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1. Das Deutsche Reich - S. 66

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 66 — Hauptsache nur zwei Jahreszeiten, einen über 7 Monate langen Winter und einen kaum 5 Monate dauernden Sommer. Der Ackerbau ist im Hoch- und Hinterspessart sehr unbedeutend und beschränkt sich aus Sommerfrüchte und Kartoffeln. Dagegen ist das Gebirge reich an herrlichen Waldungen mit prachtvollen Eichen- und Buchenbeständen und kräftigen Fichten und Tannen. Darauf beruht eine verbreitete Holzindustrie und ein lebhafter Handel mit Schiffsbauholz. Aus keinem deutschen Waldgebiet werden so schöne Eichenstämme nach Holland ge- führt („Holländer Holz") als aus dem Spessart. In den Wäldern haust Rot- und Schwarzwild; im ö. Spessart ist auch nicht selten die Wildkatze anzutreffen, ferner der Geier, Uhu und Auerhahn. Die Bewohner sind rheinfränkischer Abstammung und größten- teils arme Lente, die sich kümmerlich ernähren. Die Bevölkernngs- dichtigkeit beträgt im Hoch- und Hinterspessart nur 25—40 Personen auf 1 qkm. Menschliche Siedelungen sind daher nur spärlich anzn- treffen. Die Häuser in den Dörfern sind ungesund, überfüllt und lehnen sich mit der Hiuterwaud meist an feuchte Bergabhäuge. Die meisten haben nicht einmal Schornsteine, sodaß der Ranch seinen Weg zum Dach hinaus nehmen muß. So sind denn diese Dörfer nicht selten die Herde mancherlei Krankheiten. Trotzdem erreichen viele arme Spessart- teilte bei ihrem einfachen Naturleben ein hohes Alter. tl) Der Wasgau (Wasgenwald*), gleichsam das Spiegelbild des Schwarzwaldes, ist das bedeutendste der linksrheinischen Gebirge. Breit und steil erhebt er sich aus dem niedrigen (350 m hohen) Bodengebiet der bnrgundischen Pforte, welches den Wasgau vom Jura scheidet und von jeher wichtig für den Verkehr gewesen ist. Der Rhein- Rhone-Kanal und wichtige Bahuliuieu durchschueideu diese Boden- senke und verbinden das obere Rheingebiet mit den benachbarten französischen Landschaften. Wie der Schwarzwald senkt sich auch der Wasgenwald steil gegen die rheinische Tiefebene hinab, wird im N. niedriger und verflacht sich zu den w. gelegenen Stufenlandschaften von Lothringen. Die Täler, mit welchen sich das Gebirge zur Rheinebene öffnet, sind zwar kleiner und weniger schön, aber ebenso fruchtbar wie die gegenüberliegenden Schwarzwaldtäler. Auch hier gedeihen edle Kastanien, trefflicher Wein, viel Obst und Getreide. Im Innern ist das Berglaud ein echtes Wald , Wild- und Wiesengebirge. Der ganze Zug hat etwa eine Länge von 180—200 km und ist 35—45 km breit. Er gliedert sich in einen hohen, einen mittleren und einen niederen Wasgau. Der hohe Wasgau reicht bis zur Markircher Senke, Schlettstadt gegenüber, Seine höchsten Kuppen drängen sich gegen den Südrand des Ge- birges zusammen. Die bedeutendsten derselben sind der Sulz er Belchen (1420 m) und der Elsasser Belchen 1250 m). Die höchsten Teile des Gebirges sind mit finstern Tannenwäldern bedeckt, und die obern Talanfänge sind hie und da von kleinen, dunkeln Seen oder auch von Dorfmooren erfüllt. *) Die alte deutsche Benennung Wasgenwald änderten die Römer in Möns Vosegus, woraus die Franzosen les vosges, die Deutschen aus dem unrichtigen Möns Vogesns das Wort Vogesen bildeten. Heute ist man fast allgemein zur alten deutschen Bezeichnung zurückgekehrt. t - . . . i • '■ . I

