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Partie war oft bizarr gestaltet und gewährte der Phantasie den freiesten
Spielraum zu Vergleichen mit Statuen, Tieren und Gerät. Es handelte
sich meist um schneeweiße Kuppen, die auf dem tiefblauen im Wasser flot-
tierenden Postamente ruhten; ihr unterer noch von Wellen bespülter Teil
war stärker aufgelöst als die obere, manchmal auf einer schlanken Eissäule
ruhende Partie. Die Kuppen bestehen wohl in der Hauptsache aus mehr-
fach geschichteten und zusammengefrorenen Schneelagen, welche man mit dem
Nuder des gelegentlich ausgesetzten Bootes leicht zu durchstechen vermochte.
Die größeren Schollen maßen hier 2, selten 3 m im Durchmesser, und wir
mußten sie sorgfältig zu vermeiden trachten, da das außerordentlich spröde
Eis leicht einen Schaden an der Schiffsschraube hervorgerufen hätte. Zwi-
fchen den bald langgestreckten, bald atollartig gestalteten Treibeisfeldern war
das Meer öfter so ruhig wie ein See. Wir nutzten diesen Umstand mehr-
fach aus, um mitten in dem Eise unseren Arbeiten nachzugehen. Allerdings
hatten sich während der oft einen ganzen Tag dauernden Untersuchungen,
bei denen das Schiff still lag, die Eisfelder hinter uns vielfach verschoben,
und so waren wir genötigt, sie sowohl gleich am ersten Tage, wo wir auf
das Eis trafen, wie auch späterhin (z. B. am 3., 5. und 11. Dezember) zu
durchbrechen, um wieder offenes Wasser zu gewinnen. Hierzu zwang uns
auch manchmal der Umstand, daß das Eis in Gestalt langer Zungeu sich
vorschob, die senkrecht zu unserem Kurse gestellt waren. Es war stets ein
großartiger, aber auch mit mannigfachen Beklemmungen verbundener Moment,
wenn die keineswegs für die antarktischen Eisverhültnisse berechnete und zu
diesem Zwecke uicht verstärkte „Valdivia" mit Volldampf gegen die Eisfelder
anfuhr, erst direkt vor ihnen stoppte und sich nun durch die krachenden
Schollen ihren Weg bahnte.
(3. Die Kerguelen.) Zwischen dem 48. und 50. südlichen Breiten-
grad und dem 68. und 71. östlichen Längengrad liegt eine Inselgruppe,
deren Flächeninhalt etwa 180 Quadratmeilen beträgt. Die Kerguelen, wie
die Gruppe zu Ehren ihres Entdeckers genannt wird, setzen sich aus einer
Hauptinsel und ans nicht weniger denn 130 größeren und kleineren Jnselchen
zusammen.
Bei der Nennung ihres Namens tauchen eigenartige und fesselnde
Erinnerungsbilder auf. Die Berge sind teilweise mit ewigem «schnee und
in Gletscher auslaufenden Firnfeldern bedeckt; Fjorde, oft von Steilabstürzen
begrenzt und von Vasalttrümmern umsäumt, schneiden tief in das Land ein;
tafelförmige Terrassen, aus horizontalen Basaltschichten sich aufbauend,
prägen der vulkanischen Landschaft ihren Charakter auf; aus zahllosen Süß-
wassertümpeln sammeln sich die Schmelzwasser, um in malerischen Kaskaden
über die Steilwände der Fjorde herabznrnnschen; grüne Matten, gebildet
aus einer eigenartigen Flora, bedecken das flache Vorland und ziehen sich
oft weit an den Hängen hinauf, und endlich wird dies alles belebt von einer
überwältigend reich entfalteten Vogelwelt, die an anmutender Harmlosigkeit
mit den den Strand bedeckenden Elefantenrobben wetteifert . . .
Die Stärke der Windstöße schildern sowohl die Teilnehmer an
früheren Expeditionen wie auch die Robbenschläger in den lebhaftesten
Farben. Sie brechen so plötzlich in manche Buchten herein, daß die
Schiffe mit den stärksten Kabeln und Ankern vertäut werden müssen,
daß die Boote umschlagen und der Wanderer auf dem Lande sich platt
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
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Waldgürtel begrenzt, aber nirgends traten die Wälder bis ans Strombett
vor. Breite, beständig der Sonnenglut ausgesetzte Ufer, kahl und dürr wie
der Meeresstrand, glichen infolge der Luftspiegelung von weitem Lachen
stehenden Wassers. Diese sandichten Ufer verwischten vielmehr die Grenzen
des Stromes, statt sie für das Auge festzustellen; nach dem wechselnden
Spiel der Strahlenbrechung rückten die Ufer bald nahe heran, bald wieder
weit weg. Diese zerstreuten Laudschaftszüge, dieses Gepräge von Einsamkeit
und Großartigkeit kennzeichnen den Lauf des Orinoco, eines der gewaltigsten
Ströme der Neuen Welt.
