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bringen oft Früchte und erreichen ein erstaunlich hohes Alter. Die
Tanne kommt selten vor 30 bis 40 Jahren zur Blüte; die Kiefer
hingegen schon mit 10 bis 12 Jahren. Ihre Wachstumshöhe er-
reichen Kiefer und Fichte mit 80 bis 100 Jahren, während die
Tanne die Zeit ihres Wachstums viel länger ausdehnt. Die Jahres-
ringe der Buche werden in der Regel erst mit 150 bis 200 Jahren
vermindert. Es sind viele Beispiele eines geschichtlich nachweisbaren
außerordentlich hohen Alters einzelner Bäume bekannt. Unter den
alten Linden ist die berühmteste diejenige zu Neustadt am Kocher in
Württemberg, die schon im Jahre 1276 von der Stadt-Chronik als
„der große Baum von der Heerstraße" erwähnt wird und wahrschein-
lich ein Alter von nahezu 1000 Jahren hat. Eine alte Eiche bei
Breslau von sehr großem Stammumfange wird auf 700 Jahre ge-
schätzt. Der Rosenstock am Dome zu Hildesheim soll der Sage nach
von dem Kaiser Ludwig dem Frommen „gepflanzt sein und ist dar-
nach über 1000 Jahre alt?) Auf dem Ölberge bei Jerusalem stehen
Ölbäume, die ein Alter von 2000 Jahren erreicht haben. Alle diese
Bäume werden aber an Alter durch den Californischen Mammuth-
baum und den Affenbrotbaum, im heißen Afrika und in Ostindien
wachsend, übertroffen. Von dem ersteren wurde auf Befehl der Re-
gierung in neuerer Zeit ein Stamm gefällt, und man zählte an ihm
nahe an 4000 Jahresringe, während man das Alter eines Stammes
der letzteren Art im westl. Afrika (Senegambien) auf 5000 Jahre
schätzte. — Was könnte so ein alter Baum nicht alles erzählen, was
hat er nicht alles erlebt. Wie unzähligen Tieren hat er Schutz
und Obdach in seinem weiten, grünen Hause gewährt! Und wo sind
alle die Menschen geblieben, die unter seinem Schatten geruht hahen?
Der alte Riese hat sie alle, alle überlebt. Wenn aber auch kein
Blitzstrahl ihn träfe, kein Sturmwind ihn zerstörte, oder keines Men-
schen Hand ihn fällte: endlich kommt doch auch seine Zeit! — Klein
war sein Ursprung. Vor vielen hundert Jahren senkte sich ein
Samenkorn in den Boden, daraus erwuchs ein Stämmchen, so schwach,
daß ein Knabe es auszureißen imstande war. Aber seine Wurzeln
sogen die Nahrung des ihn umgebenden Erdreichs ein, und seine
Blätter tranken von dem Tau des Himmels. So wurde er im
Laufe der Jahre ein Riesenbaum, der den Stürmen und Wettern
Jahrtausende hindurch trotzen konnte.
*) In Norddeutschland sind zwei Eibenbäu me (Taxus) wegen ihres hohen
Alters berühmt. Der eine Eibenbaum, 1500 Jahre alt, steht auf dem Gehöfte
des Erbpächters Hallier in Mönchhagen bei Rostock. Alljährlich kommen
Naturfreunde, oft von weit her, um diesen Baum zu bewundern, der vor Jahren
nahe daran war, von Forstes wegen weggenommen zu werden. Prof. Röper in
Rostock, der sich, seit er ihn gesehen hatte, ganz besonders für diesen Prachtbaum
interessierte, wandte sich dieserhalb an den verstorbenen Großherzog und rettete ihm
das Leben. Die andere — nicht so alte — Eibe befindet sich im Garten des
Herrenhauses zu Berlin. Nur das ehrwürdige Alter des herrlichen Baumes
hat es verhindert, daß man seinen Platz nicht längst schon zu Bauten benutzte.
(Anm. d. Vers.)
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Württemberg Breslau Hildesheim Jerusalem Afrika Ostindien Afrika Norddeutschland Rostock Rostock Berlin
115
dem er gefällt ist, ins Wasser legt und dann drei Jahre liegen läßt,
so wird das Holz nicht rissig. Der Rinde, welche viele herbe, zu-
sammenziehende Bestandtteile enthält, bedient man sich zum Gerben
des Leders; man kann aber dazu mit noch mehr Vorteil auch die
Sägespäne gebrauchen.
