23
10.
vor ein paar Jahren da war meine Mutter mal aus-
gegangen, und ich lag im Bett, und Herta sollte herüber-
kommen. Und als sie kam, da sagte ich: „Herta komm, wollen
wir uns mal umziehen?" Und da haben wir uns unsere
Uleider ausgezogen, und dann haben wir uns noch die Unter-
röcke ausgezogen, und dann die Nachtröcke angezogen, und
da haben wir unsere große Ichwester gerusen, und da hat
sie uns ausgelacht und wir haben uns so geschämt. Uuf
einmal rief Herta, „o, meine Mutter ist da!" und da konnte
sie sich gar nicht so schnell wieder anziehn, und da ist sie
immer hingefallen und hat gestolpert, und da haben wir
tüchtig gelacht.
Der wind und die Bäume
Ls war einmal eine große Heide, darauf standen hohe
Bäume und beinahe war da ein Wald, so viele Bäume standen
da. Uber weiter von den hohen Bäumen weg standen mitten
in der Heide Wachholderbüsche. Die sahen aus wie Zwerge,
und die Bäume waren dann die Niesen. Und des Ubends,
wenn der wind über die weite Heide wehte, fingen die Bäume
an zu sprechen und die Wachholderbüsche auch, und dann
erzählten sie sich was. Und dann sagten die Bäume zu den
Wachholderbüschen: Ihr kleinen Zwerge, schweigt ihr doch still,
wenn wir uns was erzählen. Ihr müßt nicht immer dazwischen
sprechen, das paßt sich gar nicht für euch. Und dann mochten
die Wachholderbüsche sich auch gar nichts mehr erzählen und
sie sprachen nur ganz leise miteinander, so daß es die großen
Bäume nicht hören konnten, und sie summten nur und flüster-
ten sich was zu. Uber der wind sagte dann zu ihnen: Erzählt
euch man ruhig was zusammen, die großen spielen sich bloß
aus, die haben euch nichts zu sagen! Ich wehe bei euch eben-
sogut wie bei den Bäumen.
Da freuten sich die Wachholderbüsche über den guten
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
153
welchem der Garten liegt, und ein junges Mädchen von acht-
zehn Jahren mit großen, dunkeln Augen tritt heraus und
hilft einer alten Großmutter, die am Slots geht, mit dem
einen Fuß tiefer tritt als mit dem andern, die paar Sand-
steintritte hinunter, und die beiden wandeln still und ernst
durch den tausendjährigen Garten und bleiben unter den
Pappeln stehen und lauschen hinaus in die Kronen. Und das
junge Mädchen nimmt etwa ein Zwsiglein vom Wege auf
und wirft es in die Ecke und führt die alte Großmutter zu
der weißen Bank unter der dicksten Pappel und eilt nach
der Gießkanne und füllt sie aus der Regentonne und scheucht
die Millionen Mückenlarven, die im Wasser der Tonne
regungslos an der Oberfläche hängen, in die Tiefe und geht
dann, die Blumen zu begießen und die Rosenstöcke und schneidet
auch wohl ein Röslein ab und steckt es sich ins haar und
bringt ein anderes der Großmutter und hilft dann der alten
Dame wieder auf und beide wandeln noch ein dutzendmal
den weg auf und ab und treten wieder ins Haus und der
Garten schläft wieder, wie er schon die tausend Jahre hin
geschlafen hat und ist wieder verwunschen, und die Bosen
träumen, und die Pappeln erschauern und flüstern aufs neue
und nur der Drosselkönig, der seinen Wald verlassen hat und
sein weites Reich im Gebirge, als ihm ein Habicht seine Frau
geraubt hat, flötet ein paar wehmütige Töne in die Luft,
und dann ist wieder alles still und schläft weiter, bis in den
Abend und bis in die Nacht und bis zum Morgen und nächsten
Mittag..........
2. Der Schokolade-Automat
Bei dem Krämer Jansen an der Ecke unserer Straße
steht vorn im Hauseingang ein roter, bunter Automat, den
will ich jetzt malen, wer hilft mir? — was soll ich zuerst
zeichnen? was nun? was nun?
Vis ins kleinste Detail müssen die Angaben der Kinder
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
248
Ein anderes Prachtgewächs der heißen Zone ist der Pi sang.
