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Hauptsache nur zwei Jahreszeiten, einen über 7 Monate langen Winter
und einen kaum 5 Monate dauernden Sommer. Der Ackerbau ist im
Hoch- und Hinterspessart sehr unbedeutend und beschränkt sich aus
Sommerfrüchte und Kartoffeln. Dagegen ist das Gebirge reich an
herrlichen Waldungen mit prachtvollen Eichen- und Buchenbeständen
und kräftigen Fichten und Tannen. Darauf beruht eine verbreitete
Holzindustrie und ein lebhafter Handel mit Schiffsbauholz. Aus keinem
deutschen Waldgebiet werden so schöne Eichenstämme nach Holland ge-
führt („Holländer Holz") als aus dem Spessart. In den Wäldern
haust Rot- und Schwarzwild; im ö. Spessart ist auch nicht selten die
Wildkatze anzutreffen, ferner der Geier, Uhu und Auerhahn.
Die Bewohner sind rheinfränkischer Abstammung und größten-
teils arme Lente, die sich kümmerlich ernähren. Die Bevölkernngs-
dichtigkeit beträgt im Hoch- und Hinterspessart nur 25—40 Personen
auf 1 qkm. Menschliche Siedelungen sind daher nur spärlich anzn-
treffen. Die Häuser in den Dörfern sind ungesund, überfüllt und lehnen
sich mit der Hiuterwaud meist an feuchte Bergabhäuge. Die meisten
haben nicht einmal Schornsteine, sodaß der Ranch seinen Weg zum
Dach hinaus nehmen muß. So sind denn diese Dörfer nicht selten die
Herde mancherlei Krankheiten. Trotzdem erreichen viele arme Spessart-
teilte bei ihrem einfachen Naturleben ein hohes Alter.
tl) Der Wasgau (Wasgenwald*), gleichsam das Spiegelbild des
Schwarzwaldes, ist das bedeutendste der linksrheinischen Gebirge. Breit
und steil erhebt er sich aus dem niedrigen (350 m hohen) Bodengebiet
der bnrgundischen Pforte, welches den Wasgau vom Jura
scheidet und von jeher wichtig für den Verkehr gewesen ist. Der Rhein-
Rhone-Kanal und wichtige Bahuliuieu durchschueideu diese Boden-
senke und verbinden das obere Rheingebiet mit den benachbarten
französischen Landschaften. Wie der Schwarzwald senkt sich auch der
Wasgenwald steil gegen die rheinische Tiefebene hinab, wird im N.
niedriger und verflacht sich zu den w. gelegenen Stufenlandschaften von
Lothringen. Die Täler, mit welchen sich das Gebirge zur Rheinebene
öffnet, sind zwar kleiner und weniger schön, aber ebenso fruchtbar wie
die gegenüberliegenden Schwarzwaldtäler. Auch hier gedeihen edle
Kastanien, trefflicher Wein, viel Obst und Getreide. Im Innern ist
das Berglaud ein echtes Wald , Wild- und Wiesengebirge. Der ganze
Zug hat etwa eine Länge von 180—200 km und ist 35—45 km
breit. Er gliedert sich in einen hohen, einen mittleren und einen
niederen Wasgau.
Der hohe Wasgau reicht bis zur Markircher Senke, Schlettstadt
gegenüber, Seine höchsten Kuppen drängen sich gegen den Südrand des Ge-
birges zusammen. Die bedeutendsten derselben sind der Sulz er Belchen
(1420 m) und der Elsasser Belchen 1250 m). Die höchsten Teile des
Gebirges sind mit finstern Tannenwäldern bedeckt, und die obern Talanfänge
sind hie und da von kleinen, dunkeln Seen oder auch von Dorfmooren erfüllt.
*) Die alte deutsche Benennung Wasgenwald änderten die Römer in
Möns Vosegus, woraus die Franzosen les vosges, die Deutschen aus dem
unrichtigen Möns Vogesns das Wort Vogesen bildeten. Heute ist man fast
allgemein zur alten deutschen Bezeichnung zurückgekehrt.
t - . . . i • '■ . I
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Möns_Vogesns
Extrahierte Ortsnamen: Holland Rhein-
Rhone-Kanal Schwarzwald Lothringen Rheinebene
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weiter westlich reicht die Schweiz mit den Kantonen Schafshansen
und Zürich herüber ans das rechte Rheinufer. Baden ist seiner
Große nach der vierte, der Bevölkerung nach der fünfte unter den
deutschen Buudesstaaten. Am schmälsten, nur 15 km breit, ist das
Land bei Rastatt, am breitesten, 122 km, im S.; im N. ist es bis
81 km breit.
Der Bodengestaltuug uach gehört das Großherzogtum mit
Ausnahme der Bodenseegegend zum Gebiet des südwestdeutschen Beckens
und zeigt eine große Mannigfaltigkeit des Bodenaufbaues. Sein vor-
nehmstes Gebirge ist der Schwarzwald, der 40% der gesamten
Bodenfläche Badens einnimmt. Über 3 4 des gesamten Gebirges ist
badisch und weist in dieser granitischen Hauptmasse auch die höchsten
Erhebungen im Feldberg und Belcheu auf. Nördlich von der
Enz geht das Gebirge in das Neckarbergland über. Vom Oden-
walds gehört nur ein kleiner Anteil zu Baden, der mit dem Neckar-
berglande 15°/0 der Gesamtfläche ausmacht. Das badische Bau-
land, zum fränkischen Stufenland gehörig, umfaßt 10°/0 des Landes,
desgleichen das Bodensee gebiet, so daß für das badische Gebiet
der oberrheinischen Tiefebene nur 200/0 Landesanteil bleiben.
