Amerika. 35
Wagerechte Gliederung. Südamerika ist ebenso ungegliedert wie Afrika.
Große Buchten und Halbinseln zeichnen die Ostküste Nord- und Zentral-
amerikas aus.
Die wichtigsten Inseln: Grönland, Neufundland, Bermuda-
Inseln, Bahamä-Inseln, Große und Kleine Antillen (die Großen
Antillen: Kuba, Jamaika, Haiti [Atti] und Portoriko), Falklands-, Feuer-
lauds-, Galäpagos - Inseln und Aleuten.
Senkrechte Gliederung. Hochland und Tiefland halten sich annähernd
die Wage. Während aber in Nordamerika das Hochland vorherrscht, nimmt
in Südamerika das Tiefland den größten Teil ein.
Die Gebirgsländer, die sich meist in nord-südlicher Richtung ausdehnen
treten vorwiegend an den beiden Längsseiten auf und umschließen die in der
Mitte lagernden Tiefebenen.
Die Hauptmasse des Hochlandes bildet der sich an der Westküste
Amerikas hinziehende Gebirgswall, der aus einzelnen Gebirgsketten besteht,
die, in Nordamerika auseinandergehend, breiten Hochflächen Raum zur Aus-
dehnung geben. Dieser zusammenhängende Gebirgswall, der nach Osten steil
abfällt, führt den gemeinsamen Namen „die Kordilleren" (Kordiljeren), d. h.
Ketten. Die höchsten Erhebungen finden sich in den vulkanischen Kordilleren
Südamerikas: Aconcagna (Akonkägwa), 7000m, Soräta, 6600m, am hoch-
gelegenen Titicäcafee, Jlimani, 6900m.
Den Ostrand bilden einzelne Bergländer: die Alleghanies (Älligenis)
in den Vereinigten Staaten Nordamerikas, die Sierra Nevada, das
Küstengebirge von Venezuela, das Hochland von Guayana (Gwajana)
und das Bergland von Brasilien in Südamerika.
Das Tiefland Nordamerikas besteht aus zwei zusammenhängenden
Gebieten: aus der atlantischen Küstenebene und aus dem Mississippi-
Tiefland. Im W. und N.w. der Mississippi-Tiefebene breiten sich die
Prärien aus, d. f. weite Steppen, die mit mannshohem Gras bewachsen sind.
Im Sommer vertrocknet das Gras, und dann entzündet es sich leicht, einen ver-
heerenden Steppenbrand hervorrufend.
In Südamerika finden sich die Llanos (Ljänos), d. f. die Ebenen des
Orinoko, ein ungeheures Grasmeer bildend, die Selvas (Selwas) am Ama-
zonenftrom, eine weite Ebene, siebenmal so groß wie Deutschland, mit undurch-
dringlichen Urwäldern bedeckt, und die Pampas des Paranä, weite Grasfluren,
in denen große Scharen verwilderter Rinder, Pferde und Schafe weiden. Den
südlichsten Teil bildet die patagouische Steppe.
Bewässerung. Amerika ist der wasserreichste Erdteil, ebenso reich an
großen Strömen wie an umfangreichen Seen. Die amerikanischen Ströme
sind durch ihre ausdauernde Wasserfülle, durch das schwache Gefälle und durch
die weitverzweigten schiffbaren Nebenflüsse Schiffahrtsströme ersten Ranges,
die den Verkehr bis tief in das Innere des Erdteils führen. Die an der
Westküste lagernden Kordilleren bedingen allerdings eine einseitige Verteilung
der Ströme; alle wichtigen Ströme fließen entweder in östlicher oder in südlicher
Richtung.
In das Nördliche Eismeer mündet der Mackenzie (Mäckensi), der durch
den Sklavensee geht und mit dem Bärensee verbunden ist.
3*
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Afrika Neufundland Bahamä-Inseln Kuba Jamaika Haiti Nordamerika Südamerika Nordamerika Soräta Jlimani Vereinigten_Staaten_Nordamerikas Venezuela Guayana Brasilien Südamerika Nordamerikas Deutschland Amerika
30 Afrika,
a) Die Republik Liberia wurde für die aus Amerika zurückkehrenden
befreiten Negersklaven gegründet. Von den europäischen Haudelsfaktoreieu führt
man besonders Palmöl, Gummi, Kaffee, Zucker und Erdnüsse aus.
b) Das Negerreich Aschanti mit vielen englischen Faktoreien, die be-
sonders Palmöl und Elfenbein ausführen.
c) Das deutsche Togöland an der Sklavenküste, 87 000 qkm — etwas
größer als das Königreich Bayern — mit iya Mill. Einw. Die Küstenausdehnung
beträgt nur 50 Meilen. Da Häfen fehlen und an den Sanddünen eine starke
Brandung wütet, ist das Land schwer zugänglich. An die fruchtbare Küsten-
ebene schließt sich ein nicht minder fruchtbares Gebirgsland, das in eine Hoch-
ebene ausläuft, die Steppeulaud und Waldungen aufweist. Das Klima ist
durchaus tropisch und namentlich im Küstengebiet infolge der Fieberluft (Malaria)
ungesund. Das Laud ist reich an Ol-, Kokospalmen, Affenbrot- und Urwald-
bäumen. Die Bevölkerung, hauptsächlich aus Bantnnegern bestehend, ist fried-
fertig und europäischer Kultur nicht unzugänglich.
Der Verkehr des Juuern mit der Küste wird hauptsächlich durch schwerfällige
Karawanen vermittelt; neuerdings wird eine Bahn in das Innere angelegt.
Der Baumwoll-Plantagenban, durch die deutsche Regierung und deutsche
Faktoreieu sehr gefördert, macht erfreuliche Fortschritte und wird sich noch weiter
heben, je mehr das Land dem Verkehr erschlossen wird. Der Handel führt be-
sonders Baumwolle, Palmöl, Palmkerne, Elfenbein, Gummi und Bauhölzer aus.