Diese Pflanze gehört zu den Krautern, hat also keinen
Stamm, sondern nur einen Stengel, aber durch die Warme
des Klimas getrieben, erreicht der Pisang dennoch eine
Höhe von 20 Fuß, und der Stengel ist so dick wie ein
Mannsschenkel, aber dabei weich und schwammig. Die
Blatter sind 10 bis 12 Fuß lang, und über 2 Fuß breit;
die Früchte wachsen, wie bei den Palmen, am Gipfel in
einem traubenförmigen Büschel. Diese Früchte, deren an
einem Stamme wohl über hundert sitzen, haben einen herr-
lichen Geschmack, und dienen den Bewohnern jener Gegen-
den zur gewöhnlichen Nahrung. Sobald die Früchte reif
sind, stirbt die Pflanze ab, und schlägt dann an der Wurzel
wieder alis; sie erreicht also in einem Zahre ihre erstaunliche
Größe und Stärke. Der heißen Zone gehören endlich noch
zwei sehr merkwürdige Bäume an, die gleichfalls einen
Beweis von der durch die Hitze bewirkten Triebkraft der
Natur geben. Diese Bäume sind: der Baobab oder Af-
senbrotbaum und der Wurzel bäum. Der erste wird
für den größten aller Bäume gehalten; der Stamm erreicht
zwar nur die Höhe von 12 Fuß, aber die Dicke des Stam-
meö beträgt im Durchmesser 25 Fuß; demnach ist der Umfang
dieses Baumes wohl so groß, daß 12 Männer ihn säum
umspannen können. Die Krone wird gegen 70 Fuß hoch,
und breitet sich wohl 150 Fuß weit aus. Die Wurzeln
haben zum Theil eine Länge von 160 Fuß. Die ungeheuren
Zweige senken sich zuletzt, von ihrer eignen Schwere nieder-
gedrückt, mit ihren Spitzen auf die Erde herab, und ver-
decken den Stamm. In den ersten fünf Zähren wächst der
Baum schnell , nachher aber so langsam, daß man das Alter
dieser Baume auf 5- bis 6000 Zahre berechnet. Der
Wurzelbaum wächst gewöhnlich an sumpfigen Orten.
Seine Wurzeln steigen aus der Erde hervor, und erstrecken
sich oft, wenn ein solcher Baum an einem Flusse steht,
dessen Bette schmal ist, bis an's jenseitige Ufer, und bilden
auf diese Weise eine Art Brücke. Die Zweige des Baumes
haben das Besondere, daß sie sich zur Erde herabsenken,
Wurzel schlagen und einen neuen Stamm bilden. So wird
nach einiger Zeit ein einziger Baum der Stammvater eines
ganzen Waldes, und alle seine Kinder bleiben mit ihm in
Verbindung. Ein solcher Wald ist selbst dem hartnäckigsten
und geduldigsten Wanderer undurchdringlich. Außer diesen.
238
3.
Grönland und die Grönländer.
Fünfzig Meilen westlich von Zsland liegt die Halbinsel
Grönland, welche 982 durch einen in jener Znsel ange-
sessenen Norweger, Namens Erich, entdeckt wurde. Er war
gezwungen, Island zu verlassen, weil er im Zweikampfe
jemand getödtet hatte, und da er wußte, daß ein norwegi-
scher Schiffer früherhin an eine Küste westlich von Zsland
verschlagen worden, so segelte er, dieser Nachricht zufolge,
westlich, und kam glücklich dahin. Er fand das Land mit
Gras bewachsen, und nannte es daher Grönland. Nach eini-
gen Zähren kehrte er nach Zsland zurück, erzählte von den
schönen Weiden, den fischreichen Küsten, dem Pelzwerk und
Wildpret seines Landes, und veranlaßte dadurch viele zur
Ueberfiedelung. Nachdem Erich's Sohn eine Reise nach
Norwegen gemacht hatte, wurde die Anzahl der Ansiedler
noch größer. Man trieb Handel mit Norwegen, erbaute die
Stadt Garde, führte Kirchen auf, legte Klöster an, und
setzte einen Bischof nebst andern Geistlichen ein. Es waren
190 Oerter an der Ostküste, und 90 an der Westküste. Von
allen diesen findet man jetzt nur noch wenige Spuren. Auf
welche Weise die Einwohner, lind mit ihnen der Anbau des
damaligen Grönlands untergegangen find, ist nicht genau zu
bestimmen, wahrscheinlich ist es, daß durch das immer mehr
sich anhäufende Eis, und durch die dadurch hervorgebrachte,
außerordentliche Kalte alles seinen Untergang gefunden hat.
Zeht ist Grönland ein überaus ödes, rauhes und unfrucht-
bares Land. Hart an der Küste erheben sich hohe Felsen und
unzugängliche Klippen, die mit ewigem Eise bedeckt sind.
