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1. Handels- und Wirtschaftsgeographie - S. 35

1907 - Leipzig : Hirt
Amerika. 35 Wagerechte Gliederung. Südamerika ist ebenso ungegliedert wie Afrika. Große Buchten und Halbinseln zeichnen die Ostküste Nord- und Zentral- amerikas aus. Die wichtigsten Inseln: Grönland, Neufundland, Bermuda- Inseln, Bahamä-Inseln, Große und Kleine Antillen (die Großen Antillen: Kuba, Jamaika, Haiti [Atti] und Portoriko), Falklands-, Feuer- lauds-, Galäpagos - Inseln und Aleuten. Senkrechte Gliederung. Hochland und Tiefland halten sich annähernd die Wage. Während aber in Nordamerika das Hochland vorherrscht, nimmt in Südamerika das Tiefland den größten Teil ein. Die Gebirgsländer, die sich meist in nord-südlicher Richtung ausdehnen treten vorwiegend an den beiden Längsseiten auf und umschließen die in der Mitte lagernden Tiefebenen. Die Hauptmasse des Hochlandes bildet der sich an der Westküste Amerikas hinziehende Gebirgswall, der aus einzelnen Gebirgsketten besteht, die, in Nordamerika auseinandergehend, breiten Hochflächen Raum zur Aus- dehnung geben. Dieser zusammenhängende Gebirgswall, der nach Osten steil abfällt, führt den gemeinsamen Namen „die Kordilleren" (Kordiljeren), d. h. Ketten. Die höchsten Erhebungen finden sich in den vulkanischen Kordilleren Südamerikas: Aconcagna (Akonkägwa), 7000m, Soräta, 6600m, am hoch- gelegenen Titicäcafee, Jlimani, 6900m. Den Ostrand bilden einzelne Bergländer: die Alleghanies (Älligenis) in den Vereinigten Staaten Nordamerikas, die Sierra Nevada, das Küstengebirge von Venezuela, das Hochland von Guayana (Gwajana) und das Bergland von Brasilien in Südamerika. Das Tiefland Nordamerikas besteht aus zwei zusammenhängenden Gebieten: aus der atlantischen Küstenebene und aus dem Mississippi- Tiefland. Im W. und N.w. der Mississippi-Tiefebene breiten sich die Prärien aus, d. f. weite Steppen, die mit mannshohem Gras bewachsen sind. Im Sommer vertrocknet das Gras, und dann entzündet es sich leicht, einen ver- heerenden Steppenbrand hervorrufend. In Südamerika finden sich die Llanos (Ljänos), d. f. die Ebenen des Orinoko, ein ungeheures Grasmeer bildend, die Selvas (Selwas) am Ama- zonenftrom, eine weite Ebene, siebenmal so groß wie Deutschland, mit undurch- dringlichen Urwäldern bedeckt, und die Pampas des Paranä, weite Grasfluren, in denen große Scharen verwilderter Rinder, Pferde und Schafe weiden. Den südlichsten Teil bildet die patagouische Steppe. Bewässerung. Amerika ist der wasserreichste Erdteil, ebenso reich an großen Strömen wie an umfangreichen Seen. Die amerikanischen Ströme sind durch ihre ausdauernde Wasserfülle, durch das schwache Gefälle und durch die weitverzweigten schiffbaren Nebenflüsse Schiffahrtsströme ersten Ranges, die den Verkehr bis tief in das Innere des Erdteils führen. Die an der Westküste lagernden Kordilleren bedingen allerdings eine einseitige Verteilung der Ströme; alle wichtigen Ströme fließen entweder in östlicher oder in südlicher Richtung. In das Nördliche Eismeer mündet der Mackenzie (Mäckensi), der durch den Sklavensee geht und mit dem Bärensee verbunden ist. 3*

