38
Werden und vergehen der heimatlichen Gesteine.
Die Kriechspuren der Regenwürmer aber geben uns im kleinen ein
Bild von der Entstehung der „Schlangenwülste" im Muschelkalk.
Nach ein paar Tagen betrachten wir die Pfütze abermalsi Jetzt sind
die einzelnen Stücke der Schlängln decke an den Ländern aus-
gebogen und wie Hobelspäne zusammengerollt. (Abb. \0). Ist die Auf-
biegung sehr stark, so vermag ein kräftiger Wind die Rindenstückchen regel-
recht fortzurollen.
Das ist eine Erscheinung, die in Trockengebieten (Wüsten, Steppen) gar
nicht selten vorkommt. Dann treibt der Wind die hobelspanartig ausge-
Abb. \o. Aufbiegung der Schlammrindenstückchen, steins. Man bezeichnet sie als
schilderte Vorgang hat sich also zur Buntsandsteinzeit auch so abgespielt,
wie er heute in den Wüsten sich abspielt, und wie ihn uns in seinen
ersten Anfängen die Regenpfütze gezeigt hat. —
Die Beispiele solcher Beobachtungen ließen sich leicht vermehren. So
kann man, um nur noch einiges anzudeuten, im Winter an jeder Schneewehe
alles das vor Augen führen, was die Ainder über die Dünenbildung
wissen müssen, und daran Erscheinungen im Buntsandstein erläutern (Areuz-
schichtung); an jedem Schneeball und an jeder Schlittenbahn, an jeder
Glander (Schurre, Schütter) kann man das Niesen der Regelation, einer der
bedeutsamsten Ursachen der Gletscherbewegung, erkennen lassen (Eiszeiti) usw.
Alle diese Beobachtungen kommen nicht nur der Geologie, sondern auch
allen andern naturwissenschaftlichen fächern und vor allem der Erdkunde
zugute.
^Ür die Geologie ist nun aber eins noch ganz besonders wichtig. Es
wird dem Anfänger in der Regel sehr schwer, zu glauben, daß eine Reihe
von Wirkungen, die an sich betrachtet nur gering sind, im Laufe der Zeit
sich derartig summieren können, daß die gewaltigen Leistungen der geo-
logischen Kräfte zuwege kommen. Er unterschätzt die Einzelleistungen
und noch viel mehr die vervielfachende Wirkung ihrer ständigen Wieder-
holung in längeren Zeiträumen. Er bedenkt nicht, daß die Staubmenge,
bogenen Rindenstückchen über die
Dünen hinweg, bis sie an einer
windstillen Stelle liegen bleiben.
Der nächste Regen weicht die ein-
zelnen Stückchen auf. Sie breiten
sich dann auf der Sandfläche
wieder aus und werden durch den
nächsten Sandsturm zugedeckt und
ganz in Sand eingebettet.
Im Buntsandstein finden sich
auch solche flache Tonscheibchen
auf den Schichtflächen des Sand-
Tongallen". Der oben ge-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
49
237 000 fm. Von 1872 auf 1879 wurden jährlich durchschnittlich 620000 km,
von I960 auf 1909 645 000 1m Holzmaffe geschlagen.
Naturgemäß hat sich unter diesen Umständen in den letzten 40 Jahren
der Wert des geschlagenen Holzes ständig erhöht. In den Staats- und un-
geteilten Waldungen betrug der Erlös für Holz 1872: 4,4 Millionen Mark,
1909 dagegen 7,4 Millionen Mark. Im Jahre 1872 belief sich der Ertrag
von 1 ha in diesen Waldungen auf 16,85 Mk.; 1909 ist er auf 26,26 Mk.
gestiegen.
