Italien und seine Bewohner.
Charakter; das beweist außer dem noch tätigen Vesuv (der bia <9 n. Chr. für erloschen galt) das Albanergebirge und der Albanersee in Latium, die auf eingesunkenen Kratern entstandenen Seen Etruriens und die Vulkane der Inseln.
c) Das Klima Italiens ist das südeuropäische mit vorwiegendem Winterregen; doch ist auch der Sommer nicht regenlos, und der Winter bringt auch Schneefälle. Die klimatischen Unterschiede beruhen weniger in der Verschiedenheit der geogr. Breite als in derjenigen der Höhenlage.
Abgesehen von den Sumpfgebieten an der Küste, den Ma-remmen in Toscana, den pontinischen Sümpfen in Latium, und den eigentlichen Gebirgsgegenden ist Italien sehr fruchtbar. Es ist in viel höherem Maße als Griechenland ein Ackerbauland. In den Ebenen wuchs reichlich Getreide, und zwar besonders Weizen und Gerste, ferner Hülsenfrüchte, wie Erbsen, Bohnen und Linsen, und Wein; der Ölbaum gedieh nur in den wärmsten Strichen. Von baumartigen Gewächsen gehörten den Ebenen der Lorbeer, die Myrte, der Buchsbaum an; weiter in den Gebirgen hinauf gab es Eichen- und Buchenwälder (heute sind sie abgeholzt), noch weiter hinauf Tannenwälder und ausgedehnte Weiden für Schafe und Rinder.
Auch Sizilien und Sardinien waren im Altertum überaus fruchtbar und wurden neben Afrika die Kornkammern Roms, als in Italien der Getreidebau zurückgegangen war.
2. Die Bevölkerung. §
Abgesehen von den in historischer Zeit eingewanderten Griechen, welche die Küsten des Südens der Halbinsel und Siziliens besetzten, und den keltischen Galliern, die seit dem Ende des 5. Jh. von Norden eindrangen, die Poebene einnahmen und die Etrusker daraus verdrängten, unterscheidet man zwei Urvölker, die eigentlichen Italiker und die Etrusker.
1. Die Italiker gehörten der indogermanisphpn Vn|k-orfnnijjjp an und waren den Griechen verwandt, mit denen sie wohl eine zeitlang zusammengesiedelt haben. Nach ihrer Trennung entwickelten sich beide Völker eigenartig und in scharfem Gegensatz zueinander in Familie und Staat, in Sitte, Religion und
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Die Lüneburger Heide an der mittleren Luhe. Im Gegensatze zu den beträchtlichen Hügeln an der oberen Luhe zeigt hier die Landschaft eine
sanftwellige Form. In ihrer tiefsten Rinne führt der Flutz seine stets klaren Wasser in Schlangenwindungen durch saftige Wiesen der Ilmenau zu. Wo der
Sandboden lehmhaltig ist, liegen im Windschutze knorriger Eichen, öfter umhegt mit einem Walle von Findlingsblöcken, stets umgeben von Wiesen und Äckern,
niedersächsische Langhäuser. Sie bilden zugleich Wohnstätte, Viehstall und Scheuer der mühsam arbeitenden Heidebauern. Der Schäfer treibt seine Herde auf
die feuchteren Landstriche, wo Binsen, Sauergräser und Sumpfheide (Erica) lockert. Die kiesreichen Stellen schmückt im Frühling gelbblühender Ginster, der
jetzt im Mittsommer dunkle Schoten trägt. Nun ist die Heide am schönsten. Sie schimmert und duftet im Purpurgewande des blühenden Sandheidekrautes
(Calluna), soweit das Auge über die menschenleere, mit silberstämmigen Birken, Eichen, Wacholdern und hier und dort mit Kieferngehölzen bestandene Fläche dringt.
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Höhenvegetation am Roßstein (1700 m) bei Vad Kreuth in den Vahrischen Alpen. Frühlingsbilö.
Vis etwa 1500 m reichen in den nördlichen Alpen die Laubwälder. Fichte, Lärche, Arve steigen gegen 2000 m in geschützten Lagen empor, bis ihre spärlicher
werdenden Vorposten im Kampfe gegen Wind, Schnee und Frost verkrüppeln („Wetterfichten"). Latschen und Zwergsträucher (Alpenrosen), Matten aus Gräsern und
blütenprächtigen Pflanzen breiten sich aus, wo Bodenkrume ist. Endlich erscheinen auf dem Felsboden nur noch verstreute, runde Polster aus Moosen und Flechten.
