Das Mittelmeer und die Mittelmeerländer. 3
Die drei südeuropäischen Halbinseln.
(Die Pyrenäen-, Apenninen- und Südosteuropäische Halbinsel.)
Vergleichende Betrachtung.
Wirkungen der Halbinselnatur auf die Bewohner. — Die Seelage und ins-
besondere die mehr oder minder starke Abtrennung der drei südeuropäischen Halb-
inseln vom Festlandsrumpfe durch mächtige Hochgebirge weisen die Bewohner
auf Seeschiffahrt, Seehandel und Seefischerei hin. In der Tat ist im Laufe
der Geschichte jede der drei Halbinseln, Italien sogar zweimal, Mittelpunkt einer
Seeherrschaft gewesen: zuerst Griechenland in der Zeit der Perserkriege, später
Rom nach der Niederwerfung Karthagos und im Mittelalter die Städterepubliken
Genua, Venedig und Pisa, zuletzt die Pyrenäenhalbinsel im Zeitalter der Ent-
deckungen. Das natürliche Handelszentrum des Mittelmeeres ist Italien; aber
die früher geeinigten und stärkeren Westmächte Frankreich und England haben
zum größten Teil die Seeherrschaft im Mittelmeer an sich gerissen.
Verwandte Züge in der Bodengestalt der Länder. — Alle drei Halbinseln
liegen im Bereiche des südeuropäischen Gebirgssystems, das durch große gefaltete
Erhebungen und weite Einbruchsbecken gekennzeichnet ist. Seine bedeutsamsten
Erhebungen sind die Alpen und die Pyrenäen. Mit den Alpen stehen in
Zusammenhang Apennin, Karpaten und Balkan, dann das dinarische
Gebirgssystem. Jede Halbinsel besitzt indes ihre Besonderheiten in der Ge-
staltung des Oberflächenbaues. Auf der Apenninenhalbinsel tritt der Vulkanismus
stark hervor (Vesuv, Jschia, Procida, Ätna, Liparische Inseln), in der Pyrenäen-
Halbinsel nimmt die Spanische Tafel (die Alt- und Neukaftilische Hochebene und
deren Scheidegebirge), auf der Balkanhalbinsel die Tyrakische Masse (das
Bosnisch-Serbische Gebirge, der Schar-Dagh, das Witoschgebirge, der Rilo-Dagh
und der Despoto-Dagh) eine besondere Stellung ein. Die letztgenannten Gebirge
sind im Gegensatze zu den jungen Kettengebirgen Reste alter Erhebungen, großen-
teils abgetragene Massive wie die meisten Glieder der Mitteldeutschen Gebirgs-
schwelle, und ihr Boden setzt sich aus Granit, Gneis, Schiefer und anderen
älteren Gesteinen zusammen. Gemeinsam wieder ist allen drei Halbinseln, daß
den westöstlich verlaufenden Hauptketten große Tieflandsbuchten vorliegen: den
Pyrenäen die Aragonische oder Ebro-Ebene, den Alpen die Lombar-
dische oder Po-Ebene, dem Balkan das Becken von Ostrumelien.
Ähnlichkeit in Hinsicht aus Klima, Bewässerung und Wirtschaftssystem.
In klimatischer Beziehung gehören die drei Halbinseln zur Mittelmeerregion,
d. h. sie haben heiße, trockene Sommer und milde Winter, und die Niederschläge
fallen hauptsächlich im Frühjahr und Herbst. Dieser Umstand bestimmt auch
die Natur der südeuropäischen Flüsse, die im Sommer meist trocken liegen,
dagegen im Frühjahr und Herbst wild überschäumen und die Schiffahrt be-
hindern.
