Laubbäume an. Dieses ist zugleich das wichtigste Ackerbau- und Rindviehzuchtgebiet. Roggen, Gerste, Hafer, Weizen werden in Fülle gebaut. Prächtige Laub- und Nadelholzwälder breiten sich über ganz Deutschland aus. Vis zur Mainlinie und noch darüber hinaus reicht das Gebiet des Weinbaues.
Die deutschen Kulturgewächse brauchen eine hohe Sommerroärme zur Reifung ihrer Früchte (Wein 18mais 17°, Obstbäume und Weizen 14°, Gerste 12,5° mittlere Sommerwärme), vertragen dagegen mehr Kälte als ozeanische Pflanzen. Günstig wirkt auf das Gedeihen der Pflanzen, daß regenarme Gegenden in Deutschland selten sind (die trockenste Provinz ist Posen) und daß der Regen zu allen Jahreszeiten fällt. Perioden anhaltender Trockenheit sind selten, besonders im Westen. Die Pflanzenwelt hat daher fast stets die zu ihrem Wachstum nötige Feuchtigkeit. Häufiger kommt es vor, daß der Regen zu lange anhält, namentlich im Sommer, wo er nicht selten die Erntehoffnungen des Landwirtes vernichtet. Im allgemeinen hat Deutschland ein günstiges Klima, wenn wir auch zugeben müssen, daß es in Europa Länder mit besserem Klima gibt (z. B. Frankreich). Deutschland ist ebenso fern von der Armut des Nordens, wie von der Fülle des Südens. Seine Bewohner müssen ihre Kräfte anspannen, um ihre Nahrung dem heimatlichen Boden zu entlocken, aber sie finden doch noch Zeit, das Leben zu genießen und für höhere Zwecke zu verwerten.
7. Abschnitt.
Die Geschichte der deutschen Bodenkultur.
1. Die Bodenkultur in der deutschen Urzeit.
Die Besiedelung des deutschen Landes durch die Germanen war im wesentlichen zunächst so erfolgt, daß die einziehenden Völkergruppen sich womöglich schon geurbartes Land angeeignet hatten. Weder links noch rechts des Rheines bis zur Elbe fehlte es an solchem; denn hier konnten die germanischen Siedler die keltischen Wohnsitze einnehmen.
Freilich glich das weite Land vielfach noch einer undurchdringlichen Wildnis. Dichte Wälder, weite Sümpfe, rauschende Ströme erfüllten es. Rauh und unwirtlich erschien das Land, da die Sonnenstrahlen nur spärlich in die Wildnis drangen. Wilde Tiere hausten in zahlreicher Menge in den Wäldern: Bären, Wölfe, Luchse, Elen-24
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Mainlinie Deutschland Deutschland Europa Frankreich Deutschland
4. Die Forstwirtschaft.
a) Sein Klima macht Deutschland zum Land der Wälder. Fast 26o/o des Bodens decken Waldbestände, von denen 9/io auf Hochwald treffen. Das alte Deutschland hatte mehr als zu viel Wald, und erst durch weite Rodungen nutzte man Ackerland schaffen. So trieb man bis ins vorige Jahrhundert hinein mit der Entwaldung einen rücksichtslosen Raubbau, der doppelt lohnend war: Man gewann nicht nur das Holz, das im Preise immer höher stieg, sondern bekam auch für die Landwirtschaft neues, urkräftiges Ackerland. Privatwirtschaften und Staatsregierungen suchten durch Ausrodung der Waldungen ihre Finanzen zu bessern. Rechtzeitig noch erkannte man die hiermit verbundenen wirtschaftlichen Gefahren. Heute sucht man durch umfangreiche Neupflanzungen und sorgfältige Pflege des Baumbestandes den deutschen Wald zu erhalten.
