36. Eine Kaffee- und Zuckerplantage auf Cuba. 55
nicht anläuft, so sei kein gefährlicher Schwamm in der Speise. Diese
Erkennungsmittel sind aber nicht verlässig. Das scharfe Auge und die
seine Nase der Köchin müssen das beste thun.
Fühlt sich jemand nach dem Genuß von Schwämmen unwohl, so
trinke er laues Wasser im Übermaß, suche Erbrechen zu erregen und
nehme einen Eßlöffel voll Ricinusöl. Vor allem aber schicke er schleunigst
Nach dem Arzte. - Sommer.
36. Line Kaffee- und Zuckerplantage auf Cuba.
Nachdem ich mir einen vollen Monat lang das behagliche
und einigermassen träge Leben von Habana hatte gefallen lassen,
ergriff ich mit Freuden die dargebotene Gelegenheit, auf dem
Besitztum eines deutschen Pflanzers das Plantagenleben und die
ländliche Natur Cubas kennen zu lernen. Auf meinem Wege
dorthin durchschritt ich jenen prächtigen Teil der Insel, welcher
der Garten von Cuba genannt wird und in seinem reichen Grün,
mit den Palmenalleen, welche die Landstrasse und die anliegen-
den Pflanzungen begrenzen, Auge und Herz des Nordländers mit
Entzücken erfüllt. - Gegen diesen Garten ist freilich die Umgegend
von Habana eine Einöde; die Kaffeegärten, welche links und
rechts des Weges, einer neben dem andern, sich hinziehen, bieten
die anmutigste Abwechselung zwischen frischem, dunkelgrünem
Gebüsch und hohen, nervigen Stämmen, an denen üppige Schling-
pflanzen, nebst den Palmen das charakteristische Merkmal der
tropischen Natur, sich auf- und niederwinden. Die gastlichste
Aufnahme harrte meiner, und neben dem Reiz, welchen eine
gastfreie deutsche Häuslichkeit und der Genuss eines paradiesisch
schönen Landes den Reisenden bot, gewährte der Anblick einer
durch deutschen Fleiss in höchste Blüte gebrachten Besitzung
das höchste Interesse. Die Pflanzung Angerona, eine der schönsten
der Insel, enthält an 1900 Morgen Landes, davon 800 Morgen
Kaffeefeld, 250 Morgen Zuckerfeld, 550 Morgen Weide- und
Wiesenland, 150 Morgen Wald und an 150 Morgen für Gebäude
und nächste Umgebung derselben. Das Ganze ist einem Parke
vergleichbar; prächtige Palmenalleen durchziehen es und be-
grenzen die einzelnen Kulturabteilungen; der Kaffeebaum wird
in Reihen zu 2 m von einander gepflanzt und durch jährliches
Beschneiden in der Höhe von nur 1,5 m und einem Umfang von
1 m Durchmesser erhalten; er wird mit 3 Jahren tragbar, und
bei guter Pflege auf einem nicht zu sehr geschwächten Boden
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TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
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Iv. Land und Leute
„O Lust, vom Berg zu schauen
Weit, über Wald und Strom,
Hoch über sich den blauen,
Tiefklareu Himmelsdom!,,
1. Im Materkand.
Der Lieder Lust ist mir erwacht!
Wer hat mir solchen Lenz gebracht?
Das Vaterland!
Ich lchweifie in der Welt umher
Zum schönen Süden übers Meer;
Doch was ich nirgends wiederfand:
Dein Gdem war's, o Vaterland!
And ach, des Südens Wunderglanz
Verdunkelte dem Auge ganz
Das Vaterland.
Ich glaubt', in solchem Sonnenschein
Da müht' ich ewig glücklich sein,
And vor den trunk'nen Sinnen schwand
Dein treues Wild, o Vaterland!
Wie sang der lieben Vöglein Schar
Im Frühling doch so hell und klar
Im Vaterland!
So singen sie dort drausien nicht;
Dort strahlt der Tag so hell und licht;
D'rum haben sie sich sortgewandt
Zu dir, mein grünes Vaterland!