Die klimatischen Verhältnisse bedingen ferner die Pflanzenwelt und das
Wirtschaftssystem dieser Gebiete. Ihre Charakterpflanzen sind der Ölbaum,
das eigentliche „Leitgewächs" dieser Zone, ferner die Pinie, die Zypresse, der
Maulbeerbaum, dann Lorbeer, Myrte und Oleander, endlich die Zitronen- und
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Griechenland Karthagos Genua Venedig Italien Frankreich England Balkan Jschia Procida Rilo-Dagh Niederschläge
Marokkanische Küste Der Kalkselsen von Gibraltar mit Stadt
Mittelmeer Anfchwemmungsebene Bucht von Algeciras
Agave Opuntia Immergrüne Korkeichen
Die Straße von Gibraltar, von Norden gesehen.
Wenige Kilometer östlich vom Kap Tarifa. der Südspitze von Spanien, öffnet sich in einem weiten Bogen die über 10 km lange, prächtige Bucht von Algeciras. deren Name in
den letzten Jahren so berühmt geworden ist. Bon der schmalen Halbinsel, die diese Bucht auf der Ostseite abschließt, springt ein 425 m hoher, steil aufragender Fels vor. der
nur durch eine ichmale Anschmemmungsebene mit dem Festlande verbunden ist und an dessen Fug sich die Stadt Gibraltar ausbreitet. An den Abhängen dieses Felsens haben
die Engländer, die Gibraltar im >panischen Erbfolgekriege an sich rissen, starke Befestigungen angelegt, deren Kanonen den Eingang zum Mittelmeere beherrschen. Die ganze
Landschaft atmet südliche Pracht. Vor uns liegen das tiefblaue Meer, die sonnenbeglänzten Felsen, die fremdartige Pflanzenwelt. Der Vordergrund des Bildes zeigt uns die
eigenartige Natur Südspaniens nahe bei Algeciras. In dem trockenen, steinigen Boden wurzeln mächtige Korkeichen, deren Rinde einen Hauptausfuhrgegenstand Spaniens
bildet, Agaven und Opuntien überkleiden dürftig den felsigen Boden, der unter der drückenden Sommerhitze des Südens zu verschmachten scheint. Reben, aus denen feurige
Weine gepreßt werden, reifen an den Gehängen des Meeresufers.
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Palme
(Phönix dactylifera)
Palme
(Brahea Rözlii)
Araucaria Pinie
Agave Lorbeer
Myrtlius communis americana Oleander Crmtflciidaitm
Cypresse
Yucca
elepliantipes striata
Cereus
Rosmarin
Acanthus Cirsium
spinosus nemorale
Opuntia
Vegetationsbild ans den Gärten von Bordighera,
In den Gärten der Riviera, die die Villen der italienischen Nobili umgeben, entfaltet sich unter der Gunst des Klimas und unter der geschickten Hand der Kunstgärtner eine
Pflanzenpracht, die die höchste Bewunderung des nordischen Reisenden erregt. Neben die einheimischen Gewächse der Mittelmeerzone, wie Pinien, Lorbeer, Oleander und Öl-
bäum, und neben nordische Nadelbäume reihen sich die stolzen Kinder der Tropen wie die Phönix- und Anceapalme, und eingeführte Ziergewächse ans der neuen Welt, wie
die Ägave Amerikana und die Araucaria. Von der Fülle der Pflanzenwelt schweift der Blick hinüber auf das dunkelblaue Mittelmeer mit seiner buchtenreichen, dicht besiedelten
Küste und auf die Ausläufer der Apenninen, die dieses unvergleichliche Landschaftsbild im Norden begrenzen.
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Themse
(Nach einem Acmarell von R. Reschreiter. München.)
Südenglische Parklandschaft an der Themse bei Oxford.
Dem südenglischen Hügellande mit seinen reizvollen Tälern und Flüssen fehlt der geschlossene Wald fast ganz, und der wenig lohnende Getreidebau geht immer mehr zurück.
Die Wiese mit alten Baumgruppen und Waldstreifen, der Park, beherrscht das Landschaftsbild. Stille Dörfer und altertümliche Schlösser bilden dessen eigenartige Aus-
stattung, ein wohltuender Gegensatz zu den rauchigen Fabrimstrikten in Mittelengland. Aus den wasserreichen Flüssen herrscht ein lebhafter Bootsverkehr, namentlich wird
von der bewegungsfreudigen englischen Jugend dem Rudersport? eifrigst gehuldigt.
