes, von riesenhaftem Wachstum, wurden durch Feuer
und mit der steinernen Axt zu ungeheuren Böten ausgehöhlt. Auf
dem Räderwagen, einer früh erfundenen Maschine, die ganz aus
1) suere ist das uralte Wort für solche Lederarbeit, man vergleiche 8utor
der Schuster, xuaav/uu das Leder, subula die Ahle, slav. podüsiva die Schuh-
sohle, silo, ahd. siula der Pfriemen u. s. w.
2) Lat. fiber, keltisch beber, biber, wonach die gallischen Städte Bibrax
und Bibracte benannt waren, ahd. pipar, bibur, mhd. bibor, ags. beofor,
altn. bifr, preußisch und lit. bobrus, slavisch bobrü, auch bebrü, blbrü; im
Griechischen ist das Wort, wie auch das Tier in Griechenland, früh unterge-
gegangen, dafür aber von Europa in den Orient gedrungen.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
12
I. Zur allgemeinen Kultur.
romantisch Krankes hervorgebracht. Ja selbst die Mißgeburten der
„Moderne" würden ohne Zweifel in Hellas ihresgleichen finden,
wenn die Zeit nicht gar so wenig für die Konservierung von Ein-
tagsfliegen sorgte. Es ist nicht anders, und es konnte nicht anders
sein: die Geschichtswissenschaft mußte den Glauben an ein solches
abstraktes Ideal zerstören, sintemal eine goldene Zeit so wenig
hinter uns wie vor uns liegt. Was an seine Stelle getreten ist, mag
minder erhaben sein, obgleich auch das schwerlich, denn wir sehen
nun in anderthalb Jahrtausenden eine Kultur den ganzen Kreislauf
der Entwickelung durchmachen, wir sehen einen Ring an der Kette
der Ewigkeit sich ründen und schließen. Und ganz abgesehen von
den Hervorbringungen dieser Kultur, schon daß sie abgeschlossen
hinter uns liegt, sodaß wir die Ursachen und Phänomene ihres
Wachsens und Vergehens ganz verfolgen können, hat für die historische
Methode überhaupt paradigmatische Bedeutung.
3. Wen-Europa.
Von Viktor Hehn.
Durch den Eintritt Nordwest- und Mitteleuropas in die Ge-
schichte der Menschheit öffneten sich die Schranken der antiken Kultur.
Diesen Durchbruch bewirkte zuerst der große Cäsar, indem er Gallien
und Belgien eroberte und Britannien und Germanien betrat. In
jenen neuen Gebieten wehte schon der Atem des Ozeans, und un-
geheure Wälder mit riesigem Baumwuchs beschatteten den jung-
fräulichen, noch nicht angebrochenen Boden. Häufige Nebel und
Regen erhielten das Land auch im Sommer feucht; die Bäume ließen
das Laub im Herbste fallen, im Winter gefroren die fumpfigen
Gründe und konnten betreten werden. Im Gegensatz zu den engen
Landschaften der durch Gebirge geteilten südeuropäischen Halbinseln
und der gedrängten Baumzucht des Ostens und Südens streckten sich
die nordischen Flächen in ungeheurer barbarischer Weite nach allen
Seiten fort, und das Leben trug das Gepräge dieser größeren Ver-
hältnisse, wie im Ozean die Woge breiter ist als im geschlossenen
Meere. Wo der Acker gebaut wurde, wie in gallischen Landen, da
wuchs das Korn. in unabsehbaren Auen, daran grenzte überall die
Waldregion, die Heimat der großen Raub- und Jagdtiere, je weiter
östlich vom Rhein, desto seltener durch sporadische Kukturflecke unter-
brochen. Die Zivilisation stand in den Anfängen, besonders bei
Briten, Belgen und Germanen; sie war bei den Galliern schon
weiter vorgerückt, aber im Vergleich mit Italien, der Erbin Griechen-
lands und des Orients, immer noch im Stande der Kindheit.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Wen-Europa Viktor_Hehn Viktor Cäsar
52
I. Zur allgemeinen Kultur.
spiegeln, sind dieselben wie die. deren heiterer Schatten in den
Schluchten des mittleren Isartals liegt. So wie der westfälische und
niederrheinische steht auch der oberbayrische Bauernhof unter Eichen.
Alle charakteristischen Waldbäume sind ganz Deutschland gemein;
nur dem äußersten Ostpreußen fehlt die Buche. Man baut Weizen
und Roggen im Norden wie irn Süden. Keine Getreideart findet
in Deutschland ihre Grenze, außer dem Mais; nur Mais und Wein
gehörn: Norddeutschland nicht mehr an.
Deutschlands Natur trägt Porwiegend nordischen Charakter.