2. Das Deutsche Reich - S. 86

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 86 — weiter westlich reicht die Schweiz mit den Kantonen Schafshansen und Zürich herüber ans das rechte Rheinufer. Baden ist seiner Große nach der vierte, der Bevölkerung nach der fünfte unter den deutschen Buudesstaaten. Am schmälsten, nur 15 km breit, ist das Land bei Rastatt, am breitesten, 122 km, im S.; im N. ist es bis 81 km breit. Der Bodengestaltuug uach gehört das Großherzogtum mit Ausnahme der Bodenseegegend zum Gebiet des südwestdeutschen Beckens und zeigt eine große Mannigfaltigkeit des Bodenaufbaues. Sein vor- nehmstes Gebirge ist der Schwarzwald, der 40% der gesamten Bodenfläche Badens einnimmt. Über 3 4 des gesamten Gebirges ist badisch und weist in dieser granitischen Hauptmasse auch die höchsten Erhebungen im Feldberg und Belcheu auf. Nördlich von der Enz geht das Gebirge in das Neckarbergland über. Vom Oden- walds gehört nur ein kleiner Anteil zu Baden, der mit dem Neckar- berglande 15°/0 der Gesamtfläche ausmacht. Das badische Bau- land, zum fränkischen Stufenland gehörig, umfaßt 10°/0 des Landes, desgleichen das Bodensee gebiet, so daß für das badische Gebiet der oberrheinischen Tiefebene nur 200/0 Landesanteil bleiben. Das Klima Badens stuft sich nach der Höhenlage der einzelnen Gebiete sehr ab. Die größten Gegensätze bestehen zwischen den sonnigen Ebenen des rheinischen Talgebietes und den höchsten Gebirgsgegenden des Schwarzwaldes. Vom Rheintal aufwärts bis zu deu Felsenhäuptern des Schwarzwaldes unterscheidet man vier Vegetationszonen: 1. Zone des Nußbaums und Weinstocks bis 420 m Meereshöhe, 2. Zone der Buche und Weißtanne, des Getreides und Obstes bis zu 650 m Höhe, 3. Zone der Rottanne mit etwas Getreidebau bis zu 1300 m Er- Hebung und 4. subalpine Zone mit Nadelholz, Bergwiesen und Alpen- pflanzen, über 1300 m Höhe. — Mit Niederschlägen ist das südliche Baden reicher bedacht als der Norden. Die Fruchtbarkeit des Landes ist am Bodensee und im Rheintal am bedeutendsten. Aber auch die uutern Talgebiete der Flüsse, als Elz, Kinzig, Mnrg, Enz und Neckar sind sehr ergiebig. Dagegen sind die höchsten Schwarzwald- gebiete fast unproduktiv. 2. Die Bewohner. 1. Die Bevölkerung Badens gehört n. der Murg dem fränkischen, südlich von diesem Flnsse dem alamannischen, ans der schwäbischen Hochfläche dein schwäbischen Volksstamm an. Dementsprechend wechseln auch die Mundarten im Lande. Die einzelnen Landschaften haben an Sitten und Branchen noch mancherlei Eigen- tümlichkeiten bewahrt; namentlich ist der Schwarzwald reich an ver- verschiedenen Volkstrachten. — Die durchschnittliche Volksdichte übersteigt das Reichsmittel ziemlich erheblich, ist aber in den einzelnen Landesanteilen erheblich verschieden. Der Worden ist hierin natur- gemäß dem Süden weit voraus. Der K'o u fe s si o u nach find fast 2/3 der Bevölkerung katholisch, über '/z.. e v a n g e l i s ch. Das katholische Bekenntnis ist im S., das evangelische im N. herrschend. Das Fürstenhaus ist evangelisch. Fast rein katholisch ist der Landeskommissariatsbezirk Konstanz, fast rein

3. Das Deutsche Reich - S. 143

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 143 — entzückend schön. Der Blick schweift von Breslau bis Prag, und Schlesien und Böhmen liegen wie eine Landkarte ausgebreitet. Ein längerer oder gar- dauernder Aufenthalt aus der Koppe bringt mancherlei Beschwerden mit sich. Zu der Unbill der Witterung (im Winter, der vom September bis in den Mai dauert, große Kälte, im Sommer heftige Gewitterstürme) kommt ein empfind- licher Wassermangel. Am Westfuße der Koppe breitet sich in einer Entfernung von 5 km von"derselben die stundenlange Hochebene des Kopp en planes aus. Hier liegt auf schlesischer Seite die Hampelbaude. In der Nähe befinden sich die beiden Tei ch e, Moränenseen, von schroffen Felsenufern umsäumt. — Dem schleichen Kamm gegenüber, auf dem die Landesgrenze ver- läuft, liegt der böhmische Kamm. Infolge seines Aufbaues aus Vorzugs- weise schiefrigen Gesteinsarten läßt er eine scharfe Entwickelung gesonderter Gipfel vermissen und bildet nur Grate, Rücken und Kuppen. Zu ihnen gehört die Kesselkoppe und der scharfe Grat des Zieg en rü cken s. Tie Natur des Riesengebirges erinnert in manchen Zügen an die Alpen. Als Höhenstufen des Gebirges könnte man eine Hochregion, eine Bergregion und eine Talregion unterscheiden. a. Der Riesenkamm (1400 m) ragt über die Grenzen des Fichtenwuchses empor und ist kahl, öde und tot. Nur knorriges Knieholz, das :m Riesengebirge sehr häufig ist, bildet hier und da abenteuerliche Gruppen, und ab und zu erfreut ein Kind der alpinen Flora den botanischen Sammler. Höher empor erheben sich die kahlen Felskegel und die wild durcheinander geworfenen Trümmer- Haufen der verschiedenartig geformten Bergesspitzen. In zwei schlundartigen Vertiefungen des nördlichen Kammes, den Schneegruben, hält sich, und zwar allein hier im Gebiet der deutschen Mittelgebirge, eine größere Schnee- masse den ganzen Sommer hindurch. Im Riesengrunde, am großen Teich und an andern Gehängen kommen fast in jedem Winter Lawinen vor. Ix Die Bergregion weist Fichtenwälder, Bergwiesen, Sümpfe und ver- einzelte Ackerfelder auf. An die Bergseen der Alpen erinnern die „Teiche" mit ihrem dunkeln, von Felfen umrahmten Wasserspiegel. Der sogenannte kleine Teich ist von muntern Forellen belebt. In steil abfallende Bergschluchten stürzen die Berggewässer mit zahlreichen Wasserfällen, unter ihnen der gegen 30 m hohe Zackenfall. Die Bergwiesen mit ihrem saftigen Gras und ihren würzigen Alpenkräutern nähren zahlreiche Rinder, Schafe und Ziegen. Die Viehzüchter oder „Baudner" wohnen in sennhüttenartigen Holzhäusern, den Bauden, welche sehr häufig auch den Winter hindurch bewohnt werden und dann Menschen und Vieh unter gemeinsamem Dach Schutz vor der Unbill der rauhen Witterung gewähren. Hier konzentriert sich das Sommer- und Winterleben des Gebirges. Sie sind zugleich die Sennhütten und Gasthäuser der Berge, und man ist in ihnen in der Regel gut und billig aufgehoben. Die Winter- bauden weisen unter einem breiten Schindeldach "ebenfalls mit Schindeln ge- schützte Seitenwände auf und enthalten zwei Zimmer und den Stall. Im größern Zimmer befindet sich der gewaltige Ofen, der auch im Sommer größten- teils geheizt wird. Die Sommerbauden sind leichter gebaut. Die Weidezeit beginnt am 24. Juni. Dann wird unter mancherlei Formalitäten das Vieh auf die Weide getrieben und bleibt dann den Sommer hindurch größtenteils im Freien. Ein bekanntes Produkt der Viehzucht ist der „Koppenkäse". Der Winter ist nur zu lang. Die Bauden liegen oft so im Schnee begraben, daß man nur an dem aufsteigenden Rauche die Stellen errät, wo sie stehen. Ost sind dann die Bewohner Monate lang außer aller Verbindung mit den Tal- bewohnern und müssen sich deshalb zur rechten Zeit mit allem Notwendigen versehen. e. Die Talregion nimmt die niederen Gehänge und Täler des Ge- birges ein und ist das Gebiet des vorwaltenden Feldbaues. Sie reicht bis 600 m Seehöhe und ist dicht bevölkert. Den obern Bober entlang zieht sich in einer Länge von 15 Km das fruchtbare Hirschberger Tal hin. Es greift mit zwei^spitz auslausenden Buchten, dem Schmiedeberger Tal und dem Warm- brunner Tal, 12 km weit nach Südosten und Südwesten in das Gebirge ein. Aus beiden Tälern empfängt der Bober ansehnliche Zuflüsse, unter ihnen den

