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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 238

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
238 auch ein vortreffliches Del. Die äußere faserige Hülle der Schale dient zur Verfertigung starker Stricke, und aus der harten Schale selbst macht man Trink- geschirre, Löffel und andere Geräthe. Schneidet man die Blumensprossen ab, so erhält man einen weinartigen Saft; die jungen Blätter geben Palmkohl und der weiche, markige Saft des Stammes das sogenannte Palmhirn; aus den Blättern macht man Matten, Körbe, Fächer, Sonnenhüte; das Holz dient end- lich zum Bauen und Brennen. Ein anderes Prachtgewächs der heißen Zone ist der Pisang. Diese Pflanze gehört zu den Kräutern, hat also keinen Stamm, sondern nur einen Stengel, aber durch die Wärme des Klima's getrieben, erreicht der Pisang den- noch eine Höhe von 10 Fuß, und der Stengel ist so dick, wie ein Mannsschen- kel, er ist aber dabei weich und schwammig. Die Blätter sind 10 bis 12 Fuß lang und über 2 Fuß breit; die Früchte wachsen, wie bei den Palmen, am Gipfel in einem traubenförmigen Büschel. Diese Früchte, deren an einem Stamme wohl über hundert sitzen, haben einen herrlichen Geschmack und dienen den Be- wohnern jener Gegend zur gewöhnlichen Nahrung. Sobald die Füchte reif find, stirbt die Pflanze ab und schlägt dann an der Wurzel wieder aus; sie erreicht also in einem Jahre diese erstaunliche Größe und Stärke. Der heißen Zone gehören endlich noch zwei sehr merkwürdige Bäume an, die gleichfalls einen Beweis von der durch die Hitze bewirkten Triebkraft der Natur geben. Diese Bäume sind der Baobab o-er Affenbrotbaum und der Wurzelbaum. Der erste wird für den größten aller bekannten Bäume gehalten; der Stamm erreicht zwar nur die Höhe von 12 Fuß, aber die Dicke des Stammes beträgt im Durchmesser 25 Fuß; demnach ist der Umfang dieses Baumes wohl so groß, daß 12 Mann ihn kaum umfassen können. Die Krone wird gegen 70 Fuß hoch und breitet sich auf 150 Fuß weit aus. Die Wur- zeln haben zum Theil eine Länge von 170 Fuß. Die ungeheuren Zweige sen- ken sich zuletzt, von ihrer eigenen Schwere niedergedrückt, mit ihren Spitzen auf die Erde herab und verdecken den Stamm. In den ersten 5 Jahren wächst der Baum schnell, nachher aber so langsam, daß man das Alter dieser Bäume auf 5- bis 6000 Jahre berechnet. Der Wurzelbaum wächst gewöhnlich an sumpfigen Orten. Seine Wurzeln steigen aus der Erde hervor und erstrecken sich oft. wenn ein solcher Baum an einem Flusse steht, dessen Bette schmal ist, bis an's jenseitige User und bilden auf diese Weise eine Art Brücke. Die Zweige des Baumes haben das Besondere, daß sie sich zur Erde herabsenken, Wurzeln schla- gen und einen neuen Stamm bilden. So wird nach einiger Zeit ein einziger Baum der Stammvater eines ganzen Waldes, und alle seine Kinder bleiben mit ihm in Verbindung. Ein solcher Wald ist selbst dem hartnäckigsten und geduldigsten Wanderer undurchdringlich. Außer diesen wunderbaren und merkwürdigen Gewächsen gedeihen in der heißen Zone io manche Pflanzen auf eine ausgezeichnete Weise, die in den ge- mäßigten Gegenden nur klein und niedrig bleiben. Die Rohrarten sind ge- wöhnlich dünn und schwach', aber in Ost- und Westindien wächst das Bam- busrohr zu der Höhe eines starken Baumes empor, ver zuweilen 60 Fuß hock wird und eine Dicke von 2 Fuß hat. Dabei ist es so außerordentlich hart, daß es sich wohl der Länge nach durchspalten, aber nicht durchschneiden läßt, und es wird daher zu Stangen und Pfählen, zum Häuser- und Schiffsbau verwen- det. Farrenkräuter, die sich sonst nur wenig über den Boden erheben, er- reichen hier eine Höhe von 25 Fuß; Bäume, fast zweimal so hoch als unsere Eichen, prangen mit Blüthen so groß, wie unsere Lilien, ja in Südamerika wächst eine Pflanze, deren Blume von 4 Fuß Umfang sich die indianischen Kna- den über die Scheitel ziehen. Alle die Gewächse, welche gewissermaßen den Europäern jetzt zum Bedürfniß geworden sind, gehören der heißen Zone an, z. B. Kaffee, Zucker, Thee; Gewürze, wie Pfeffer, Muskatnüsse, Nelken u. s. w. Kostbare Färbestoffe, z. B. der Indigo, kommen aus den heißen Gegenden; treffliche Heilmittel, unter andern die Chi narr» de, manche Balsam arten, werden nur unter einem heißen Himmelsstriche ange-