Die Eicheln eals Futter geben eine gute Mästung für die
Schweine. Durch den Stich eines Insektes, der Gallwespe, entstehen
an den Zweigen und Blättern Auswüchse, die man Galläpfel nennt
und zur Bereitung der Tinte gebraucht.
Männer, die sich um das Vaterland sehr verdient gemacht
hatten, wurden von den alten Deutschen mit Eichenkränzen belohnt.
(Aus Ritsert, Stillchre.)
110. Lob der Eiche.
(* Von Eugen Labes.)
Kur langsam wächst die Hiche,
doch lief sie Wurzeln schlägt;
Auf festgefügtem Stamme
ste stolz die Krone trägt;
Spät grünen ihre Zweige,
doch lang im Kerösteskicht
Sie noch der Sonne Schimmer
mit Strakkenglanz umflicht.
Was fest vom Aelfengrunde
aufstrebt zum Sonnenlicht,
Aas dauert auch im Sturme,
der beugt die Krone nicht.
Hl. Riesenbäume.
(* Von H. Paulsson.)
Wie verschieden sind doch die Pflanzenarten hinsichtlich ihrer
Gestalt und Größe! Wie winzig ist das Moospflänzchen an der
Rinde der alten, knorrigen Eiche im Vergleiche zu seinem Wirte!
Ja, es giebt in Wirklichkeit unter den Pflanzen Zwerg- und Riesen-
geschlechter. — Aber, wenn schon der Stammumfang und die Höhe
mancher Eichen in den Überresten unser heimatlichen Urwälder unsere
Bewunderung erregen, so erreichen diese doch nicht annähernd die
Stammdicke und die Gipfelhöhe einiger in den warmen Zonen wachsen-
der Baumarten. Es sind dieses besonders der Mammutbaum in
Californien, zum Geschlecht der Tannen gehörig, und der Eucalyp-
tus, aus der Familie der Myrten, in den Flußthälern Neuhollands.
Die Größenverhältnisse dieser Riesenbäume sind wirklich erstaunlich.
Eine solche auf den Bergabhängen Californiens stehende Mammut-
fichte hatte einen Durchmesser von 10 m. und eine Höhe von
120 m. Dieser immergrüne californische Riesenbaum trägt 6 em.
lange Zapfen und schuppenartig über einander liegende Blätter.
Leider ist der merkwürdige Baum nur noch in geringer An-
zahl vorhanden, weshalb die Regierung der vereinigten Staaten
Maßregeln zu seinem Schutze getroffen hat. Dieser Riesenbaum wird
aber noch von dem andern, dem Eucalyptus oder Eisenveilchenbaum,
bedeutend an Höhe übertroffen. Ein englischer Gelehrter ermittelte
die Größenverhältnisse eines solchen an einem Flusse stehenden Baum-
8*
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Eugen_Labes Eugen H._Paulsson
196
3. Der Boden ist im Süden des Landes meistens sandig, im Norden
lehm- und thonhaltig. Doch giebt es auch im Norden zahlreiche kleinere und ein
größeres Sandgcbiet, die Rostocker Heide, und andererseits treffen wir auch im
Süden auf fruchtbare Lehmfelder und in der Teldau auf den schönsten Marsch-
boden. Als besonders fruchtbar sind der Klützer Ort, die Teterower Gegend und
der Friedländer Werder zu bezeichnen. Als die ödesten Gegenden merken wir uns
die Heideebeue, südlich und südöstlich von Hagenow, das Gebiet im Norden der
großen Eldesecn und das südliche Mecklenburg - Strelitz. — Auf Mecklenburgs
Lehm- und Thonfeldern prangen Weizen, Raps, Erbsen und Klee in üppiger Fülle
und Wiesen und Laubwälder in saftigem Grün. Auf den magern Äckern des
Sand- und Heidcgebiets bleibt der Roggen nur klein. Besser gedeiht der rauhe
Hafer, der Buchweizen und die Kartoffel. Die Wiesen haben hartes Gras. Die
Wälder bestehen aus Tannen und Birken, in den Brüchen wachsen Erlen. Die
unbebauten Stellen tragen Heide oder sie zeigen Blößen mit losem Sand, oft mit
Flugsandhügeln. Unter der Oberfläche des Bodens bildet sich häufig Raseneisen-
stein. Bei Lübtheen fördert man Gips zu Tage, unter welchem sich ein großes
Salzlager befindet, und bei Mall iß ist ein Braunkohlenbergwerk. — Die ausge-
dehntesten Wälder des Landes sehen wir im Sandgebiet, doch ist auch die gute
Gegend reich an schönen Laubwaldungen. An Jagdtieren finden wir das wilde
Schwein, den Hirsch, das Reh, den Hasen, Fuchs und Dachs, außerdem viele
Vogelarten.
