Europa.
7 7
9, Was von den Obstbäumen gilt, das gilt
auch von andern Baumen, vielleicht noch mehr ge-
rade von ihnen. Sie stehn im Felde, im Walde.
Niemand kann sie bewachen; wenn ihr sie beschädi-
gen wolltet, könnte es euch vielleicht Niemand weh-
ren. Aber wird euch euer Gewissen nicht verklagen?
Sagt es euch nicht, daß es schändlich ist, einen
jungen Baum zu zerknicken, den Gott zum Nutzen
der Menschen aufwachsen laßt, von dessen Blättern
und Früchten noch so viele Thiere leben, in dessen
Schatten noch so mancher Ermüdete einst ausruhen
könnte. Schändlich ist's und bleibt es, wenn's auch
Niemand sieht, auch nur eine Satzweide abzuschä-
len. — Doch davon noch weiter ein anderes Mal;
jetzt von den Baumen selbst, deren Holz wir ge-
brauchen. Europa ist daran auch jetzt noch nicht
arm. Schweden, Rußland, mehre Gegenden von
Deutschland, Böhmen u. s. w. liefern vieles Holz
zum Bauen und zu Tischlerarbeiten. Unsere Holz-
arten finden sich fast in ganz Europa, namentlich
Eichen, Buchen, Eschen, Birken, Ahorn,
Akazien, Linden, Pappeln, Tannen, Fich-
ten, Lerchenbäume u. s. w. Nur in Spanien
findet sich die Korkeiche, ein merkwürdiger Baum,
dem es gut bekommt, wenn man ihm alle vier oder
fünf Jahr die Rinde abschält. Dadurch eben wird
dieser Baum so nützlich, indem uns diese Rinde
die besten Stöpsel auf Flaschen und Bouteillen giebt.
Die nützliche Weide sollte auch bey uns noch mehr
angepflanzt werden; eben so die Kiefer, welche in
jedem, selbst dem magersten Boden fortkommt, sehr
schnell wächst, und auf Bergen, auf denen das Gras
leicht vertrocknet, die Weide verbessert.
10. Eben so reich ist Europa an nützlichen
Kräutern, ob wohl viele derselben erst später in
unsern Welttheil eingeführt sind. Die Pastinake,
die Mohrrübe, der Spargel, der Saueram-
pfer, der Kümmel, die Chamille u. s. w. wach-
sen fast überall wild. Der Kohl hat sich von Eng-
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Schweden Deutschland Europa Lerchenbäume Spanien Europa
22
Erster Abschnitt.
Dle Witterung, die Hitze und Kälte und übers
Haupt das, was man unter dem Klima versteht,
ist in den einzelnen Landern der Erde sehr verschie-
den. Das Klima richtet sich zum Theil nach der
Lage des Landes. In der heißen Zone ist es im
Allgemeinen heißer, als in den gemäßigten. Be-
sonderen Einfluß auf das Klima haben Berge und
Meere. Auf hohen Bergen ist es kälter, so daß
auf ihnen selbst zwischen den Wendekreisen der
Schnee nicht austhauet; in den Thälern, welche die
Winde nicht durchstreichen können, heißer. Das
Meer, dessen Warme und Kalte immer gleichmäßiger
bleibt, mildert in der heißen Zone an den Küsten
die Hitze, in der kalten und in den gemäßigten
Zonen die Kälte. Darum ist es z. B. in Eng-
land warmer, als in Deutschland, obwohl jenes
noch zweiter nach Norden zu liegt, als unser Vater-
land. —
Pflanzen und Thiere sind über den ganzen
Erdboden verbreitet. Im tiefsten Norden nur
und auf den höchsten Bergen erstarrt alles Le-
den in den unermeßlichen Eisfeldern, welche die
Pole umlagern, oder sich über die Gipfel der Berge
ausbreiten. Da findet wenigstens der Mensch keine
Spur von Leben. Sonst überall treffen wir Pflan-
zen und Thiere an, in dem Meere, wie in den
Steppen, in den Gebirgen, wie in der Ebene. Und
welche Mannichfaltigkeit herrscht nicht unter ihnen.