Der Wald bildet nicht nur den Schmuck der Landschaft, sondern er besitzt auch die größte Bedeutung für die Niederschlags- und Bewässerungsverhältnisse eines Landes. Das alte Deutschland war bedeutend feuchter als das heutige Deutschland. Der Wald beschattet den Boden und verhindert die Ausstrahlung, er durchfeuchtet den Boden und bildet für Quellen und Flüsse ein großes Wasserbehältnis. Durch die Atmungstätigkeit der Gewächse werden grotze Massen von Wasserdampf und Sauerstoff frei, die eine Reinigung der Luft herbeiführen. Der Wald ist der Aufenthalt des Wildes und der Scharen gefiederter Sänger; auf seinem Boden entsprossen tausenderlei Gewächse, dem Menschen zu Nutz und zur Freude. Welch mächtige Wirkung der Wald auf das Gemüt des Menschen auszuüben imstande ist, zeigen uns die herrlichen Lieder, die die Schönheit des deutschen Waldes besingen. Die mächtigen Eichen-, die dunklen Fichten- und Tannenwälder werden an kraftvoller Schönheit und hohem wirtschaftlichen Werte von keinem Wald eines anderen Landes übertreffen. Der stille Ernst, der über der deutschen Landschaft liegt und sich mit dem innerlichen Wesen des deutschen Volkes paart, ist den Wäldern unserer Heimat zu danken.
b) Von den heutigen Wäldern entfällt Vs auf Laubwald und 2/3 auf Nadelwald. Der Nadelbaum des Tieflandes ist die mit größter Bedürfnislosigkeit ausgestattete Kiefer. In Gebirgen und in Bergländern sind die Fichte, Tanne und Lärche heimisch. Sehr häufig sind die gemischten Bestände, in denen Laub- und Nadelhölzer durcheinander stehen. Grotze Eichenwälder finden sich noch in Westfalen, in der Rheinprovinz und im Teutoburger Wald; Buchenbestände finden sich vom Odenwald und Spessart durch Hessen bis nach Mecklenburg und
41
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Extrahierte Personennamen: Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Niederschlags- Deutschland Deutschland Bergländern Westfalen Rheinprovinz Odenwald Hessen Mecklenburg
— 23 —
Deutschland fast zehnmal an Fläche und umfasst die Hälfte des
Erdteils. Sein (und zugleich Europas) grösster See, der Ladoga
(30 ö 60), erscheint klein gegenüber dieser ungeheuren Fläche und
umfasst doch einen Raum wie Württemberg. Die Wolga ist der
grösste Strom Europas und übertrifft den Rhein 2 '/2mal an Länge.
b) Der Bodengestalt nach erscheint das ganze Land als eine
Fortsetzung des norddeutschen Tieflandes. Im Innern ragt nur
die Waldaihöhe (32 ö 57) bis 350 m empor. An den Grenzen
aber erheben sich der Ural und der Kaukasus. Jener ist eins der
längsten Gebirge des Erdteils, dieser eins der höchsten. Am nörd-
lichen Eismeere dehnen sich umfangreiche, bitter kalte und un-
fruchtbare Ebenen aus, die Tundren genannt. Der Süden ist
Steppe, ohne Baum und Strauch und menschliche Ansiedelung. In
endlosen Grasmeeren weiden hier Herden von Rindern, Schafen
und Pferden.
c) In der Mitte des Landes bleibt Platz für ausgedehnte
Getreidefelder. Auf der „schwarzen Erde" gedeiht der Weizen
in herrlichster Fülle und Pracht. So wird Russland bei seiner
schwachen Bevölkerung (qkm 19) zu einer Kornkammer Europas;
es stellt ein Drittel zu dessen gesamter Getreideernte. Nirgends
erzeugt Europa auch wieder so ungeheure Mengen von Flachs
und Hanf. Der fruchtbare Boden bringt ferner solche Mengen von
Zuckerrüben hervor, wie nur noch in Deutschland, Frankreich,
Österreich, Belgien und den Niederlanden gewonnen werden. Die
Wälder des Landes werden nur von denen Schwedens überholt, die
Forsten Finnlands aber sind die ausgedehntesten Europas. Reiche
Schätze birgt die russische Erde auch in ihren Tiefen. In der Gegend
von Baku (50 ö 40) fliessen die ergiebigsten Erdölquellen Europas'^).