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2. Europa
219
wohl größtenteils mehr ein zusammengebrachter als ureigener. Unsere
Waldbäume, einige nützliche Gesträuchearten und einige genießbare Zwiebel-
und Wurzelgewächse abgerechnet, sind eine Menge Gewächse, die setzt
Europa im Überfluß hervorbringt, aus anderen Gegenden hierher ver-
pflanzt worden. Selbst unsere Getreidearten sind Fremdlinge, und Asien
mag ihre Heimat sein; und wie uns Amerika die vielbenutzte wohlthätige
Kartoffel und den ziemlich unnützen, aber vielbeliebten Tabak sandte, so
gab uns Asien die edlen Obstsorten, die Kirsche, Pfirsiche, Apfelsine,
Zitrone, Feige, Melone und selbst den Wein.
Aber eben darin besteht der große Vorzug Europas von den übrigen
Weltteilen, daß sein gemäßigtes Klima die Erzeugnisse anderer Länder
sich so leicht aneignet, ohne ihre Mängel zu besitzen. Europa hat im
Vergleiche mit anderen Teilen der Erde nur unbedeutende Gebirge,
Ströme und Seen; seine Wälder find nicht zu vergleichen mit den
Urwäldern Amerikas, seine Ebenen nicht mit den Wüstenmeeren Afrikas
und den einförmigen Savannen Amerikas; seine mächtigsten Tiere sind
schwach und unbedeutend gegen die Riesen der Tierwelt in Afrika und
Asien; dafür tritt aber auch die ganze Natur dem Menschen in Europa
freundlicher und milder entgegen. Nicht kennen wir die Strenge, Furcht-
barkeit und lange Dauer des Winters von Sibirien und Nordamerika;
unter gleichen Graden der Breite erzeugt unser Erdteil noch Getreide
und mancherlei Früchte, wo jene beiden Länder bei fast ewigem Eise nur
Moose und niedriges Gestrüpp ihren wenigen Bewohnern bieten.\ Fremd
ist uns die Wut der Orkane Westindiens, fremd die furchtbaren Gegen-
sätze von Hitze und Kälte, wie Amerika und Asien sie darbieten, und
wenn uns auch der Himmel nicht in jener Pracht der Tropenländer
strahlt, so kennen wir auch nicht jene furchtbar verheerenden Krankheiten,
von denen die Bewohner jener für so glücklich gepriesenen Länder heim-
gesucht werden — die asiatische und afrikanische Pest und das gelbe
Fieber Amerikas berühren kaum Europas äußerste Grenzlünder. Gern
vermissen wir jene, allem Leben feindseligen, fast endlosen Sandwüsten
Afrikas und Asiens, die Flußniederungen Amerikas mit ihren furchtbaren
Überschwemmungen, jene unendliche Menge teils gefährlicher, teils wenig-
stens höchst lästiger, reißender oder giftiger Tiere und Insekten. Unbesorgt
überläßt im Sommer der Europäer sich dem Schlummer in Feld, Wald
und Wiese, ohne den giftigen Hauch einer verpestenden Lust oder die
Gewalt und das Gift gefährlicher Tiere, lästiger Gewürme zu fürchten.
Das nicht allzumilde Klima, die fast durchaus gesunde Luft geben dem
Europäer jene körperliche Schönheit und Stärke, wodurch er sich im
allgemeinen vor den übrigen Völkern der Erde auszeichnet, und begründen
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Asien Amerika Europas Europa Amerikas Afrikas Amerikas Afrika Asien Europa Sibirien Nordamerika Westindiens Amerika Europas Afrikas Asiens Amerikas
9. Die Linde.
197
7. Schwarze Wetter
Überzieh'n den Himmelsbogen,
Und der Vogel singt nicht mehr.
Winde brausen hin und her,
Und die wilden Wasser wogen.
8. Rote Blitze
Zucken hin und zucken wieder,
Leuchten über Wald und Flur,
Bange harrt die Kreatur;
Donnerschläge stürzen nieder.
9. Gut Gewissen,
Wer es hat, und wer's bewachet,
In den Blitz vom Weltgericht
Schaut er und erbebet nicht,
Wenn der Grund der Erde kracht. g0$. Peter Hebel.
