Bodengliederung und Besiedelung. — Geest.
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nach beiden Richtungen, nach Nordost die Jade von Rastede her mit manchem
kleinen Zufluß, darunter die Wapel, nach Südwesten die Quellbäche der
bei Oldenburg mündenden Haaren und die Bäten des Ammerlandes.
Ammerland (= Land am Meer, d. h. am Zwischenahner Meer) im engeren
Sinne wird das Gebiet des Amtes Westerstede genannt. Es ist fast ganz
eben und ohne bedeutende Bodenerhebungen und Senkungen und dacht
sich nach Südwesten zum Zwischenahner Meer und Aper Tief ab, dessen
zahlreiche Quellbäche alle in dieser Richtung fließen. Waldumkränztes
Acker- oder Wiesenland neben zusammenhängenden herrlichen Waldungen,
in denen die Eiche vorherrscht, Kiefern- und Tannenbestände auf Heide-
boden, Buchen auf Lehmgrund und in feuchten Niederungen Erlen und
Eschen machen diese Landschaft zur anmutigsten des Herzogtums. Der
Holzreichtum hat als besonderes Gewerbe den Schiffbau, die Stellmachern
und Kunsttischlerei hervorgerufen. Da die Rasenfläche oft mit Eisenstein
durchsetzt ist, so leidet die Wiesenkultur an dem eisenhaltigen Quell- und
Moorwasser. Das Zwischenahner Meer, 526 ha (f. Bild 11, S. 54),
hat einen Umfang von etwa 11 km, so das; die Stadt Oldenburg mit
Osternburg bequem darin Platz finden könnte. Es ist ein freundlicher
Binnensee, dessen tiefste Stellen sich im Nordosten befinden. Drei Bäche
speisen ihn, der Abfluß erfolgt durch zwei Bäche, welche nach ihrer Ver-
eiuiguug als Aue der Vehne zufließen. Kornfelder, Wiesen und Waldungen
umrahmen den See, und in seiner Tiefe tummeln sich Barsche, Hechte,
Aale, Brassen, Zander, Bleie und Stinte. Die Fischerei ist staatlich und an
F. L. Bodes in Bremen für etwa 2500 Mark jährlich verpachtet. Die An- »
lieger des Sees haben am Ufer seit alten Zeiten das Recht zu fischen.
Die Friesische Wede am Bockhorn, Zetel und Neuenburg, der Haupt-
bestandteil des Amtes Varel, ist ein Geestrücken, der nach Osten vorspringt
und mit der Anhöhe von Dangast so nahe an das Meer tritt, daß er hier
den Deich ersetzt. Im Westen begrenzen sie die großen Moore Ostfries-
lands, im Süden die Wapel und zwei Hochmoore, das Jührdener und
das Leugener Feld, an dessen Nordende das Große Bullenmeer liegt,
ein einsamer, flacher Moorsee, der von sandigen kahlen Ufern umgeben
ist. Die Bäche der Friesischen Wede fließen nach Nord oder Nordost.
Auf den Tonlagern der Anhöhen hat sich um Bockhorn eine bedeutende
Ziegelindustrie entwickelt. Der ganze Strich von Varel westwärts bis zur
Landesgrenze ist noch immer reich bewaldet. Das Neuenburger Holz,
569 ha, zwischen Bockhorn und Neuenburg, der Rest früherer viel größerer
Waldungen, ist ein Forst, der fast ganz auf Ton steht und deshalb überwiegend
Eichen aufzuweisen hat. Die Ortschaften Bockhorn, Grabstede und Astede
üben noch das Recht, ihr Rindvieh im Holz zu weiden, aus. Innerhalb
desselben liegt die „große Schar", der „Urwald" genannt, ein Verhältnis-
mäßig kleines Gebiet, ein Ausschlußforst, in welchem die Natur sich frei
entwickeln darf, weil die Hand des Menschen nur selten hineingreift, um
wertvolle Stämme herauszuholen. Hier wächst alles durcheinander: Eichen,
nicht so dick wie die im Hasbruch, aber zahlreich in Gemeinschaft, von arm-
dickem Efeu und anderen Schlinggewächsen umklammert, so daß die alters-
grauen Stämme wie bärtige Riesen erscheinen, Rot- und Weißbuchen,
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Bodennutzung.
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weniger als 10 bis 12 ha. In den Moorkolonien ist die Vorderlage am
Kanal besonders wertvoll.