Lome. Sitz des Kaiserlichen Landeshauptmanns. Ausgangspunkt der
Küstenbahn
Bägida. Wichtiger Handelshafen.
d) Die französische Kolonie Dähome an der Sklavenküste.
e) Der englische Küstenplatz Lagos. Eisenbahn nach dem Nigir. Aus'
fuhr von vorzüglichem Palmöl.
B. Südafrika.
1. Die Westküste.
Die Westküste umfaßt das Gebiet von Nieder- oder Südguinea Dieses
Gebiet ist ebenfalls sehr fruchtbar, hat aber ein heißes, ungesundes Klima. Der
Handel wird auch hier durch europäische Faktoreien beherrscht. Die Hauptausfuhr-
Produkte sind Palmöl, Palmkerne, Elfenbein, Gummi, Ebenholz usw.
a) Die deutsche Kolonie Kamerun, 500 000 qkm (fast so groß wie das
Deutsche Reich) mit 31/2 Mill. Einw., am Buseu von Guinea gelegen. Die Küste
dehnt sich vom Rio del Rey im Norden bis zum Kampofluß im Süden ungefähr
300 km aus. Die schmale Küstenebene ist sumpfig. Das Gebirgslaud, das sich
zuweilen hart an die Küste herandrängt, erreicht im Kamerungebirge mit seinem
Vulkangipfel eine Höhe von über 4000 m. Die Gebirgsabhänge sind anßerordent-
lich fruchtbar. Die Hochebenen des Jnnenlandes sind vielfach von Grassteppen
bedeckt, aus deuen Antilopen, Giraffen, Büffel und Zebras weiden. Im Urwald-
gebiete treten Affenherden auf, und nicht selten begegnet man Elefantenrudeln.
Unter den eingeborenen Negerstämmen treten im N. die Sudauneger, im S. die
Bantnneger hervor. Die Sudauneger stehen geistig höher als die übrigen Stämme;
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Lagos B._Südafrika
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Liberia Amerika Negerreich_Aschanti Affenbrot- Baumwoll-Plantagenban Bägida Nieder- Kamerun Deutsche_Reich Guinea
Europa im allgemeinen. 59
Reich ist Europa an Landseen, die sich in zwei Hauptgruppen verdichten:
a) Am Fuße der Alpen erhöhen zahlreiche Alpenseen den Reiz der Hoch-
gebirgslandschaften: Bodensee, Genfer See, Züricher See, Vierwald-
stätter See, Gardasee, Comersee, Lago maggiore (madschöre) oder
Langensee usw.
b) Im Gebiete der Ostsee breiten sich gruppenweise in den Seenplatten
Hunderte von Seen aus. Die wichtigsten sind: Wen er-, Wetter- und Mälar-
see in Schweden, Lädoga-, Onega (Onjeca)- und Peipussee in Rußland.
Reich an Seen ist auch Irland.
Klima. Europa liegt mit Ausnahme eines kleinen nördlichen Gebietes
durchaus in der gemäßigten Zone. Dieser Umstand, in Verbindung mit der
Eigenart der Bodengestalt, nach der sich das Hochland hauptsächlich im
Süden ausdehnt, gibt dem Klima eine gewisse Gleichartigkeit. Wesentlich be-
günstigt wird das Klima Europas durch die heiße Sahara Afrikas (der „Ofen
Europas" genannt) im Süden, durch den warmen Golfstrom im Westen und
durch das schützende skandinavische Gebirge im Norden. Da diese günstigen Um-
stände hauptsächlich aber nur dem Westen Europas zugute kommen, so zeigt
sich eine merkliche Abnahme der Wärme in der Richtung von Westen nach Osten.
Der klimatische Unterschied zwischen dem Westen und Osten wird noch dadurch
verschärft, daß der westliche Teil ozeanisch, der östliche dagegen kontinental ist.
Da es nirgends an Niederschlägen mangelt, fehlt in Europa die Wüste, und
selbst die Steppe tritt nur im südlichen Rußland in größerer Ausdehnung ans.
Einen besonderen Einfluß auf das Klima üben die Alpen aus, die für das West-
liche Europa klimatisch scheidend wirken.
Auch die Naturerzeugnisse Europas tragen den Charakter der Mäßigung.
Europas Pflanzenwelt zeigt im allgemeinen weder die nordische Armut, noch
die Fülle der Tropen. Man unterscheidet vier Pflanzengürtel.
a) Der nördliche Pflanzengürtel, südlich bis zum 64. Grade n. Br. reichend,
zeigt außer Moos- und Flechtensteppen ungeheure Waldgebiete. Rußland und
Schweden stehen bezüglich ihrer umfangreichen Waldungen unter allen Staaten
Europas obenan.
b) An den nördlichen Pflanzengürtel schließt sich der Gürtel der euro-
päischen Getreidearten und der nordischen Laubbäume vom 64. Grade bis zum
48. Grade n. Br. Getreide, Kartoffeln, Rüben, Flachs, Obst- und Laubbäume
sind die wichtigsten Charakterpflanzen dieses Gebietes.
c) Der Gürtel des Weinstocks umfaßt das weinreiche Frankreich und Aster-
reich-Ungarn. Weizen, Wein, edlere Obstarten sind die Hauptkulturpflanzen.
6) Der Gürtel der immergrünen Laubbäume und Edelfrüchte, der die füd-
lichen Halbinseln einnimmt, erzeugt feurige Weine, Südfrüchte, Oliven, Mais
und sogar tropische Gewächse (Baumwolle, Zuckerrohr und Datteln).