Zwischen ihnen befinden sich unzählige Buchten und Ein-
schnitte, von wo aus man das flache Land gewahrt, welches
aber auch nur dürr und traurig aussieht, lind worauf man
kaum etwas Grünes erblickt. Pflanzen und Thiere sind hier
noch weit sparsamer vertheilt als auf Zsland. Holz gibt es
auch nicht; einzelne Birken und Erlen bleiben kümmerlich und
klein Dahingegen giebt es auch hier vielerlei Moose, wie
in Zsland, und eine Pflanze, wodurch die Güte des Schö-
pfers auch an diesem traurigen Orte dem Menschen sichtbar
wird. Dies ist das Löffelkraut, das allgemeinste und
sicherste Mittel gegen die furchtbarste Krankheit dieser Gegen-
den, den Skorbut. Sie ist von der Natur hier mit ver-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Erich
Extrahierte Ortsnamen: Island Norwegen Norwegen Zsland
249
wunderbaren und merkwürdigen Gewächsen gedeihen in der
heißen Zone so manche Pflanzen auf eine ausgezeichnete
Weise, die in den gemäßigten Gegenden nur klein und
niedrig bleiben. Die Nohrarten sind gewöhnlich dünn und
schwach, aber in Ost- und Westindien wächst das Bambus-
rohr zu der Höhe eines starken Baums empor, der zuweilen
00 Fuß hoch wird, und eine Dicke von 2 Fuß hat. Dabei
ist es so außerordentlich hart, daß cs sich wohl der Lange
nach spalten, aber schwerlich durchschneiden laßt, und es
wird daher zu Stangen und Pfählen, zum Hauser- und
Schiffsbau angewendet. Farrenkrauter, die sich sonst nur
wenig über den Boden erheben, erreichen hier eine Höhe
von 35 Fuß; Bäume, fast zweimal so hoch als unsere Eichen,
prangen mit Blüthen so groß wie unsere Lilien, ja in Süd-
Amerika wächst eine Pflanze, deren Blume, von 4 Fuß
Umfang, sich die indischen Knaben Über den Scheitel ziehen.
Alle die Gewächse, welche gewissermaßen dem Europäer jetzt
zum Bedürfnisse geworden sind, gehören der heißen Zone
an, z. B. Kaffe, Zucker, Thee, Gewürze, wie Pfeffer,
Muskatnüsse, Nelken u. s. w., kostbare Färbestoffe, z. B. der
Indigo, kommen aus heißen Gegenden; treffliche Heilmittel,
unter andern die Chinarinde, manche Balsamarten werden
unr ^ntcr einem heißen Himmelsstriche angetroffen. Es ist
also uubezweifelt, daß der Pflanzcnreichthum in der heißen
Zone den höchsten Grad erreicht.
Nicht minder zeichnet sich die Thierwelt in diesem
Klima aus. Auch in derselben verbindet sich Größe und
Stärke mit dem blendendsten Schmucke der Farben, mit der
ausgezeichnetesten Schönheit. Der Reichthum an Pflanzen
macht es möglich, daß hier große, pflanzenfressende Thiere
leben, wie der Elephant und der Tapir; die Waldungen
' werden von. unzähligen Affenarten bevölkert; schöngefiederte
Papagoien und andere herrlich geschmückte Vögel schweben
von Baum zu Baum; Colibris, glänzend wie Diamanten,
wiegen sich auf Blumen, neben ihnen prachtvolle Schmet-
terlinge; selbst des Nachts wird die Luft durch glanzvolle
Laternentrager erhellt. Aber alle diese Herrlichkeiten wird dem
Menschen auch durch manche Beschwerden und Gefahren
verbittert. Zn den Wäldern und Gegenden der heißen Zorw
wohnen auch eine Menge reißender Thiere, gegen die man
auf seiner Hut sein muß.- Der blutdürstige Tiger lauert
im Schilfe verborgen auf seine Beute; auch der Löwe, der
\ 1
viel, ein Morgen mit Hopfen bepflanzt sogar 6 bis 7 Mill. Pfund. Diese Berech-
nungen wurden nach Versuchen in England angestellt, wo wahrend der 4 Sommer-
monate aber nur 1,600,000 Pfund Regen auf den Morgen Landes fallt, welcher aber
theils verdunstet, theils durch Quellen, Flüsse rc. dem Meere zugeführt wird, so
daß höchstens die Hälfte den Pflanzen zu Gute kommt. Woher bekommen sie die
übrigen Wasserdünste? Dieses geschieht durch die Eigenschaft der meisten den Boden
bildenden Bestandtheile: die Wasserdünste der Luft einzusaugen, und diese Eigenschaft
bat vorzüglich der aus der allmaligen Verwesung der organischen Substanzen entstan-
dene Humus, welcher, außer dem Ammoniakgas, die Kohlensäure der Luft zu entziehen
und zu sammeln weiß; ihm entziehen die Pflanzen dieses mit Ammoniak und Koh-
lensäure erfüllte Wasser, und er ersetzt den Verlust wieder aus der Atmosphäre.