4. Das Deutsche Reich - S. 165

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 165 — wohner oft wochenlang von allem Verkehr abgeschnitten. In den Sumpfwäldern des Memeldeltas, namentlich im großen Forstgebiet Iben Horst, wird noch der Elch gehegt. Der Prcgel entsteht aus den Quellflüssen Pissa mit der Rominte, Angerapp (Abfluß des Mauersees) und In st er. Bon der Vereinigung der Quellflüsse ab fließt der schiffbare Pregel beständig in w. Richtung in einem wiesenreichen Tal und nimmt bei Weh lau l. seinen größten Nebenfluß, die Alle auf, die ihm die Gewässer des obern Ermelandes und der fruchtbaren Landschaften Barten und Nattingen zuführt, soweit letzteres nicht nach dem frischen Haff entwässert wird. Weiter abwärts sendet der Pregel r. die Deime ins kurische Haff, teilt sich oberhalb Königsberg in zwei Arme, die sich indes in der Stadt wieder vereinigen (Insel Kneiphof), und mündet ins frische Hass. Memel und Pregel sind für den Verkehr im nordöstlichen Preußen von großer Bedeutung. Durch den Küstenstrich am frischen Haff, der durch die Küstenflüsse Frisching und Passarge entwässert wird, hängen die genannten Flußniederungen mit der Weichselniederung zusammen. Das Durchbruchstal der Weichsel begrenzt die preußische Seenplatte im W. und ist etwa 150 km lang. Bis zum Beginn des Weichseldeltas wird Ts durch Höhen eingeengt, ist selten über 8 km breit und zeigt alle Merkmale eines Onertals, dessen breiter Flußrinne die Gewässer der benachbarten Höhen in Seitentälern zuströmen. So nimmt der breite, wasser- und werderreiche Weichselstrom rechts die Nebenflüsse Drewenz, Ossa, Liebe, links Brahe, Schwarzwasser, Ferse und Mvttlau auf. An der Montaner Spitze teilt er sich in zwei Arme. Der rechte derselben. die No g at, fließt in n.ö. Richtung zum frischen Haff, während der größere Hauptarm die n. Hanptrichtuug beibehält. Das Weichsclöclta ist ein großes Niederungsgebiet von etwa 1200 qkm Flächenraum, eine außerordentlich fruchtbare Alluvialebene, die bis auf die Seegrenze auf allen Seiten von diluvialen Höhenkanten umschlossen wird. Man teilt das ganze Delta ein in das Danziger Werder l. von der Weichsel, das große oder Marienburg er Werder zwischen Weichsel und Nogat und das kleine oder Elbinger Werder zwischen Nogat und Drauseniee. Mit Wohlgefallen ruht das Äuge auf den weiten, ebenen Flächen mit den üppigen Getreidefeldern und Wiesen, säubern Gehöften, zahlreichen Mühlen, langhingestreckten Kolonien und geschlossenen Dörfern. Zahlreiche Wasserstraßen und Gräben, die der Entwässerung des Bodens dienen, durchziehen die Ebene. Die Seiten der Gräben, Wege und größeren Landstraßen sind mit Kopfweiden bepflanzt, die dem Lande durch ihr graues Grün ein etwas düsteres Aussehen geben, dem Bewohner aber auch in dem vollständig waldleeren Landstrich das nötige Brennholz liefern. Hin und wieder ragt aus dem Weidengrün eine Rottanne oder eine Pyramidenpappel empor, von dem Bewohner als Baum- zierde rieben^ das Wohnhaus oder an den Zaun des sruchtreichen Obstgartens gepflanzt. Hohe Dammbauten, „Deiche" genannt, schließen die Nogat und Weichsel, sowie auch die,.kleinem Flußgewässer ein, um die Ansiedler zur Zeit des Hochwassers vor Überschwemmungsgefahren zu schützen. Dennoch durch- brechen die Wogen zur Zeit des Eisganges im Frühjahre zuweilen die starken Deiche, wie z. B. im Jahre 1888, und ergießen sich verheerend ins um- liegende Land. Die Bewohner des Deltagebietes sind durchweg deutsch, größtenteils Nachkommen eingewanderter Holländer und Friesländer. Ein Erbteil ihrer niederländischen Heimat ist ihr Sinn für große Sauberkeit. Ihrer Konfession nach sind sie durchweg evangelisch. In den Verkehrsverhältnissen spielt im Sommer der Kahn, im Winter die Eisbahn eine große Rolle. Die Bahnlinien Dirschau—danzig und Dirschau—elbing durchschneiden das Werdergebiet.