9. Pie Linde.
Von den Bäumen, die dem heimischen Boden Schatten geben, ist
die Linde einer der schönsten. In dem Umfang ihres aufstrebenden
Stammes und in der Höhe kaum hinter der Eiche zurückbleibend, über-
trifft sie dieselbe in dem Reichtum ihrer Verästung und Verzweigung
und durch die Fülle ihrer blätterdichten, weiten Krone.
In der Ehre, welche ein hohes Alter gewährt, wird sie von keinem
andern deutschen Baume übertroffen. Man gibt ihr eine Lebensdauer
von 800 bis 1000 Jahren. Der großen Linde bei Neustadt im König-
reich Württemberg geschieht urkundlich schon in den Jahren 1229 und
1408 Erwähnung. Vieler Männer Arme umspannen sie nicht, und mehr
als 100 steinerne Säulen sind hingestellt, um die Äste, die sie rings
weit ausstreckt, zu stützen. Bei dem Schützenhause zu Zofingen, auf
dem Wege von Basel nach Luzern, stehen stattliche Linden, deren Äste
zwei Tanzsäle tragen, auf welchen sich die Jugend unter dem grünen
Zelt ihres Lebens freut.
Die Linde ist durch ganz Deutschland und die Schweiz, soweit man
dort die deutsche Zunge hört, reichlich verbreitet, im Süden und Westen
vorherrschelld die breitblättrige, im Osten und Norden mehr die klein-
blättrige, beide Arten gleich an Größe und Umfang, mit saftgrünen, herz-
förmigen Blättern, jene Heller, diese dunkler, jene mit früheren, diese mit
späteren Blüten. Als Waldbestand, der größere Flächen bedeckte, wird
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Peter_Hebel Heller
Extrahierte Ortsnamen: Württemberg Zofingen Basel Luzern Deutschland
V. Aus der Geschichte
„Auf Euch, Ihr Frauen, sieht
hoffend das Vaterland!"
-------------o-**3£-o-----------
1. Kertöa.
Es war ein liebliches Eiland, im baltischen Meere gelegen. Eichen,
so alt wie der Boden, ans dem sie entsprossen, und gewaltige Buchen
beschatteten dasselbe, das nördliche Ende des großen hercynischen Waldes
bildend, welcher bei den Nordabhängen der Alpen begann und sich bis
hierher erstreckte. Von bemoosten Hügeln umgeben, lag nicht fern vom
Rande der Insel im Schatten der Bäume ein klarer, säst zirkelrunder
See. Am nördlichen Ufer desselben erhob sich mit ihren hohen Wällen
die ^Herthaburg. Sie war der Sitz der Göttin Hertha, der Geberin
alles Segens in Feld und Wald. Uralte Buchen bildeten rund herum
jenen heiligen Hain, dessen Innerstes nur der Fuß des Priesters betrat.
Tiefe Stille herrschte in dem dunklen Schatten der Bäume, und kein
Uneingeweihter wagte, das leise Flüstern der Untergötter zu unterbrechen.
Selbst die kecken Urbewohner des hercynischen Waldes, der gewaltige
Ur, das riesige Elen, der heulende Wolf wie der grimmige Bür schienen
scheu zurückzubleiben von dem heiligen Orte, dem der Mensch nur in
tiefster Ehrfurcht sich nahte.
Wenn aber mit dem wiederkehrenden Lenze die erstarrte Erde unter
den erwärmenden Strahlen der Sonne erwachte und die schlummernden
Kinder des Frühlings von ihrem langen Winterschlafe erstanden, wenn
Tausende der befiederten Sänger ihre Lieder erschallen ließen zum Lobe
der schaffenden Hertha: siehe, dann tauchten ganze Scharen riesiger
Münnergeftalteu aus dem Dunkel der Wälder hervor, in stiller Er-
wartung dem heiligen Haine sich nahend. Welche Männer! Kühn blitzt
das blaue Auge unter den buschigen Brauen, und lockig wallt das blonde
Haar herab auf die breiten Schultern. Sieben Fuß messend von der
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66
42. Von den Brennstoffen.
lange, dicke Holzstücke, so entwickelt sich, zumal im Anfange, im Innern
des Holzes eine große Menge kohlenstoffhaltiger Gasarten, welche sich
schnell erheben und als Rauch entweichen. Dieser Rauch ist aber nichts
anderes, als durch Hitze zersetztes, nicht völlig verbranntes Holz, das
nutzlos in den Schornstein geht. Noch größeren Nachteil als die
Anwendung zu langen und zu starken Holzes hat die Anwendung nicht
gehörig getrockneten Holzes. Gut ausgetrocknetes Holz gibt mehr als
doppelt so viel Hitze, als feuchtesgeflößtes oder erst gefälltes Holz.