Die Eiche, wie das Moos , das am Boden kriecht,
wie verschieden sind sie nicht, und doch hat jedes
seine ihm eigenthümliche Schönheit, jedes feine Be-
stimmung! Gleich wie in dem Baume der Vogel
Nistet und Tausends-von Geschöpfen von seinen
Früchten leben, so nährt auch das Moos Thiere,
so dient auch das Moos, die Erde zu verschönern,
kahle Felssn 'mit frischen Grün zu umkleiden und
indem es verwes't, ein fruchtbares Erdreich auf dem
Gestein zurückzulassen, in dem- schon Gräser und
Kräuter Wurzel schlagen können. Einen Fleck nur
nehmt in eurem Garten, auf dem Anger und auf
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
286 Sechster Abschnitt.
schnitten von zahllosen Flüssen, von vielen und groß-
ßen Seen, und bedeckt mit unabsehbaren Wäldern,
in welche die Indianer, die Ureinwohner Amerika's,
zurückgedrängt sind. An den Küsten haben die Eu-
ropäer, vornehmlich die Engländer, mehrere Nieder-
lassungen. Das nordöstliche der einzelnen hierher
gehörenden Länder ist Grönland, das früher blü-
hender und fruchtbarer gewesen seyn muß; denn cs
erhielt von seinen grünen Küsten den Namen grü-
nes Land. Schon vor 800 Jahren war es von
Dänemark und Norwegen aus bevölkert, so
daß hier 1406 im 190 D. standen. Jetzt ist hier
alles öde und wüste. Der Winter dauert bis im
Mai und fangt im September wieder an. Das
fehlende Holz ersetzt das Treibholz. Rennthiere,
Seehunde, Seevögel und Löffelkraut sind
die einzigen Produkte des Landes. Die Grönlän-
der sind jetzt durch die Bemühungen der herrnhuti-
schen Glaubensboten, welche sich in den unwirthli-
chen Gegenden niedergelassen haben, größtentheils
zum Christenthume bekehrt worden. — An der
Bafsin's und Hudsonsbai leben die Eskimos vom
Fischfänge. Sie sind in Sitten, Bildung und Sprache
den Grönländern ähnlich, und leben wie diese, des
Sommers in Zelten von Seehundsfellen, des Win-
ters in Erdhöhlen. Sie sind klein von Körper,
abergläubisch, und noch größtentheils Heiden. —
Südlicher liegen die Indianer land er, in denen
der Sommer kurz aber heiß und Alles mit Wald,
Sümpfen und Seen bedeckt ist. Die Indianer
leben von Jagd und Fischerey, unter Zelten von
Fellen, bald hier bald dort. Sie treiben einigen
Handel mit Pelz werk, das sie an die Engländer
und Russen verkaufen. In ihren Sitten sind sie
noch roh, gegen gefangenene Feinde, die sie oft lang-
sam zu Tode martern, grausam; dabei treu in dem
Halten der geschlossenen Verträge; gastfrey, gutmü-
thig und einträchtig. Sie glauben an ein höchstes
Wesen, das sie den großen Geist nennen. Einige
Stämme haben angefangen, Ackerbau zu treiben, so
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
122
als Speise genossen, oder zum Getränke bereitet wird, theils
zu Gewürzen und zur Arznei; sie liefern das nöthige Bau-
und Brennholz, und sind in unzähligen Dingen, welche sie
hervorbringen, für Fabrikanten und Handwerker unentbehr-
lich. In diese Klasse gehören: die Apfel- und Birnbäume,
der Quittenbaum, der Pomeranzenbaum, der Jitronenbaum,
der Granatbaum, die Aprikosen-, Pfirsch-, Kirschen-,
Zwetschgen-, Oliven-, Pistazien-, Mandel-, und Nußbäume.
Der Maulbeerbaum der Holderbaum, Feigenbaum, der
Paradieöfeigenbaum, der Brodbaum, die Eichen, die Buchen,
Tannen, Fichten, Kiefer- und Lerchenbäume, die Ulmen,
Rüstern, Birken, Eschenholz, Kastanien, der Kaffeebaum, der
Cacoabaum, der Zimmrbaum, der Lorbeerbaum, der Muskat-
nußbaum, Ltndenbaum, Buxbaum, Erlen, Ebenholz u. a. m.
Ii. Klaffe: Stauden und Sträucher.
Diejenigen Gewächse, welche mehrere Stämme aus einer
Wurzel treiben, heißen Sträucher oder Stauden. Die
meisten braucht man zu Hecken, viele davon tragen eßbare
Beeren, einige davon braucht man auch zu Gewürzen und
Arzneien. In diese Klasse gehören: die Iohannesbeerstaude,
die Stachelbeeren, der Himbeer, und Heidelbrerstrauch, der
Hagedorn, der Sauerdorn, die Kornelkirschen, der Wein-
stock, der Schlehdorn, die Vanillepflanze, der Rosmarin,
die G^würznägelchen, der Pfeffecstrauch, der Wachholder,
das Süßholz, das Bitterholz, der Haselnußstrauch, der
Rosenstrauch, der Buchs, der Kellerhals, der Theestrauch
u. drgl.