Hier wurden Quellen erbohrt, die bis 40 m hoch emporsprangen.
Eine derselben spendet täglich bis 4700 hl Öl. Brunnen, die
weniger als 1000 Pud ( 326 Zentner) täglich liefern, gelten als
nicht lohnend. Der Goldreichtum des russischen Bodens wird
ebenfalls von keinem europäischen Lande übertroffen, die Silber-
ausbeute nur von Deutschland.
d) Trotz dieses Reichtums sind die Zustände des grossen
Reiches keineswegs erfreulich. Hinsichtlich der Volksdichte steht
es erst an 16. Stelle in Europa. In Deutschland entfallen auf das
Quadratkilometer gegen 109 Köpfe, hier nur 19. Trotzdem das Land
zehnmal so gross ist als Deutschland, erbaut es doch nur dreimal so
viel Getreide als dieses (Brachwirtschaft!). Namentlich bleibt Finnland
im Anbau zurück. Der erwähnte Erntereichtum findet sich nur im
mittleren Teil des Landes; im Verhältnis zur Ausdehnung des Landes
könnte und miisste er viel bedeutender sein. Achten wir auf die Ver-
kehrsverhältnisse, so tritt Russland noch weiter zurück, dann
marschiert es weit hinter den bescheidensten Zwergstaaten her. Überall
herrscht noch empfindlicher Mangel an Eisenbahnen, an Post-
*) Kaukasien mit Baku wird auch zu Asien gerechnet Vergl. No. 5.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europas Ladoga
( Württemberg Europas Rhein Kaukasus Russland Europas Europa Deutschland Frankreich Belgien Niederlanden Schwedens Finnlands Europas Baku_( Deutschland Europa Deutschland Deutschland Finnland Russland
16
mächtige Breite erlangt. (Vergl. No. 14.) Die deutsche Strecke der
Donau nimmt hinsichtlich ihrer Schiffahrt nur eine Aschenbrödelstellung
ein; die östliche Donau hingegen kann sich hinsichtlich ihres Verkehrs
stolz messen mit Rhein und Elbe. Die Wolga endlich übertrifft alle
europäischen Ströme und verdient ihren Namen, der soviel als
,,der Grosse" bedeutet. Sie übertrifft den Rhein 2'/2mal an Länge
und gleicht bei ihrer Mündung an Breite einem gewaltigen See.
Die Pyrenäen halbin sei böte wohl Raum zur Strom-
entfaltung, aber ihr Inneres ist arm an Niederschlägen. Das Land
ist — besonders in Portugal — waldarm und zum grossen Teil
dürre Steppe.
8. Das Klima Europas. Da der Erdteil Europa eine
bedeutende Breite besitzt, so sind die einzelnen Länder sehr ver-
schieden bedacht mit Licht und Wärme. Je weiter wir nach
Norden zu wandern, desto schräger treffen die Sonnenstrahlen auf
der Erde auf. So herrscht nun zwischen Süd- und Nordeuropa ein
bedeutender Wärmeunterschied, grösser als bei uns zwischen
der kühlsten Nacht und der schwülsten Mittagszeit. In Palermo
(13 ö 38) sinkt das Thermometer nie unter Null, während es in
Stockholm (18 ö 59) im Winter oft 25 Qrad Kälte (Celsius) anzeigt.
Und doch reicht Europa nördlich noch weit über diese Stadt hinaus.