Man nimmt an, daß gefälltes Holz einen Sommer hindurch den Ein-
wirkungen der Sonne und der freien Luft ausgesetzt sein muß, bis es
vollständig ausgetrocknet ist. Durch Aufbewahrung an dumpfigen, der
Luft nicht zugänglichen Orten wird das Holz durch eine eigentümliche
Zersetzung schwammig und völlig wertlos.
Die dichtesten und schwersten Holzarten geben am meisten Hitze und
brennen am längsten. Zu diesen gehören: Eichen-, Ahorn-, Buchen-,
Erlen-, Birken-, Ulmenholz; zu den weichen zählt man: Fichten-, Föhren-,
Tannen-, Lärchen-, Linden-, Weiden- und Pappelholz. Die letzteren
stehen den ersteren an Wert nach, weil sie, wenn gehörig getrocknet,
lockerer sind, also viel weniger Kohlenstoff enthalten und folglich viel
zu rasch verbrennen. Diese leichteren Holzarten eignen sich daher mehr
znm Anzünden. Alle Holzarten haben eine so viel geringere Kraft, das
Feuer zu nähren, je größer die Masse der unverbrennlichen Asche ist,
welche nach dem Verbrennen übrig bleibt. Holz von gesunden, auf
trockenen, sonnigen Flächen oder Höhen gewachsenen Stämmen hat weit
mehr Heizkraft, als solches von kranken oder in feuchten Niederungen
gewachsenen. — Die Zapfen von Nadelhölzern sind ein sehr wertvolles
Brennmaterial, da sie wegen ihres Harzgehaltes mehr Hitze liefern, als
das Holz. —
2. Steinkohlen. Dieselben sind wie die Braunkohlen Neste vor-
weltlicher Pflanzen, an welchen sich allmählich die trockene Destillation
vollzogen hat. Wo Steinkohlen zu einem billigen Preise zu haben sind,
da bediene man sich derselben zur Feuerung, da sie eine sehr starke Hitze
geben; nur ist mit ihrem Gebrauch die Unannehmlichkeit verbunden, daß
sie sehr rußen, und daher die Öfen öfter gereinigt werden müssen. Die
Güte der Steinkohlen ist übrigens sehr verschieden. Sie müssen tief-
schwarz, glänzend, hart und frei von fremden Gesteinen sein und sollen
möglichst wenig Asche oder Schlacken hinterlassen. Die meiste Hitze geben
jene, die sehr spröde sind und stark und glasartig glänzen. Steinkohlen,
welchen Kohlenwasserstoff, sowie Schwefel und sonstige Bestandteile durch
trockene Destillation entzogen sind, wie dies bei der Gasbereitung geschieht,
206
13. Der Wald und seine Bedeutung.
eignet sich dessen Mehl wenig zur Brotbereitung. Das daraus
bereitete Gebäck ist in der Regel von gelber Farbe, besitzt frisch
bereitet einen angenehmen Geschmack, trocknet aber sehr bald
aus und lässt sich nicht lange aufbewahren. — Gleich unserem
Roggen liefert der Reis durch Zusatz von Gärungsmitteln und
Zuckersyrup eine Maische, aus welcher die im Handel unter dem
Namen Rak oder Arak bekannte wasserhelle, stark alkoholische
Flüssigkeit gewonnen wird. Die Hindu brauen noch ein anderes
weinähnliches Getränk, den Range, die Japanesen ihren Sakki
daraus. Reiskleister und Reiswasser werden zum Steifen von
Mousselinen und Seidenstoffen in Hindostan verwendet. Die
Reisspreu dient als Viehfutter, das Stroh als Material zu feinem
und geschätztem Flechtwerke für Hüte und Täschchen. — Alle
Teile des Reises eignen sich somit auf das vorteilhafteste zu
mannigfacher Verwendung und lassen uns in ihm eine der wert-
vollsten Pflanzen für den Haushalt des Menschen erkennen.
