Dritter Teil.
Aus der Heimatgeschichte des Rheinlands.
Für die Mittel- und Oberstufe.
Inhaltsübersicht.
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Germanen..........
2. Die Römer am Rhein......
3. Die Einführung des Christentums
1. Das Rheinland zur Zeit der alten
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54
6. Aus der Zeit der Ritter .... 59
7. Die Zeit der Kleinstaaterei im Rhein-
land
. 61
im Rheinland........
4. Karl der Große........
5. Die neue Besiedelung des Rhein-
57
58
8. Rheinland unter französischer Herr-
schaft............
9. Rheinland unter preußischer Herr-
schaft............
62
62
lands in fränkischer und späterer
Zeit
58
1. Das Rheinland zur Zeit der alten Germanen.
Vor mehr als zweitausend Jahren, also noch vor Christi Geburt, sah es
in nnserm schönet: rheinischen Lande ganz anders aus als heute. Wo jetzt
fruchtbare Äcker und blühende Gärten sich ausdehnen, stand damals dichter
Urwald, und wo jetzt lachende, blumige Wiesen das Auge erfreuen, war viel-
fach eine Sumpfwildnis. Durch den Urwald führten keine Straßen wie heute
durch deu Wald, sondern nur Pfade und schmale, ungepflegte Wege, mit> über
den Sümpfen schwebten abends die Irrlichter. In den Wäldern und Sümpfen
lebten viele wilde Tiere, die heute ganz oder fast ganz verschwunden sind:
Bären und Auerochsen, Wölfe und Luchse, Wildschweine und Hirsche. Die
Bäche, Flüsse und Ströme hatten kein geregeltes Bett wie heute. Bei
Hochwasser fluteten sie wild dahin, überschwemmten das Land und rissen Erde
und Gestein, Bäume und Sträucher mit sich fort. Große Städte, schmucke
Flecken und freundliche Dörfer gab es nicht, und der Wanderer fand nicht Weg
und Steg, Straßeu und Brücken für sich bereitet. Also ein wildes Land ivar
damals unser Rheinland. Und doch wohnte in ihm ein Volk?
Hier und da waren Lichtuugeu in dem Urwalde. Diese Lichtungen
zeigten ein ganz anderes Bild des Landes. Knorrige Eichen standen da,
wohl tausendjährige, und unter den weitgestreckten Ästen sah man Wohn-
Hütten vou Menschen. Die Wohnhütten lagen zerstreut, jede sür sich, aber
doch bildeten sie zusammen eine Dorfgemeinde. Mauersteine oder Ziegel
waren bei ihrem Bai: nicht verwendet, sondern sie waren aus roheu, mibe-
hauenen Eichenstämmen gezimmert. Um ihr düsteres Aussehen etwas zu ver-
schönern, waren einzelne Teile der Hütten sorgfältig mit bunten Erdfarben
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Christi
Fruchtbarkeit natürlich geringer; das Getreide steht dürftig, manche
Strecken sind nur mit Heidekraut bewachsen. Dafür aber breiten
sich hier wildreiche Wildungen aus; etwa 1/3 des Bodens ist im
Regierungsbezirke mit Wald bedeckt, der Nutz- und Brennholz
liefert. Die Lohhecken gehen infolge der niedrigen Lohpreise mehr
und mehr zurück.
Der Viehzucht wird ein wachsendes Interesse zugewandt.
Durch Verbesserung Man-, Simmentalerrasse) wird der Vieh-
bestand ertragfähiger gemacht. Ju den Tälern mit ihren saftigen
Wiesen wird meistens Rindviehzucht, auf den höheren Gebieten
Schaf- v td Schweinezucht betrieben.
6. Gewerbetätigkeit.
De 3oben birgt in seinem Innern reiche Schätze: im Süden
Steinkol . Eisenstein, Achat und Salz; in der Vordereifel Sand-
und Ka .'in; in der vulkanischen Eifel Basalt, Kupfer- und
Eisenerze rner überall Schieferstein.