5. Das Deutsche Reich - S. 156

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 156 — auch hier sein Spiel mit dem losen Sande und läßt trotz der Feuchtigkeit der Luft keinen Pslanzenschmuck aufkommen. Nur hie und 'da erblickt das Auge kümmerliche Haffweiden mit spärlichem Grün. Zahlreiche Ortschaften wurden in den letzten 150 Jahren von den Wanderdünen begraben, so Neegeln^ Carweiten, Kunzen, Stangenwalde, Alt- und Neu-Lattenwalde u. a. m. Oft feiern diese sandbegrabenen Fischerdörfer späterhin eine eigenartige Auferstehung. Das ansehnliche Kirchdorf Kunzen mit feinem Laubwald ' wurde in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts ein Opfer der Wanderdüne, die jetzt fo weit nach O. vorgerückt ist, daß die Ruinen der Kirche und einiger Häuser auf der Westseite der Düne bloßgelegt sind. Gegenwärtig sind Perwelk uni> Preil und besonders das in der Mitte der Nehrung gelegene Pilkoppen bedroht. Es ist ein seltsam schauriger Anblick, wie der mächtige Sandberg über dem armen Orte hängt, gleich einem grausamen Raubtier, das bei seinem sicheren Opfer lagert. Und rings um die einzelnen Häusern wogt bereits der tiefe Sand wie ein schäumendes Meer. - Mit aller Umsicht und Ausdauer sucht man die Befestigung und Bepflanzung der Dünen zu betreiben, doch erst seit 1886 mit langsam fortschreitendem Erfolge. Und doch war noch die Düne vor 200 Jahren' durchweg mit Wald bedeckt. In alten Zeiten waren die Bedingungen für den Baumwuchs günstiger als heute. Die Erdscholle, die das kurische Haff trägt, lag wesentlich höher, und die Wogen brachen sich infolgedessen an dem festen Diluvialboden und lieferten nur geringe Mengen Flugsand. So konnte sich ein zusammenhängender grüner Waldstreifen auf der Nehrung bilden. Auf diese Hebung solgte eine Senkung, die bis in unser Jahrhundert andauert, so daß nicht nur der Diluvialboden, sondern auch weite Strecken des Alluviums unter den Meeresspiegel sanken. So singen denn die Wogen am flachen Strande, unterstützt vom Winde, ihre Arbeit an, gefördert vom Menschen durch unkluge Abholzungen. Noch im Anfange des 19. Jahrhunderts führte die Poststraße von Königsberg nach Memel und weiter nach Rußland über die kurische Nehrung. Heute sind von jener Waldherrlichkeit nur kümmerliche Reste übrig, doch ist das reizende Schwarzort im n. Drittel der Nehrung eine gar- liebliche Oase in der Wüste. In diesem Badeorte könnte ein Fremder Wochen- lang im Waldschatten uralter Bäume aus schwellendem Moose in Frieden weilen, ohne zu ahnen, welche gewaltigen Naturmächte jenseits des Waldes ihr Spiel treiben und welch grausige Ode als ihr Werk ihn umlagert. Der samländische Strand bildet insonderheit im N. die reichste Abwechslung: steile User, mit Buschwerk reich bewachsen, jäh abfallende, kahle Berge, sanft aufsteigende Höhen und wildzerrissene Schluchten, darunter die malerische Wolfsschlucht bei Warnicken. Hie und da brechen sich die Wellen an großen Steinblöcken, die im Wasser in der Nähe des Strandes liegen. Zahlreiche Seebäder umsäumen den Strand von Cranz bis Neuhäuser. — Insonder- heit ist aber der samländische Strand durch seinen Bernstein bekannt^ der bereits im Altertum geschäht war. Die gesamte Bernsteinnutzung ist vom Staate Verpachtet.*) Die Art der Bernsteingewinnung ist mannig- saltig. Wenn starke Nordweststürme das Meer bis zu seinem Grunde auf- wühlen, werden größere und kleinere Bernsteinstücke aus der „blauen Erde",, der ursprünglichen Lagerstätte des Bernsteins, losgespült und in Qang- und Seegrasmassen ans User geworfen. Man zieht dieselben ans Land und sucht den "Bernstein heraus. Diese Art der Gewinnung nennt man Bernfteinlesen. Ferner gewinnt man das kostbare Mineral durch Fischen und .tauchen. Am ergiebigsten ist aber das Bern st ei nb e rg w e rk Palmnicken an der Westküste des Samlands. Im Innern des Samlands erhebt sich der Galtgarben (Ho 111), von dem man eine weite Rundsicht in das Land genießt. Im fernen So. erblickt man die Türme von Königsberg, im S. wie einen Silberstreifen *) Der Staat zieht daraus eine Jahreseinnahme von etwa 750000 Mk.