Welch ungeheure Menge von Reis in den Handel gebracht wird,
mag man daraus entnehmen, dass von Südkarolina allein jährlich
zwischen 4—500,000 Zentner ausser Land geführt werden.
Fenzl.
13. Per Wakd und seine Medeutung.
Ob der Wald Bedeutung hat, kann keine Frage sein. Wohin wir
blicken, überall sehen wir Erzeugnisse des Waldes. Unsere Wohnungen,
unsere Geräte, unsere Schiffe, unsere Eisenbahnen, sogar unsere Berg-
werke könnten nicht sein, wenn der Wald nicht wäre. Des Winters
Kälte würden wir erliegen, Nahrungsmittel, für uns erst durch des
Feuers Macht genießbar, würden uns nichts nützen, die Kraft des
Dampfes würden wir nicht kennen, durch sie nicht über Land und Meer
fliegen, wenn es keine Wälder gäbe oder gegeben hätte.
Die Fortschritte der Kultur sind an den Wald gebunden, und doch
war die Kultur die größte Feindin des Waldes; sie ist es leider hier
und da noch jetzt. Deutschland, vormals mit dichten Eichen- und Buchen.
Wäldern überdeckt, ist jetzt nur strichweise noch mit schönen Waldungen
versehen; nackte Berge, wüste Ebenen sind da, wo vormals dichte Wälder
standen. Was nützt der Flugsand, was trügt die Heide? Was könnte
der Wald, den man vor grauer Zeit aus Unverstand oder Eigennutz
geschlagen, nützen? Immer fühlbarer wird der Holzmangel; immer höher
steigen die Holzpreise. Die Steinkohlen und Braunkohlen wachsen nicht
nach; die Torfdecke des Moores vermehrt sich nur langsam; mögen sie
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208
13. Der Wnld und seine Bedeutung.
große Menge des erquickenden Taues; der Boden des dichten Hochwaldes,
am Tage durch die Sonnenstrahlen weniger erwärmt, wird in der Nacht
auch weniger durch Ausstrahlung erkältet. Die von Feuchtigkeit erfüllten
Luftschichten über dem Walde senken sich am stillen, kühlen Abend als
Nebel in das Thal; der Tau perlt am Morgen auf den Wiesen; er erquickt
den Acker. Wie in den Küstengegenden die Meeresdünste, so sorgen die
Waldesdünste im Binnenlande für die Bewässerung des Bodens und
durch dieselbe für dessen Fruchtbarkeit.
Die Mehrzahl der Flüsse entspringt auf bewaldeten Gebirgen; der
Wald erhält einer Gegend ihren Wassergehalt, er sorgt für die Flüsse, er
ernährt ihre Quellen; in der Wüste versiegen dieselben. Die ungeheuren
wasserreichen Ströme Nordamerikas durchziehen den Urwald; ob sie so
wasserreich bleiben werden, wenn ihre Wälder verschwunden sind? Die
Winde fahren her und hin; fällt auch auf dürren Sand ein warmer
Regen, was hilft er diesem Sande? Begierig eingesogen, wird sein
Wasser ebenso schnell wieder abgegeben; keine Pflanzen sind vorhanden,
die das Wasser an sich fesseln könnten; nur wenige Pflanzenarten können
überhaupt aus dürrem Sande gedeihen, weil nur wenige imstande sind,
das Wasser lange festzuhalten. Die Fackeldisteln und die blattlosen
Wolfsmilcharten sind fast die einzigen Bewohner tropischer Wüsten; unser
Sandgras wächst ans Flugsand dürrer Heiden und wird schon hier,
indem es durch seine Wurzelausbreitnng den lockeren Sand befestigt,
nützlich. Das Sandgras zeigt uns die Möglichkeit, auch Wüsteneien
ganz allmählich mit einer neuen Pflanzendecke zu bekleiden.
