1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
238
auch ein vortreffliches Del. Die äußere faserige Hülle der Schale dient zur
Verfertigung starker Stricke, und aus der harten Schale selbst macht man Trink-
geschirre, Löffel und andere Geräthe. Schneidet man die Blumensprossen ab, so
erhält man einen weinartigen Saft; die jungen Blätter geben Palmkohl und
der weiche, markige Saft des Stammes das sogenannte Palmhirn; aus den
Blättern macht man Matten, Körbe, Fächer, Sonnenhüte; das Holz dient end-
lich zum Bauen und Brennen.
Ein anderes Prachtgewächs der heißen Zone ist der Pisang. Diese
Pflanze gehört zu den Kräutern, hat also keinen Stamm, sondern nur einen
Stengel, aber durch die Wärme des Klima's getrieben, erreicht der Pisang den-
noch eine Höhe von 10 Fuß, und der Stengel ist so dick, wie ein Mannsschen-
kel, er ist aber dabei weich und schwammig. Die Blätter sind 10 bis 12 Fuß
lang und über 2 Fuß breit; die Früchte wachsen, wie bei den Palmen, am
Gipfel in einem traubenförmigen Büschel. Diese Früchte, deren an einem Stamme
wohl über hundert sitzen, haben einen herrlichen Geschmack und dienen den Be-
wohnern jener Gegend zur gewöhnlichen Nahrung. Sobald die Füchte reif
find, stirbt die Pflanze ab und schlägt dann an der Wurzel wieder aus; sie
erreicht also in einem Jahre diese erstaunliche Größe und Stärke.
Der heißen Zone gehören endlich noch zwei sehr merkwürdige Bäume an,
die gleichfalls einen Beweis von der durch die Hitze bewirkten Triebkraft der
Natur geben. Diese Bäume sind der Baobab o-er Affenbrotbaum und
der Wurzelbaum. Der erste wird für den größten aller bekannten Bäume
gehalten; der Stamm erreicht zwar nur die Höhe von 12 Fuß, aber die Dicke
des Stammes beträgt im Durchmesser 25 Fuß; demnach ist der Umfang dieses
Baumes wohl so groß, daß 12 Mann ihn kaum umfassen können. Die Krone
wird gegen 70 Fuß hoch und breitet sich auf 150 Fuß weit aus. Die Wur-
zeln haben zum Theil eine Länge von 170 Fuß. Die ungeheuren Zweige sen-
ken sich zuletzt, von ihrer eigenen Schwere niedergedrückt, mit ihren Spitzen auf
die Erde herab und verdecken den Stamm. In den ersten 5 Jahren wächst der
Baum schnell, nachher aber so langsam, daß man das Alter dieser Bäume auf
5- bis 6000 Jahre berechnet. Der Wurzelbaum wächst gewöhnlich an sumpfigen
Orten. Seine Wurzeln steigen aus der Erde hervor und erstrecken sich oft.
wenn ein solcher Baum an einem Flusse steht, dessen Bette schmal ist, bis an's
jenseitige User und bilden auf diese Weise eine Art Brücke. Die Zweige des
Baumes haben das Besondere, daß sie sich zur Erde herabsenken, Wurzeln schla-
gen und einen neuen Stamm bilden. So wird nach einiger Zeit ein einziger
Baum der Stammvater eines ganzen Waldes, und alle seine Kinder bleiben
mit ihm in Verbindung. Ein solcher Wald ist selbst dem hartnäckigsten und
geduldigsten Wanderer undurchdringlich.
