Iv, Das böhmisch^bsgerilche Waldgebirge.
A. Darbietung.
1. Durchs Megeuttjat zum Aröer.^)
Wir wollen heute in die H eimat d es Regen wandern!
Wir gehen von Regensburg aus das Thal des Regen entlang nach
Norden. Die schönen und freundlichen Ufer zeigen uns üppige Wiefeu
und fruchtreiche Saatfelder, welche den Bewohnern Wohlstand bringen.
Plötzlich wendet sich das Thal nach Osten. Wahrend die oberpsäl-
zische Hochebene zu unserer Linken einen weiten Ausblick gestattet,
erheben sich zu unserer Rechten hohe Berge, welche uns lange auf
unserer Wanderung begleiten werden. Wir kennen sie schon! Es ist
der bayerische Wald. — Nach einiger Zeit werden auch zu unserer
Linken große Berge sichtbar. Welchem Gebirge gehören diese an?
Böhmerwald. — Nun strömt der Regen zwischen zwei mächtigen
Bergreihen, dem bayerischen Wald und dem Böhmerwald, hindurch. Wir
folgert dem engen nach Südosten gerichteten Thale. Wir erblicken viele
Kirchen und Burgruinen. Zu unserer Verwunderung sehen wir die Ge-
bände der Ortschaften nicht mit Ziegeln, wie bei uns, sondern mit
Schindeln (d. s. kleine, dünne Brettchen) gedeckt. Bald wird unser
Weg steiler; wir müssen ein hohes Gebirge, den Böhmerwald, erklimmen.
Um uns herrscht feierliche, sast unheimliche Stille; wir begegnen
keinem Menschen. Nach dreistündigem Ansteigen durch schöne, dichte
Fichten- und Buchenwaldungen betreten wir eine kleine Lichtung. Hier
liegt ein See, der kleine A r b e r s e e, aus welchem der Regen heraus-
kommt. Wir steigen noch höher. Bald hört die Buche, der es hier
oben zu kalt wird, auf, und nur noch Fichten umsäumen nnsern Psad.
Aber auch diese verschwinden, und an ihre Stelle tritt die Zwergkiefer
oder Latsche, bis wir endlich einen völlig kahlen Gipfel betreten. Nur
weiches Moos überzieht noch die umhergestreuten Granitblöcke. Wir sind
auf dem Arber, „dem Waldkönig, dem Altvater", auf dem
höchsten Berge des Böhmerwaldes, angekommen. (1500 m). Auf der Spitze
erblicken wir eine Kapelle und ein eisernes Kreuz. Unterhalb derselben
gibt uns eine hölzerne Hütte Gelegenheit zum Übernachten. Aus der
*) Auch hier schicken wir als Hausaufgabe voraus: Was erzählt
uns die Karte von der Heimat des Regen?
Geographie von Bayern. 4
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3. Was uns die Bergwanderung Neues und Schönes
bietet.
Zeitig schlüpfen wir am nächsten Tag aus den Federn und machen
uns auf den Weg. Es ist ein kühler Morgen. Millionen von Tau-
perlen glänzen an Halm und Blatt. Die Spitzen der Berge sind in
Wolkenhauben gehüllt; wir hoffen, daß die höher steigende Sonne sie
später vertreiben wird. In tiefen Zügen atmen wir die frische Mor-
genlust ein und schreiten munter vorwärts, um uns in der Kühle des
Morgens zu erwärmen.
Wir haben einen bequemen Weg, aus dem wir Bergschuhe und
Bergstock entbehren könnten. Ein königlicher Reitweg bringt uus auf
deu Herzogenstand. Wir wandern durch herrlichen Laubwald lang-
sam bergan. Kräftige Buchen wölben ihr Laubdach über uns wie im
Spessart. Allerlei Blumen, durch Farbenpracht und Wohlgeruch aus-
gezeichnet, machen den Boden zu einem prächtigen Teppich.
Bald ist der Buchenwald zu Ende, und dunkle Fichtenwälder
nehmen uns auf. Von den mächtigen Stämmen hängen lange Flechten
herunter; Preifelbeersträucher bedecken den Boden. Der Weg wird
steiler, wir bleiben manchmal stehen, um etwas auszuschnaufen.