Wenn sich im Winter Schnee und Eis auf dem Gebirge hänfen,
um vor der Sonne des Frühlings zu schmelzen, so schwellen die Ströme
plötzlich an; ein Bergstrom kommt zu anderen, die Wassermasse stürzt
mit Macht ins Thal hinab. Bedeckt ein Wald des Gebirges Grund,
fließen die Ströme durch fruchtbares Land, so wird ein großer Teil des
schmelzenden Schnees, der auf den Bäumen oder unter ihnen liegt, von der
lockeren Dammerde des Bodens aufgesogen und zurückgehalten, während
er da, wo ihn der Boden nicht aufnimmt, die Wassermenge der Flüsse
vermehrt. Seitdem die Wälder verschwanden oder über alle Gebühr
gelichtet wurden, sind dft Überschwemmungen der Flüsse im Frühjahre
furchtbarer als je hervorgetreten.
Ein Bergrücken, eine Mauer, ein Wald schützen vor dem Winde.
Der Windschutz des Hochwaldes ist in mancher Gegend nicht ohne
wohlthätigen Einfluß; von ihm beschirmt, gedeiht der junge Wald, ge-
deiht das Ackerland; er verhütet die weitere Ausbreitung des Flugsandes;
er hemmt die nachteilige Einwirkung austrocknender Winde; er gewährt
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5. Der Rhein.
221
großen Einfluß gewonnen haben. Deshalb hat das nachsichtslose Aus-
roden der Wälder auch für manche Landschaften Deutschlands (Veen,
Eifel, Ostseeküsten ?c.) sehr nachteilige Folgen gehabt. Haben wir auch
keine Pomeranzenhaine, keine Olivengarten, die überdies fahl aussehen,
und keine immergrünen Baumarten, so prangen dafür unsere Wälder
mit herrlichen Eichen und Buchen, die nirgends schöner sind als bei
uns, und zwar am stattlichsten im Norden (Mecklenburg, Holstein, Insel
Rügen), so daß die Dichter nicht ohne Grund das Haupt der Germania
mit Eichenlaub bekränzen. Beide kommen meist neben einander vor; doch
ist die Buche als der herrschende Waldbaum des mitteldeutschen Berg-
landes, aber auch des Unterharzes und einzelner Küstenländer der Ostsee
zu betrachten, während die Eiche ihre Hauptheimat auf dem kieseligen
Boden der niederrheinischen Gebirge, in Westfalen, am Solling, Spessart,
Odenwald und in Oberschlesien hat. Die Kiefer herrscht vor in den
Sandstrecken Norddeutschlands und des bayerischen Frankens, sowie in
der rheinischen Tief- und süddeutschen Hochebene, soweit Sand- oder
Kiesboden. Herrliche Bestände von Fichten und Tannen finden sich
in den Alpen, am Schwarz-, Böhmer-, Franken- und Thüringerwald,
am Riesengebirg und auf dem Oberharz. Linden, Ulmen, wilde Kastanien,
Eschen, Akazien und Pappeln verschönern selbst im nördlichen Flachlande
die Kirchhöfe, Dorfplätze und Straßen. / Sümpfe, deren es in der Urzeit
zwischen den Waldungen viele gab, sind größtenteils verschwunden und
nur wenige Gegenden durch Moräste ungesund, nirgends in solchem
Maße wie die pontinischen Sümpfe und Maremmen Italiens. Die
Heiden und Moore, die in Deutschland zerstreut liegen, z. B. in der
Lausitz, im Lüneburgischen, in Altbayern re., südlich von Friesland, find
reizlos, allein nicht trübseliger als die Sandflächen südlich von Bordeaux in
Frankreich; und rechnet man beide gegeneinander aus, so ist unser deutsches
Vaterland bei weitem schöner als Frankreich. Die Seine läßt sich weder
an Wassersülle noch an Herrlichkeit der nächsten Gegenden mit der Elbe
vergleichen; nirgends bieten ihre Ufer solche Landschaften wie die der
Elbe von Böhmen bis Dresden, Ochon daraus, daß in Deutschland
viel mehr Gebirge sich verzweigen als in dem großenteils flacheren Frank-
reich, kann man schließen, wie viel mannigfaltiger und reizender die Natur
der Landschaften in Deutschland sein muß. Schacht und m. Rohmeder.