Hl. Klaffe: Krauter.
Unter Krauter versteht man solche Gewächse, welche einen
grasartigen Stamm haben, und meistens nur ein Jahr dauern.
Einige dienen zum Gerüche, einige zur Speise, andere zur Füt-
terung, und wieder andere zur Färberei. Hieher gehören: der
Wersing, Kopfkohl, Blau- und Winteckohl, Blumenkohl,
Kohlraben, Spinat, Artischocken, Spargeln, Distelarten, Lat-
tich, Salatsorten,Zichorie,Mausöhrchen,Ropunzeln, Garten-
und Brunnenkreffe, Rüben, Petersilien, Sellerie, Rettige,
Erdapfel, Zwiebeln, Lauchzwiebeln, Knoblauch, Rokambole,
192
Zimmer bringt, die Wasserdämpfe an sich zieht und sogleich von einem feuchten
Ueberznge bedeltt wird. Daö Wasser rinnt dann an den Wänden der Bcrgritzen
hinunter, und wenn es sich in großen Massen gesammelt hat, bricht eö unten am
Berge als Quelle hervor.
Die Gebirge.
Die Oberfläche des festen Landes ist entweder Nrgebirge oder Flötzgebirge
oder aufgeschwemmtes Land. In den Urgebirgen sind die bekanntesten Steinarten
Granit und Thonschiefer; sie enthalten weder Muscheln, noch Steinkohlen, noch
Salze, sind aber reich an mancherlei Erzen. Das Nrgebirge findet sich nur auf
den höchsten Punkten der großen Gebirge; man sicht eö als de» eigentlichen Kern
der Gebirge an.
Die Flötzgebirge bestehen hauptsächlich'anö Kalk, Gips und Sandstein; sic
führen auch Muscheln, Salz und Steinkohlen bei sich und sind oft sehr reich an
Eisen und Blei, aber arm an andern Erzarten. In den Flötzgebirge» findet man
oft große Schichten oder Lagen von Steinen übereinander, die gerade aussehen,
als ob man aus gewaltigen Werkstütken von Sandstein und Gips eine Niefcn-
mauer aufgeführt hätte. Solche Schichte» nennen die Bergleute Flötze; denn
flößen oder flötze» bedeutet das 'Ansetzen deö Gesteins durch Wasser; und offenbar
sind alle Flötzgebirge durch Wasser gebildet.
Die Flötzgebirge bilden schöne, ansehnliche Berge, die nicht so hoch, wie die
Urgebirge, sind, aber steiler und jäher aussehen. Die Gegenden am Fuße dieser
Gebirge und die Thäler sind gar fruchtbar. Auf den Höhen der Flötzgebirge ist
es freilich hie und da etwas kahl und unfruchtbar. Denn das Kalkgebirge hat
oben auf seinen Gipfeln meistens gar kein Wasser, keine Quelle, keinen Bach,
noch weniger einen Sec. Da müssen denn die Leute oft sehr weit hinunter gehen,
um Wasser für sich und ihr Bieh zu holen, oder sie müssen das Negenwasser
auffangen.
Das aufgeschwemmte Land besteht aus losem Sande, aus Lehm und aus
Töpferthon, und man findet dann weder Erz, noch gediegenes Metall, sondern
höchstens noch Braunkohlen. Wenn aber auch im aufgeschwemmte» Lande nicht
viel zu holen ist, so kann doch der Mensch durch seinen Fleiß gar viel hinein-
tragen. Denn Wasser giebtö da zieinlich viel. Es giebt daher überall im
aufgeschwemmten Lande Sümpfe, feuchte Ebenen, wo viel Laubwald und schönes
Gras wächst, fetten Akkerboden mitten im Sande, große Flüsse mit fruchtbaren
Ufergegendcn, und viele kleine Seen. Die Hügel bestehen aus Sand, Thon
und Lehm.
Hat unser Baterland und namentlich die Mark einen Überfluß an aufge-
schwemmtem Lande, so fehlt eö dock auch nicht an Flötz- und Urgebirgen.