Jetzt lichtet sich der Wald. Bald ist er ganz zu Ende. In dem
felsigen Boden finden die Bäume nicht mehr genug Nahrung, und die
rauhen Winde hindern ihr Wachstum.
Dichtes Bnfchwerk, aus verkrüppelten Bäumen bestehend, bedeckt
hier den Boden. Aber auch die lieblichen Alpenrosen wachsen hier
in großer Menge. Die Alpenrosen sind Verwandte der Preiselbeeren,
kleine Sträucher mit roten, trichterförmigen Blüten. (Abbildung!)
Zusammenfassung: Weg durch Laubwald, Nadelwald,
Buschwald.
Während wir zwischen den blühenden Alpenrosen etwas rasten,
sollt Ihr hören, was die Alpenleute von der Entstehung dieser Blume
erzählen:
Ju uralter Zeit wohnte ein Mädchen im Alpenland, das ebenso hoch-
mütig wie schön war, ebenso gefühllos im Herzen wie lieblich von Angesicht.
Mancher Bursche wollte sie als Frau in sein Haus führen ; aber keiner war
ihr gut genug. Auch ein wackerer Jäger, Namens Hans, warb um ihre Hand.
„Wenn Du mir von der Felswand dort einen Strauß Edelweiß holst, will ich
Deine Frau werden," antwortete sie. Sie meinte, der Hans würde sich
das nicht getrauen; denn jeder hielt den Felsen für unersteigbar. Der
Hans aber versuchte es doch. Er kletterte an der Wand empor und
pflückte einen Stranß der schönen Blümlein. Plötzlich löste sich ein
Felsstück los, ans dem er stand,'und im nächsten Augenblick lag der
arme Bursche zerschmettert unten am Weg, das Edelweiß noch in der
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innern uns bei einer Wanderung durch die Stadt, daß sie eine Festung
ist, wie Ingolstadt au der Douau. Nördlich der Stadt schlängelt sich
aus der psälzischeu Ebene ein Flüßleiu dem Rheine zu. Wie heißt das-
selbe? Queich. — Was erzählt uus die Karte von der Queich?
Sie entspringt auf dem Hardtgebirge, fließt an Landau vorbei,
durch die Ebene dem Rheine zu. — Auch bei der Festung Germersheim
sührt eine große Eisenbahnbrücke über den Rhein.
Zusammenfassung: Germers hei m,
Germersheim ist eine Festung am Rhein. Bei Germersheim
mündet die Queich iu den Rhein. Die Queich kommt vom Hardt-
gebirge.
Kauptzusammenfafsung:
Von der Medeutung der Pfälzer Rheinstädte:
a. Speyer, eine Regierungsstadt.
b. Ludwigshafen, eine Fabrik- und Handelsstadt.
c. Germersheim, eine Festung am Rhein.
2. Die Dorderpfatz, „ein weiter Gottesgarten".
Ich erzähle Euch heute von der sonnigen Vorder-
Pfalz.
Welchen Teil der Pfalz wird man Vor der Pfalz nennen?
Zwischen Rhein und Hardtgebirge. — Zeigen! — Was sagt
Euch die Karte darüber? Ebene. — Ein Dichter nennt die Vorderpfalz
„einen weiten Gottesgarten, vom Himmel reich bedacht". Was will er
wohl damit sagen? Aussprache der Schüler.
a. Die pfälzische Rheinebene zieht sich zwischen dem Rhein
und dem Hardtgebirge von Süden nach Norden hin. Sie liegt nur
wenig höher als der Spiegel des Stromes und muß deshalb an ver-
fchiedenen Stellen durch Dämme vor Überschwemmungen geschützt wer-
den. Ziemlich rasch eilt der Rhein dahin; ein breiter Streifen seines
sandigen Userlandes trägt üppigen Laub- und Nadelwald und dichtes
Gebüsch, den „Auenwald". Die zahlreichen Inseln des „Auen-
lau des" sind meist von schwerem Schlammboden bedeckt. Auf
diesem fruchtbaren Boden wuchern undurchdringliches Schi lfdickicht,
Buschwerk und prächtige Wäldchen. Zahlreiche Singvögel haben
hier sichere Brutstätten, und allerhand Sumpf- und Schwimmvögel
fuchen hier im Herbst und Winter eine Zufluchtsstätte. Eiu Lieblings-
ausenthalt sind die Rheinauen deu Nachtigallen, unseren besten
Sängern.