Aber trotz des Humusgehaltes findet eine große Verschiedenheit der Vegetation statt,
eine und dieselbe Pflanze gedeiht auf einem Boden üppig, auf anderen fast gar nicht.
Warum überspringt z. B. die Grasnelke der Düne bei Helgoland die Granite,
Thonschiefer des Harzes, den Porphyr und Muschelkalk Thüringens, und erscheint
in der Sandebene Nürnbergs, jenseit des Mains? Aus der chemischen Untersu-
chung der Asche ergiebt sich, daß sie sämmtlich Kalk oder Kieselerde, Soda und
Pottasche, Kochsalz, Knochenerde (eine Verbindung von kohlensaurem und phosphor-
saurem Kalk), Gyps u.s.w. enthält, und dieselben Pflanzen haben von diesen Bestandthei-
len eine gleiche Menge in ihrer Asche. Fragen wir, weshalb gedeiht eine Pflanze, z. B. der
Weizen, in dem humusreichsten Boden, in reiner Baumerde, nicht? so ist die Ant-
wort: weil er einen Stoff, die Kieselerde, enthält, ohne den er nicht bestehen kann und
den er nicht in der Baumerde findet. Die Erscheinung, daß gewisse Pflanzen ganz
gesetzmäßig gewisse unorganische Mineralbestandtheile aus dem Boden aufnehmen,
muß zu der Ansicht führen, daß diese Stoffe eben so wesentlich für das Bestehen,
folglich für die Ernährung der Pflanze sind, als jene Elemente, aus denen dieselbe
ihre organischen Bildungen zusammensetzt. Der ganze Reichthum, die große Mannig-
faltigkeit der Vegetation, ihre große Verschiedenheit, sowohl wenn wir die Längen-
und Breiten-Zonen, als wenn wir die wilde Natur mit den Culturlanden vergleichen,
ist also abhängig von der Verschiedenheit der unorganischen Bestandtheile, welche die
Pflanze aus dem Boden aufnimmt. M. I. Schleiden.
5. Die Erdwärme und ihre Wirkungen gegen die Oberfläche
der Erde: Erdbeben, Vulkane rc.
Die innere, mit der Tiefe zunehmende Wärme unseres Planeten und die Re-
action dieses Innern gegen die Oberfläche hängt auf der einen Seite mit der Er-
regung elektromagnetischer Strömungen und dem Lichtprozeß der Erde (einer
Folge des Ausbruches eines magnetischen Ungewitters) zusammen und offenbart
sich auf der andern Seite als eine Hauptguelle geognostischer Phänomene: als
Erdbeben, Gas-Ausbrüche, heiße Quellen, Schlamm-Vulkane und Lavaströme aus
Eruptions-Kratern; ja die Macht elastischer Kräfte äußert sich auch durch räum-
liche Veränderung in dem Niveau der Oberfläche. Große Flächen, mannigfaltig
gegliederte Continente werden gehoben oder gesenkt, es scheidet sich das Starre von
dem Flüssigen; aber der Ocean selbst, von warmen und kalten Strömungen fluß-
artig durchschnitten, gerinnt an beiden Polen und wandelt das Wasser in dichte
Felse'nmaffen um, bald geschichtet und feststehend, bald in bewegliche Bänke zer-
trümmert. Die Grenzen von Meer und Land, von Flüssigem und Starrem wur-
den mannigfach und oft verändert. Es oscillirten die Ebenen aufwärts und ab-
wärts. Nach der Hebung der Continente traten auf langen Spalten, meist parallel
und dann wahrscheinlich zu einerlei Zeitepochen, Gebirgsketten empor; salzige
Lachen und große Binnenwasser, die lange von denselben Geschöpfen bewohnt wa-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Ortsnamen: England Helgoland Sandebene_Nürnbergs Mains Schleiden
24
der Menschen beginnt, zeugen besonders die Ueberbleibsel ganzer, untergegangener
Thiergeschlechter und Pslanzengattungen. Sie finden sich nicht im Urgebirge; in
den Uebergangsgebirgen sind Korallen, Muscheln und einige in Kohlenblende ver-
wandelte Schilfe. Die Steinkohle der Flötzgebirge ist vegetabilischen Ursprungs,
Kalk und Kreide sind dagegen reich an versteinerten Thieren der Vorwelt. Die
Braunkohle, der Bernstein, auch ganze Baumstamme in Menge (besonders Palmen-
arten) in dem Diluvium zeugen von der Wegschwemmunq ganzer Wälder; hier fin-
den sich die riesenhaften Thiere, welche unsern großen Vierfüßlern zwar ähnlich,
aber in den Ländern, wo sie gefunden werden, nicht mehr vorhanden sind, was auf
größere Abkühlung der dortigen Temperatur hinweiset. Diese versteinerten Ueber-
bleibsel der Vorwelt sind entweder wirklich versteinert (petrifizirt), wie die größ-
tentheils unbekannten Seegeschöpfe, wovon die Kalkllötzgebwge wimmeln, und die zu
Hornstein und Wachsopal versteinerten oder steinharten Hölzer, oder sie sind von
Kalksinter oder Mergeltuff durchzogen (calcinirt) und gewöhnlich leicht und
mürbe, oder sie sind metallisirt, d. h. von metallischen Stoffen, Fahlerz, Kupfer-
kies k. durchdrungen, oder verharzt, d. h. mit Erzpech durchzogen, wie das bitumi-
nöse Holz, wozu auch die in Bernstein eingeschlossenen Thiere gerechnet werden;
endlich findet man noch vorweltliche Thiere mit Haut und Haar, mit Fleisch und
Knochen in dem Ur- oder Diluvial-Eise des nördlichsten Sibiriens.