(•3. Schildkröten.) Wenn man bedenkt, wie schwer der reisende
Naturforscher den Körper der Schildkröte herausbringt, wenn er Rücken-
und Brustschild nicht trennen will, so kann man die Gewandtheit des Tigers
nicht genug bewundern, der mit seiner Tatze den Doppelschild des Arran
leert, als wären die Ansätze der Muskeln mit einem chirurgischen Jnstrn-
mente losgetrennt. Der Tiger verfolgt die Schildkröte sogar ins Wasser,
wenn dieses nicht sehr tief ist. Er gräbt auch die Eier aus und ist neben
dem Krokodil, den Reihern und dem Galliuazogeier der furchtbarste Feind
der frisch ausgeschlüpften Schildkröten. Im verflossenen Jahr wurde die
Insel Pararuma während der Eierernte von so vielen Krokodilen heim-
gesucht, daß die Indianer in einer einzigen Nacht ihrer achtzehn, 12—15
Fuß lange, mit hakenförmigen Eisen und Seekuhfleisch daran, singen. Außer
den eben erwähnten Waldtieren tun auch die wilden Indianer der Olbereituug
bedeutenden Eintrag. Sobald die ersten kleinen Regenschauer, von ihnen
„Schildkrötenregen" genannt, sich einstellen, ziehen sie an die Ufer des Ori-
noco und töten mit vergifteten Pfeilen die Schildkröten, die mit empor-
gerecktem Kopf und ansgestreckten Tatzen sich sonnen.
(4. Am Casiqniare.) Am 14. Mai. Die Moskitos und mehr noch
die Ameisen jagten uns vor zwei Uhr in der Nacht vom Ufer. Wir hatten
bisher geglaubt, die letzteren kriechen nicht an den Stricken der Hängematten
hinauf; ob dies nun aber unbegründet ist, oder ob die Ameisen aus den
Banmgipfeln auf uns herabfielen, wir hatten vollauf zu tun, uns dieser
lästigen Insekten zu entledigen. Je weiter wir fuhren, desto schmaler wurde
der Fluß, und die Ufer waren so sumpficht, daß Bonpland sich nur mit
großer Mühe an den Fuß einer mit großen purpurroten Blüten bedeckten
Carolinea princeps durcharbeiten konnte. Dieser Baum ist die herrlichste
Zierde der Wälder hier und am Rio Negro. Wir untersuchten mehrmals
am Tage die Temperatur des Casiqniare. Das Wasser zeigte an der Ober-
fläche nur 24° (in der Luft stand der Thermometer auf 25,6°), also un-
gefähr so viel als der Rio Negro, aber 4—5° weniger als der Orinoco.
Nachdem wir westwärts die Mündung des Calo Eaterico, der schwarzes,
ungemein durchsichtiges Wasser hat, hiuter uns gelassen, verließen wir das
Flußbett und landeten an einer Insel, auf der die Mission Vasiva liegt.
Der See, der die Mission umgibt, ist eine Meile breit und hängt dnrch
drei Kanäle mit dem Easiquiare zusammen. Das Land umher ist sehr
sumpficht und fiebererzeugend. Der See, dessen Wasser bei durchgehendem
Lichte gelb ist, trocknet in der heißen Jahreszeit aus, und dann können es
selbst die Indianer in den Miasmen, welche sich aus dem Schlamm ent-
wickeln, nicht aushalten. Daß gar kein Wind weht, trägt viel dazu bei,
daß diese Landstriche so ungemein ungesund sind.
Marquardt, Quellenlesebuch. 4
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
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bald auf-, bald abwärts. Der Grat war sehr schmal, zuweilen kaum ein
Meter breit, an einzelnen Stellen war er noch schmäler; hüben und drüben
stürzten die Abhänge grauenhaft steil ab. Hin und wieder erweiterte sich
der Grat zu einem Vorsprung nach rechts und links, von wo ans der Blick
auf ein wogendes Bergrevier schweifen konnte."
(2. Tropenvegetation.) Von unvergleichlicher Schönheit ist die
Pflanzenwelt. Die Tropenvegetation überrascht uus durch ihre üppige Fülle
und ihren Reichtum an Gestaltung, Art und Farbe. Wir treffen keine uns
bekannten Bäume an, weder Eichen, noch Buchen, noch Taunen. Allent-
halben bewundern wir aber himmelhohe Kokosbäume, schlanke Arekapalmen,
zierliche Farne, riesenhafte Brotfruchtbäume, kirchturmhohe, kerzeugrade
Eukalypten, waldähnliche Feigenbäume, vielwurzelige Paudauus mit langen,
schwertförmigen Blättern, die in Schlangenlinien um die Stämme wachsen.
Und welch ein Reichtum im Urwald! Wie die Säulen eines Domes streben
die Riesenbäume himmelan, und ihre mächtigen Kronen entfalten ein grünes
Gewölbe, das keinen Sonnenstrahl durchläßt. Ju ihrem Schatten sproßt
überall junges Leben. Alles wächst wild ineinander, durchschluugeu und
umrankt von unzähligen Schmarotzern, Orchideen und Lianen, die ihre
langen Hängewurzeln zur Erde senden.
(3. Tierwelt.) Die See ist reich an schmackhaften Fischen. Sehr
reizend sind die kleinen Korallenfische, die uns sowohl durch die Mannig-
faltigkeit ihrer Formen, als auch durch die Pracht ihrer Farben überraschen.