Außer diesen wunderbaren und merkwürdigen Gewächsen gedeihen in der
heißen Zone io manche Pflanzen auf eine ausgezeichnete Weise, die in den ge-
mäßigten Gegenden nur klein und niedrig bleiben. Die Rohrarten sind ge-
wöhnlich dünn und schwach', aber in Ost- und Westindien wächst das Bam-
busrohr zu der Höhe eines starken Baumes empor, ver zuweilen 60 Fuß hock
wird und eine Dicke von 2 Fuß hat. Dabei ist es so außerordentlich hart, daß
es sich wohl der Länge nach durchspalten, aber nicht durchschneiden läßt, und
es wird daher zu Stangen und Pfählen, zum Häuser- und Schiffsbau verwen-
det. Farrenkräuter, die sich sonst nur wenig über den Boden erheben, er-
reichen hier eine Höhe von 25 Fuß; Bäume, fast zweimal so hoch als unsere
Eichen, prangen mit Blüthen so groß, wie unsere Lilien, ja in Südamerika
wächst eine Pflanze, deren Blume von 4 Fuß Umfang sich die indianischen Kna-
den über die Scheitel ziehen. Alle die Gewächse, welche gewissermaßen den
Europäern jetzt zum Bedürfniß geworden sind, gehören der heißen Zone an,
z. B. Kaffee, Zucker, Thee; Gewürze, wie Pfeffer, Muskatnüsse,
Nelken u. s. w. Kostbare Färbestoffe, z. B. der Indigo, kommen aus
den heißen Gegenden; treffliche Heilmittel, unter andern die Chi narr» de,
manche Balsam arten, werden nur unter einem heißen Himmelsstriche ange-
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Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
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255
fruchtbare Tiefländer an dm Flüssen, so namentlich an der mittleren und
unteren Donau, am Po und am Oberrhein. Almw
Europa ist ein sehr wasserreiches Land. Zahlreiche schiffbare Flüsse durch-
ziehen gleich Adern das Land und begünstigen Handel und Gewerbthätigkeit.
Der erste Blick auf die Karte von Europa lehrt, daß die Flüsse — die der
Halbinseln ausgenommen — sich nach zwei entgegengesetzten Richtungen wenden.
Europa hat also eine zwiefache Abdachung, eine südöstliche und eine
nordwestliche. In der ersteren fließen die größten Ströme Europas, die
Wolga und die Donau. Die wichtigsten Ströme in der nordwestlichen Ab-
dachung nach dem Eismeere und dem atlantischen Ocean hin sind: die Dwina,
Wewa, Düna, der Wremen oder Wemek, die Weichsel, Hder, Kköe, Weser,
der Ill-ein, die Seine (ßähn), Loire (loar) und Garonne. In der südöst-
lichen Abdachung befinden sich: die Whone, der Wo, die Donau, der Dnjestr,
der Injepr, der Don, die Wolga, der Ural. Außer diesen Flüssen sind
noch zu merken: tue Themse in England; der Duero, Hajo, der Guadiana,
der Guadalquivir und Kbro in Spanien; der Hiber in Italien.
Außerordentlich reich an Seen sind die Ostseeländer und die Alpenländer.
Die Seen der letztern zeichnen sich durch die Schönheit ihrer Umgebung aus.
Namentlich sind es die Schweizer Seen: der Genfer, der Neu^chateller,
der Vierwaldstädter, der Züricher und der zwischen der Schweiz und
Deutschland liegende Bodensee, welche hier genannt zu werden verdienen.
Europa liegt fast ganz in der gemäßigten Zone, nur ein ganz kleiner
Theil reicht über den Polarkreis hinaus. Das Klima Europas ist deshalb
auch im Ganzen ein gemäßigtes. In dem ebenen Osteuropa herrscht jedoch ein
strenger Winter. Nach Westen hin wird das Klima, unter derselben nördlichen
Breite, immer milder. Ein sehr milves Klima, jedoch im Sommer für uns
Nordländer schon etwas zu heiß, haben die drei südlichen Halbinseln. Gegen
die kalten Nordwinde sind die Länder durch hohe Gebirge geschützt, wohin-
gegen die Seeluft die Hitze wieder mildert. Hier prangen Waldungen von
immergrünen Laubhölzern. Citronen, Pomeranzen, Apfelsinen, feu-
rige Weine, ja Feigen, Datteln und Reis gedeihen in dem herrlichen
Klima. Im mittleren Europa wachsen unsere vorzüglichsten Getreidearlen
(Weizen und Roggen, auch wohl Mais), die gewöhnlichen Obstarten und
prächtige Eichen- und Buchenwälder. Der Norden Europas zeitigt durch -
gehends nur Gerste und Hafer. Nadelhölzer und Birken bilden hier
die Waldungen. Ja im hohen Norden schrumpfen diese Bäume sogar zu Zwer-
gen zusammen.