Die Tierwelt Europas ist am hervorragendsten in dem starken Bestand
nutzbarer Haustiere, deren Zucht eine wichtige Nahrungsquelle bildet. Die wild-
lebenden Tiere sind durch die fast alle Gebiete berührende Kultur sehr zurück-
gedrängt worden. Von hoher Bedeutung sind die Pelztiere des Nordens.
Das Mineralreich ist zwar arm an Edelsteinen und Edelmetallen, aber
reich an den das Gewerbe fördernden Mineralien, wie Kohlen, Eisen, Kupfer,
Zinn usw. Salz wird überall in Masse gewonnen.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Comersee Langensee Ostsee Schweden Onega Onjeca Rußland Irland Europa Europas Afrikas Europas Niederschlägen Europa Europa Europas Europas Schweden Europas Frankreich Europas
94 Die Staaten Europas.
3. Königreich Italien.
290 000 qkm, fast 33^/z Mill. Einw., auf 1 qkm 117 Einw.
Die Weltlage Italiens ist immerhin noch als günstig zu bezeichnen, obwohl
der Schwerpunkt des Verkehrs längst nach den ozeanischen Ländern verlegt ist.
Das Land zerfällt in drei Gebiete: die Poebene, die eigentliche Halb-
insel und die Inselwelt.
Die Po ebene oder lombardische Ebene wird im Norden und Westen
von den Alpen und im Süden von den Apenninen umsäumt. Der offene
Osten ist vielfach durch Sumpfniederungen unzugänglich. Die Ebene ist reich
an Flüssen, von denen ein weitverzweigtes Kanalnetz ausgeht; es bildet die
Grundlage eines überaus reichen Fruchtsegens, und ein sorgsamer Anbau ge-
staltet dse Ebene zum „größten Garten Europas". Der fruchtbare Boden liefert
zwei Ernten (Weizen und Mais), und in den sumpfigen Lagunenstrichen baut
man sogar Reis und Baumwolle an. Die ausgedehnten Getreidefelder werden
von Maulbeerbäumen umsäumt, an denen sich die Weinrebe emporrankt.
Die Halbinsel, die an der Südküste eine reiche Gliederung zeigt, wird
ihrer ganzen Länge nach von den Apenninen durchzogen. Diese erreichen
in den Abruzzen (Gran Sasso) ihre höchste Erhebung. Der Rücken des Ge-
birges ist meist kahl; die Abhänge sind reich bewaldet (Eichen, Ulmen); die Täler
sind fruchtbar. An der Westküste erhebt sich der vulkanische Vesuv (Berschüttung
der Städte Herkuläueum, Pompeji und Stäbiä 79 n. Chr.). An den Küsten-
slüssen breiten sich Tiefebenen aus, die sich meist durch reiche Fruchtbarkeit aus-
zeichnen. Das fruchtbarste Küstengebiet ist die kampanische Ebene am Vesuv,
die drei Ernten gewährt.
Die Inseln sind durchgängig gebirgig; auf Sizilien erhebt sich der vnl-
kanische Ätna.
Die Bewässerung ist in der lombardischen Ebene überreich, geringer aus
der Halbinsel, auf den Inseln sehr spärlich. Für den Verkehr kommt nur der
Po mit seinen Nebenflüssen und Kanälen in Betracht.
Das Klima ist sehr mild; eigentliche Winter kennt man nur in den
Gebirgsgegenden. Während aber das Klima der Poebene mehr den Charakter
eines Landklimas zeigt, macht sich auf der Halbinsel und auf den Inseln der
Einfluß des Meeres geltend. Die Apenninen bilden eine klimatische Scheide,
indem sie die Halbinsel in ein südwestlich wärmeres und in ein nordöstlich
kälteres Gebiet scheiden. Unangenehme Beigaben des günstigen Klimas sind:
drückende Sommerhitze, erschlaffende Südwinde (Schirokko) und die Malaria 1),
d. h. schlechte Luft, die in den sumpfigen Niederungen herrscht nud Fieber
erzeugt.
Die Bevölkerung ist der Abstammung nach fast durchgehend romanisch
und hiusichtlich der Konfession der römisch-katholischen Kirche angehörig. Die
Bildung des reichbegabteu und kunstsinnigen Volkes ist im allgemeinen sehr
gering, und die wirtschaftlichen Verhältnisse liegen namentlich in Süditalien
sehr danieder. Die starke Volksdichtigkeit hat eine bedeutende Auswandemng
zur Folge, die zum Teil nur vorübergehend ist, indem namentlich Männer auf
i) Eine Fieberkrankheit, die in den sumpfigen Niederungen herrscht und durch
den Stich einer gewissen Mückenart erzeugt wird.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Italien Italiens Pompeji Sizilien Süditalien
354
Iv. Naturbilder.
Außerdem schlafen viele zwei Drit-
theile des Winters hindurch, da es doch
nichts Gescheiteres für sie zu thun
gibt, wobei sie nicht so viel Stärkung
brauchen, als im Juni, wo sie täglich
16 bis 18 Stunden ununterbrochen auf
den Beinen und Schwingen sein müssen,
um für sich und ihre Nachkommenschaft
zu sorgen. — Doch wissen sie auch im
Winter mit ihren kleinen, runden,
scharfen und blitzschnellen Augen und
ihren beweglichen, spitzigen Schnäbeln
aus tausenderlei Winkeln und auf tau-
senderlei Weise Frühstück, Mittag- und
Abendbrod zu finden. Die Speisekam-
mer der Vögel ist meilengroß; Men-
schen und Thiere gehen im größten Hun-
ger daran vorbei, ohne ihnen Etwas
wegzunehmen. In den Ritzen rauher
Baumrinden, in den Höhlen und Löchern
alter Bäume, zwischen verwitterten Grä-
sern, in Tausenden, in Millionen kleiner
Samenkörnchen, die der eisige Nord,
als Säemann des künftigen Frühlings,
aus vertrockneten Kapseln umherstreut,
an verlornen und vergessenen wilden
Früchten, überall in Wald und Feld,
unter sammetnen, auch im Winter noch
grünen Moosen finden die kleinen mun-
tern Sänger von Flur und Feld ihre
besetzten Tafeln. Und was die Schlaf-
stelle betrifft, machen sie sich selbst zum
warmen Bett, indem sie Schnabel und
Köpfchen unter dem Flügel verbergen,
während der durchdringendste Ost macht-
los über ihr warmes Federbett hinrafft.