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A. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. — 1. Die Alpen.
163
bald abwärts rücken. Der von W nach 0 streichende Teil des Gebirges stellt
in seinen nördlichen und südlichen Randgebieten zwei nach ihrem Klima und
daher auch nach ihrem Pflanzenwuchs grundverschiedene Landschaften
dar. Diese große Verschiedenheit tritt besonders in dem Kulturgürtel der
niederen Tallagen hervor. In den nördlichen Alpentälern reifen Getreide
und Obst, an den Ausläufern bei Wien und 'in der Schweiz lohnt der Wein-
bau. In dem gegen die Nordwinde geschützten 8 bewirken milde, zur Heiluug
von Lnngenkrankheiten günstige Winter sowie die vor allem im Sommer-
geringeren Niederschläge und die größere Sommerhitze, daß in den tieferen
Lagen feurige Weine, deren Trauben auch zur Kur dienen und weithin ver-
schickt werden, und edles Obst, ferner Maulbeerbäume, Feigen, Zypressen und
andere italienische Gewächse gedeihen. Als Brotfrucht wird hier vorwiegend
Mais gebaut.
Auf die Kulturlandschaften folgt aufwärts ein Gürtel vorherrschenden
Waldes. Zunächst überwiegt Laubwald. Seine Buchen, Ahorne und Eichen
treten jedoch mit zunehmender Höhe immer mehr als Einsprenglinge in den
dichten Beständen hoher und sehr harter Nadelhölzer auf und verschwinden
im N in etwa 1300 m, im S in etwa 1550 m Höhe. In den Nadelwäl-
dern, die 500 bis 700 m höher hinaufreichen, bestehen die Zirbelkiefer oder
Arve und die Lärche den Kampf gegen Kälte und Wind am längsten. Weiter
nach oben erscheinen vielfach Streifen niedrigen Gebüsches, das die der Sonnen-
bestrahlung entzogenen Berghänge oft ganz besetzt. Es wird zum Teil von
Alpenrosen, vorzugsweise aber vou den etwa mannshohen Polstern der Leg-
söhre oder des Krummholzes gebildet.
Oberhalb der Waldgrenze breitet sich im N wie im S von 1800 bis 2500 m,
ja in günstigen Lagen bis 3000 m, der Gürtel der Almen aus. Wo hier der
verwitterte Fels Bodenkrume gebildet hat, bedeckt sich die Erde mit nahrhaften
Gräsern und Kräutern und ermöglicht die Almenwirtfchaft der Senner und
der Sennerinnen. Im Frühjahr treibt der Hirt zu den „Niederlegern", den
niedrigern Almeu, im Hochsommer zu den „Oberlegern", wo er nur wenige
Wochen bleibt, um im Herbst wieder zu den „Niederlegern" und im Winter
ins Tal zurückzukehren. So bedingt die Almenwirtschaft einen Zustand be-
grenzten Nomadentnms, an dem oft ganze Ortschaften teilhaben. Almenreich
sind besonders die Algäner und die Schweizer Alpen; dort werden daher
besonders geschätzte Rindviehrassen gezüchtet. Viel höher als die zusammen-
hängenden Grasflächen reichen die immer dürftiger an Wuchs, doch immer
farbenkräftiger werdenden Kräuter und Blumen hinauf bis in Gegenden, wo
der Schnee nur auf wenige Wochen im Jahre schwindet.
Die höchsten Gebirgslagen der Alpen sind Fels- und Eiswüsten.
Den schneefreien Fels und die Schutthalden bekleiden ärmliche Flechten
und Moose, Blütenpflanzen fehlen fast gänzlich; das Tierleben ist nahezu
erstorben. Aber auch das Gebiet des ewigen Schnees ist wirtschaftlich schon
deshalb wichtig, weil es in der trocknen Sommerzeit die Flüsse speist.
(Vgl. Abschnitt ä dieses Paragraphen.)