Gar herrliche Flötzgebirge giebt es z. B. in der sächsischen Schweiz, in Schlesien,
südwärts vom Main über den Odenwald hinweg bis zum Nekkar. Wer an der
Donau hinuntergeht, von Negcnöburg an bis fast nach Wien, der sieht linker
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Schlesien Main Odenwald Donau Negcnöburg Wien
Die Baumwollenpflanze.
Von allen Stoffen, welche die Menschen zur Bekleidung benutzen, spielt
keiner eine so wichtige Rolle, als die Baumwolle. Sie kommt von einem Ge-
wächse, welches zur Malvenfamilie gehört und entweder kraut- oder holzartig
ist. Der Baumwolleubaum erreicht eine Höhe von 15 — 20 Fuß. Die Blätter
der Pflanzen sind breit, lappig, der Kelch doppelt; die Krone ist fünfblättrig,
gewöhnlich gelb, zuweilen roth, und enthält eine große Anzahl Staubgefäße,
deren Staubfäden zusammengewachsen sind. Die Frucht ist eine Kapsel, welche
sich in mehreren Klappen öffnet und viele Samen einschließt; diese Samen sind
mit einer langen, dichten, weißen, zuweilen gelben Wolle besetzt; und diese
Wolle ist die Baumwolle.
Die Baumwollenpflanze erfordert ein warmes Klima; sie gedeiht innerhalb
der Wendekreise und in den wärmeren Theilen der gemäßigten Zone; am besten
in einem nicht zu fetten, sondern sandigen, trokkenen Boden.
Zur Herbstzeit bietet ein Baumwollenakker einen außerordentlich schönen
Anblikk wegen der breiten, dunkelgrünen Blätter, der großen gelben Blumen
und der schneeweißen Wolle, welche aus den halboffenen Kapseln hervorleuchtet;
denn die Pflanze trägt, wenn sie noch in der Blüthe steht, auch schon reife
Frucht. Das Einsammeln geschieht, indem man die Kapseln, welche sich zu
öffnen begonnen haben, mit der Hand abpflükkt. Sic werden dann getrokknet,
worauf die Wolle von den Samenkörnern getrennt w»d.
Bor Christi Geburt war der Anbau der Baumwollenpflanze und der Ge-
brauch der Baumwolle zu Kleidern wahrscheinlich auf Indien beschränkt. Ein
griechischer Schriftsteller, welcher im fünften Jahrhundert v. Ehr. lebte, berichtet,
daß dre Indier eine Pflanze haben, welche anstatt der Frucht Wolle trägt,
ähnlich wie die der Schafe, nur feiner und besser, woraus sic ihre Kleider
machen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Baunnvollenbau durch die Araber
nach Europa gebracht. Zuerst wurde er in Spanien, dann in Sicilie», dem
südlichen Italien und Griechenland betrieben.
Der Gebrauch der Baumwollcnzcuge war aber selbst im Mittelalter noch
sehr beschränkt und die Verarbeitung derselben bis in die Mitte des vorigen
Jahrhunderts unbedeutend. Die wenigen Baumwollenwaaren, die man brauchte,
wurden auö Indien geholt und aus China. Jetzt ist die Verarbeitung der
Baumwolle, besonders in England, zu einem außerordentlichen Umfange
gestiegen; ja, man ist sogar auf den Punkt gekommen, daß ungeachtet des
niedrigen Arbeistlohneü in Indien und China, und ungeachtet deö weiten Trans-
ports nicht unbedeutende Mengen Baumwollenzeuge von Europa nach Indien
ausgeführt werden. Diese ungewöhnliche Erscheinung verdankt man den Ma-
schinen, die in England allein 1'/, Million Menschen beschäftigen. Wenn Alles,
was jetzt verarbeitet wird, mit den Händen bewerkstelligt werden sollte, so müßte
je der fünfte Mensch in ganz Europa in Baumwolle arbeiten.
Das isländische Moos.
Unter allen Gewächsen ist das isländische Moos eines der nützlichsten. Es
wächst in den ärmsten nördlichen Ländern, wie Island, Lappland u. s. w. sehr
häufig, und auch hin und wieder in unsern deutschen Gebirgöwaldungen und
auf dürren Hcideplätzen. Die Blätterlappen, die ziemlich gerade in die Höhe
stehen, sind steif, doch biegsam, nach unten breiter, nach oben in schmale Aestlein
vertheilt, die sich in noch kleinere, mit zwei Spitzen enden. Die innere Fläche
ist hohl, grün und zugleich ins Röthliche fallend, glatt; außen sind sie weißlich
oder grünlich-gelb. Am bittern Gefchmakke, der sehr stark ist, kennt man aber
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Christi
Extrahierte Ortsnamen: Indien Europa Spanien Italien Griechenland Indien China England Indien China Europa Indien England Europa Island Lappland
Erster Abschnitt.