Europa hat wenig edle Metalle und kostbare Edelsteine, dahingegen ist es
sehr reich an Eisen, Steinkohlen, Blei, Zinn, Kupfer und Salz.
Gefährliche Raubthiere sind in unserm Erdtheil nicht zahlreich vertreten. Die
schlimmsten Gäste sind die Wölfe. Sie hausen aber fast nur noch in den
Wäldern Frankreichs und namentlich Polens und Rußlands.
In letztern Ländern, sowie in den Gebirgen der südlichen Länder lebt
auch der Bär und in den Polarländcrn der Eisbär. Dahingegen sind unsere
gewöhnlichen Hausthiere fast über den ganzen Erdthcil verbreitet, mit Aus-
nahme des hohen Nordens, wo das Rennthier sie fast alle vertritt. Giftige
Schlangen finden sich hauptsächtlich im Süden. Die größten Vögel Europas
sind der Adler und der Lämmergeier, welche vorzugsweise die Alpen
bewohnen.
Die meisten Europäer bekennen sich zur christlichen Religion, und zwar
gehören 72 Mill. zur griechisch-katholischen (im Osten und Südosten),
145 Mill. zur römisch»katholischen (im Süden und Südwesten) und
70 Mill. (im Norden und Nordwesten) zur evangelischen Kirche. Außer-
dem giebt’« noch etwa 5 Mill. Juden, 6 Mill. Muh amedaner und V2 Mill.
Heiden in Europa.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Hajo
Extrahierte Ortsnamen: Donau Europa Europa Europa Europas Donau Wewa Donau England Spanien Italien Deutschland Europa Europas Osteuropa Europa Europas Europa Frankreichs Europas Europa
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kürzer, als um Johanni, aber die Sonne kommt doch jeden Morgen
zum Vorschein, wenn sie auch etwas auf sich warten läßt. In jenen
Gegenden jedoch hat sie auf lange Zeit Abschied genommen, und die
Kerzen am Weihnachtsbaum können des Mittags um 12 Uhr ange-
zündet werden, und wer will, kann des Morgens um 6 Uhr zu Bett
gehen und des Abends um 6 Uhr aufstehen, es ist alles einerlei, fin-
ster ist es und bleibt es, so daß mancher zuletzt gar nicht mehr wiffen
mag, ob es denn eigentlich Tages- oder Nachtszeit ist. Gewiß wür-
den einem guten Deutschen, mag er nun ein Preuße oder ein Oest-
reicher sein, die Thränen in die Augen treten, sollte er die Sonne auf
mehrere Monate scheiden sehen.
So wird der Winter im hohen Norden von einer mehrere Monate
langen Nacht begleitet, wogegen der Sommer durch eben so lange
Gegenwart der Sonne entschädigt. So gut es aber dann auch die
Sonne meint, ein Sommer in unserm deutschen Vaterlande ist mir
doch lieber, als im Norden von Schweden und Norwegen. Zwar
überziehen sich in kurzer Zeit die Thäler mit einem saftigen, vollen
Grün, auch fehlt es nicht an Blüthen mancherlei Art, und die Wärme
steigert sich mit jeder Stunde, da die abkühlende Nacht nicht eintritt —
aber an Kirschen und Birnen ist nicht zu denken, ja nicht einmal an
Kartoffeln, und Brot aus Roggen gilt als Delikatesse. Wer dort
wohnt, bekommt keinen andern Baum zu sehen, als die Tanne oder
die Birke, und wer aus unserm Vaterlande dort hinziehen will, der
nehme nur Abschied von den Buchenwäldern und Obstbäumen, von
der Weinrebe und den Weizenfeldern. Anfangs begleiten ihn zwar
noch alte Bekannte: Apfelbäume, Birnbäume, Buchen und Eichen; aber
je weiter er refft, je mehr bleibt einer nach dem andern zurück, bis er
zuletzt nur noch die düstere Tanne und die zierliche Birke neben sich
schauet; aber ehe er sich's versieht, sind diese zu Zwergen zusammen-
geschrumpft, die kauernd hinter Klippen und in Schluchten Schutz
suchen. Hält er immer noch nicht an in seiner Wanderung, so nehmen
auch diese Zwerglein von ihm Abschied, und nun erinnert ihn nur
noch Weidengebüsch an sein Heimathland, bis auch dieses verschwindet,
Haidekraut das endlose Wellenland überzieht, Moose und Flechten den
Boden polstern und als die einzig Unüberwindlichen siegreich über die
Feinde alles Lebens, über Frost und Schnee triumphiren. Das Blöcken
der Schaf- und Rindvieh-Heerden hat sein Ohr schon längst nicht mehr
vernommen, schöne, kräftige Hirten sein Auge schon längst nicht mehr
gesehen. Die Menschen, die er hier und dort etwa antrifft, kommen
ihm fremdartig vor, kleiner als daheim, mit einem andern Schnitt der
Kleider und mit einem andern Schnitt des Gesichts. Es sind die
Lappländer, mit welchen er im Norden von Schweden und Nor-
wegen Bekanntschaft macht.