11"-
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A. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. — 3. Österreich-Ungarn. 189
108. Das Eiserne Tor.
109. Sandschalen im Flugsand der Putzta. (Phot. des Eeogr. Instituts, Wien )
kleinere Ober- und in das wesentlich größere Niederungarische Becken
scheidet. Dem Südostfuß des Bakouy-Waldes parallel zieht sich der lang-
gestreckte, durch Absinken entstandene Plattensee hin, der nicht nur größer,
sondern auch etwas tiefer als der Neusiedler See in der Nähe des Leitha-
Gebirges ist. Jnselartig erheben sich aus der weiten Ebene ferner das
Granitgebirge von Fünfkirchen und die Gebirgsstöcke des Kroatisch-
Slawonisjch'en Zwischenstromlandes zwischen Dran und Save.
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A. Das Gebiet der Südeuropäischen Faltengebirge. — 6. Italien. 213
b) Klima und Bodenbedeckung. Das Klima ist mittelmeerisch. Im 8
bildet der Winter die Regenzeit; je weiter nach N, desto mehr sind Frühling
und Herbst die Zeiten der Niederschläge. Diese erfolgen meist als heftige
Platzregen. Das Klima sagt dem Busch walde („Macchia", Bild 121), der
sich aus niedrigen, dürftig belaubten, immergrünen Stränchern zusammensetzt,
besonders zu. Außer ihm kennzeichnen das Landschaftsbild der Halbinsel
Ölbäume, Pinien, Zypressen, nach 3 immer häufiger auftretende Orangen,
ferner aus Mexiko eingeführte Agaven und Kakteen. In den kühlern und
niederfchlagsreichern Gebirgen wiegen mitteleuropäische Gewächse vor,
sommergrüne Laubhölzer, Kiefern und Tannen.
c) Wirtschaftsleben. Die Bewohner finden ihren Erwerb hauptsächlich
im Boden bau, den künstliche Berieselung, Terrassieruug der Gehänge und
Baumzucht kennzeichnen. Ganze Landschaften stellen vielfach einen einzigen
Fruchthain dar, in dem Oliven, Mandeln, Feigen, Orangen, Zitronen und
Wein geerntet werden. Auf den Anbau des Maulbeerbaums gründet sich die
Seidenraupenzucht^; auch die Geflügelzucht ist von Bedeutung, zahlreich
sind ferner Schafe und Ziegen. Der Fischfang im Meere (Sardellen, Sar-
dinen, Thunfische) liefert eine wichtige Ergänzung des für die dichte Bevöl-
kernng nicht ausreichenden Schlachtviehbestandes und machte die Italiener
zum ersten Fischervolk des Mittelmeeres. Metalle fehlen; dagegen besitzt die
Halbinsel zahlreiche Marmorbrüche, von denen die Gruben bei Carrara
einen wertvollen, weißen Stein liefern (Bild 122). Da Kohlen fast vollständig
mangeln, so benutzt die Industrie die in elektrischen Strom umgewandelte
Kraft des Wassers und die billige menschliche Arbeitskraft. Die Gewerb-
tätigkeit ragt hervor in Seidenweberei, Strohflechterei, Zurichtung von
Edelkorallen, im Kunstgewerbe und im Schiffbau.
d) Siedlungen. Bezeichnend für die Siedlungsweise des vorwiegend Boden-
bau pflegenden Volkes ist es, daß je weiter nach 8, desto mehr große bäuerliche
Siedlungen angetroffen werden, die der Einwohnerzahl nach Städte genannt
werden könnten, während Einzelhöfe und kleine Dörfer nur selten sind.
1. Mittelitalien, a) In dem dichtbevölkerten Toskana, dem alten Etrurien, ist
das Kunstgewerbe und die Strohflechterei hoch entwickelt. Florenz (235) blühte durch
die Gunst seiner Lage an einem den Landverkehr des gesamten tyrrhenischen Apennin-
Vorlandes mit Norditalien und Mitteleuropa vereinigenden Punkte am Ende
des Mittelalters zur mächtigsten und reichsten Stadt Italiens empor. Unter der
Herrschaft der Medieeer wurde sie mit Prachtbauten geschmückt, mit Kunstschätzen
ausgestattet und zu einer Pflegstätte der Wissenschaften erhoben. Wegen seiner
Kunstsammlungen, Kirchen und Paläste ist Florenz heute ein Hauptanziehungspunkt
für zahlreiche Fremde. Hinter Florenz sind die weiter westlich gelegenen Städte,
Pistoja (65) am Hauptpaß über den Apennin und Lueea (80), die Seiden- und Öl-
stadt, in der Entwicklung zurückgeblieben. Pisa (65), die Stadt des „schiefen
Turmes", lag einst an der Arnomündung; an seiner Stelle wurde Livörno (105)
der Hafen Toskanas, dazu die Hauptwerft für die italienische Kriegsflotte und der
Ausfuhrplatz der Korallen-, Alabaster- und Marmorindustrie.