4. Mecklenburg ist reich an Flüssen und Seen. Von letzteren zählt man
über 400. Der größte See ist die Müritz. Durch die Schönheit ihrer Uferland-
schaften zeichnen sich aus: Der Lucin bei Feldberg, der Tollenser, Pinnower
und Schalsee. In allen unsern Seen und Flüssen ist der Reichtum an Fischen
sehr groß. — Die Elbe vermittelt mit Elde, Stör und Havel den Verkehr
von 16 Städten. Hier sind Parchim, Waren und Schwerin die Haupt-
handelsplätze, während auch der Handel von Boizenb urg, Grabow, Plan und
Fürsten b erg nicht unbedeutend ist. Die War no w ist von Bützow und ihr
Nebenfluß, die Nebel, von Güstrow ab fahrbar. Die Peene steht durch die
Trebel mit der Rccknitz in schiffbarer Verbindung. Neben Malchin und Ribnitz
kommt diese Wasserstraße besonders der Sülzer Saline für den Salztransport
zu statten. Die Stepcnitz mit der Maurin sind von Schönberg bis Dassow,
die Waknitz von Ratzeburg bis Lübeck fahrbar. — Alle übrigen Flüsse und
Bäche des Landes sind nicht schiffbar, aber in ihren Thälern und an den Ufern
vieler Seen breiten sich grüne Wiesenmatten aus; die bedeutendsten sind die
Lewitz und die große Friedländer Wiese.
5. Neben den Wasserstraßen dienen Chausseen und Eisenbahnen der Er-
leichterung und Förderung des Verkehrs. Die Berlin-Hamburger Bahn
verbindet den Südwestcn des Landes (Grabow, Ludwigslust, Hagenow und
Boizcnburg) einerseits mit Hamburg, andererseits mit Berlin und dem Innern
Deutschlands. Mit derselben steht die Par chim -L udivi g s tust er Bahn in
Verbindung. Die Friedrich-Franz-Bahn, welche Lübeck mit Stettin ver-
bindet, durchschneidet das Land in seiner ganzen Länge und hat mehrere Zweig-
bahnen. Welche Städte liegen an derselben? Die Nord bahn, welche Berlin mit
Stralsund verbindet, geht durch Mecklenburg-Strelitz und berührt hier Fürstenberg,
Altstrclitz, Neustrelitz, Stargard und Neubrandenburg.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
275
Die regierenden ausländischen Fürsten führten zwar den kaiserlichen Titel, aber sic
waren machtlos und kümmerten sich wenig um Deutschland; in Wirklichkeit war cs
die „kaiserlose, die schreckliche Zeit." Auf den höchsten Glanz folgte der tiefste
Verfall. Die Zwietracht hatte alle Bande alter Sitte und Ordnung zerrissen, die
Fürsten und Stände bekriegten sich unter einander und plünderten und verheerten
das Land. Die adeligen Ritter lauerten von ihren hohen Burgen herab auf die
Vorüberziehenden und fielen über die Kaufleute her, die zu den Messen und
Märkten zogen; ungescheut trieben sie Wegelagerung und Straßenraub; Mord und
Brand waren alltäglich. Da sich jeder selbst schützen mußte, so traten mehr als
sechzig Städte am Rhein in einen Bund zusammen und stellten Schiffe und
Mannschaft zu gegenseitigem Schutze. Sollte jedoch Deutschland sich nicht völlig
auflösen und zerbröckeln, so mußte wieder ein kräftiger Herrscher auf den Königs-
thron erhoben werden.
Und das ist geschehen in Rudolf von Habsburg, dessen Staminschloß,
die Habsburg oder Habichtsöurg, an der Aar in dem herrlichen Schweizer-
lande lag.*) (Stacke).
213. Die Schweiz und Holland.
Die Schweiz, ein republikanischer Bundesstaat zwischen Deutsch-
land, Italien und Frankreich gelegen, etwa 18mal kleiner als Deutsch-
land, ist ein herrliches Land mit seinen bis zu 4200 m aufsteigenden
Alpen. Zahllose Quellen und Bäche entströmen ihren Bergen und
speisen eine Menge größerer Gewässer; mehrere bedeutende Flüsse
steigen von hier in andere Länder herab; vor allem ist ja, wie ihr
wißt, der Rhein zu nennen, dann noch Aar, Rhone und Inn.
