Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 24

1901 - Glogau : Flemming
— 24 — und schon darin wird ein Faktor der Bedeutsamkeit gegeben, daß Frankreich überhaupt Anteil am Mittelmeer hat, das, Uue es neulich noch Höckel ausgesprochen hat, als das „interessanteste aller Meere" bezeichnet werden muß. Die Franzosen hat es daher auch von je mehr zum Mittelmeer als zum Ocean gezogen, und ihr politischer Ehrgeiz laust darauf hinaus, das Mittelmeer zu einem französischen See nmznstempeln.1 Sie haben am afrikanischen Rande wichtige Kolonieen erworben - und wachen eifersüchtig darüber, daß der Kanal von Suez ihnen jederzeit offen steht. Die Flotte überhaupt, hat man gesagt, ist für den Franzosen mehr eine Frage der politischen Notwendigkeit, und ihn fesselt vor allem sein schönes Heimatland. Wir wollen uns jetzt diese belle France etwas näher ansehen. Ein Blick aus die Karte überzeugt uns, daß wir in dem heutigen Frankreich den Nordwesten von dem Südosten und Süden unter- scheiden müssen. Dort haben wir Getreide- und Waldboden, hier von Burgund bis Bordeaux die Rebenzucht, wozu noch im Süden die Pflege des Maulbeerbaums, der Olive hinzutritt, so daß Seide, Ol und Südfrüchte als einheimische Erzeugnisse in Betracht kommen. Dort herrscht die Sprache langue d'oni, hier gilt die langue d'oc, die provenyalische Mundart: dorthin sind Franken eingewandert, hier sinden wir Burgunden und Westgoten als älteste germanische Zuzügler vor; dort ist kirchliche ^Einheit vertreten gewesen unter dem rex christianissimus oder tres chretien, hier hat sich seit den Zeiten der Albigenser und Reformierten die Ketzerei geltend gemacht. Die Haupt- fache aber ist, daß sich von der breit gelagerten Ebene des Nord- Westens, ebenso hier wie in England und Deutschland, die monarchische Einheit des Landes vollzogen hat. Dank solchen energischen Königen wie Ludwig Xi. und Ludwig Xiv. und den allgewaltigen Ministern Richelieu und Mazarin hat sich Frankreich zu einem geschlossenen einheitlichen Staatsgebilde entwickelt und seine politisch überlegene Stellung sehr auf Kosten des zersplitterten Deutschlands ausgenutzt. Die schroff durchgeführte Centralifierung in Frankreich schließt nicht aus, daß wir innerhalb des Landes sehr verschiedenartigen territorialen Typen begegnen. Wenn wir nun diese einzelnen Landschasten charakterisieren wollen, so sehen wir ab von den Territorien, die erst seit wenig über 40 Jahren sranzöfifch geworden sind, von Savoyen und Nizza. Dort haben..wir Europas Eisriesen, den Mont Blanc mit seiner unwirtlichen Ode, hier den entzückendsten Küstenstrich der Riviera mit seinen Palmen und Agaven. Wir wenden uns zu älterem sranzösischen Besitztum und beginnen zunächst mit dem Südosten Frankreichs. Das sran- 1 Wecken der Freundschaft mit Italien wurde es auch jüngst genannt: das lateinische Meer par excellence. 2 Deren Gebiet sich jetzt bis zum Kongo erstreckt.

2. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 42

1901 - Glogau : Flemming
— 42 — Ferner ist zu beachten, daß der Boden dort mit Stauden und Zwiebel- gewachsen bedeckt ist, daß aber bei dem Mangel an sommerlichem Regen ganz die rasenbildenden Gräser fehlen. Statt des Rindviehes und der Pferde erscheinen als Haustiere Büffel und Maultiere. Die Butter entbehrt man ganz und ersetzt sie durch Ol. — Was sonst die Vegetationsformen betrifft, so sind ja vom Altertum her bekannt die Pinie, der Lorbeer und die Cypresse. Letztere in ihrer bleistift- ähnlichen Form hat den Orientalen als Vorbild für ihre Obelisken und Minarets gedient. Es hat doch aber in diesen Gebieten künstliche Einführung und Übertragung fremdartiger Gewächse sehr umgestaltend auf das Pflanzenkleid eingewirkt. Wir können uns Süditalien und Sicilien heute gar nicht ohne die stachligen Agaven denken, und doch sind sie erst seit Entdeckung der neuen Welt dorthin übergesiedelt. Alan muß es daher als einen Anachronismus bezeichnen, wenn Preller seine Odysseelandschaften überall mit diesen Agaven schmückt. Zum heutigen Landschaftsbilde gehören ferner die Agrumen und Gold- orangen, von den Magnolien mit ihren Tulpenblüten ganz zu ge- schweigen. Die Citrgsarten sind aber aus Indien über Persien ein- geführt, und der Name Apfelsine deutet schon ohne weiteres in seinem Namen: chinesischer Apfel auf die fremdländische Herkunft. Peschel sagt mit Recht, daß die Flora des europäischen Südens, namentlich Italiens, mit der Zeit völlig umgewandelt ist und als Kunstprodukt alter Kulturvölker bezeichnet werden muß. Er fügt dann aber weiter hinzu, daß die Pflanzengebilde Südeuropas ästhetisch unendlich höher stehen, und daß man sast betroffen ist, wenn man nach Norden zurück- kehrt, über „die Ordinärheit der Pflanzenwelt, deren Laub- und Nadelholzmassen schier ungeschlacht und grob erscheinen. Darum" — und dies ist sein geistvoller Schluß — „ist der Kunstsinn hier im Süden so früh geweckt worden. Das Akanthusblatt wurde zum Vorbilde der Arabesken an der korinthischen Säule, das Laub des Lorbeers schmückte die Stirn des Siegers, und der Zapfen der Pinie krönte den Thyrsusstab." Wenn wir die südeuropäischen Halbinseln betrachten, so gebührt der mittelsten der Vorzug, den unverfälschtesten Ausdruck dieses be- sonderen europäischen Ländertypus in sich darzustellen, also Italien. Das alpine Hochgebirge schützt die Halbinsel gegen alle klimatische Rauhigkeit des Nordens; nur ab und zu spürt man den Wind, die tramontana, und namentlich im Süden entwickelt das Land allen Reiz einer ganz eigenartigen Flora und einer weichen, gleichmäßigen Himmelsluft. Das sind die Eindrücke, die Platen die Verse eingaben: Zeit nur und Jugend verlor ich in Deutschland, Lebenserquickung Reichte zu spät Welschland meinem ermüdeten Geist!

3. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 115

1901 - Glogau : Flemming
— 115 — dinavien kann nicht besser charakterisiert werden als durch die schöne einheimische Sage, daß nämlich, als Gott sein Schöpfungswerk vollendet hatte, der Teufel herbeieilte und einen ungeheuren schwarzen Felsblock in das Weltmeer warf. Gott sah erbarmend auf diesen schauerlichen, ganz unfruchtbaren Erdenfleck hernieder und warf schnell, was er noch in der Hand hielt von nährender Ackererde über den Block hin; es reichte allerdings nicht mehr aus, und nur kümmerlich bedeckte sich der kolossale Stein mit sprossendem Grün. Da segnete Gott auch diese Erdenstelle, pflanzte den Bewohnern eine unauslösch- liche Heimatsliebe ein und ließ das angrenzende Meer sich mit Fischen füllen, die den Norwegern den Lebensunterhalt verschaffen sollten.1 Man hat weiter, um die vertikale Erhebung des Landes zu kenn- zeichnen, ein hübsches Bild angewandt und will diese nördliche Halb- insel mit einer von Osten heranbrausenden „Sturmwelle" vergleichen, „die erstarrt ist, als sie im Begriff stand, sich zu brechen". Daraus geht hervor, daß wir ein schieses, von Osten nach Westen empor- gerichtetes Plateau haben, auf dem, wie Peschel sagt, die Kuppen und Bergspitzen wie Felsblöcke in der Ebene aufliegen. Skan- dinaviens Felsen sind also durchaus nicht, wie man das früher an- nahm, ein ausgeprägter „Kiel" (Kjölen), sondern das größte un- zerstückte Massengebirge ohne Ketten und Kamm. Einförmigkeit ist der Charakter der norwegischen Plateauländer. Das Auge er- müdet an der monotonen Fläche, kein zackig geformter Gipfel belebt die öde Hochebene, und „selbst die Gletscher spreiten sich wie kalte Leichentücher über Quadratmeilen ohne die mindeste sichtliche Ver- änderung aus". Überall herrscht die Natur jenes seltsamen Ge- misches vor, das die Skandinavier einen skog nennen. Die Grund- fläche ist Fels, darüber ein Teppich von allerlei kleinem Pflanzen- geftrüpp und zuletzt zu oberst Baumwald. Hieraus ergiebt sich auch der hohe Wert des norwegischen Holzes; denn auf der felsigen Unter- läge gelangen die Bäume nur zu langsamem Wachstum, die Jahres- ringe sind eng, aber auch um so fester das ganze „Holzgewirke". — In diese Felsenmasse krallt sich nun wie mit „Meeresfingern" die oceanische Fläche ein, und so entstehen die Fjorde, jene engen, meilen- weit sich hinziehenden Thäler, deren Sohle der Meeresboden ist und die eingefaßt sind von senkrecht abstürzenden, himmelhohen Fels- wänden. In diese Fjorde stürzen in oft gigantischen Wasserfällen die Flüsse und Gebirgsbäche der Fjelder, und aus diesem Wasser- reichtum und der treibenden Kraft der Fälle beruht der wirtschaftliche und industrielle Charakter des Landes. Norwegen ist „das Paradies der Wasserfälle"; durch sie ist es mit einem Element beschenkt, „dessen nutzbare Kraft unerschöpflich ist und alle Dampfmaschinen überwiegt, 1 Nach Mügge.

4. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 126

1901 - Glogau : Flemming
— 126 — Zeit haben auch die poetischen Künste in Schweden ihre Pflege ge- fünften, und Esaias Tegner hat mit seiner Frithjossage ein in alle Sprachen übersetztes Meisterwerk geliefert. — Die heutigen Schweden, die man wegen der „von der Residenz und dem Adel beliebten sran- zösischen Tünche auch die Franzosen des Nordens" nennen möchte, deren Bezeichnung als „maritime Germanen" uns aber doch besser gefallen will, haben in ihrer äußeren Erscheinung etwas entschieden Germanisches: blaue Augen, blonde Haare und die Rosenwangen der Jugend. In ihrem Charakter prägt sich Ernst und Schweigsamkeit aus; auch soll der Reichtum an schönen Liedern, die wir aus den Konzertsälen kennen, weniger ein Erzeugnis der allgemeinen Volks- eigentümlichkeit sein als der Ausfluß der musikalischen Begabung der Gebildeteren. Die Natur des Landes verurteilt die Schweden zu ab- geschlossenerem Leben, und in der einsamen „stuga" ^Bauernhaus» werden mit wunderbarer Zähigkeit die Gestalten der nordischen Mythologie, der Trollen 1 und Elsen, des Strömkarls, Ägirs und des Neck festgehalten und ihre Thaten in wunderbaren Erzählungen von Geschlecht zu Geschlecht berichtet. Das Land ist lutherisch, das Ein- kommen der Pfarrer aus dem Lande mager genug, und die Schilderung eines solchen schwedischen Pfarrers, der gezwungen ist, Ackerbau und Fischfang zu seinem eigenen Erwerb zu treiben, ist in dem Roman: Tie Leute von Hemsoe ergötzlich zu lesen. In der Bodenbeschaffenheit des Landes kann man drei Gürtel oder Zonen unterscheiden. Die ungünstigsten Verhältnisse finden sich in der nördlichen, dem Norrlande, in das weit hinein von Norden her die Lappen übergesiedelt sind. Diese nördlichen Teile Schwedens sind weit rauher als die unter gleichen Breiten liegenden Küsten- streifen Norwegens. Der nördlichste Leuchtturm Schwedens steht in Haparanda, das unweit des nördlichen Polarkreises liegt, wo man am längsten Tage die Mitternachtssonne sehen kann. Übrigens giebt es auch weit nach Süden hinein in Schweden den Juni und Juli hindurch keine eigentliche Nacht. Haparanda baut Schiffe, die bis nach Brasilien segeln. Von hier dehnt sich bis Umea 140 Stuuden lang ein Wald aus. Der am weitesten nach Norden hinaufgehende Baum ist die Birke; doch bestehen die Wälder Norrlands größtenteils aus Nadelholz. „Gleichwie in dem Waldlande Rußlands erscheint auch ganz Norrland", sagt L. von Buch, „von einem hohen Punkte übersehen, als ein ungeheurer, grenzenloser Wald, den nichts unter- bricht als hin und wieder der leere Raum, den kleine Seen ein- nehmen, und kleine blaue Berge am Rande. Nur die Gegend der Flüsse ist bewohnt und belebt, das übrige traurig und tot. Auch an den rauschenden Flüssen, die nicht umsonst den Lachs heraussteigen 1 Trollhätta bedeutet Zauberhut.

5. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 52

1901 - Glogau : Flemming
mögen zwei Schilderungen dienen. Die erste beschreibt uns die Frucht- ebene am Fuße des Monte Pellegrino in Nordsicilien.1 „Reihen riesiger Agaven ziehen sich längs der Landstraße hin oder trennen als Zäune die Privatbesitzungen und tragen aus ihren 10 m hohen Stengeln die armleuchterartig geordneten Blütenbüschel stolz zur Schau. Haushohe Kakteen, die ihr stachliges Gezweig zu undurch- dringlichem Labyrinth durchfechten, werden in der Ebene sorgsam gehegt oder überdecken aus der Höhe weiten Raum nackten Gesteins. Dattelpalmen ragen hoch empor, nicht die schwächlichen Treibhaus- pflanzen, wie sie an anderen Stellen Italiens gezogen werden, sondern Palmen, wie sie Thebens Tempel überschatten und sich im Winde der Wüste wiegen. Orangenwälder, hier in voller Naturwüchsigkeit, würzen die Lust, der Ölbaum gedeiht zu riesiger Größe, üppige Oleanderbüsche prangen mit weißen und roten Blütensträußen. Mit Recht nennt der Sidlianer diese Fruchtebene die eonea d'oro, die goldene Muschel, und die Perle dieser Muschel ist — Palermo." Und nun denke man sich am Feste der heiligen Rosalie im Juli den kolossalen Triumphwagen von über 25 m Höhe, von 56 Maultieren gezogen, mit Spielleuten, Heiligen und Engeln angefüllt, durch diese Ebene gezogen und von namenlosem Jubel ungeheurer Volksmassen empfangen, so wähnt man sich nach Indien versetzt, wo der Wagen des Jaggernant unter ähnlichem Gepränge seinen Umzug hält. — Die zweite Stelle findet sich in der Nähe des alten Syrakus. Die Pracht und Lebendigkeit des alten Syrakus, das zu den volkreichsten Städten des Altertums zählte und wohl eine Million Einwohner ge- habt haben soll, ist allerdings unwiederbringlich dahin; das heutige Siragosa ist ziemlich armselig. Aber noch existieren die alten Latomien (Steinbrüche), und ihnen gilt unser Besuch. Senkrechte Felswände von über 30 in umgeben ebene Grundflächen, die wie Saalräume neben einander liegen. Die steilen Höhen von rotem Kalkstein sind dicht mit saftigstem, großblättrigem Epheu bedeckt; den entzückendsten Eindruck macht aber die Tiese da unten. Kein Gewächshaus kann nämlich eine schönere Vegetation aufweisen. Da sehen wir in üppigem Durcheinander Orangen, Citronen, Oleander, Myrten, Granaten, Feigen, die prächtigsten Dattel- und Daturabäume, und am Boden Hyacinthen, Jonquillen, Tazetten, Veilchen, Lack, rote und weiße Kletterrosen. Und über einer solchen Vegetation, sagt der bewundernde Beschauer, wölbt sich der tief dunkelblaue Himmel. ^ 1 Nach Daniel. 2 Auch berühmte Bäume giebt es in Sicilien, so die Edelkastanie am Ätna, der castagno di centi caa~alli, dessen Umfang Berlepsch auf 50 m angiebt („es sind fünf Astkolosse, die aus einem Stammfundament emporgesprossen sind"). In den Höhlungen anderer Kastanien zündet sich der caprajo (Ziegenhirt) sein Feuer an, um das Abendbrot zu bereiten, und dennoch griint der unverwüstliche Baum weiter.

6. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 70

1901 - Glogau : Flemming
— 70 — „Weintraube" hängt sie in das Meer hinaus, und dies Bild paßt vorzüglich, mag man dabei an die südliche Vegetation denken oder an den üppigen Reichtum, der sich an den Besitz des Landes knüpft. An der Spitze der Halbinsel liegt Pola, das schon zur Römerzeit wichtig war und das man jetzt als Kriegshafen der österreichischen Marine das österreichische Portsmouth nennt. Ebenso hat Luffin Piccolo im Quarnerifchen Busen eine große Anzahl von Fracht- schiffen. Der eigentliche Wohlthäter Triests ist Karl Vi., und seit 1833 begann der österreichische Lloyd seine Dampser zu bauen, um den Verkehr mit dem Orient zu unterhalten. Aber es ist thöricht, wenn jetzt französische Hetzblätter Italien einreden wollen, in betreff des Mittelmeeres und des Handels auf ihm drohe ihm nicht von fetten Frankreichs die Gefahr, sondern Osterreich habe es zu sürchten. Denn Triest und die dalmatinischen Häfen liegen doch nur an einem Busenmeer des ohnedies schon als Binnenmeer zu betrachtenden Mittelmeers. Die Handelsrichtung dieser österreichischen Häsen geht nach dem östlichen Mittelmeer, „nach der Levante. In Bezug aus den oceanischen Handel kommt Osterreich wenig in Betracht, es be- sitzt auch keine Kolonieen. Die wachsende Bedeutung Triests könnte also höchstens Venedig unbequem werden, das früher so verächtlich von dem Schilfrohrnest (slav. Terst = Schils) zu sprechen pflegte. Die große Ausdehnung der österreichisch-ungarischen Monarchie ^Cattaro 42^°, Reichenberg beinahe 51° n. Br.; Bregenz beinahe 10°, Ostgrenze 261// ö. L.) bedingt es, daß sich in Natur und Klima bedeutsame Gegensätze ergeben werden. „In den Umgebungen von Triest sieht man nichts als Weinberge, Ölbäume und Gärten voll Feigen, Oleandern, Granaten, Pfirsichen und sogar einige Cypressen. Dagegen haben wir im österreichischen Schlesien ein rauhes Gebirgsklima; in Galizien brechen sich die kalten Nordwinde an den Karpaten und fallen auf das Land zurück, und die Weichsel hat 14—20 Tage den Eisgang fpäter als die Oder, und gar 3—4 Wochen beträgt der Zeitunterschied gegen die Schmelzperiode der Donau. Natür- lich sind bei den vertikalen Erhebungen die klimatischen Gegensätze von ähnlicher Schroffheit. Riva am Gardasee genießt alle Vorzüge der oberitalischen Seeuser, die Edelkastanie, des südlichen Alpenlandes schönster Laubbaum, entfaltet ihre mächtige Krone, und bei den österreichischen Eisriesen der Tauernkette wagt es kaum noch der be- haarte Gletscherhahnensuß, gegen die unwirtlichen Gipfel vorzudringend Görz nennt man das österreichische Nizza, Töplitz- ist das böhmische Paradies, und im Karst haben wir eine völlige Wüste, ohne Baum und Strauch, ja sast ohne krautartige Pflanzen, wo nur nackte ' Er dringt nvch bis 3600 in nach oben vor. * Ebenso Reichenberg. S. oben.

7. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 77

1901 - Glogau : Flemming
— 77 — große Tiefebene Ungarns die Pußten, große Weidebezirke oder Ge- biete mit erstaunlichem Getreidewuchse. In Bezug auf diese charak- teristifchen Flächen hat ein ungarischer Staatsmann gesagt „in Ungarn ist alles anders als drüben in Osterreich, sogar die Luft ist anders". Kein Baum findet sich in diesen ungeheuren Ebenen, nur ab und zu ein Ziehbrunnen und eine Ezarda, und was uns Norddeutschen das merkwürdigste ist, nirgends giebt es einen Stein, so daß Kinder, die zum erstenmal aus der Pußta in steiniges Land kommen, mit den Steinen wie mit Puppen spielen. Von der kolossalen Getreide- ernte des Landes haben wir schon im ersten Teile gesprochen 1 und müssen hier noch als ein besonders ausgezeichnetes Gebiet den Banat hervorheben. Von Zenta an der Theiß südlich beginnt die ungarische „schwarze Erde", die eine der reichsten Provinzen der österreichischen Monarchie genannt werden muß, und zwar ist ihre Ergiebigkeit drei- facher Natur. Sie liefert den besten Weizen, der Bergbau hat reiche Erträge, und endlich finden sich dort auch vorzügliche Steinkohlen. Über die Donau hinaus stößt an diesen fruchtbaren Strich „das kleine Paradies" Syrmium, die östlichste Ecke Slavoniens im Fluß- Winkel zwischen Donau und Save. Zum Zeichen, wie heiß diese Landstriche umstritten gewesen sind, sehen wir hier Peterwardein emporragen, „das ungarische Gibraltar". So wie das eigentliche Gibraltar als Fels sich zwei Meeren entgegenstemmt und die Meeres- waffer an seiner Stirnseite branden läßt, so sah hier die ungarische Festung den Kamps zwischen Christentum und Islam hin und her wogen und blieb dem, der sie besaß, ein fester Hort. Endlich haben wir noch in der südöstlichen Ecke des Landes in seiner Gebirgs- umwallung Siebenbürgen. Das ist uns ein teures Land; denn zwischen Rumänen und Szeklern wohnen hier „auf dem Königsboden" die „Sachfen", also Deutsche. Die Sage erzählt, daß, als der ver- wünschte Rattensänger von Hameln die verzauberten Kinder in einen Berg geführt hätte, der sich hinter ihnen schloß, sie hier wieder zum Vorschein gekommen wären. Und treu und gewissenhaft haben sich diese Deutschen in dem fernen Osten ihre Nationalität gewahrt; die ganze Gegend glänzt durch den Fleiß, Wohlstand und die Sittlichkeit der Bewohner. Siebenbürgen ist überhaupt ein wertvoller Besitz der Krone, z. B. der Bezirk von Vöröspatak wird für das reichste Gold- land Europas gehalten, die Pferde des Landes find vorzüglich, und namentlich besitzt Siebenbürgen ebenso wie Slavonien schöne Wal- düngen; fast 2/5 sind dort wie hier mit Wald bestanden, und wir haben schon im ersten Teile ein Urteil über den ungeheuren Reichtum an wertvollen Stämmen in Slavonien angeführt. 2 1 to. 61. 2 S, 65.

8. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 82

1901 - Glogau : Flemming
— 82 — Gebirges Pflanzenvertreter kennen lernen, die wir sonst über 30 geo- graphische Breitengrade sich hinziehen sehen, und wir beobachten hier die Vegetation dreier Zonen, der nordisch-arktischen, der gemäßigten und der südlichen. Natürlich macht einen bedeutsamen Unterschied die Nord- und die Südseite der Alpen, die Schneegrenze beginnt dort schon bei 2300 m, hier ersi bei 3000 in; die Rinderherden gehen bis 2200 m hinaus, und im August wird ein Teil des Gebirges schneefrei. Der Winter dauert aber doch 9 Monate. Charakteristisch für den Höhenzug des Gebirges sind die Legsöhren oder das Krumm- holz, das sich noch über die Grenze des Baumwuchses hinauswagt und die Wände der Berge emporklettert. Im deutsch redenden Rhätien sollen sie Arle genannt werden, und daher leitet Berlepsch die Orts- bezeichnungen Arlberg und Vorarlberg her; im Bayrischen heißen sie Kaatschen. Sie sind die „Lazzaroni" der Alpen, und in ihrer ver- krüppelten, am Boden hinkriechenden Gestalt, in ihrer Verwegenheit, wie sie an den steilen und abschüssigen Felswänden sich hinaufziehen, gewähren sie den eigenartigsten Eindruck. Wie verschieden sind doch die Zeitalter in ihrem ästhetischen Empsinden! Cäsar", trieb, als er diese Alpenwelt kennen lernte, angewidert durch die Ode und Un- fruchtbarkeit der Natur, grammatische Studien, und wir bewundern in romantischem Entzücken die Wildheit der Scenerie. Die Königin der Alpenblumen ist die Alpenrose. Du bist, v Alpenrose, Der Blumen Krön' und Preis, Die einz'ge Dornenlose In deiner Schwestern Kreis. Du wohnst als Königinne So recht auf höchstem Thron Und blühst in reiner Minne Dem freien Alpensohn. Die Alpenrose ist nämlich gar keine Rose, so wie das Alpenveilchen auch kein Veilchen ist, sondern gehört zu den Rhododendren, hat also keine Dornen und ist am ehesten unserem Preißelbeerftrauch zu ver- gleichen. Demungeachtet ist der Eindruck einer von dem „Rubin- feuer" ihrer Blüten überzogenen Matte ganz überwältigend und er- innert an den Anblick eines blühenden Obstgartens. Die sonstigen Alpenblumen, namentlich die Enziane, hat uns wunderschön Haller in seinen „Alpen" geschildert, und der Schüler muß Lessing dankbar sein, daß er die Hallerschen Verse in dem Laokoon kennen lernt. Lessing will ihre poetische Zulässigkeit nicht gelten lassen, weil er alle Beschreibung aus der Poesie verbannt; aber doch sind die Verse von großer Schönheit des Ausdrucks und verraten, wie tief durch- drungen der Dichter von der Großartigkeit seines Heimatsgebirges gewesen ist. — Der schönste Laubbaum der südlichen Alpenwelt ist die

9. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 91

1901 - Glogau : Flemming
— 91 — des Flusses in dieser Gegend russisch-normannische Ansiedler an, um von der Beraubung der Flußschiffer zu leben. Später folgten Kosaken. — Nach der rumänischen Grenze zu ist noch der Fluß Dniestr zu erwähnen, der Tyras der Alten, der eine reifende Strö- mung hat, so daß das Urteil des Ovid millo tardior amne Tyras sich wohl nur aus das Mündungsgebiet beziehen kann. Der kurze Laus der Newa endlich ist nicht allein durch seine merkantile Be- deutung von Wichtigkeit, wie wir das weiter unten sehen werden, sondern ganz Petersburg ist in einer noch nie dagewesenen Weise von dem Wasser des Flusses abhängig. Da die Stadt auf Sumpf- boden erbaut ist, liefert die Newa alles Wasser zum Kochen und — Trinken, und es sind zwei sür die ganze Stadt wichtige Festtage, wenn am 6. Januar unter feierlichen und religiösen Ceremonien die Wasserweihe vollzogen wird, und wenn bei Frühlingsansang das Eis des Flusses zu tauen ansängt und unter dem Donner der Kanonen der Kaiser den ihm überbrachten Becher des Newawassers aus das Wohl seiner Residenz leert. Den Reichtum Rußlands und seine ganze Machtstellung bedingt der Ural. Dies hat schon Ritter behauptet. Das etwa 2000 km lange Gebirge ist das einzige größere in Europa, das genau in der meridionalen Richtung verläuft, also eigentlich an die Streichungs- linien der amerikanischen Gebirge erinnert. Seine geringe Erhebung sichert ihm aber nicht einen so durchgreifenden Einfluß wie eben den Höhenzügen der westlichen Hemisphäre; dennoch empfiehlt es sich recht gut als Scheide zweier Erdteile. Die reichen Laubwälder Rußlands, also Europas, finden sich nur aus seiner westlichen Seite, weder die Eiche noch die Linde überschreiten seinen Kamm, und auf der asiatischen Seite beginnen die unermeßlichen Tannenwälder und weiter südlich die Steppenlandschasten Sibiriens. Die staunenswerte Bedeutung des Gebirges liegt vor allem in seinen Mineralschätzen. Fast un- erschöpslich sind die Eisensteinlager, so daß es 2/3 alles russischen Eisens liefert und die Bergbeamten äußerten: wir könnten ägyptische Pyramiden aus reinem Eisen bauen, wenn nur die Brennmaterialien da wären. Peter der Große siedelte am Ural Schmiede aus Tula an, beschenkte sie mit großen Waldflächen, und dieselben haben hier kolossale Reichtümer erworben, wie die aus der Geschichte der Na- poleoniden bekannten Demidoffs. Ebenso ansehnlich ist die Ausbeute des Gebirges an Edelmetallen, worunter die Goldseisen am Ostfuß des Urals besonders erwähnenswert sind. Das sonst selten gefundene Platina wird hier in reichem Maße gewonnen. Rußland machte sogar den gewagten Versuch, daraus Münzen prägen zu lassen; im ganzen waren davon schließlich 10 Millionen Mark im Umlauf, sie sind aber seit 1863 wieder eingezogen. Da Platin als Edelmetall nicht rostet, sindet es bei subtilen Wägungen als Gewicht seine Ver-

10. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 92

1901 - Glogau : Flemming
Wendung und ist auch sonst in der Technik unentbehrlich. Der Ural hat sich, wie dies Guthe ausführt, als einen bedeutenden Förderer der Kultur erwiesen und hat namentlich dazu beigetragen, daß Ruß- land seine wichtigen Kanalverbindungen erhielt; denn es galt, das uralische Eisen an die Ostsee zu bringen, um so mit Erfolg dem schwedischen die Spitze bieten zu können. Wenn vorhin über den Bedarf an Brennmaterialien eine Klage berührt wurde, so hat das seine Richtigkeit. Rußland hat ja Stein- kohlen gesunden, so am Ural selbst, dann bei Tula, und als der Krimkrieg ausgebrochen war und die russischen Dampfer nicht mehr englische Kohlen beziehen konnten, suchte man in der Umgegend Tauriens um so eifriger und sand zum Glück die Donezkohlen. Das hauptsächlichste Brennmaterial bleibt in Rußland aber doch immer das Holz der Bäume, und in den schier endlosen Waldslächen des nördlichen Rußlands schien ein Vorrat sast für die Ewigkeit dar- geboten.1 40 % des Gesamtareals oder über 2 Millionen □ km sind mit Wald bedeckt, und in diesen Holzmassen „steckt ein gut Teil des russischen Nationalvermögens". Leider muß neuerdings immer mehr zugestanden werden, daß eine ganz gewissenlose Waldverwüstung dieses kostbare Vermögen erheblich zu mindern beginnt, und wir hatten davon schon bei der verringerten Wassersülle der Wolga gesprochen. In Rußland nämlich verschlingt „das verschwenderische Heizen der Häuser unglaubliche Massen von Brennholz. Nicht nur die Wohn- zimmer werden geheizt, auch Flur und Stiegen müssen erwärmt werden, und zwar oft das ganze Jahr hindurch trotz des kontinentalen Sommers; fand doch ein Reisender mitten im Sommer trotz 25° im Schatten noch geheizte Wohnräume." Dazu kommt der Verbrauch der Badestuben, die sich sogar auf den Dörfern finden, und die nationale Bauart der Holzhäuser. In früheren wirtschaftlichen Perioden lieferte vielleicht das Land auch einem solchen massenhaften Bedarf gegenüber noch genug Holz; seitdem aber die Industrie aus- geblüht ist, macht sich Holzmangel fühlbar. Wohl zu beachten ist doch auch das Klima des Landes. Im Norden Rußlands sind die Gewässer 7—8 Monate von Eis bedeckt, im mittleren 5—6, im Süden 3 - Monate. Und trotz solcher Thatsachen lieben es die Russen, von der „Wärme" ihres Landes zu sprechen, und können sich aller- dings darauf berufen, daß bei der weiten Ausdehnung nach Süden bei ihnen „noch die Eitronen blühen" und das Kamel als Haustier erscheint. Kaiser Nikolaus hatte einen ausgeprägten Widerwillen gegen Pelze. Über die schwarze Erde oder das ^.schernosem habe ich schon 1 „Von den hochgelegeneren Dörfern genieszt man eine unbeschränkte Fernsicht über einen wahren Waldocean. Es erstarrt jeder heitere Gedanke, und man sehnt sich hinweg aus den endlosen düsteren Waldstrecken." Bode.
   bis 10 von 151 weiter»  »»
151 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 151 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 16
1 1
2 0
3 5
4 0
5 7
6 10
7 20
8 6
9 3
10 3
11 0
12 0
13 9
14 0
15 20
16 3
17 9
18 26
19 8
20 0
21 0
22 7
23 0
24 9
25 0
26 0
27 0
28 0
29 5
30 6
31 1
32 3
33 0
34 3
35 0
36 0
37 10
38 119
39 2
40 9
41 10
42 0
43 0
44 10
45 10
46 0
47 0
48 0
49 53