Doch nicht auf Kosten des Waldes selber wurden diese steigenden
Gewinne erzielt. Unter allen Pflanzen, denen des Menschen Hand ihre
Pflege widmet, verlangen gerade die Waldbäume besondere Sorgsamkeit,
besonders viel Geduld. Wer dem Walde schnell große Gewinne entreißen will,
wer nicht mit Freude zu pflanzen vermag da, wo vorerst keine Ernte ihn
für seine Mühe schadlos hält, der ist des schönen Waldes Feind. Nur lang-
sam wächst der Stamm. Mehrere Menschenalter braucht er, um so schlank,
so hoch zu wachsen, wie wir ihn gerne sehen. 160—200 Jahre muß eine
Eiche alt werden, bevor eine Axt nach ihrem Marke zielen darf. So schreibt
es die deutsche Forstordnung heute für unsere Wälder vor. Für Kiefern sind
120—160 Jahre Wachstumszeit, für Tannen 100—120 Jahre, für Fichten
80—120 Jahre vorgeschrieben. Diese Vorschriften gelten für den allergrößten
Teil unserer Staatswaldungen. In den Gemeindewaldungen kann man aller-
dings nicht überall solange warten, weil den Gemeinden alljährlich Gewinne
aus ihrem Walde zufließen müssen. Wenn die Staatswaldungen also in den
letzten 40 Jahren steigende Gewinne abwarfen trotz solcher strengen Vor-
schriften, so beweist das, mit wieviel Sorgfalt gewirtschaftet wird.
Und doch ist auch hier noch genug Arbeit für die Zukunft zu tun.
Unsere Nachbarländer erzielen noch viel größere Einnahmen aus ihrem Wald,
Württemberg jährlich 60 Mk. vom Hektar, Baden 52 Mk., Elfaß-Lothringen
nur 28—29 Mk. (Holz, Streu usw.) Verschiedene Umstände sind schuld
daran, daß wir soweit zurückstehen. Einmal liefert der Hardtwald bei Mül-
hausen, 14 000 ha groß, nur geringe Erträge. Dann sind die Buchen-
waldungen bei uns immer noch zu ausgedehnt. Buchenwälder bedeuten zwar
für den Wanderer und Naturfreund etwas Köstliches. Ihr Ertrag aber ist
geringer als der anderer Waldarten. Endlich lasten immer noch eine Menge
von Berechtigungen auf unseren Staats- und ungeteilten Waldungen. 1911
nahmen diese Berechtigungen etwa 400 000 Mk. vom Holzertrag in Anspruch.
Ein Hauptmittel zur Steigerung des Ertrags bildet der Wegebau.
In den letzten 40 Jahren ist hierin viel geleistet worden. Im Jahre 1870
lagen besonders die Gebirgswaldungen noch ziemlich undurchdringlich, schwer
4
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
407
schweigen. Manche werden wahnsinnig, weil das Blut nach dem
Kopfe steigt und Gehirndruck verursacht. Kamele und Menschen
erliegen der auszehrenden, ermattenden Glut, und die Überlebenden
tötet der Durst auf qualvolle Weise, wenn ihr Kamel erlag und die
Wasserschläuche ganz austrockneten. Wollten sie zu Fuß weiter, so
erzeugt der glühende Sand schmerzhafte Brandwunden, einer läßt
den andern hilflos in der allgemeinen Not, und die Kräftigen wehren
dem Treiber, mit den kräftigen Kamelen zu entfliehen. Das Gepäck
wird abgeladen, und wohl der Karawane, wenn jeder Reisende noch
ein Kamel hat, das bis zum nächsten Brunnen aushält. Wer nicht
folgen kann, bleibt verlassen in der Wüste zurück und stirbt eines
elenden Todes. Der entseelte Körper dörrt zur Mumie ein, und
später vorüberziehende Karawanen schütten Staub auf die feder-
leichte, gebräunte Leiche, welche der Wind oft wieder aufdeckt, so
daß Glieder aus dem Sande emporragen und zahlreiche Sandmumien
die großen Karawanenstraßen wie Meilenzeiger bezeichnen.“
Julius Tischendorf.
240. Eine Ansiedelung im brasilianischen Urwalde.
1. In den südlichen Provinzen Brasiliens liegen mehrere blühende
deutsche Kolonien, z. B. Joinville und Blumen au. Jährlich verlassen
über 20 000 Deutsche ihr Vaterland, um sich hier im fernen Westen eine
neue Heimat zu gründen. Die Regierung läßt längere Zeit vor der An-
kunft neuer Kolonisten die bereits besiedelte Straße in den Urwald hinein
verlängern. Man haut die Schlinggewächse und das Unterholz ab, fällt
die im Wege stehenden Bäume und baut einfache Holzbrücken über die
Bäche. Einen solchen Waldweg nennt man eine Pikade. Von diesem
Hauptwege werden nach rechts und links im Abstande von etwa 130 Metern
andere Pikaden geschlagen. Sie sind die Grenzen der einzelnen Grundstücke.