Die ältere brandenburgische Geschichte bis zum
Anfänge der Regierung der hohenzollernschen
Regentenfamilie.
Bis 1415 nach Christi Geburt.
Erster Zeitraum.
Von den ältesten Zeiten bis auf die Regierung des
anhaltinischen Hauses.
Bis 1133 nach Christi Geburt.
1. Das Land.
c\$n dem nordöstlichen Deutschland, zwischen und an der Elbe und
Oder, da, wo die Havel und Spree ihren Lauf haben, beginnt die
Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staats, zu dessen glücklichen
Unterthanen wir gehören. Jetzt umfaßt die Provinz Brandenburg
dem größten Theile nach diese Gegend, welche, wie gegenwärtig, so
auch in der ältesten Zeit den deutschen Landern beigezahlt wurde.
Von diesen wissen wir aber aus der grauen Vorzeit wenig zu erzäh-
len.- Ein fremdes Volk hat uns die ersten Nachrichten darüber
mitgetheilt. Es sind die Römer. Ihnen lag jenseit der Donau und
des Rheins, in weite Fernen nach Osten und Norden hin, das große,
freie, deutsche Land. Dieses Land war im Alterthume nicht so herr-
lich angebaut und so zahlreich bewohnt, wie jetzt. An vielen Stellen
breiteten sich auf den Gebirgen und in den Thalern sehr große Wal-
dungen aus, hier und da waren Sümpfe und Moraste in Menge,
da und dort sah man große Heidestrecken. Die Wälder, Sümpfe
und Moore füllten im Herbste und Winter die Luft mit Nebel an.
Je weiter sich die deutschen Gegenden nach der Ostsee und der Weich-
sel hin ausdehnten, desto unfreundlicher und rauher wurden sie, desto
kälter und feuchter war die Lust.
Vormb. br. pr. Gesch. 4. Aufl.
1
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Ortsnamen: Christi Christi Deutschland Donau Rheins Ostsee
3^8
Geographie.
aber wegen der ungesunden Luft, welche die vielen Moräste
und Sümpfe hier verursachen, nicht auf derinsel, sondern
im Herzogthum Piemont wohnt, wo wir ihn sogleich bei
suchen wollen. Die beste Stadt darauf heißt Cagliari.
Jetzt gehen wir wieder auss feste Land in
Das Fürstettthum Piemont.
Es gränzt ans mittelländische Meer, und an die
Schweiz, Savoyen, Frankreich, Genua und Mayland.
Seine Größe betragt 624 Quadratmeilen, auf welchen
dritthalb Mlllionenjmenschen leben, die, einige wenige aus<
genommen, katholisch sind.
Das Fürstenthum wird durch den Fluß po bewässert,
hat fast lauter ebenen Boden und ist ungemein fruchtbar:
Getreide, Mais, Reis, Oliven, Nüsse, Castanien, Hanf,
Taback, Wein und Buchsbaum hat es im Ueberfluß. Auch
ist es das Vaterland der Trüffeln, die man hier in der
größten Schönheit, und von allerhand Farben und Größe
in Menge ausgräbt. Oft findet man Stücke, die 12 bis
14 Pfund schwer sind. Schönes Rindvieh und Maulthiere
hat das Land gleichfalls; den größten Reichthum jedoch
macht die Seide aus, welche die beste in ganz Italien ist.
Dies Land gehört dem König von Sardinien, der auch in
demselben wohnt. Er heißt Victor Amadeus Ii. geboh,
rrn 1726. Die vornehmsten Städte darin sind:
Turin, die Hauptstadt des Fürstenthums, und Re»
sidenz des Königs von Sardinien, eine der schönsten Städte
in Europa. Sie hat 82,000 E. und eine Universität.
Es wird! hier eine erstaunliche Menge seidener Zeuge ver-
fertigt.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Victor_Amadeus
Extrahierte Ortsnamen: Cagliari Frankreich Genua Italien Sardinien Sardinien Europa
ic4 Geographie.
dertjährige Fichten. Dagegen sind feine kleineren Brüder
über und über mir dichten Waldungen, vorzüglich mit Roth,
Tannen bewachsen, unddiethäler sind sämmtlich mit Bächen
und Flüssen bewässert. Der Harz ist il Meilen lang und
4 breit. Die Luft auf demselben ist sehr rauh, und schon in
der Mitte des Oktobers fällt oft Schnee, der nicht leicht vor
dem Zuliuö schmilzt. Er liegt zuweilen in einer solchen
Höhe, daß er bis an Len ersten Stoch der Häuser reicht.
