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1. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 55

1891 - München : Oldenbourg
36. Eine Kaffee- und Zuckerplantage auf Cuba. 55 nicht anläuft, so sei kein gefährlicher Schwamm in der Speise. Diese Erkennungsmittel sind aber nicht verlässig. Das scharfe Auge und die seine Nase der Köchin müssen das beste thun. Fühlt sich jemand nach dem Genuß von Schwämmen unwohl, so trinke er laues Wasser im Übermaß, suche Erbrechen zu erregen und nehme einen Eßlöffel voll Ricinusöl. Vor allem aber schicke er schleunigst Nach dem Arzte. - Sommer. 36. Line Kaffee- und Zuckerplantage auf Cuba. Nachdem ich mir einen vollen Monat lang das behagliche und einigermassen träge Leben von Habana hatte gefallen lassen, ergriff ich mit Freuden die dargebotene Gelegenheit, auf dem Besitztum eines deutschen Pflanzers das Plantagenleben und die ländliche Natur Cubas kennen zu lernen. Auf meinem Wege dorthin durchschritt ich jenen prächtigen Teil der Insel, welcher der Garten von Cuba genannt wird und in seinem reichen Grün, mit den Palmenalleen, welche die Landstrasse und die anliegen- den Pflanzungen begrenzen, Auge und Herz des Nordländers mit Entzücken erfüllt. - Gegen diesen Garten ist freilich die Umgegend von Habana eine Einöde; die Kaffeegärten, welche links und rechts des Weges, einer neben dem andern, sich hinziehen, bieten die anmutigste Abwechselung zwischen frischem, dunkelgrünem Gebüsch und hohen, nervigen Stämmen, an denen üppige Schling- pflanzen, nebst den Palmen das charakteristische Merkmal der tropischen Natur, sich auf- und niederwinden. Die gastlichste Aufnahme harrte meiner, und neben dem Reiz, welchen eine gastfreie deutsche Häuslichkeit und der Genuss eines paradiesisch schönen Landes den Reisenden bot, gewährte der Anblick einer durch deutschen Fleiss in höchste Blüte gebrachten Besitzung das höchste Interesse. Die Pflanzung Angerona, eine der schönsten der Insel, enthält an 1900 Morgen Landes, davon 800 Morgen Kaffeefeld, 250 Morgen Zuckerfeld, 550 Morgen Weide- und Wiesenland, 150 Morgen Wald und an 150 Morgen für Gebäude und nächste Umgebung derselben. Das Ganze ist einem Parke vergleichbar; prächtige Palmenalleen durchziehen es und be- grenzen die einzelnen Kulturabteilungen; der Kaffeebaum wird in Reihen zu 2 m von einander gepflanzt und durch jährliches Beschneiden in der Höhe von nur 1,5 m und einem Umfang von 1 m Durchmesser erhalten; er wird mit 3 Jahren tragbar, und bei guter Pflege auf einem nicht zu sehr geschwächten Boden

2. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 217

1891 - München : Oldenbourg
Iv. Land und Leute „O Lust, vom Berg zu schauen Weit, über Wald und Strom, Hoch über sich den blauen, Tiefklareu Himmelsdom!,, 1. Im Materkand. Der Lieder Lust ist mir erwacht! Wer hat mir solchen Lenz gebracht? Das Vaterland! Ich lchweifie in der Welt umher Zum schönen Süden übers Meer; Doch was ich nirgends wiederfand: Dein Gdem war's, o Vaterland! And ach, des Südens Wunderglanz Verdunkelte dem Auge ganz Das Vaterland. Ich glaubt', in solchem Sonnenschein Da müht' ich ewig glücklich sein, And vor den trunk'nen Sinnen schwand Dein treues Wild, o Vaterland! Wie sang der lieben Vöglein Schar Im Frühling doch so hell und klar Im Vaterland! So singen sie dort drausien nicht; Dort strahlt der Tag so hell und licht; D'rum haben sie sich sortgewandt Zu dir, mein grünes Vaterland!

3. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 219

1891 - München : Oldenbourg
2. Europa 219 wohl größtenteils mehr ein zusammengebrachter als ureigener. Unsere Waldbäume, einige nützliche Gesträuchearten und einige genießbare Zwiebel- und Wurzelgewächse abgerechnet, sind eine Menge Gewächse, die setzt Europa im Überfluß hervorbringt, aus anderen Gegenden hierher ver- pflanzt worden. Selbst unsere Getreidearten sind Fremdlinge, und Asien mag ihre Heimat sein; und wie uns Amerika die vielbenutzte wohlthätige Kartoffel und den ziemlich unnützen, aber vielbeliebten Tabak sandte, so gab uns Asien die edlen Obstsorten, die Kirsche, Pfirsiche, Apfelsine, Zitrone, Feige, Melone und selbst den Wein. Aber eben darin besteht der große Vorzug Europas von den übrigen Weltteilen, daß sein gemäßigtes Klima die Erzeugnisse anderer Länder sich so leicht aneignet, ohne ihre Mängel zu besitzen. Europa hat im Vergleiche mit anderen Teilen der Erde nur unbedeutende Gebirge, Ströme und Seen; seine Wälder find nicht zu vergleichen mit den Urwäldern Amerikas, seine Ebenen nicht mit den Wüstenmeeren Afrikas und den einförmigen Savannen Amerikas; seine mächtigsten Tiere sind schwach und unbedeutend gegen die Riesen der Tierwelt in Afrika und Asien; dafür tritt aber auch die ganze Natur dem Menschen in Europa freundlicher und milder entgegen. Nicht kennen wir die Strenge, Furcht- barkeit und lange Dauer des Winters von Sibirien und Nordamerika; unter gleichen Graden der Breite erzeugt unser Erdteil noch Getreide und mancherlei Früchte, wo jene beiden Länder bei fast ewigem Eise nur Moose und niedriges Gestrüpp ihren wenigen Bewohnern bieten.\ Fremd ist uns die Wut der Orkane Westindiens, fremd die furchtbaren Gegen- sätze von Hitze und Kälte, wie Amerika und Asien sie darbieten, und wenn uns auch der Himmel nicht in jener Pracht der Tropenländer strahlt, so kennen wir auch nicht jene furchtbar verheerenden Krankheiten, von denen die Bewohner jener für so glücklich gepriesenen Länder heim- gesucht werden — die asiatische und afrikanische Pest und das gelbe Fieber Amerikas berühren kaum Europas äußerste Grenzlünder. Gern vermissen wir jene, allem Leben feindseligen, fast endlosen Sandwüsten Afrikas und Asiens, die Flußniederungen Amerikas mit ihren furchtbaren Überschwemmungen, jene unendliche Menge teils gefährlicher, teils wenig- stens höchst lästiger, reißender oder giftiger Tiere und Insekten. Unbesorgt überläßt im Sommer der Europäer sich dem Schlummer in Feld, Wald und Wiese, ohne den giftigen Hauch einer verpestenden Lust oder die Gewalt und das Gift gefährlicher Tiere, lästiger Gewürme zu fürchten. Das nicht allzumilde Klima, die fast durchaus gesunde Luft geben dem Europäer jene körperliche Schönheit und Stärke, wodurch er sich im allgemeinen vor den übrigen Völkern der Erde auszeichnet, und begründen

4. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 197

1891 - München : Oldenbourg
9. Die Linde. 197 7. Schwarze Wetter Überzieh'n den Himmelsbogen, Und der Vogel singt nicht mehr. Winde brausen hin und her, Und die wilden Wasser wogen. 8. Rote Blitze Zucken hin und zucken wieder, Leuchten über Wald und Flur, Bange harrt die Kreatur; Donnerschläge stürzen nieder. 9. Gut Gewissen, Wer es hat, und wer's bewachet, In den Blitz vom Weltgericht Schaut er und erbebet nicht, Wenn der Grund der Erde kracht. g0$. Peter Hebel. 9. Pie Linde. Von den Bäumen, die dem heimischen Boden Schatten geben, ist die Linde einer der schönsten. In dem Umfang ihres aufstrebenden Stammes und in der Höhe kaum hinter der Eiche zurückbleibend, über- trifft sie dieselbe in dem Reichtum ihrer Verästung und Verzweigung und durch die Fülle ihrer blätterdichten, weiten Krone. In der Ehre, welche ein hohes Alter gewährt, wird sie von keinem andern deutschen Baume übertroffen. Man gibt ihr eine Lebensdauer von 800 bis 1000 Jahren. Der großen Linde bei Neustadt im König- reich Württemberg geschieht urkundlich schon in den Jahren 1229 und 1408 Erwähnung. Vieler Männer Arme umspannen sie nicht, und mehr als 100 steinerne Säulen sind hingestellt, um die Äste, die sie rings weit ausstreckt, zu stützen. Bei dem Schützenhause zu Zofingen, auf dem Wege von Basel nach Luzern, stehen stattliche Linden, deren Äste zwei Tanzsäle tragen, auf welchen sich die Jugend unter dem grünen Zelt ihres Lebens freut. Die Linde ist durch ganz Deutschland und die Schweiz, soweit man dort die deutsche Zunge hört, reichlich verbreitet, im Süden und Westen vorherrschelld die breitblättrige, im Osten und Norden mehr die klein- blättrige, beide Arten gleich an Größe und Umfang, mit saftgrünen, herz- förmigen Blättern, jene Heller, diese dunkler, jene mit früheren, diese mit späteren Blüten. Als Waldbestand, der größere Flächen bedeckte, wird

5. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 263

1891 - München : Oldenbourg
V. Aus der Geschichte „Auf Euch, Ihr Frauen, sieht hoffend das Vaterland!" -------------o-**3£-o----------- 1. Kertöa. Es war ein liebliches Eiland, im baltischen Meere gelegen. Eichen, so alt wie der Boden, ans dem sie entsprossen, und gewaltige Buchen beschatteten dasselbe, das nördliche Ende des großen hercynischen Waldes bildend, welcher bei den Nordabhängen der Alpen begann und sich bis hierher erstreckte. Von bemoosten Hügeln umgeben, lag nicht fern vom Rande der Insel im Schatten der Bäume ein klarer, säst zirkelrunder See. Am nördlichen Ufer desselben erhob sich mit ihren hohen Wällen die ^Herthaburg. Sie war der Sitz der Göttin Hertha, der Geberin alles Segens in Feld und Wald. Uralte Buchen bildeten rund herum jenen heiligen Hain, dessen Innerstes nur der Fuß des Priesters betrat. Tiefe Stille herrschte in dem dunklen Schatten der Bäume, und kein Uneingeweihter wagte, das leise Flüstern der Untergötter zu unterbrechen. Selbst die kecken Urbewohner des hercynischen Waldes, der gewaltige Ur, das riesige Elen, der heulende Wolf wie der grimmige Bür schienen scheu zurückzubleiben von dem heiligen Orte, dem der Mensch nur in tiefster Ehrfurcht sich nahte. Wenn aber mit dem wiederkehrenden Lenze die erstarrte Erde unter den erwärmenden Strahlen der Sonne erwachte und die schlummernden Kinder des Frühlings von ihrem langen Winterschlafe erstanden, wenn Tausende der befiederten Sänger ihre Lieder erschallen ließen zum Lobe der schaffenden Hertha: siehe, dann tauchten ganze Scharen riesiger Münnergeftalteu aus dem Dunkel der Wälder hervor, in stiller Er- wartung dem heiligen Haine sich nahend. Welche Männer! Kühn blitzt das blaue Auge unter den buschigen Brauen, und lockig wallt das blonde Haar herab auf die breiten Schultern. Sieben Fuß messend von der

6. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 66

1891 - München : Oldenbourg
66 42. Von den Brennstoffen. lange, dicke Holzstücke, so entwickelt sich, zumal im Anfange, im Innern des Holzes eine große Menge kohlenstoffhaltiger Gasarten, welche sich schnell erheben und als Rauch entweichen. Dieser Rauch ist aber nichts anderes, als durch Hitze zersetztes, nicht völlig verbranntes Holz, das nutzlos in den Schornstein geht. Noch größeren Nachteil als die Anwendung zu langen und zu starken Holzes hat die Anwendung nicht gehörig getrockneten Holzes. Gut ausgetrocknetes Holz gibt mehr als doppelt so viel Hitze, als feuchtesgeflößtes oder erst gefälltes Holz. Man nimmt an, daß gefälltes Holz einen Sommer hindurch den Ein- wirkungen der Sonne und der freien Luft ausgesetzt sein muß, bis es vollständig ausgetrocknet ist. Durch Aufbewahrung an dumpfigen, der Luft nicht zugänglichen Orten wird das Holz durch eine eigentümliche Zersetzung schwammig und völlig wertlos. Die dichtesten und schwersten Holzarten geben am meisten Hitze und brennen am längsten. Zu diesen gehören: Eichen-, Ahorn-, Buchen-, Erlen-, Birken-, Ulmenholz; zu den weichen zählt man: Fichten-, Föhren-, Tannen-, Lärchen-, Linden-, Weiden- und Pappelholz. Die letzteren stehen den ersteren an Wert nach, weil sie, wenn gehörig getrocknet, lockerer sind, also viel weniger Kohlenstoff enthalten und folglich viel zu rasch verbrennen. Diese leichteren Holzarten eignen sich daher mehr znm Anzünden. Alle Holzarten haben eine so viel geringere Kraft, das Feuer zu nähren, je größer die Masse der unverbrennlichen Asche ist, welche nach dem Verbrennen übrig bleibt. Holz von gesunden, auf trockenen, sonnigen Flächen oder Höhen gewachsenen Stämmen hat weit mehr Heizkraft, als solches von kranken oder in feuchten Niederungen gewachsenen. — Die Zapfen von Nadelhölzern sind ein sehr wertvolles Brennmaterial, da sie wegen ihres Harzgehaltes mehr Hitze liefern, als das Holz. — 2. Steinkohlen. Dieselben sind wie die Braunkohlen Neste vor- weltlicher Pflanzen, an welchen sich allmählich die trockene Destillation vollzogen hat. Wo Steinkohlen zu einem billigen Preise zu haben sind, da bediene man sich derselben zur Feuerung, da sie eine sehr starke Hitze geben; nur ist mit ihrem Gebrauch die Unannehmlichkeit verbunden, daß sie sehr rußen, und daher die Öfen öfter gereinigt werden müssen. Die Güte der Steinkohlen ist übrigens sehr verschieden. Sie müssen tief- schwarz, glänzend, hart und frei von fremden Gesteinen sein und sollen möglichst wenig Asche oder Schlacken hinterlassen. Die meiste Hitze geben jene, die sehr spröde sind und stark und glasartig glänzen. Steinkohlen, welchen Kohlenwasserstoff, sowie Schwefel und sonstige Bestandteile durch trockene Destillation entzogen sind, wie dies bei der Gasbereitung geschieht,

7. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 206

1891 - München : Oldenbourg
206 13. Der Wald und seine Bedeutung. eignet sich dessen Mehl wenig zur Brotbereitung. Das daraus bereitete Gebäck ist in der Regel von gelber Farbe, besitzt frisch bereitet einen angenehmen Geschmack, trocknet aber sehr bald aus und lässt sich nicht lange aufbewahren. — Gleich unserem Roggen liefert der Reis durch Zusatz von Gärungsmitteln und Zuckersyrup eine Maische, aus welcher die im Handel unter dem Namen Rak oder Arak bekannte wasserhelle, stark alkoholische Flüssigkeit gewonnen wird. Die Hindu brauen noch ein anderes weinähnliches Getränk, den Range, die Japanesen ihren Sakki daraus. Reiskleister und Reiswasser werden zum Steifen von Mousselinen und Seidenstoffen in Hindostan verwendet. Die Reisspreu dient als Viehfutter, das Stroh als Material zu feinem und geschätztem Flechtwerke für Hüte und Täschchen. — Alle Teile des Reises eignen sich somit auf das vorteilhafteste zu mannigfacher Verwendung und lassen uns in ihm eine der wert- vollsten Pflanzen für den Haushalt des Menschen erkennen. Welch ungeheure Menge von Reis in den Handel gebracht wird, mag man daraus entnehmen, dass von Südkarolina allein jährlich zwischen 4—500,000 Zentner ausser Land geführt werden. Fenzl. 13. Per Wakd und seine Medeutung. Ob der Wald Bedeutung hat, kann keine Frage sein. Wohin wir blicken, überall sehen wir Erzeugnisse des Waldes. Unsere Wohnungen, unsere Geräte, unsere Schiffe, unsere Eisenbahnen, sogar unsere Berg- werke könnten nicht sein, wenn der Wald nicht wäre. Des Winters Kälte würden wir erliegen, Nahrungsmittel, für uns erst durch des Feuers Macht genießbar, würden uns nichts nützen, die Kraft des Dampfes würden wir nicht kennen, durch sie nicht über Land und Meer fliegen, wenn es keine Wälder gäbe oder gegeben hätte. Die Fortschritte der Kultur sind an den Wald gebunden, und doch war die Kultur die größte Feindin des Waldes; sie ist es leider hier und da noch jetzt. Deutschland, vormals mit dichten Eichen- und Buchen. Wäldern überdeckt, ist jetzt nur strichweise noch mit schönen Waldungen versehen; nackte Berge, wüste Ebenen sind da, wo vormals dichte Wälder standen. Was nützt der Flugsand, was trügt die Heide? Was könnte der Wald, den man vor grauer Zeit aus Unverstand oder Eigennutz geschlagen, nützen? Immer fühlbarer wird der Holzmangel; immer höher steigen die Holzpreise. Die Steinkohlen und Braunkohlen wachsen nicht nach; die Torfdecke des Moores vermehrt sich nur langsam; mögen sie

8. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 208

1891 - München : Oldenbourg
208 13. Der Wnld und seine Bedeutung. große Menge des erquickenden Taues; der Boden des dichten Hochwaldes, am Tage durch die Sonnenstrahlen weniger erwärmt, wird in der Nacht auch weniger durch Ausstrahlung erkältet. Die von Feuchtigkeit erfüllten Luftschichten über dem Walde senken sich am stillen, kühlen Abend als Nebel in das Thal; der Tau perlt am Morgen auf den Wiesen; er erquickt den Acker. Wie in den Küstengegenden die Meeresdünste, so sorgen die Waldesdünste im Binnenlande für die Bewässerung des Bodens und durch dieselbe für dessen Fruchtbarkeit. Die Mehrzahl der Flüsse entspringt auf bewaldeten Gebirgen; der Wald erhält einer Gegend ihren Wassergehalt, er sorgt für die Flüsse, er ernährt ihre Quellen; in der Wüste versiegen dieselben. Die ungeheuren wasserreichen Ströme Nordamerikas durchziehen den Urwald; ob sie so wasserreich bleiben werden, wenn ihre Wälder verschwunden sind? Die Winde fahren her und hin; fällt auch auf dürren Sand ein warmer Regen, was hilft er diesem Sande? Begierig eingesogen, wird sein Wasser ebenso schnell wieder abgegeben; keine Pflanzen sind vorhanden, die das Wasser an sich fesseln könnten; nur wenige Pflanzenarten können überhaupt aus dürrem Sande gedeihen, weil nur wenige imstande sind, das Wasser lange festzuhalten. Die Fackeldisteln und die blattlosen Wolfsmilcharten sind fast die einzigen Bewohner tropischer Wüsten; unser Sandgras wächst ans Flugsand dürrer Heiden und wird schon hier, indem es durch seine Wurzelausbreitnng den lockeren Sand befestigt, nützlich. Das Sandgras zeigt uns die Möglichkeit, auch Wüsteneien ganz allmählich mit einer neuen Pflanzendecke zu bekleiden. Wenn sich im Winter Schnee und Eis auf dem Gebirge hänfen, um vor der Sonne des Frühlings zu schmelzen, so schwellen die Ströme plötzlich an; ein Bergstrom kommt zu anderen, die Wassermasse stürzt mit Macht ins Thal hinab. Bedeckt ein Wald des Gebirges Grund, fließen die Ströme durch fruchtbares Land, so wird ein großer Teil des schmelzenden Schnees, der auf den Bäumen oder unter ihnen liegt, von der lockeren Dammerde des Bodens aufgesogen und zurückgehalten, während er da, wo ihn der Boden nicht aufnimmt, die Wassermenge der Flüsse vermehrt. Seitdem die Wälder verschwanden oder über alle Gebühr gelichtet wurden, sind dft Überschwemmungen der Flüsse im Frühjahre furchtbarer als je hervorgetreten. Ein Bergrücken, eine Mauer, ein Wald schützen vor dem Winde. Der Windschutz des Hochwaldes ist in mancher Gegend nicht ohne wohlthätigen Einfluß; von ihm beschirmt, gedeiht der junge Wald, ge- deiht das Ackerland; er verhütet die weitere Ausbreitung des Flugsandes; er hemmt die nachteilige Einwirkung austrocknender Winde; er gewährt

9. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 221

1891 - München : Oldenbourg
5. Der Rhein. 221 großen Einfluß gewonnen haben. Deshalb hat das nachsichtslose Aus- roden der Wälder auch für manche Landschaften Deutschlands (Veen, Eifel, Ostseeküsten ?c.) sehr nachteilige Folgen gehabt. Haben wir auch keine Pomeranzenhaine, keine Olivengarten, die überdies fahl aussehen, und keine immergrünen Baumarten, so prangen dafür unsere Wälder mit herrlichen Eichen und Buchen, die nirgends schöner sind als bei uns, und zwar am stattlichsten im Norden (Mecklenburg, Holstein, Insel Rügen), so daß die Dichter nicht ohne Grund das Haupt der Germania mit Eichenlaub bekränzen. Beide kommen meist neben einander vor; doch ist die Buche als der herrschende Waldbaum des mitteldeutschen Berg- landes, aber auch des Unterharzes und einzelner Küstenländer der Ostsee zu betrachten, während die Eiche ihre Hauptheimat auf dem kieseligen Boden der niederrheinischen Gebirge, in Westfalen, am Solling, Spessart, Odenwald und in Oberschlesien hat. Die Kiefer herrscht vor in den Sandstrecken Norddeutschlands und des bayerischen Frankens, sowie in der rheinischen Tief- und süddeutschen Hochebene, soweit Sand- oder Kiesboden. Herrliche Bestände von Fichten und Tannen finden sich in den Alpen, am Schwarz-, Böhmer-, Franken- und Thüringerwald, am Riesengebirg und auf dem Oberharz. Linden, Ulmen, wilde Kastanien, Eschen, Akazien und Pappeln verschönern selbst im nördlichen Flachlande die Kirchhöfe, Dorfplätze und Straßen. / Sümpfe, deren es in der Urzeit zwischen den Waldungen viele gab, sind größtenteils verschwunden und nur wenige Gegenden durch Moräste ungesund, nirgends in solchem Maße wie die pontinischen Sümpfe und Maremmen Italiens. Die Heiden und Moore, die in Deutschland zerstreut liegen, z. B. in der Lausitz, im Lüneburgischen, in Altbayern re., südlich von Friesland, find reizlos, allein nicht trübseliger als die Sandflächen südlich von Bordeaux in Frankreich; und rechnet man beide gegeneinander aus, so ist unser deutsches Vaterland bei weitem schöner als Frankreich. Die Seine läßt sich weder an Wassersülle noch an Herrlichkeit der nächsten Gegenden mit der Elbe vergleichen; nirgends bieten ihre Ufer solche Landschaften wie die der Elbe von Böhmen bis Dresden, Ochon daraus, daß in Deutschland viel mehr Gebirge sich verzweigen als in dem großenteils flacheren Frank- reich, kann man schließen, wie viel mannigfaltiger und reizender die Natur der Landschaften in Deutschland sein muß. Schacht und m. Rohmeder. 5. I)er Hlheirr. Unser Rhein vereinigt alles, was einem Flusse Wert gibt. Er ist ein Lurom, der in ein Meer mit Ebbe und Flut mündet; sein Lauf geht von bilden nach Norden ohne erhebliche Krümmungen und wird nur

10. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 261

1891 - München : Oldenbourg
24. Aus dem Norden. 261 Buchenwäldern und Obstbünmen, von der Weinrebe und den Weizen- feldern. Anfangs begleiten ihn zwar noch alte Bekannte: Apfelbäume. Buchen und Eichen; aber je weiter er reist, desto mehr bleibt einer nach dem anderen zurück, bis er zuletzt nur noch die düstere Tanne und die zierliche Birke neben sich bemerkt. Aber ehe er sich's versieht, sind auch diese zu Zwergen zusammengeschrumpft, die kauernd hinter Klippen und in Schluchten Schutz suchen. Hält er noch immer nicht an in seiner Wanderung, so nehmen auch die Zwerglein von ihm Abschied, und nun erinnert ihn nur noch Weidengebüsch an sein Heimatland, bis auch dieses verschwindet, Heidekraut das endlose Wellenland überzieht, Moose und Flechten den Boden polstern und als die einzig Unüberwindlichen sieg- reich über die Feinde alles Lebens, über Frost und Schnee triumphieren. Das Blöken der Schaf- und Rindviehherden hat sein Ohr schon längst nicht mehr vernommen, schöne, kräftige Hirten sein Auge schon längst nicht mehr gesehen. Die Menschen, die er hier und dort antrifft, kommen ihm fremdartig vor, kleiner als daheim, mit einem anderen Schnitt der Kleider und einem anderen Schnitt des Gesichtes. Es sind die Lappländer, mit welchen er im Norden von Schweden und Norwegen Bekanntschaft macht. Auch mit dem Renntiere wird er Freundschaft schließen müssen; denn ohne dieses Tier könnte er in Lappland gar nicht leben. Es gehört zu dem Hirschgeschlecht und hat unter allen Hirscharten die gedrungenste und kräftigste Gestalt. Sein Hals ist kurz und muskulös, sein Hns platt, seine Beine sind aus starken Knochen zusammengefügt; mit einem Worte, der ganze Bau dieses Hirsches ist zum Ertragen von Beschwerden, zum Ziehen von Lasten eingerichtet. Wie kein anderes Tier, weiß es sich auf einem Boden zu ernähren, der acht Monate des Jahres mit Schnee und Eis bedeckt ist. Das Männchen wie das Weibchen hat ein Geweih, während bei den übrigen Hirscharten nur das Männchen auf diese Zierde stolz sein kann; und da manche dieser Geweihe fünfzig Pfund wiegen, so ist daraus schon zu ermessen, wie kräftig das Tier sein muß. Hunger erträgt es ohne viel Beschwerde; Moos ist sein Lieblingsgericht, und trotz dieser kärglichen Nahrung überwindet es viel besser als das Pferd alle Schwierigkeiten, welche Schnee- und Eisfelder bieten. Unglaubliches vermag es vor dem Schlitten zu leisten. Wegstrecken, wozu der Lappe im Sommer drei Tage braucht, durchläuft es im Winter in einem Tage. Nur gegen die Wärme ist es empsindlich. Kommt daher die kurze Sommerzeit, so ist der Lappe gezwungen, mit seinem Renntiere aus den warmen Thälern auf die Berge zu flüchten, und selbst da sucht er sich gern ein Schneefeld zum Ruhen aus. So ist der Bewohner des
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