6. Das Deutsche Reich - S. 159

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 159 — Gesichtskreis des Beobachters. Während die größte Länge der Insel nur 50 kmr die Breite 40 km beträgt, hat doch die Küstenlinie Rügens eine Ausdehnung von 210 km. In zahlreichen Buchten dringt das Meer tief ins Land, so daß kleinere und größere Halbinseln gebildet und Inseln vom Hauptlande abge- gliedert werden. Die wichtigsten Halbinseln sind das im N. gelegene Wittow, das mittlere Jasmund und das sö. Mönch gut. Hier haben die Bewohner- in Sprache, Sitten und Trachten noch viel Eigenartiges bewahrt. — Biel be- sucht sind die steilen Kreidefelsen an der Nord- und Nordoftküste der Insel. Im Vorgebirge Arkona auf Wittow steigt das Land bis 60 m aus dem Meere empor. Die steil abfallenden Kalkfelsen des Vorgebirges sind von Tausenden von Möven, Uferschwalben. Tauchern und Strandläusern umschwärmt. Hier stand einst das Heiligtum des vierköpsigen Wendengottes Swantewit und rings um dasselbe die Feste Arkona, gleichsam die Tempelburg und der Zu- sluchtsort der Rugier zu Zeiten der Kriegsgefahr. König Waldemar I. von Dänemark zerstörte 1168 das ganze Heiligtum. Jetzt erhebt sich an jener Stelle ein Leuchtturm. — Noch großartiger gestaltet sich die Küste im Nordosten der Halbinsel Jasmund. Hier steigt die Insel im Königsstuhl etwa 130 m über die blaue Fläche des Meeres empor und zeigt an einzelnen Abstufungen noch alte Strandlinien des Meeres. Daher heißt hier die Küste auch Stubben- kämm er*), durch ihre hellschimmernden Kreidefelsen weit und breit bekannt. In der Nähe finden sich jene herrlichen Wälder, Höhen, Täler und Gewässer, die von der Sage so ehrfurchtsvoll behandelt werden. Dort wölben hohe Buchen ihre Blätterkronen; der „Herthasee" liegt in feierlicher Ruhe neben der „Herthaburg", einer alten, mit Rasen bedeckten Schanze, und sagenhafte Opfersteine (erratische Blöcke) mit ihren „Blutrinnen" liegen im Waldesdunkel verborgen. S. von Stubbenkammer liegt der besuchte Badeort Saßnitz, ehedem eine Lieblingssommerfrische unserer Kaiserin und ihrer Kinder, durch Eisenbahn über Bergen mit der Trajektdampferfähre gegenüber Stralsund verbunden. Eine Fahrt durch Rügen bietet eine Fülle wechselvoller Eindrücke. Weithin dehnen sich fruchtbare Ackerfelder, saftige Wiesengründe, lichte Haine und dunkle Buchen- wälder aus. Aus magern Heidestrecken steigen dann wieder zahlreiche Hünen- gräber empor, umgeben von Wachholderhecken und Heidegestrüpp. Inmitten der Flur liegen an Weihern und Bächen schmucke Gehöfte und geschmackvoll erbaute Schlösser, in den Waldlichtungen Jagd- und Forsthäuser. Denn der reiche Adel auf Rügen ist lebensfroh und jagdlustig. Daneben wird die Land- Wirtschaft von Pächtern, größern und kleinen Grundbesitzern und Tagelöhnern betrieben. Die Küstenbewohner lohnt reicher Heringssang, der für sie eine ähnliche Bedeutung hat wie für den Weinbauer am Rhein und an der Mosel die Weinlese. Wegen seiner landschaftlichen Schönheiten und Seebäder wird Rügen alljährlich von zahlreichen Fremden besucht. Ortskunde. Rügenwalde, (von einem rügenschen Fürsten 1270 gegründet) unweit' der Wippermündung gelegen, bedeutend als Ausfuhrort für „pommersche Gänsebrüste". Kolberg mit seinem Hafen Kolberg er Münde, be- suchtes Seebad unweit der Persantemündnng, hat auch Seeverkehr. Am bekanntesten ist Kolberg durch seine heldenmütige Verteidigung zur Zeit des unglücklichen Krieges. — Stettin (211 Tsd. (£.), Hauptstadt- der Provinz, bedeutendster Hafenplatz der deutschen Ostsee- küste, erster Seehandelsplatz Preußens, Hauptstavelplatz für die Oderprovinzen, Ostseehafen für Berlin. Hauptausfuhrstoffe sind Getreide, Sprit, Ölfrüchte, Zink, Holz; eingeführt werden Haupt- sächlich Steinkohlen, Roheisen, Heringe, Zucker, Petroleum und Kolonial- *) Stubben = Stusen, Kammer — Fels.