17*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
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237
solchen prachtvollen Anblick, wovon man sich selbst in den gemäßigten Gegenden,
wo doch der Pflanzenwuchs schon bedeutender ist, keinen Begriff machen kann.
Es sind besonders einige Pflanzenarten, die, der heißen Zone allein angehörend,
durch ihre Schönheit und Pracht sowohl, als auch durch ihre ungemeine Nutz-
barkeit sich vorzüglich auszeichnen. Dahin gehören unter andern die Palmen-
arten. Sie behaupten unter allen Gewächsen auf unserer Erde in jedem Be-
tracht den ersten Rang. Die Vortheile, welche der Mensch von den übrigen
Gewächsen zusammengenommen erhält, giebt ihm die Gattung der Palmen allein.
Sie speisen, tränken und kleiden ihn, sie liefern ihm Materialien zu seiner Woh-
nung und zum Hausgeräthe und lassen keines seiner Bedürfnisse unbefriedigt.
Eben so sehr zeichnen sie sich auch durch ihre Schönheit und durch einzelne merk-
würdige Eigenschaften aus. Die Palmen haben schlanke Stämme, ohne eigent-
liche Rinde, die oft 200 Fuß in die Höhe steigen. Aeste und Zweige haben sie
auch nicht, sondern es bildet sich oben am Gipfel ein Büschel von immergrü-
nen, meist herabhängenden Blättern, die zum Theil über 20 Fuß lang sind, so
daß sie in Betracht ihrer Größe die Stelle der Zweige wohl vertreten können.
So wie der Stamm höher treibt, fallen die Blätter ab und lassen kleine Stümpfe
nach, die das Hinaufsteigen erleichtern und zugleich dem Stamme statt der
Rinde dienen.
Die nützlichste Palme ist unstreitig die Kokospalme. Von ihr benutzt
man das Holz, den Saft, die Blätter und die Früchte. Diese sind Nüsse, bei-
nahe so groß, wie ein kleiner Kindskopf. Die Schale ist sehr dick, hart, holz-
artig und läßt sich poliren und drechseln; äußerlich ist sie mit einer faserigen
Hülle umgeben. Ist die Nuß halb reif, so befindet sich ein überaus schmack-
haftes und gesundes Wasser darin, welches nicht nur den Durst löscht, sondern
auch wider mancherlei Krankheit dient. Mit dem Alter der Nüsse verdickt sich
dieser Saft nach und nach und wird endlich zu einem festen Kerne, der aber
in der Mitte immer noch eine mit Saft angefüllte Höhlung behält, so daß eine
solche Nuß den Hunger und Durst zugleich stillt; aus dem Kerne preßt man
Palme.
Pisang.
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großartiger Unternehmungsgeist. Alles, was die Amerikaner an öffentlichen Bau-
werken schaffen, trägt den Stempel der Großartigkeit, vom Capitol in Washing-
ton an bis zur Pacific-Eisen bahn, dieser größten Bahn der Erde, welche
New-York mit San-Franzisko, den atlantischen mit dem großen Ocean verbindet.