5. I)er Hlheirr.
Unser Rhein vereinigt alles, was einem Flusse Wert gibt. Er ist
ein Lurom, der in ein Meer mit Ebbe und Flut mündet; sein Lauf geht
von bilden nach Norden ohne erhebliche Krümmungen und wird nur
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Deutschlands Norden_(Mecklenburg Holstein Westfalen Solling Odenwald Oberschlesien Norddeutschlands Frankens Böhmer- Franken- Thüringerwald Riesengebirg Italiens Deutschland Lausitz Lüneburgischen Altbayern Friesland Frankreich Frankreich Dresden Deutschland Deutschland
24. Aus dem Norden.
261
Buchenwäldern und Obstbünmen, von der Weinrebe und den Weizen-
feldern. Anfangs begleiten ihn zwar noch alte Bekannte: Apfelbäume.
Buchen und Eichen; aber je weiter er reist, desto mehr bleibt einer nach
dem anderen zurück, bis er zuletzt nur noch die düstere Tanne und die
zierliche Birke neben sich bemerkt. Aber ehe er sich's versieht, sind auch
diese zu Zwergen zusammengeschrumpft, die kauernd hinter Klippen und
in Schluchten Schutz suchen. Hält er noch immer nicht an in seiner
Wanderung, so nehmen auch die Zwerglein von ihm Abschied, und nun
erinnert ihn nur noch Weidengebüsch an sein Heimatland, bis auch dieses
verschwindet, Heidekraut das endlose Wellenland überzieht, Moose und
Flechten den Boden polstern und als die einzig Unüberwindlichen sieg-
reich über die Feinde alles Lebens, über Frost und Schnee triumphieren.
Das Blöken der Schaf- und Rindviehherden hat sein Ohr schon längst
nicht mehr vernommen, schöne, kräftige Hirten sein Auge schon längst
nicht mehr gesehen. Die Menschen, die er hier und dort antrifft,
kommen ihm fremdartig vor, kleiner als daheim, mit einem anderen
Schnitt der Kleider und einem anderen Schnitt des Gesichtes. Es sind
die Lappländer, mit welchen er im Norden von Schweden und Norwegen
Bekanntschaft macht.
Auch mit dem Renntiere wird er Freundschaft schließen müssen;
denn ohne dieses Tier könnte er in Lappland gar nicht leben. Es gehört
zu dem Hirschgeschlecht und hat unter allen Hirscharten die gedrungenste
und kräftigste Gestalt. Sein Hals ist kurz und muskulös, sein Hns
platt, seine Beine sind aus starken Knochen zusammengefügt; mit einem
Worte, der ganze Bau dieses Hirsches ist zum Ertragen von Beschwerden,
zum Ziehen von Lasten eingerichtet. Wie kein anderes Tier, weiß es sich
auf einem Boden zu ernähren, der acht Monate des Jahres mit Schnee
und Eis bedeckt ist. Das Männchen wie das Weibchen hat ein Geweih,
während bei den übrigen Hirscharten nur das Männchen auf diese Zierde
stolz sein kann; und da manche dieser Geweihe fünfzig Pfund wiegen,
so ist daraus schon zu ermessen, wie kräftig das Tier sein muß. Hunger
erträgt es ohne viel Beschwerde; Moos ist sein Lieblingsgericht, und
trotz dieser kärglichen Nahrung überwindet es viel besser als das Pferd
alle Schwierigkeiten, welche Schnee- und Eisfelder bieten. Unglaubliches
vermag es vor dem Schlitten zu leisten. Wegstrecken, wozu der Lappe
im Sommer drei Tage braucht, durchläuft es im Winter in einem Tage.
Nur gegen die Wärme ist es empsindlich. Kommt daher die kurze
Sommerzeit, so ist der Lappe gezwungen, mit seinem Renntiere aus
den warmen Thälern auf die Berge zu flüchten, und selbst da sucht er
sich gern ein Schneefeld zum Ruhen aus. So ist der Bewohner des
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TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]