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"
Russische Tundra.
Tundra bedeutet waldloses Land. Die Tundra ist die verbreitetste Landschaftsform des arktischen Festlandes. Je nach-
dem dort der Boden wagrecht oder geneigt verläuft, hält er .das sommerliche Schmelzwasser zurück oder läßt es ablausen.
Dieser Umstand beeinflußt die Art des Pflanzenwuchses. Auf den geneigteren und trockenen Lagen gewinnen bald Moose,
bald Flechten die Oberhand, und hiernach unterscheidet man Moos- und Flechtentundra. In flachen Vertiefungen breitet
sich die stark durchfeuchtete Torstundra aus. Renntierflechte und isländisches Moos ermöglichen die Existenz des Renn-
tieres, dessen Aufzucht neben Jagd und Fischfang die Hauptbeschäftigung der Samojeden bildet. Höchst einförmig ist
das winterliche Gewand der Tundra. Aus der unermeßlichen Schneefläche erheben sich da und dort niedrige Schnee-
Hügel, aus denen Zwergbirken nur wenig bervorragen. Unter dem Schutze einer Waldinsel lagern Samojeden in ihren
trichterförmigen Zelten Nnr am südlichen Horizonte gemahnt ein schwacher Lichtstreifen daran, daß die Sonne, das
Element alles Lebens, die Erde nicht auf immer verlassen hat.
(Nach den „Bildern ans Rußland". Verlag von Wachsmuth, Leipzig.)
Wolga.
Wie der Deutsche mit Begeisterung vom Vater Rhein spricht, so der Russe vom „Mütterchen Wolga" und mit Rechts
denn dieser Riesenstrom erweist sich in der Tat als eine Quelle reichsten Segens für das russische Volk, und in dem weiten
einförmigen russischen Tieflande ist die Wolga ohne Zweifel die großartigste Naturerscheinung. Sie ist die größte natür-
liche Wasserstraße Rußlands, ja ganz Europas, und ihr Reichtum an kostbaren Fischen wird von keinem andern Strom
des Erdteils übertroffen. Besonders wichtig sind Stör und Hausen, aus deren Rogen man den Kaviar bereitet. Der
Sterlet liefert ein ganz vortreffliches Fleisch. Sehr rege ist die Schiffahrt auf dem Strom. Verfrachtet werden Haupt-
sächlich Navhtha von Baku, Getreide, Erzeugnisse der russischen Industrie, Baumwolle aus Turkestan, Bauhölzer des
Nordens und Salz aus den Stepvenseen der kaspischen Niederung. Auch der Personenverkehr ist beträchtlich.
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Extrahierte Personennamen: Wachsmuth
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Vater_Rhein Europas Baku
4
Europa.
Orangenbäume. In Süditalien und Sizilien treten auch die stachlichten Agaven
auf. Große Strecken sind indes auch mit Getreide und Reben angepflanzt.
Besondere Bedeutung hat die Pflanzenwelt Südeuropas insbesondere dadurch,
daß sie schon frühzeitig den Kunstsinn der Völker angeregt hat. Das Akanthus-
blatt wurde zum Vorbild der Arabesken an der korinthischen Säule, das Laub
des Lorbeers schmückte die Stirn des Siegers, und der Zapfen der Pinie krönte
den Thyrsusstab.
Das vorherrschende Wirtschaftssystem ist in den nördlicheren Teilen noch
Ackerbau und Wiesenknltur, in den südlichen Gartenbau mit künstlicher Be-
Wässerung. Rinder und Pferde werden hier von Büffeln und Maultieren ersetzt.
Statt der fehlenden Butter verwendet man Öl.