Wolltest du nun zwischen diesen beiden Punkten eine Reise quer
durch Europa machen, so würdest du einen ähnlichen Wechsel des
Klimas und der Pflanzenwelt ereben wie bei Besteigung eines
Alpenberges. Wanderst du von unserm Vaterlande aus den Gefilden
Skandinaviens zu, so nimm Abschied von den Buchenwäldern und
Obstbäumen, von der Weinrebe und den Weizenfeldern. Bald be-
gleiten dich nur noch der düstere Nadelbaum und die zierliche Birke.
Endlich schrumpfen auch sie zu Zwergen zusammen und ver-
schwinden ganz. Nur Weidengebüsch erinnert dich noch an die
Heimat. Zuletzt überziehen gar nur noch Heidekraut, Moose
und Flechten den Boden. Endlich sind auch die Schaf- und
Rinderherden der Heimat geschwunden. Selbst die Menschen,
die du hier und da noch antriffst, kommen dir kleiner vor als
daheim. Bald bist du ein Fremdling unter Fremden.*)
Ganz ähnlich würde dir's ergehen, wenn du nach Süden
wandern wolltest, etwa nach Italien hinein oder durch Frankreich
hindurch nach Südspanien, oder durch Österreich nach der Balkan-
halbinsel. Von den rauschenden Tannen- und Fichtenwäldern
müsstest du da ebenfalls bald Abschied nehmen. Auch die
schattigen Laubwälder würdest du bald vermissen. Du wanderst
dort zwischen Orangen-, Öl- und Feigenbäumen, zwischen
Lypressen und Pinien, zwischen Myrten- und Lorbeer-
gebüschen. Auf den Bäumen gewahrst du köstliche Edelfrüchte,
wie Feigen, Mandeln, Zitronen und die goldgelben Apfelsinen.
Wenn du nun gar erst zwischen Zuckerrohr- und Baumwoll-
*) Nach Gude: Ein Bild aus dem Norden.
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Extrahierte Personennamen: Gude
Extrahierte Ortsnamen: Donau Rhein Rhein Niederschlägen Portugal Europas Europa Süd- Nordeuropa Palermo
( Stockholm Europa Europa Skandinaviens Italien Frankreich Myrten-
105
der eine fortgesetzte Entwaldung des deutschen Bodens zur Folge hatte,
ist eine rationelle Waldkultur getreten, die sogar in einzelnen Gegenden
Deutschlands eme Vermehrung des Waldbestandes zuwege gebracht hat.
Gegenwärtig ist etwa ein Viertel der deutschen Bodenfläche mit Wald
bedeckt, und die Segnungen, die von einem reichlichen Waldbestande aus-
gehen, genießt das deutsche Volk in unbeschränktem Maße. Welche
nachteiligen Wirkungen für Klima, Bewässerung und Kultur eine fort-
gesetzte Verminderung des Waldes nach sich zieht, zeigen die waldarmen
Länder Griechenland, Ägypten, Syrien, Portugal und die entwaldeten
Gegenden Spaniens. Verwüstende Sturzregen und anhaltende Dürre sind
hier die häufig wiederkehrenden Folgen sinnloser Waldverwüstung.
2. Geographische Verbreitung: des Waldes.
Der Waldbestand ist nicht gleichmäßig über das deutsche
Reich verteilt. Während in den industriereichen Gegenden
eine starke Verminderung der Waldfläche eingetreten ist, wie
beispielsweise im Königreich Sachsen, findet sich in andern
Gebieten ein überreicher Waldbestand. Die höchsten Prozent-
sätze weisen Schwarzburg - Rudolstadt (43,9°/0), Sachsen-
Meiningen (42,l°/0), Waldeck (38,2°/0), Reuß j. L. (37,7°/0),
Baden (37,7°/0), Reuß ä. L. (35,6°/0) und Bayern (32,5°/0) auf.
Im allgemeinen kann man die Beobachtung machen, daß
der Prozentsatz für Waldbestand um so niedriger ist, je
fruchtbarer der Boden und je entwickelter Landwirtschaft, In-
dustrie und Verkehr sind. Die gebirgigen Teile Mittel- und
Süddeutschlands, die sich für den Ackerbau weniger eignen,
sind waldreicher als die Gebiete des norddeutschen Flachlandes.