2. Lesebuch für Volksschulen - S. 255

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
255 fruchtbare Tiefländer an dm Flüssen, so namentlich an der mittleren und unteren Donau, am Po und am Oberrhein. Almw Europa ist ein sehr wasserreiches Land. Zahlreiche schiffbare Flüsse durch- ziehen gleich Adern das Land und begünstigen Handel und Gewerbthätigkeit. Der erste Blick auf die Karte von Europa lehrt, daß die Flüsse — die der Halbinseln ausgenommen — sich nach zwei entgegengesetzten Richtungen wenden. Europa hat also eine zwiefache Abdachung, eine südöstliche und eine nordwestliche. In der ersteren fließen die größten Ströme Europas, die Wolga und die Donau. Die wichtigsten Ströme in der nordwestlichen Ab- dachung nach dem Eismeere und dem atlantischen Ocean hin sind: die Dwina, Wewa, Düna, der Wremen oder Wemek, die Weichsel, Hder, Kköe, Weser, der Ill-ein, die Seine (ßähn), Loire (loar) und Garonne. In der südöst- lichen Abdachung befinden sich: die Whone, der Wo, die Donau, der Dnjestr, der Injepr, der Don, die Wolga, der Ural. Außer diesen Flüssen sind noch zu merken: tue Themse in England; der Duero, Hajo, der Guadiana, der Guadalquivir und Kbro in Spanien; der Hiber in Italien. Außerordentlich reich an Seen sind die Ostseeländer und die Alpenländer. Die Seen der letztern zeichnen sich durch die Schönheit ihrer Umgebung aus. Namentlich sind es die Schweizer Seen: der Genfer, der Neu^chateller, der Vierwaldstädter, der Züricher und der zwischen der Schweiz und Deutschland liegende Bodensee, welche hier genannt zu werden verdienen. Europa liegt fast ganz in der gemäßigten Zone, nur ein ganz kleiner Theil reicht über den Polarkreis hinaus. Das Klima Europas ist deshalb auch im Ganzen ein gemäßigtes. In dem ebenen Osteuropa herrscht jedoch ein strenger Winter. Nach Westen hin wird das Klima, unter derselben nördlichen Breite, immer milder. Ein sehr milves Klima, jedoch im Sommer für uns Nordländer schon etwas zu heiß, haben die drei südlichen Halbinseln. Gegen die kalten Nordwinde sind die Länder durch hohe Gebirge geschützt, wohin- gegen die Seeluft die Hitze wieder mildert. Hier prangen Waldungen von immergrünen Laubhölzern. Citronen, Pomeranzen, Apfelsinen, feu- rige Weine, ja Feigen, Datteln und Reis gedeihen in dem herrlichen Klima. Im mittleren Europa wachsen unsere vorzüglichsten Getreidearlen (Weizen und Roggen, auch wohl Mais), die gewöhnlichen Obstarten und prächtige Eichen- und Buchenwälder. Der Norden Europas zeitigt durch - gehends nur Gerste und Hafer. Nadelhölzer und Birken bilden hier die Waldungen. Ja im hohen Norden schrumpfen diese Bäume sogar zu Zwer- gen zusammen. Europa hat wenig edle Metalle und kostbare Edelsteine, dahingegen ist es sehr reich an Eisen, Steinkohlen, Blei, Zinn, Kupfer und Salz. Gefährliche Raubthiere sind in unserm Erdtheil nicht zahlreich vertreten. Die schlimmsten Gäste sind die Wölfe. Sie hausen aber fast nur noch in den Wäldern Frankreichs und namentlich Polens und Rußlands. In letztern Ländern, sowie in den Gebirgen der südlichen Länder lebt auch der Bär und in den Polarländcrn der Eisbär. Dahingegen sind unsere gewöhnlichen Hausthiere fast über den ganzen Erdthcil verbreitet, mit Aus- nahme des hohen Nordens, wo das Rennthier sie fast alle vertritt. Giftige Schlangen finden sich hauptsächtlich im Süden. Die größten Vögel Europas sind der Adler und der Lämmergeier, welche vorzugsweise die Alpen bewohnen. Die meisten Europäer bekennen sich zur christlichen Religion, und zwar gehören 72 Mill. zur griechisch-katholischen (im Osten und Südosten), 145 Mill. zur römisch»katholischen (im Süden und Südwesten) und 70 Mill. (im Norden und Nordwesten) zur evangelischen Kirche. Außer- dem giebt’« noch etwa 5 Mill. Juden, 6 Mill. Muh amedaner und V2 Mill. Heiden in Europa.