Das Klima Badens stuft sich nach der Höhenlage der einzelnen
Gebiete sehr ab. Die größten Gegensätze bestehen zwischen den sonnigen
Ebenen des rheinischen Talgebietes und den höchsten Gebirgsgegenden des
Schwarzwaldes. Vom Rheintal aufwärts bis zu deu Felsenhäuptern
des Schwarzwaldes unterscheidet man vier Vegetationszonen: 1. Zone
des Nußbaums und Weinstocks bis 420 m Meereshöhe, 2. Zone der
Buche und Weißtanne, des Getreides und Obstes bis zu 650 m Höhe,
3. Zone der Rottanne mit etwas Getreidebau bis zu 1300 m Er-
Hebung und 4. subalpine Zone mit Nadelholz, Bergwiesen und Alpen-
pflanzen, über 1300 m Höhe. — Mit Niederschlägen ist das südliche
Baden reicher bedacht als der Norden. Die Fruchtbarkeit des
Landes ist am Bodensee und im Rheintal am bedeutendsten. Aber
auch die uutern Talgebiete der Flüsse, als Elz, Kinzig, Mnrg, Enz
und Neckar sind sehr ergiebig. Dagegen sind die höchsten Schwarzwald-
gebiete fast unproduktiv.
2. Die Bewohner. 1. Die Bevölkerung Badens gehört n. der
Murg dem fränkischen, südlich von diesem Flnsse dem alamannischen,
ans der schwäbischen Hochfläche dein schwäbischen Volksstamm an.
Dementsprechend wechseln auch die Mundarten im Lande. Die einzelnen
Landschaften haben an Sitten und Branchen noch mancherlei Eigen-
tümlichkeiten bewahrt; namentlich ist der Schwarzwald reich an ver-
verschiedenen Volkstrachten. — Die durchschnittliche Volksdichte
übersteigt das Reichsmittel ziemlich erheblich, ist aber in den einzelnen
Landesanteilen erheblich verschieden. Der Worden ist hierin natur-
gemäß dem Süden weit voraus.
Der K'o u fe s si o u nach find fast 2/3 der Bevölkerung katholisch,
über '/z.. e v a n g e l i s ch. Das katholische Bekenntnis ist im S., das
evangelische im N. herrschend. Das Fürstenhaus ist evangelisch. Fast
rein katholisch ist der Landeskommissariatsbezirk Konstanz, fast rein
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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entzückend schön. Der Blick schweift von Breslau bis Prag, und Schlesien und
Böhmen liegen wie eine Landkarte ausgebreitet. Ein längerer oder gar-
dauernder Aufenthalt aus der Koppe bringt mancherlei Beschwerden mit sich.
Zu der Unbill der Witterung (im Winter, der vom September bis in den Mai
dauert, große Kälte, im Sommer heftige Gewitterstürme) kommt ein empfind-
licher Wassermangel. Am Westfuße der Koppe breitet sich in einer Entfernung
von 5 km von"derselben die stundenlange Hochebene des Kopp en planes
aus. Hier liegt auf schlesischer Seite die Hampelbaude. In der Nähe befinden
sich die beiden Tei ch e, Moränenseen, von schroffen Felsenufern umsäumt. —
Dem schleichen Kamm gegenüber, auf dem die Landesgrenze ver-
läuft, liegt der böhmische Kamm. Infolge seines Aufbaues aus Vorzugs-
weise schiefrigen Gesteinsarten läßt er eine scharfe Entwickelung gesonderter
Gipfel vermissen und bildet nur Grate, Rücken und Kuppen. Zu ihnen gehört
die Kesselkoppe und der scharfe Grat des Zieg en rü cken s.
Tie Natur des Riesengebirges erinnert in manchen Zügen an
die Alpen. Als Höhenstufen des Gebirges könnte man eine Hochregion,
eine Bergregion und eine Talregion unterscheiden.
a. Der Riesenkamm (1400 m) ragt über die Grenzen des Fichtenwuchses
empor und ist kahl, öde und tot. Nur knorriges Knieholz, das :m Riesengebirge
sehr häufig ist, bildet hier und da abenteuerliche Gruppen, und ab und zu erfreut
ein Kind der alpinen Flora den botanischen Sammler. Höher empor erheben
sich die kahlen Felskegel und die wild durcheinander geworfenen Trümmer-
Haufen der verschiedenartig geformten Bergesspitzen. In zwei schlundartigen
Vertiefungen des nördlichen Kammes, den Schneegruben, hält sich, und
zwar allein hier im Gebiet der deutschen Mittelgebirge, eine größere Schnee-
masse den ganzen Sommer hindurch. Im Riesengrunde, am großen Teich und
an andern Gehängen kommen fast in jedem Winter Lawinen vor.