7. Das Deutsche Reich - S. 203

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
- 203 — förmigen oder ebenen Flächen, auf denen sie sich bilden, müssen genügende Feuchtigkeit zur Entwickelung der Moose haben, ferner in geringer Tiefe des Bodens den Ortstein (Raseneisenstein), der das Einsickern des Wassers er- ichwert. Aus abgestorbenen Pflanzen bildet sich nun die unterste Schicht des Moores, das Sohl band, die kein Wasser mehr durchläßt. Aus Ablagerungen von Moos, Heidekraut, Porst und andern Moorpflanzen und sauren Gräsern wächst nun das Moor empor gleich einem Riesenschwamm mit gewölbter Ober- fläche, die sich in der Regel nicht unwesentlich über die Gewässer der Nachbar- schast erhebt. Soweit die Kultur sich nicht der Moore bemächtigt hat, gehören sie zu den traurigsten und trostlosesten Strichen Deutschlands. Keilt Strauch unterbricht die unabsehbaren Einöden, die mit Moosen, schilfigem Moorgras, Binsen, Moorheide und Rauschbeeren bewachsen sind. Stellen- weise tritt braunes, übelriechendes Wasser zu Tage. Die Todesstille wird höchstens durch das Geschrei des Kiebitz oder den klagenden Ruf des Moorhuhns unterbrochen. Nur auf großen Brettersandalen dringt der Mensch vorsichtig in diese Wildnis ein, und manch unkundiger Wanderer ist in den Moorflächen versunken und elend umgekommen. — Zu solchen Moorflächen gehört das Grenzmoor oder Bonrtanger M oor an der holländischen Grenze, das einen Flächenraum von 1400 qkm bedeckt, ferner das in einzelnen Strichen bereits kultivierte Saterland, um die Leda, rechts der Unterems größtenteils im Oldenburgischen gelegen und von einem eigenartigen friesischen ^katholischen) Volksstamm bewohnt, endlich das Teufelsmoor, n. vom Bremer Gebiet, auch bereits vielfach kolonisiert. — Einen wirk- samen Gegensatz zu solchen Moorländern bildet in jenen waldarmen Gegeliden das Neuen bürg er Holz im n. Oldenburg, ein Forst- gebiet mit trefflichen Eichenbeständen. Man fucht das Moorland nicht nur durch Torfgewinnung anszn- nutzen, sondern ist auch bestrebt, durch Moorbrennen Buchweizenboden und durch die Fehnwirtschaft fruchtbares Ackerland zu gewinnen. Die Torfgewinnung ernährt 7—8000 Bewohner jener Ländereien. Sie liefert nicht nur den eigenen Brennbedarf, sondern es wird mit dem Tors ein schwunghafter Handel getrieben. Das großartigste Beispiel einer Torskoloni e ist Papenburg in Ostfriesland. Aus einem unwirtlichen Sumpf ist hier eine Kulturoase geworden, deren Bewohner Schiffahrt, Acker- und Gemüsebau, Muschelkalkbrennerei u. a. Beschäftigungen treiben. Die Hauptnahrungsquelle ist aber die Torfgräbern und der Torfhandel. Das Papenburger Gebiet liefert 2/3 des ganzen Torfbedarfs der Niederlande. Ein schiffbarer Hauptkanal führt nach der Unterem«, und ein Netz von Nebenkanälen durchzieht das Torfgebiet. Dos Moorbrennen ist erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts aus- gekommen, als die düngende Kraft der Asche allgemeiner bekannt wurde. Man entwässert das Land durch Gräben und Furchen, hackt den Boden tief um und läßt ihn den Winter hindurch liegen. Wenn nun im Frühling der Boden ge- nügend getrocknet ist, streut man an vielen Stellen glühende Kohlen darauf, und bald steht bei mäßigem Winde der ganze Acker in Flammen. Bald stehen pausende, ja Hunderttausende solcher Mooräcker in Brand und entsenden dichte Rauchwolken, die sich zu einer großen Moorrauch-Atmosphäre vereinigen und als „Heer-" oder „Höhenrauch" durch den Nordwestwind weit ins Innere von Deutschland, ja bis nach Wien und Krakau geführt werden. Bei günstigem Wetter dauert das Moorbrennen nur wenige Tage, bei schlechtem Wetter- Wochen, ja Monate hindurch. In die noch heiße Asche sät man Buchweizen, der bei guter Witterung („er muß mit 11 Wochen aus und wieder in dem