2. Nachdem der Ansiedler sich eine Fläche Landes erworben hat, ist
es seine erste Arbeit, sich eine Hütte zu errichten. Seine Nachbarn pflegen
ihn dabei mit Rat und Tat zu uuterstützen. Man rammt an den vier
Ecken des Hausplatzes starke Pfähle ein, von denen die beiden hintern
etwas kürzer sind als die vordern, und verbindet sie durch Querhölzer.
Die Wände stellt man aus gespaltenen Stämmen der Palmite, einer
schlanken Palme her, die man mit Cipo, einem Schlinggewächs, an den
Querhölzern festbindet. Das Dach besteht aus Palmblättern, die mit
Cipo an den Dachlatten befestigt sind. Vor dem Hause befindet sich ge-
wöhnlich eine überdachte Veranda. Hier wird an offenem Fenster gekocht;
hier hält man seine Mahlzeiten; hier empfängt man auch Besuche. In
der Hütte selbst ist nur Raum für die Betten, die Kleider und die not-
wendigsten Lebensmittel.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
348
llnb die Burschenschaft Brunsviga zu Göttingen fügt hinzu:
Ein fester Turm
Stand er im Streit
Im Wettersturm,
Allzeit bereit,
Zu schirmen Deutschlands Herrlichkeit.
So oder ähnlich redet jede Inschrift von dem „größten Sohne der
Georgia Augusta."
6. Wir verließen die Halle und den Turm mit dem Gedanken: So
lange wir Deutschen die Großen und Besten unseres Volkes in ehrendem
Gedächtnis halten, so lange wir die Wege gehen, die sie gewiesen, so lange
wir sie in Wort und Tat unsere Vorbilder sein lassen, so lange hat es
mit unserm deutschen Vaterlande keine Not. Voll fröhlicher Zuversicht
gingen wir heimwärts.
Die Sonne warf ihre letzten Strahlen vergoldend über die Gipfel der
Berge und die Türme der Stadt. Vor dem Rathause, dem alten wehr-
haften, burgartigen Bau, dem Abbild der kampfesfrohen Bürgerschaft Alt-
götlingens, saßen auf freiem Marktplatz unter luftigem Zeltdach Göttinger
Musensöhne mit ihren bunten Mützen beim Dämmerschoppen. Wir ließen
uns neben ihnen nieder und tranken in Erinnerung an die weihevolle
Stunde auf dem Bismarckturm ein Glas hellgoldigen Göttinger Bieres
auf das Gedeihen der freundlichen Musenstadt und das Wohl des geliebten
deutschen Vaterlandes. August Tecklenburg.
222. Wanderung in der Lüneburger Heide.
1. Es war ein lauer Apriltag. Zerrissene Wolken jagten, vom Süd-
wind getrieben, am Himmel dahin, sandten bald hier aus die beiden Ge-
sellen, bald fern am Horizont in breitem Streifen einen Regenschauer
hernieder und gönnten zuweilen auch der Sonne wieder einen flüchtigen
Blick auf das feuchte Land. Meist aber blieb das Wetter trübe, und so
weit die Augen der Wanderer reichten, dehnte sich endlos die rotbraune
Heide. Erst hatte der Weg durch Waldungen von Kiefern, Birken und
Eichen geführt, an deren Stelle bald offene Heidestrecken in freundlichem
Wechsel mit Wiesengründen und bewaldeten Hügeln getreten waren; dann
hatten sich in der leicht und lang gewellten Ebene zerstreut wie Inseln
im Meere nur kleine Trupps noch laubloser, von bläulichem Duft um-
fchleierter Wipfel gezeigt; nun aber lag die Heide weithin baumlos vor
den Schreitenden da, ernst, schwermütig, farbensatt, in einem tiefen Violett
und Braunrot, das zu dem dunklen Grau des Himmels so großartig
ruhevoll stimmte. Das dürre Heidekraut, von Moos und Flechten durch-
wachsen, bedeckte alles umher, und dazwischen nestelten sich niedrige Wacholder-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Landen wird der Name des treuen Mannes, durch dessen Wort im
Glauben und durch dessen Dienst in der Liebe das Missionswerk
gegründet und ausgebreitet ist, mit herzlicher Dankbarkeit genannt,
nicht zum Ruhme des Knechtes, sondern des Herrn, welcher sich
an ihm - und durch ihn mächtig erwiesen hat, und zum Lobpreis
seiner herrlichen Gnade. Georg Haccius.