Ix Die Bergregion weist Fichtenwälder, Bergwiesen, Sümpfe und ver-
einzelte Ackerfelder auf. An die Bergseen der Alpen erinnern die „Teiche" mit
ihrem dunkeln, von Felfen umrahmten Wasserspiegel. Der sogenannte kleine
Teich ist von muntern Forellen belebt. In steil abfallende Bergschluchten stürzen
die Berggewässer mit zahlreichen Wasserfällen, unter ihnen der gegen 30 m
hohe Zackenfall. Die Bergwiesen mit ihrem saftigen Gras und ihren würzigen
Alpenkräutern nähren zahlreiche Rinder, Schafe und Ziegen. Die Viehzüchter
oder „Baudner" wohnen in sennhüttenartigen Holzhäusern, den Bauden,
welche sehr häufig auch den Winter hindurch bewohnt werden und dann
Menschen und Vieh unter gemeinsamem Dach Schutz vor der Unbill der rauhen
Witterung gewähren. Hier konzentriert sich das Sommer- und Winterleben
des Gebirges. Sie sind zugleich die Sennhütten und Gasthäuser der Berge,
und man ist in ihnen in der Regel gut und billig aufgehoben. Die Winter-
bauden weisen unter einem breiten Schindeldach "ebenfalls mit Schindeln ge-
schützte Seitenwände auf und enthalten zwei Zimmer und den Stall. Im
größern Zimmer befindet sich der gewaltige Ofen, der auch im Sommer größten-
teils geheizt wird. Die Sommerbauden sind leichter gebaut. Die Weidezeit
beginnt am 24. Juni. Dann wird unter mancherlei Formalitäten das Vieh
auf die Weide getrieben und bleibt dann den Sommer hindurch größtenteils im
Freien. Ein bekanntes Produkt der Viehzucht ist der „Koppenkäse". Der
Winter ist nur zu lang. Die Bauden liegen oft so im Schnee begraben, daß
man nur an dem aufsteigenden Rauche die Stellen errät, wo sie stehen. Ost
sind dann die Bewohner Monate lang außer aller Verbindung mit den Tal-
bewohnern und müssen sich deshalb zur rechten Zeit mit allem Notwendigen
versehen.
e. Die Talregion nimmt die niederen Gehänge und Täler des Ge-
birges ein und ist das Gebiet des vorwaltenden Feldbaues. Sie reicht bis
600 m Seehöhe und ist dicht bevölkert. Den obern Bober entlang zieht sich
in einer Länge von 15 Km das fruchtbare Hirschberger Tal hin. Es greift
mit zwei^spitz auslausenden Buchten, dem Schmiedeberger Tal und dem Warm-
brunner Tal, 12 km weit nach Südosten und Südwesten in das Gebirge ein.
Aus beiden Tälern empfängt der Bober ansehnliche Zuflüsse, unter ihnen den
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TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
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wohner oft wochenlang von allem Verkehr abgeschnitten. In den Sumpfwäldern
des Memeldeltas, namentlich im großen Forstgebiet Iben Horst, wird noch
der Elch gehegt.
Der Prcgel entsteht aus den Quellflüssen Pissa mit der Rominte,
Angerapp (Abfluß des Mauersees) und In st er. Bon der Vereinigung der
Quellflüsse ab fließt der schiffbare Pregel beständig in w. Richtung in einem
wiesenreichen Tal und nimmt bei Weh lau l. seinen größten Nebenfluß, die
Alle auf, die ihm die Gewässer des obern Ermelandes und der fruchtbaren
Landschaften Barten und Nattingen zuführt, soweit letzteres nicht nach dem
frischen Haff entwässert wird. Weiter abwärts sendet der Pregel r. die Deime
ins kurische Haff, teilt sich oberhalb Königsberg in zwei Arme, die sich indes
in der Stadt wieder vereinigen (Insel Kneiphof), und mündet ins frische Hass.
Memel und Pregel sind für den Verkehr im nordöstlichen Preußen von großer
Bedeutung.
Durch den Küstenstrich am frischen Haff, der durch die Küstenflüsse
Frisching und Passarge entwässert wird, hängen die genannten
Flußniederungen mit der Weichselniederung zusammen. Das
Durchbruchstal der Weichsel begrenzt die preußische Seenplatte im W.
und ist etwa 150 km lang. Bis zum Beginn des Weichseldeltas wird
Ts durch Höhen eingeengt, ist selten über 8 km breit und zeigt alle
Merkmale eines Onertals, dessen breiter Flußrinne die Gewässer der
benachbarten Höhen in Seitentälern zuströmen. So nimmt der
breite, wasser- und werderreiche Weichselstrom rechts die Nebenflüsse
Drewenz, Ossa, Liebe, links Brahe, Schwarzwasser, Ferse
und Mvttlau auf. An der Montaner Spitze teilt er sich in zwei
Arme. Der rechte derselben. die No g at, fließt in n.ö. Richtung zum frischen
Haff, während der größere Hauptarm die n. Hanptrichtuug beibehält.
Das Weichsclöclta ist ein großes Niederungsgebiet von etwa 1200 qkm
Flächenraum, eine außerordentlich fruchtbare Alluvialebene, die bis auf die
Seegrenze auf allen Seiten von diluvialen Höhenkanten umschlossen wird. Man
teilt das ganze Delta ein in das Danziger Werder l. von der Weichsel,
das große oder Marienburg er Werder zwischen Weichsel und Nogat
und das kleine oder Elbinger Werder zwischen Nogat und Drauseniee.
Mit Wohlgefallen ruht das Äuge auf den weiten, ebenen Flächen mit den
üppigen Getreidefeldern und Wiesen, säubern Gehöften, zahlreichen Mühlen,
langhingestreckten Kolonien und geschlossenen Dörfern. Zahlreiche Wasserstraßen
und Gräben, die der Entwässerung des Bodens dienen, durchziehen die Ebene.
Die Seiten der Gräben, Wege und größeren Landstraßen sind mit Kopfweiden
bepflanzt, die dem Lande durch ihr graues Grün ein etwas düsteres Aussehen
geben, dem Bewohner aber auch in dem vollständig waldleeren Landstrich das
nötige Brennholz liefern. Hin und wieder ragt aus dem Weidengrün eine
Rottanne oder eine Pyramidenpappel empor, von dem Bewohner als Baum-
zierde rieben^ das Wohnhaus oder an den Zaun des sruchtreichen Obstgartens
gepflanzt. Hohe Dammbauten, „Deiche" genannt, schließen die Nogat und
Weichsel, sowie auch die,.kleinem Flußgewässer ein, um die Ansiedler zur Zeit
des Hochwassers vor Überschwemmungsgefahren zu schützen. Dennoch durch-
brechen die Wogen zur Zeit des Eisganges im Frühjahre zuweilen die starken
Deiche, wie z. B. im Jahre 1888, und ergießen sich verheerend ins um-
liegende Land.
