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Heimatkunde der Provinz Westpreußen.
zahlreichen Dämme, welche diese Felder durchziehen, sind mit Weiden dicht besetzt.
An den Ufern des Stromes aber erheben sich Dämme von 8 und mehr Metern
Höhe und mächtiger Dicke, um die Fluten, die besonders beim Eisgang zer-
störend daherbrausen, in Schranken zu halten, was nicht immer gelingt, zumal
an manchen Stellen das Flußbett durch den mitgeführten Sand und Schlamm
schon höher geworden ist als die umliegenden Fluren. Das äußerst fruchtbare
Gebiet wird jetzt von vielen Kleinbahnen durchzogen („Rübenbahnen"). —
Die Bewohner des Werders, znui Teil Nachkommen der einst eingewanderten
Holländer, sind Mennoniten. Sie verwerfen die Kindertaufe, den Eid, den
Krieg und einen besonderen Priesterstand. Holländische Reinlichkeit ist noch
jetzt bei ihnen zu finden.
Die Nogat, die Tiege (Schwente), die sicher früher einmal ein Weichselarm
gewesen ist, und die Elbinger Weichsel setzen das Ausfüllungswerk der Weichsel
fort und drängen das Frische Haff (3—5 m tief), den letzten nnausgefüllten
Teil des westpreußischen „Urhaffs", immer mehr zurück.
Bon der See wird das Haff durch die 350—3000 m breite Frische Nehrung
getrennt. (Entstehung; Pillauer Tief; Aufforstung, nicht Nutz-, fondern Schutz-
wald. Inwiefern?) Der schönste Ort auf der Nehrung ist das vielbesuchte
Seebad Kahlberg (Leuchtturm). Von hier machen wir eine Dampferfahrt
quer über das Haff nach Tolkemit. Wir sehen schon von weitem die hohen
südlichen Haffufer, den Nordabfall (für unsere Provinz!) der
3. Preußischen Seenplatte.
a) Die Trunzer Höhen (wie hoch?). Tolkemit ist ein freundliches Städtchen,
dessen Bewohner Ackerbau, Fischfang und seit alters die Herstellung von Töpfer-
waren betreiben. Mit der Haffuferbahn gelangen wir in kurzer Zeit nach
Kadinen, dem kaiserlichen Gut. Unweit des Parkes steht eine riesige Eiche,
deren Stamm man ausgehöhlt hat, so daß jetzt im Innern an einem Tische
10 Personen sitzen können. Der bei Kadinen gefundene Ton ist sehr gut (kaiserl.
Majolikafabrik). In der Stelliner Forst steht eine 25 rn hohe Trauerfichte
(Naturdenkmal). Von Kadinen wandern wir zu Fuß ins „Gebirge". Durch
herrlichen Laubwald, an tiefen Schluchten vorbei führt uns der Weg. Die
Leute nennen die Gegend die „Dörbecker Schweiz". Durch die „heiligen
Hallen" (Buchenwald) gelangen wir nach Panklau, von wo wir wieder die
Haffuferbahn benutzen. Auf der linken Seite reiht sich jetzt eine Ziegelei an die
andere. Die steilen Ufer bestehen aus gutem Lehm und Ton. Die fertig ge-
brannten Ziegel werden gleich in Kähne verladen. Allmählich treten die Höfjeu
zurück, und wir kommen durch fruchtbare Wiesen und Felder nach Elbing.
(Große Schiffswerft von Schichau, Bau von Torpedobooten und Lokomotiven,
über 3000 Arbeiter; Blechwarenfabriken; Zigarrenfabrik von Loeser n. Wolff,
3000 Arbeiter; Messingwalzwerk; Zementfabriken; Brauereien; Automobil-
fabrik; regelmäßige Dampferverbindung mit Königsberg.) Elbing hat ein
schönes neues Rathaus, weist aber auch manch altertümliches Bauwerk auf
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Heimatkunde der Provinz Westpreußen.