Der Osten der vereinigten Staaten und theilweise auch der Süden, die
Küstenländer am atlantischen Ocean und am Golf von Mexiko sind schon lange
dicht bevölkertes Land mit großen und volkreichen Städten. Anders verhält es
sich mit dem Innern des Landes nach dem Missisippi und dem Felsen-Gebirge
hin. Hier giebt es noch große unangebaute Strecken, bedeckt mit Urwald, dessen
Riesenbäume wahrhaftes Staunen erregen. Hierhin, wo für wenig Geld noch
große Flüchen Landes anzukaufen sind, zieht sich der Hauptstrom der europäi-
schen Auswanderung. Die Axt räumt unter den Riesen des Waldes auf; ein
Blockhaus wird gebaut, der Boden umher zur Saat zugerichtet, und die Farm
(der Bauernhof) ist fertig. Durch die Niederlassung mehrerer Farmer entsteht
eine Ortschaft, ein Dorf u. dgl. Hat die Ortschaft eine für Handel und Verkehr
besonders günstige Lage, so ziehen Handwerker, Fabrikanten, Kaufleute und an-
dere herbei; es entsteht eine Stadt, die oft so fabelhaft schnell wächst, daß in
wenigen Jahrzehnten daraus eine Großstadt mit mehreren Hunderttausend Ein-
wohnern hervorgeht. So sind z. B. die großen Städte St. Franzisko (160,000 E.),
Chicago (300,000 E.) u. a. entstanden und angewachsen.
112. Die Urwälder Süd-Amerikas.
Die Urwälder Süd-Amerikas, namentlich des unermesslichen Tieflan-
des am Amazonenstrome, vermag grösstentheils des Menschen Fuss
nicht einmal zu durchwandeln. Astlos erheben sich hier bis zur höchsten
Höhe dicht gedrängt die unzähligen Säulen von Palmen der verschieden-
sten Art. Deren gewaltige Blattkronen bilden ein dichtes, grünes, thurm-
hohes Dach, oft mehr als 100 Fuss hoch über dem Haupte des Wanderers.
Nur hie und da ist durch dasselbe ein Streifchen des blauen Himmels zu
erblicken. Fast nirgends vermag die senkrecht darüber stehende Sonne
ihre Strahlen hindurch zu senden. Selbst am Mittage ist daher alles in
ein tiefes, abendliches Dunkel gehüllt. Mächtige Schlingpflanzen,
oft mit den herrlichsten, schönduftenden Blüthen geziert, laufen die schlan-
ken Stämme hinauf bis zur Blattkrone hin. Oft sind dieselben so unter-
einander verschlungen, dass sie ein undurchdringliches Gewinde bilden.
Zahllose Affen aller Art, buntgefiederte Papageien und andere Thiere
erfüllen zu gewissen Tageszeiten die dunkle Wildniss mit betäubendem
Geschrei, während zu andern Tageszeiten lautlose Stille herrscht, oder
nur das Klopfen der Spechte sich hören lässt. Goldglänzende Koli-
bris, prächtig gezeichnete Schmetterlinge und Käfer umfliegen die
blühenden Schlingpflanzen; hoch oben auf den Blattkronen sammeln sich
Schaaren von schneeweissen Fischreihern. Nirgends aber ist auch nur
ein einziges grünes Rasenplätzchen aufzufinden, auf dem der Wanderer sich
lagern könnte. Faulende Blätter, unzählige Arten bunter Pilze bedecken
den meist schwammigen, vom Wasser durchdrungenen Boden. Dazwischen
stehen nur rauhhaarige, sperrige und dornige Pflanzen. Gewürme und
Schlangen aller Art haben hier ihren Aufenthalt, und grosse Ameisen
richten ihre Baue auf. Schwärme stechender Insekten belästigen
und peinigen den Wanderer bei Tage, und grosse Fledermäuse, Vam-
pyre, saugen des Nachts dem Schlafenden das Blut aus den Zehen oder
andern unbedeckten Körpertheilen. Grosse Heerden wilder Schweine,
Pekaris genannt, zerstampfen und zerwühlen den Boden. Ein Schrecken
aber aller Bewohner des Waldes ist der amerikanische Tiger, Jaguar
genannt, welcher die Affen selbst auf die furchtbar stachligen Palmen-
stämme verfolgt und die scheuen Rehe vor sich her treibt. Gefrässige
Raubvögel bemächtigen sich der kleineren Affen, die ihnen nur schwer ent-
rinnen können. Am Rande des Urwalds, am Ufer der Flüsse, liegen oft
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
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252
Schnabelthier.