Die Bewohner des Deltagebietes sind durchweg deutsch, größtenteils
Nachkommen eingewanderter Holländer und Friesländer. Ein Erbteil ihrer
niederländischen Heimat ist ihr Sinn für große Sauberkeit. Ihrer Konfession
nach sind sie durchweg evangelisch. In den Verkehrsverhältnissen spielt im
Sommer der Kahn, im Winter die Eisbahn eine große Rolle. Die Bahnlinien
Dirschau—danzig und Dirschau—elbing durchschneiden das Werdergebiet.
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— 156 —
auch hier sein Spiel mit dem losen Sande und läßt trotz der Feuchtigkeit der
Luft keinen Pslanzenschmuck aufkommen. Nur hie und 'da erblickt das Auge
kümmerliche Haffweiden mit spärlichem Grün. Zahlreiche Ortschaften wurden
in den letzten 150 Jahren von den Wanderdünen begraben, so Neegeln^
Carweiten, Kunzen, Stangenwalde, Alt- und Neu-Lattenwalde u. a. m. Oft
feiern diese sandbegrabenen Fischerdörfer späterhin eine eigenartige Auferstehung.
Das ansehnliche Kirchdorf Kunzen mit feinem Laubwald ' wurde in den
dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts ein Opfer der Wanderdüne, die jetzt
fo weit nach O. vorgerückt ist, daß die Ruinen der Kirche und einiger Häuser
auf der Westseite der Düne bloßgelegt sind. Gegenwärtig sind Perwelk uni>
Preil und besonders das in der Mitte der Nehrung gelegene Pilkoppen
bedroht. Es ist ein seltsam schauriger Anblick, wie der mächtige Sandberg über
dem armen Orte hängt, gleich einem grausamen Raubtier, das bei seinem sicheren
Opfer lagert. Und rings um die einzelnen Häusern wogt bereits der tiefe
Sand wie ein schäumendes Meer. - Mit aller Umsicht und Ausdauer sucht
man die Befestigung und Bepflanzung der Dünen zu betreiben, doch erst
seit 1886 mit langsam fortschreitendem Erfolge. Und doch war noch die Düne
vor 200 Jahren' durchweg mit Wald bedeckt. In alten Zeiten waren die
Bedingungen für den Baumwuchs günstiger als heute. Die Erdscholle, die das
kurische Haff trägt, lag wesentlich höher, und die Wogen brachen sich infolgedessen
an dem festen Diluvialboden und lieferten nur geringe Mengen Flugsand.
So konnte sich ein zusammenhängender grüner Waldstreifen auf der Nehrung
bilden. Auf diese Hebung solgte eine Senkung, die bis in unser Jahrhundert
andauert, so daß nicht nur der Diluvialboden, sondern auch weite Strecken des
Alluviums unter den Meeresspiegel sanken. So singen denn die Wogen am
flachen Strande, unterstützt vom Winde, ihre Arbeit an, gefördert vom Menschen
durch unkluge Abholzungen. Noch im Anfange des 19. Jahrhunderts führte
die Poststraße von Königsberg nach Memel und weiter nach Rußland über die
kurische Nehrung. Heute sind von jener Waldherrlichkeit nur kümmerliche Reste
übrig, doch ist das reizende Schwarzort im n. Drittel der Nehrung eine gar-
liebliche Oase in der Wüste. In diesem Badeorte könnte ein Fremder Wochen-
lang im Waldschatten uralter Bäume aus schwellendem Moose in Frieden
weilen, ohne zu ahnen, welche gewaltigen Naturmächte jenseits des Waldes ihr
Spiel treiben und welch grausige Ode als ihr Werk ihn umlagert.
Der samländische Strand bildet insonderheit im N. die reichste
Abwechslung: steile User, mit Buschwerk reich bewachsen, jäh
abfallende, kahle Berge, sanft aufsteigende Höhen und wildzerrissene
Schluchten, darunter die malerische Wolfsschlucht bei Warnicken.
Hie und da brechen sich die Wellen an großen Steinblöcken, die im
Wasser in der Nähe des Strandes liegen. Zahlreiche Seebäder
umsäumen den Strand von Cranz bis Neuhäuser. — Insonder-
heit ist aber der samländische Strand durch seinen Bernstein bekannt^
der bereits im Altertum geschäht war. Die gesamte Bernsteinnutzung
ist vom Staate Verpachtet.*) Die Art der Bernsteingewinnung ist mannig-
saltig. Wenn starke Nordweststürme das Meer bis zu seinem Grunde auf-
wühlen, werden größere und kleinere Bernsteinstücke aus der „blauen Erde",,
der ursprünglichen Lagerstätte des Bernsteins, losgespült und in Qang- und
Seegrasmassen ans User geworfen. Man zieht dieselben ans Land und sucht
den "Bernstein heraus. Diese Art der Gewinnung nennt man Bernfteinlesen.
Ferner gewinnt man das kostbare Mineral durch Fischen und .tauchen.
Am ergiebigsten ist aber das Bern st ei nb e rg w e rk Palmnicken an der
Westküste des Samlands.
Im Innern des Samlands erhebt sich der Galtgarben (Ho 111),
von dem man eine weite Rundsicht in das Land genießt. Im fernen
So. erblickt man die Türme von Königsberg, im S. wie einen Silberstreifen
*) Der Staat zieht daraus eine Jahreseinnahme von etwa 750000 Mk.
