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Höhenrücken. Auf dem Rücken des genannten Höhenzuges
liegt der Schießstand der Altonaer Garnison. Der
ganze Rücken des Höhenzuges besteht aus Sand und Grand
(Bahrenfelder Grandgruben) und ist infolgedessen unfrucht-
bar. Er trägt daher nur das braune Heidekraut und spar-
liches Gras. Nordwestlich von dem Höhenzug, östlich von
der Chaussee, die von Bahrenfeld über Lurup nach Schene-
feld führt, erhebt sich ein Hügel, auf dem die sogenannten
„Bahrenfelder Tannen" liegen, ein Gehölz, das aus
Kiefern und Fichten besteht. Weil diese Bäume statt der
Blätter Nadeln tragen, bezeichnet man sie als Nadelbäume
und ein Gehölz oder einen Wald aus solchen als Nadelgehölz
oder Nadelwald. Südwestlich von den Bahrenfelder Tannen,
westlich von der Chaussee, liegt der große Exercierplatz der
Altonaer Garnison.
19.
Stadt und Dorf.
Jetzt haben wir das ganze Gebiet, das zu der Stadt
Altona gehört, kennen gelernt. Ein solches Stadtgebiet
nennt man das Weichbild der Stadt*.) Weil wir in Altona
wohnen, nennen wir diese Stadt unsern Wohnort. Die meisten
von euch sind hiergeboren; fürfolcheistaltona auch der Geburts-
ort, die Vaterstadt. Große Wohnorte, wie Altona, heißen
Städte, Wohnorte mit einer geringen Zahl von Häusern
und Bewohnern, wie Ovelgönne, Othmarschen und Bahrenfeld,
sind Dörfer. Nach der Volkszählung von 1890 hat die
Stadt Altona (mit Ottensen) im ganzen 139 521 Einwohner,
von denen auf die alten Stadtteile und den Hafen zusammen
*) Nach Weigand ist das Wort Weichbild zusammengesetzt aus
dem mittelniederländischen wik d, h. Stadt, bewohnter Ort (vgl. Schles-
wig), und Bild. Es bedeutet also ursprünglich Ortsbild, Ortszeichen,
woraus die Bedeutung Ortsgebiet, Stadtgebiet leicht hervorgehen
konnte. Nach andern ist an „geweihte Bilder", Heiligenbilder zu
denken, mit denen man in älteren Zeiten die Grenzen des Stadt-
gebiets zu bezeichnen Pflegte.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
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Ein anderes Prachtgewächs der heißen Zone ist der Pi sang.
Diese Pflanze gehört zu den Krautern, hat also keinen
Stamm, sondern nur einen Stengel, aber durch die Warme
des Klimas getrieben, erreicht der Pisang dennoch eine
Höhe von 20 Fuß, und der Stengel ist so dick wie ein
Mannsschenkel, aber dabei weich und schwammig. Die
Blatter sind 10 bis 12 Fuß lang, und über 2 Fuß breit;
die Früchte wachsen, wie bei den Palmen, am Gipfel in
einem traubenförmigen Büschel. Diese Früchte, deren an
einem Stamme wohl über hundert sitzen, haben einen herr-
lichen Geschmack, und dienen den Bewohnern jener Gegen-
den zur gewöhnlichen Nahrung. Sobald die Früchte reif
sind, stirbt die Pflanze ab, und schlägt dann an der Wurzel
wieder alis; sie erreicht also in einem Zahre ihre erstaunliche
Größe und Stärke. Der heißen Zone gehören endlich noch
zwei sehr merkwürdige Bäume an, die gleichfalls einen
Beweis von der durch die Hitze bewirkten Triebkraft der
Natur geben. Diese Bäume sind: der Baobab oder Af-
senbrotbaum und der Wurzel bäum. Der erste wird
für den größten aller Bäume gehalten; der Stamm erreicht
zwar nur die Höhe von 12 Fuß, aber die Dicke des Stam-
meö beträgt im Durchmesser 25 Fuß; demnach ist der Umfang
dieses Baumes wohl so groß, daß 12 Männer ihn säum
umspannen können. Die Krone wird gegen 70 Fuß hoch,
und breitet sich wohl 150 Fuß weit aus. Die Wurzeln
haben zum Theil eine Länge von 160 Fuß. Die ungeheuren
Zweige senken sich zuletzt, von ihrer eignen Schwere nieder-
gedrückt, mit ihren Spitzen auf die Erde herab, und ver-
decken den Stamm. In den ersten fünf Zähren wächst der
Baum schnell , nachher aber so langsam, daß man das Alter
dieser Baume auf 5- bis 6000 Zahre berechnet. Der
Wurzelbaum wächst gewöhnlich an sumpfigen Orten.
Seine Wurzeln steigen aus der Erde hervor, und erstrecken
sich oft, wenn ein solcher Baum an einem Flusse steht,
dessen Bette schmal ist, bis an's jenseitige Ufer, und bilden
auf diese Weise eine Art Brücke. Die Zweige des Baumes
haben das Besondere, daß sie sich zur Erde herabsenken,
Wurzel schlagen und einen neuen Stamm bilden. So wird
nach einiger Zeit ein einziger Baum der Stammvater eines
ganzen Waldes, und alle seine Kinder bleiben mit ihm in
Verbindung. Ein solcher Wald ist selbst dem hartnäckigsten
und geduldigsten Wanderer undurchdringlich. Außer diesen.
238
3.
Grönland und die Grönländer.