So schlafen sie ruhig, gesund und warm
lange, lange Januarnächte hindurch.
Und wenn die ganze Landschaft umher
mit starrem, weißem Schnee bedeckt ist
und nicht einmal der starke Huf durch
die gefrorne Decke bricht, finden die
Vögel doch noch ihren Weg und ihren
Speisebedarf zwischen Gebüsch und Dor-
nen und picken umher in Farrn und
Flechten, durchsuchen Holzstöße und Ge-
treidemagazine, hohle Banmwnrzeln, die
noch schwarz aus dem Schneetuche her-
vorragen. Wird's aber gar zu arg
und mager draußen, so legen auch die
wildesten, menschenscheuesten Vögel ihre
Furcht vor des Menschen Haus und
Hof ab und gucken in die Scheune
hinein, wo der staubige Drescher sie
nicht beachtet, und nehmen ihm, oft
mit der größten Keckheit, aber äußerst
schlau, gute, fette Körner dicht vor der
Nase weg. Sie hüpfen und picken zwi-
schen Stroh und Düngerhaufen, zwischen
Kühen und Gänsen umher, umzingeln
die Hühner, wenn diese gefüttert werden
und nehmen Alles mit einer Geschwin-
digkeit und Schlauheit in Beschlag, die
ergötzlich ist. Dann machen sie An-
griffe mitten unter den Füßen des grim-
migen Hahnes hinweg in das Bereich
der fleißigen Schnäbel, vor jedem Korne,
das sie hinwegschnappen wollen, erst
genau beobachtend, ob auch die nächste
Henne mit einem neidischen Seitenhiebe
ihres scharfen Schnabels nicht Einspruch
thun könnte. Das geht Alles so blitz-
schnell, daß man nicht so geschwind
sehen kann, wie sie die Lage jedes
Kornes erst genau berechnen und jedes
unbeschützte sofort wegpicken, in dem-
selben Augenblick schon wieder ein an-
deres ausmessend, welches sie immer
richtig treffen, so daß Hahn und Hühner,
die manchmal mit einem ärgerlichen
Zanktone nach ihnen hacken, immer da-
neben treffen. Und wo haben nicht
überall auf der Schneedecke Pferde oder
Hunde oder andere Thiere gefressen?
Da finden sich auch immer eine große
Anzahl Vögel ein und halten ihre
Mahlzeit; ja sie scheuen sich sogar nicht,
mit dem Pferde zu gleicher Zeit aus
derselben Krippe zu fressen! —
Zu dem Gemüse und den Mehl-
speisen werden auch Fleisch und Braten
angeschafft. Millionen von Schmetter-
lingen und Insekten haben Eier und
Junge in Concons gesponnen und nach
ihrer Weise gut versteckt, aber die kleinen
Blitzaugen des Vogels wissen überall
solche kleine Eier- und Fleischmärkte
auszuspioniren und mit der größten
Geschwindigkeit aufzuräumen: eine wahre
Wohlthat für die Blätter und Sprossen
des künftigen Frühlings, die im Keime
rein aufgefressen werden würden, wenn
die Vögel nicht ihre Eier- und Fleisch-
speisen aus diesen unerschöpflichen Quel-
len des Ungeziefers bezögen.
2. Die kleine Meise stöbert zwischen
Strohdächern und altem Reisig nach
Insekten. Die Bachstelze marschirt
172. Deutsche Waldbäume.
369
Die
In den Nacken des Gebirges schlägt
sie ihre Wurzeln und steigt, eine erhabene
Pyramide, in schwindelnder Steil-Linie
empor, indeß sich ihre Zweige schwer
hinabsenken. Majestät und Schwermuth
mischen sich mit einem Zuge kühnen
Trotzes in diesem Baume. Seine düst're
Macht faßt uns ernstgebietend. Aber
der wolkenanklimmende Wuchs selbst, das
Sonnenlicht, das durch die Wipfel glimmt,
der Sammetteppich zu seinen Füßen,
ewig frisch erhalten von den überall
rieselnden Quellen, die Waldblumen um-
her gemischt mit dem Purpur reifende^
Beeren, all' dieses warme, farbige Leben
lös't das in sich zurückgescheuchte Ge-
müth, so daß es befreit sich neu erhebt.
• Wie gerne denke ich hier deiner, ein-
sames Erzgebirg, mit den finster schat-
tenden Schluchten und den sanftum-
blumten Höhen! Ringsum schreiten die
stolzen Bäume hinan, und von Zweigen
tropft duftig goldenes Harz. Kein Laut
unterbricht das Schweigen, nur daß
drüben vom Felsen der Wildbach sich
brausend niederstürzt. Schon ist die
Nacht hinabgesunken in die Thäler: aber
auf den Bergen ragt die Tanne, das
Die
Dem Froste und dem Sturme, dem
Blitze und selbst der Fäulniß trotzend,
im Sumpfmoor wie im dürren Sande
gedeihend, bedarf die zierliche, schlanke,
zartgegliederte Birke nur einer Spanne
Erde, ihre Wurzeln hineinzusenken. Auf
den norddeutschen Grasebenen steht sie
in zerstreuten Gruppen, weite, schim-
mernde Waldstrecken füllt sie in den
Tiefthälern von Norwegen, und da selbst,
wo einiger Schnee den Fjölengrat um-
hüllt, klammert sie sich an die stiefmüt-
terliche Scholle. Es ist die Zwergbirke,
deren Samen allein im Winter den
Lemming und das weiße Rebhuhn nährt.