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Gesichtskreis des Beobachters. Während die größte Länge der Insel nur 50 kmr
die Breite 40 km beträgt, hat doch die Küstenlinie Rügens eine Ausdehnung
von 210 km. In zahlreichen Buchten dringt das Meer tief ins Land, so daß
kleinere und größere Halbinseln gebildet und Inseln vom Hauptlande abge-
gliedert werden. Die wichtigsten Halbinseln sind das im N. gelegene Wittow,
das mittlere Jasmund und das sö. Mönch gut. Hier haben die Bewohner-
in Sprache, Sitten und Trachten noch viel Eigenartiges bewahrt. — Biel be-
sucht sind die steilen Kreidefelsen an der Nord- und Nordoftküste der Insel.
Im Vorgebirge Arkona auf Wittow steigt das Land bis 60 m aus dem
Meere empor. Die steil abfallenden Kalkfelsen des Vorgebirges sind von
Tausenden von Möven, Uferschwalben. Tauchern und Strandläusern umschwärmt.
Hier stand einst das Heiligtum des vierköpsigen Wendengottes Swantewit und
rings um dasselbe die Feste Arkona, gleichsam die Tempelburg und der Zu-
sluchtsort der Rugier zu Zeiten der Kriegsgefahr. König Waldemar I. von
Dänemark zerstörte 1168 das ganze Heiligtum. Jetzt erhebt sich an jener Stelle
ein Leuchtturm. — Noch großartiger gestaltet sich die Küste im Nordosten der
Halbinsel Jasmund. Hier steigt die Insel im Königsstuhl etwa 130 m über
die blaue Fläche des Meeres empor und zeigt an einzelnen Abstufungen noch
alte Strandlinien des Meeres. Daher heißt hier die Küste auch Stubben-
kämm er*), durch ihre hellschimmernden Kreidefelsen weit und breit bekannt.
In der Nähe finden sich jene herrlichen Wälder, Höhen, Täler und Gewässer,
die von der Sage so ehrfurchtsvoll behandelt werden. Dort wölben hohe
Buchen ihre Blätterkronen; der „Herthasee" liegt in feierlicher Ruhe neben
der „Herthaburg", einer alten, mit Rasen bedeckten Schanze, und sagenhafte
Opfersteine (erratische Blöcke) mit ihren „Blutrinnen" liegen im Waldesdunkel
verborgen.
S. von Stubbenkammer liegt der besuchte Badeort Saßnitz, ehedem eine
Lieblingssommerfrische unserer Kaiserin und ihrer Kinder, durch Eisenbahn über
Bergen mit der Trajektdampferfähre gegenüber Stralsund verbunden. Eine
Fahrt durch Rügen bietet eine Fülle wechselvoller Eindrücke. Weithin dehnen
sich fruchtbare Ackerfelder, saftige Wiesengründe, lichte Haine und dunkle Buchen-
wälder aus. Aus magern Heidestrecken steigen dann wieder zahlreiche Hünen-
gräber empor, umgeben von Wachholderhecken und Heidegestrüpp. Inmitten
der Flur liegen an Weihern und Bächen schmucke Gehöfte und geschmackvoll
erbaute Schlösser, in den Waldlichtungen Jagd- und Forsthäuser. Denn der
reiche Adel auf Rügen ist lebensfroh und jagdlustig. Daneben wird die Land-
Wirtschaft von Pächtern, größern und kleinen Grundbesitzern und Tagelöhnern
betrieben. Die Küstenbewohner lohnt reicher Heringssang, der für sie eine
ähnliche Bedeutung hat wie für den Weinbauer am Rhein und an der Mosel
die Weinlese. Wegen seiner landschaftlichen Schönheiten und Seebäder wird
Rügen alljährlich von zahlreichen Fremden besucht.
Ortskunde.
Rügenwalde, (von einem rügenschen Fürsten 1270 gegründet) unweit'
der Wippermündung gelegen, bedeutend als Ausfuhrort für „pommersche
Gänsebrüste". Kolberg mit seinem Hafen Kolberg er Münde, be-
suchtes Seebad unweit der Persantemündnng, hat auch Seeverkehr.
Am bekanntesten ist Kolberg durch seine heldenmütige Verteidigung zur
Zeit des unglücklichen Krieges. — Stettin (211 Tsd. (£.), Hauptstadt-
der Provinz, bedeutendster Hafenplatz der deutschen Ostsee-
küste, erster Seehandelsplatz Preußens, Hauptstavelplatz für
die Oderprovinzen, Ostseehafen für Berlin. Hauptausfuhrstoffe
sind Getreide, Sprit, Ölfrüchte, Zink, Holz; eingeführt werden Haupt-
sächlich Steinkohlen, Roheisen, Heringe, Zucker, Petroleum und Kolonial-
*) Stubben = Stusen, Kammer — Fels.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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förmigen oder ebenen Flächen, auf denen sie sich bilden, müssen genügende
Feuchtigkeit zur Entwickelung der Moose haben, ferner in geringer Tiefe des
Bodens den Ortstein (Raseneisenstein), der das Einsickern des Wassers er-
ichwert. Aus abgestorbenen Pflanzen bildet sich nun die unterste Schicht des
Moores, das Sohl band, die kein Wasser mehr durchläßt. Aus Ablagerungen
von Moos, Heidekraut, Porst und andern Moorpflanzen und sauren Gräsern
wächst nun das Moor empor gleich einem Riesenschwamm mit gewölbter Ober-
fläche, die sich in der Regel nicht unwesentlich über die Gewässer der Nachbar-
schast erhebt.