langen Hinterfüßen, auf welchen es mei-
stens in aufrechter Stellung forthüpft;
das Schnabellhier, dessen Schnauze wie
ein Entenschnabel gestaltet ist, und dessen
Zehen durch eine Schwimmhaut verbunden
sind; ferner behaarte Vögel, wie der
Kasuar, schwarze Schwäne, weiße
Adker, Paradiesvögel u. s. w. Auch das
Pflanzenreich hat sonderbare Erzeugnisse
aufzuweisen, z. B. Bäume mit lederartigen
Blättern, die nicht ihr Laub, wohl aber die Rmde wechseln; Kirschen, deren
Stein an der Außenseite wächst rc.
Die Bewohner des Festlandes von Australien und der größeren umliegen-
den Inseln gleichen in ihrer Körperbildung und Hautfarbe den Negern, wes-
halb man sic Austral-Neger nennt. Die Bewohner der im großen Ocean
zerstreut liegenden Inseln sind schöner, aber von weit roherer Gemüthsart.
Bei ihnen herrscht noch jetzt der Gebrauch, die gefangenen Feinde zu schlachten
und zu essen. Nur wo das Christenthum eingeführt ist, hat dieser unter vie-
len Heiden in allen Erdtheilen verbreitete Gräuel aufgehört. Unter keinem
Volke hat aber das Christenthum so rasche Verbreitung gefunden, als unter den
Südseeinsulanern. (Brotbaum.)
114. Tahiti.
Die gepriesenste aller Südsee-Inseln, die Königin des stillen Oceans,
ist Tahiti, auch Otaheiti genannt. Sie gehört zu den Gesellschafts-
Inseln und ist vulkanischen Ursprungs. In ihrer Mitte starrt ein kegel-
förmiges Felsengebirge gen Himmel, mit tiefen Schluchten und wilden
Zacken. Ein dunkelgrüner Waldesmantel hüllt dasselbe vom Scheitel bis
zum Fusse ein und breitet sich von da mit frischem Grün bis zur Küste
aus, die das Gebirge mit einer schmalen Ebene umsäumt. Zahlreiche
Flüsse mit krystallhellem Wasser und schäumenden Fällen strömen von
den Bergabhängen nach allen Richtungen dem Meere zu. In den Thälern
und auf der Küstenebene lebt ein schlanker, kräftiger Menschenschlag,
von schönem Gliederbau und brauner Hautfarbe. Einzeln, über die Ebene
zerstreut, liegen die Hütten, umgeben mit wohlriechendem Gebüsch. Ein
einfaches Schirmdach von Palmblättern genügt, gegen Regen und Nacht-
thau zu schützen. Keine Wand von Stein oder Holz ist nöthig, um sich
gegen das Wetter zu sichern. Matten, welche durch Schnüre herab- und
hinaufgelassen werden, reichen aus, die offenen Seiten bei einem Unwetter
zu verschliessen. Der Fussboden der Wohnung ist mit Heu bedeckt,
worüber Matten liegen, auf denen man bei Tage sitzt und des Nachts
schläft. Nur bei Regenwetter hält man sich in der Wohnung auf; selbst
die Mahlzeiten werden im Schatten des nächsten Baumes eingenommen,
nach dem man nicht weit zu gehen braucht, da für jedes Haus nur eben
so viele Bäume niedergeschlagen werden, als erforderlich sind, zu verhin-
dern, dass die Tropfen von den zunächst stehenden Bäumen auf das Dach
fallen und es in Gefahr bringen, zu verfaulen. Von einem Hause zum
andern schlängeln sich Pfade im frischen, dunkeln Schatten der dicht-
belaubten Bäume, und nichts kann angenehmer sein, als dieser Schatten,
und nichts unmuthiger, als diese Laubgänge, durch welche die kühlende
Seeluft ungehindert hindurch geht. Der Boden liefert die meisten Nah-
rungsmittel fast ohne Arbeit, und mehr zum Ueberfluss, als zum Bedürf-
niss, findet man vor der Wohnung ein kleines Feld eingezäunt, auf wel-
chem die Besitzer die Yamswurzel, die süsse Batate u. dgl. bauen.