Hier findet man vorzugsweise in den wenig ergiebigen Sand-
ebenen ausgedehnte Kiefern waldun gen. Die Kiefer, die nur
geringe Ansprüche an die Bodenfruchtbarkeit stellt, ist der
eigentliche Waldbaum Norddeutschlands, während die Fichte
die höheren Gebirge liebt. Der Laubwald macht nur etwa
ein Drittel des deutschen Waldbestandes aus. Ausgedehnte
Buchenwaldungen gibt es auf Rügen, an der Ostseeküste, im
hessischen und im Weser-Berglande.
3. Wirtschaftliche Bedeutung* des Waldes und der
Forstwirtschaft.
Der Wald ist von vielseitigem Einflüsse auf die wirt-
schaftlichen Verhältnisse eines Landes; natürlich ist seine Be-
deutung um so höher, je sorgfältiger und zielbewußter die
Pflege ist, die man seiner Entwicklung angedeihen läßt.
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— 8
land hat. Die Buntsandsteine derselben liefern einen ertrag-
armen Sandboden. Seine Bewirtschaftung ist schwierig;
Lupinen, Serradella, Buchweizen wachsen auf ihm. Am besten
eignen sich die Buntsandsteingebiete und ihre Sand-
böden zur Schafzucht und Forstwirtschaft (Kiefernanpflan-
zungen).
Desgleichen sind auch die Muschelkalkgegenden für den
Bodenbau nicht besonders geeignet. Allerdings richtet sich
der Wert des Kalkbodens im wesentlichen nach den Mischungs-
verhältnissen der vier Hauptbestandteile des Bodens. Tritt der
Kalk in nicht zu großen Mengen auf, so gehört der Kalkboden
zu den treibenden, sehr tätigen Bodenarten, der den Dünger
schnell zersetzt und dadurch viel Wärme entwickelt, was ihn
besonders zum Anbau der Rebe befähigt. Meist schmücken
auch herrliche Buchenwälder die kalkigen Höhen.
Am geeignetsten für den Bodenbau erweisen sich die
Mergellager des Keuper. Dieselben bestehen in der Haupt-
sache aus Ton, Sand und Kalk.*) Die Mergelböden lassen sich
leicht bestellen und auf eine hohe Kulturstufe bringen. Die
Zahl der auf ihnen gedeihenden Pflanzen ist groß; sie werden
ihres hohen Nährwertes wegen von den Tieren gern gefressen.
Der Mergelboden liefert das beste Land für alle Z er ealien,
für Luzerne, Esparsette, Erbsen, Wicken, Klee, Flachs; des-
gleichen für Obstbäume, Weinreben, Buchen, Lärchen, Ahorn,
Eichen, Eschen und Ulmen.
Auch die Juraformation ist wegen ihres porösen Cha-
rakters für den Ackerbau wenig geeignet; jedoch werden durch
die hindurchsickernden atmosphärischen Wasser die anliegenden
Täler mit fruchtbringendem Quellwasser in reichem Maße
versehen.
Teilweise sehr fruchtbare Ackererde verdankt die Land-
wirtschaft den Diluvialablagerungen der Jetztzeit. Da, wo
sich der Geschiebeton mit gröberem und feinerem Sande innig
vermischt hat, ist ein sehr ertragreicher Lehmboden ent-
standen, der seine rötlichbraune Farbe dem nie fehlenden
Eisenhydroxyd verdankt.
Der Lehmboden gewährt allen Kulturpflanzen den besten
Standort, da er die vorteilhaften Eigenschaften des Tons und
Sandes in sich vereinigt. Alle Halmfrüchte, besonders Gerste,
*) Sandboden enthält mindestens 80% Sand.
Tonboden » » 65% Tonsubstanz.