Soweit die Kultur sich nicht der Moore bemächtigt hat, gehören
sie zu den traurigsten und trostlosesten Strichen Deutschlands. Keilt
Strauch unterbricht die unabsehbaren Einöden, die mit Moosen, schilfigem
Moorgras, Binsen, Moorheide und Rauschbeeren bewachsen sind. Stellen-
weise tritt braunes, übelriechendes Wasser zu Tage. Die Todesstille
wird höchstens durch das Geschrei des Kiebitz oder den klagenden Ruf
des Moorhuhns unterbrochen. Nur auf großen Brettersandalen dringt
der Mensch vorsichtig in diese Wildnis ein, und manch unkundiger
Wanderer ist in den Moorflächen versunken und elend umgekommen. —
Zu solchen Moorflächen gehört das Grenzmoor oder Bonrtanger
M oor an der holländischen Grenze, das einen Flächenraum von
1400 qkm bedeckt, ferner das in einzelnen Strichen bereits kultivierte
Saterland, um die Leda, rechts der Unterems größtenteils im
Oldenburgischen gelegen und von einem eigenartigen friesischen
^katholischen) Volksstamm bewohnt, endlich das Teufelsmoor, n.
vom Bremer Gebiet, auch bereits vielfach kolonisiert. — Einen wirk-
samen Gegensatz zu solchen Moorländern bildet in jenen waldarmen
Gegeliden das Neuen bürg er Holz im n. Oldenburg, ein Forst-
gebiet mit trefflichen Eichenbeständen.
Man fucht das Moorland nicht nur durch Torfgewinnung anszn-
nutzen, sondern ist auch bestrebt, durch Moorbrennen Buchweizenboden
und durch die Fehnwirtschaft fruchtbares Ackerland zu gewinnen.
Die Torfgewinnung ernährt 7—8000 Bewohner jener Ländereien. Sie
liefert nicht nur den eigenen Brennbedarf, sondern es wird mit dem Tors ein
schwunghafter Handel getrieben. Das großartigste Beispiel einer Torskoloni e
ist Papenburg in Ostfriesland. Aus einem unwirtlichen Sumpf ist hier eine
Kulturoase geworden, deren Bewohner Schiffahrt, Acker- und Gemüsebau,
Muschelkalkbrennerei u. a. Beschäftigungen treiben. Die Hauptnahrungsquelle
ist aber die Torfgräbern und der Torfhandel. Das Papenburger Gebiet liefert
2/3 des ganzen Torfbedarfs der Niederlande. Ein schiffbarer Hauptkanal führt
nach der Unterem«, und ein Netz von Nebenkanälen durchzieht das Torfgebiet.
Dos Moorbrennen ist erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts aus-
gekommen, als die düngende Kraft der Asche allgemeiner bekannt wurde. Man
entwässert das Land durch Gräben und Furchen, hackt den Boden tief um und
läßt ihn den Winter hindurch liegen. Wenn nun im Frühling der Boden ge-
nügend getrocknet ist, streut man an vielen Stellen glühende Kohlen darauf,
und bald steht bei mäßigem Winde der ganze Acker in Flammen. Bald stehen
pausende, ja Hunderttausende solcher Mooräcker in Brand und entsenden dichte
Rauchwolken, die sich zu einer großen Moorrauch-Atmosphäre vereinigen und
als „Heer-" oder „Höhenrauch" durch den Nordwestwind weit ins Innere
von Deutschland, ja bis nach Wien und Krakau geführt werden. Bei günstigem
Wetter dauert das Moorbrennen nur wenige Tage, bei schlechtem Wetter-
Wochen, ja Monate hindurch. In die noch heiße Asche sät man Buchweizen,
der bei guter Witterung („er muß mit 11 Wochen aus und wieder in dem
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Oldenburg Papenburg Ostfriesland Niederlande Deutschland Wien Krakau
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linb Weser, Marsch und Geest besonders seit 1870 einen bedeutenden
Aufschwung genommen. Von besonderer Bedeutung sind namentlich
die Pferdemärkte. — Delmenhorst, ehemals Residenz einer Nebenlinie
der Grafen von Oldenburg, ö. von Bremen gelegen, Industriestadt (Zigarren,
Korkschneiderei, Jute- und Linoleumfabrikation).
Z. Die Tieflandsbuchten von Münster und (Löln.
Die niederrheinische Tiefebene dringt mit zwei Tieflandsbuchten
tief ius Gebiet der niederrheinischen und westfälischen Gebirge ein. Es
find dies die Tieslaudsbnchten von Münster und Cöln. Flach gewölbte,
zerstreut liegende Hügelkuppen scheiden die Buchten von den friesischen
Ebenen. Im Unterschiede von den großen Moorgebieten sind sie von
Bodenwellen durchsetzt und weisen wesentlich höhere Fruchtbarkeit auf
als die vorhin behandelten Moor- und Heidestreckeu.
a) Die Kreidellucht vou Munster, so bezeichnet, weil ihr Unter-
gruud der Kreideformation angehört, breitet sich zwischen dem Tento-
burger Walde und dem westfälischen Flügel des rheinischen Schiefer-
gebirges ans. Die Basis des im allgemeinen dreieckigen Tieflandbusens
ruht auf den niederländischen und friesischen Ebenen und mißt etwa
100 km. Eine schmale Erhebung in der Mitte des Landes hinderte
die Entstehung einer Zentralflnßrinne und begünstigte die Entwickelung
von zwei größeren Flüssen, von denen sich die Ems nach N. zum
Meer, die Lippe w. zum Rhein wendet. Der neue Dortmund-
Emskanal verbindet die Emshäfen mit dem Ruhrgebiet. — Die
Fruchtbarkeit der Tieflaudsbucht nimmt von N. nach S. zu. An der
holländischen Grenze finden sich sandige Heiden und Sumpf- und Moor-
flächen, die im Wechsel mit spärlichem Tannengehölz und Buschwerk
den Eindruck der Dürftigkeit mache». Einen erfreulichen Gegensatz
hierzu bildeu die fruchtbaren Striche des Münsterlandes mit ihren Herr-
lichen Eichenwäldern, deren mächtige, riesige Stämme oft bis in die
Kronen von Efeu umrankt sind. Sehr fruchtbar ist ferner der Tief-
landsstrich am Fuße des Gebirges vou Paderborn bis gegen Duisburg
hin, der H e l l w e g mit der S o e st e r Börde.