Die Luft ist sehr gesund, und obgleich die Insel nur 17 Grad vom Aequa-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
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364
erstaunlich, wenn er den Kern aufschwellt. Wenn man ein Gewicht
von 150 Pfund auf Erbsen legt, die man durch Anfeuchtung zum
Keimen bringt, so wird diese Last emporgehoben, und der Keim drängt
hervor. Wie kann doch solche Kraft in einem so zarten Keime wohnen,
den der Finger eines Kindes zerstört! Ja, hier ist Gottes Walten! —
Zschokke.
48. Die Eiche.
Unter unsern einheimischen Waldbäumen gebührt der prächtigen
Eiche die erste Stelle, denn sie vereinigt Schönheit mit Stärke und
Nutzen. Sie liefert zum Bau unserer Wohnungen eisenfeste Pfeiler
und schmückt unsere Zimmer mit brauchbaren Gerathen. Allen Völ-
kern war sie von jeher ehrwürdig und im Alterthume sogar den Göt-
tern geweiht.
Bei uns giebt es zwei verschiedene Arten von Eichen, die beide
in ganz Europa, vorzüglich aber in Deutschland, wachsen. Die Winter-
eiche oder Steineiche hat eine braune, gefurchte Rinde, die aber an den
jüngeren Zweigen weißlich und glatt ist. Ihre Blüthe erscheint erst am
Ende des Maies; die Eicheln wachsen traubenweise an kurzen Stielen,
drei bis zwölf Stück neben einander, und reifen im November. Ihr Holz
ist etwas röthlich und unter allen europäischen Hölzern das festeste und
dauerhafteste. Eine andere Art ist die Sommereiche. Bei dieser erschei-
nen Blätter und Blüthen einige Wochen früher, die Früchte stehen mehr
einzeln, an längeren Stielen und kommen schon im September und
October zur Reife. Die Rinde ist auswendig schwärzlich, oft mit
weißem Schimmel überzogen, das Holz ist blasser, als von jener, und
wird im Alter etwas schwärzlich.
Die Wurzeln der Eichen verbreiten sich sehr weit in die Erde,
und diese bekommen dadurch einen festen und sichern Stand. Ihr
Stamm wächst sehr gerade und erreicht eine ansehnliche Höhe. Die
Aeste sind gewöhnlich sehr stark, breiten sich weit aus und stehen in
großen Winkeln vom Stamme ab. Ihre Blätter sind groß, stark
ausgeschweift, stehen büschelweise zusammen und haben eine dunkelgrüne
Farbe, an welcher man die Eichenwälder schon von weitem erkennen
kann. Ihre Früchte, die Eicheln, sind rund und haben einen sehr
herben Geschmack. Am besten gedeihen die Eichen in hochgelegenen,
nur wenig feuchten Wäldern. Ihre starke Ausdünstung macht, daß sie^
häufig vom Blitze getroffen werden.
Die Eichen wachsen sehr langsam, erreichen aber auch ein unge-
heures Alter. Unter zwei- bis dreihundert Jahren wird ihr vollkom-
menes Wachsthum nicht vollendet. Dagegen werden sie aber auch fünf-
hundert Jahre alt, ja man hat Beispiele von Eichen, die gewiß wenig-
stens tausend Jahre alt waren.
Den größten Nutzen gewährt die Eiche durch ihr Holz. Weil
es sehr fest ist und der Fäulniß vorzüglich gut widersteht, so braucht