— Vielleicht erstreckte sich ehedem das
Reich der Birke weiter hinauf, als heute.
Auf Island wenigstens stand sie vor
Alters im dichten Walde von dem Meeres-
ufer bis zum Fuße der Gebirge und
Marschall. Lesebuch.
Haupt in Sonnenglorie leuchtend, wie ein
Priester Gottes, die müde Erde zu segnen.
Es ist, als ob die Weltruhe, die
auf dem schwarzen, schlafenden Gebirge
lagert, Rede gewönne. Wunderbare
Stimmen klingen h erüber, alle die Wünsche,
die Leidenschaften verstummen, aber aus
der Tiefe der Seele, wie aus einer ge-
heiligten Fluth, hebt sich der Engel des
Gebets. In den Hochebenen, welche
den Polarkreis einschließen, breiten unge-
heure Fichtenwälder ihr Dunkel unun-
terbrochen über das Land. Die mäch-
tigsten Stämme werden zu Tausenden
niedergeworfen, und dennoch scheint der
Wald noch so dicht, wie vordem. Der
schäumende Strom trägt sie zum Fjord,
zum Meer hinab, wo sie abermals be-
stimmt sind, ihre schlanken Gestalten
emporzurichten, entkleidet von den lan-
gen Aesten und den dunkelgrünen Nadeln,
aber mit einer neuen, schneeweißen Hülle
von Segeln angethan.
Die biegsame Faser des Krautes ist
des Baumes Herr geworden, und der
König des Waldes, vor Kurz.em noch
so fest in der Erde wurzelnd, muß der
weitgespannten Leinwand gehorchen.
warf so um die damals fruchtbare
Insel ein wärmendes Gewand, von dem
jetzt kaum die Fetzen in Busch und
Strauch zu sehen sind. In leicht ge-
schwungener, oft unmuthig geschlängelter
Linie steigt der schlanke, gerundete Stamm
hinauf, nach oben schwach gebogen, doch
mit geschmeidiger Härte der Gewalt der
Elemente widerstrebend. Grau bemooste
Furchen zerreißen wohl unten die glatte,
atlasartige Rinde, die aus dem Blätter-
grün hervorleuchtet,
* „als wäre d'ran aus heller Nacht,
das Mondlicht blieben hangen."
Kein mächtiger Ast tritt aus dem
zähen Holz, vielmehr fällt ringsum ein
zierliches Reisernetz in langen Flechten
herab, das sich immer lockerer aufbaut,
bis die Krone wie in einem Federbüschel
endet. Da ist auch nicht Raum für des
24
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
173. Die Mistel.
371
ihn die zottige Mooshülle mit dichtem
Schilde. So hat er seinen Fuß droben
eingegraben, der Alte vom Berge, ein
reisiger, riesiger Held. Vom Boden aber
rankt Eppich und Geisblatt hinauf, und
Fink und Amsel spinnen frische Lieder
um seine Zweige.
173. Die Mistel.
Wald und Garten stehen im Winter
kahl; die Blätter modem am Boden und
die neuen Triebe schlummern noch, um-
hüllt von den schützenden unansehnlichen
Knospendecken. Aber sieh dort auf dem
Zweige des Birnbaumes bemerkst du ein
kugelrundes Büschchen, grün mitten im
Winter. Es ist die Mistel, ein Sträuch-
lein, welches beim Birnbaum in Kost
und Logis steht. Draußen im Walde
wirst du sie auch in den Baumkronen
der Laub- und Nadelwälder sehen, in
manchen Gegenden häufiger, in anderen
seltener. Sie ist ein Glied der reichen Fa-
milie der Riemenblumen (Iwravtlisöv),
und man zählt an 400 Arten, die über
alle Erdtheile verbreitet sind. Die zahl-
reichsten und schönsten bewohnen die tro-
pischen Gebiete Asiens und Amerika's.
Diese prunken in schöner Blüthenpracht
und werden umflattert von köstlichen
Schmetterlingen und von goldstrahlenden
Honigvögeln zu der Zeit, in welcher unser
Mistelbüschchen sich unter der Last des
Schnees und Reifes herabbeugt. Aber
auch unsere Mistel hat ihre Verehrer
unter der Vogelwelt, und namentlich ist
es die Misteldrossel, welche nicht nur die
weißen Beeren dieses Gewächses besonders
liebt, sondern auch ihr Quartier in deren
Zweigen aufschlägt. Schon am Ende des
Winters erscheint sie, baut ihr Nest in
die Zweiggabel und bekleidet es so mit
Flechten, daß nur ein geübtes Auge es
zu entdecken vermag. Mit Eifersucht
hütet sie die Mistelbeeren ihres Reviers
gegen andere Vögel, selbst gegen solche
ihres eignen Geschlechts. Kreischend und
flügelschlagend empfängt sie jeden Ein-
dringling und ruhet nicht, bis sie ihn
vertrieben; dann aber erschallt auch der
düstere Wald von ihrem flötenden Sieges-
liede. Diese Drossel hat allerdings einiges
Anrecht an die Früchte des Zweiges;
denn sie ist gewissermaßen dessen Säe-
mann gewesen. Nach ihrer Mahlzeit flog >
sie auf einen andern Baum, setzte sich
auf einen Ast und wetzte das Schnäbelein
daran. Mit dem zähen klebrigen Safte
der Beeren leimte sie absichtslos ein
Samenkörnlein an die rauhe Rinde. Ja
man will behaupten, daß die Keimkraft
des Samens im Magen des Vogels be-
sonders geweckt und erregt werde, so
daß diejenigen Körnchen am leichtesten
aufgingen, welche die Drossel wieder aus-
geschieden. Regen und Nebel speisten
das winzige Korn, daß es keimte. Das
Würzelchen des Keimlings kroch die Rinde
entlang, bis es eine Ritze fand, in die
es sich hinein senkte. Lag das Mistel-
korn etwa auf dürrem Astende, so kroch
das Würzelchen weiter bis zum leben-
digen Holze, wenn dieses nicht zu weit
entfernt war; es wollte durchaus auf
einen grünen Zweig kommen.