8. Das Deutsche Reich - S. 205

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— 205 — linb Weser, Marsch und Geest besonders seit 1870 einen bedeutenden Aufschwung genommen. Von besonderer Bedeutung sind namentlich die Pferdemärkte. — Delmenhorst, ehemals Residenz einer Nebenlinie der Grafen von Oldenburg, ö. von Bremen gelegen, Industriestadt (Zigarren, Korkschneiderei, Jute- und Linoleumfabrikation). Z. Die Tieflandsbuchten von Münster und (Löln. Die niederrheinische Tiefebene dringt mit zwei Tieflandsbuchten tief ius Gebiet der niederrheinischen und westfälischen Gebirge ein. Es find dies die Tieslaudsbnchten von Münster und Cöln. Flach gewölbte, zerstreut liegende Hügelkuppen scheiden die Buchten von den friesischen Ebenen. Im Unterschiede von den großen Moorgebieten sind sie von Bodenwellen durchsetzt und weisen wesentlich höhere Fruchtbarkeit auf als die vorhin behandelten Moor- und Heidestreckeu. a) Die Kreidellucht vou Munster, so bezeichnet, weil ihr Unter- gruud der Kreideformation angehört, breitet sich zwischen dem Tento- burger Walde und dem westfälischen Flügel des rheinischen Schiefer- gebirges ans. Die Basis des im allgemeinen dreieckigen Tieflandbusens ruht auf den niederländischen und friesischen Ebenen und mißt etwa 100 km. Eine schmale Erhebung in der Mitte des Landes hinderte die Entstehung einer Zentralflnßrinne und begünstigte die Entwickelung von zwei größeren Flüssen, von denen sich die Ems nach N. zum Meer, die Lippe w. zum Rhein wendet. Der neue Dortmund- Emskanal verbindet die Emshäfen mit dem Ruhrgebiet. — Die Fruchtbarkeit der Tieflaudsbucht nimmt von N. nach S. zu. An der holländischen Grenze finden sich sandige Heiden und Sumpf- und Moor- flächen, die im Wechsel mit spärlichem Tannengehölz und Buschwerk den Eindruck der Dürftigkeit mache». Einen erfreulichen Gegensatz hierzu bildeu die fruchtbaren Striche des Münsterlandes mit ihren Herr- lichen Eichenwäldern, deren mächtige, riesige Stämme oft bis in die Kronen von Efeu umrankt sind. Sehr fruchtbar ist ferner der Tief- landsstrich am Fuße des Gebirges vou Paderborn bis gegen Duisburg hin, der H e l l w e g mit der S o e st e r Börde. Die Bewohner gehören dem niedersächsischen Volks- stamme an, dessen Wohnsitze ö. bis gegen die Elbe, n. bis zum Küstensaum der Friesen und bis zur Eider hin liegen. Während aber die Namen der östlichen Völker des niedersächsischen Stammes, der Ost- feilen und En gern, nur der Geschichte angehören und ihre Eigenart innerhalb des großen Stammes eingebüßt haben, hat sich Name und Wesen der Westfalen über die Grenzen des Tieflandbusens von Münster hinaus bis zur untern Ems und Hase und s. bis zur Sieg erhalten. Der westfälische Menschenschlag hat in seinem Wesen viel llrgerma- nisches bewahrt. Nicht selten wird man durch die großen Gestalten mit dem strengen Blick des dunkelblauen Auges und dem rötlichblonden Haar an die Schilderungen des Tacitus erinnert. Widerstand gegen das Fremdartige, An- hänglichkeit an das „gute Alte" und die patriarchalischen Sitten, eifersüchtige Wahrung der Rechte, selbst wenn sie lästig werden, sind hervorragende Eigen- fchaften des Westfalen. Der Bauer ist das^ Grundelement der Bevölkerung. Wie der Edelmann auf seinem Stammschloß, so sitzt er auf seinem Bauerngute, das bereits eine

9. Das Deutsche Reich - S. 23

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 23 — rüden) lange und breite, unter sich meist parallele Talfurchen ausgehöhlt haben, in denen die Seen perlenschnurartig aneinander gereiht auftreten. Die vielen in tiefe Kare oder Zirkustäler gewöhnlich unter einen überragenden Gipfel eingebetteten Seen im Böhmerwalde, in dem Schwarzwalde und in den Vogesen führen auch auf Gletscherwirkungen zurück. In Kalkgebieten, wo unterirdische Bäche und Quellen Höhlungen geschaffen haben, oder in erzreichen Gegenden des Mittelgebirges, die vom Bergmann durchwühlt worden sind, haben oft Einstürze an der Erdoberfläche stattgefunden, die sich dann mit Wasser füllten. Im sächsischen und thüringischen Lande bezeichnet man sie als Bingen (be- sonders zahlreich in den Gipsgebieten am Südrande des Harzes). Aus einen Zusammenhang mit vulkanischer Tätigkeit weisen die zahlreichen Seen hin. die man in der Eisel als Maare bezeichnet. — Im Lichte geologischer Entwicklung bilden Seen nur die Ruhepunkte einer fortschreitenden Entwicklung, der als Endziel das vollständige Zuwachsen zu einem Moor oder einer Torfwiese vor- schwebt. Dieser Vertorsungs- und Zuschütmngsprozeß hat schon viele Seen Deutschlands, ganz besonders des baltigen Höhenrückens und des Alpenvorlandes beseitigt und damit manchen idyllischen Zug der deutschen Landschaft verwischt. Harz, Thüringerwald, Fichtel- und Erzgebirge waren in vorgeschichtlicher Zeit reich an Seen; heute breiten sich an deren Stelle trostlose Moordistrikte aus, die höchstens in armseligen Teichresten eine kleine Abwechslung gewähren. — Die Bedeutung der Seen für den Schiffsverkehr ist nicht zu unterschätzen. Man berechnet die Länge der schiffbaren Binnenseen Deutschlands auf 990 km. Viele Seen sind in Kanalsysteme aufgenommen, so in Ostpreußen bei der Verbindung der Angerapp (Pregel) mit dem Narew, auch in Mecklenburg, wo der Müritzsee mit dem Plauer-, Kolpin- und Fleesersee in Verbindung gesetzt ist. Am wichtigsten ist der Bodensee, an den fünf verschiedene Staaten herantreten; sein reger Dampferverkehr hat ihm eine internationale Bedeutung verschafft. Vii. Deutschlands Pflanzenwelt. 1. Allgemeine Charakteristik. Auch hinsichtlich seiner Pflanzen- welt bildet Deutschland den Übergang von dem oceanischen W. zum kontinentalen O. Deshalb treffen hier Gewächse aus verschiedenen Heimaten zusammen. Abgesehen vom Hochgebirge im S. ist aber in Deutschland kein eigenes Vegetationscentrum vorhanden, sodaß man von specifisch deutschen Pflanzen nicht reden kann. Im großen und ganzen macht der deutsche Pflanzenwuchs einen jugendlichen Eindruck; die Gründe dafür liegen in der Tatsache, daß zur Eiszeit die alte Flora vollständig verdrängt wurde und nach dem Rückzüge des Inland- eises erst wieder aus der Nachbarschaft einwandern mußte. Unter der umgestaltenden Hand des Menschen hat sich außerdem das Pflanzen- kleid nicht unwesentlich geändert. 2. Die Vegetationsformationeu. Deutschland ist ein echtes Waldland, da es in der Waldzone der nördlich gemäßigten Zone liegt. Die ungeheuren Waldungen freilich, die ehedem unser Land beschatteten, sind bis auf 1j± des Bodengebiets (26 "/^zurückgegangen; aber schon eine zahllose Reihe von heutigen Ortsnamen auf Wald, Hain, Lohe, Reute, Rüti, Roda, Greut zc. deutet auf die frühere gewaltige Ausdehnung hin. — Von den heutigen Wäldern entfällt V3 auf Laubwald, 2/z auf Nadelwald (39 o/o und 61 o/o). Der Nadelbaum des Tieflandes ist die mit größter Bedürfnislosigkeit ausgestattete Kiefer; in Gebirgen und in Bergländern sind die Fichte, Tanne und Lärche heimisch. Sehr häufig sind gemischte Waldbestände, in denen Laub- und Nadelhölzer durcheinander stehen. Große Eichen-