Jnfc ' dieser Schätze hat sich besonders im südlichen Teile
eine sehr ,ihafte Industrie entwickelt: Roheisen, Panzerplatten,
Maschine iserne Gegenstände aller Art, Achat-, Steingut- und
Tonware» Nofaikplatten. Tabaksabrilen, Gerbereien.
Handel und Verkehr.
D ist sehr rege. Da die einzelnen Gegenden des
Bezirks v 'oenartige Erzeugnisse hervorbringen, so wird schon
durch den 'tausch der Landwirtschafts- und Gewerbeprodukte
der Binne, ?t gefördert. Ebenso ist der Außenhandel bedeutend:
Waren, , ...d Obst werden ausgeführt, Tuch- und Kolonial-
waren wc 'ngeführt.
Der ' )d wird unterstützt durch Wege, Wasserstraßen und
Eisenbahl Die Wege werden nnter Beihilfe der Gemeinde-,
Kreis- uuv Provinziawerwaltnng immer weiter ausgebaut. Mosel
und Saar sind schiffbar. Das Eisenbahnnetz wird stetig vergrößert.
Wichtige Bahnlinien sind: von Trier nach Cöln, Coblenz, Saar-
brücken, Metz. Luxemburg und Hermeskeil; ferner die Linien:
St. Vith-Plüm-Gerolstein-Andernach, Wengerohr-Wittlich-Dann,
Wengerohr-Bernkastel, Pünderich-Traben-Trarbach; Moselkleinbahn
auf dem rechten Moselufer von Bullay bis Trier, die Fischbach-
bahn und andere Bahnen im Kohlengebiete. Die Königliche Elsen-
bahndirektion hat ihren Sitz in St. Johann-Saarbrücken.
Für die Handelsinteressen sorgen die Handelskammern zu
Trier und Saarbrücken.
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TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Metz Bullay
Extrahierte Ortsnamen: Süden
Steinkol Coblenz Luxemburg Wengerohr-Wittlich-Dann Wengerohr-Bernkastel Pünderich-Traben-Trarbach
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großen Städte und in den mehr nördlichen Gegenden,
auf welche das Muster des holländischen Gemüsebaues
sehr vortheilhast eingewirkt hat. Wiesen haben die preu-
ßischen Rheinprovinzen nach Verhältniß der Größe der
bebauetcn Oberfläche nicht sehr viele, am meisten die nie-
drigen Gegenden des Regierungsbezirks Düsseldorf, be-
sonders die Rheingegenden.
Die bedeutenderen Höhen sind in der Regel mit
Holz bepflanzt; doch giebt es auch in den Ebenen Wal-
dungen und Gebüsche. Die größten Waldungen sind in
den Regierungsbezirken Trier, Koblenz und Aachen.
Das meiste Bau- und Brennholz liefern die Moselgegen-
den. Auch werden daselbst viele Kohlen in Meilern ge-
brannt, zum Betrieb der Hütten- und Hammerwerke.
Auch das Oberbergische liefert viele Holzkohlen, welche
größtentheils ins Sicgenischc ausgeführt werden. Die
Rinde des Eichenholzes wird zu Lohe benutzt. Die vor-
züglichsten Holzgattungen sind Eichen, Buchen, Birken
und Nadelhölzer; letztere besonders in Sandgegendcn.
§ 34.
Die Erzeugnisse des Thierreiches.
Aus der verhältnißmäßig geringen Menge der Wie-
sen und aus dem Umstande, daß die Beförderung der
Holzkultur das Austreiben des Viehes nicht erlaubt,
vielmehr fast überall die Stallfütterung eingeführt ist,
laßt sich schon der Schluß machen, daß in den preußi-
schen Rheinprovinzen die Viehzucht nicht sehr beträchtlich
sein werde.