Von den größeren Seetieren nennen wir noch die Seekühe, die Delphine
und die Haifische. Das Korallenriff mit seinem bunten Farben- und Formen-
reichtnm ist der Lagerplatz unzähliger Muscheln, von der großen Tridacna
bis zur kleinen Tambnmuschel. An manchen Stellen finden wir auch die
Seewalze oder Trepang, die in getrocknetem Zustaude nach China und
Australien versandt wird, wo sie als Suppendelikatesse gilt. Am User Wim-
melt es von Krabben aller Art. Sehr interessant sind die scheuen, kleinen
Krabben, die in kleinere Muscheln hineinschlüpfen und mit ihrer Behausung
über den Saud lauseu.
Zahlreich ist auch die Vogelwelt vertreten. Auffälligerweife finden wir
nicht den Paradiesvogel, der doch im nahen Neu-Guiuea so häufig vorkommt.
Dafür haben wir aber Ersatz in den unzähligen großen und kleinen bunten
Tauben und Papageien, den schneeweißen Kakadus mit gelber Haube, den
sammetschwarzen und goldgelben Jahresvögeln mit ihrem Riesenschnabel und
den kleinen, überaus bunten Königsfischern. Wir haben sogar eine Nachti-
gallenart, groß wie ein Kuckuck, häßlich wie ein Sperling und noch häß-
licher in ihrem Geschrei (Philomela coquerelli). Die Eingeborenen nennen
sie a kau wegen ihres eigenartigen Rufes. Mit den Hähnen ist sie der
beste Weckvogel; Punkt 4 Uhr läßt sie ihren eintönigen Schrei erschallen.
Im Walde lebt ein wildes Huhn von der Größe unserer Hühner. Es
scharrt seine großen, rötlichen Eier in den Sand und überläßt es der Sonne,
dieselben auszubrüten. Ein anderer Vogel (Caprimulgus macrurus) be-
brütet sein Ei überall, wohin er sich setzt, und wenn er auffliegt, trägt er
es im Schnabel mit sich fort. Unsere Eulen und Raubvögel haben nichts
Auffälliges an sich. Am Meeresufer spazieren verschiedene Arten von Strand-
schnepfen, und in weniger bevölkerten Uferdistrikten leben auch der graue
und weiße Fischreiher. Seeschwalben und Möwen kommen sehr häufig
Marquardt, Quellenlesebuch. Z
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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weiße Sanddüne, die sich vor dem jenseitigen Ufer angesammelt hatte, hob
sich wie leuchtender Schnee gegen das helle Grün der oben auf den hohen
Uferborden üppig wachsenden Maisfelder, wie der sie überragenden Mango-
bäume überaus wirkungsvoll ab. Einige Krokodile, die träge in der Sonne
lagen, wurden erst verscheucht, als unsere Askaris, die den mir mitgegebenen,
leider nicht zu gebrauchenden Reitesel, kurz an eines der Boote angebunden,
durch das Wasser schwimmen ließen, wahre Salven dicht über die langen
Ohren des erschreckten Tieres hinweg in das Wasser absenerten, um jene
gefräßigen Raubtiere von dem Esel fernzuhalten.
Nahe an dem hohen Ufer entlang führte unser Weg weiter iu das
Innere hinein. Nur vereinzelte Gruppen von Mangobäumen deuteten an,
daß auch hier ehemals Ansiedelungen gewesen waren; jetzt schien seit längerer
Zeit bereits das Gras der Steppe zum Alleinherrscher jenes weiten, frucht-
baren Geländes geworden zu sein. Meilenweit dehnten sich diese Gras-
flächen aus, und ich staunte über die Zeugungskrast des Bodens, der jene
gewaltigen Grasmengen alljährlich hervorzubringen vermag, die mindestens
2—3 m hoch und so dicht verwachsen sind, daß es schwer ist, in dieses
Gewirr von harten Stengeln und Schlingpflanzen einzudringen. Nur durch
die im Herbst bei eintretender Reife der Grasstengel angelegten Feuer ver-
mag man einigermaßen den Boden für die spärlichen Kulturen der Ein-
geborenen freizumachen, da ein Abernten dieser ungewöhnlichen Strohmassen,
die jeder notleidende deutsche Landwirt nur mit neidischen Blicken betrachten
könnte, noch unmöglich ist.
Wir waren dem Ende der Trockenzeit nahe; das Gras war reif, aber
trotzdem längst nicht abgestorben, sondern am Boden üppig grün und hätte
für viele Tausende von weidenden Tieren reichliche Nahrung bieten können.
Wo das Feuer an einzelnen Stellen das alte Gras vernichtet hatte, war
üppigstes junges Grün aus dem steinhart getrockneten Boden empor-
gewachsen, und das Wild schien jene saftigen Weiden besonders aufzusuchen,
wenigstens machten mich meine Begleiter mehr als einmal auf äsende Wild-
rudel aufmerksam, denen wir aber nicht nahe genug kommen konnten, um
sie beobachten oder gar als willkommene Jagdbeute für unsere Karawane
erlegen zu können.