10. Das Deutsche Reich - S. 24

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 24 — Wälder finden sich noch in Westfalen, in der Rheinprovinz und im Teutoburger Walde. Rotbuchenbestände vom Odenwald dnrch Hessen bis nach Mecklenburg und Vorpommern. (Die Polargrenze der Buche schneidet w. von Königsberg diagonal durch Ostpreußen). Ein buntes Gemisch von allerlei Laubbeständen zeigt der Anenwald auf dem Schwemmboden der Flußufer und Flußinseln. Unter dem Unterholz der deutschen Wälder finden sich wildwachsende Beerensträucher und auf dem Waldboden mancherlei genießbare Pilze. Der Wald besitzt die größte Bedeutung für die Niederschlags und Be- Wässerungsverhältnisse eines Landes. Es ist erwiesen, daß das alte Germanien zur Zeit des Tacitus feuchter war als das heutige Deutschland. Der Wald durchfeuchtet andauernd den Erdboden und wirft durch die Atmungstätigkeit seiner Gewächse große Massen von Wasserdampf in die Luft, er beschattet den Boden und verhindert die Ausstrahlung. So wirkt er wie das Meer ausgleichend auf klimatische Gegensätze und führt oceanische Klimaverhältnisse herbei. Für Quellen und Flüsse ist der Boden des Waldes, der ein weitverzweigtes Röhren system darstellt, ein natürliches Wasserreservoir. Entwaldungen erhöhen die Gefahren großer Überschwemmungen. Deshalb ist heute in Deutschland dem Kampfe mit dem Walde die Versöhnung gefolgt; der Wald wird gepflegt und vielfach vergrößert; der unvernünftigen Entholzung früherer Zeiten ist die verständige Waldwirtschaft unserer Forstämter gefolgt. Und vielfach gilt die Vereinigung von Waldung und Lichtung in der Kunstschöpfung des Parkes als Ideal landschaftlicher Schönheit. Fast die Hälfte alles Bodens ist heute iu Deutschland Feld flu r. Auf den Äckern gedeihen überall die bekannten Getreide-, Futter- und Hackfrüchte. Die Weingrenze hält sich im wesentlichen bei dem 50. Parallel; nur bei Grünberg reicht sie bis 521/2° n. Br. Das Reichsland, Baden, Württemberg, die bayrische Pfalz, Rheinhessen, der Mittelrhein abwärts bis Bonn, Unterfranken, das Mosel- und Saartal sind die deutschen Weinländer. Diese Gegenden, die 7 Monate hindurch über 10° C. Wärme ausweisen, bringen auch die feineren Obstarten wie Mandel- bäume und Edelkastanien zur Reife, während gröbere Sorten in ganz Deutschland verbreitet sind und geradezu typische Landschaftsbilder erzeugen: die obstbaumbedeckten Wiesen; die Obstbaumhaine, in denen Dörfer versteckt liegen, die Obstalleen an den Landstraßen. Deutschland ist keines der fruchtbarsten Länder von Europa; schon die Verwitterungskruste vieler Gesteine und Bodenarten ist der landwirtschaftlichen Verwertung feindlich (Zechstein, Muschelkalk, Grauwacke. Moorboden und Heidesand). Die Leistungsfähigkeit des Bodens ist aber überall durch eine rationelle Bewirtschaftung gesteigert worden, deren Mittel sorgfältige Boden- bearbeitung, geeignete Meliorationen, zweckmäßiger Anbau und Fruchtfolge, Brache und Düngung sind. Der landschaftliche Ausdruck für die Tatsache, daß Deutschland ein feuchtes Land ist, besteht in dem Wieseureichtum nnsers Landes, der da am größten ist, wo die Durchfeuchtung des Bodens am gründlichsten erfolgt, also an der Nordseeküste und am Alpensaum. Die deutsche Wiese, charakterisiert durch das gesellige Vorkommen von 20- 30 verschiedenen Gras- und Kräuterarten, findet in der mittel- meerischen Flora nichts Verwandtes und unterscheidet sich wesentlich von den Savannen Süd- und Prärien Nordamerikas, wie sie auch ganz andere Charakterzüge aufweist als die durch Trockenheit verursachte Steppen- bilduug der ungarischen Pußta, an die sie räumlich so uahe herantritt.
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