1 Die italienische Seidenraupenzucht ist die bedeutendste Europas; sie steht nur der
Chinas nach und liefert im Jahresdurchschnitt rund 45o0o Doppelzentner Rohseide.
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Englische Parklandschaft am Aealm, östlich von Plhmonth, im Frühling.
Zusammenhängende Waldungen sind in England fast geschwunden, die Wiese herrscht im Landschaftsbilde vor. Sie wird unterbrochen durch alte, stattliche Bäume,
die einzelnstehend mächtig ihre Zweige ausrecken oder in Gruppen und Reihen vereint sind. Anmutige Dörfer und altertümliche, efeuumsponnene Schlösser grüßen
überall freundlich hervor. Zahlreich sind auf den Flüssen Hausboote, in denen Familien ihren Sommeraufenthalt nehmen, mit Vorliebe da, wo die Jugend den
Wettkampf der Ruder übt.
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Das Deutsche Reich. — B. Das Deutsche Alpenvorland.
287
Siedlungen. Für größere Niederlassungen bieten die Talgründe zu wenig Raum.
Die Almenregion — zwischen 1500 bis 1700 m — ist nur im Sommer bewohnbar
und für dauernden Aufenthalt nicht geeignet. Zu größerer Bedeutung sind infolge
des Fremdenverkehrs einige Kurorte und Sommerfrischen gelangt. —Die Wohn -
statten der Alpenbewohner, die Alpenhäuser, mit ihren weit vorspringenden
Schindeldächern, ihren Laubeugäugen, geschnitzten Giebeln und wettergebräunten
Holzwänden fügen sich recht malerisch dem Landschaftsbilde ein (Bild 101).
Wo der Lech das Gebirge verläßt und aus dem Dunkel der Bergwälder die Herr-
lichen Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau (Bild 146) hervorschim-
mern, liegt Füssen, an der Jller Kempten (20), der Hauptviehmarkt des Algäu,
gewerbtätig durch Baumwollindustrie mit Turbinenbetrieb. Wie im Algäu Ob erst-
dors, so ist in den Bayrischen Alpen Garmisch-Partenkirchen als Hauptsammel-
Punkt der Sommerfrischler und Wanderer zu nennen. Mittenwald wurde bekannt
durch den Bau von Holzmusikinstrumenten, Oberammergau weltberühmt wegen
seiner Passionsspiele. Der Hauptort in den Salzburger Alpen ist Berchtesgaden
in der Nähe des Königssees, einer der schönstgelegenen und besuchtesten Plätze der
Deutschen Alpen mit bedeutenden Steinsalzbergwerken in seiner Nähe. Reichen-
hall besitzt die stärkste Quellsole Europas und zieht daher viele Kurgäste an. Die
Reichenhaller Sole wird zum großen Teil in Rosenheim (§ 183) gesotten, wo-
hin sie in 85 km langer Leitung gelangt. Der Torf der Rofenheimer Moore bietet
für das Sieden guten und billigen Brennstoff, und die bequemen Verkehrsverbin-
düngen des Ortes erleichtern den Versand des fertigen Salzes.
zooo Bayrische Alpen
Inntal A Isartal Isartal
2000
1000.
München
Isar
Regensbg.
Hochfläche
3000
2000
.1000
Innsbruck Walchen-See
147. Höhenquerschnitt durch die Nördlichen Kalkalpen und das Alpenvorland.
12^fach überhöht.
B. Das Deutsche Alpenvorland.
I. Lage. Das Deutsche Alpenvorland ist größtenteils eine Hochfläche. §181.
Es beginnt am Nordfuße der Alpen und erstreckt sich, allmählich an Breite
abnehmend, im N bis zur Donau. Im Sw trennt es der Bodensee von
der Schweizerischen Hochfläche; seine West- und Nordwestgrenze bildet der
Deutsche Jura. Im 0 schiebt sich die Hochebene keilförmig zwischen den
Böhmer Wald einerseits und die Alpen anderseits und endet erst da, wo die
beiden Gebirge jenseits der Ennsmündung auf österreichischem Gebiete zu-
sammentrefsen. Das Deutsche Alpenvorland wird fast allein durch die
Donau entwässert.