Auf den lebendigen Ast des Baumes
wirkt die Wurzel in sonderbarer Weise
ein. Sie reizt die Zellen und Gewebe
desselben in ähnlicher Weise, wie das
Ei der Gallmücke das Blatt der Eiche
und Buche. Die Rinde des Baumes
lockert sich, ihr Zellgewebe wächst und
bildet eine Anschwellung rings um die
junge Mistel. Die Wurzel des Gastes
dringt tiefer und immer tiefer ein. Im
Innern verschmelzen die Endzellen der
Mistelwurzel innig mit dem Holz und
haften in diesem, wie die Wurzeln an-
derer Pflanzen in der Erde. Vom Baume
ziehen sie ihre Nahrung. Die Mistel
ist in uns'rer Gegend das einzige Ge-
wächs, das nie am Boden gedeiht, son-
dern von frühester Jugend bis zum Alter
nur auf Bäumen lebt, der einzige ächte
Baumparasit. Blätter, Stengel und
Zweige haben dieselbe gelblich - oliven-
grüne Farbe. Die Mitte jedes Triebes,
jedes Zweigende wird zur Blüthe. Das
ganze Büschchen besteht aus einem Gewirr
sparriger, gleichmäßig vertheilter Gabel-
zweige, die an ihren Enden die Blätter
24*
175. Die Steinkohlen.
375
mehr oder minder Auflösung des orga-
nischen Zusammenhanges, wodurch die
ganze Masse in einen breiigen, aufge-
lösten Zustand versetzt wurde.
Wenn indeß fast mit Gewißheit ge-
schlossen werden kann, daß die Stein-
kohlenmasse sich meist in einem erweich-
ten Zustande befunden hat, so scheint
derselbe von einer wirklichen Auflösung
doch sehr verschieden gewesen zu sein,
denn sonst würde die Masse völlig gleich-
artig erscheinen. Die Ungleichheit derselben
ergibt sich besonders aus dem verschie-
denen Aschengehalt der Kohlen von den
einzelnen Lagen und denselben Flötzen.
Einen wesentlichen Einfluß hat hier auch
der Druck ausgeübt, wenn die vegeta-
bilischen Massen tiefer eingesenkt von
allmählich erhärtendem Schieferthon und
Sandstein überschüttet wurden. Ferner
beschleunigte eine erhöhte Temperatur
den Umbildungsprozeß. In einzelnen
Fällen mag die Temperatur höher als
die des siedenden Wassers gewesen sein,
dann erstreckte sich die Einwirkung nicht
bloß auf die Kohle selbst, sondern auf
die darauf, darunter und dazwischen
liegenden Sandstein- und Schieferthon-
schichten.
2. Die Entstehung der Stein-
kohlen denkt sich Professor vr. Göppert
auf folgende Weise: Die Inseln in dem
ungeheuren Meere, welches in der Vor-
zeit unseren Erdtheil bedeckte, hatten wie
die Inseln in unserer Zeit Berge, Thä-
ler, Flüsse, Binnenseen, feuchte und
trockene, frische und wärmere, schattige
und sonnigere Stellen. Ueberall war
ein tropisches Klima verbreitet, wie dies
aus der überaus ähnlichen, nur mit der
tropischen Natur vergleichbaren Ädd-
tation hervorgeht. Denn die fossilen
Pflanzen in beiden Hälften der Erdkugel,
im Süden und Norden Asiens, in Altai
und in Sibirien, im nördlichen Europa
durch den ganzen Continent hindurch
bis jenseits des Kanals in England,
Schottland und Irland, gleichwie jenseits
der Meere im nördlichen und südlichen
Amerika und in Neuholland erscheinen
durchaus dieselben. Ungeheure Wälder
mit Stämmen von 70—75 Fuß Höhe,
2 — 3 Fuß Dicke, andere mit 30 Fuß
langen Aesten waren ganz geeignet, in
und unter sich Reste von Vegetabilien
aufzunehmen. Diese gesammte Vege-
tation wurde in den Schichten, welche
die große Steinkohlensormation bilden,
begraben, sodann durch die in Folge von
Niveau - Veränderungen hereinbrechenden
Gewässern überschwemmt und in zusam-
menhängende Kohlenlager verwandelt,
oder vermischt mit Thon und Sand in
allmählich sich verhärtendem Schieferthon
und Sandstein eingeschlossen und er-
halten.
Wenn nun aber entschieden nach-
gewiesen ist, daß, um so bedeutende
Kohlenflötze zu bilden, die Pflanzen, die
auf dieser Fläche zu wachsen vermochten,
nicht ausreichten, und ebenso, daß man
an eine ruhige Ablagerung und nicht an
ein Zusammenschwemmen aus weiter
Ferne denken kann, so sieht man sich,
um dieses Phänomen zu erklären, zu der
Annahme genöthigt, daß sehr viele Koh-
lenlager als die Torflager der Vorwelt
anzusehen sind, die sich ebenso im Laufe
einer langen Vegetationszeit bildeten,
wie die Torflager in unserer Zeit, welche
mitunter auch eine Mächtigkeit von 40
bis 50 Fuß erreichen und große Flächen
einnehmen. Die Torfmoore waren
also die Herde der Bildung der Kohlen-
maflen aller Zeiten. Doch weicht die
Steinkohlenflora ganz und gar von der
jetztweltlichen ab; aber der Gesammt-
charakter derselben läßt auf ein feuchtes,
heißes Klima zurückschließen. Eigentliche
Torfbildung finden wir freilich gegen-
wärtig in der Tropenwelt nicht und
man hat sie den Ländern außerhalb der
kalten und gemäßigten Zone überhaupt
abgesprochen; allein mit Unrecht. Moräste
mit Torfbildung von ungeheurer Aus-
dehnung finden sich doch in Süd-Vir-
ginien und Nord-Carolina, in der Breite
von Tunis und Algier.