Bevölkerung. Auf der Pyrenäenhalbinsel gesellten sich zur alten Bevölke-
rung der Kelten i. W. und der Iberer in den übrigen Teilen — von diesen
stammen die Basken in Navarra und im Kantabrifchen Gebirge ab — phöni-
zische, griechische und römische Kolonisten. Im Mittelalter folgten neue
Überflutungen durch die Sueven, Alanen, Vandalen und Westgoten,
711 endlich der Einfall der Mauren. In Italien verschmolzen mit den lati-
nischen Stämmen in der Mitte der Halbinsel die Etrnsker in Toskana, die
Ligürer, der östliche Ausläufer des iberischen Volksstammes, die Gallier
in der Po-Ebene, die griechischen und phönizischen Kolonisten im S., später die
Goten und Langobarden im N., die Normannen in Süditalien und die
Mauren auf Sizilien. Von der deutschen Einwanderung sind nur noch ein
paar kleine Sprachinseln übrig geblieben, die Lette communi (7 Gemeinden)
nördlich von Vicenza und die tredeci communi (13 Gemeinden) nördlich von
Verona; am Südabhang des Monte Rosa finden sich ebenfalls noch einige kleine
deutsche Gemeinden. Die Bevölkerung ist auf der Pyrenäen- und Apenninen-
Halbinsel in weit überwiegender Zahl romanisch, aber stark gemischt.
Die Südosteuropäische Halbinsel bewohnen Griechen, Slaven, wozu
die Serben und Bulgaren gehören, Romanen (in der Walachei) und
Türken. Sie zeigt das bunteste Völkergemisch.
Die Mittelmeerländer bekunden im ganzen eine gewisse
Einheitlichkeit in Bezug auf ihre geographischen, Wirtschaft-
lichen und ethnographischen Verhältnisse.
Die Pyrenäen-Halbinsel.
(600000 qkm, 25 Mill. Einw.)
Das Königreich Spanien.
(500000 qkm, 20 Mill. Einw., auf 1 qkm 39.)
Beziehungen Spaniens zu Afrika. Infolge seiner Annäherung an Afrika,
von dem es sich erst in den letzten geologischen Zeiträumen losgelöst hat, ward
Spanien von dorther zweimal zum Schauplatz der Weltgeschichte
gemacht. Um seinem von Rom bedrängten Vaterlande einen Ersatz für Sizilien,
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Süditalien Sizilien Navarra Italien Toskana Süditalien Sizilien Vicenza Verona Apenninen-
Halbinsel Spanien Spaniens Afrika Afrika Spanien Rom Sizilien
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Rußlands 35
Gewässer. Als Folge der Weiträumigkeit des Landes, in dem, abgesehen
von dem sehr trockenen südöstlichen Gebiete,' fast überall Abfluß vorhanden ist,
ergibt sich die Größe der Flüsse und Flußgebiete. Die Wolga geht
an Größe allen Flüssen Europas voran; auch die anderen Flüsse, namentlich
die Dwina und der Dnjepr, übertreffen die übrigen europäischen Flüsse mit
Ausnahme der Donau an Länge und Größe des Stromgebietes bei weitem.
Schon dadurch kommt ihnen ein sehr großer Verkehrswert zu. Überdies haben
sie infolge der Tieflandsnatur des Gebietes geringes Gefälle, ruhigen Lauf und
sind meist schon im Oberlaufe schiffbar. Nur der Dnjepr bildet da, wo er den
südrussischen Granitrücken durchsetzt, Schnellen, was eine Unterbrechung der
Schiffahrt zur Folge hat. Endlich konnten die Flüsse wegen der niedrigen
Wasserscheiden durch Kanäle leicht verbunden werden.
Klima. Maßgebend für das Klima Rußlands ist in erster Linie seine
Lage in der gemäßigten Zone und zwar in deren nördlichem, subarktischem Teil;
es erstreckt sich aber auch noch in die Polarzone. In zweiter Linie wirkt
bestimmend die Entfernung vom Ozean; dadurch ist das Osteuropäische Tiefland
dem Einfluß des Meeres entrückt.