Natürlicherweise ist der Sommer hier nur kurz, weswegen
auch die Einwohner das ganze Jahr hindurch einzuheizen
pflegen: denn an Holz läßt es ihnen die gütige Natur nicht
fehlen. Im ganzen Gebirge liegen 42 Städte und Flecken,
die aber nicht alle zu unserm Laube gehören. Man theilt
nemlich den Harz ein in den (!>bcrharz, der ganz dem
Churfürsten von Hannover gehört, und in den Unterharz,
an welchem auch verschiedene benachbarte Laudesherrn An,
theil haben. Der größte Reichthum dieses Gebirges besteht
jn Mineralien aller Art, vornemlich aber in Metallen
und Halb, Metallen. Sold wird nur in geringer Menge
gewonnen, aber desto größer ist der Reichthum an Silber,
und die Harz, Silbergruben gehören zu den ersten in ganz
Deutschland. Rupfer wird ebenfalls in großer Menge und
vorzüglicher Güte, und Elfen gleichfalls und von guter Art
gewonnen. Eben so beträchtlich ist der Ertrag an Bley;
aber Zinn giebt es desto weniger. An Halb, Metallen und
anderen Mineralien hat der Harz Salmcv, Zink, Arfe<
ink, Schwefel, Vitriol rc. Der reine Gewinn an den
sämmtlrchen Mineralien, welche der Harz liefert, soll sich
auf 600,oco Rthlr. belaufen: eine eben so große Summe
aber ziehen dir Arbeiter. Es besteht daher das Hauptge«
werbe der Harzbewohner im Berg t und Hütten r Bau,
und die Leute, die sich damit beschäftigen, sind die nützlichen
Berg,
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
109
Deutschland.
liegt aber doch hoch , weswegen es hier kälter ist, als in den
Nachbar« Ländern. Dir größten Flüsse sind: die Elbe,
die an der nördlichen Grenze hinfließt, das Land von den
preußischen Ländern und von Mecklenburg trennt, und nach
und nach die Jetze, Ilmenau, Luhe und Seeve aufnimmt,
und die Aller» in welche die. Ocker, Fuhse und Leine falr
len. Der Boden des Fürstenchums ist im Ganzen genom-
men nicht sehr fruchtbar. Da , wo die Natur nur irgend
Miene zur Fruchtbarkeit macht, sucht man ihr durch Fleiß
undarbeit nachzuhelfen; einige Gegenden aber können zum
Ackerbau gar nicht genützt werden. Daher fehlt es hier uni»
da an Getreide, manche Ortschaften dagegen haben lieber-
fluß. Besser als das gewöhnliche Getreide gebeyht den
Buchweizen, daher dir Einwohner aus Buchweizen-Grütze
jährlich manchen schönen Thaler gewinnen. — In den mei-
sten Gegenden ist der Flachs-und Hanfbau im vortrest
lichsten Stande.— Der Garten»und Obst-Bau wird
vornemlich in den Elbe-Gegenden sehr stark getrieben, unk>
die Einwohner bringen den Ueberfluß ihrer gewonnene»
Früchte nach Hamburg. — Waldungen finden sich an
mehreren Orten in beträchtlicher Größe. Sie bestehen rheill
aus Tannen, theils aus Erchen, Buchen, Birken rc. —
Der Hopfen-Bau ist gleichfalls in einigen Gegenden wich-
tig, könnte aber doch noch ausgebreiteter seyn, als er ist.—
Die Horn-Viehzucht ist in den Heide - Gegenden, wo der
Graswuchs fehlt, schlecht, und Milch, Butter und Käse
wird in solchen Haushaltungen nur selten gesehen. Je nä-
her nach der Elbe zu, desto häufiger und schöner wird das
Vieh. — Beträchtlicher ist die Schaafzucht. , Am mei-
sten hält man die drollrgten Heidschnucken, weil diese Art
in den Heidegegenden am besten gedeyht. — Auch die
Pferdezucht ist vortreflich und wird durch das Land-Ge-
stüt
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ilmenau Hamburg Heidegegenden