c) Die Tucheler Heide. Sie ist besser als ihr Ruf. Der Boden dieses Teiles
des Pommerellischen Landrückens besteht aus Sand, der aber an vielen Stellen
mit Lehm gemischt ist. Da, wo der Lehm zutage tritt oder nur unter dünner
Sandschicht lagert, finden wir zahlreiche Ziegeleien. Der Sand wird mit Kalk
gemischt in vielen Hartsteinwerken verarbeitet. Mitten im Sand eingebettet
findet man oft moorige Flächen. Die Tucheler Heide ist mit ihren 2000 qkrn
der größte zusammenhängende Waldbestand Deutschlands. (Kiefern, Wacholder
als Unterholz.) Der größte Teil der Heide ist staatlicher Forst. Anpflanzung
und Abholzung werden jetzt planmäßig betriebe:!. Nur zum geringsten Teile
wird das Holz iu der Heide selbst verbraucht. (In Czersk sind Leistenfabriken,
in vielen Orten Schneidemühlen.) Der größte Teil des Holzes geht nach aus-
wärts. (Flößerei auf Brahe und Schwarzwasser, Eisenbahntransport.) Brahe
und Schwarzwasser durcheilen mit schnellem Lauf die Heide in oft steilwandigen,
von Laubbäumen eingefaßten Tälern. (Landschaftliche Reize!) Ihr Wasser
hat man angestaut und durch Kanäle über weite Sandflächen geleitet, um frucht-
bare Wiesen zu gewinnen. (Rieselwiesen). Früher grub man in der Heide
nach Bernstein, schwelte Teer aus dem Kienholz der Kiefern und betrieb die
Bienenzucht (Heidekraut). Heute bilden Holzfällen und -flößen, Waldarbeiten
und Landwirtschaft (Buchweizen, Kartoffeln, Roggen, Gerste, Hafer) die Haupt-
beschäftiguug der Bewohner. In den Städten wird viel Handel mit Holz und
Getreide getrieben. In den großen Seen (Karte!) wird der Akelei sehr viel
gefangen. (Künstliche Perlen.) Durch Eisenbahnen (welche?) wird die Heide
immer mehr erschlossen. Tnchel, kath. Lehrerseminar, Ziegeleien, Schneide-
mühlen. In der Nähe liegt eine Glashütte. Südlich von Tnchel bei Gostoczin
finden wir ein Braunkohlenlager. Bei Lindeubusch ist eiu großer Eibenwald,
der sog. Cisbusch, der als Naturdenkmal geschützt wird. (Die Eibe ist ein harz-
loser, beerentragender Nadelbaum.) Der „Teufelstein" bei der gleichnamigen
Haltestelle (Könitz—laskowitz). Könitz (Königl. Gymnasium) ist ein wichtiger
Eisenbahnknotenpunkt. (Welche Bahnen?) In der Nähe die Provinzial-
Bessernngs- und Landarmenanstalt Hilmarshof.
d) Südpommerellen. Mit diesem Namen bezeichnen wir den südwestlichen
Zipfel Westpreußens, der von der Küddow und ihreu Nebenflüssen durchflössen
wird. Die Bodenbeschaffenheit ist ähnlich wie in der Tucheler Heide. Es
harren aber noch weite Gebiete, die jetzt mit Flugsand bedeckt sind, der Auf-
forstung. In den Flußtälern und um die zahlreichen Seen ist der Boden frucht-
bar. Die Küddow hat auf ihrem kurzen Lauf (wie laug?) ein Gefälle von
100 in zu überwinden. Der Lauf ist sehr reißend und muß seiue Kraft zum
Treiben von zahlreichen Säge- und Mahlmühleu hergeben. In einem öden
Landstrich an der Zahne liegt Hammerstein mit einem großen Militärschießplatz,
östlich davon kommen wir zu Schlochau (Kreisstadt) mit der Provinzial-
Taubstummenanstalt. Südlicher liegt Pr.-Friedland (Progymnasium, ev.
Lehrerseminar) mit ausgedehnten Obstplantagen in der Nähe. Jastrow ist
durch seine Pferdemärkte bekannt. In Flatow finden wir ausgedehnte Park-
anlagen, einen Bismarckturm und ein Elektrizitätswerk. In herrlicher Gegend
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