Die Bewohner gehören dem niedersächsischen Volks-
stamme an, dessen Wohnsitze ö. bis gegen die Elbe, n. bis zum
Küstensaum der Friesen und bis zur Eider hin liegen. Während aber
die Namen der östlichen Völker des niedersächsischen Stammes, der Ost-
feilen und En gern, nur der Geschichte angehören und ihre Eigenart
innerhalb des großen Stammes eingebüßt haben, hat sich Name und
Wesen der Westfalen über die Grenzen des Tieflandbusens von
Münster hinaus bis zur untern Ems und Hase und s. bis zur Sieg
erhalten. Der westfälische Menschenschlag hat in seinem Wesen viel llrgerma-
nisches bewahrt. Nicht selten wird man durch die großen Gestalten mit dem
strengen Blick des dunkelblauen Auges und dem rötlichblonden Haar an die
Schilderungen des Tacitus erinnert. Widerstand gegen das Fremdartige, An-
hänglichkeit an das „gute Alte" und die patriarchalischen Sitten, eifersüchtige
Wahrung der Rechte, selbst wenn sie lästig werden, sind hervorragende Eigen-
fchaften des Westfalen.
Der Bauer ist das^ Grundelement der Bevölkerung. Wie der Edelmann
auf seinem Stammschloß, so sitzt er auf seinem Bauerngute, das bereits eine
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rüden) lange und breite, unter sich meist parallele Talfurchen ausgehöhlt haben,
in denen die Seen perlenschnurartig aneinander gereiht auftreten. Die vielen
in tiefe Kare oder Zirkustäler gewöhnlich unter einen überragenden Gipfel
eingebetteten Seen im Böhmerwalde, in dem Schwarzwalde und in den Vogesen
führen auch auf Gletscherwirkungen zurück. In Kalkgebieten, wo unterirdische
Bäche und Quellen Höhlungen geschaffen haben, oder in erzreichen Gegenden
des Mittelgebirges, die vom Bergmann durchwühlt worden sind, haben oft
Einstürze an der Erdoberfläche stattgefunden, die sich dann mit Wasser füllten.
Im sächsischen und thüringischen Lande bezeichnet man sie als Bingen (be-
sonders zahlreich in den Gipsgebieten am Südrande des Harzes). Aus einen
Zusammenhang mit vulkanischer Tätigkeit weisen die zahlreichen Seen hin. die
man in der Eisel als Maare bezeichnet. — Im Lichte geologischer Entwicklung
bilden Seen nur die Ruhepunkte einer fortschreitenden Entwicklung, der als
Endziel das vollständige Zuwachsen zu einem Moor oder einer Torfwiese vor-
schwebt. Dieser Vertorsungs- und Zuschütmngsprozeß hat schon viele Seen
Deutschlands, ganz besonders des baltigen Höhenrückens und des Alpenvorlandes
beseitigt und damit manchen idyllischen Zug der deutschen Landschaft verwischt.
Harz, Thüringerwald, Fichtel- und Erzgebirge waren in vorgeschichtlicher Zeit
reich an Seen; heute breiten sich an deren Stelle trostlose Moordistrikte aus,
die höchstens in armseligen Teichresten eine kleine Abwechslung gewähren. —
Die Bedeutung der Seen für den Schiffsverkehr ist nicht zu unterschätzen. Man
berechnet die Länge der schiffbaren Binnenseen Deutschlands auf 990 km. Viele
Seen sind in Kanalsysteme aufgenommen, so in Ostpreußen bei der Verbindung
der Angerapp (Pregel) mit dem Narew, auch in Mecklenburg, wo der Müritzsee
mit dem Plauer-, Kolpin- und Fleesersee in Verbindung gesetzt ist. Am wichtigsten
ist der Bodensee, an den fünf verschiedene Staaten herantreten; sein reger
Dampferverkehr hat ihm eine internationale Bedeutung verschafft.
Vii. Deutschlands Pflanzenwelt.
1. Allgemeine Charakteristik. Auch hinsichtlich seiner Pflanzen-
welt bildet Deutschland den Übergang von dem oceanischen W. zum
kontinentalen O. Deshalb treffen hier Gewächse aus verschiedenen
Heimaten zusammen. Abgesehen vom Hochgebirge im S. ist aber in
Deutschland kein eigenes Vegetationscentrum vorhanden, sodaß man
von specifisch deutschen Pflanzen nicht reden kann. Im großen und
ganzen macht der deutsche Pflanzenwuchs einen jugendlichen Eindruck;
die Gründe dafür liegen in der Tatsache, daß zur Eiszeit die alte
Flora vollständig verdrängt wurde und nach dem Rückzüge des Inland-
eises erst wieder aus der Nachbarschaft einwandern mußte. Unter der
umgestaltenden Hand des Menschen hat sich außerdem das Pflanzen-
kleid nicht unwesentlich geändert.