Fünfzig Meilen westlich von Zsland liegt die Halbinsel
Grönland, welche 982 durch einen in jener Znsel ange-
sessenen Norweger, Namens Erich, entdeckt wurde. Er war
gezwungen, Island zu verlassen, weil er im Zweikampfe
jemand getödtet hatte, und da er wußte, daß ein norwegi-
scher Schiffer früherhin an eine Küste westlich von Zsland
verschlagen worden, so segelte er, dieser Nachricht zufolge,
westlich, und kam glücklich dahin. Er fand das Land mit
Gras bewachsen, und nannte es daher Grönland. Nach eini-
gen Zähren kehrte er nach Zsland zurück, erzählte von den
schönen Weiden, den fischreichen Küsten, dem Pelzwerk und
Wildpret seines Landes, und veranlaßte dadurch viele zur
Ueberfiedelung. Nachdem Erich's Sohn eine Reise nach
Norwegen gemacht hatte, wurde die Anzahl der Ansiedler
noch größer. Man trieb Handel mit Norwegen, erbaute die
Stadt Garde, führte Kirchen auf, legte Klöster an, und
setzte einen Bischof nebst andern Geistlichen ein. Es waren
190 Oerter an der Ostküste, und 90 an der Westküste. Von
allen diesen findet man jetzt nur noch wenige Spuren. Auf
welche Weise die Einwohner, lind mit ihnen der Anbau des
damaligen Grönlands untergegangen find, ist nicht genau zu
bestimmen, wahrscheinlich ist es, daß durch das immer mehr
sich anhäufende Eis, und durch die dadurch hervorgebrachte,
außerordentliche Kalte alles seinen Untergang gefunden hat.
Zeht ist Grönland ein überaus ödes, rauhes und unfrucht-
bares Land. Hart an der Küste erheben sich hohe Felsen und
unzugängliche Klippen, die mit ewigem Eise bedeckt sind.
Zwischen ihnen befinden sich unzählige Buchten und Ein-
schnitte, von wo aus man das flache Land gewahrt, welches
aber auch nur dürr und traurig aussieht, lind worauf man
kaum etwas Grünes erblickt. Pflanzen und Thiere sind hier
noch weit sparsamer vertheilt als auf Zsland. Holz gibt es
auch nicht; einzelne Birken und Erlen bleiben kümmerlich und
klein Dahingegen giebt es auch hier vielerlei Moose, wie
in Zsland, und eine Pflanze, wodurch die Güte des Schö-
pfers auch an diesem traurigen Orte dem Menschen sichtbar
wird. Dies ist das Löffelkraut, das allgemeinste und
sicherste Mittel gegen die furchtbarste Krankheit dieser Gegen-
den, den Skorbut. Sie ist von der Natur hier mit ver-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
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Extrahierte Personennamen: Erich
Extrahierte Ortsnamen: Island Norwegen Norwegen Zsland
249
wunderbaren und merkwürdigen Gewächsen gedeihen in der
heißen Zone so manche Pflanzen auf eine ausgezeichnete
Weise, die in den gemäßigten Gegenden nur klein und
niedrig bleiben. Die Nohrarten sind gewöhnlich dünn und
schwach, aber in Ost- und Westindien wächst das Bambus-
rohr zu der Höhe eines starken Baums empor, der zuweilen
00 Fuß hoch wird, und eine Dicke von 2 Fuß hat. Dabei
ist es so außerordentlich hart, daß cs sich wohl der Lange
nach spalten, aber schwerlich durchschneiden laßt, und es
wird daher zu Stangen und Pfählen, zum Hauser- und
Schiffsbau angewendet. Farrenkrauter, die sich sonst nur
wenig über den Boden erheben, erreichen hier eine Höhe
von 35 Fuß; Bäume, fast zweimal so hoch als unsere Eichen,
prangen mit Blüthen so groß wie unsere Lilien, ja in Süd-
Amerika wächst eine Pflanze, deren Blume, von 4 Fuß
Umfang, sich die indischen Knaben Über den Scheitel ziehen.
Alle die Gewächse, welche gewissermaßen dem Europäer jetzt
zum Bedürfnisse geworden sind, gehören der heißen Zone
an, z. B. Kaffe, Zucker, Thee, Gewürze, wie Pfeffer,
Muskatnüsse, Nelken u. s. w., kostbare Färbestoffe, z. B. der
Indigo, kommen aus heißen Gegenden; treffliche Heilmittel,
unter andern die Chinarinde, manche Balsamarten werden
unr ^ntcr einem heißen Himmelsstriche angetroffen. Es ist
also uubezweifelt, daß der Pflanzcnreichthum in der heißen
Zone den höchsten Grad erreicht.
Nicht minder zeichnet sich die Thierwelt in diesem
Klima aus. Auch in derselben verbindet sich Größe und
Stärke mit dem blendendsten Schmucke der Farben, mit der
ausgezeichnetesten Schönheit. Der Reichthum an Pflanzen
macht es möglich, daß hier große, pflanzenfressende Thiere
leben, wie der Elephant und der Tapir; die Waldungen
' werden von. unzähligen Affenarten bevölkert; schöngefiederte
Papagoien und andere herrlich geschmückte Vögel schweben
von Baum zu Baum; Colibris, glänzend wie Diamanten,
wiegen sich auf Blumen, neben ihnen prachtvolle Schmet-
terlinge; selbst des Nachts wird die Luft durch glanzvolle
Laternentrager erhellt. Aber alle diese Herrlichkeiten wird dem
Menschen auch durch manche Beschwerden und Gefahren
verbittert. Zn den Wäldern und Gegenden der heißen Zorw
wohnen auch eine Menge reißender Thiere, gegen die man
auf seiner Hut sein muß.- Der blutdürstige Tiger lauert
im Schilfe verborgen auf seine Beute; auch der Löwe, der