Viele Kilometer weit dehnte sich in kaum absehbaren Ebenen an beiden
Ufern des Stromes jener tiefgründige, humose Alluvialboden aus, von dem
ich fest überzeugt bin, daß er reiche Ernten an Kulturgewächsen tragen kann,
sobald man gelernt hat, den klimatischen Verhältnissen entsprechend die
richtigen Kulturen zur rechten Zeit zu beginnen. Darauf kommt es
wohl in den meisten sogenannten Steppen unserer ostafrikanischen Kolonie
ganz besonders an. Denn bei der Kurzlebigkeit und Schnellwüchsigkeit der
meisten Getreidearten, die unter tropischer Sonne noch schneller als bei uns
gedeihen und reifen, dürften die natürlichen Niederschläge auch in jenen
Gegenden zur Erzeugung reicher Ernten ausreichen, in denen sonst
lange Trockeuperioden die Kultur von Dauergewächsen unmöglich machen
könnten. Es gilt nur, genau zu beobachten, wann die beste Zeit der
Aussaat ist, um eine reiche Ernte zur Reife und trocken einbringen zu
können. Die geradezu üppige, natürliche, wilde Vegetation der Steppen,
wie ich sie hier tagelang durchwandern konnte, liefert wohl den Be-
weis, daß Kulturgewächse mit kurzer Vegetationszeit hohe Erträge
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
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diejenigen Rechte anmaßen, welche der Bundesregierung durch die Verfassung
übertragen sind, und darf nichts unternehmen, was die Einheit der Union
aufheben und letztere schädigen kann.
Die Verfassungen der verschiedenen Staaten sind daher keineswegs gleich,
ebensowenig wie ihre ganze Organisation, Verwaltung und Gesetzgebung,
und vieles, was in dem einen erlaubt, ist in dem nächsten oder in andern
Staaten verboten und umgekehrt. Auf diesen gänzlichen Mangel an Ein-
heitlichkeit in der Gesetzgebung namentlich sind viele Konflikte der Staaten
unter einander oder mit der Bundesregierung und zahlreiche Übelstände
zurückzuführen, die das öffentliche und das soziale Leben der Vereinigten
Staaten aufzuweisen haben.
Die Bürger des Staats wählen auf Grund des allgemeinen Wahl-
rechts die Mitglieder der General Assembly, der gesetzgebenden Versamm-
lung, welche sich aus Senat und Abgeordnetenhaus zusammensetzt, und
ferner den Gouverneur, den Präsidenten. Letzterer hat seine Sekretäre, die
sein Ministerium bilden und die verschiedenen Ressorts verwalten. Er selbst
stattet dem Unionspräsidenten jährlich seinen amtlichen Bericht ab.
Als Regierungssitz wird meist nicht die eigentliche Hauptstadt des
betreffenden Staates erwählt, sondern ein kleinerer, möglichst zentral ge-
legener oder von allen Teilen des Staats leicht zugänglicher Ort; so ist
der Regierungssitz von New Jork zum Beispiel nicht etwa diese Stadt,
sondern das kleine Albany, der Regierungssitz von Kalifornien nicht etwa
San Francisco, sondern Sacramento. Manche Staaten haben sogar zwei
politische Hauptstädte, zwischen denen sie wechseln, wie Connecticut, dessen
Regierungssitze Hartford und Newhaven sind.
Der Zweck dieser eigenartigen Institution ist, die Ansammlung der
politisch einflußreichen oder maßgebenden Elemente am Regierungssitze zu
verhüten, der Zentralisation der Macht und der Möglichkeit eines seitens
der herrschenden Partei oder anderer Faktoren etwa beabsichtigten Staats-
streiches vorzubeugen.
Vii. Der Südosten der Union und der Mississippi.
(„Die Vereinigten Staaten von Nordamerika." Von Dr. Friedrich Ratzel,
Professor der Erdkunde an der technischen Hochschule zu München. Erster Band. Physi-
kalische Geographie und Naturcharakler. Mit 12 Holzschnitten und 5 Karten in Farben-
druck, München, Druck und Verlag von R. Oldenburg, 1878. 667 Seiten, 2 Bände
14 Mark. S. 488, 490-493, 517—519, 521—524.)
(1. Der Charakter des Südostens.) Wer jemals im Winter durch
den Süden, etwa durch die östlichen Teile der beiden Carolinas reiste, wo
Niederungen und dürre Sandrücken häufig miteinander abwechseln, hat den
südlichen Charakter jener und den nordischen dieser gewiß bald herausgefühlt.
Wiewohl die Zypressen des Südens (Taxodien) im Winter ihre Blätter ab-
werfen, während die Föhren der Sandrücken grün bleiben, sieht es doch im
Zypressensumpf immer halb tropisch, im Pine Barren hingegen winterlich
dürr, nordisch aus; das Unterholz und einzelne eingesprengte Bäume bedingen
den Unterschied. Im Zypressensumpf sehen wir das dichte Palmengestrüpp,
die immergrünen Aruudinarien, Lorbeer- und Heidekrautartige, und stellen-
weise Magnolien, ferner lebhaft grüne Schlingsträucher, wie Smilax und
Marquardt, Quellenlesebuch. 5
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
Extrahierte Personennamen: New_Jork San_Francisco Friedrich_Ratzel Friedrich Carolinas
— 106 —
von den Bergen herab mit dröhnendem Hufschlag bis dicht an das Dorf.