In den eigentlichen Tropenländern
fehlen Torfmoore wahrscheinlich nur
deßhalb, weil die zeitweise eintretende
Dürre, welche das völlige Austrocknen
der Moräste zur Folge hat, die Torf-
bildung verhindert; in einem fortwäh-
rend nassen und heißen Klima aber, wie
es die Kohlenflora verlangt, waren auch
die Bedingungen zur Torfbildung ge-
geben. — Ferner läßt die große Aus-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Altai Sibirien Europa England Schottland Irland Amerika Neuholland Tunis Algier
36. Die bayerische Hochebene.
63
dieser Ebenen. Die Aehnlichkeit nament-
lich dieser Gegenden mit dem nord-
deutschen Tieflande ist überraschend; er-
innerten nicht die im Hintergründe him-
melanstrebenden Alpen, sowie die Flüsse
mit ihrer grünlichen Farbe und ihrer
Raschheit und Mächtigkeit an die Nähe
des süddeutschen Hochgebirges, man
könnte versucht sein zu glauben, daß
man sich im Gebiete der Nord - oder
Ostsee befinde. Ein Holsteiner oder
Mecklenburger könnte vom Heimweh
überwältigt werden, wenn er, an den
kleinen Seen zwischen dem Ammer-
und dem Starnberger-See wandernd,
diese Buchenhaine erblickt, von so tief
gesättigtem, saftigem Grün, wie man
es in der Regel nur in der Nähe des
Meeres oder in den Alpen trifft; oder
wenn er die smaragdnen Triften über-
schaut, wie sie in dieser Ueppigkeit auch
nur den äußersten Norden und Süden
Deutschlands schmücken. Näher gegen
das Gebirge zu belebt sich die Ebene
mehr und mehr. Sie erscheint zuerst
wellenförmig bewegt, dann tauchen ein-
zelne Höhen aus, die in andern Gegen-
den sich schon Bergen an die Seite stellen
dürften, hier aber gegenüber den Alpen-
riesen zu Hügeln zusammenschrumpfen,
bis endlich der Plateaucharakter ganz
erlischt, weil an die Stelle der vorigen
ebenen und wellenförmigen Fläche ein durch
Quereinschnitte stark zertheiltes Bergland
getreten ist, das Vorland der Alpen
unp das Durchbruchsgebiet der Alpen-
flüsse vom Gebirgsland in die Ebene.
Eine Reihe von See'n, wechselnd mit
halb trocken gelegten Wasserbecken, den |
Moosen und Bergfilzen, verleihen dieser
Region einen unmuthigen Wechsel der
landschaftlichen Scenerie. Auf diesen Vor-
alpen beginnt auch schon die Alpen-
wirthschaft, da sie, 2500—3500 Fuß
über dem Meere gelegen, für das Win-
tergetreide zu lange mit Schnee bedeckt,
für das Sommergetreide zu stark mit
Gras durchwuchert sind, jedoch einen
ungemein üppigen Futterwuchs erzeugen.
Die buntprangenden, malerisch eingeheg-
ten Wiesengründe mit den freundlichen
fensterhellen Gehöften, die reine erquickende
Luft und der Anblick der unmittelbar
aufsteigenden Alpenreihen verleihen die-
- ser Vorterasse des Hochgebirgs einen
Liebreiz, wie man ihn in den zwar er-
habenen, wildromantischen, aber oft dü-
ster eingeengten Hochalpenthälern ver-
gebens sucht.
Unter den gleich mächtigen Wart-
thürmen einer Riesenfestung in die
bayerische Hochebene vorgeschobenen iso-
lirten Bergkegeln nimmt der hohe
Peißenberg zwischen Schongau und
Weilheim, weithin sichtbar in einer Höhe
von 3145 Fuß aufragend, die erste Stelle
ein. Schon seit 300 Jahren krönt seinen
Gipfel eine Wallfahrtskirche; ein stattliches
Pfarrhaus mit einem „Luginsland" auf
dem Dache, ein Wirthshaus, ein paar
andere Häuser und ein Kirchhof nehmen
den Raum der Bergplatte ein, von wel-
cher aus den Vesteiger eine bewun-
dernswerthe Fernsicht lohnt. In einem
j Kranze liegen die Alpen vom Hochsäntis
; bis zum Watzmann ausgebreitet, mitten
! drin der Großglockner, der König der
deutschen Berge, welcher aus dem fernen
! Kärnthen verschwimmend herüberschim-
mert. Ueber das weite Flachland weg
reicht der Blick bis zu dem blauen Rücken
des Jura und der waldigen Höhe des
Böhmerwaldes. In duftiger Ferne ra-
gen die Frauenthürme Münchens, die
Domthürme von Freising und die Ul-
richskirche von Augsburg als graue
Marksteine auf. Nicht mit Unrecht wird
dieser Berg der „bayerische Rigi" ge-
nannt, und dessen Besuch wird nun, da
die Eisenbahn bis an seinen Fuß führt,
bald ein sehr häufiger werden.
Eine Merkwürdigkeit der bayerischen
Hochebene sind die erratischen oder
Wanderblöcke, auch Findlinge
genannt. Sie kommen ihrer Gesteins-
art nach ohne Zweifel von den Central-
alpen und sind in deutlich erkennbaren
Zügen von Süden nach Norden über die
Ebene zerstreut. Ihre Größe wechselt
von 2 bis 3 zu 100 Fuß Kubikinhalt.