2. Handels- und Wirtschaftsgeographie - S. 30

1907 - Leipzig : Hirt
30 Afrika, a) Die Republik Liberia wurde für die aus Amerika zurückkehrenden befreiten Negersklaven gegründet. Von den europäischen Haudelsfaktoreieu führt man besonders Palmöl, Gummi, Kaffee, Zucker und Erdnüsse aus. b) Das Negerreich Aschanti mit vielen englischen Faktoreien, die be- sonders Palmöl und Elfenbein ausführen. c) Das deutsche Togöland an der Sklavenküste, 87 000 qkm — etwas größer als das Königreich Bayern — mit iya Mill. Einw. Die Küstenausdehnung beträgt nur 50 Meilen. Da Häfen fehlen und an den Sanddünen eine starke Brandung wütet, ist das Land schwer zugänglich. An die fruchtbare Küsten- ebene schließt sich ein nicht minder fruchtbares Gebirgsland, das in eine Hoch- ebene ausläuft, die Steppeulaud und Waldungen aufweist. Das Klima ist durchaus tropisch und namentlich im Küstengebiet infolge der Fieberluft (Malaria) ungesund. Das Laud ist reich an Ol-, Kokospalmen, Affenbrot- und Urwald- bäumen. Die Bevölkerung, hauptsächlich aus Bantnnegern bestehend, ist fried- fertig und europäischer Kultur nicht unzugänglich. Der Verkehr des Juuern mit der Küste wird hauptsächlich durch schwerfällige Karawanen vermittelt; neuerdings wird eine Bahn in das Innere angelegt. Der Baumwoll-Plantagenban, durch die deutsche Regierung und deutsche Faktoreieu sehr gefördert, macht erfreuliche Fortschritte und wird sich noch weiter heben, je mehr das Land dem Verkehr erschlossen wird. Der Handel führt be- sonders Baumwolle, Palmöl, Palmkerne, Elfenbein, Gummi und Bauhölzer aus. Lome. Sitz des Kaiserlichen Landeshauptmanns. Ausgangspunkt der Küstenbahn Bägida. Wichtiger Handelshafen. d) Die französische Kolonie Dähome an der Sklavenküste. e) Der englische Küstenplatz Lagos. Eisenbahn nach dem Nigir. Aus' fuhr von vorzüglichem Palmöl. B. Südafrika. 1. Die Westküste. Die Westküste umfaßt das Gebiet von Nieder- oder Südguinea Dieses Gebiet ist ebenfalls sehr fruchtbar, hat aber ein heißes, ungesundes Klima. Der Handel wird auch hier durch europäische Faktoreien beherrscht. Die Hauptausfuhr- Produkte sind Palmöl, Palmkerne, Elfenbein, Gummi, Ebenholz usw. a) Die deutsche Kolonie Kamerun, 500 000 qkm (fast so groß wie das Deutsche Reich) mit 31/2 Mill. Einw., am Buseu von Guinea gelegen. Die Küste dehnt sich vom Rio del Rey im Norden bis zum Kampofluß im Süden ungefähr 300 km aus. Die schmale Küstenebene ist sumpfig. Das Gebirgslaud, das sich zuweilen hart an die Küste herandrängt, erreicht im Kamerungebirge mit seinem Vulkangipfel eine Höhe von über 4000 m. Die Gebirgsabhänge sind anßerordent- lich fruchtbar. Die Hochebenen des Jnnenlandes sind vielfach von Grassteppen bedeckt, aus deuen Antilopen, Giraffen, Büffel und Zebras weiden. Im Urwald- gebiete treten Affenherden auf, und nicht selten begegnet man Elefantenrudeln. Unter den eingeborenen Negerstämmen treten im N. die Sudauneger, im S. die Bantnneger hervor. Die Sudauneger stehen geistig höher als die übrigen Stämme;

3. Handels- und Wirtschaftsgeographie - S. 59

1907 - Leipzig : Hirt
Europa im allgemeinen. 59 Reich ist Europa an Landseen, die sich in zwei Hauptgruppen verdichten: a) Am Fuße der Alpen erhöhen zahlreiche Alpenseen den Reiz der Hoch- gebirgslandschaften: Bodensee, Genfer See, Züricher See, Vierwald- stätter See, Gardasee, Comersee, Lago maggiore (madschöre) oder Langensee usw. b) Im Gebiete der Ostsee breiten sich gruppenweise in den Seenplatten Hunderte von Seen aus. Die wichtigsten sind: Wen er-, Wetter- und Mälar- see in Schweden, Lädoga-, Onega (Onjeca)- und Peipussee in Rußland. Reich an Seen ist auch Irland. Klima. Europa liegt mit Ausnahme eines kleinen nördlichen Gebietes durchaus in der gemäßigten Zone. Dieser Umstand, in Verbindung mit der Eigenart der Bodengestalt, nach der sich das Hochland hauptsächlich im Süden ausdehnt, gibt dem Klima eine gewisse Gleichartigkeit. Wesentlich be- günstigt wird das Klima Europas durch die heiße Sahara Afrikas (der „Ofen Europas" genannt) im Süden, durch den warmen Golfstrom im Westen und durch das schützende skandinavische Gebirge im Norden. Da diese günstigen Um- stände hauptsächlich aber nur dem Westen Europas zugute kommen, so zeigt sich eine merkliche Abnahme der Wärme in der Richtung von Westen nach Osten. Der klimatische Unterschied zwischen dem Westen und Osten wird noch dadurch verschärft, daß der westliche Teil ozeanisch, der östliche dagegen kontinental ist. Da es nirgends an Niederschlägen mangelt, fehlt in Europa die Wüste, und selbst die Steppe tritt nur im südlichen Rußland in größerer Ausdehnung ans. Einen besonderen Einfluß auf das Klima üben die Alpen aus, die für das West- liche Europa klimatisch scheidend wirken. Auch die Naturerzeugnisse Europas tragen den Charakter der Mäßigung. Europas Pflanzenwelt zeigt im allgemeinen weder die nordische Armut, noch die Fülle der Tropen. Man unterscheidet vier Pflanzengürtel. a) Der nördliche Pflanzengürtel, südlich bis zum 64. Grade n. Br. reichend, zeigt außer Moos- und Flechtensteppen ungeheure Waldgebiete. Rußland und Schweden stehen bezüglich ihrer umfangreichen Waldungen unter allen Staaten Europas obenan. b) An den nördlichen Pflanzengürtel schließt sich der Gürtel der euro- päischen Getreidearten und der nordischen Laubbäume vom 64. Grade bis zum 48. Grade n. Br. Getreide, Kartoffeln, Rüben, Flachs, Obst- und Laubbäume sind die wichtigsten Charakterpflanzen dieses Gebietes. c) Der Gürtel des Weinstocks umfaßt das weinreiche Frankreich und Aster- reich-Ungarn. Weizen, Wein, edlere Obstarten sind die Hauptkulturpflanzen. 6) Der Gürtel der immergrünen Laubbäume und Edelfrüchte, der die füd- lichen Halbinseln einnimmt, erzeugt feurige Weine, Südfrüchte, Oliven, Mais und sogar tropische Gewächse (Baumwolle, Zuckerrohr und Datteln). Die Tierwelt Europas ist am hervorragendsten in dem starken Bestand nutzbarer Haustiere, deren Zucht eine wichtige Nahrungsquelle bildet. Die wild- lebenden Tiere sind durch die fast alle Gebiete berührende Kultur sehr zurück- gedrängt worden. Von hoher Bedeutung sind die Pelztiere des Nordens. Das Mineralreich ist zwar arm an Edelsteinen und Edelmetallen, aber reich an den das Gewerbe fördernden Mineralien, wie Kohlen, Eisen, Kupfer, Zinn usw. Salz wird überall in Masse gewonnen.