225. Im Moor.
1. Wer zum erstenmal ein Moor betritt, dem fällt vo'r allem
anderen der tiese-Feiertagsfrieden auf, der darüber zu liegen scheint.
Freundlich und festlich zugleich leuchten die weißen, Stämme der
Birken, die in schnurgeraden Alleen die blanken Kanäle begleiten. Zur
Seite dieser Alleen mit den tief eingefahrenen Gleisen im weichen
Grunde liegen die Höfe der Kolonisten, breit und behäbig, mit Raum-
verschwendung gebaut, die vor Hitze und Kälte schirmenden Stroh-
dächer tief herabgezogen über die kleinen blanken Fenster, kühn ge-
schnitzte Pferdeköpfe an den Giebeln, und jeder ein Wäldchen ein-
gebettet in feinen Kamp von Eichen und Edeltannen, die der winter-
lichen Stürme Gewalt brechen und die sommerlichen Blitze auffangen.
Seine Gärten, seine Wiesen, seine Felder umgeben jedes Besitztum.
Dadurch zieht sich die einzige Straße einer Kolonie oft stundenlang
den Birkenweg entlang.
2. Aber auf der anderen Seite des Kanals dehnt sich das wilde
Moor endlos, unübersehbar im dichten Wollteppich seines Heidekrauts,
den nur ab und zu junger, wilder Birkenbusch, ein bleifarbener Wasser-
tümpel oder ein schwarzbrauner Haufe hochgeschichteter Törfe unter-
bricht. Hase und Birkhuhn treiben ihr Wesen hier. Der Fuchs schnürt,
vorsichtig sichernd, über die federnden Schollen. In den feuchten
Gründen nistet das Volk der Vögel, Wildenten, Regenpfeifer, Kiebitze,
Möwen; der Storch stolziert gravitätisch durch das Sumpfland, und
in Wolkennähe ziehen große Raubvögel ihre Kreise. Die Einsamkeit
lockt sie, der ungeheure Horizont, unter dem Mensch und Tier ver-
schwinden, so daß es aussieht, als rege sich auf der weiten Fläche kein
Leben, als zögen die schnurgeraden Birkenalleen sich leer in die Un-
endlichkeit. Wenn die Sonne freundlich auf dem leichten Hängelaub
schimmert, blauer Himmel sich zugleich mit den weißleuchtenden Stäm-
men im träg ziehenden Kanalwasser spiegelt, wenn die blühende Heide
purpurn flammt und das Flockengras auf den Tümpeln silbern
leuchtet, dann gewinnen die Einsamkeit und die tiefe Stille etwas
Festliches. Wie ein ewiger Sonntag liegt es dann über dem Lande.
Doch der Schein trügt. Nicht auf der Geest, nicht in der Heide noch
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
427
vermoderten Laubes dahin. Dicke, feuchte Moderluft herrscht hier in
dem dämmerigen Halbdunkel, denn ein dichtes schweres Laubdach breitet
sich hoch über uns aus, so hoch, daß unser Auge kaum Einzelheiten
erkennen kann; ob die Bäume da oben blühen oder Früchte tragen,
man sieht es nicht, sondern merkt es höchstens an den herabgefallenen
Spuren auf dem Boden. Ein Sonnenstrahl dringt nur selten hinein;
nur wenn einer der Bäume altersschwach oder von einem Schmarotzer
erdrosselt, niedergebrochen ist und verwesend am Boden liegt, da huschen
durch die entstandene Lücke ein Stückchen blauer Himmel und blendend
grelle Sonnenstrahlen herein, und die Schmarotzerpflanzen, welche der
gestürzte Baumriese in seiner Krone beherbergte, schmarotzen auf der
Leiche am Boden ruhig und üppig weiter, bis auch ihr Stündchen schlägt
und sie, nachdem sich die Lücke oben in der grünen Decke langsam wieder
geschlossen hat, abgesperrt von Licht und Luft elendiglich ersticken.