Die Zahl dieser Thiere ist bedeutend. Man kennt bereits über hundert Gat-
tungen von Landthieren, darunter 10 Säugethiere, 15 bis 20 Vogel-, 50 Amphibien-
Arten, wenigstens 2oo Fische, einige hundert krebsartige Thiere und Insekten, etwa
300 Strahlthiere, ein paar tausend Schaalthiere und Mollusken, über 5oo Pflanzen,
und jährlich werden noch neue entdeckt. Ueberall sind sie zerstreut, in der alten wie
in der neuen Welt, auf Bergen wie auf Ebenen und unter der Erde. Ammoniten
finden sich auf dem Himalaya 16000 Fuß hoch, wie aus den Alpen 7850 Fuß hoch,
Abdrücke von Farrenkräutern in Cumberland 2000 Fuß unter der Erde, und sogar
Mastodonten auf den amerikanischen Gebirgen in einer Seehöhe von 78oo Fuß. In
Europa, wo begreiflich die meisten aufgegraben werden, ist England und Irland,
wie Spanien und Italien reich daran, die Schweiz und ihre Alpen, wie Frankreich
in den Thälern der Rhone, Saone und Loire, und Euvier berechnet die Zahl der blos
im Becken der Seine bei Paris befindlichen Thiergattungen auf tausend. Deutsch-
land hat deren eine solche Menge, besonders im Neckarthal bei Cannstadt und im
Rheinthal rc., daß es nur vom Asiatischen Rußland übertroffen wird. Versteinerte
Pflanzen, entweder ganz oder als Wurzeln, Blätter, Rinde, Früchte, finden sich
nicht weniger häufig, besonders in Braun- und Steinkohlenlagern, Palmen bei Köln
und in Preußen, wie im Steinkohlenlager in Böhmen, dessen Dach aus Stämmen
verschiedener Palmen- und Nadelholzarten besteht. In Sibirien wie bei Soissons,
Mastricht rc. gräbt man versteinerte Holzftücke von 150 Pfund aus, welche in Kie-
sel, Achat und Jaspis verwandelt worden. Im Arnothale wie in Uorkshire, in
Irland wie in Flandern finden sich ganze Wälder unterirdischer Bäume, welche zum
Theil nach einer Richtung liegen und durch die heftige Gewalt der Strömung an
ihrem Fuße abgebrochen sind.
Alle diese Geschöpfe gehören nicht einem gleichen Zeitabschnitte an, sondern
scheinen nach verschiedenen Umwälzungen entstanden. Zur Zeit der ersten Bildung
organischer Wesen auf Erden scheint Alles mit Seewasser bedeckt gewesen zu sein ;
daher Wasserpflanzen und Wasserthiere zuerst auftreten und die Seegeschöpfe, z. B.