Einer der größten, ein riesiger Felsblock,
liegt an der Straße gegen Miesbach.
Früher fand man sie viel häufiger, allein
die Verwendung zu Bauten und Straßen
in dieser an Bau- und Straßenmaterial
so armen Ebene hat ihre Zahl sehr ge-
mindert. Die Frage: Wie sind diese
Blöcke aus den Hochalpen in die Ebene
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
36. Die bayerische Hochebene.
zweiten: das 'Erdinger Moos am östlichen
Ufer der Isar, nahe bei München begin-
nend und bis Moosburg hinziehend, das
Dachauer Moos, im Süden Haspelmoor
genannt; zur dritten endlich: die Filze
südlich des Chiemsee's, das Weitmoos
und Filz bei Rosenheim, das Murnauer
Moos südlich vom Staffelsee und das
Haselmoos nordwestlich vom Kochelsee.
Kaum ein Fluß, dessen Säume nicht
irgendwo solche Moosgründe aufzuweisen
haben; und manche Eintiefungen, wie
das Loisach-, Amper- und Innthal sind
daran nur zu reich.
Diese Moose sind entweder mit
sauern Halbgräsern bewachsen, oder sie
weisen röthlich-braune Flächen auf, be-
standen mit Zwergwäldern von krüppel-
hasten Kiefern, Filzkoppen genannt.
Die rothe Farbe rührt von einer eigenen
Moosgattung her, dem Torfmoos, wel-
cher das Wasser aus der Tiefe empor- !
zieht und festhält. Die erste Art der
Moore nennt man Wiesen-, die letztere
Hochmoore, das Volk aber bezeichnet
erstere als Möser, letztere als Filze.
In ihrem ursprünglichen Zustande sind
die Moore hauptsächlich nutzbar durch
Torf, Streu und etwas Brennholz. Den
Torf findet man in beiden Arten von
Mooren, und seit er als Brennmaterial
verwendet wird, beschäftigt der Torfstich
viele Hände, und der Preis eines Tag-
werks Moorgrund ist von 5—10 auf 200 fl.
gestiegen. Vielfach hat man auch die
Moose trocken gelegt und für die Kultur
gewonnen, doch geht diese Umgestaltung
nur langsam voran und noch immer
„kann Bayern durch Entwässerung und
Anbau seiner Moose ein ganzes Fürsten-
thum im Innern erobern;" denn von
der Gesammtfläche der Moorgründe zu
20 Meilen ist noch wenig für den
Anbau gewonnen. Das Wiesenmoor und
die Heide, der überfeuchte und über-
trockene Boden, finden sich merkwürdiger
Weise oft in unmittelbarster Nähe; so
im Lechfelde, so im Dachauer und Er-
dinger Moos, in der Garchinger Heide.
Beide aber finden ihren Uebergang zu
Wiese oder Wald in der Trift, die,
halb Wiese, halb Wald, von ihrer Be-
nutzung zum Viehtrieb den Namen er-
halten hat. Auf magerem Grasboden
Marschall, Lesebuch.
65 '
stehen gruppenweise und in schlechtem,
fast verkümmertem Zustande einzelne
Bäume, Maßholder, Elzbeerbäume, Ei-
chen, Hagebuchen, Espen, Birken, Kiefern,
umgeben von wenig nutzbarem Unter-
holz: Haselsträuchern, Salweiden, Weiß-
! schlehe und Kreuzdornen, Pfaffenkäppchen
und Faulbaum. An den Flüssen, beson-
ders an Isar, Donau und Lech, finden
sich die Auen, in welchen Wiesen und
Triften, Sumpf und Wald abwechseln.
Schon im Einzelnen zeigen diese Auen
! eine große Manchfaltigkeit der Vegetation;
auffallend aber ist der Unterschied der
Auen am Oberlaufe der Alpenflüsse ge-
gen die am Unterlaufe. An der obern
Isar z. B. wechseln blumige Rasenstrecken
und saftige Wiesen bald mit lichten
Nadelholzbeständen, bald mit Gebüschen
von Weiden und Erlen, um welche sich
die Alpenliane mit ihren großen präch-
tigen Purpurblüthen rankt, bald mit
Büschen von Alpenrosen, bald mit Knie-
holzwäldchen.
Nahe der Einmündung der Isar in
die Donau aber herrscht der Wald in
solcher Ueberfülle vor, daß er einem
tropischen Urwalde gleicht. Manche
Bäume erreichen eine ebenso riesige Höhe
als Dicke, und man hat Schwarzpappeln
von 30 Fuß Umfang gefunden. Stau-
nenerregend ist die Manchfaltigkeit und
Ueppigkeit der Baumarten, unter welchen
man nicht selten auch Nadelhölzer, eine
pinienartige Kiefer oder eine säulenartige
Fichte trifft, dazwischen dichtes und blü-
thenreiches Unterholz, umschlungen von
unserer deutschen Liane, der schlanken
Waldrebe; der Boden bedeckt mit üppig
wuchernden, krautartigen Gewächsen. Das
Dickicht ist oft undurchdringlich und es
kostet dem Jäger und Botaniker Mühe,
sich durchzuarbeiten. Aber er wird auch
entschädigt durch reiche Ausbeute und
seltenen Naturgenuß. Da liegt, im tief-
sten Waldesschatten versteckt, ein schilf-
bewachsener Teich, ein sogenanntes „Alt-
wasser", geschmückt mit Seerosen und
gelbblühender Iris; dort läd't ein Rasen-
teppich, umsäumt von Weidengebüsch und
überschattet von malerischen Baumgrup-
pen, zur Ruhe ein, und da blinkt durch's
wildverwachsene Gezweig der Strom im
Sonnenschein, und sein Rauschen klingt
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]