Unter diesen Schmarotzern bemerken wir, wenn wir Glück haben, eine
Menge prächtig blühender Orchideen; denn Nen-Guinea ist außerordent-
lich reich an diesen wunderbarsten aller Blumen; im östlichen Teil dieser
Insel sind über 100 Arten bereits bekannt geworden, wovon etwa die
Hälfte neu war, teilweise zu den prächtigst blühenden Familien gehörig.
Im Weitermarschieren müssen wir öfters über die auf dem Boden
sich bis zum nächsten größeren Stamm dahinwindenden, saust- bis
schenkeldicken Stämme mächtiger Lianen hinübersteigen, die blattlos und
kahl, in unheimlich verzerrten Krümmungen wie große Riesenschlangen
hinaufklettern in das Laubdach, um ebenfalls ihr Teil da oben an Licht
und Luft zu erhaschen.
Licht und Luft, das ist die Losung im Urwald. Alles strebt empor.
Alle Stämme, alle Keimlinge müssen trachten, so bald als möglich in
die Höhe zu schießen, um ihre Krone hindurchzudrängen zu dem goldenen
Lebensstrom der Sonne. Was nicht kräftig oder rasch genug ist, das
siecht im Halbdunkel bleichsüchtig dahin und geht im Moder bald zu-
grunde. Finger- bis daumdicke Stämmchen sind schon 20—25 Fuß hoch,
elend mager, kaum ein paar Blätter an der Krone zeigend: so aus-
schließlich wird alle Kraft auf das Längenwachstum verwandt. Sie
stehen nur aufrecht, weil sie von ihren Nebenbrüdern gehalten werden.
Hier lernt sich's begreifen, wie der Kampf ums Dasein aus einem
ursprünglich stolzen, geradstämmigen, selbständigen Baum einen kriechen-
den, sich windenden Schmarotzer zuwege bringt. „Bitte, bitte, hilf mir,
halte mich, nur ein kleines bescheidenes Plätzchen gönne mir, daß ich
auch einen Sonnenstrahl erhaschen kann", fleht das magere, lange
schwindsüchtige Ding zu seinem dicken, großen, umfangreichen Nachbar,
der oben im Sonnenlicht bereits seit langem schwelgt und zehnmal mehr
Platz einnimmt, als er zum Dasein nötig hat. Doch der will nichts
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
194
Die Heide aber ist schlicht, ernst, einfach. So sind wir Heidjer
meist auch. Eine gewisse Schlichtheit und Einfachheit, ich kann
dafür auch sagen: Phantasiearmut, ist unser mütterliches Erbteil.
Uns Niedersachsen fehlt der leichte, freie Schwung der Phantasie.
Wir sind steif, schwerfällig, dickblütig. Darum hat ja auch unser
Land dem weiteren Vaterlande kaum einen größeren Dichter ge-
schenkt. Wir haben wohl unsere heimischen Dichter, die uns er-
freuen, indem sie unsere Eigenart pflegen und in unserm gemüt-
lichen Platt zu uns sprechen, aber über die Grenzen unsrer nieder-
sächsischen Gaue ist ihr Name selten hinausgedrungen. Und nun
hast du, der Junge aus der Heide, dich an die griechischen Sagen
gemacht, die auf einem ganz anderen Boden und unter einem ganz
anderen Himmel gewachsen sind, das konnte ja nichts geben. Du
lebtest nicht darin und konntest dich mit der angeborenen Schwer-
fälligkeit unseres Stammes auch nicht so hineinleben, wie der Künst-
ler es doch wohl muß, wenn aus seiner Arbeit etwas Tüchtiges
werden soll.