Das Hauptmerkmal des russischen Klimas ist die große jährliche
Wärmeschwankung, die 25— 35° betrügt. Die Temperatur von Moskau
stimmt im Januar mit der von Haparanda (Schweden), im Juli mit der von
Paris überein. Der Sommer ist weit heißer als in Westeuropa, der Winter
dagegen sehr hart und lang. — Die Niederschlüge nehmen mit der Ent-
fernung vom Ozean ab und zwar namentlich in der Richtung nach O. und So.;
sie fallen zumeist im Sommer. — Mittelmeerklima herrscht an der Krimküste.
Pflanzen- und Tierwelt. Mit der Gleichförmigkeit des Klimas über
weite Gebiete harmoniert auch die Gleichförmigkeit der Pflanzendecke über breite
Zonen hin.
Den Norden des Osteuropäischen Tieflandes bedeckt die Tundra, in der
keine Bäume, nur mehr Zwergsträucher, Flechten und Moose fortkommen. Anbau
und eigentliche Viehzucht sind hier ausgeschlossen; die Bevölkerungsdichte ist daher
sehr gering.
Südlich der Tundra bis ungefähr zu einer Linie von Kiew über Tnla nach
Kasan ist ursprünglich ein ungeheures Waldland gewesen. In seinem nörd-
lichen Teil bildet der Wald auch heute noch durch den Reichtum an Pelztieren,
Vögeln sowie durch die Gewinnung von Holz die Hauptnahrungsquelle. Der
südliche Teil des Waldlandes ist dermalen bereits ein Gebiet vorherrschender
Landwirtschaft, namentlich das im Süden gelegene Schwarzerdeland.
Den Süden Rußlands nimmt die offene Grasflur ein, die Steppe, welche
im O. zur Halbwüste wird. Eine Ausnahme macht die Halbinsel Krim, die
am Südabhang ihres Gebirges mit schönen Laubwäldern bekleidet ist und sogar
Mittelmeervegetation aufweist.
Die Tierwelt. Den Unterschieden in Klima und Pflanzenwelt ent-
sprechen auch die Verschiedenheiten der Tierwelt. Die Tundra ist das Reich
der Polartiere: der Lemminge, der Schneehasen, des Polarfuchses und anderer.
Vielfraß, Renntier und Elentier reichen von hier bis in das Waldland. In
diesem stellen sich der Bär und andere Pelztiere ein, namentlich das Eichhörnchen,
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Donau Moskau Haparanda Schweden Paris Westeuropa O. Kiew Kasan
Die Alpen.
43
Der Entfaltung der Gletscher geht in den Alpen parallel die Ausbildung
der Seen. Sie sind ein landschaftlicher Schmuck, wie ihn kein anderes Hoch-
gebirge der Erde in solcher Schönheit und Fülle aufzuweisen vermag. Nach
ihrer zonenartigen Verteilung spricht man von schweizerischen, italienischen,
bayerischen, Salzkammergut- und kärntnerischen Alpenseen. Nenne Beispiele von
jeder Gruppe!
c) In vertikaler Richtung weisen die Alpen alle Abstufungen des Klimas
und der Pflanzenwelt vom Mittelmeer bis zur Polarwelt auf. Man steigt
aus dem Gürtel der Zwergpalme und der Südfrüchte in die Region der sommer-
grünen Laubhölzer, dann der Nadelwälder und der Alpenmatten empor, die end-
lich über Zwergholz und Geröllschutt zur Fels- und Schneeregion hinanführen.
Und wie die Flußgebiete, fo scheiden die Alpen auch Klima und Pflanzenwelt
des mittleren Europa und Südeuropas.
3. Gesetzmäßigkeit in der Längen- und Breitenentwicklung der
Alpen.
Die Alpen nehmen von Westen nach Osten an Höhe ab, aber an Breite zu.
Bedeutsame Wirkungen ergeben sich aus dieser Tatsache.