Unter den zahlreichen Seen sind die meisten reizeild gelegen, und alle
größeren derselben werden mit Dampfschiffen befahren. Das Mineral-
reich gewährt Marmor, Alabaster, Eisen, Kupfer, auch Gold, Braun-
kohlen re., und Mineralquellen sind in großer Zahl vorhanden.
Wegen der bedeutenden Ungleichheit des Bodens ist das Klitna
sehr verschieden: im Südosten gleicht es dem italienischen, auf den
Alpenhöhen ist es ein kaltes, im übrigen ein gemäßigtes. Auch die
Fruchtbarkeit des Bodens ist sehr ungleich. Müssen die Erzeugnisse
der Natur im Südosten oder in den niedriger gelegenen Gegenden
nicht ganz andere sein, als diejenigen in den höheren Regionen?
Ihr könnt euch denken, daß man in ersteren den Weinstock, Weizen,
Eichen, die schönsten Wiesen und weiter Buchen, Gerste, dann aber
in letzteren Tannen, Weidekräuter und darauf nur Alpenkräuter trifft,
bis schließlich in der höchsten Region, der Schnee- oder Eisregion,
die dort herrschende Kälte gar kein Wachstum aufkommen läßt.
Müssen darnach nicht die Beschäftigungen, die Erwerbsquellen, die
Lebensweise, selbst das Temperament der Schweizer sehr verschieden
sein? — Auffallend ist es, daß der Schweizer sich mit Vorliebe an
') Auf dem Wulpelsberge am rechten Ufer der Aar im schweizer Kanton Aargau ist noch
die Ruine dieses Stammschlosses. 1029 wurde von dem Straßburger Bischof Werner die Burg
erbaut, die jenem deutschen Kaiserhause, den Habsburgern, den Namen gegeben hat, der noch bis
heute im östreichischen Kaiserhaus« fortlebt.
18*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Werner
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rhein Deutschland Holland Deutsch- Italien Frankreich Rhein Kanton_Aargau
398
vorzüglichste Geschöpf der Erde sind, ohne jenen herrlichen Ausspruch bestätigt zu
finden: „Seid ihr denn nicht mehr, denn sie?" Schon der aufrechte Gang des
Menschen, der würdevolle Gesichtsausdruck, die Geschicklichkeit der Hände und die
klangreiche Stimme nötigen uns die Erklärung ab: Ist unser Körper nicht unter
allen der künstlichste? Hat er nicht eine Schönheit und Würde, die den Herrn
des Erdbodens bezeichnet? Spricht nicht über Recht und Unrecht in ihm die
Stimme Gottes, das Gewissen? Und wo wäre in der ganzen Natur eine Kraft,
die mit dem Geiste verglichen werden könnte, der diesen Körper beseelt?
Die ganze übrige Natur wird durch notwendige, unabänderliche Gesetze be-
stimmt, der Mensch allein kann frei schalten und walten nach eigener Wahl und
eigenem Ermessen; er allein verschönert seinen Wohnsitz mit schöpferischem Scharf-
sinn und beherrscht den Erdkreis. Er hat die stärksten Tiere gebändigt. Wo sonst
dürre Wüsten, unfruchtbare Felsen, tiefes Sumpfland und unermeßliche Wälder
waren, da stellen sich jetzt dem Auge segensreiche Felder, blumige Wiesen, reizende
Gärten und fruchttragende Bäume dar. Der Mensch weist dem Meere, den Strömen
durch mächtige Erddämme und starke Mauern ihre Grenzen an; er verteilt das
Wasser durch Kanäle an Stellen, wo es seinen vielfachen Zwecken förderlich ist;
er läßt es Lasten tragen und die Räder seiner Fabriken treiben. Mit Hülse des
Feuers löst er das Wasser in Dampf auf und giebt diesem die Kraft, mächtige
Maschinen in Bewegung zu setzen und Dampfböte und Dampswagen zu beflügeln.
Er führt Tunnels durch festes Gestein und zwingt Berghäupter, sich vor ihm zu
neigen, um kürzere und bequemere Wege zu gewinnen. Er steigt in die Tiefen
der Erde, um die Schätze zu heben, die dort für ihn niedergelegt sind und schwingt
sich im Geiste zu jenen Höhen empor, die Gott mit Sonnen füllte. Er mißt so-
gar die Laufbahn der Gestirne, er weiß den Blitzstrahl in die Erde zu leiten und
läßt durch die elektrischen Drähte seine Gedanken über die Erde tragen.