Aber gibt es denn sonst nichts zu malen als griechische Hel-
den und Götter und leuchtenden südlichen Himmel und majestä-
tische Berge? Gibt es denn hier bei uns zulande nichts, gar nichts?
Ich glaube, ihr Maler habt das bloß noch nicht entdeckt. Es zog
euch die alte Gewohnheit in den farbenprächtigen Süden, und für
unseren schlichten, keuschen Norden hattet ihr kein Auge.
Manchmal, wenn ich so durch das Dorf gehe oder durch un-
sere stillen Föhrenwälder, über die braune Heide oder das dunkle
Moor, dann bleibe ich wohl stehen: Könntest du doch' dieses eigen-
artige Bild festhalten, könntest du doch malen! Zum Beispiel so
eine sturmzerzauste Birke, die am tiefen Moor einsam trauert, und
deren reines Weiß sich so wundervoll gegen das dunkle Wasser ab-
hebt. Oder wenn der Sonnenschein um die schlanken roten Föhren-
stämme spielt, oder wenn der Tag über der weiten Heide in wunder-
baren Farbentönen verdämmert, was sind das manchmal für Bilder!
Oder unsere alten gemütlichen Bauernhäuser aus Fachwerk mit den
Pferdeköpfen auf den Giebeln und der weiten, dunklen Missentür,
umgeben von Speicher und Backofen und Schafstall im heimeligen
Schatten der sturmfesten Eichen — gibt es traulichere Heimstätten
in der ganzen Welt als solche Lüneburger Heidegehöfte? Oder
denke an die wortkargen, ernsten Menschen, die in unserem Lande
wohnen, bei ihrer sauren Arbeit und ihren einfachen Freuden! Ich
denke, die stillen, gefurchten Gesichter hätten der Menschheit noch
manches zu sagen, was in den Steinhaufen eurer Städte sich nur
noch selten findet: von stiller Sammlung der Seele, von einem Her-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
276
beutet, so tritt im Frühling heran und sieh zu, welche Wirkung sie auf
ihre Umgebung ausübt. Langsam schieben sich die Blattspitzen von der
Mitte nach außen und drücken sich fest nach unten; die ersten legen sich,
sobald sie aus der Erde gekommen sind, dem Boden unmittelbar an, die
folgenden, etwas längeren, greifen über die erste Reihe hinüber und drücken
nieder, was in ihren Bereich kommt. Die ganze Rosette schmiegt sich
glatt wie ein Kuchen der Erde an, und so weit sie sich erstreckt, kann
nichts anderes aufkommen; Gräser, Moose und andere kleine Gewächse,
die den Platz mit ihr teilen möchten, müssen ersticken. So schafft die
Primel sich da, wo sie steht, einen Raum, auf dem nichts Fremdes wachsen
kann. Ihre zierliche Rosette ist ein Werkzeug zur Vergewaltigung der
Kleinen, und mit diesem erreicht sie, daß die nächsten Nachbarn ihr nicht
über den Kops wachsen können. Über ihr bleibt ein freier Raum; sie
sichert sich ihren Anteil am Licht, ohne sich von der Erde zu erheben.
Ähnliches gilt für zahlreiche andere Kräuter, die wie die Primeln ihre
Blätter in grundständigen Rosetten ausbreiten; sie sind sämtlich kleine
Tyrannen, die ihre Rechte durch Unterdrückung der nächsten Nachbarn
wahren. Andere machen es anders. Eine Grundform entgegengesetzten
Verhaltens ist der Spargel.
Schmal und dünn, aber kräftig schießt er in Gestalt einer fast nackten
Wurzelsprosse in die Höhe; er drängt sich durch. Harte Hindernisse, wie
dicke Steine, weiß er zu umgehen, indem er sich krümmt; weiche nimmt er
mit Sturm; durch ein Kohlblatt wächst er bekanntlich quer hindurch. So
drückt er sich als dünner Streber in die Höhe, bis er über die gewöhn-
lichen Kräuter hinausgelangt ist; dann aus einmal streckt er seine Arme
aus; die Zweige breiten sich, und der Emporkömmling wiegt seine grünen
Teile über den Köpfen der Nachbarn im freien Sonnenlicht.