Die Tiere mußten früher hier ihre Winterweide gehabt haben und waren
nun nicht wenig erschrocken und überrascht darüber, daß sich hier Hunderte
von Menschen, Männern, Weibern und Kindern, fanden, die sich mit Ge-
schrei und Jauchzen an ihre Verfolgung machten*). Meine eigne Liebe
zur Jagd wurde durch den Nutzen angeregt, den sie schaffte; denn der
Jubel unter den hungernden Leuten war groß, wenn ich, von einem Ritt
heimkehrend, ihueu sagen konnte: „Da oder dort liegt ein großes Stück
Wild, holt euch das Fleisch," oder wenn ich mit dem Ochsenwagen hinaus-
gefahren war und er mit Fleisch beladen seinen Einzug hielt . . .
Mit dem Kommen des Frühjahrs zog aber das Wild wieder von
dannen, und der Hunger stand nuu in um so drohenderer Gestalt vor unseren
Augen, als ringsum im Laude alle Hilfsquellen bereits erschöpft zu sein
schienen. Als aber die Not am größefteu war, fehlte es auch an neuer,
unerwarteter Hilfe nicht. Eines Tages kam ein Zug von Weibern ans den
weiter unterhalb am Flusse liegenden Klüften zurück, große Körbe auf dem
Kopfe tragend, welche mit einer mehlreichen, rötlichgelben Frucht gefüllt
waren; jene einsame Wildnis, sagten sie, sei voll von Bäumen, die diese
Früchte trügen. Bald ernteten da die Armen auf Gottes Ackerland. Die
Bäume hingen oft über dem Abgrund und mußten abgehaueu werden, fo
daß sie in die Tiefe stürzten, wo sie in Empfang genommen und ihrer
Früchte beraubt wurden. Von diesen Früchten lebte die Mehrzahl unserer
Leute etwa zwei Monate lang, bis endlich die Zeit kam, wo die ersten
Früchte auf den unter Mühen und Nöten hergestellten Neuländereien reiften
und wenigstens die Not des ersten, schwersten Jahres vorüber war.
(ä. Botschabelo nach 15 Jahren: 1880**).) Wenn man von Middel-
bürg dem Platze nahte, zeigte sich sofort an des Stationslandes Grenze, daß
die Bevölkerung arbeiten gelernt hatte, daß die Station ein Kulturzentrum
in diesem Teile des Landes bildete. Der Weg war zur Straße geworden; oft
verkehrten hier an einem Tage zwanzig bis vierzig Ochsenwagen. Der
Laden, die Mühle, Handel mit den Stationsbewohnern, Suchen nach medi-
zinischer und chirurgischer Hilfe führten Baueru und Engländer, Farmer
und Reisende von nah und fern, zu Wagen, zu Karre und zu Pferde zu
uns. Dnrch das früher nur schwer zu passierende Flüßchen Keerom war
eine gute Furt gebaut, an welcher Hunderte von unseren Männern viele
Tage gearbeitet hatten. In der Flußniederung zogen sich Gärten hin.
Jedes Stücklein besseren Landes war benutzt; früher sumpfige Stelleu
waren durch Gräben, die der Feuchtigkeit des Bodens zum Abzug dienten,
trocken gelegt und eigneten sich besonders zum Maisbau. Näher bei dem
Dorfe waren die Äcker in weiter Ansdehnuug mit Mauern eingefaßt, welche
dem Sir Theophilus Shepstone so imponierten, daß er ausrief: „Das sieht
hier nach Europa aus!" Die Dörfer lagen unter dem wohltuenden Grün
von Fruchtbaumgärten; besonders am Schanzberge waren die Pfirsichbäume
üppig aufgeschossen und bedeckten in weiter Ausdehnung den Bergrand.
*) Die Baßuto essen das Zebrafleisch besonders gern, während die Weißen und viele
schwarze Stämme, z. B. die Sulu, Swasi und Massai, es nicht berühren. Von Löwen
wird den Zebra besonders nachgestellt, sie folgen deshalb gern ihren Herden nach.
**) Im Anfang des Jahres 1882, als ich den Platz verließ, war die Zahl der Be-
wohner auf 1700 und die Zahl der Getauften auf 1475 gestiegen.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
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malern aus der Pharaonenzeit die Tribute des Sudan nach Ägypten bringen
sehen. Unweit des Hafens erhebt sich ein stattliches Museum, in dem sich
die Denkmäler aus alter Zeit gemäß den höchsten Anforderungen der Wissen-
schaft des Abendlandes aufgestellt finden, und von allen Ägyptern, die an
dieser Anstalt vorüberziehen, werden sich unter hundert kaum drei finden,
die ihr eigenes Lebensalter anzugeben oder dir gar zu sageu vermögen, ob
der Pharao — denn mit diesem Namen bezeichnet er die gesamte Reihe
der vorchristlichen Beherrscher seiner Heimat — vor dreihundert oder drei-
tausend Jahren gelebt habe. Und doch! Mitten unter diesen Unwissenden
wird nach Wissen und Erkenntnis gerungen! Ju jenem großen Gebäude
zu Bulak ziehen seine ägyptische Hände die mit arabischen Typen sorgfältig
gedruckten Bogen gelehrter muslimischer Werke aus europäischen Schnell-
pressen. Wenden wir der „Staatsdruckerei" und dem Hafenorte den Rücken,
und kehren wir zu dem eigentlichen Kairo zurück, so werdeu wir in den
Höfen der Universitäts-Moschee el-Ashar mehr Studierende finden als in
irgendeiner Hochschule des Abendlandes.