3. Lesebuch für Volksschulen - S. 259

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
259 kürzer, als um Johanni, aber die Sonne kommt doch jeden Morgen zum Vorschein, wenn sie auch etwas auf sich warten läßt. In jenen Gegenden jedoch hat sie auf lange Zeit Abschied genommen, und die Kerzen am Weihnachtsbaum können des Mittags um 12 Uhr ange- zündet werden, und wer will, kann des Morgens um 6 Uhr zu Bett gehen und des Abends um 6 Uhr aufstehen, es ist alles einerlei, fin- ster ist es und bleibt es, so daß mancher zuletzt gar nicht mehr wiffen mag, ob es denn eigentlich Tages- oder Nachtszeit ist. Gewiß wür- den einem guten Deutschen, mag er nun ein Preuße oder ein Oest- reicher sein, die Thränen in die Augen treten, sollte er die Sonne auf mehrere Monate scheiden sehen. So wird der Winter im hohen Norden von einer mehrere Monate langen Nacht begleitet, wogegen der Sommer durch eben so lange Gegenwart der Sonne entschädigt. So gut es aber dann auch die Sonne meint, ein Sommer in unserm deutschen Vaterlande ist mir doch lieber, als im Norden von Schweden und Norwegen. Zwar überziehen sich in kurzer Zeit die Thäler mit einem saftigen, vollen Grün, auch fehlt es nicht an Blüthen mancherlei Art, und die Wärme steigert sich mit jeder Stunde, da die abkühlende Nacht nicht eintritt — aber an Kirschen und Birnen ist nicht zu denken, ja nicht einmal an Kartoffeln, und Brot aus Roggen gilt als Delikatesse. Wer dort wohnt, bekommt keinen andern Baum zu sehen, als die Tanne oder die Birke, und wer aus unserm Vaterlande dort hinziehen will, der nehme nur Abschied von den Buchenwäldern und Obstbäumen, von der Weinrebe und den Weizenfeldern. Anfangs begleiten ihn zwar noch alte Bekannte: Apfelbäume, Birnbäume, Buchen und Eichen; aber je weiter er refft, je mehr bleibt einer nach dem andern zurück, bis er zuletzt nur noch die düstere Tanne und die zierliche Birke neben sich schauet; aber ehe er sich's versieht, sind diese zu Zwergen zusammen- geschrumpft, die kauernd hinter Klippen und in Schluchten Schutz suchen. Hält er immer noch nicht an in seiner Wanderung, so nehmen auch diese Zwerglein von ihm Abschied, und nun erinnert ihn nur noch Weidengebüsch an sein Heimathland, bis auch dieses verschwindet, Haidekraut das endlose Wellenland überzieht, Moose und Flechten den Boden polstern und als die einzig Unüberwindlichen siegreich über die Feinde alles Lebens, über Frost und Schnee triumphiren. Das Blöcken der Schaf- und Rindvieh-Heerden hat sein Ohr schon längst nicht mehr vernommen, schöne, kräftige Hirten sein Auge schon längst nicht mehr gesehen. Die Menschen, die er hier und dort etwa antrifft, kommen ihm fremdartig vor, kleiner als daheim, mit einem andern Schnitt der Kleider und mit einem andern Schnitt des Gesichts. Es sind die Lappländer, mit welchen er im Norden von Schweden und Nor- wegen Bekanntschaft macht. 17*