Es ist ohne weiteres klar, daß — von anderen Umständen abgesehen —
mit der Abnahme der Höhe auch die Niederschläge im Gebirge und damit zu-
gleich die Bedingungen der Gletscher- und Seenbildung sich verringern. Wichtiger
aber erscheint hierfür noch die Lage der einzelnen Alpengebiete zur vorherrschen-
den Windrichtung. Die regenspendenden Winde Europas kommen vom Atlantischen
Ozean und geben auf dem Wege uach Osten allmählich ihre Wasserdämpfe ab,
wie folgende Tabelle zeigt.
Mit den Niederschlagsmengen muß in den Alpen auch die Gletscher- und
Seenbildung gegen Osten zurückgehen.
d) Mit der Abnahme der Höhe gewinnen die Alpen an Aufgeschlossenheit.
Die französischen Alpen haben infolge ihres geschlossenen Aufbaues die
geringste Zugänglichkeit. Diese wächst aber im Fortschreiten gegen Osten, wie die
Verminderung der Paßhöhen zeigt:
a) Mit der Abnahme der Höhe gegen Osten tritt die
Gletscher- und Seenbildung zurück.
Niederschlagsmengen in den Alpen.
Tegernsee
1180 mm
Wien
2560 mm
570 mm.
St. Gotthard 2100 m Brenner 1350 m
Simplon 2000 m Semmering 1000 m.
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Extrahierte Personennamen: Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Atlantischen
Ozean
4
Die Germanen.
barem Gelände, um die Aussaat zu besorgen und die Ernte zu bergen. Die Felle der geschlachteten Tiere schabten diese Wandergermanen mit Feuerstein und bereiteten daraus ihre Kleidung, auch Schläuche und Riemen; mit den Sehnen bespannten sie ihre Bogen.
3. So rückten sie in die endlosen Urwälder und Sümpfe, die den Boden unsres Vaterlandes bedeckten. Um 300 v. Chr. waren sie zu beiden Seiten der Weichsel angelangt. Da trennten sich die Stämme in die oft- und westgermanische, letztere in die nord- und die südgermanische Wandersäule. Von den Nordgermanen stammen die Skandinavier; die Südgermanen zerfielen wieder in die nieder- und die oberdeutsche Gruppe.
4. Jeder Stamm bildete seine Lebensformen und damit seine Sprache weiter aus, wobei sie ihre Erfindungen und deren Benennung gelegentlich miteinander austauschten: so sind die Ausdrücke für Hafer, für Dreschen, für Ochs und Fohlen, Lamm und Widder, Fuchs und Eichhorn, Neh und Renntier, auch für den Hahn, der um 500 v. Chr. am Mittelmeer und bald nachher bei unsern Vorfahren erscheint, für See und Flut, für Klippe, Strand und Eiland; für Steuer, Mast und Segel, Netz und Angel, für Zinn, ferner eine stattliche Zahl von Bezeichnungen für Kamps und Bewaffnung, Reiten und Kleidung (Hose, Schuh), Wörter für Mehl und Braten; für taub, stumm und blind; für Harfe, malen (= zeichnen und schreiben) und Buchstaben; für Zwerge und Elfen — gemeinsames Sprachgut der Urgermanen und der heutigen Deutschen geworden.
Lange lebten die Germanen mit den Kelten gemischt, bis es ihnen gelang, sie zu unterwerfen oder zu verdrängen; zu Cäsars Zeit waren einzelne germanische Stämme schon auf das linke Rheinufer über-□ getreten.□
I. Die Germanen.
1. Land und Leute.
1. Vor zwei Jahrtausenden war unser Vaterland kälter und feuchter als heutzutage. Den größten Teil bedeckten Moore und endlose Wälder voll uralter Eichen, Buchen, Tannen, Linden. Obgleich die Germanen schon Ackerbau trieben, hatten sie das Nomaden-leben noch nicht völlig aufgegeben. Die nördlichen Stämme, namentlich
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