Mergelboden » höchstens 75% Ton, mindestens 15% Kalk.
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seine fein verwitterten und mit vermoderten Pflanzenteilen ver-
mischten Bestandteile bringen vorzügliches Getreide hervor. Die
fetten Marschen sind ausgezeichnetes Weideland. Der sumpfige Weich-
boden muß erst durch Entziehen von Wasser anbaufähig gemacht
werden, bietet dann aber guten Ertrag. (Drainage, Melioration.)
2. Gestaltung. Weite Ebenen fruchtbaren Bodens begünstigen
den Ackerbau. Auch Hügelland und Mittelgebirge lassen ihn zu,
eignen sich jedoch mehr für Forstwirtschaft und sind in den niederen
Lagen mit Laubbäumen, in den höheren mit dem genügsameren
Nadelwald bestanden. Die Hochgebirge sind durchweg kahl, geben
an ihren Abhängen kärglichem Grase und Strauchwerk Nahrung
(Alpentriften und -matten) und verweisen so auf die Viehzucht.
b) Oie Luft.
Sie beeinflußt den Ackerbau durch das Klima, welches sich aus
der Wärme der Luft, den Niederschlügen und den Winden ergibt.
1. Die wärme, die dem Pflanzenleben durchaus notwendig
ist, hängt von der Höhenlage eines Ortes, seiner geographischen
Breite und seiner Entfernung vom Meere ab. Ferner sind andere
Umstände wie geschützte Lage im Tale oder hinter einem Gebirgszuge,
welcher kälte Winde abhält, dabei von Bedeutung. Die Höhen-
linie, jenseits welcher Pflanzen- und Tierleben infolge der zu geringen
Wärme ausgeschlossen ist, heißt Schneegrenze.
2. Die Niederschläge. (Regen, Tan, Schnee usw.) Ohne sie
würde das Land zur Wüste verdorren. Die Feuchtigkeit, die sie der
Erde bringen, dringt in den Boden, löst dort die mineralischen
Nährstoffe auf und führt sie den Pflanzen als flüssige Nahrung zu.
Jni Gebirge führen die Niederschlüge hauptsächlich die Verwitterung
des Gesteines herbei. Die verwitterten Teilchen werden dann durch
den Regen zu Tal geführt, wo sie angeschwemmt werden und den
fruchtbarsten Ackerboden liefern. — Die meisten Niederschläge finden
in der Nähe des Meeres und des Äquators statt. Auch Wald be-
günstigt die Niederschläge, während Waldarmut die Fruchtbarkeit
ganzer Landschaften beeinträchtigt. Daher sollte man vorhandenen
Waldbestand durch vernünftige Wirtschaft erhalten und Oedlände-
reien von neuem ausforsten.
3. Die winde. Sie bringen dem Lande, über welches sie hin-
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Sk.ll- 0 s t - D ents ch.1 and.
Maßstali l: 5 000 000 g— ■_. ^-5° u>° "" 2°° "fvm
— — — » Expreßziujltnicn m i i ■ i_i_ Andere wichtige Eisenbahnen.
zwischen der Oder und der Elbe in
den Höhen der Niederlausch und im
Fläming fort und endet in dem med
rigen Plateau der Lüneburger Heide
zwischen Elbe, Aller und Weser. Alle
diese Gebiete haben unfruchtbaren
Sandboden: weite Flächen sind ans
geforstet, im übrigen nur dürstige
Acker- und Weidewirtschaft.
Die Tieflandsmulde zwischen
dein Nördlichen und dem Südlichen
Höhenzuge wird von 8 großen Ur-
stromtälern durchzogen. Ihnen folgen
auf weite Strecken die Flußläufe, die
leicht durch Kanäle verbunden werden
konnten: zudem verlaufen in ihnen
die großen westöstlich ziehenden Ver-
kehrslinien, so daß sich hier zahlreiche
bedeutende Siedelungen gebildet haben.