4. Lesebuch für Volksschulen - S. 237

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
237 solchen prachtvollen Anblick, wovon man sich selbst in den gemäßigten Gegenden, wo doch der Pflanzenwuchs schon bedeutender ist, keinen Begriff machen kann. Es sind besonders einige Pflanzenarten, die, der heißen Zone allein angehörend, durch ihre Schönheit und Pracht sowohl, als auch durch ihre ungemeine Nutz- barkeit sich vorzüglich auszeichnen. Dahin gehören unter andern die Palmen- arten. Sie behaupten unter allen Gewächsen auf unserer Erde in jedem Be- tracht den ersten Rang. Die Vortheile, welche der Mensch von den übrigen Gewächsen zusammengenommen erhält, giebt ihm die Gattung der Palmen allein. Sie speisen, tränken und kleiden ihn, sie liefern ihm Materialien zu seiner Woh- nung und zum Hausgeräthe und lassen keines seiner Bedürfnisse unbefriedigt. Eben so sehr zeichnen sie sich auch durch ihre Schönheit und durch einzelne merk- würdige Eigenschaften aus. Die Palmen haben schlanke Stämme, ohne eigent- liche Rinde, die oft 200 Fuß in die Höhe steigen. Aeste und Zweige haben sie auch nicht, sondern es bildet sich oben am Gipfel ein Büschel von immergrü- nen, meist herabhängenden Blättern, die zum Theil über 20 Fuß lang sind, so daß sie in Betracht ihrer Größe die Stelle der Zweige wohl vertreten können. So wie der Stamm höher treibt, fallen die Blätter ab und lassen kleine Stümpfe nach, die das Hinaufsteigen erleichtern und zugleich dem Stamme statt der Rinde dienen. Die nützlichste Palme ist unstreitig die Kokospalme. Von ihr benutzt man das Holz, den Saft, die Blätter und die Früchte. Diese sind Nüsse, bei- nahe so groß, wie ein kleiner Kindskopf. Die Schale ist sehr dick, hart, holz- artig und läßt sich poliren und drechseln; äußerlich ist sie mit einer faserigen Hülle umgeben. Ist die Nuß halb reif, so befindet sich ein überaus schmack- haftes und gesundes Wasser darin, welches nicht nur den Durst löscht, sondern auch wider mancherlei Krankheit dient. Mit dem Alter der Nüsse verdickt sich dieser Saft nach und nach und wird endlich zu einem festen Kerne, der aber in der Mitte immer noch eine mit Saft angefüllte Höhlung behält, so daß eine solche Nuß den Hunger und Durst zugleich stillt; aus dem Kerne preßt man Palme. Pisang.