Der Mensch allein handelt als ein Geschöpf höherer Art; er kann sein
Wesen läutern, sich veredeln, Balsam in das verwundete Herz des Betrübten gießen
und dem Elenden Hülfe und Beistand angedeihen lassen. Ihn weisen alle die
leuchtenden Gestirne in der Höhe und die Millionen Geschöpfe in der Tiefe auf
den allgegenwärtigen Gott hin, in dem wir leben, weben und sind, auf den
unsichtbaren Herrn, der alle Dinge trägt mit seinem allmächtigen Wort. Der
Mensch allein rechnet sich zu dem Gebiete einer unsichtbaren und besseren Welt;
er hat ein frohes und doch wehmütiges Sehnen und Ahnen, welches ihm sagt,
daß er hier in der Fremde ist und hienieden auf kein wahres und dauerndes
Glück rechnen darf, und welches ihn dorthin zieht, wo ein dauernder und un-
getrübter Friede zu finden ist.
300. Unvergänglichkeit.
Was werd' ich sein, wenn einst die morsche Hülle
Am Abend meiner Tag' in Staub zerfällt?
Stirbt auch der Geist mit seiner regen Fülle
Und giebt es jenseits keine bessre Welt?
Werd ich vergehn? Uergeht des Geistes Wirken,
Und ist mein Ahnen nur ein eitler Traum?
Eilt nicht der Geist Hähern Lichtbestrken?
Ist diese Erd' sein zugemessner Raum?
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
114
Der Mensch als die Krone der Schöpfung ist auch sterblich. Die Verdienste
Luthers als Reformator sind groß. Paulus als Heidenapostel war uner-
schrocken. Der Strauß als der größeste Vogel kann nicht fliegen.
109. Die Eiche.
Unter unsern einheimischen Waldbäumen gebührt der ^.prächtigen
Eiche die erste Stelle; denn sie «als Waldbaum vereinigt Schönheit
mit Starke und Nutzen. Sie liefert zum Bau unserer Wohnungen
eisenfeste Pfeiler und schmückt unsere Zimmer mit brauchbaren Ge-
räten. rrallen Völkern war sie von jeher ehrwürdig und im Alter-
tum sogar den Göttern geweiht.
Bei uns giebt es zwei verschiedene Arten von Eichen, die beide
in Europa, vorzüglich aber in Deutschland, wachsen. Die Wintereiche
oder Steineiche hat eine braune, gefurchte Rinde, die aber an den
jüngeren Zweigen weißlich und glatt ist. Ihre Blüte erscheint erst
am Ende des Maies; die Eicheln wachsen traubenweise an kurzen
Stielen, drei bis zwölf Stück neben einander, und reifen im No-
vember. Das Holz ä dieser Eiche ist etwas rötlich und unter allen
europäischen Holzarten das festeste und dauerhafteste.
Eine a andere Art ist die Sommereiche. Bei dieser erscheinen
Blätter und Blüten einige Wochen früher, die Früchte stehen mehr
einzeln, an längeren Stielen, und kommen schon im September und
Oktober zur Reise. Die Rinde des Baumes ist auswendig schwärz-
lich und mit weißem Schimmel überzogen; das Holz ist blässer, als
von jener, und wird im Alter etwas schwärzlich.
Die Wurzeln bder Eichen verbreiten sich sehr weit in die Erde,
und diese bekommen dadurch einen festen und sichern Stand. Ihr
Stamm wächst sehr gerade und erreicht eine ansehnliche Höhe. Die
Äste sind gewöhnlich sehr stark, breiten sich aus und stehen in großen
Winkeln vom Stamme ab. Ihre Blätter sind groß, stark aus-
geschweift, stehen büschelweise zusammen und haben eine dunkelgrüne
Farbe, an welcher man die Eichenwälder schon von weitem erkennen
kann. Ihre Früchte, die Eicheln, sind rund und haben einen sehr
herben Geschmack. Am besten gedeihen die Eichen in hochgelegenen,
nur wenig feuchten Wäldern. Ihre a storie Ausdünstung macht, daß
sie häufig vom Blitze getroffen werden. Die Eichen wachsen sehr
langsam, erreichen aber auch ein ungeheueres Alter. Unter zwei-
bis dreihundert Jahren wird ein vollkommenes Wachstum nicht voll-
endet. Dagegen werden sie aber auch fünfhundert Jahre alt, ja
man hat Beispiele von Eichen, die gewiß wenigstens tausend Jahre
alt werden.