4. Das Westdeutsche Tief-
land steht unter dem Einflüsse
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weine erzeugt. Die Produktion ist nach Menge und Wert sehr schwankend
(50—150 Mill. Mk.). Die Nettoeinfuhr an Wein beträgt jährlich 40—45mill.mk.
Unsere Hauptlieferanten sind Frankreich, Spanien, Portugal, Österreich-Ungarn
und Griechenland.
Garten- und Obstbau erfreuen sich überall sorgsamer Pflege. Der Garten-
bau erzeugt große Mengen von Gemüsen, Kleinobst, Blumen und Sämereien;
er wird besonders in der Nähe großer Städte in bedeutendem Umfange be-
trieben: Berlin—spreewald, Erfurt, Liegnitz, Quedlinburg, die Vierlande bei
Hamburg, Frankfurt a. M., Bamberg. — Der Obstbau wird am meisten ge-
pflegt in den Tälern Süd- und Mitteldeutschlands (Württemberg, Baden, Reichs-
land, Pfalz, Thüringen), ferner in Havelwerder bei Potsdam und im Alten
Lande bei Hamburg. Doch müsseu wir uoch sür ca. 60 Mill. Mk. frisches
Obst vom Auslande beziehen.
Von Bedeutung sind ferner noch der Anbau von Flachs, Hanf und Tabak;
doch sind die Anbauflächen und Ernteerträge dieser Handelspflanzen in stetem
Rückgange begriffen. Der Anbau von Flachs ist noch am bedeutendsten in
Ostpreußen, Schlesien, Hessen und Bayern; der Hanfanbau beschränkt sich fast
ganz auf Süddeutschland; ausgedehnte Tabakkulturen finden sich in der Ober-
rheinischen Tiefebene (Rheinpfalz, Baden, Elsaß), in Mittelfranken und in der
Uckermark.
Forstwirtschaft. In Deutschland ist mehr als der vierte Teil der Ge-
samtfläche mit Wald bestanden; dazu nimmt das Waldland noch in geringem
Maße zu, da unproduktive Flächen (Heiden- und Dünengebiete, Gebirgs-
hänge u. dgl.) neu aufgeforstet werden. Die waldreichsten Gebiete sind die
Bayrischen Alpen, die Mittelgebirge (vgl. die Namen der meisten Mittelgebirge
Deutschlands!) und die Sandflächen des Norddeutschen Tieflandes. Der deutsche
Wald ist zu 2/3 Nadelwald (vorherrschend Kiefern und Fichten), zu x/8 Laub-
wald (vorwiegend Buchen, daneben Eichen, Birken, Erlen). Ungefähr die Hälfte
ist in staatlichem und kommunalem Besitz. Die deutsche Forstkultur ist die erste
der Welt; der Gesamtwert des deutschen Waldbestandes dürfte sich auf 10 Mil-
liardeu Mk. belaufen; die jährliche Ausbeute an Holz und Rinde wird auf
1 Milliarde Mk. geschätzt.
Große wirtschaftliche Bedeutung unserer Wälder: Waldpslege, Beerensam-
meln, Holzsägerei und -schleiserei, Anfertigung von Schnitzarbeiten, Zündholz-
fabrikation, Tischlerei, Möbelindustrie, Wagen-, Haus- und Schiffbau, Papier-
fabrikatiou, Bergbau, Gerberei usw.
Noch viel bedeutsamer als der große wirtschaftliche Wert des Waldes ist
der unberechenbare Einfluß des Waldes aus das gesundheitliche und geistige
Leben des Volkes.
Infolge des starken Verbrauches an Nutzholz aller Art bedarf Deutsch-
land trotz seiner großen Eigenproduktion noch einer jährlichen Holzeinfuhr im
Nettobetrage von 300 Mill. Mk.; unsere Hauptbezugsländer sind Österreich-
Ungarn, Rußland, Schweden und die Union.
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