die ausgestorbenen Ammoniten, früher als die des Süßwassers. Aus dem Wasser
erhoben sich nach und nach die Inseln, deren noch sumpfiger Boden, begünstigt durch
die Hitze der Temperatur, riesenmäßige Pflanzen hervortrieb. Gigantische Schach-
telhalme (Lguisolen), baumartige Farrenkräuter mit 50 Fuß hohen Stämmen,
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Extrahierte Ortsnamen: Bernstein Bernstein Sibiriens Cumberland Europa England Irland Spanien Italien Frankreich Paris Cannstadt Rheinthal Steinkohlenlager Sibirien Uorkshire Irland
30
nämlich eine Plötzliche Senkung des Bodens der Nordsee und deren Küstengegend,
vielleicht in Folge eines Erdbebens. Spuren eines solchen Ereignisses finden
sich hier, wie anden holländischen, deutschen und britischen Küsten? Versunkene
Wälder liegen zwischen den friesischen Inseln und dem Festlande, z. B. bei Romoe
ein Fichtenwald mit Wurzeln und Stämmen aufrecht in natürlicher Lage stehend,
was sich nur durch Untenwegspülung und Senkung des Landes erklären läßt, aber
zugleich auf eine Urzeit hinweiset, da Fichtenwälder, so weit die Geschichte reicht,
im Lande nicht vorkommen und alles Nadelholz erst später absichtlich ist angepflanzt
worden. Bei einer solchen plötzlichen Senkung des Landes durchbrach der Ocean
die Scheidewand, welche früher England und Frankreich in Verbindung setzte (wie
die Gleichartigkeit der Küstenbestandtheile, der Thiere und Sagen beweisen), und die
zerstörende Ueberfluthung unsrer Küsten wäre dadurch genügend erklärt, so wie die
Auswanderung der Cimbern und Teutonen, welche mit jener Begebenheit in Bezie-
hung gesetzt wird. Die Fluth, welche jetzt aus dem Weltmeere durch den Kanal
uns zuströmt, müßte früher von Norden gekommen sein. Davon zeugen die ehedem
mehr nach Norden gerichteten Mündungen der Elbe, der Weser und des Rheins,
welche durch die Grenzen zwischen der Geest und Marsch bezeichnet werden. Letztere setzt
sich nur bei ruhig fließendem Wasser ab, ist aber gerade bei Holland am breitesten, was
nicht der Fall sein könnte, wenn früher dort die jetzige, heftige Kanalströmung statt-
gefunden hätte. In den Hamburgischen Elbmarschen findet man, unter der aufge-
schwemmten Moorerde, Haselnüsse und Eicheln in Menge vor, und auch große Schich-
ten von Eichen, Buchen rc., welche mit der Krone gegen Ostsüdost liegen, also auf
einen Umsturz von Westnordwest deuten. I. H. Biernatzki.
10. Unser Sonnensystem.
Unsere Sonne, das prächtigste und scheinbar größte Gestirn, welches wir am
Himmel erblicken, gehört zu den Firsternen, welche eigenes Licht und eigene Wärme
haben und auf diejenigen Haupt- und Nebenplaneten und Kometen verbreiten,
welche sich um dieselbe bewegen und mit ihr unser Sonnensystem bilden. Als
eine ungeheure Kugel, welche bei einem Durchmesser von 193000 Meilen den
Durchmesser der Erde 112 bis 113 mal, ihre Oberfläche 12700 mal und ihren
körperlichen Inhalt um wenigstens 1400000 mal übertrifft*), so daß, wenn sie hohl
wäre, unsere Erde mit dem 50000 Meilen entfernten Monde sich innerhalb derselben
in einer mindestens 136000 Meilen großen Kreisbahn bewegen könnte, ist sie, ob-
gleich ihre Dichtigkeit viermal geringer ist als die der Erde, 600 mal größer als alle
Planeten zusammengenommen und wälzt sich in 25^ Tagen um ihre Are, wie man
aus dem Erscheinen und Verschwinden der dunkeln Flecken (Sonnenflecken) auf ihrer
Scheibe erkennt, obgleich man wegen der Fortrückung der Erde auf ihrer Bahn die-
selben erst nach 27^ Tagen in derselben Richtung wahrnimmt. Bei ihrer Größe
schwingt sich also ein Ort, welcher auf dem Sonnenäguator liegt, 4| mal schneller
fort, als ein Ort auf dem Erd-Aequator, denn yf3 ist gleich 4^.
Der Merkur, als der kleinste und zugleich der Sonne am nächsten stehende dieser
größern Planeten, ist gleichwohl noch 8 Millionen Meilen von ihr entfernt und
durchläuft seine 50 Millionen Meilen lange Bahn in 88 Tagen. Da er der Sonne
2^ mal näher steht, als die Erde, so wird er 2^ mal 2^, d. h. 6 mal stärker von ihr
erleuchtet und erblickt sie in 6 mal größeremumfange; da er deshalb stärker von ihr
angezogen wird, so rollt er in jeder Sekunde 6/^ Meilen auf seiner Bahn fort. In
24 Stunden 5-| Minuten dreht er sich um seine Are. Seine Tage sind also den un-
*) Die Kugeln verhalten sich zu einander wie die Würfel ihrer Durchmesser: 1^ zu
112- = 1 zu 1,404,928.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: H._Biernatzki
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee England Frankreich Rheins Holland Westnordwest
337
von Bruch und Morast unterbrochen sich vorfindet. Hier wird kein Acker gebaut;
nur hie und da trifft man die wohlgepflegte Wiese in beschützten Niederungen, das
Magazin für die treffliche Rinderheerde, welche statt der Streu sich mit Tannen-
nadeln begnügen muß.