Den größten Nutzen gewährt die Eiche durch ihr Holz. Weil
es sehr fest ist und der Fäulnis vorzüglich gut widersteht, so braucht
man es mit Vorteil zum Bauen, besonders zu solchen Dingen, welche
der Einwirkung der Luft und des Wassers sehr ausgesetzt sind, wie
zu Brückenpfeilern u. dgl. Man verfertigt auch davon sehr dauer-
haftes und schönes Hausgeräte. Wenn man den Baum, gleich nach-
41
bekommt sie im Frühjahr und verliert sie im Herbst. Sie entwickeln
sich, wie wir auf unsern Spaziergängen gesehen haben, aus den
Knospen. In ihnen schlummern sie, bis die warme Frühlingssonnc
sie zum Leben weckt. Dann wird es ihnen zu eng in ihrem Häus-
chen; sie dehnen und strecken sich, bis die Wände platzen, stecken
zuerst nur vorsichtig die Spitzen heraus und darnach auch all-
mählich die übrigen Theile. Wenn es aber im Herbst wieder an-
fängt, kalt zu werden, so verlieren sie ihre schöne, grüne Farbe,
werden gelb oder roth und lösen sich, welk geworden, nach und nach
von den Zweigen. Dann ist der Winter vor der Thür, der Feld
und Flur und mit ihnen auch den kahl gewordenen Baum mit
Schnee und Eis bedeckt. Nur einige Bäume bleiben auch im
Winter grün. Es sind die Tannen und Kiefern, der Buchsbaum
und die Stechpalme. Erstere kommen dann auch auf den Weih-
nachtstisch und werden festlich von uns geschmückt, wie ihr ja Alle
wißt. Aber hat die Tanne denn auch wirklich Blätter? Hier ist
ein Tannenzweig. Zeigt mir die Theile, welche die Blätter sein
sollen! In wiefern sind sie anders gestaltet, als gewöhnliche
Blätter? Sie sind a. steif, b. lang und schmal, c. spitz. Mit wel-
chem Dinge haben sie etwas Aehnlichkeit? In wiefern sind sie davon
verschieden? Wegen ihrer Aehnlichkeit mit Nadeln nennt man die
Bäume, die solche Blätter tragen Nadelbäume, Nadelholz,
die andern Bäume aber Laubholz. Wohin gehört also die Linde?
die Lärche? die Eiche? der Wallnußbaum? die Kiefer? Wann aber
nennt man einen Wald wol eine Nadelwaldung? wann eine
Laubwaldung?
Von diesem Kirschzweige will ich jedem von euch ein Blatt
geben, damit ihr das Folgende genauer daran erkennen könnt.
a. Theile des Blattes.
Der Stiel, die Ober- und Unterseite, die Spitze, die Kanten,
das Gerippe.
b. Eigenschaften des Blattes.
Es ist grün, spitz, länglich und an den Kanten eingeschnitten.
Hier ist noch für Jeden das Blatt eines Pflaumenbaumes.
Ob ihr dieselben Theile daran finden könnt, wie am Kirschblatt?
Ob es auch dieselben Eigenschaften hat? Sucht denn nun auch die
Verschiedenheiten auf!
Unterscheidung zwischen dem Blatt eines Apfelbaumes
und dem eines Birnbaumes.
1. Das Blatt des Apfelbaumes ist fast überall gleich breit
und nur am Ende etwas zugespitzt; das Blatt des Birnbaumes
läuft von oben an allmählich spitz zu.
2. Derrand desapfelbaumblattes hat größere Einschnitte als der
Rand des Birnbaumblattes; jene sind abgerundet (gekerbt), diese spitz
(gesägt).
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
39
b. Der Stamm. Die Bäumchen an der Chaussee um die
Stadl kannst du mit deinen Händchen umspannen, sie sind noch
dünn. Wenn sie älter werden, wird ihr Stamm auch dicker. Dickere
Stämme haben die Bäume in deinem Garten. Wolltest du sie um-
fassen, so müßtest du deine Arme gebrauchen. Die Linde aus dem
Kirchhof kannst du aber auch nicht umarmen; sie ist zu dick, hat
einen zu großen Umfang. Vielleicht werden zwei oder drei von
euch zusammen sie umfassen können, wenn ihr euch die Hänve reicht
und einen Kreis um sie schließt. Kennt Jemand noch einen andern
Baum, der ungefähr einen ebenso dicken Stamm hat? Im Walde
stehen mitunter noch stärkere Bäume, die dann auch meistens sehr
alt, viel älter als eure Eltern, oft mehrere hundert Jahre alt sind.