5. Lesebuch für Volksschulen - S. 250

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
250 großartiger Unternehmungsgeist. Alles, was die Amerikaner an öffentlichen Bau- werken schaffen, trägt den Stempel der Großartigkeit, vom Capitol in Washing- ton an bis zur Pacific-Eisen bahn, dieser größten Bahn der Erde, welche New-York mit San-Franzisko, den atlantischen mit dem großen Ocean verbindet. Der Osten der vereinigten Staaten und theilweise auch der Süden, die Küstenländer am atlantischen Ocean und am Golf von Mexiko sind schon lange dicht bevölkertes Land mit großen und volkreichen Städten. Anders verhält es sich mit dem Innern des Landes nach dem Missisippi und dem Felsen-Gebirge hin. Hier giebt es noch große unangebaute Strecken, bedeckt mit Urwald, dessen Riesenbäume wahrhaftes Staunen erregen. Hierhin, wo für wenig Geld noch große Flüchen Landes anzukaufen sind, zieht sich der Hauptstrom der europäi- schen Auswanderung. Die Axt räumt unter den Riesen des Waldes auf; ein Blockhaus wird gebaut, der Boden umher zur Saat zugerichtet, und die Farm (der Bauernhof) ist fertig. Durch die Niederlassung mehrerer Farmer entsteht eine Ortschaft, ein Dorf u. dgl. Hat die Ortschaft eine für Handel und Verkehr besonders günstige Lage, so ziehen Handwerker, Fabrikanten, Kaufleute und an- dere herbei; es entsteht eine Stadt, die oft so fabelhaft schnell wächst, daß in wenigen Jahrzehnten daraus eine Großstadt mit mehreren Hunderttausend Ein- wohnern hervorgeht. So sind z. B. die großen Städte St. Franzisko (160,000 E.), Chicago (300,000 E.) u. a. entstanden und angewachsen. 112. Die Urwälder Süd-Amerikas. Die Urwälder Süd-Amerikas, namentlich des unermesslichen Tieflan- des am Amazonenstrome, vermag grösstentheils des Menschen Fuss nicht einmal zu durchwandeln. Astlos erheben sich hier bis zur höchsten Höhe dicht gedrängt die unzähligen Säulen von Palmen der verschieden- sten Art. Deren gewaltige Blattkronen bilden ein dichtes, grünes, thurm- hohes Dach, oft mehr als 100 Fuss hoch über dem Haupte des Wanderers. Nur hie und da ist durch dasselbe ein Streifchen des blauen Himmels zu erblicken. Fast nirgends vermag die senkrecht darüber stehende Sonne ihre Strahlen hindurch zu senden. Selbst am Mittage ist daher alles in ein tiefes, abendliches Dunkel gehüllt. Mächtige Schlingpflanzen, oft mit den herrlichsten, schönduftenden Blüthen geziert, laufen die schlan- ken Stämme hinauf bis zur Blattkrone hin. Oft sind dieselben so unter- einander verschlungen, dass sie ein undurchdringliches Gewinde bilden. Zahllose Affen aller Art, buntgefiederte Papageien und andere Thiere erfüllen zu gewissen Tageszeiten die dunkle Wildniss mit betäubendem Geschrei, während zu andern Tageszeiten lautlose Stille herrscht, oder nur das Klopfen der Spechte sich hören lässt. Goldglänzende Koli- bris, prächtig gezeichnete Schmetterlinge und Käfer umfliegen die blühenden Schlingpflanzen; hoch oben auf den Blattkronen sammeln sich Schaaren von schneeweissen Fischreihern. Nirgends aber ist auch nur ein einziges grünes Rasenplätzchen aufzufinden, auf dem der Wanderer sich lagern könnte. Faulende Blätter, unzählige Arten bunter Pilze bedecken den meist schwammigen, vom Wasser durchdrungenen Boden. Dazwischen stehen nur rauhhaarige, sperrige und dornige Pflanzen. Gewürme und Schlangen aller Art haben hier ihren Aufenthalt, und grosse Ameisen richten ihre Baue auf. Schwärme stechender Insekten belästigen und peinigen den Wanderer bei Tage, und grosse Fledermäuse, Vam- pyre, saugen des Nachts dem Schlafenden das Blut aus den Zehen oder andern unbedeckten Körpertheilen. Grosse Heerden wilder Schweine, Pekaris genannt, zerstampfen und zerwühlen den Boden. Ein Schrecken aber aller Bewohner des Waldes ist der amerikanische Tiger, Jaguar genannt, welcher die Affen selbst auf die furchtbar stachligen Palmen- stämme verfolgt und die scheuen Rehe vor sich her treibt. Gefrässige Raubvögel bemächtigen sich der kleineren Affen, die ihnen nur schwer ent- rinnen können. Am Rande des Urwalds, am Ufer der Flüsse, liegen oft