Wein. Edelkastanie und Mandelbaum verleihen dem Südwesten einen
leichten südländischen, mittelmeerischen Hauch. Um aber die klassischen
Formen und Farben der Hesperidenländer zu sehen, muß der Deutsche
die Alpen übersteigen. Er sieht den ersten Ort. „wo hoch der Lorbeer
steht", wenn er über den Gotthardt zieht, bei Bellinzona, die erste
Zypresse, wenn er über den Brenner zieht, bei Waidbruck, zwischen
Briren und Bozen, und den ersten Ölbaum aus demselben Wege bei
Kältern oder, wenn er die Steiermark und das krainerische Land
durchwandert hat, bei Görz. Um ein blaues Meer zu schauen, dessen
ins Jndigosarbene spielender Oberflächenschimmer das homerische
Wort von der „purpurnen Salzflut" rechtfertigt, muß der Deutsche
das Mittelländische Meer besuchen. Seine Nordsee, seine Ostsee sind
grün und werden im Reflex einer grauen Wolkendecke sogar schwärz-
lich. In Verbindung mit jenem tiefen Blau der See, das übrigens
auch ins Grünliche spielen kann, gewinnen die Lichtreflexe des grauen,
gelben und rötlichen Kalksteins des Apennin und der Südalpen jene
Leuchtkraft, mit der nur entfernt die Lichter auf den Kalkriffen der
Alb oder des Fränkischen Jura oder an den Bänken thüringischen
Muschelkalks der Ilmgegend Jenas zu vergleichen sind.
Der gemäßigt-nordische Charakter der deutschen Landschaft prägt
sich aus in der Erstreckung der Laubwälder, die sämtlich im Spät-
herbst sich entfärben und meist auch sich entlauben, in der weiten Aus-
dehnung der Graswiesen und Getreidefelder, im Wasserreichtum
seiner Quellen, Flüsse und Seen. in der häufigen Bedeckung seines
Himmels mit Wolken, der Neigung der Lust, sich mit Wasserdampf
in Form von Dunst oder Nebel zu erfüllen, und nicht zuletzt in dem
großen, eindrucksvoll sich vollziehenden Wechsel der Jahreszeiten.
Die Schneedecke und die Eisflächen, die Verzauberung ganzer Wälder
durch die funkelnden Eiskristaüe des Rauchfrostes, in den Gebirgen
die Gletscher und Lawinen hüllen die deutsche Natur vom Herbst bis
Frühling in ein Gewand, das der Süden meist nur stundenweise
und auch dann nur durchlöchert wie ein Bettlergewand trägt. Man
spricht von lachenden Dörfern und heiteren, gartenartig angebauten
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Görz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Norddeutschland Deutschlands Bellinzona Bozen Nordsee
54
I. Zur allgemeinen Kultur.
im L> chatten der Baumriesen verehren, er empfand vielleicht, was
später der Dichter des „Frühlings sang:
Empfangt mich, heilige Schatten, ihr Wohnungen füßer Entzückung,
Ihr hohen Gewölbe von Laub und dunkler, schlafender Lüfte!
und das Goethesche „Über allen Wipfeln" mag in mancher wald-
gewöhnten Brust vorahnend sich geregt haben. Aber die Zahl der
im Waldland lebenden Menschen war klein. Die dichtesten Wald-
gebiete sind noch in späten Jahrhunderten absolut unbewohnt, und
die Geschichte der Wanderungen der Deutschen lehrt, wie leicht einst
der Wald für offeneres, fonnigeres Land vertauscht wurde. Erst
indem er ihn lichtete und wohnlich machte, hat sich der Deutsche in
seinen Wald ganz eingelebt. Und als bei zunehmender Kultur die
Natur sich immer mehr von ihm entfernte, da erst erschien ihm der
Wald wieder als der Träger großer, heilsamer Einsamkeit, wie das
Meer im Norden und der Fels und Firn im Süden. Durch die
Lichtung der Wälder ist erst der Gegensatz von freien Plätzen, die
einen Umblick erlauben, und den Waldstrecken entstanden. Ilnd der
Wald ist eben am schönsten immer gerade da, wo er „das Freie"
begrenzt, sei's nun mit dunklem Saume oder parkartig in allmäh-
lichem Übergang. Ein lückenloser Wald von weiter Erstreckung ist
das düsterste Bild, das in unserer Zone möglich ist. Selbst das
braune Moor ist farbenreicher und hat eine Wärme in feineü
Purpurtönen.
Der Reiz deutscher Landschaft liegt heute, in der Mitte zwischen
der düsteren Großartigkeit des Nordens und der allzu Hellen Sonnig-
keit des Südens. Auch die Waldeinsamkeit ist bei uns keine Öde
mehr, aus der man sich heraussehnt, sondern eine wohltuende, darum
gern gesuchte Abwechslung mit der bewohnten Welt der Städte und
Dörfer. So wie der Rhein nicht bloß um des prächtigen Grüns
seiner Wellen und ihres stolzen Hinströmens willen uns lieb ist,
sondern auch wegen der alten und neuen Kulturstätten, der Städte,
Münster und Burgen an seinen Ufern, so lieben wir auch am deutschen
Wald, daß er so mitten in die Kultur hineingebettet und selbst in
tiefer Stille von einem historischen Hauch umwittert ist.
Auf einem Drittel des deutschen Bodens ist das Tiefland, d. h.
Land von weniger als 300 m Erhebung, die unbedingt herrschende
Bodenform. An sehr wenigen Punkten, die kaum ins Gewicht fallen,
wo es sich um eine große Übersicht handelt, wie am Turmberg bei
Danzig (334 m), steigt das Land ein paar Meter höher. Nach der
üblichen Terminologie sind also hier nur Hügel oder Hochebenen
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]