Durch private und staatliche Bestrebungen ist das unbebaute Land
stark zurückgegangen: von 205672 ha im Jahre 1892 auf 169944 ha im
Jahre 1910. Es sind also in dieser Zeit 35728 ha neues Land gewonnen
worden, und daran Hat den größten Anteil die private Kultivierungs-
tätigfett, die während der letzten Jahre noch gesteigert wurde. Vor dem
Ausbruch des Krieges wurde berechnet, daß bei gleichem Fortgang dieser
friedlichen Tätigkeit etwa in 25 bis 30 Jahren die Odländereien Oldenburgs
kultiviert sein würden. Es sind noch etwa 90000 ha Hochmoor, davon
70000 kulturfähig, vorhanden, und etwa 25000 ha Grünlandmoor, das
sämtlich kulturfähig ist; für die innere Kolonisation kommen also 95000 ha
Moor in Frage. Da sie in Oldenburg hauptsächlich auf Viehzucht beruht,
so trägt sie an ihrem Teile dazu bei, unser Vaterland im Kriege von der
Einfuhr unabhängig zu machen.
Die Forstkultur hat sich gleichfalls unter sorgfältiger Pflege des
Staates gehoben. Die Aufforstung und Wiederbeforstung abgeholzter
Grundstücke geht zum Teil in ganz erheblichem Umfange vor sich. All-
jährlich werden vom Staate ausgedehnte Heideflächen mit dem Dampf-
pflüg bearbeitet. Privatforsten nehmen immer mehr ab, besonders weil
die zu Grubenholz geeigneten Bestände abgeholzt und nicht wieder auf-
geforstet werden; denn die landwirtschaftliche Benutzung bringt dem kleinen
Besitzer viel mehr ein. Schöne Waldungen in allen vier Oberförstereien
Varel, Oldenburg, Delmenhorst und Cloppenburg geben dem Landschasts-
bilde der Geest ihren eigenartigen Reiz. In den Marschen ist für Waldungen
kein Raum. Die Fläche der Staatsforsten hat sich von 8236 ha im Jahre 1852
auf 16940 ha im Jahre 1910 gehoben; hiervon fallen auf die Oberförsterei
Cloppenburg allein 6978 ha. Am meisten werden Kiefern gepflanzt, außer-
dem andere Nadelholzarten, aber auch Eichen, Birken, Ellern, Weiden,
Pappeln und Haseln x.
Die Bedeutung der oldenburgischen Viehzucht und ihre hohe Blüte
ist in Deutschland und im Auslande, namentlich in Osterreich, zur all-
gemeinen Anerkennung gelangt. Dazu hat die lebhafte Beteiligung an
Ausstellungen und Tierschauen erheblich beigetragen. Das oldenburgische
Vieh ist kräftig gebaut und abgehärtet, weil es von Jugend auf vom März
bis spät im November auf den herrlichen Weiden jedem Wetter Trotz zu
bieten gewöhnt ist. Das oldenburgische Pferd insbesondere ist wegen
seines ruhigen, stetigen Ganges und seines gutmütigen Temperamentes
zum Wagenpferde vorzüglich geeignet. Es gibt bei uns keine staatlichen
Hengstaufzuchtstationen, aber es werden von Staats wegen jährlich er-
hebliche Summen für die Landespferdezucht ausgesetzt. Die Eroßherzog-
liche Körungskommission überwacht die Fortpflanzung und Veredelung
des Schlages und verleiht für vorzügliche Pferde jährlich hohe staatliche
Prämien. Seit 1897 ist das Herzogtum in ein nördliches und ein südliches
Zuchtgebiet geteilt; auf der Geest bringt man der Pferdezucht von Jahr
zu ^ahr mehr Interesse entgegen. Die Körung der Hengste findet all-
* Heimatkunde des Herzogtums Oldenburg Ii, S. 262 ff.
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Bodengliederung und Besiedelung. — Geest.