6. Lesebuch für Volksschulen - S. 252

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
252 Schnabelthier. langen Hinterfüßen, auf welchen es mei- stens in aufrechter Stellung forthüpft; das Schnabellhier, dessen Schnauze wie ein Entenschnabel gestaltet ist, und dessen Zehen durch eine Schwimmhaut verbunden sind; ferner behaarte Vögel, wie der Kasuar, schwarze Schwäne, weiße Adker, Paradiesvögel u. s. w. Auch das Pflanzenreich hat sonderbare Erzeugnisse aufzuweisen, z. B. Bäume mit lederartigen Blättern, die nicht ihr Laub, wohl aber die Rmde wechseln; Kirschen, deren Stein an der Außenseite wächst rc. Die Bewohner des Festlandes von Australien und der größeren umliegen- den Inseln gleichen in ihrer Körperbildung und Hautfarbe den Negern, wes- halb man sic Austral-Neger nennt. Die Bewohner der im großen Ocean zerstreut liegenden Inseln sind schöner, aber von weit roherer Gemüthsart. Bei ihnen herrscht noch jetzt der Gebrauch, die gefangenen Feinde zu schlachten und zu essen. Nur wo das Christenthum eingeführt ist, hat dieser unter vie- len Heiden in allen Erdtheilen verbreitete Gräuel aufgehört. Unter keinem Volke hat aber das Christenthum so rasche Verbreitung gefunden, als unter den Südseeinsulanern. (Brotbaum.) 114. Tahiti. Die gepriesenste aller Südsee-Inseln, die Königin des stillen Oceans, ist Tahiti, auch Otaheiti genannt. Sie gehört zu den Gesellschafts- Inseln und ist vulkanischen Ursprungs. In ihrer Mitte starrt ein kegel- förmiges Felsengebirge gen Himmel, mit tiefen Schluchten und wilden Zacken. Ein dunkelgrüner Waldesmantel hüllt dasselbe vom Scheitel bis zum Fusse ein und breitet sich von da mit frischem Grün bis zur Küste aus, die das Gebirge mit einer schmalen Ebene umsäumt. Zahlreiche Flüsse mit krystallhellem Wasser und schäumenden Fällen strömen von den Bergabhängen nach allen Richtungen dem Meere zu. In den Thälern und auf der Küstenebene lebt ein schlanker, kräftiger Menschenschlag, von schönem Gliederbau und brauner Hautfarbe. Einzeln, über die Ebene zerstreut, liegen die Hütten, umgeben mit wohlriechendem Gebüsch. Ein einfaches Schirmdach von Palmblättern genügt, gegen Regen und Nacht- thau zu schützen. Keine Wand von Stein oder Holz ist nöthig, um sich gegen das Wetter zu sichern. Matten, welche durch Schnüre herab- und hinaufgelassen werden, reichen aus, die offenen Seiten bei einem Unwetter zu verschliessen. Der Fussboden der Wohnung ist mit Heu bedeckt, worüber Matten liegen, auf denen man bei Tage sitzt und des Nachts schläft. Nur bei Regenwetter hält man sich in der Wohnung auf; selbst die Mahlzeiten werden im Schatten des nächsten Baumes eingenommen, nach dem man nicht weit zu gehen braucht, da für jedes Haus nur eben so viele Bäume niedergeschlagen werden, als erforderlich sind, zu verhin- dern, dass die Tropfen von den zunächst stehenden Bäumen auf das Dach fallen und es in Gefahr bringen, zu verfaulen. Von einem Hause zum andern schlängeln sich Pfade im frischen, dunkeln Schatten der dicht- belaubten Bäume, und nichts kann angenehmer sein, als dieser Schatten, und nichts unmuthiger, als diese Laubgänge, durch welche die kühlende Seeluft ungehindert hindurch geht. Der Boden liefert die meisten Nah- rungsmittel fast ohne Arbeit, und mehr zum Ueberfluss, als zum Bedürf- niss, findet man vor der Wohnung ein kleines Feld eingezäunt, auf wel- chem die Besitzer die Yamswurzel, die süsse Batate u. dgl. bauen. Die Luft ist sehr gesund, und obgleich die Insel nur 17 Grad vom Aequa-