3. Eine junge Eiche oder Tanne breitet ihre ersten Blättchen oder den
Stern der ersten Nadeln ganz harmlos aus und muß sich im Ansang oft
kümmerlich mit andern Kleinen in das Licht des Himmels teilen. Aber
dafür hat sie auch mehr Zeit; sie muß nicht, wie der Spargel, in einem
kurzen Sommer ihre Früchte zeitigen, sondern Jahr um Jahr wachsen
ihre Kräfte, Jahr um Jahr ragt sie höher hinauf, und endlich trägt sie
siegreich eine ganze Welt von Blättern der Sonne entgegen. Wo die
Bäume einzeln stehen, da entwickeln sie sich nach allen Richtungen gleich-
mäßig. Wo sie in dichten Mengen stehen, tritt Ast- und Laubentwicklung
an der Seite zurück, und das Spitzenwachstum herrscht vor; denn da
kommt kein Licht von der Seite, der Baum muß nach oben drängen, um
seinen Blättern den Sonnenschein zu sichern. Es hat wohl schon jeder
bemerkt, wie im geschlossenen Tannenwald die Seitenzweige absterben,
während der Stamm an der Spitze seine volle Nadelmasse entwickelt; auch
das ist eine Folge des Triebes zum Licht. Und wenn die Baumbestände
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
284
Fuß auf der Oberfläche der Erde wandelte, wurden die Schätze bereits
versenkt, welche nun das Menschengeschlecht begierig aus dem Schoße der
Erde wühlt. In jener Urzeit bildeten Schuppenbäume, die ihrer schuppigen
Rinde den Namen verdanken, Farnkräuter und Schachtelhalme dichte
Wälder. Am meisten waren wohl die Schuppenbäume vertreten, die bis
40 m hoch wurden. Aber auch die Farnkräuter und Schachtelhalme, die
wir jetzt nur als niedrige, schwache Pflanzen kennen, waren in jener Zeit
wahre Riesen. In den über den Kohlen lagernden Schichten findet man oft
noch ihre Spuren in Form von aufrechtstehenden versteinerten Stämmen.
Während unser Schachtelhalm noch nicht die Höhe und kaum mehr als die Dicke
eines Weizenhalmes erreicht, hat man in dem Kohlensandsteine Stämme
von vorweltlichen Schachtelhalmen gefunden, die fast haushoch und manns-
dick gewesen sind. Zwischen den Stämmen der Bäume wuchsen aus
moosigem Grunde zahllose Pflanzen anderer Art. So erhob sich aus
sumpfigem Boden ein undurchdringlicher Wald. Aber noch ließ kein Vogel in
ihm sein fröhliches Lied erschallen, und kein Säugetier wandelte zwischen
den Stämmen dahin; denn diese Bewohner der Erde traten erst viele tau-
send Jahre später auf die Schaubühne des Lebens.
5. Aber wie bildeten sich nun aus diesen Pflanzen die Steinkohlen?
Den üppigen Wald, dessen Gedeihen durch feuchte Luft und große Wärme
gefördert wurde, ereilte ein merkwürdiges Schicksal. Die abgestorbenen
Blätter und Zweige bedeckten in dichten Schichten den Boden, alters-
schwache Baumstämme sanken zur Erde. Ganze Pflanzengeschlechter ver-
gingen, neue wuchsen empor. Pflanzenschicht häufte sich auf Pslanzen-
schicht. Dann traten plötzlich Ereignisse ein, die den Wald veruichteten.
Vielleicht brachen die Fluten des Ozeans über ihn herein und begruben
mit den toten auch die lebenden Pflanzen. Sand- und Toumassen wur-
den vom Wasser abgelagert und bildeten eine feste Decke über dem
früheren Walde. Nun wurden die verschütteten Pflanzen zusammen-
gepreßt und unter der Einwirkung des gewaltigen Druckes begann ihre
Verkohlung. Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff wurden größtenteils
ausgeschieden, und der Kohlenstoff blieb zurück. Bei der Verkohlung hat
außer dem Druck wahrscheinlich die Hitze eine Hauptrolle gespielt.