Ii. Bodenaufbau. Die Hochfläche, westlich vom Lech die Schwäbische,
östlich von ihm die Bayrische Hochebene genannt, senkt sich in breiter
Fläche von 3 der Donaurinne zu (Fig. 147). Sie ist namentlich im 8 von
einzelnen Hügelreihen durchzogen, die in ihrer höchsten Erhebung an der
Jller noch fast Brockenhöhe erreichen und einige ihrer umfassenden Aussicht
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300
Länderkunde. — Europa.
verflößt, jedoch verarbeiten zahlreiche Sägewerke und Holzschleifereien einen
großen Teil des geschlagenen Holzes auch an Ort und Stelle. Die Er-
zengnisse der Schwarzwälder Holzschnitzerei, Schwarzwälder Uhren und
Musikinstrumente finden ihren Weg in die weite Welt. Die starke Wasser-
kraft der Gebirgsbäche, durch elektrische Kraftübertragung selbst entfernten
Orten nutzbar gemacht, ermöglichte fast allerorts die Anlage großer Fabriken.
Im Wiesetal und in seiner Nachbarschaft wie auch an anderen Stellen wird
Baumwolle gesponnen und gewebt. Die landschaftliche Schönheit
des Schwarzwaldes lockt zahlreiche Sommergäste an, und seine durch Heil-
quellen berühmten Kurorte werden Jahr für Jahr von Tausenden besucht.
Zur Hebung des Fremdenverkehrs haben die schönen Kunststraßen, besonders
die „Höhenwege" und Gebirgsbahnen des Schwarzwaldes, nicht wenig bei-
getragen. Die waldfreien Höhen des Gebirges werden als Weideland
benutzt. Dem Ackerbau dienen die tiefer liegenden, sonnigen Gehänge und
Talflächen, von denen die nach der Rheinebene sich öffnenden auch reich an
Obst und Wein sind,/
2. Das Neckarbergland. Jenseits der Linie Rastatt—pforzheim bis zum
Neckar zieht sich eine niedrige, flachwellige Muschelkalk- und Kenperplatte
nach N, das liebliche Neckarbergland (300 rn), das nur von der Rhein-
ebene aus den Eindruck eines Gebirges macht. Es hat größtenteils mit Löß
bedeckten, daher fruchtbaren Boden, ist aber auch als Durchgangsland zwischen
der Rheinebene und dem Neckarlande von Wichtigkeit.
3. Der Odenwald. Vom Neckar, wo der Köuigsstuhl (570 w) die
herrliche Landschaft von Heidelberg überragt, dehnt sich nach dem Main hin
der Odenwald* aus. Er ist ein hochflächenartiges, waldiges Bergland mit
abgerundeten, zum Teil kühn aufragenden Kuppen, unter denen der Katzen-
bnckel (630 m) die größte Höhe erreicht.
Der westliche Teil des Gebirges besteht aus Urgestein, der östliche aus
Buntsaudsteiu. Dieser ist wenig ertragreich und weithin mit anspruchslosen
Nadelwäldern bestanden, jener dagegen hat zahlreiche zwischen dichtbewaldeten
Höhen eingebettete, zum Rheine weit geöffnete Täler von großer Fruchtbar-
keit. Die Gegend der „Bergstraße"2 zwischen Darmstadt und Heidelberg
genießt mit Recht den Ruf, der „Garten Deutschlands" zu sein. Die
wogenden Saatfelder der Ebene werden an den Berghängen von Obst- und
Weingärten umsäumt. Diese gehen aufwärts in schmücke Laubwälder über,
aus denen hübsche Landhäuser und romantische Ruinen hervorschauen.
4. Der Spessart, d. i. Spechtswald, ist ein flaches, vielkuppiges, zum
großen Teil mit herrlichen Buchen und Eichen, aber auch mit Fichten und
Tannen bedecktes Massengebirge im Viereck des Mains, das meist aus Bunt-
saudsteiu, nur im Nw aus Granit und anderen Urgesteinen besteht. Der
höchste Gipfel, der Geiersberg, mißt fast 600 m. Bei der Dürftigkeit
des Bodens bilden Holzverarbeitung und Holzhandel die Haupt-
1 Ottonis silva — Ottos Wald.
2 Bergstraße im Gegensatz zu der Rheinstraße in der Ebene.
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Extrahierte Personennamen: Ottos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Wiesetal Rheinebene Rhein- Rheinebene Odenwald Heidelberg Main Rheine Darmstadt Heidelberg Mains Bunt- Geiersberg Ottos Rheinstraße
C. Die Skandinavisch-Russische Tafel. — 2. Rußland. 273
eine auffallend große, mit der Entfernung vom Ozean, also nach 8 und 0
zunehmende jährliche Wärmefchwankuug (25 bis 35°)l, daher hohe
Sommer- und tiefe Wintertemperaturen. Die Sommer sind heißer als bei
uns, so daß auch in höheren Breiten die Halmfrüchte noch zur Reife gelangen.