7. Lesebuch für Volksschulen - S. 364

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
364 erstaunlich, wenn er den Kern aufschwellt. Wenn man ein Gewicht von 150 Pfund auf Erbsen legt, die man durch Anfeuchtung zum Keimen bringt, so wird diese Last emporgehoben, und der Keim drängt hervor. Wie kann doch solche Kraft in einem so zarten Keime wohnen, den der Finger eines Kindes zerstört! Ja, hier ist Gottes Walten! — Zschokke. 48. Die Eiche. Unter unsern einheimischen Waldbäumen gebührt der prächtigen Eiche die erste Stelle, denn sie vereinigt Schönheit mit Stärke und Nutzen. Sie liefert zum Bau unserer Wohnungen eisenfeste Pfeiler und schmückt unsere Zimmer mit brauchbaren Gerathen. Allen Völ- kern war sie von jeher ehrwürdig und im Alterthume sogar den Göt- tern geweiht. Bei uns giebt es zwei verschiedene Arten von Eichen, die beide in ganz Europa, vorzüglich aber in Deutschland, wachsen. Die Winter- eiche oder Steineiche hat eine braune, gefurchte Rinde, die aber an den jüngeren Zweigen weißlich und glatt ist. Ihre Blüthe erscheint erst am Ende des Maies; die Eicheln wachsen traubenweise an kurzen Stielen, drei bis zwölf Stück neben einander, und reifen im November. Ihr Holz ist etwas röthlich und unter allen europäischen Hölzern das festeste und dauerhafteste. Eine andere Art ist die Sommereiche. Bei dieser erschei- nen Blätter und Blüthen einige Wochen früher, die Früchte stehen mehr einzeln, an längeren Stielen und kommen schon im September und October zur Reife. Die Rinde ist auswendig schwärzlich, oft mit weißem Schimmel überzogen, das Holz ist blasser, als von jener, und wird im Alter etwas schwärzlich. Die Wurzeln der Eichen verbreiten sich sehr weit in die Erde, und diese bekommen dadurch einen festen und sichern Stand. Ihr Stamm wächst sehr gerade und erreicht eine ansehnliche Höhe. Die Aeste sind gewöhnlich sehr stark, breiten sich weit aus und stehen in großen Winkeln vom Stamme ab. Ihre Blätter sind groß, stark ausgeschweift, stehen büschelweise zusammen und haben eine dunkelgrüne Farbe, an welcher man die Eichenwälder schon von weitem erkennen kann. Ihre Früchte, die Eicheln, sind rund und haben einen sehr herben Geschmack. Am besten gedeihen die Eichen in hochgelegenen, nur wenig feuchten Wäldern. Ihre starke Ausdünstung macht, daß sie^ häufig vom Blitze getroffen werden. Die Eichen wachsen sehr langsam, erreichen aber auch ein unge- heures Alter. Unter zwei- bis dreihundert Jahren wird ihr vollkom- menes Wachsthum nicht vollendet. Dagegen werden sie aber auch fünf- hundert Jahre alt, ja man hat Beispiele von Eichen, die gewiß wenig- stens tausend Jahre alt waren. Den größten Nutzen gewährt die Eiche durch ihr Holz. Weil es sehr fest ist und der Fäulniß vorzüglich gut widersteht, so braucht
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