Später traten dann wohl die Fluten zurück. Ein neuer, ebenso üppiger
Wald wuchs an der Stelle des alten empor. Auch er lieferte im Lause
der Jahrhunderte oder Jahrtausende ein gewaltiges Pslanzenpolster, das
der Vermoderung preisgegeben war; und wie sein Vorgänger, so wurde
auch er infolge gewaltiger Umwälzungen auf der Erdoberfläche verschüttet.
Eine neue Kohlenschicht konnte sich bilden. Dieser Vorgang mag sich noch
oft wiederholt haben, und so sind vielleicht die verschiedenen „Flöze" ent-
standen, die wir in den Kohlengebieten übereinander gelagert finden.
Nach E. A. Roßmäßler und A. W. Grube.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
313
Laub. Wo aber auf Waldblößen die Sonne ihren Weg zum feuchten
Boden findet, da umschmeichelt weiches Moospolster unsern Fuß, da
wuchern Heidekraut und Heidelbeere. Gar köstlich ist's, die schwarze, saftige
Frucht frisch vom Strauche zu naschen, nicht minder köstlich, im ver-
lassenen Steinbruch oder auf sonniger Lichtung nach der roten, duftenden
Himbeere zu suchen. Der Ruf des Eichelhähers schlägt an unser Ohr und
das Gurren der wilden Taube. Hoch oben in den Lüsten zieht stolz und
einsam der Habicht seine Kreise. Flüchtige Rehe springen in leichten
Sätzen vor uns hin und verschwinden im Dickicht. Auf breiter Trist
sperrt ein Wald von Farnkraut uns den Weg. Wohl zwei Meter und
mehr ragt er empor und erinnert an die gewaltigen Farnwälder zur Ur-
weltszeit.
Daun nimmt ein lichter Eichenwald uns auf. In wunderlichen
Windungen strecken die jahrhundertealten Stämme ihre knorrigen Äste
von sich; wunderliche Figuren wirft die Sonne durch das lockere Laub-
dach auf Moos und Gras und Heidelbeerkraut: ihre Strahlen wippen und
tanzen zwischen den Zweigen; am Wegraude rankt die Brombeere in
dichten Hecken, und verwachsene Wagenspuren^verraten einen breiten, ur-
alten, längst verlassenen Verkehrsweg. Das ist der Wald, wie er in
unsern deutschen Märchen lebt, wie ihn unsere Vorfahren kannten und
liebten.
3. Nun führt uns der Pfad hinab in eines jener reizvollen, sriede-
atmenden Wiesentäler, an denen der Solling so reich ist. Wir lagern
uns am Waldrand, dem ein frischer Bergquell entspringt; wir sättigen
unser Auge am saftigen Grün der sonneubestrahlten Waldwiese, hören
über uns das Rauschen der Wipfel, neben uns das Plaudern des kühlen
Waldborns und unter uns im Wiesengras das Summen der Jnsekten-
welt. Geht dir da nicht dein Herz auf? Nun jubele und singe in den
sonnigen Sommertag hinein, daß rings das Echo des Waldes erwacht!
Auch Antwort von Menschenstimmen wird dir werden; denn es ist
Heuernte; in den Wiesen wenden fleißige Frauen und Mädchen das krüuter-
duftige Bergheu; sie sind fröhlich über das prächtige Heuwetter und ver-
stehen sich heute schon zu einem lustigen Jauchzer.
4. Wir gelangen auf eine weite moorige Hochfläche; das ist das Quell-
gebiet der Jlme, die im engen Waldtale zur fruchtbaren Einbecker Börde und
zur Leine hinabrinnt. Zwischen Wald, Wiese und Wasser eingebettet liegt im
lieblichen Grunde das Lakenhaus, eines jener alten, behaglichen Forsthäuser
mit weißgetünchten Wänden und grünen Fensterladen, aus Sandstein des
Sollings festgefügt und mit Solllnger Platten schwer, aber dicht und warm
bedeckt.
Aus der Mitte des Waldes steigt bläulicher Rauch auf. Dort schürt
ein rußiger Köhler mit kräftiger Faust seinen Meiler. Horch! jetzt schallt
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]