Das Volk, welches diese Höhen bewohnt, gleicht seiner Heimath; es ist kräftig
und rauh, kühn und thätig, unverdrossen und gutmüthig, duldsam und mit Geringem
zufrieden, stolz auf seine Berge und nur auf ihnen glücklich. Alles, was hier lebt
und waltet, gehört dem Bergbau an, sei es als eigentlicher Berg- und Hüttenmann,
oder sei es als Köhler, Holzschläger und Fuhrmann. Der Bergbau ist hier die
Seele des Lebens, das Centrum des Getriebes; keuchend ringt dieses Völkchen mit
Lebensgefahr dem widerstrebenden Erdgeiste seine edelsten Schätze ab, um die Pa-
läste trägerer Mitbrüder zu schmücken, Andern Genuß und Reichthum zu verschaffen,
und bleibt arm und armselig. Die blassen Wangen, die scharfen, starken und kal-
ten Gesichtszüge, die straffen, fettlosen, aber kräftigen Muskelformen erzählen von
den Mühseligkeiten seiner arbeitsvollen, entbehrungsreichen Tage, welche nahe gren-
zen an jene schwarzen Sklaven in den Plantagen der Gewürzinseln und auf den
Demantfeldern, deren blutiger Schweiß gleichfalls für die Ueppigkeit und den Lurus
verwendet wird. Aber im Feuerauge des Herzens leuchtet das Gefühl der Frei-
heit; freiwillig und mit Lust thut er die Arbeit seiner Väter, vor welcher der ver-
weichlichte Fremde schaudert, um seinen üppig geschwollenen Mund lacht eine sar-
kastische Fröhlichkeit und spricht von seinem gesunden Herzen und seiner muntern
Gemüthsart. An dreißigtausend Menschen leben dort oben in solcher Weise auf
einer Fläche von dreizehn Quadratmeilen, stolz auf ihren Berghauptmann, den sie
auch wohl den Harzkönig nennen, der sie nach eignen Gesetzen regiert, stolz auf ihre
Privilegien, auf ihre Freiheit von Steuern, selbst auf ihre volltönende Sprache.
Ein freundlicheres Klima empfängt den Wanderer, sobald er zum Unter-
harze herabsteigt, zu welchem man alles Gebirge zählt, was dem Brocken östlich
liegt und aus Gang- und Flötzgebirgen besteht, von ihm aber als Vorharz die äu-
ßersten, immer noch hügeligen und bewaldeten Ausläufe und Vorsprünge unterschei-
det, durch die das Gebirge allmälig in das flache Land ausläuft, gleichsam die Finger
und Fußzehen des Niesen, die er in der Ebene ausstreckt als Symbol seiner Herr-
schaft. Hier im Unterharz ist die unerschöpfliche Schatzkammer des Malers und
Dichters; hier finden sich jene an geheimen Zauber und unvergleichlichem Reiz so
reichen Platze, die diesem nordischen Gebirge einen Weltruf erwerben; und ist die
Erde hier im Innern weniger mit köstlichen Schätzen gefüllt, so ersetzt sie es im
Uebermaaß durch ihre äußere Herrlichkeit. Die traurige Tanne wechselt hier mit
dem üppigsten Laubholze: hundertjährige Eichen wölben sich zum luftigen Dome,
die schlanken Buchen bilden endlose Schattengänge und die silberhäutigen Birken
kränzen den Saum des Waldbaches und laden mit flüsternden Stimmen ihrer leicht-
beweglichen Blätter zum kühlen Ruheplatze. An den Höhen zieht sich Ackerland m
langen wellenförmigen Bändern hinaus; Schafheerden wandern langsam und be-
drängt in den begras'ten Thälern; Obstgärten kreisen die Dörfer ein, wenn auch
später reife Früchte spendend. Auch hier, wie überall im Harze, empfängt den
Fremden altgermanische Gastlichkeit, jene Treuherzigkeit, welche den Gast schnell
mit dem Wirthe befreundet und Beiden das Scheiden verbittert, und mit ihnen ver-
bindet sich ein natürlicher Hang zur Geselligkeit, der nur in freundlichen, freien,
offenen und zufriedenen Herzen erblüht, und bequeme Kunststraßen für Pferd und
Wagen geben dem Reisenden überdies jede gewünschte Erleichterung. Welche Man-
nigfaltigkeit von Genüssen und Ergötzlichkeiten bietet eine Wanderung durch solche
Gegenden für jedes Gemüth dar, das die nothwendige Empfänglichkeit mitbringt.
Der Freund des Finstern, Gewaltigen, Tragischen und Erschütternden wird sich
Kröger. Iii. 22
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Es gab eine Zeit auf unserer Erde, in welcher noch keine Vegetation die feste
Rinde bedeckte, in welcher kein Thier lebte, in welcher kein Humus vorhanden sein konnte.