4. Handels- und Wirtschaftsgeographie - S. 94

1907 - Leipzig : Hirt
94 Die Staaten Europas. 3. Königreich Italien. 290 000 qkm, fast 33^/z Mill. Einw., auf 1 qkm 117 Einw. Die Weltlage Italiens ist immerhin noch als günstig zu bezeichnen, obwohl der Schwerpunkt des Verkehrs längst nach den ozeanischen Ländern verlegt ist. Das Land zerfällt in drei Gebiete: die Poebene, die eigentliche Halb- insel und die Inselwelt. Die Po ebene oder lombardische Ebene wird im Norden und Westen von den Alpen und im Süden von den Apenninen umsäumt. Der offene Osten ist vielfach durch Sumpfniederungen unzugänglich. Die Ebene ist reich an Flüssen, von denen ein weitverzweigtes Kanalnetz ausgeht; es bildet die Grundlage eines überaus reichen Fruchtsegens, und ein sorgsamer Anbau ge- staltet dse Ebene zum „größten Garten Europas". Der fruchtbare Boden liefert zwei Ernten (Weizen und Mais), und in den sumpfigen Lagunenstrichen baut man sogar Reis und Baumwolle an. Die ausgedehnten Getreidefelder werden von Maulbeerbäumen umsäumt, an denen sich die Weinrebe emporrankt. Die Halbinsel, die an der Südküste eine reiche Gliederung zeigt, wird ihrer ganzen Länge nach von den Apenninen durchzogen. Diese erreichen in den Abruzzen (Gran Sasso) ihre höchste Erhebung. Der Rücken des Ge- birges ist meist kahl; die Abhänge sind reich bewaldet (Eichen, Ulmen); die Täler sind fruchtbar. An der Westküste erhebt sich der vulkanische Vesuv (Berschüttung der Städte Herkuläueum, Pompeji und Stäbiä 79 n. Chr.). An den Küsten- slüssen breiten sich Tiefebenen aus, die sich meist durch reiche Fruchtbarkeit aus- zeichnen. Das fruchtbarste Küstengebiet ist die kampanische Ebene am Vesuv, die drei Ernten gewährt. Die Inseln sind durchgängig gebirgig; auf Sizilien erhebt sich der vnl- kanische Ätna. Die Bewässerung ist in der lombardischen Ebene überreich, geringer aus der Halbinsel, auf den Inseln sehr spärlich. Für den Verkehr kommt nur der Po mit seinen Nebenflüssen und Kanälen in Betracht. Das Klima ist sehr mild; eigentliche Winter kennt man nur in den Gebirgsgegenden. Während aber das Klima der Poebene mehr den Charakter eines Landklimas zeigt, macht sich auf der Halbinsel und auf den Inseln der Einfluß des Meeres geltend. Die Apenninen bilden eine klimatische Scheide, indem sie die Halbinsel in ein südwestlich wärmeres und in ein nordöstlich kälteres Gebiet scheiden. Unangenehme Beigaben des günstigen Klimas sind: drückende Sommerhitze, erschlaffende Südwinde (Schirokko) und die Malaria 1), d. h. schlechte Luft, die in den sumpfigen Niederungen herrscht nud Fieber erzeugt. Die Bevölkerung ist der Abstammung nach fast durchgehend romanisch und hiusichtlich der Konfession der römisch-katholischen Kirche angehörig. Die Bildung des reichbegabteu und kunstsinnigen Volkes ist im allgemeinen sehr gering, und die wirtschaftlichen Verhältnisse liegen namentlich in Süditalien sehr danieder. Die starke Volksdichtigkeit hat eine bedeutende Auswandemng zur Folge, die zum Teil nur vorübergehend ist, indem namentlich Männer auf i) Eine Fieberkrankheit, die in den sumpfigen Niederungen herrscht und durch den Stich einer gewissen Mückenart erzeugt wird.

5. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 354

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
354 Iv. Naturbilder. Außerdem schlafen viele zwei Drit- theile des Winters hindurch, da es doch nichts Gescheiteres für sie zu thun gibt, wobei sie nicht so viel Stärkung brauchen, als im Juni, wo sie täglich 16 bis 18 Stunden ununterbrochen auf den Beinen und Schwingen sein müssen, um für sich und ihre Nachkommenschaft zu sorgen. — Doch wissen sie auch im Winter mit ihren kleinen, runden, scharfen und blitzschnellen Augen und ihren beweglichen, spitzigen Schnäbeln aus tausenderlei Winkeln und auf tau- senderlei Weise Frühstück, Mittag- und Abendbrod zu finden. Die Speisekam- mer der Vögel ist meilengroß; Men- schen und Thiere gehen im größten Hun- ger daran vorbei, ohne ihnen Etwas wegzunehmen. In den Ritzen rauher Baumrinden, in den Höhlen und Löchern alter Bäume, zwischen verwitterten Grä- sern, in Tausenden, in Millionen kleiner Samenkörnchen, die der eisige Nord, als Säemann des künftigen Frühlings, aus vertrockneten Kapseln umherstreut, an verlornen und vergessenen wilden Früchten, überall in Wald und Feld, unter sammetnen, auch im Winter noch grünen Moosen finden die kleinen mun- tern Sänger von Flur und Feld ihre besetzten Tafeln. Und was die Schlaf- stelle betrifft, machen sie sich selbst zum warmen Bett, indem sie Schnabel und Köpfchen unter dem Flügel verbergen, während der durchdringendste Ost macht- los über ihr warmes Federbett hinrafft. So schlafen sie ruhig, gesund und warm lange, lange Januarnächte hindurch. Und wenn die ganze Landschaft umher mit starrem, weißem Schnee bedeckt ist und nicht einmal der starke Huf durch die gefrorne Decke bricht, finden die Vögel doch noch ihren Weg und ihren Speisebedarf zwischen Gebüsch und Dor- nen und picken umher in Farrn und Flechten, durchsuchen Holzstöße und Ge- treidemagazine, hohle Banmwnrzeln, die noch schwarz aus dem Schneetuche her- vorragen. Wird's aber gar zu arg und mager draußen, so legen auch die wildesten, menschenscheuesten Vögel ihre Furcht vor des Menschen Haus und Hof ab und gucken in die Scheune hinein, wo der staubige Drescher sie nicht beachtet, und nehmen ihm, oft mit der größten Keckheit, aber äußerst schlau, gute, fette Körner dicht vor der Nase weg. Sie hüpfen und picken zwi- schen Stroh und Düngerhaufen, zwischen Kühen und Gänsen umher, umzingeln die Hühner, wenn diese gefüttert werden und nehmen Alles mit einer Geschwin- digkeit und Schlauheit in Beschlag, die ergötzlich ist. Dann machen sie An- griffe mitten unter den Füßen des grim- migen Hahnes hinweg in das Bereich der fleißigen Schnäbel, vor jedem Korne, das sie hinwegschnappen wollen, erst genau beobachtend, ob auch die nächste Henne mit einem neidischen Seitenhiebe ihres scharfen Schnabels nicht Einspruch thun könnte. Das geht Alles so blitz- schnell, daß man nicht so geschwind sehen kann, wie sie die Lage jedes Kornes erst genau berechnen und jedes unbeschützte sofort wegpicken, in dem- selben Augenblick schon wieder ein an- deres ausmessend, welches sie immer richtig treffen, so daß Hahn und Hühner, die manchmal mit einem ärgerlichen Zanktone nach ihnen hacken, immer da- neben treffen. Und wo haben nicht überall auf der Schneedecke Pferde oder Hunde oder andere Thiere gefressen? Da finden sich auch immer eine große Anzahl Vögel ein und halten ihre Mahlzeit; ja sie scheuen sich sogar nicht, mit dem Pferde zu gleicher Zeit aus derselben Krippe zu fressen! — Zu dem Gemüse und den Mehl- speisen werden auch Fleisch und Braten angeschafft. Millionen von Schmetter- lingen und Insekten haben Eier und Junge in Concons gesponnen und nach ihrer Weise gut versteckt, aber die kleinen Blitzaugen des Vogels wissen überall solche kleine Eier- und Fleischmärkte auszuspioniren und mit der größten Geschwindigkeit aufzuräumen: eine wahre Wohlthat für die Blätter und Sprossen des künftigen Frühlings, die im Keime rein aufgefressen werden würden, wenn die Vögel nicht ihre Eier- und Fleisch- speisen aus diesen unerschöpflichen Quel- len des Ungeziefers bezögen. 2. Die kleine Meise stöbert zwischen Strohdächern und altem Reisig nach Insekten. Die Bachstelze marschirt

6. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 369

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
172. Deutsche Waldbäume. 369 Die In den Nacken des Gebirges schlägt sie ihre Wurzeln und steigt, eine erhabene Pyramide, in schwindelnder Steil-Linie empor, indeß sich ihre Zweige schwer hinabsenken. Majestät und Schwermuth mischen sich mit einem Zuge kühnen Trotzes in diesem Baume. Seine düst're Macht faßt uns ernstgebietend. Aber der wolkenanklimmende Wuchs selbst, das Sonnenlicht, das durch die Wipfel glimmt, der Sammetteppich zu seinen Füßen, ewig frisch erhalten von den überall rieselnden Quellen, die Waldblumen um- her gemischt mit dem Purpur reifende^ Beeren, all' dieses warme, farbige Leben lös't das in sich zurückgescheuchte Ge- müth, so daß es befreit sich neu erhebt. • Wie gerne denke ich hier deiner, ein- sames Erzgebirg, mit den finster schat- tenden Schluchten und den sanftum- blumten Höhen! Ringsum schreiten die stolzen Bäume hinan, und von Zweigen tropft duftig goldenes Harz. Kein Laut unterbricht das Schweigen, nur daß drüben vom Felsen der Wildbach sich brausend niederstürzt. Schon ist die Nacht hinabgesunken in die Thäler: aber auf den Bergen ragt die Tanne, das Die Dem Froste und dem Sturme, dem Blitze und selbst der Fäulniß trotzend, im Sumpfmoor wie im dürren Sande gedeihend, bedarf die zierliche, schlanke, zartgegliederte Birke nur einer Spanne Erde, ihre Wurzeln hineinzusenken. Auf den norddeutschen Grasebenen steht sie in zerstreuten Gruppen, weite, schim- mernde Waldstrecken füllt sie in den Tiefthälern von Norwegen, und da selbst, wo einiger Schnee den Fjölengrat um- hüllt, klammert sie sich an die stiefmüt- terliche Scholle. Es ist die Zwergbirke, deren Samen allein im Winter den Lemming und das weiße Rebhuhn nährt. — Vielleicht erstreckte sich ehedem das Reich der Birke weiter hinauf, als heute. Auf Island wenigstens stand sie vor Alters im dichten Walde von dem Meeres- ufer bis zum Fuße der Gebirge und Marschall. Lesebuch. Haupt in Sonnenglorie leuchtend, wie ein Priester Gottes, die müde Erde zu segnen. Es ist, als ob die Weltruhe, die auf dem schwarzen, schlafenden Gebirge lagert, Rede gewönne. Wunderbare Stimmen klingen h erüber, alle die Wünsche, die Leidenschaften verstummen, aber aus der Tiefe der Seele, wie aus einer ge- heiligten Fluth, hebt sich der Engel des Gebets. In den Hochebenen, welche den Polarkreis einschließen, breiten unge- heure Fichtenwälder ihr Dunkel unun- terbrochen über das Land. Die mäch- tigsten Stämme werden zu Tausenden niedergeworfen, und dennoch scheint der Wald noch so dicht, wie vordem. Der schäumende Strom trägt sie zum Fjord, zum Meer hinab, wo sie abermals be- stimmt sind, ihre schlanken Gestalten emporzurichten, entkleidet von den lan- gen Aesten und den dunkelgrünen Nadeln, aber mit einer neuen, schneeweißen Hülle von Segeln angethan. Die biegsame Faser des Krautes ist des Baumes Herr geworden, und der König des Waldes, vor Kurz.em noch so fest in der Erde wurzelnd, muß der weitgespannten Leinwand gehorchen. warf so um die damals fruchtbare Insel ein wärmendes Gewand, von dem jetzt kaum die Fetzen in Busch und Strauch zu sehen sind. In leicht ge- schwungener, oft unmuthig geschlängelter Linie steigt der schlanke, gerundete Stamm hinauf, nach oben schwach gebogen, doch mit geschmeidiger Härte der Gewalt der Elemente widerstrebend. Grau bemooste Furchen zerreißen wohl unten die glatte, atlasartige Rinde, die aus dem Blätter- grün hervorleuchtet, * „als wäre d'ran aus heller Nacht, das Mondlicht blieben hangen." Kein mächtiger Ast tritt aus dem zähen Holz, vielmehr fällt ringsum ein zierliches Reisernetz in langen Flechten herab, das sich immer lockerer aufbaut, bis die Krone wie in einem Federbüschel endet. Da ist auch nicht Raum für des 24

7. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 371

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
173. Die Mistel. 371 ihn die zottige Mooshülle mit dichtem Schilde. So hat er seinen Fuß droben eingegraben, der Alte vom Berge, ein reisiger, riesiger Held. Vom Boden aber rankt Eppich und Geisblatt hinauf, und Fink und Amsel spinnen frische Lieder um seine Zweige. 173. Die Mistel. Wald und Garten stehen im Winter kahl; die Blätter modem am Boden und die neuen Triebe schlummern noch, um- hüllt von den schützenden unansehnlichen Knospendecken. Aber sieh dort auf dem Zweige des Birnbaumes bemerkst du ein kugelrundes Büschchen, grün mitten im Winter. Es ist die Mistel, ein Sträuch- lein, welches beim Birnbaum in Kost und Logis steht. Draußen im Walde wirst du sie auch in den Baumkronen der Laub- und Nadelwälder sehen, in manchen Gegenden häufiger, in anderen seltener. Sie ist ein Glied der reichen Fa- milie der Riemenblumen (Iwravtlisöv), und man zählt an 400 Arten, die über alle Erdtheile verbreitet sind. Die zahl- reichsten und schönsten bewohnen die tro- pischen Gebiete Asiens und Amerika's. Diese prunken in schöner Blüthenpracht und werden umflattert von köstlichen Schmetterlingen und von goldstrahlenden Honigvögeln zu der Zeit, in welcher unser Mistelbüschchen sich unter der Last des Schnees und Reifes herabbeugt. Aber auch unsere Mistel hat ihre Verehrer unter der Vogelwelt, und namentlich ist es die Misteldrossel, welche nicht nur die weißen Beeren dieses Gewächses besonders liebt, sondern auch ihr Quartier in deren Zweigen aufschlägt. Schon am Ende des Winters erscheint sie, baut ihr Nest in die Zweiggabel und bekleidet es so mit Flechten, daß nur ein geübtes Auge es zu entdecken vermag. Mit Eifersucht hütet sie die Mistelbeeren ihres Reviers gegen andere Vögel, selbst gegen solche ihres eignen Geschlechts. Kreischend und flügelschlagend empfängt sie jeden Ein- dringling und ruhet nicht, bis sie ihn vertrieben; dann aber erschallt auch der düstere Wald von ihrem flötenden Sieges- liede. Diese Drossel hat allerdings einiges Anrecht an die Früchte des Zweiges; denn sie ist gewissermaßen dessen Säe- mann gewesen. Nach ihrer Mahlzeit flog > sie auf einen andern Baum, setzte sich auf einen Ast und wetzte das Schnäbelein daran. Mit dem zähen klebrigen Safte der Beeren leimte sie absichtslos ein Samenkörnlein an die rauhe Rinde. Ja man will behaupten, daß die Keimkraft des Samens im Magen des Vogels be- sonders geweckt und erregt werde, so daß diejenigen Körnchen am leichtesten aufgingen, welche die Drossel wieder aus- geschieden. Regen und Nebel speisten das winzige Korn, daß es keimte. Das Würzelchen des Keimlings kroch die Rinde entlang, bis es eine Ritze fand, in die es sich hinein senkte. Lag das Mistel- korn etwa auf dürrem Astende, so kroch das Würzelchen weiter bis zum leben- digen Holze, wenn dieses nicht zu weit entfernt war; es wollte durchaus auf einen grünen Zweig kommen. Auf den lebendigen Ast des Baumes wirkt die Wurzel in sonderbarer Weise ein. Sie reizt die Zellen und Gewebe desselben in ähnlicher Weise, wie das Ei der Gallmücke das Blatt der Eiche und Buche. Die Rinde des Baumes lockert sich, ihr Zellgewebe wächst und bildet eine Anschwellung rings um die junge Mistel. Die Wurzel des Gastes dringt tiefer und immer tiefer ein. Im Innern verschmelzen die Endzellen der Mistelwurzel innig mit dem Holz und haften in diesem, wie die Wurzeln an- derer Pflanzen in der Erde. Vom Baume ziehen sie ihre Nahrung. Die Mistel ist in uns'rer Gegend das einzige Ge- wächs, das nie am Boden gedeiht, son- dern von frühester Jugend bis zum Alter nur auf Bäumen lebt, der einzige ächte Baumparasit. Blätter, Stengel und Zweige haben dieselbe gelblich - oliven- grüne Farbe. Die Mitte jedes Triebes, jedes Zweigende wird zur Blüthe. Das ganze Büschchen besteht aus einem Gewirr sparriger, gleichmäßig vertheilter Gabel- zweige, die an ihren Enden die Blätter 24*

8. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 375

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
175. Die Steinkohlen. 375 mehr oder minder Auflösung des orga- nischen Zusammenhanges, wodurch die ganze Masse in einen breiigen, aufge- lösten Zustand versetzt wurde. Wenn indeß fast mit Gewißheit ge- schlossen werden kann, daß die Stein- kohlenmasse sich meist in einem erweich- ten Zustande befunden hat, so scheint derselbe von einer wirklichen Auflösung doch sehr verschieden gewesen zu sein, denn sonst würde die Masse völlig gleich- artig erscheinen. Die Ungleichheit derselben ergibt sich besonders aus dem verschie- denen Aschengehalt der Kohlen von den einzelnen Lagen und denselben Flötzen. Einen wesentlichen Einfluß hat hier auch der Druck ausgeübt, wenn die vegeta- bilischen Massen tiefer eingesenkt von allmählich erhärtendem Schieferthon und Sandstein überschüttet wurden. Ferner beschleunigte eine erhöhte Temperatur den Umbildungsprozeß. In einzelnen Fällen mag die Temperatur höher als die des siedenden Wassers gewesen sein, dann erstreckte sich die Einwirkung nicht bloß auf die Kohle selbst, sondern auf die darauf, darunter und dazwischen liegenden Sandstein- und Schieferthon- schichten. 2. Die Entstehung der Stein- kohlen denkt sich Professor vr. Göppert auf folgende Weise: Die Inseln in dem ungeheuren Meere, welches in der Vor- zeit unseren Erdtheil bedeckte, hatten wie die Inseln in unserer Zeit Berge, Thä- ler, Flüsse, Binnenseen, feuchte und trockene, frische und wärmere, schattige und sonnigere Stellen. Ueberall war ein tropisches Klima verbreitet, wie dies aus der überaus ähnlichen, nur mit der tropischen Natur vergleichbaren Ädd- tation hervorgeht. Denn die fossilen Pflanzen in beiden Hälften der Erdkugel, im Süden und Norden Asiens, in Altai und in Sibirien, im nördlichen Europa durch den ganzen Continent hindurch bis jenseits des Kanals in England, Schottland und Irland, gleichwie jenseits der Meere im nördlichen und südlichen Amerika und in Neuholland erscheinen durchaus dieselben. Ungeheure Wälder mit Stämmen von 70—75 Fuß Höhe, 2 — 3 Fuß Dicke, andere mit 30 Fuß langen Aesten waren ganz geeignet, in und unter sich Reste von Vegetabilien aufzunehmen. Diese gesammte Vege- tation wurde in den Schichten, welche die große Steinkohlensormation bilden, begraben, sodann durch die in Folge von Niveau - Veränderungen hereinbrechenden Gewässern überschwemmt und in zusam- menhängende Kohlenlager verwandelt, oder vermischt mit Thon und Sand in allmählich sich verhärtendem Schieferthon und Sandstein eingeschlossen und er- halten. Wenn nun aber entschieden nach- gewiesen ist, daß, um so bedeutende Kohlenflötze zu bilden, die Pflanzen, die auf dieser Fläche zu wachsen vermochten, nicht ausreichten, und ebenso, daß man an eine ruhige Ablagerung und nicht an ein Zusammenschwemmen aus weiter Ferne denken kann, so sieht man sich, um dieses Phänomen zu erklären, zu der Annahme genöthigt, daß sehr viele Koh- lenlager als die Torflager der Vorwelt anzusehen sind, die sich ebenso im Laufe einer langen Vegetationszeit bildeten, wie die Torflager in unserer Zeit, welche mitunter auch eine Mächtigkeit von 40 bis 50 Fuß erreichen und große Flächen einnehmen. Die Torfmoore waren also die Herde der Bildung der Kohlen- maflen aller Zeiten. Doch weicht die Steinkohlenflora ganz und gar von der jetztweltlichen ab; aber der Gesammt- charakter derselben läßt auf ein feuchtes, heißes Klima zurückschließen. Eigentliche Torfbildung finden wir freilich gegen- wärtig in der Tropenwelt nicht und man hat sie den Ländern außerhalb der kalten und gemäßigten Zone überhaupt abgesprochen; allein mit Unrecht. Moräste mit Torfbildung von ungeheurer Aus- dehnung finden sich doch in Süd-Vir- ginien und Nord-Carolina, in der Breite von Tunis und Algier. In den eigentlichen Tropenländern fehlen Torfmoore wahrscheinlich nur deßhalb, weil die zeitweise eintretende Dürre, welche das völlige Austrocknen der Moräste zur Folge hat, die Torf- bildung verhindert; in einem fortwäh- rend nassen und heißen Klima aber, wie es die Kohlenflora verlangt, waren auch die Bedingungen zur Torfbildung ge- geben. — Ferner läßt die große Aus-

9. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 63

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
36. Die bayerische Hochebene. 63 dieser Ebenen. Die Aehnlichkeit nament- lich dieser Gegenden mit dem nord- deutschen Tieflande ist überraschend; er- innerten nicht die im Hintergründe him- melanstrebenden Alpen, sowie die Flüsse mit ihrer grünlichen Farbe und ihrer Raschheit und Mächtigkeit an die Nähe des süddeutschen Hochgebirges, man könnte versucht sein zu glauben, daß man sich im Gebiete der Nord - oder Ostsee befinde. Ein Holsteiner oder Mecklenburger könnte vom Heimweh überwältigt werden, wenn er, an den kleinen Seen zwischen dem Ammer- und dem Starnberger-See wandernd, diese Buchenhaine erblickt, von so tief gesättigtem, saftigem Grün, wie man es in der Regel nur in der Nähe des Meeres oder in den Alpen trifft; oder wenn er die smaragdnen Triften über- schaut, wie sie in dieser Ueppigkeit auch nur den äußersten Norden und Süden Deutschlands schmücken. Näher gegen das Gebirge zu belebt sich die Ebene mehr und mehr. Sie erscheint zuerst wellenförmig bewegt, dann tauchen ein- zelne Höhen aus, die in andern Gegen- den sich schon Bergen an die Seite stellen dürften, hier aber gegenüber den Alpen- riesen zu Hügeln zusammenschrumpfen, bis endlich der Plateaucharakter ganz erlischt, weil an die Stelle der vorigen ebenen und wellenförmigen Fläche ein durch Quereinschnitte stark zertheiltes Bergland getreten ist, das Vorland der Alpen unp das Durchbruchsgebiet der Alpen- flüsse vom Gebirgsland in die Ebene. Eine Reihe von See'n, wechselnd mit halb trocken gelegten Wasserbecken, den | Moosen und Bergfilzen, verleihen dieser Region einen unmuthigen Wechsel der landschaftlichen Scenerie. Auf diesen Vor- alpen beginnt auch schon die Alpen- wirthschaft, da sie, 2500—3500 Fuß über dem Meere gelegen, für das Win- tergetreide zu lange mit Schnee bedeckt, für das Sommergetreide zu stark mit Gras durchwuchert sind, jedoch einen ungemein üppigen Futterwuchs erzeugen. Die buntprangenden, malerisch eingeheg- ten Wiesengründe mit den freundlichen fensterhellen Gehöften, die reine erquickende Luft und der Anblick der unmittelbar aufsteigenden Alpenreihen verleihen die- - ser Vorterasse des Hochgebirgs einen Liebreiz, wie man ihn in den zwar er- habenen, wildromantischen, aber oft dü- ster eingeengten Hochalpenthälern ver- gebens sucht. Unter den gleich mächtigen Wart- thürmen einer Riesenfestung in die bayerische Hochebene vorgeschobenen iso- lirten Bergkegeln nimmt der hohe Peißenberg zwischen Schongau und Weilheim, weithin sichtbar in einer Höhe von 3145 Fuß aufragend, die erste Stelle ein. Schon seit 300 Jahren krönt seinen Gipfel eine Wallfahrtskirche; ein stattliches Pfarrhaus mit einem „Luginsland" auf dem Dache, ein Wirthshaus, ein paar andere Häuser und ein Kirchhof nehmen den Raum der Bergplatte ein, von wel- cher aus den Vesteiger eine bewun- dernswerthe Fernsicht lohnt. In einem j Kranze liegen die Alpen vom Hochsäntis ; bis zum Watzmann ausgebreitet, mitten ! drin der Großglockner, der König der deutschen Berge, welcher aus dem fernen ! Kärnthen verschwimmend herüberschim- mert. Ueber das weite Flachland weg reicht der Blick bis zu dem blauen Rücken des Jura und der waldigen Höhe des Böhmerwaldes. In duftiger Ferne ra- gen die Frauenthürme Münchens, die Domthürme von Freising und die Ul- richskirche von Augsburg als graue Marksteine auf. Nicht mit Unrecht wird dieser Berg der „bayerische Rigi" ge- nannt, und dessen Besuch wird nun, da die Eisenbahn bis an seinen Fuß führt, bald ein sehr häufiger werden. Eine Merkwürdigkeit der bayerischen Hochebene sind die erratischen oder Wanderblöcke, auch Findlinge genannt. Sie kommen ihrer Gesteins- art nach ohne Zweifel von den Central- alpen und sind in deutlich erkennbaren Zügen von Süden nach Norden über die Ebene zerstreut. Ihre Größe wechselt von 2 bis 3 zu 100 Fuß Kubikinhalt. Einer der größten, ein riesiger Felsblock, liegt an der Straße gegen Miesbach. Früher fand man sie viel häufiger, allein die Verwendung zu Bauten und Straßen in dieser an Bau- und Straßenmaterial so armen Ebene hat ihre Zahl sehr ge- mindert. Die Frage: Wie sind diese Blöcke aus den Hochalpen in die Ebene

10. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 65

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
36. Die bayerische Hochebene. zweiten: das 'Erdinger Moos am östlichen Ufer der Isar, nahe bei München begin- nend und bis Moosburg hinziehend, das Dachauer Moos, im Süden Haspelmoor genannt; zur dritten endlich: die Filze südlich des Chiemsee's, das Weitmoos und Filz bei Rosenheim, das Murnauer Moos südlich vom Staffelsee und das Haselmoos nordwestlich vom Kochelsee. Kaum ein Fluß, dessen Säume nicht irgendwo solche Moosgründe aufzuweisen haben; und manche Eintiefungen, wie das Loisach-, Amper- und Innthal sind daran nur zu reich. Diese Moose sind entweder mit sauern Halbgräsern bewachsen, oder sie weisen röthlich-braune Flächen auf, be- standen mit Zwergwäldern von krüppel- hasten Kiefern, Filzkoppen genannt. Die rothe Farbe rührt von einer eigenen Moosgattung her, dem Torfmoos, wel- cher das Wasser aus der Tiefe empor- ! zieht und festhält. Die erste Art der Moore nennt man Wiesen-, die letztere Hochmoore, das Volk aber bezeichnet erstere als Möser, letztere als Filze. In ihrem ursprünglichen Zustande sind die Moore hauptsächlich nutzbar durch Torf, Streu und etwas Brennholz. Den Torf findet man in beiden Arten von Mooren, und seit er als Brennmaterial verwendet wird, beschäftigt der Torfstich viele Hände, und der Preis eines Tag- werks Moorgrund ist von 5—10 auf 200 fl. gestiegen. Vielfach hat man auch die Moose trocken gelegt und für die Kultur gewonnen, doch geht diese Umgestaltung nur langsam voran und noch immer „kann Bayern durch Entwässerung und Anbau seiner Moose ein ganzes Fürsten- thum im Innern erobern;" denn von der Gesammtfläche der Moorgründe zu 20 Meilen ist noch wenig für den Anbau gewonnen. Das Wiesenmoor und die Heide, der überfeuchte und über- trockene Boden, finden sich merkwürdiger Weise oft in unmittelbarster Nähe; so im Lechfelde, so im Dachauer und Er- dinger Moos, in der Garchinger Heide. Beide aber finden ihren Uebergang zu Wiese oder Wald in der Trift, die, halb Wiese, halb Wald, von ihrer Be- nutzung zum Viehtrieb den Namen er- halten hat. Auf magerem Grasboden Marschall, Lesebuch. 65 ' stehen gruppenweise und in schlechtem, fast verkümmertem Zustande einzelne Bäume, Maßholder, Elzbeerbäume, Ei- chen, Hagebuchen, Espen, Birken, Kiefern, umgeben von wenig nutzbarem Unter- holz: Haselsträuchern, Salweiden, Weiß- ! schlehe und Kreuzdornen, Pfaffenkäppchen und Faulbaum. An den Flüssen, beson- ders an Isar, Donau und Lech, finden sich die Auen, in welchen Wiesen und Triften, Sumpf und Wald abwechseln. Schon im Einzelnen zeigen diese Auen ! eine große Manchfaltigkeit der Vegetation; auffallend aber ist der Unterschied der Auen am Oberlaufe der Alpenflüsse ge- gen die am Unterlaufe. An der obern Isar z. B. wechseln blumige Rasenstrecken und saftige Wiesen bald mit lichten Nadelholzbeständen, bald mit Gebüschen von Weiden und Erlen, um welche sich die Alpenliane mit ihren großen präch- tigen Purpurblüthen rankt, bald mit Büschen von Alpenrosen, bald mit Knie- holzwäldchen. Nahe der Einmündung der Isar in die Donau aber herrscht der Wald in solcher Ueberfülle vor, daß er einem tropischen Urwalde gleicht. Manche Bäume erreichen eine ebenso riesige Höhe als Dicke, und man hat Schwarzpappeln von 30 Fuß Umfang gefunden. Stau- nenerregend ist die Manchfaltigkeit und Ueppigkeit der Baumarten, unter welchen man nicht selten auch Nadelhölzer, eine pinienartige Kiefer oder eine säulenartige Fichte trifft, dazwischen dichtes und blü- thenreiches Unterholz, umschlungen von unserer deutschen Liane, der schlanken Waldrebe; der Boden bedeckt mit üppig wuchernden, krautartigen Gewächsen. Das Dickicht ist oft undurchdringlich und es kostet dem Jäger und Botaniker Mühe, sich durchzuarbeiten. Aber er wird auch entschädigt durch reiche Ausbeute und seltenen Naturgenuß. Da liegt, im tief- sten Waldesschatten versteckt, ein schilf- bewachsener Teich, ein sogenanntes „Alt- wasser", geschmückt mit Seerosen und gelbblühender Iris; dort läd't ein Rasen- teppich, umsäumt von Weidengebüsch und überschattet von malerischen Baumgrup- pen, zur Ruhe ein, und da blinkt durch's wildverwachsene Gezweig der Strom im Sonnenschein, und sein Rauschen klingt
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