Meistens steht der Stamm senkrecht auf der Wurzel. Doch
behält er nicht immer eine gerade Richtung bei, sondern nimmt
eine schiefe oder krumme au. Bei verschiedenen Bäumen ist er auch
verschieden hoch. Bei einigen Apfelbäumen ist er z. B. so niedrig,
daß du schon das Ende mit deinem ausgestreckten Arm erreichen
kannst, bei andern kann ich es kaum. Der Stamm der Pappeln
vor unserm Hause ist aber so hoch, daß selbst der größte Mann ihr
oberes Ende nicht erreichen kann, selbst dann nicht, wenn er auch
eine lange Stange in seiner Hand hat. Aehnlich ist es auch bei
andern Bäumen. Ist der Stamm nun recht hoch und dabei gerade
gewachsen, so nennt man ihn schlank. Bei einigen Baumarten
treffen wir oft schlanke Stämme an, z. B. bei den Tannen und den
Pyramidenpappeln; bei anderen seltener z. B. bei den Eichen.
Der äußere Theil des Stammes heißt die Rinde. Es giebt
Eichenrinde, Birkenrinde, Buchenrinde :c. Sie sitzt nicht blos um
den Stamm, sondern umgiebt auch die Aeste und Zweige und selbst
die Zweiglein. Bei letzteren ist sie aber nur sehr dünn,*) am dick-
sten ist sie am Stamm.**) Sie kann außerdem sein:
glatt (wann ist sie so? bei welchem Baume?),
rissig, z. B. bei dem untern Theil der Birke, bei dem
Stamm der Akazie, der alten Weide re.
gelb, braun, weiß rc.
Mitunter ist sie mit Moos und Flechten bewachsen.***)
Das ist z. B. oft bei der Buche und beim Apfelbaum der Fall.
Unter der Rinde befinden sich zunächst eine Menge Fasern, die
man Jast nennt. Du kannst sie z. B. bei einem Liudenzweige deutlich
sehen.-s) Auch andere Pflanzen haben solche Fasern, namentlich der
Flachsstengel, die Nessel, der Hanf.chch)
Von dem Bast und der Rinde ist das Hol) umgeben. Das
Holz der Tanne heißt Tannenholz, das der Eiche Eichenholz. Von
*) Man zeige Zweige vor und schäle die Rinde davon ab.
**) Auch von der Rinde des Stammes zeige der Lehrer mehrere Stücke, etwa
von der einer Buche, einer Birke rc.
***) Es werde Rinde mit beiden Gewächsen vorgezeigt,
t) Der Lehrer zeige es!
tt) Auch hier bilde die unmittelbare Anschauung den Haupttheil des Unter-
richts!
11
tungen. Die Lerche z. B. trillert himmelansteigend ihr munteres
Lied. Da merke der Schüler auf ihren Gesang und lerne ihn von
den Tönen anderer Vögel unterscheiden, so etwa, daß er jedesmal
angiebt, wenn der Schall zu seinem Ohre dringt. Dohlen und
Krähen fliegen krächzend von der Wiese, wo sie sich Nahrung ge-
sucht haben, heimwärts: da lerne er auf ihr eigenthümliches Schreien
und auf ihren eigenthümlichen Flug achten. Mäuse schlüpfen ver-
stohlen von einem Loch zum andern, Käfer und anderes Gethier
ruhen unter Steinen und andern schützenden Gegenständen; Fisch-
te in schwimmen im Bache stromaufwärts und weilen spielend am
plätschernden Wehr rc. Ueberall ist der starre Winter gewichen und
Leben und Bewegung an die Stelle getreten, so daß sich auch hier
ein Beobachtungsfelv darbietet, das die jugendliche Kraft in vollem
Maße in Anspruch nimmt.
In den auf diesen Gang durch die Natur folgenden für die
Heimatskunde angesetzten Stunden stelle der Lehrer eine Repetition
der erhaltenen Eindrücke mit den Schülern an und zwar in dop-
pelter Weise. Einmal lasse er sie der Reihe nach und zwar so viel
als möglich ohne Hülfe, angeben, was sie gesehen und gehört haben.
