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1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 12

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 12 — Partie war oft bizarr gestaltet und gewährte der Phantasie den freiesten Spielraum zu Vergleichen mit Statuen, Tieren und Gerät. Es handelte sich meist um schneeweiße Kuppen, die auf dem tiefblauen im Wasser flot- tierenden Postamente ruhten; ihr unterer noch von Wellen bespülter Teil war stärker aufgelöst als die obere, manchmal auf einer schlanken Eissäule ruhende Partie. Die Kuppen bestehen wohl in der Hauptsache aus mehr- fach geschichteten und zusammengefrorenen Schneelagen, welche man mit dem Nuder des gelegentlich ausgesetzten Bootes leicht zu durchstechen vermochte. Die größeren Schollen maßen hier 2, selten 3 m im Durchmesser, und wir mußten sie sorgfältig zu vermeiden trachten, da das außerordentlich spröde Eis leicht einen Schaden an der Schiffsschraube hervorgerufen hätte. Zwi- fchen den bald langgestreckten, bald atollartig gestalteten Treibeisfeldern war das Meer öfter so ruhig wie ein See. Wir nutzten diesen Umstand mehr- fach aus, um mitten in dem Eise unseren Arbeiten nachzugehen. Allerdings hatten sich während der oft einen ganzen Tag dauernden Untersuchungen, bei denen das Schiff still lag, die Eisfelder hinter uns vielfach verschoben, und so waren wir genötigt, sie sowohl gleich am ersten Tage, wo wir auf das Eis trafen, wie auch späterhin (z. B. am 3., 5. und 11. Dezember) zu durchbrechen, um wieder offenes Wasser zu gewinnen. Hierzu zwang uns auch manchmal der Umstand, daß das Eis in Gestalt langer Zungeu sich vorschob, die senkrecht zu unserem Kurse gestellt waren. Es war stets ein großartiger, aber auch mit mannigfachen Beklemmungen verbundener Moment, wenn die keineswegs für die antarktischen Eisverhültnisse berechnete und zu diesem Zwecke uicht verstärkte „Valdivia" mit Volldampf gegen die Eisfelder anfuhr, erst direkt vor ihnen stoppte und sich nun durch die krachenden Schollen ihren Weg bahnte. (3. Die Kerguelen.) Zwischen dem 48. und 50. südlichen Breiten- grad und dem 68. und 71. östlichen Längengrad liegt eine Inselgruppe, deren Flächeninhalt etwa 180 Quadratmeilen beträgt. Die Kerguelen, wie die Gruppe zu Ehren ihres Entdeckers genannt wird, setzen sich aus einer Hauptinsel und ans nicht weniger denn 130 größeren und kleineren Jnselchen zusammen. Bei der Nennung ihres Namens tauchen eigenartige und fesselnde Erinnerungsbilder auf. Die Berge sind teilweise mit ewigem «schnee und in Gletscher auslaufenden Firnfeldern bedeckt; Fjorde, oft von Steilabstürzen begrenzt und von Vasalttrümmern umsäumt, schneiden tief in das Land ein; tafelförmige Terrassen, aus horizontalen Basaltschichten sich aufbauend, prägen der vulkanischen Landschaft ihren Charakter auf; aus zahllosen Süß- wassertümpeln sammeln sich die Schmelzwasser, um in malerischen Kaskaden über die Steilwände der Fjorde herabznrnnschen; grüne Matten, gebildet aus einer eigenartigen Flora, bedecken das flache Vorland und ziehen sich oft weit an den Hängen hinauf, und endlich wird dies alles belebt von einer überwältigend reich entfalteten Vogelwelt, die an anmutender Harmlosigkeit mit den den Strand bedeckenden Elefantenrobben wetteifert . . . Die Stärke der Windstöße schildern sowohl die Teilnehmer an früheren Expeditionen wie auch die Robbenschläger in den lebhaftesten Farben. Sie brechen so plötzlich in manche Buchten herein, daß die Schiffe mit den stärksten Kabeln und Ankern vertäut werden müssen, daß die Boote umschlagen und der Wanderer auf dem Lande sich platt

2. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 49

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 49 — Waldgürtel begrenzt, aber nirgends traten die Wälder bis ans Strombett vor. Breite, beständig der Sonnenglut ausgesetzte Ufer, kahl und dürr wie der Meeresstrand, glichen infolge der Luftspiegelung von weitem Lachen stehenden Wassers. Diese sandichten Ufer verwischten vielmehr die Grenzen des Stromes, statt sie für das Auge festzustellen; nach dem wechselnden Spiel der Strahlenbrechung rückten die Ufer bald nahe heran, bald wieder weit weg. Diese zerstreuten Laudschaftszüge, dieses Gepräge von Einsamkeit und Großartigkeit kennzeichnen den Lauf des Orinoco, eines der gewaltigsten Ströme der Neuen Welt. (•3. Schildkröten.) Wenn man bedenkt, wie schwer der reisende Naturforscher den Körper der Schildkröte herausbringt, wenn er Rücken- und Brustschild nicht trennen will, so kann man die Gewandtheit des Tigers nicht genug bewundern, der mit seiner Tatze den Doppelschild des Arran leert, als wären die Ansätze der Muskeln mit einem chirurgischen Jnstrn- mente losgetrennt. Der Tiger verfolgt die Schildkröte sogar ins Wasser, wenn dieses nicht sehr tief ist. Er gräbt auch die Eier aus und ist neben dem Krokodil, den Reihern und dem Galliuazogeier der furchtbarste Feind der frisch ausgeschlüpften Schildkröten. Im verflossenen Jahr wurde die Insel Pararuma während der Eierernte von so vielen Krokodilen heim- gesucht, daß die Indianer in einer einzigen Nacht ihrer achtzehn, 12—15 Fuß lange, mit hakenförmigen Eisen und Seekuhfleisch daran, singen. Außer den eben erwähnten Waldtieren tun auch die wilden Indianer der Olbereituug bedeutenden Eintrag. Sobald die ersten kleinen Regenschauer, von ihnen „Schildkrötenregen" genannt, sich einstellen, ziehen sie an die Ufer des Ori- noco und töten mit vergifteten Pfeilen die Schildkröten, die mit empor- gerecktem Kopf und ansgestreckten Tatzen sich sonnen. (4. Am Casiqniare.) Am 14. Mai. Die Moskitos und mehr noch die Ameisen jagten uns vor zwei Uhr in der Nacht vom Ufer. Wir hatten bisher geglaubt, die letzteren kriechen nicht an den Stricken der Hängematten hinauf; ob dies nun aber unbegründet ist, oder ob die Ameisen aus den Banmgipfeln auf uns herabfielen, wir hatten vollauf zu tun, uns dieser lästigen Insekten zu entledigen. Je weiter wir fuhren, desto schmaler wurde der Fluß, und die Ufer waren so sumpficht, daß Bonpland sich nur mit großer Mühe an den Fuß einer mit großen purpurroten Blüten bedeckten Carolinea princeps durcharbeiten konnte. Dieser Baum ist die herrlichste Zierde der Wälder hier und am Rio Negro. Wir untersuchten mehrmals am Tage die Temperatur des Casiqniare. Das Wasser zeigte an der Ober- fläche nur 24° (in der Luft stand der Thermometer auf 25,6°), also un- gefähr so viel als der Rio Negro, aber 4—5° weniger als der Orinoco. Nachdem wir westwärts die Mündung des Calo Eaterico, der schwarzes, ungemein durchsichtiges Wasser hat, hiuter uns gelassen, verließen wir das Flußbett und landeten an einer Insel, auf der die Mission Vasiva liegt. Der See, der die Mission umgibt, ist eine Meile breit und hängt dnrch drei Kanäle mit dem Easiquiare zusammen. Das Land umher ist sehr sumpficht und fiebererzeugend. Der See, dessen Wasser bei durchgehendem Lichte gelb ist, trocknet in der heißen Jahreszeit aus, und dann können es selbst die Indianer in den Miasmen, welche sich aus dem Schlamm ent- wickeln, nicht aushalten. Daß gar kein Wind weht, trägt viel dazu bei, daß diese Landstriche so ungemein ungesund sind. Marquardt, Quellenlesebuch. 4

3. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 33

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 33 — bald auf-, bald abwärts. Der Grat war sehr schmal, zuweilen kaum ein Meter breit, an einzelnen Stellen war er noch schmäler; hüben und drüben stürzten die Abhänge grauenhaft steil ab. Hin und wieder erweiterte sich der Grat zu einem Vorsprung nach rechts und links, von wo ans der Blick auf ein wogendes Bergrevier schweifen konnte." (2. Tropenvegetation.) Von unvergleichlicher Schönheit ist die Pflanzenwelt. Die Tropenvegetation überrascht uus durch ihre üppige Fülle und ihren Reichtum an Gestaltung, Art und Farbe. Wir treffen keine uns bekannten Bäume an, weder Eichen, noch Buchen, noch Taunen. Allent- halben bewundern wir aber himmelhohe Kokosbäume, schlanke Arekapalmen, zierliche Farne, riesenhafte Brotfruchtbäume, kirchturmhohe, kerzeugrade Eukalypten, waldähnliche Feigenbäume, vielwurzelige Paudauus mit langen, schwertförmigen Blättern, die in Schlangenlinien um die Stämme wachsen. Und welch ein Reichtum im Urwald! Wie die Säulen eines Domes streben die Riesenbäume himmelan, und ihre mächtigen Kronen entfalten ein grünes Gewölbe, das keinen Sonnenstrahl durchläßt. Ju ihrem Schatten sproßt überall junges Leben. Alles wächst wild ineinander, durchschluugeu und umrankt von unzähligen Schmarotzern, Orchideen und Lianen, die ihre langen Hängewurzeln zur Erde senden. (3. Tierwelt.) Die See ist reich an schmackhaften Fischen. Sehr reizend sind die kleinen Korallenfische, die uns sowohl durch die Mannig- faltigkeit ihrer Formen, als auch durch die Pracht ihrer Farben überraschen. Von den größeren Seetieren nennen wir noch die Seekühe, die Delphine und die Haifische. Das Korallenriff mit seinem bunten Farben- und Formen- reichtnm ist der Lagerplatz unzähliger Muscheln, von der großen Tridacna bis zur kleinen Tambnmuschel. An manchen Stellen finden wir auch die Seewalze oder Trepang, die in getrocknetem Zustaude nach China und Australien versandt wird, wo sie als Suppendelikatesse gilt. Am User Wim- melt es von Krabben aller Art. Sehr interessant sind die scheuen, kleinen Krabben, die in kleinere Muscheln hineinschlüpfen und mit ihrer Behausung über den Saud lauseu. Zahlreich ist auch die Vogelwelt vertreten. Auffälligerweife finden wir nicht den Paradiesvogel, der doch im nahen Neu-Guiuea so häufig vorkommt. Dafür haben wir aber Ersatz in den unzähligen großen und kleinen bunten Tauben und Papageien, den schneeweißen Kakadus mit gelber Haube, den sammetschwarzen und goldgelben Jahresvögeln mit ihrem Riesenschnabel und den kleinen, überaus bunten Königsfischern. Wir haben sogar eine Nachti- gallenart, groß wie ein Kuckuck, häßlich wie ein Sperling und noch häß- licher in ihrem Geschrei (Philomela coquerelli). Die Eingeborenen nennen sie a kau wegen ihres eigenartigen Rufes. Mit den Hähnen ist sie der beste Weckvogel; Punkt 4 Uhr läßt sie ihren eintönigen Schrei erschallen. Im Walde lebt ein wildes Huhn von der Größe unserer Hühner. Es scharrt seine großen, rötlichen Eier in den Sand und überläßt es der Sonne, dieselben auszubrüten. Ein anderer Vogel (Caprimulgus macrurus) be- brütet sein Ei überall, wohin er sich setzt, und wenn er auffliegt, trägt er es im Schnabel mit sich fort. Unsere Eulen und Raubvögel haben nichts Auffälliges an sich. Am Meeresufer spazieren verschiedene Arten von Strand- schnepfen, und in weniger bevölkerten Uferdistrikten leben auch der graue und weiße Fischreiher. Seeschwalben und Möwen kommen sehr häufig Marquardt, Quellenlesebuch. Z

4. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 101

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 101 — weiße Sanddüne, die sich vor dem jenseitigen Ufer angesammelt hatte, hob sich wie leuchtender Schnee gegen das helle Grün der oben auf den hohen Uferborden üppig wachsenden Maisfelder, wie der sie überragenden Mango- bäume überaus wirkungsvoll ab. Einige Krokodile, die träge in der Sonne lagen, wurden erst verscheucht, als unsere Askaris, die den mir mitgegebenen, leider nicht zu gebrauchenden Reitesel, kurz an eines der Boote angebunden, durch das Wasser schwimmen ließen, wahre Salven dicht über die langen Ohren des erschreckten Tieres hinweg in das Wasser absenerten, um jene gefräßigen Raubtiere von dem Esel fernzuhalten. Nahe an dem hohen Ufer entlang führte unser Weg weiter iu das Innere hinein. Nur vereinzelte Gruppen von Mangobäumen deuteten an, daß auch hier ehemals Ansiedelungen gewesen waren; jetzt schien seit längerer Zeit bereits das Gras der Steppe zum Alleinherrscher jenes weiten, frucht- baren Geländes geworden zu sein. Meilenweit dehnten sich diese Gras- flächen aus, und ich staunte über die Zeugungskrast des Bodens, der jene gewaltigen Grasmengen alljährlich hervorzubringen vermag, die mindestens 2—3 m hoch und so dicht verwachsen sind, daß es schwer ist, in dieses Gewirr von harten Stengeln und Schlingpflanzen einzudringen. Nur durch die im Herbst bei eintretender Reife der Grasstengel angelegten Feuer ver- mag man einigermaßen den Boden für die spärlichen Kulturen der Ein- geborenen freizumachen, da ein Abernten dieser ungewöhnlichen Strohmassen, die jeder notleidende deutsche Landwirt nur mit neidischen Blicken betrachten könnte, noch unmöglich ist. Wir waren dem Ende der Trockenzeit nahe; das Gras war reif, aber trotzdem längst nicht abgestorben, sondern am Boden üppig grün und hätte für viele Tausende von weidenden Tieren reichliche Nahrung bieten können. Wo das Feuer an einzelnen Stellen das alte Gras vernichtet hatte, war üppigstes junges Grün aus dem steinhart getrockneten Boden empor- gewachsen, und das Wild schien jene saftigen Weiden besonders aufzusuchen, wenigstens machten mich meine Begleiter mehr als einmal auf äsende Wild- rudel aufmerksam, denen wir aber nicht nahe genug kommen konnten, um sie beobachten oder gar als willkommene Jagdbeute für unsere Karawane erlegen zu können. Viele Kilometer weit dehnte sich in kaum absehbaren Ebenen an beiden Ufern des Stromes jener tiefgründige, humose Alluvialboden aus, von dem ich fest überzeugt bin, daß er reiche Ernten an Kulturgewächsen tragen kann, sobald man gelernt hat, den klimatischen Verhältnissen entsprechend die richtigen Kulturen zur rechten Zeit zu beginnen. Darauf kommt es wohl in den meisten sogenannten Steppen unserer ostafrikanischen Kolonie ganz besonders an. Denn bei der Kurzlebigkeit und Schnellwüchsigkeit der meisten Getreidearten, die unter tropischer Sonne noch schneller als bei uns gedeihen und reifen, dürften die natürlichen Niederschläge auch in jenen Gegenden zur Erzeugung reicher Ernten ausreichen, in denen sonst lange Trockeuperioden die Kultur von Dauergewächsen unmöglich machen könnten. Es gilt nur, genau zu beobachten, wann die beste Zeit der Aussaat ist, um eine reiche Ernte zur Reife und trocken einbringen zu können. Die geradezu üppige, natürliche, wilde Vegetation der Steppen, wie ich sie hier tagelang durchwandern konnte, liefert wohl den Be- weis, daß Kulturgewächse mit kurzer Vegetationszeit hohe Erträge

5. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 65

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 65 — diejenigen Rechte anmaßen, welche der Bundesregierung durch die Verfassung übertragen sind, und darf nichts unternehmen, was die Einheit der Union aufheben und letztere schädigen kann. Die Verfassungen der verschiedenen Staaten sind daher keineswegs gleich, ebensowenig wie ihre ganze Organisation, Verwaltung und Gesetzgebung, und vieles, was in dem einen erlaubt, ist in dem nächsten oder in andern Staaten verboten und umgekehrt. Auf diesen gänzlichen Mangel an Ein- heitlichkeit in der Gesetzgebung namentlich sind viele Konflikte der Staaten unter einander oder mit der Bundesregierung und zahlreiche Übelstände zurückzuführen, die das öffentliche und das soziale Leben der Vereinigten Staaten aufzuweisen haben. Die Bürger des Staats wählen auf Grund des allgemeinen Wahl- rechts die Mitglieder der General Assembly, der gesetzgebenden Versamm- lung, welche sich aus Senat und Abgeordnetenhaus zusammensetzt, und ferner den Gouverneur, den Präsidenten. Letzterer hat seine Sekretäre, die sein Ministerium bilden und die verschiedenen Ressorts verwalten. Er selbst stattet dem Unionspräsidenten jährlich seinen amtlichen Bericht ab. Als Regierungssitz wird meist nicht die eigentliche Hauptstadt des betreffenden Staates erwählt, sondern ein kleinerer, möglichst zentral ge- legener oder von allen Teilen des Staats leicht zugänglicher Ort; so ist der Regierungssitz von New Jork zum Beispiel nicht etwa diese Stadt, sondern das kleine Albany, der Regierungssitz von Kalifornien nicht etwa San Francisco, sondern Sacramento. Manche Staaten haben sogar zwei politische Hauptstädte, zwischen denen sie wechseln, wie Connecticut, dessen Regierungssitze Hartford und Newhaven sind. Der Zweck dieser eigenartigen Institution ist, die Ansammlung der politisch einflußreichen oder maßgebenden Elemente am Regierungssitze zu verhüten, der Zentralisation der Macht und der Möglichkeit eines seitens der herrschenden Partei oder anderer Faktoren etwa beabsichtigten Staats- streiches vorzubeugen. Vii. Der Südosten der Union und der Mississippi. („Die Vereinigten Staaten von Nordamerika." Von Dr. Friedrich Ratzel, Professor der Erdkunde an der technischen Hochschule zu München. Erster Band. Physi- kalische Geographie und Naturcharakler. Mit 12 Holzschnitten und 5 Karten in Farben- druck, München, Druck und Verlag von R. Oldenburg, 1878. 667 Seiten, 2 Bände 14 Mark. S. 488, 490-493, 517—519, 521—524.) (1. Der Charakter des Südostens.) Wer jemals im Winter durch den Süden, etwa durch die östlichen Teile der beiden Carolinas reiste, wo Niederungen und dürre Sandrücken häufig miteinander abwechseln, hat den südlichen Charakter jener und den nordischen dieser gewiß bald herausgefühlt. Wiewohl die Zypressen des Südens (Taxodien) im Winter ihre Blätter ab- werfen, während die Föhren der Sandrücken grün bleiben, sieht es doch im Zypressensumpf immer halb tropisch, im Pine Barren hingegen winterlich dürr, nordisch aus; das Unterholz und einzelne eingesprengte Bäume bedingen den Unterschied. Im Zypressensumpf sehen wir das dichte Palmengestrüpp, die immergrünen Aruudinarien, Lorbeer- und Heidekrautartige, und stellen- weise Magnolien, ferner lebhaft grüne Schlingsträucher, wie Smilax und Marquardt, Quellenlesebuch. 5

6. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 106

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 106 — von den Bergen herab mit dröhnendem Hufschlag bis dicht an das Dorf. Die Tiere mußten früher hier ihre Winterweide gehabt haben und waren nun nicht wenig erschrocken und überrascht darüber, daß sich hier Hunderte von Menschen, Männern, Weibern und Kindern, fanden, die sich mit Ge- schrei und Jauchzen an ihre Verfolgung machten*). Meine eigne Liebe zur Jagd wurde durch den Nutzen angeregt, den sie schaffte; denn der Jubel unter den hungernden Leuten war groß, wenn ich, von einem Ritt heimkehrend, ihueu sagen konnte: „Da oder dort liegt ein großes Stück Wild, holt euch das Fleisch," oder wenn ich mit dem Ochsenwagen hinaus- gefahren war und er mit Fleisch beladen seinen Einzug hielt . . . Mit dem Kommen des Frühjahrs zog aber das Wild wieder von dannen, und der Hunger stand nuu in um so drohenderer Gestalt vor unseren Augen, als ringsum im Laude alle Hilfsquellen bereits erschöpft zu sein schienen. Als aber die Not am größefteu war, fehlte es auch an neuer, unerwarteter Hilfe nicht. Eines Tages kam ein Zug von Weibern ans den weiter unterhalb am Flusse liegenden Klüften zurück, große Körbe auf dem Kopfe tragend, welche mit einer mehlreichen, rötlichgelben Frucht gefüllt waren; jene einsame Wildnis, sagten sie, sei voll von Bäumen, die diese Früchte trügen. Bald ernteten da die Armen auf Gottes Ackerland. Die Bäume hingen oft über dem Abgrund und mußten abgehaueu werden, fo daß sie in die Tiefe stürzten, wo sie in Empfang genommen und ihrer Früchte beraubt wurden. Von diesen Früchten lebte die Mehrzahl unserer Leute etwa zwei Monate lang, bis endlich die Zeit kam, wo die ersten Früchte auf den unter Mühen und Nöten hergestellten Neuländereien reiften und wenigstens die Not des ersten, schwersten Jahres vorüber war. (ä. Botschabelo nach 15 Jahren: 1880**).) Wenn man von Middel- bürg dem Platze nahte, zeigte sich sofort an des Stationslandes Grenze, daß die Bevölkerung arbeiten gelernt hatte, daß die Station ein Kulturzentrum in diesem Teile des Landes bildete. Der Weg war zur Straße geworden; oft verkehrten hier an einem Tage zwanzig bis vierzig Ochsenwagen. Der Laden, die Mühle, Handel mit den Stationsbewohnern, Suchen nach medi- zinischer und chirurgischer Hilfe führten Baueru und Engländer, Farmer und Reisende von nah und fern, zu Wagen, zu Karre und zu Pferde zu uns. Dnrch das früher nur schwer zu passierende Flüßchen Keerom war eine gute Furt gebaut, an welcher Hunderte von unseren Männern viele Tage gearbeitet hatten. In der Flußniederung zogen sich Gärten hin. Jedes Stücklein besseren Landes war benutzt; früher sumpfige Stelleu waren durch Gräben, die der Feuchtigkeit des Bodens zum Abzug dienten, trocken gelegt und eigneten sich besonders zum Maisbau. Näher bei dem Dorfe waren die Äcker in weiter Ansdehnuug mit Mauern eingefaßt, welche dem Sir Theophilus Shepstone so imponierten, daß er ausrief: „Das sieht hier nach Europa aus!" Die Dörfer lagen unter dem wohltuenden Grün von Fruchtbaumgärten; besonders am Schanzberge waren die Pfirsichbäume üppig aufgeschossen und bedeckten in weiter Ausdehnung den Bergrand. *) Die Baßuto essen das Zebrafleisch besonders gern, während die Weißen und viele schwarze Stämme, z. B. die Sulu, Swasi und Massai, es nicht berühren. Von Löwen wird den Zebra besonders nachgestellt, sie folgen deshalb gern ihren Herden nach. **) Im Anfang des Jahres 1882, als ich den Platz verließ, war die Zahl der Be- wohner auf 1700 und die Zahl der Getauften auf 1475 gestiegen.

7. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 85

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 85 — malern aus der Pharaonenzeit die Tribute des Sudan nach Ägypten bringen sehen. Unweit des Hafens erhebt sich ein stattliches Museum, in dem sich die Denkmäler aus alter Zeit gemäß den höchsten Anforderungen der Wissen- schaft des Abendlandes aufgestellt finden, und von allen Ägyptern, die an dieser Anstalt vorüberziehen, werden sich unter hundert kaum drei finden, die ihr eigenes Lebensalter anzugeben oder dir gar zu sageu vermögen, ob der Pharao — denn mit diesem Namen bezeichnet er die gesamte Reihe der vorchristlichen Beherrscher seiner Heimat — vor dreihundert oder drei- tausend Jahren gelebt habe. Und doch! Mitten unter diesen Unwissenden wird nach Wissen und Erkenntnis gerungen! Ju jenem großen Gebäude zu Bulak ziehen seine ägyptische Hände die mit arabischen Typen sorgfältig gedruckten Bogen gelehrter muslimischer Werke aus europäischen Schnell- pressen. Wenden wir der „Staatsdruckerei" und dem Hafenorte den Rücken, und kehren wir zu dem eigentlichen Kairo zurück, so werdeu wir in den Höfen der Universitäts-Moschee el-Ashar mehr Studierende finden als in irgendeiner Hochschule des Abendlandes. Wie em Mosaikgemälde von Gegensätzen erscheint diese merkwürdige Stadt. Heute trägt noch des Bildes Untergrund die Farbe des Orients; aber eiue morgenländische Figur nach der andern wird von einer abend- ländischen verdrängt, und wer Kairo als Zentralstätte des orientalischen Lebens kennen zu lernen wünscht, der darf wahrlich nicht säumen! Iii. Kamerun. („Kamerun." sechs Kriegs- und Friedensjahre in deutschen Tropen. Von Hans Dominik, Oberleutnant. Mit 26 Tafeln und 51 Abbildungen im Text sowie einer Übersichtskarte. Berlin, 1901, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuch- Handlung, Kochstraße 68—71. 315 Seiten, 12,50 Mark. S. 27—28, 30—31, 46, 54, 76, 270, 282—283.) (1. Am Kameruufluß.) Die europäischen Niederlassungen liegen am Kamerunfluß, weil er den Haupthandelsweg abgibt. Dicht hinter den Faktoreien sind die stark bevölkerten Dnalla-Dörser gelegen. So kommt es, daß das Gelände knapp bemessen ist und sich die Wohnhäuser für die Augeftellteu sowie die Warenhäuser eng zusammendrängen. Nur hier und da hat man die Wohnhäuser auf das Plateau verlegt und das niedrige Gelände nur für die Warenhäuser verwaudt, eine Einrichtung, die auch in gesundheitlicher Beziehung empfehlenswert ist. Besonders stattlich nahm sich das noch neuerbaute, aus Pfeilern ruhende Gebäude der Hauptagentur von C. Woermann in Aquadorf aus. Ist nun die Joß-Platte, auf der sämt- liche Regierungszwecken dienende Gebäude mit Ausnahme der Schule liegen, mit ausgedehnten Parkanlagen versehen, in deren Mittelpunkt das Gou- vernementsgebände liegt, so sind die sich daran schließenden großen Dualla- Dörfer Tokoto, Joß, Bell, Aqua und Didotown mit ihren langen, nnregel- mäßigen Häuserreihen mehr oder weniger der Sonne preisgegeben. Breite, sanber gehaltene Kieswege, vielfach bepflanzt mit Mango- und Brotfrucht- bäumen, begrenzen die einzelnen Abteilungen des Gonvernementsparks, in dem noch mächtige Baumwollbäume, schlanke Öl- und Kokospalmen und zahlreiches Bambusgesträuch als Repräsentanten des früheren Zuftaudes stehen. In den Dualla-Dörferu, mit Ausnahme einiger weniger Straßen,

8. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 132

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
(4. Charakter des Landes.) Wir hielten mit endlosem Aufenthalt an Stationen über Stationen, lauter kleinen, unscheinbaren Orten. Die Langsamkeit und Unpünktlichkeit des japanischen Eisenbahnbetriebes kennt keine Grenzen, und nirgends macht sich der Nachteil eingleisiger Bahnen unliebsamer geltend als hier. Die Gegend bot im allgemeinen wenig Abwechselung. Immer flogen die nämlichen Bilder, die gleichen charakteristischen Merkmale einer japanischen Landschaft an uns vorüber: wellenförmige, zum Teil mit buschartigem Gehölz bestandene Höhenzüge, deren Kämme und Vorsprünge einzelne -schöne Exem- plare alter Kiefern krönen; auf den Abdachungen üppig stehende Getreide- äcker, in den schmalen Talsohlen grünende Reisfelder; Ortschaften, eine der andern ähnlich, mit wohlgepflegten Gärtchen; unscheinbare verwitterte höl- zerne Tempel, umgebeu von tiefdunkeln Kryptomerienbüumeu; hier und dort lichtgrün schimmernde Bambushaine. Monoton wirkte die Landschaft wohl auch dadurch, daß sie sich nirgends von Vieh belebt zeigte. Auf den Feldern wurde emsig gearbeitet. Strohbekleidet, zum Teil auch ohne jegliche Gewandung, bestellten die Leute mit der Hand ihre Äcker. Große Sorgsamkeit und Mühe beanspruchen vor allem die Reisfelder. Männer, Frauen und Kinder wateten bis an die Knie im Schlamme, um die jungen Pflanzen von dem stark wuchernden Unkraut zu befreien. Die terrassenartig angelegten Reisbeete sind durch schmale Fußdämme getrennt, welche den durch Bestellungs- und Erntearbeiten bedingten Verkehr ver- Mitteln. Auf den das Land spärlich durchschneidenden und nur oberflächlich an- gelegten Straßen bemerkte man neben Fußgängern und zweirädrigen Hand- wagen nur selten ein Fuhrwerk. (5. Reiselust der Japaner.) Die Haltestellen wimmelten von Men- scheu. Von jeher ein bewegliches Völklein, profitieren die Japaner von der Billigkeit ihrer Eisenbahnen, um nach Herzenslust ihrer Reisepassion zu fröuen. Diese Verkehrsmethode gereicht ihnen geradezu zum Vergnügen und können sie für ihr Geld gar nicht lange genug fahren. Die Coupes sämt- licher drei Klaffen sind meist überfüllt. Einheimische Erfrischungen in Form von kaltem Reis mit pikanten Zutaten, harte Eier, verschiedenartige Kuchen, Früchte, Tee und Mineralwasser wurden aus allen größeren Stationen aus- gerufen, hingegen ist auch auf solchen europäisches Essen nirgends erhältlich. Kann sich der weiße Mann für die japanische Kost nicht begeistern, so muß er sich mit hartgekochten Eiern und Bier begnügen. Letzteres findet man übrigens allerorten im ganzen Jnselreich, und zwar in guter, recht bekömm- licher Qualität. Bei wolkenbruchartigem Regen fand in Utfonomia Wagenwechsel statt; ohne Halle, ohne Kofferträger! In Japan eine Errungenschaft allerneuester Zeit, sind solche nur auf den Bahnhöfen der Großstädte anzutreffen. Sie haben die landesübliche Kleidung beibehalten, kennzeichnen ihre moderne Tätigkeit jedoch durch eine rote Jockeymütze. (6. In den Bergen von Tokio.) Utsonomia liegt am Fuße des Nikko-Gebirges. Von hier aus windet sich die Bahn in weiten Schlangen- linien aufwärts, und allmählich nimmt die Gegend den Charakter einer niederen Berglandschaft an. Die Reisfelder hören auf, an ihre Stelle treten Trockenäcker. Der Boden wird immer schwärzer und verrät seinen

9. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 100

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
traten meist unter dem tief herabhängenden Dach hervor und ließen, mit der rechten Hand an der Kopfbedeckung, ihr freundliches „Jambo Bwana" erschallen, während die Weiber, an der Erde hockend, sich eher unseren Blicken zu entziehen suchten. Neben den Feldern der Eingeborenen, unter denen auch einzelne größere wohlbestandene Baumwollkulturen uns besonders interessierten, kamen wir an einer vorzüglich gepflegten Zuckerrohrplautage eines Arabers vorbei. Bananen waren am Wege gepflanzt, und eine dichte Hecke von stachligen Ananasbüschen, mit leider erst halbreifen Früchten besetzt, grenzte die Pflanzung nach dem Wege zu ab. Alles machte den Eindruck, als ob die Arbeit der Eingeborenen sich hier reichlich lohnte und sie bei einigem Fleiß sehr leicht imstande sein würden, auch Produkte für deu Weltmarkt in größeren Mengen zu liefern. Hier führend und fördernd in rechter Weise einzugreifen, wird und muß eine dankenswerte Aufgabe der Negierung und ihrer Wirtschaftsinspektoren sein. Jetzt waren naturgemäß die Felder nur von geringem Umfange und nur in nächster Nähe ihrer Hütten angelegt, während dahinter das 2 bis 3 m hohe Gras der Steppe wogte, aus dem uur hier und da vereinzelt Gebüsch und Laubwald hervorragten. Die Hauptarbeit der Bewohner schien jetzt noch darin zu bestehen, müßig vor ihren Hütten herumzusitzen und den Tag zu verträumeu. Je weiter wir kamen, um so spärlicher wurden die Kulturflächen, um so selteuer und einfacher die Hütten. Auch fchieu mir Haltuug und Kleidung der Bewohner weit weniger günstig als in der Nähe des Regierungssitzes. Etwa drei Stunden waren wir im heißen Sonnenbrand marschiert, und das Bedürfnis nach kurzer Rast machte sich — nicht auch bei unseren schwarzen Trägern — geltend. In einem Dorfe, in dem etwa ein Dutzend besonders stattlicher Hütteu zwischen Mangobäumen und Kokospalmen um eiuen weiten Platz herum standen, machten wir kurz Halt. Schnell brachten die Eingeborenen aus den Hütten große tönerne, ruude Gefäße mit Wasser heraus und stellten sie unseren Leuten zum Trinken hin, die mit Schöpf- löffeln, aus der Schale der Kokosnuß mit langem Holzstiel gefertigt, daraus das „erfrischende" Naß in langen Zügen tranken. Mit großem Geschick hatten die Askaris bald die langsam aufrückende Karawane geordnet; unsere Boys holten aus deu Hütteu einige Bettstellen (Kitanda) heraus, auf dereu bastgeflochtenen Sitzen wir es uns bequem machten, während sie selbst aus dem Frühstückskorbe einige Nahrungsmittel herausholten. Schöue Payayas, jene wohlschmeckenden melonenartigen Früchte, wurden von ihnen von den dicht vor uns stehenden Bäumen herabgeschüttelt und erfrischten uns wie die Milch einiger schnell geöffneter Kokosnüsse. Mein Boy, sonst nicht gerade das Muster eines umsichtigen Dieners, benutzte vorsorglich die Gelegen- heit, von dem Jumben des Dorfes noch einige Hühner und sogenannte „frische" Eier für billiges Geld einzukaufen; er zahlte, soviel ich mich er- innere, etwa 20 Pf. für das Huhn, wenigstens gab ich ihm so viel; ob er sie richtig weitergegeben hat, erscheint mir nach späteren Erfahrungen mehr als zweifelhaft. (2. Der Rufiji und seine Uferlandschaften.) Nach kurzer Rast giugs weiter, bis wir an den Rufiji kamen, über den wir in zahlreichen, im voraus heranbeorderten Einbänmen übersetzen mußten. Ein mächtiger, breiter Strom mit ziemlich schnellfließendem Wasser lag vor uns. Die

10. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 150

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 150 — Laufe des Genil liegt eines der vier größeren Gebiete Spaniens, ans denen sich die in Europa sonst fast ganz unbekannte Vegetationsform der Steppe entwickelt, und auf deren der Kultur bisher unzugänglich gebliebenem, gips- und salzhaltigem Boden nur die spröden Büschel salzliebender Pflanzen gedeihen. Unweit des Eisenbahnknotenpunktes Bobadilla liegt z. B. ein richtiger Steppensee, die Lagnna Salada; er schien in der Dürre größten- teils eingedunstet, und sein bloßgelegter und mit einer weißen Salzkruste überzogener Boden sah von der Bahn aus täuschend einem frischen Schnee- felde ähnlich. Von Bobadilla ab führte mich die Bahn hart an dem Nordfuße jenes gewaltigen Bogens von Sierren entlang, dessen Anblick mich vor einigen Wochen von Süden, vom Meere her, so entzückt hatte. Hier freilich sah das Gebirge höchst unerfreulich aus. In unbeschreiblicher Öde stiegen die baumlosen Flanken empor; Schuttströme, von den zeitweiligen wilden Regen- güssen herniedergeschwemmt, umhüllten hoch hinauf ihren Fuß; die Ober- fläche dieser Schutthalden, aus rundlichen Rollsteinen gebildet, zwischen denen spärliches Gras wucherte, sah auf weite Strecken aus wie ein kleinstädtisches Straßenpflaster. Hier und da durchbrachen neben der Bahnlinie scharf- gezackte Klippen, zu gewaltiger Höhe emporgetürmt, die Gerölldecke; aber ihre starren Formen vermehrten nur den Eindruck der Öde. Allmählich bemächtigte sich des Herzens eine geradezu leidenschaftliche Sehnsucht nach dem, was unsere deutsche Landschaft so herrlich macht, nach dem Anblick des Waldes! Endlich, endlich kommt wieder Leben in die Gegend! Der graue Ol- bäum taucht wieder auf am Bergeshang; Pappeln, Akazien, Platanen er- scheinen dazwischen; jetzt üppige Maisfelder, in schweren Kolben stehend; jetzt kleine Gehöfte mit grünen Gärten: wie der köstliche Schaum eines erquickenden Trankes quellen Laubmassen über das weiße Gemäuer der letzteren herüber. Jetzt eröffnet ein hochgewölbter alter Torbogen den Blick in einen prächtigen Blumengarten; er selbst, mit blühendem Gesträuch bewachsen und mit herniederhängenden Ranken bekränzt, ist ein Kabinettstück malerischer Schönheit; jetzt sehe ich einen Wasserlauf: wahrhaftig, raufcheu- des Wasser rinnt durch das Grün! — Das verschmachtende Auge ist ent- zückt! O, man wird ja so dankbar hier; es ist wie ein Raffinement der Natur dieses Landes, daß sie ihre Schönheiten mit solchen Wüsten umgürtet und dadurch deren Reiz in außerordentlicher Weise steigert. Nun wirft sich gerade vor unseren Weg eine Gebirgsmaner, als wollte sie uns dräuend den Eintritt in die Gefilde von Granada verwehren; aber trotzig fahren wir darauf zu, wir tauchen hinein zwischen phantastische Felsen, durchfliegen ein paar Tunnel, rollen auf einer Eisenbahnbrücke über eine tiefeingerissene, mit Grün erfüllte Schlucht, wo der Geuil in der Tiefe schäumt, und unser Zug hält angesichts der alten Feste Loja, der ersten Stadt in der Bega von Granada. (4. Der Myrtenhof der Alhambra.) Um zwei Höfe scharen sich die heut noch vorhandenen Räume des Palastes. Der erste, größere ist der „Myrteu- hos", Patio de los Arrayaues, auch Patio de la Alberca, der „Hof des Wasser- beckeus", genannt. Fast in seiner ganzen Länge durchzieht ihn nämlich ein rechteckiges, in Stein gefaßtes Wasserbassin, in dem Goldfische schwimmen. An jedem Ende läuft aus einer Marmorfchale ein Wafferbächlein in das
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