Die Niederschläge werden von Nw nach S und So immer spärlicher und
reichen schließlich für den Waldwuchs nicht mehr aus. Im 8 fallen die Regen
im Frühsommer, und zwar wie in den Mittelmeerländern als kurze, heftige
Platzregen, die bei der Hitze schnell verdunsten. Der 80 hat ausgeprägtes
Steppenklima mit Frühjahrsregen (im Mai) und trocknen Hochsommern.
Erfolgen die in ihrem Betrage stark wechselnden Niederschläge ungenügend,
oder bleiben sie ganz aus, so sind Dürre, Mißernten und Hungersnöte die
Folgen. Im Winter ist ganz Rußland von einer Schneedecke überzogen;
sie wird nach 3 dünner und bleibt dort auch kürzere Zeit liegen.
V. Pflanzen- und Tierwelt. Die Pflanzendecke ist einförmig wie das
Oberflächenbild des Bodens und wie das Klima. Im N herrscht die an
Sümpfen reiche Tundra. Südlich von ihr zieht sich ein breiter Wald-
streifen hin, der im N aus Nadelholz und Birken, nach 8 zunehmend aus
Laubholz, und zwar vorherrschend aus Eichen, Linden und Birken besteht. Er
wird von Mooren und Wiesen unterbrochen, hat aber für Ackerbau oft zu mage-
reu Boden. Im 8 der Waldzone erscheint allmählich das Getreideland, die
Steppe. Ihr nördlicher Gürtel, das Land der Schwarzerde, ist der frncht-
barste Boden und die Kornkammer Rußlands. Dieser dichter bevölkerten
Zone folgt das südrussische echte Steppenland, das längs der Flüsse
von Waldstreifen durchschnittene Weidegebiet ungezählter Herden von Rin-
dern, Pferden, Schafen und Schweinen. Im Kaspischen Tieslande begegnet
man einer fast wüstenartigen Salzsteppe. An den Flüssen ist sie jedoch
anbaufähig und mit Getreide und Obst bestanden. In Polen nähern sich die
Verhältnisse des Bodens, des Klimas und der Pflanzenwelt den ostdeutschen.
Daher ist dieses Land am dichtesten von allen russischen Gebieten besiedelt.
Die Südküste der Krim hat mittelmeerischeu Pflanzenwuchs.
Große Unterschiede herrschen in der Tierwelt. Die Tundra weist
Polartiere auf, das Waldland die deutschen Wildarten, dazu Wölfe, Elche,
Bären und im W auch den Wifent. Die Steppe ist der Tummelplatz
zahlreicher Nagetiere (Springmäuse) und großer Huftiere (Saiga-Antilope).
Die Flüsse sind äußerst fischreich.
^.Wirtschaftsleben. Die Erwerbstätigkeit beruht hauptsächlich auf der §172.
Landwirtschaft, daneben auf der Ausnutzung des zwei Fünftel des Landes
bedeckenden Waldes-. Im baltischen Gebiet, das am besten kultiviert ist,
baut Rußland Roggen, der aber auch im Wolgagebiet große Flächen einnimmt,
ferner Hafer, Kartoffeln, Flachs und Zuckerrüben au, auf der Schwarzerde
besonders Weizen, Mais, Melonen und Sonnenblumen, letztere zur Speise-
1 Moskau hat eine mittlere Jahrestemperatur von —11° bei einem Julimittel von
+ 19°. Schon im Mittlern Rußland sinkt die Temperatur oft unter —40°. In Irland
betragt die jährliche Wärmeschwankung nur 10°, in Mitteldeutschland 20°.
2 Rußland ist das waldreichste Land Europas (38<y0 der Bodenfläche).
Erdkunde für Oberlyzeen. Ig
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Kaspischen_Tieslande Polen Moskau Irland Mitteldeutschland Europas