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e. Der Donnersberg.
Der König unter den Bergen der Nordpfalz, die höchste Er-
Hebung der gauzeu Rheinpfalz, ist der Donnersberg. Zeigen!
— Von seinem Fuß, der einen gewaltigen Umfang besitzt, bis zum
Gipfel ist er größtenteils mit herrlichen Waldungen bestanden. In
ihrem Schatten steigen alljährlich viele hundert Fremde hinauf zur
Höhe des Berges, die wie beim Hesselberge eine kleine Hochebene dar-
stellt. Ein mächtiger steinerner Ringwall, in uralter Zeit von Menschen
aufgeführt, schließt die Höhe des Berges ein. Da dieselbe stellenweise
von mächtigen Eichen, Buchen und Fichten bewachsen ist, darf man sich
die Mühe nicht verdrießen lassen, den Aussichtsturm des Berges oder den
Königsstnhl zu besteigen. Der Königsstuhl ist ein hoher Fels, der
über die Gipfelfläche des Donnersberges hoch emporragt. Frankenkönige
sollen hier oben einst Gericht gehalten haben. Vom Königsstuhl und
vom Ludwigsturm — so heißt der Aussichtsturm — genießt man eine
bezaubernd schöne Aussicht auf das herrliche Pfälzer Land, die nicht
zu beschreiben ist. Auf dem nordöstlichen Abhange des Berges befindet
sich eine geräumige Villa (Erklären!), in der während der schönen Jahres-
zeiten viele kränkliche Personen für längere Zeit Wohnung nehmen, um
durch die frische, würzige Luft der Donnersbergwaldungen zu gefuudeu.
Der Douuersberg gilt als ein vorzüglicher Luftkurort, wie
Berneck im Fichtelgebirge u. a. — Am nördlichen Abhange des Berges dehnen
sich stattliche Kastanienpflanzungen aus, wie man sie in Deutsch-
land nicht wieder findet. Auf die edlen, eßbaren Kastanien hält
der Pfälzer, besonders im Weinlande, gar viel. Wie bei den Westrichern
die „Grumbereu", so werden bei den Borderpsälzern die Kastanien
(Kästen) aus die verschiedenste Weise schmackhaft zubereitet; gedämpft und
gekocht, geröstet und gebraten kommen sie aus den Tisch, und zum Wein
sollen sie besonders gut munden.
Am Fuße des Donnersberges gräbt man in großen Steinbrüchen
sehr harte, schwarzgrüne Steine heraus. Auch nach Eisen- und Kupfer-
erzen fucht der fleißige Bergmann mit Erfolg. Das Land rings
um den hohen Donnersberg zeigt eine große Fruchtbarkeit.
Sehr ergiebig ist der Getreidebau. Wie die Glanthaler treiben auch
die Leute des Donnersberglandes bedeutende Viehzucht; Donnersberger
Vieh wird gerne gekaust. Eine wohlhabende Bevölkerung wohnt in den
vielen großen Dörfern des fruchtbaren Donnersberglandes.
Zusammenfassung: Der Donnersberg.
Die höchste Erhebung der Rheinpfalz ist der Donnersberg. Er ist
stark bewaldet. Sein Rücken bildet eine Hochebene. Aus derselben
ragt ein hoher Fels, der Königsstuhl, empor. Auf dem Donnersberg
genießt man eine prächtige Aussicht. Am Fuße des Berges sind große
Kastanienpflanzungen. Aus seinem Innern gräbt man Steine und
Erze. Das Donnersbergland ist ein reiches Getreideland.
Zeichnung. __
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]