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Forstort Wunderhorn, benannt nach dein goldenen Horn iin Schlosse Rosen-
borg in Kopenhagen, das einst ein kostbarer Schatz des oldenburgischen
Grafenhauses war. Die Waldungen der Delmenhorster Geest sind noch
ziemlich umfangreich. Der Sage nach waren sie einst so groß, dah ein Eich-
Hörnchen von den Osenbergen bis an den Rand der Geest kommen konnte,
ohne den Boden zu berühren. Das Stenumer Holz reicht mit neuen An-
Pflanzungen von der Niederung bis auf die Geest hinauf. Ein besonders
schöner und großer Wald ist der Hasbruch; er wird forstmäßig bewirt-
schaftet und besteht fast ganz aus Laubholz; er enthält manche tausend-
jährige Eiche, wie die Amalieneiche und die Dicke Eiche (s. Bild 1, S. 49),
und ein Bestand uralter Hainbuchen erinnert an die wilde Jagd, die durch
diese unheimlichen Baumgestalten beim Heulen des Sturmes dahinrasen
soll. Der Stühe ist ein herrlicher Buchenwald mit schlanken, Himmel-
anstrebenden Stämmen, die leider abgeholzt werden. Hier stand bis 1890
der Friesenbaum, in dessen Schatten sich die Hollandsgänger der Delmen-
horster Geest versammelten. Die Reiherkolonie, die vom Reiherholz bei
Hude hierher übergesiedelt war, ist wieder fortgezogen und befindet sich
jetzt im Twiester Holz bei Hatten und in einem Bauerngehölz bei Schmede.
Die Besiedelung dieses Gebietes, das den alten Largau umfaßte und jetzt zu den
drei Amtern Delmenhorst, Wildeshausen und Oldenburg gehört, verdichtet sich nach
Südosten zu. Naturgemäß strebten die Grafen von Oldenburg danach, nach der Be-
gründung ihrer Landeshoheit im Ammerlande und der Überwältigung der Stedinger
an der Ollen auch die Geest zwischen Hunte und Stedingen zu besetzen. Nach dem
vergeblichen Versuch, Berne zu befestigen, erbauten sie um 1259 eine Burg zu Delmen-
Horst, und hier nahm wiederholt eine Nebenlinie des Herrscherhauses ihren Wohn-
sitz, von 1482 an hielt der Bischof von Münster die Burg mit Stadt und Land besetzt,
bis sie ihm 1547 Graf Anton I. durch einen Handstreich entriß. Im Jahre 1711
wurde die Burg von der dänischen Regierung auf Abbruch verkauft, der größte der
drei Türme des schönen alten Schlosses stand noch bis 1787. Auf der einstigen Burgstelle,
die noch jetzt von einer doppelten Graft umgeben ist, steht nun das Allgemeine Peter-
Elisabeth-Krankenhaus. Die Stadt Delmenhorst, 22500 Einwohner (1871 kaum 2500),
hat sich in den letzten drei Jahrzehnten durch Bremer Kapital infolge seiner günstigen
Bahnverbindung mit dem westfälischen Kohlen- und Jndustriebezirk zu einem be-
deutenden Jndustrieplatz entwickelt, um den herum in weitem Umkreis die Arbeiter-
bevölkerung in ländlicher Siedelung wohnt. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts
bestanden hier Korkschneidereien, seit 1848 wurden nach dem Erlöschen der Tuch-
fabrikation Korkfabriken begründet, die noch jetzt, schwunghaft betrieben werden. Die
Abfälle der Korkschneiderei sind das Rohmaterial für die Linoleumfabrikation, die
sich seit 1882 mit der Gründung des jetzigen Deutschen Linoleumwerkes Hansa in
Delmenhorst entwickelt hat. Später folgten die Delmenhorster Linoleumfabrik (Anker-
marke) und die Bremer Linoleumwerke (Schlüsselmarke). Die Delmenhorster Linoleum-
industrie hat sich bis heute die Führung auf dem Festland bewahrt. Das größte Unter-
nehmen Delmenhorsts, die Norddeutsche Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei,
deren Sitz in Bremen ist, wurde 1884 gegründet und hat mit den angekauften Tertil^
werken und den eigenen Niederlassungen der Fabrik zum Ankauf des Rohmaterials,
besonders in Argentinien, die erste Stelle unter den Tertüwerken des Festlandes er-
langt; die Zahl der Arbeiter und Angestellten beträgt in Delmenhorst 3200, in den
Filialen 7300. Für die Wohlfahrt der Arbeiter, Erholungsheime, Kinderheime, Arbeiter-
kolonien, werden jährlich große Summen ausgegeben. In der Hanseatischen Jute-
spinnerei und -Weberei mit annähernd 1000 Arbeitern, einem gleichfalls bedeutenden
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