Es nimmt das zwar etwas Zeit in Anspruch, da sie aber gut an-
gewendet ist und der Lehrer Gelegenheit hat, die Art und Weise
der Anschauung, den Umfang, die Genauigkeit und Vollständigkeit
derselben an seinen Schülern kennen zu lernen, so kann dieser Um-
stand nicht weiter in Betracht kommen. Dann lasse er zweitens
über einzelne Dinge von sämmtlichen Schülern angeben, was sie
daran bemerkt haben, z. B° über die Wiese, über die Bestellung des
Ackers, über die Veilchen rc. Was dabei der Eine nicht weiß, fällt
vielleicht dem Andern ein, namentlich, wenn der Lehrer ein wenig
nachhilft, so daß nach und nach eine kleine Beschreibung, wenn auch
nur in wenigen charakteristischen Zügen, entsteht. Eine solche Be-
schreibung würde sich etwa so ausnehmen:
Die Wiese.
Die ganze Wiese ist mit Gras bewachsen. Viele Halme sind
noch vom vorigen Jahr und sehen daher schmutzig grün und welk
aus. Es sprießen aber auch schon junge Blätter hervor, die kräf-
tig und von schön grüner Farbe sind. Hin und wieder ist auch
schon ein Blümchen zu finden, namentlich das Gänseblümchen, die
Dotterblume (Caltha palustris) und die Kuhblume (Taraxacum
offic.). — Die Wiese liegt niedrig; daher ist es feucht darauf.
An manchen Stellen hat sich.das Wasser zu Lachen und Tüm-
peln angesammelt. Damit es abziehen könne, hat man Gräben,
gezogen, die auch fast ganz damit gefüllt sind. — Mitunter trifft
man Krähen, Dohlen und andere Vögel auf der Wiese. Sie suchen
sich Nahrung, namentlich Gewürm. An den vielen Maulwurfs-
haufen erkennen wir, daß auch in der Erde Thiere leben, vor allem
die Maulwürfe selbst, dann auch Würmer und anderes Gethier, dem
sie nachstellen.
Die alten Deutschen.
1. Das alte Deutschland. Um die Zeit, da Christus ge-boren wurde, war Deutschland noch ein rauhes, unwirtliches Land. Groe Eichen-, Buchen- und Tannenwlder bedeckten das Erdreich, und wo jetzt die Sonne auf ppige Fruchtfelder scheint, wehte damals rauhe, kalte Lust. Das Land war sumpfig und moorig, denn die warmen Sonnenstrahlen, die es sonst ausgetrocknet htten, wurden durch die gewaltige:: Baumkronen zurckgehalten. Fruchtbares Acker< land gab es wenig, und edle Obstarten konnten nicht gedeihen. Im Dickicht der Wlder lebten wilde Tiere: Wlfe und Bren, Eber. Elen-tiere und riesige Auerochsen. Städte gab es nirgends im Lande, denn ein enges Zusammenleben dnkte das Volk zu beschwerlich. Es lebte in Drfern oder auf einzelnen Hfen. Htten aus Holz und Lehm, mit Rohr und Schilf gedeckt, dienten ihnen zur Wohnung.
2. Die alten Deutschen. Die alten Deutschen waren ein herrlicher Menschenschlag. Gro und kraftvoll war ihr Krper, breit ihre Brust, ihre Augen blau, ihr herabwallende Haar goldgelb. Als die kriegsgewaltigen Rmer sie zuerst erblickten, setzte ihre stolze Haltung, ihr khner Blick, ihr lauter Schlachtenruf sie in Erstaunen und Schrecken. Sie nannten sie Germanen, d. h. tobende Kriegsleute oder Wehrmnner. Und wahrlich, die Deutschen verdienten diesen Namen. Krieg war ihre liebste Beschftigung. Von Jugend auf bten sie sich im Gebrauch der Waffen. Im Kampfe mit den wilden Tieren ihrer Wlder erprobten sie ihre Kraft, und khnen Mntes verfolgten und erlegten sie den wilden Eber, den Br und Auerochsen. Die Felle des erlegten Wildes dienten ihnen zur _ Kleidung. Ihr schnster Schmuck waren ihre Waffen. Es war eines ihrer schnsten Feste, wenn der Jngling vor einberufener Versammlung fr wehrhaft erklrt und vom Anfhrer mit Schild und Lanze geschmckt wurde. Von nun an war er un-zertrennlich mit seinen Waffen verbunden. Er trug sie nicht nur im Kriege, sondern bewaffnet erschien er auch in der Gemeinde und beim frhlichen Festgelage.
3. Das Kriegswesen der Deutschen. Gab es Krieg, so wurden alle wehrfhigen Männer zum Kampfe einberufen. Man nannte dies den Heerbann. Der tapferste Held unter ihnen wurde
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TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
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Extrahierte Personennamen: Christus
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Drfern