2. Die Vegetationsformationeu. Deutschland ist ein echtes
Waldland, da es in der Waldzone der nördlich gemäßigten Zone
liegt. Die ungeheuren Waldungen freilich, die ehedem unser Land
beschatteten, sind bis auf 1j± des Bodengebiets (26 "/^zurückgegangen;
aber schon eine zahllose Reihe von heutigen Ortsnamen auf Wald,
Hain, Lohe, Reute, Rüti, Roda, Greut zc. deutet auf die frühere
gewaltige Ausdehnung hin. — Von den heutigen Wäldern entfällt
V3 auf Laubwald, 2/z auf Nadelwald (39 o/o und 61 o/o).
Der Nadelbaum des Tieflandes ist die mit größter Bedürfnislosigkeit
ausgestattete Kiefer; in Gebirgen und in Bergländern sind die Fichte,
Tanne und Lärche heimisch. Sehr häufig sind gemischte Waldbestände,
in denen Laub- und Nadelhölzer durcheinander stehen. Große Eichen-
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Extrahierte Personennamen: Bergmann
Extrahierte Ortsnamen: Schwarzwalde Kalkgebieten Deutschlands Thüringerwald Deutschlands Narew Mecklenburg Deutschlands Deutschland Deutschland Deutschland Bergländern
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Wälder finden sich noch in Westfalen, in der Rheinprovinz und im
Teutoburger Walde. Rotbuchenbestände vom Odenwald dnrch Hessen
bis nach Mecklenburg und Vorpommern. (Die Polargrenze der Buche
schneidet w. von Königsberg diagonal durch Ostpreußen). Ein buntes
Gemisch von allerlei Laubbeständen zeigt der Anenwald auf dem
Schwemmboden der Flußufer und Flußinseln. Unter dem Unterholz
der deutschen Wälder finden sich wildwachsende Beerensträucher und
auf dem Waldboden mancherlei genießbare Pilze.
Der Wald besitzt die größte Bedeutung für die Niederschlags und Be-
Wässerungsverhältnisse eines Landes. Es ist erwiesen, daß das alte Germanien
zur Zeit des Tacitus feuchter war als das heutige Deutschland. Der Wald
durchfeuchtet andauernd den Erdboden und wirft durch die Atmungstätigkeit
seiner Gewächse große Massen von Wasserdampf in die Luft, er beschattet den
Boden und verhindert die Ausstrahlung. So wirkt er wie das Meer ausgleichend
auf klimatische Gegensätze und führt oceanische Klimaverhältnisse herbei. Für
Quellen und Flüsse ist der Boden des Waldes, der ein weitverzweigtes Röhren
system darstellt, ein natürliches Wasserreservoir. Entwaldungen erhöhen die
Gefahren großer Überschwemmungen. Deshalb ist heute in Deutschland dem
Kampfe mit dem Walde die Versöhnung gefolgt; der Wald wird gepflegt und
vielfach vergrößert; der unvernünftigen Entholzung früherer Zeiten ist die
verständige Waldwirtschaft unserer Forstämter gefolgt. Und vielfach gilt die
Vereinigung von Waldung und Lichtung in der Kunstschöpfung des Parkes als
Ideal landschaftlicher Schönheit.
Fast die Hälfte alles Bodens ist heute iu Deutschland Feld flu r.
Auf den Äckern gedeihen überall die bekannten Getreide-, Futter- und
Hackfrüchte. Die Weingrenze hält sich im wesentlichen bei dem 50. Parallel;
nur bei Grünberg reicht sie bis 521/2° n. Br. Das Reichsland, Baden,
Württemberg, die bayrische Pfalz, Rheinhessen, der Mittelrhein abwärts
bis Bonn, Unterfranken, das Mosel- und Saartal sind die deutschen
Weinländer. Diese Gegenden, die 7 Monate hindurch über 10° C.
Wärme ausweisen, bringen auch die feineren Obstarten wie Mandel-
bäume und Edelkastanien zur Reife, während gröbere Sorten in ganz
Deutschland verbreitet sind und geradezu typische Landschaftsbilder
erzeugen: die obstbaumbedeckten Wiesen; die Obstbaumhaine, in denen
Dörfer versteckt liegen, die Obstalleen an den Landstraßen.
Deutschland ist keines der fruchtbarsten Länder von Europa; schon die
Verwitterungskruste vieler Gesteine und Bodenarten ist der landwirtschaftlichen
Verwertung feindlich (Zechstein, Muschelkalk, Grauwacke. Moorboden und
Heidesand). Die Leistungsfähigkeit des Bodens ist aber überall durch eine
rationelle Bewirtschaftung gesteigert worden, deren Mittel sorgfältige Boden-
bearbeitung, geeignete Meliorationen, zweckmäßiger Anbau und Fruchtfolge,
Brache und Düngung sind.
Der landschaftliche Ausdruck für die Tatsache, daß Deutschland
ein feuchtes Land ist, besteht in dem Wieseureichtum nnsers
Landes, der da am größten ist, wo die Durchfeuchtung des Bodens
am gründlichsten erfolgt, also an der Nordseeküste und am Alpensaum.
Die deutsche Wiese, charakterisiert durch das gesellige Vorkommen von
20- 30 verschiedenen Gras- und Kräuterarten, findet in der mittel-
meerischen Flora nichts Verwandtes und unterscheidet sich wesentlich von den
Savannen Süd- und Prärien Nordamerikas, wie sie auch ganz andere
Charakterzüge aufweist als die durch Trockenheit verursachte Steppen-
bilduug der ungarischen Pußta, an die sie räumlich so uahe herantritt.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Personennamen: Königsberg C.
Wärme
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Rheinprovinz Odenwald Hessen Mecklenburg Anenwald Deutschland Deutschland Deutschland Grünberg Baden Württemberg Rheinhessen Bonn Unterfranken Deutschland Deutschland Europa Deutschland Alpensaum Nordamerikas