Wie em Mosaikgemälde von Gegensätzen erscheint diese merkwürdige
Stadt. Heute trägt noch des Bildes Untergrund die Farbe des Orients;
aber eiue morgenländische Figur nach der andern wird von einer abend-
ländischen verdrängt, und wer Kairo als Zentralstätte des orientalischen
Lebens kennen zu lernen wünscht, der darf wahrlich nicht säumen!
Iii. Kamerun.
(„Kamerun." sechs Kriegs- und Friedensjahre in deutschen Tropen. Von Hans
Dominik, Oberleutnant. Mit 26 Tafeln und 51 Abbildungen im Text sowie einer
Übersichtskarte. Berlin, 1901, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuch-
Handlung, Kochstraße 68—71. 315 Seiten, 12,50 Mark. S. 27—28, 30—31, 46, 54,
76, 270, 282—283.)
(1. Am Kameruufluß.) Die europäischen Niederlassungen liegen
am Kamerunfluß, weil er den Haupthandelsweg abgibt. Dicht hinter den
Faktoreien sind die stark bevölkerten Dnalla-Dörser gelegen. So kommt es,
daß das Gelände knapp bemessen ist und sich die Wohnhäuser für die
Augeftellteu sowie die Warenhäuser eng zusammendrängen. Nur hier und
da hat man die Wohnhäuser auf das Plateau verlegt und das niedrige
Gelände nur für die Warenhäuser verwaudt, eine Einrichtung, die auch in
gesundheitlicher Beziehung empfehlenswert ist. Besonders stattlich nahm sich
das noch neuerbaute, aus Pfeilern ruhende Gebäude der Hauptagentur von
C. Woermann in Aquadorf aus. Ist nun die Joß-Platte, auf der sämt-
liche Regierungszwecken dienende Gebäude mit Ausnahme der Schule liegen,
mit ausgedehnten Parkanlagen versehen, in deren Mittelpunkt das Gou-
vernementsgebände liegt, so sind die sich daran schließenden großen Dualla-
Dörfer Tokoto, Joß, Bell, Aqua und Didotown mit ihren langen, nnregel-
mäßigen Häuserreihen mehr oder weniger der Sonne preisgegeben. Breite,
sanber gehaltene Kieswege, vielfach bepflanzt mit Mango- und Brotfrucht-
bäumen, begrenzen die einzelnen Abteilungen des Gonvernementsparks, in
dem noch mächtige Baumwollbäume, schlanke Öl- und Kokospalmen und
zahlreiches Bambusgesträuch als Repräsentanten des früheren Zuftaudes
stehen. In den Dualla-Dörferu, mit Ausnahme einiger weniger Straßen,
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
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Extrahierte Personennamen: Hans
Dominik Ernst_Siegfried_Mittler Ernst Siegfried C._Woermann
Extrahierte Ortsnamen: Kairo Universitäts-Moschee Kairo Kamerun Berlin Gonvernementsparks
(4. Charakter des Landes.) Wir hielten mit endlosem Aufenthalt
an Stationen über Stationen, lauter kleinen, unscheinbaren Orten. Die
Langsamkeit und Unpünktlichkeit des japanischen Eisenbahnbetriebes kennt
keine Grenzen, und nirgends macht sich der Nachteil eingleisiger Bahnen
unliebsamer geltend als hier.
Die Gegend bot im allgemeinen wenig Abwechselung. Immer flogen
die nämlichen Bilder, die gleichen charakteristischen Merkmale einer japanischen
Landschaft an uns vorüber: wellenförmige, zum Teil mit buschartigem Gehölz
bestandene Höhenzüge, deren Kämme und Vorsprünge einzelne -schöne Exem-
plare alter Kiefern krönen; auf den Abdachungen üppig stehende Getreide-
äcker, in den schmalen Talsohlen grünende Reisfelder; Ortschaften, eine der
andern ähnlich, mit wohlgepflegten Gärtchen; unscheinbare verwitterte höl-
zerne Tempel, umgebeu von tiefdunkeln Kryptomerienbüumeu; hier und dort
lichtgrün schimmernde Bambushaine. Monoton wirkte die Landschaft wohl
auch dadurch, daß sie sich nirgends von Vieh belebt zeigte.
Auf den Feldern wurde emsig gearbeitet. Strohbekleidet, zum Teil
auch ohne jegliche Gewandung, bestellten die Leute mit der Hand ihre Äcker.
Große Sorgsamkeit und Mühe beanspruchen vor allem die Reisfelder.
Männer, Frauen und Kinder wateten bis an die Knie im Schlamme, um
die jungen Pflanzen von dem stark wuchernden Unkraut zu befreien. Die
terrassenartig angelegten Reisbeete sind durch schmale Fußdämme getrennt,
welche den durch Bestellungs- und Erntearbeiten bedingten Verkehr ver-
Mitteln.
Auf den das Land spärlich durchschneidenden und nur oberflächlich an-
gelegten Straßen bemerkte man neben Fußgängern und zweirädrigen Hand-
wagen nur selten ein Fuhrwerk.