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 14
1 3
2 2
3 15
4 3
5 11
6 21
7 0
8 0
9 0
10 8
11 59
12 4
13 1
14 0
15 0
16 2
17 3
18 12
19 0
20 0
21 82
22 1
23 2
24 40
25 0
26 0
27 2
28 9
29 0
30 0
31 0
32 2
33 9
34 1
35 6
36 3
37 0
38 0
39 0
40 4
41 1
42 2
43 1
44 6
45 0
46 0
47 2
48 19
49 18
50 43
51 0
52 0
53 0
54 14
55 0
56 0
57 2
58 0
59 0
60 0
61 12
62 18
63 0
64 7
65 1
66 12
67 0
68 0
69 0
70 81
71 3
72 0
73 3
74 2
75 6
76 22
77 19
78 5
79 10
80 2
81 1
82 0
83 0
84 15
85 0
86 0
87 1
88 0
89 3
90 0
91 6
92 23
93 10
94 1
95 7
96 1
97 1
98 1
99 3

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 332
1 95
2 12
3 15
4 4
5 8
6 212
7 12
8 3
9 4
10 8
11 109
12 68
13 78
14 95
15 1
16 15
17 1
18 11
19 20
20 16
21 2
22 0
23 3
24 74
25 279
26 1
27 2
28 25
29 59
30 8
31 46
32 151
33 23
34 182
35 1
36 54
37 0
38 39
39 43
40 7
41 2
42 21
43 51
44 41
45 31
46 4
47 141
48 14
49 1
50 27
51 80
52 45
53 69
54 13
55 7
56 1
57 13
58 7
59 25
60 14
61 12
62 6
63 1
64 1
65 0
66 78
67 3
68 65
69 0
70 103
71 4
72 23
73 8
74 20
75 11
76 34
77 3
78 148
79 3
80 6
81 248
82 40
83 163
84 3
85 3
86 160
87 104
88 18
89 59
90 136
91 9
92 14
93 52
94 330
95 146
96 70
97 18
98 16
99 10
100 23
101 34
102 47
103 22
104 55
105 13
106 16
107 115
108 10
109 112
110 45
111 3
112 7
113 37
114 103
115 13
116 5
117 22
118 4
119 156
120 1
121 2
122 63
123 39
124 25
125 44
126 46
127 93
128 6
129 91
130 88
131 54
132 3
133 230
134 44
135 48
136 93
137 64
138 32
139 60
140 4
141 2
142 136
143 17
144 15
145 13
146 0
147 6
148 8
149 16
150 4
151 6
152 45
153 187
154 13
155 7
156 4
157 9
158 2
159 118
160 150
161 11
162 0
163 0
164 64
165 23
166 38
167 12
168 24
169 23
170 3
171 3
172 47
173 57
174 59
175 83
176 43
177 18
178 21
179 12
180 59
181 1
182 15
183 114
184 61
185 25
186 19
187 13
188 103
189 2
190 3
191 20
192 11
193 158
194 12
195 53
196 36
197 37
198 5
199 217