Das meiste Rindvieh wird in den Rheingegenden,
besonders in dem ehemaligen Herzogthnm Kleve gezogen;
auf den Rheinweiden weiden im Sommer Ochsen und
Kühe, die im Herbste als Mastvieh verkauft werden.
Noch weniger bedeutend ist die Pferdezucht. Die
besten Pferde kommen aus den Regierungsbezirken Trier
und Koblenz. Doch streben die Regierungen die Vered-
lung und Ausbreitung der Pferdezucht an.
Etwas wichtiger ist die Schaaf- und Schweinezucht,
besonders in den gebirgigen Theilen Rheinpreußens. Doch
werden die Schaafe überall mehr des Fleisches, als der
Wolle wegen gehalten. Der veredelten Schaafheerden
giebt cs nicht viele; doch ist die Zahl derselben im Wach-
sen. Die besten Schweine liefern die Ardennen; die
dortigen Schinken kommen an Güte den wcftphälischcn
nahe.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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oder Schrotgeriß. Auf dem Lande brennt man auch viel
kleines Gehölz aus den Büschen, welches in größeren
Bündeln verkauft wird. Man nennt diese hier Schran-
zcn = Schanzen.
Die eigentlichen Erzeugnisse des Bodens zerfallen in
wildwachsende und angepflanzte.
Unter den am häufigsten vorkommenden wildwachsen-
den Pflanzen zeichnen wir aus:
a) eine Menge Sumpf- und Wasserpflanzen. Dagegen
fehlt es an solchen, welche die Höhen lieben.— Fol-
gende Pflanzen wachsen am häufigsten auf den Wiesen
und in den Sümpfen: Viehgras, Quecken, Sumpf-
rohr, Wasserrohr, rauher und Wiesenhafer, mehrere
Arten von Trespen und Linsen, viele Arten von
Riet- und andern Gräsern, Wiesenkrcsse, Schweizer-
klee, Bergklee, Wiesenklee, Hasenktee, gelber Feld-
klee, Wiesensalbei, Wiesensuchsschwanz, Pumper-
nell, Kukucksblume, Wolfsmilch, Gänserich, Fünf-
fingerkraut, mehrere Arten von Hahnenfuß, Münze,
Wegerich, Cichorien, Löwenzahn, Disteln, Iohan-
nisblume, Schafgarbe und andere Pflanzen und
Gräser.
b) eine große Menge Schwämme und Pilze, welche
überhaupt feuchte Standorte lieben.
o) von Giftpflanzen — die häufigsten: den Wasser-
schierling, den Gartenschierling, den Stechapfel, das
schwarze Bilsenkraut, den Gifthahnenfuß, den rothen
Fingerhut.
6) von Bäumen: Eichen (deren Holz zum Bauen und
deren Rinde als Lohe benutzt wird), Buchen (Roth-
und Hain- oder Weißbuchen), Ulmen, Birken, Eschen,
Erlen, Pappeln, Weiden (sehr viele Arten), Ahorn,
Nadelhölzer (Tannen, Fichten, Kiefern u. d. gl.)
Faulbäume, Spindelbäume u. a. m.
Die angepflanzten Obstbäume tragen: Kirschen,
Pflaumen, Mirabellen, Aepfel, Birnen, Quitten,
Mispeln K. , '
Unter den Aepfeln zeichnen sich aus: weiße und
rothe Sommcr-Callvill-, weiße Herbft-Callvitt-, weiße
Winter-Lallvill-,gelbccallvill-,engl.eallvill-Ananas-,
gemeine Rinett-, Gold-Rinett-, Borsdorfer-, Pepin-,
Citronen-, Cardinal-, Paradies- und andere Aepfel.
Die schmackhaftesten Birnen, welche gezogen
werden, find: die Muskat-, die Magda lenen-, die
Ochsen-, die Bergamott-, die lange, die Schweizer-