(5. Reiselust der Japaner.) Die Haltestellen wimmelten von Men-
scheu. Von jeher ein bewegliches Völklein, profitieren die Japaner von der
Billigkeit ihrer Eisenbahnen, um nach Herzenslust ihrer Reisepassion zu
fröuen. Diese Verkehrsmethode gereicht ihnen geradezu zum Vergnügen und
können sie für ihr Geld gar nicht lange genug fahren. Die Coupes sämt-
licher drei Klaffen sind meist überfüllt. Einheimische Erfrischungen in Form
von kaltem Reis mit pikanten Zutaten, harte Eier, verschiedenartige Kuchen,
Früchte, Tee und Mineralwasser wurden aus allen größeren Stationen aus-
gerufen, hingegen ist auch auf solchen europäisches Essen nirgends erhältlich.
Kann sich der weiße Mann für die japanische Kost nicht begeistern, so muß
er sich mit hartgekochten Eiern und Bier begnügen. Letzteres findet man
übrigens allerorten im ganzen Jnselreich, und zwar in guter, recht bekömm-
licher Qualität.
Bei wolkenbruchartigem Regen fand in Utfonomia Wagenwechsel statt;
ohne Halle, ohne Kofferträger! In Japan eine Errungenschaft allerneuester
Zeit, sind solche nur auf den Bahnhöfen der Großstädte anzutreffen. Sie
haben die landesübliche Kleidung beibehalten, kennzeichnen ihre moderne
Tätigkeit jedoch durch eine rote Jockeymütze.
(6. In den Bergen von Tokio.) Utsonomia liegt am Fuße des
Nikko-Gebirges. Von hier aus windet sich die Bahn in weiten Schlangen-
linien aufwärts, und allmählich nimmt die Gegend den Charakter einer
niederen Berglandschaft an. Die Reisfelder hören auf, an ihre Stelle
treten Trockenäcker. Der Boden wird immer schwärzer und verrät seinen
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Extrahierte Personennamen: Utsonomia
Extrahierte Ortsnamen: Utfonomia_Wagenwechsel Japan Tokio Nikko-Gebirges
traten meist unter dem tief herabhängenden Dach hervor und ließen, mit
der rechten Hand an der Kopfbedeckung, ihr freundliches „Jambo Bwana"
erschallen, während die Weiber, an der Erde hockend, sich eher unseren Blicken
zu entziehen suchten.
Neben den Feldern der Eingeborenen, unter denen auch einzelne größere
wohlbestandene Baumwollkulturen uns besonders interessierten, kamen wir
an einer vorzüglich gepflegten Zuckerrohrplautage eines Arabers vorbei.
Bananen waren am Wege gepflanzt, und eine dichte Hecke von stachligen
Ananasbüschen, mit leider erst halbreifen Früchten besetzt, grenzte die
Pflanzung nach dem Wege zu ab. Alles machte den Eindruck, als ob die
Arbeit der Eingeborenen sich hier reichlich lohnte und sie bei einigem Fleiß
sehr leicht imstande sein würden, auch Produkte für deu Weltmarkt in
größeren Mengen zu liefern. Hier führend und fördernd in rechter Weise
einzugreifen, wird und muß eine dankenswerte Aufgabe der Negierung und
ihrer Wirtschaftsinspektoren sein. Jetzt waren naturgemäß die Felder nur
von geringem Umfange und nur in nächster Nähe ihrer Hütten angelegt,
während dahinter das 2 bis 3 m hohe Gras der Steppe wogte, aus dem
uur hier und da vereinzelt Gebüsch und Laubwald hervorragten. Die
Hauptarbeit der Bewohner schien jetzt noch darin zu bestehen, müßig vor
ihren Hütten herumzusitzen und den Tag zu verträumeu.
Je weiter wir kamen, um so spärlicher wurden die Kulturflächen, um
so selteuer und einfacher die Hütten. Auch fchieu mir Haltuug und Kleidung
der Bewohner weit weniger günstig als in der Nähe des Regierungssitzes.
Etwa drei Stunden waren wir im heißen Sonnenbrand marschiert,
und das Bedürfnis nach kurzer Rast machte sich — nicht auch bei unseren
schwarzen Trägern — geltend. In einem Dorfe, in dem etwa ein Dutzend
besonders stattlicher Hütteu zwischen Mangobäumen und Kokospalmen um
eiuen weiten Platz herum standen, machten wir kurz Halt. Schnell brachten
die Eingeborenen aus den Hütten große tönerne, ruude Gefäße mit Wasser
heraus und stellten sie unseren Leuten zum Trinken hin, die mit Schöpf-
löffeln, aus der Schale der Kokosnuß mit langem Holzstiel gefertigt, daraus
das „erfrischende" Naß in langen Zügen tranken. Mit großem Geschick
hatten die Askaris bald die langsam aufrückende Karawane geordnet; unsere
Boys holten aus deu Hütteu einige Bettstellen (Kitanda) heraus, auf dereu
bastgeflochtenen Sitzen wir es uns bequem machten, während sie selbst aus
dem Frühstückskorbe einige Nahrungsmittel herausholten. Schöue Payayas,
jene wohlschmeckenden melonenartigen Früchte, wurden von ihnen von den
dicht vor uns stehenden Bäumen herabgeschüttelt und erfrischten uns wie
die Milch einiger schnell geöffneter Kokosnüsse. Mein Boy, sonst nicht
gerade das Muster eines umsichtigen Dieners, benutzte vorsorglich die Gelegen-
heit, von dem Jumben des Dorfes noch einige Hühner und sogenannte
„frische" Eier für billiges Geld einzukaufen; er zahlte, soviel ich mich er-
innere, etwa 20 Pf. für das Huhn, wenigstens gab ich ihm so viel; ob
er sie richtig weitergegeben hat, erscheint mir nach späteren Erfahrungen
mehr als zweifelhaft.