Dennoch entwickelte sich in diesem humusleeren Boden allmalig eine Vegetation in
so großer Masse, daß sie, durch spatere Erdrevolutionen begraben und uns aufbewahrt,
einen wichtigen Platz im Haushalte der Menschheit einnimmt: ich meine die Vegetation
einer der ältesten geognostischen Formationen, der Steinkohlenperiode. Europa
verbraucht jährlich 677,800,000 Centner und der Vorrath reicht auch bei steigendem
Verbrauch noch wenigstens 500 Jahre aus. Ein solcher Vorrath entspricht
240,500 Millionen Centnern Kohlenstoff, den diese Pflanze offenbar nicht dem
humusleeren Boden der Urzeit entnommen haben konnte. Jenes falsche Raison-
nement setzt nämlich folgende Hypothese voraus: Es giebt eine bestimmte Quantität
organischer Substanz, welche zwischen Pflanzen- und Thierreich cireulirt. Das ab-
sterbende Thier dient der Pflanze zur Nahrung und die entwickelte Pflanze wieder
dem Thiere. Das könnte auch geschehen, wenn nicht der Verwesungsprozeß dazwi-
schen träte, durch welchen mindestens ein Theil der organischen Substanz dem an-
geblichen Kreisläufe entzogen und als unorganische Verbindung, als Kohlensäure
und Ammoniak, in die Atmosphäre verflüchtigt wird. Im Verlaufe der Zeit müßte
diese angeblich mit der Erde geschaffene Substanz längst verbraucht sein; aber im
Gegentheil, es zeigte nicht blos jene geognostische Periode, sondern auch die mit
den Menschen beginnende Geschichte von Periode zu Periode, von Jahrhundert zu
Jahrhundert eine immer größere Fülle des organischen Lebens, eine fortwährende
Vermehrung der Thier- und Pflanzenwelt. Woher stammt diese, wenn es nicht
einen Prozeß giebt, durch welchen die unorganische Substanz übergeführt wird in
den Kreislauf des Organischen? — Auf der andern Seite können wir leicht über-
schlagen, welche ungeheure Menge von Ammoniak und Kohlensäure sich durch
Athmen und Verbrennungsprozesse, aus der Verwesung so vieler Milliarden von
Thier- und Pflanzenkörpern und durch die fortwährenden Ausströmungen der groß-
ßen Vulkane in der Luft seit Jahrtausenden müssen angehäuft haben, während in
der That das Ammoniak in verschwindend kleinen Mengen, die Kohlensäure in einem
bestimmteren, aber sehr geringen Antheil in der Atmosphäre sich befindet. Es muß
also ein ganz gesetzmäßiger Abfluß stattfinden, durch welchen eben so der Atmo-
sphäre jene Stoffe wieder entzogen und der organischen Welt wieder einverleibt wer-
den. Und wie im Großen, so läßt er sich auch in kleinern Gebietsgrößen nachweisen.
Die Pampas in Südamerika hatten zur Zeit der Besitznahme durch die Spanier
dieselbe dürftige Steppenvegetation wie noch jetzt, dieselbe dünne Bevölkerung, die-
selben einheimischen Thiere. Die Spanier führten das Pferd und das Rindvieh ein,
welches sich ungeheuer vermehrte, so daß Montevideo allein jährlich 300,000 Stier-
häute ausführt, die Kriegszüge des General Rosas viele hunderttausend Pferde koste-
ten, ohne daß eine Abnahme merklich wurde. Das einheimische organische Leben hat
sich also vermehrt, und Millionen Pfunde von Kohlen- und Stickstoff sind durch die
Ochsenhäute ausgeführt, ohne daß das Land den geringsten berechenbaren Ersatz an
organischen Stoffen erhalten hätte. Woher können diese Massen anders stammen,
als aus der Atmosphäre? —Von dem in gutem Stande erhaltenen Walde gewinnen
wir jährlich für den Morgen etwa 2500 Pfund trocknes Holz, welche 1000 Pfund Koh-
lenstoff enthalten. Aber wir düngen den Waldboden nicht, und sein Gehalt wird
nicht erschöpft, sondern nimmt jährlich durch Windbruch und Blattfall bedeutend
zu. — Die Provinzen Nord- und Süd-Holland, Friesland u. s. w. führen alljähr-
lich mit ihrem Käse etwa eine Million Pfund Stickstoff aus. Sie entnehmen den-
selben durch die Kühe ihren Wiesen, die niemals anders als von dem darauf wei-
denden Viehe gedüngt werden; das giebt jenen aber keinen Ersatz, weil Alles, was
diese produziren, von den Wiesen herstammt. Woher nun diese enorme Maße
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Extrahierte Personennamen: Rosas
Extrahierte Ortsnamen: Europa Montevideo Friesland