(2. Der Rufiji und seine Uferlandschaften.) Nach kurzer Rast
giugs weiter, bis wir an den Rufiji kamen, über den wir in zahlreichen,
im voraus heranbeorderten Einbänmen übersetzen mußten. Ein mächtiger,
breiter Strom mit ziemlich schnellfließendem Wasser lag vor uns. Die
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Laufe des Genil liegt eines der vier größeren Gebiete Spaniens, ans denen
sich die in Europa sonst fast ganz unbekannte Vegetationsform der Steppe
entwickelt, und auf deren der Kultur bisher unzugänglich gebliebenem, gips-
und salzhaltigem Boden nur die spröden Büschel salzliebender Pflanzen
gedeihen. Unweit des Eisenbahnknotenpunktes Bobadilla liegt z. B. ein
richtiger Steppensee, die Lagnna Salada; er schien in der Dürre größten-
teils eingedunstet, und sein bloßgelegter und mit einer weißen Salzkruste
überzogener Boden sah von der Bahn aus täuschend einem frischen Schnee-
felde ähnlich.
Von Bobadilla ab führte mich die Bahn hart an dem Nordfuße jenes
gewaltigen Bogens von Sierren entlang, dessen Anblick mich vor einigen
Wochen von Süden, vom Meere her, so entzückt hatte. Hier freilich sah
das Gebirge höchst unerfreulich aus. In unbeschreiblicher Öde stiegen die
baumlosen Flanken empor; Schuttströme, von den zeitweiligen wilden Regen-
güssen herniedergeschwemmt, umhüllten hoch hinauf ihren Fuß; die Ober-
fläche dieser Schutthalden, aus rundlichen Rollsteinen gebildet, zwischen denen
spärliches Gras wucherte, sah auf weite Strecken aus wie ein kleinstädtisches
Straßenpflaster. Hier und da durchbrachen neben der Bahnlinie scharf-
gezackte Klippen, zu gewaltiger Höhe emporgetürmt, die Gerölldecke; aber
ihre starren Formen vermehrten nur den Eindruck der Öde. Allmählich
bemächtigte sich des Herzens eine geradezu leidenschaftliche Sehnsucht nach
dem, was unsere deutsche Landschaft so herrlich macht, nach dem Anblick
des Waldes!
Endlich, endlich kommt wieder Leben in die Gegend! Der graue Ol-
bäum taucht wieder auf am Bergeshang; Pappeln, Akazien, Platanen er-
scheinen dazwischen; jetzt üppige Maisfelder, in schweren Kolben stehend;
jetzt kleine Gehöfte mit grünen Gärten: wie der köstliche Schaum eines
erquickenden Trankes quellen Laubmassen über das weiße Gemäuer der
letzteren herüber. Jetzt eröffnet ein hochgewölbter alter Torbogen den Blick
in einen prächtigen Blumengarten; er selbst, mit blühendem Gesträuch
bewachsen und mit herniederhängenden Ranken bekränzt, ist ein Kabinettstück
malerischer Schönheit; jetzt sehe ich einen Wasserlauf: wahrhaftig, raufcheu-
des Wasser rinnt durch das Grün! — Das verschmachtende Auge ist ent-
zückt! O, man wird ja so dankbar hier; es ist wie ein Raffinement der
Natur dieses Landes, daß sie ihre Schönheiten mit solchen Wüsten umgürtet
und dadurch deren Reiz in außerordentlicher Weise steigert. Nun wirft sich
gerade vor unseren Weg eine Gebirgsmaner, als wollte sie uns dräuend
den Eintritt in die Gefilde von Granada verwehren; aber trotzig fahren wir
darauf zu, wir tauchen hinein zwischen phantastische Felsen, durchfliegen
ein paar Tunnel, rollen auf einer Eisenbahnbrücke über eine tiefeingerissene,
mit Grün erfüllte Schlucht, wo der Geuil in der Tiefe schäumt, und unser
Zug hält angesichts der alten Feste Loja, der ersten Stadt in der Bega
von Granada.
(4. Der Myrtenhof der Alhambra.) Um zwei Höfe scharen sich die
heut noch vorhandenen Räume des Palastes. Der erste, größere ist der „Myrteu-
hos", Patio de los Arrayaues, auch Patio de la Alberca, der „Hof des Wasser-
beckeus", genannt. Fast in seiner ganzen Länge durchzieht ihn nämlich ein
rechteckiges, in Stein gefaßtes Wasserbassin, in dem Goldfische schwimmen.
An jedem Ende läuft aus einer Marmorfchale ein Wafferbächlein in das
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt]]