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1. Die Geologie in der Schule - S. 38

1918 - Leipzig : Quelle & Meyer
38 Werden und vergehen der heimatlichen Gesteine. Die Kriechspuren der Regenwürmer aber geben uns im kleinen ein Bild von der Entstehung der „Schlangenwülste" im Muschelkalk. Nach ein paar Tagen betrachten wir die Pfütze abermalsi Jetzt sind die einzelnen Stücke der Schlängln decke an den Ländern aus- gebogen und wie Hobelspäne zusammengerollt. (Abb. \0). Ist die Auf- biegung sehr stark, so vermag ein kräftiger Wind die Rindenstückchen regel- recht fortzurollen. Das ist eine Erscheinung, die in Trockengebieten (Wüsten, Steppen) gar nicht selten vorkommt. Dann treibt der Wind die hobelspanartig ausge- Abb. \o. Aufbiegung der Schlammrindenstückchen, steins. Man bezeichnet sie als schilderte Vorgang hat sich also zur Buntsandsteinzeit auch so abgespielt, wie er heute in den Wüsten sich abspielt, und wie ihn uns in seinen ersten Anfängen die Regenpfütze gezeigt hat. — Die Beispiele solcher Beobachtungen ließen sich leicht vermehren. So kann man, um nur noch einiges anzudeuten, im Winter an jeder Schneewehe alles das vor Augen führen, was die Ainder über die Dünenbildung wissen müssen, und daran Erscheinungen im Buntsandstein erläutern (Areuz- schichtung); an jedem Schneeball und an jeder Schlittenbahn, an jeder Glander (Schurre, Schütter) kann man das Niesen der Regelation, einer der bedeutsamsten Ursachen der Gletscherbewegung, erkennen lassen (Eiszeiti) usw. Alle diese Beobachtungen kommen nicht nur der Geologie, sondern auch allen andern naturwissenschaftlichen fächern und vor allem der Erdkunde zugute. ^Ür die Geologie ist nun aber eins noch ganz besonders wichtig. Es wird dem Anfänger in der Regel sehr schwer, zu glauben, daß eine Reihe von Wirkungen, die an sich betrachtet nur gering sind, im Laufe der Zeit sich derartig summieren können, daß die gewaltigen Leistungen der geo- logischen Kräfte zuwege kommen. Er unterschätzt die Einzelleistungen und noch viel mehr die vervielfachende Wirkung ihrer ständigen Wieder- holung in längeren Zeiträumen. Er bedenkt nicht, daß die Staubmenge, bogenen Rindenstückchen über die Dünen hinweg, bis sie an einer windstillen Stelle liegen bleiben. Der nächste Regen weicht die ein- zelnen Stückchen auf. Sie breiten sich dann auf der Sandfläche wieder aus und werden durch den nächsten Sandsturm zugedeckt und ganz in Sand eingebettet. Im Buntsandstein finden sich auch solche flache Tonscheibchen auf den Schichtflächen des Sand- Tongallen". Der oben ge-

2. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 49

1912 - Straßburg : Bull
49 237 000 fm. Von 1872 auf 1879 wurden jährlich durchschnittlich 620000 km, von I960 auf 1909 645 000 1m Holzmaffe geschlagen. Naturgemäß hat sich unter diesen Umständen in den letzten 40 Jahren der Wert des geschlagenen Holzes ständig erhöht. In den Staats- und un- geteilten Waldungen betrug der Erlös für Holz 1872: 4,4 Millionen Mark, 1909 dagegen 7,4 Millionen Mark. Im Jahre 1872 belief sich der Ertrag von 1 ha in diesen Waldungen auf 16,85 Mk.; 1909 ist er auf 26,26 Mk. gestiegen. Doch nicht auf Kosten des Waldes selber wurden diese steigenden Gewinne erzielt. Unter allen Pflanzen, denen des Menschen Hand ihre Pflege widmet, verlangen gerade die Waldbäume besondere Sorgsamkeit, besonders viel Geduld. Wer dem Walde schnell große Gewinne entreißen will, wer nicht mit Freude zu pflanzen vermag da, wo vorerst keine Ernte ihn für seine Mühe schadlos hält, der ist des schönen Waldes Feind. Nur lang- sam wächst der Stamm. Mehrere Menschenalter braucht er, um so schlank, so hoch zu wachsen, wie wir ihn gerne sehen. 160—200 Jahre muß eine Eiche alt werden, bevor eine Axt nach ihrem Marke zielen darf. So schreibt es die deutsche Forstordnung heute für unsere Wälder vor. Für Kiefern sind 120—160 Jahre Wachstumszeit, für Tannen 100—120 Jahre, für Fichten 80—120 Jahre vorgeschrieben. Diese Vorschriften gelten für den allergrößten Teil unserer Staatswaldungen. In den Gemeindewaldungen kann man aller- dings nicht überall solange warten, weil den Gemeinden alljährlich Gewinne aus ihrem Walde zufließen müssen. Wenn die Staatswaldungen also in den letzten 40 Jahren steigende Gewinne abwarfen trotz solcher strengen Vor- schriften, so beweist das, mit wieviel Sorgfalt gewirtschaftet wird. Und doch ist auch hier noch genug Arbeit für die Zukunft zu tun. Unsere Nachbarländer erzielen noch viel größere Einnahmen aus ihrem Wald, Württemberg jährlich 60 Mk. vom Hektar, Baden 52 Mk., Elfaß-Lothringen nur 28—29 Mk. (Holz, Streu usw.) Verschiedene Umstände sind schuld daran, daß wir soweit zurückstehen. Einmal liefert der Hardtwald bei Mül- hausen, 14 000 ha groß, nur geringe Erträge. Dann sind die Buchen- waldungen bei uns immer noch zu ausgedehnt. Buchenwälder bedeuten zwar für den Wanderer und Naturfreund etwas Köstliches. Ihr Ertrag aber ist geringer als der anderer Waldarten. Endlich lasten immer noch eine Menge von Berechtigungen auf unseren Staats- und ungeteilten Waldungen. 1911 nahmen diese Berechtigungen etwa 400 000 Mk. vom Holzertrag in Anspruch. Ein Hauptmittel zur Steigerung des Ertrags bildet der Wegebau. In den letzten 40 Jahren ist hierin viel geleistet worden. Im Jahre 1870 lagen besonders die Gebirgswaldungen noch ziemlich undurchdringlich, schwer 4

3. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 407

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
407 schweigen. Manche werden wahnsinnig, weil das Blut nach dem Kopfe steigt und Gehirndruck verursacht. Kamele und Menschen erliegen der auszehrenden, ermattenden Glut, und die Überlebenden tötet der Durst auf qualvolle Weise, wenn ihr Kamel erlag und die Wasserschläuche ganz austrockneten. Wollten sie zu Fuß weiter, so erzeugt der glühende Sand schmerzhafte Brandwunden, einer läßt den andern hilflos in der allgemeinen Not, und die Kräftigen wehren dem Treiber, mit den kräftigen Kamelen zu entfliehen. Das Gepäck wird abgeladen, und wohl der Karawane, wenn jeder Reisende noch ein Kamel hat, das bis zum nächsten Brunnen aushält. Wer nicht folgen kann, bleibt verlassen in der Wüste zurück und stirbt eines elenden Todes. Der entseelte Körper dörrt zur Mumie ein, und später vorüberziehende Karawanen schütten Staub auf die feder- leichte, gebräunte Leiche, welche der Wind oft wieder aufdeckt, so daß Glieder aus dem Sande emporragen und zahlreiche Sandmumien die großen Karawanenstraßen wie Meilenzeiger bezeichnen.“ Julius Tischendorf. 240. Eine Ansiedelung im brasilianischen Urwalde. 1. In den südlichen Provinzen Brasiliens liegen mehrere blühende deutsche Kolonien, z. B. Joinville und Blumen au. Jährlich verlassen über 20 000 Deutsche ihr Vaterland, um sich hier im fernen Westen eine neue Heimat zu gründen. Die Regierung läßt längere Zeit vor der An- kunft neuer Kolonisten die bereits besiedelte Straße in den Urwald hinein verlängern. Man haut die Schlinggewächse und das Unterholz ab, fällt die im Wege stehenden Bäume und baut einfache Holzbrücken über die Bäche. Einen solchen Waldweg nennt man eine Pikade. Von diesem Hauptwege werden nach rechts und links im Abstande von etwa 130 Metern andere Pikaden geschlagen. Sie sind die Grenzen der einzelnen Grundstücke. 2. Nachdem der Ansiedler sich eine Fläche Landes erworben hat, ist es seine erste Arbeit, sich eine Hütte zu errichten. Seine Nachbarn pflegen ihn dabei mit Rat und Tat zu uuterstützen. Man rammt an den vier Ecken des Hausplatzes starke Pfähle ein, von denen die beiden hintern etwas kürzer sind als die vordern, und verbindet sie durch Querhölzer. Die Wände stellt man aus gespaltenen Stämmen der Palmite, einer schlanken Palme her, die man mit Cipo, einem Schlinggewächs, an den Querhölzern festbindet. Das Dach besteht aus Palmblättern, die mit Cipo an den Dachlatten befestigt sind. Vor dem Hause befindet sich ge- wöhnlich eine überdachte Veranda. Hier wird an offenem Fenster gekocht; hier hält man seine Mahlzeiten; hier empfängt man auch Besuche. In der Hütte selbst ist nur Raum für die Betten, die Kleider und die not- wendigsten Lebensmittel.

4. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 348

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
348 llnb die Burschenschaft Brunsviga zu Göttingen fügt hinzu: Ein fester Turm Stand er im Streit Im Wettersturm, Allzeit bereit, Zu schirmen Deutschlands Herrlichkeit. So oder ähnlich redet jede Inschrift von dem „größten Sohne der Georgia Augusta." 6. Wir verließen die Halle und den Turm mit dem Gedanken: So lange wir Deutschen die Großen und Besten unseres Volkes in ehrendem Gedächtnis halten, so lange wir die Wege gehen, die sie gewiesen, so lange wir sie in Wort und Tat unsere Vorbilder sein lassen, so lange hat es mit unserm deutschen Vaterlande keine Not. Voll fröhlicher Zuversicht gingen wir heimwärts. Die Sonne warf ihre letzten Strahlen vergoldend über die Gipfel der Berge und die Türme der Stadt. Vor dem Rathause, dem alten wehr- haften, burgartigen Bau, dem Abbild der kampfesfrohen Bürgerschaft Alt- götlingens, saßen auf freiem Marktplatz unter luftigem Zeltdach Göttinger Musensöhne mit ihren bunten Mützen beim Dämmerschoppen. Wir ließen uns neben ihnen nieder und tranken in Erinnerung an die weihevolle Stunde auf dem Bismarckturm ein Glas hellgoldigen Göttinger Bieres auf das Gedeihen der freundlichen Musenstadt und das Wohl des geliebten deutschen Vaterlandes. August Tecklenburg. 222. Wanderung in der Lüneburger Heide. 1. Es war ein lauer Apriltag. Zerrissene Wolken jagten, vom Süd- wind getrieben, am Himmel dahin, sandten bald hier aus die beiden Ge- sellen, bald fern am Horizont in breitem Streifen einen Regenschauer hernieder und gönnten zuweilen auch der Sonne wieder einen flüchtigen Blick auf das feuchte Land. Meist aber blieb das Wetter trübe, und so weit die Augen der Wanderer reichten, dehnte sich endlos die rotbraune Heide. Erst hatte der Weg durch Waldungen von Kiefern, Birken und Eichen geführt, an deren Stelle bald offene Heidestrecken in freundlichem Wechsel mit Wiesengründen und bewaldeten Hügeln getreten waren; dann hatten sich in der leicht und lang gewellten Ebene zerstreut wie Inseln im Meere nur kleine Trupps noch laubloser, von bläulichem Duft um- fchleierter Wipfel gezeigt; nun aber lag die Heide weithin baumlos vor den Schreitenden da, ernst, schwermütig, farbensatt, in einem tiefen Violett und Braunrot, das zu dem dunklen Grau des Himmels so großartig ruhevoll stimmte. Das dürre Heidekraut, von Moos und Flechten durch- wachsen, bedeckte alles umher, und dazwischen nestelten sich niedrige Wacholder-

5. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 357

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Landen wird der Name des treuen Mannes, durch dessen Wort im Glauben und durch dessen Dienst in der Liebe das Missionswerk gegründet und ausgebreitet ist, mit herzlicher Dankbarkeit genannt, nicht zum Ruhme des Knechtes, sondern des Herrn, welcher sich an ihm - und durch ihn mächtig erwiesen hat, und zum Lobpreis seiner herrlichen Gnade. Georg Haccius. 225. Im Moor. 1. Wer zum erstenmal ein Moor betritt, dem fällt vo'r allem anderen der tiese-Feiertagsfrieden auf, der darüber zu liegen scheint. Freundlich und festlich zugleich leuchten die weißen, Stämme der Birken, die in schnurgeraden Alleen die blanken Kanäle begleiten. Zur Seite dieser Alleen mit den tief eingefahrenen Gleisen im weichen Grunde liegen die Höfe der Kolonisten, breit und behäbig, mit Raum- verschwendung gebaut, die vor Hitze und Kälte schirmenden Stroh- dächer tief herabgezogen über die kleinen blanken Fenster, kühn ge- schnitzte Pferdeköpfe an den Giebeln, und jeder ein Wäldchen ein- gebettet in feinen Kamp von Eichen und Edeltannen, die der winter- lichen Stürme Gewalt brechen und die sommerlichen Blitze auffangen. Seine Gärten, seine Wiesen, seine Felder umgeben jedes Besitztum. Dadurch zieht sich die einzige Straße einer Kolonie oft stundenlang den Birkenweg entlang. 2. Aber auf der anderen Seite des Kanals dehnt sich das wilde Moor endlos, unübersehbar im dichten Wollteppich seines Heidekrauts, den nur ab und zu junger, wilder Birkenbusch, ein bleifarbener Wasser- tümpel oder ein schwarzbrauner Haufe hochgeschichteter Törfe unter- bricht. Hase und Birkhuhn treiben ihr Wesen hier. Der Fuchs schnürt, vorsichtig sichernd, über die federnden Schollen. In den feuchten Gründen nistet das Volk der Vögel, Wildenten, Regenpfeifer, Kiebitze, Möwen; der Storch stolziert gravitätisch durch das Sumpfland, und in Wolkennähe ziehen große Raubvögel ihre Kreise. Die Einsamkeit lockt sie, der ungeheure Horizont, unter dem Mensch und Tier ver- schwinden, so daß es aussieht, als rege sich auf der weiten Fläche kein Leben, als zögen die schnurgeraden Birkenalleen sich leer in die Un- endlichkeit. Wenn die Sonne freundlich auf dem leichten Hängelaub schimmert, blauer Himmel sich zugleich mit den weißleuchtenden Stäm- men im träg ziehenden Kanalwasser spiegelt, wenn die blühende Heide purpurn flammt und das Flockengras auf den Tümpeln silbern leuchtet, dann gewinnen die Einsamkeit und die tiefe Stille etwas Festliches. Wie ein ewiger Sonntag liegt es dann über dem Lande. Doch der Schein trügt. Nicht auf der Geest, nicht in der Heide noch

6. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 427

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
427 vermoderten Laubes dahin. Dicke, feuchte Moderluft herrscht hier in dem dämmerigen Halbdunkel, denn ein dichtes schweres Laubdach breitet sich hoch über uns aus, so hoch, daß unser Auge kaum Einzelheiten erkennen kann; ob die Bäume da oben blühen oder Früchte tragen, man sieht es nicht, sondern merkt es höchstens an den herabgefallenen Spuren auf dem Boden. Ein Sonnenstrahl dringt nur selten hinein; nur wenn einer der Bäume altersschwach oder von einem Schmarotzer erdrosselt, niedergebrochen ist und verwesend am Boden liegt, da huschen durch die entstandene Lücke ein Stückchen blauer Himmel und blendend grelle Sonnenstrahlen herein, und die Schmarotzerpflanzen, welche der gestürzte Baumriese in seiner Krone beherbergte, schmarotzen auf der Leiche am Boden ruhig und üppig weiter, bis auch ihr Stündchen schlägt und sie, nachdem sich die Lücke oben in der grünen Decke langsam wieder geschlossen hat, abgesperrt von Licht und Luft elendiglich ersticken. Unter diesen Schmarotzern bemerken wir, wenn wir Glück haben, eine Menge prächtig blühender Orchideen; denn Nen-Guinea ist außerordent- lich reich an diesen wunderbarsten aller Blumen; im östlichen Teil dieser Insel sind über 100 Arten bereits bekannt geworden, wovon etwa die Hälfte neu war, teilweise zu den prächtigst blühenden Familien gehörig. Im Weitermarschieren müssen wir öfters über die auf dem Boden sich bis zum nächsten größeren Stamm dahinwindenden, saust- bis schenkeldicken Stämme mächtiger Lianen hinübersteigen, die blattlos und kahl, in unheimlich verzerrten Krümmungen wie große Riesenschlangen hinaufklettern in das Laubdach, um ebenfalls ihr Teil da oben an Licht und Luft zu erhaschen. Licht und Luft, das ist die Losung im Urwald. Alles strebt empor. Alle Stämme, alle Keimlinge müssen trachten, so bald als möglich in die Höhe zu schießen, um ihre Krone hindurchzudrängen zu dem goldenen Lebensstrom der Sonne. Was nicht kräftig oder rasch genug ist, das siecht im Halbdunkel bleichsüchtig dahin und geht im Moder bald zu- grunde. Finger- bis daumdicke Stämmchen sind schon 20—25 Fuß hoch, elend mager, kaum ein paar Blätter an der Krone zeigend: so aus- schließlich wird alle Kraft auf das Längenwachstum verwandt. Sie stehen nur aufrecht, weil sie von ihren Nebenbrüdern gehalten werden. Hier lernt sich's begreifen, wie der Kampf ums Dasein aus einem ursprünglich stolzen, geradstämmigen, selbständigen Baum einen kriechen- den, sich windenden Schmarotzer zuwege bringt. „Bitte, bitte, hilf mir, halte mich, nur ein kleines bescheidenes Plätzchen gönne mir, daß ich auch einen Sonnenstrahl erhaschen kann", fleht das magere, lange schwindsüchtige Ding zu seinem dicken, großen, umfangreichen Nachbar, der oben im Sonnenlicht bereits seit langem schwelgt und zehnmal mehr Platz einnimmt, als er zum Dasein nötig hat. Doch der will nichts

7. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 194

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
194 Die Heide aber ist schlicht, ernst, einfach. So sind wir Heidjer meist auch. Eine gewisse Schlichtheit und Einfachheit, ich kann dafür auch sagen: Phantasiearmut, ist unser mütterliches Erbteil. Uns Niedersachsen fehlt der leichte, freie Schwung der Phantasie. Wir sind steif, schwerfällig, dickblütig. Darum hat ja auch unser Land dem weiteren Vaterlande kaum einen größeren Dichter ge- schenkt. Wir haben wohl unsere heimischen Dichter, die uns er- freuen, indem sie unsere Eigenart pflegen und in unserm gemüt- lichen Platt zu uns sprechen, aber über die Grenzen unsrer nieder- sächsischen Gaue ist ihr Name selten hinausgedrungen. Und nun hast du, der Junge aus der Heide, dich an die griechischen Sagen gemacht, die auf einem ganz anderen Boden und unter einem ganz anderen Himmel gewachsen sind, das konnte ja nichts geben. Du lebtest nicht darin und konntest dich mit der angeborenen Schwer- fälligkeit unseres Stammes auch nicht so hineinleben, wie der Künst- ler es doch wohl muß, wenn aus seiner Arbeit etwas Tüchtiges werden soll. Aber gibt es denn sonst nichts zu malen als griechische Hel- den und Götter und leuchtenden südlichen Himmel und majestä- tische Berge? Gibt es denn hier bei uns zulande nichts, gar nichts? Ich glaube, ihr Maler habt das bloß noch nicht entdeckt. Es zog euch die alte Gewohnheit in den farbenprächtigen Süden, und für unseren schlichten, keuschen Norden hattet ihr kein Auge. Manchmal, wenn ich so durch das Dorf gehe oder durch un- sere stillen Föhrenwälder, über die braune Heide oder das dunkle Moor, dann bleibe ich wohl stehen: Könntest du doch' dieses eigen- artige Bild festhalten, könntest du doch malen! Zum Beispiel so eine sturmzerzauste Birke, die am tiefen Moor einsam trauert, und deren reines Weiß sich so wundervoll gegen das dunkle Wasser ab- hebt. Oder wenn der Sonnenschein um die schlanken roten Föhren- stämme spielt, oder wenn der Tag über der weiten Heide in wunder- baren Farbentönen verdämmert, was sind das manchmal für Bilder! Oder unsere alten gemütlichen Bauernhäuser aus Fachwerk mit den Pferdeköpfen auf den Giebeln und der weiten, dunklen Missentür, umgeben von Speicher und Backofen und Schafstall im heimeligen Schatten der sturmfesten Eichen — gibt es traulichere Heimstätten in der ganzen Welt als solche Lüneburger Heidegehöfte? Oder denke an die wortkargen, ernsten Menschen, die in unserem Lande wohnen, bei ihrer sauren Arbeit und ihren einfachen Freuden! Ich denke, die stillen, gefurchten Gesichter hätten der Menschheit noch manches zu sagen, was in den Steinhaufen eurer Städte sich nur noch selten findet: von stiller Sammlung der Seele, von einem Her-

8. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 276

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
276 beutet, so tritt im Frühling heran und sieh zu, welche Wirkung sie auf ihre Umgebung ausübt. Langsam schieben sich die Blattspitzen von der Mitte nach außen und drücken sich fest nach unten; die ersten legen sich, sobald sie aus der Erde gekommen sind, dem Boden unmittelbar an, die folgenden, etwas längeren, greifen über die erste Reihe hinüber und drücken nieder, was in ihren Bereich kommt. Die ganze Rosette schmiegt sich glatt wie ein Kuchen der Erde an, und so weit sie sich erstreckt, kann nichts anderes aufkommen; Gräser, Moose und andere kleine Gewächse, die den Platz mit ihr teilen möchten, müssen ersticken. So schafft die Primel sich da, wo sie steht, einen Raum, auf dem nichts Fremdes wachsen kann. Ihre zierliche Rosette ist ein Werkzeug zur Vergewaltigung der Kleinen, und mit diesem erreicht sie, daß die nächsten Nachbarn ihr nicht über den Kops wachsen können. Über ihr bleibt ein freier Raum; sie sichert sich ihren Anteil am Licht, ohne sich von der Erde zu erheben. Ähnliches gilt für zahlreiche andere Kräuter, die wie die Primeln ihre Blätter in grundständigen Rosetten ausbreiten; sie sind sämtlich kleine Tyrannen, die ihre Rechte durch Unterdrückung der nächsten Nachbarn wahren. Andere machen es anders. Eine Grundform entgegengesetzten Verhaltens ist der Spargel. Schmal und dünn, aber kräftig schießt er in Gestalt einer fast nackten Wurzelsprosse in die Höhe; er drängt sich durch. Harte Hindernisse, wie dicke Steine, weiß er zu umgehen, indem er sich krümmt; weiche nimmt er mit Sturm; durch ein Kohlblatt wächst er bekanntlich quer hindurch. So drückt er sich als dünner Streber in die Höhe, bis er über die gewöhn- lichen Kräuter hinausgelangt ist; dann aus einmal streckt er seine Arme aus; die Zweige breiten sich, und der Emporkömmling wiegt seine grünen Teile über den Köpfen der Nachbarn im freien Sonnenlicht. 3. Eine junge Eiche oder Tanne breitet ihre ersten Blättchen oder den Stern der ersten Nadeln ganz harmlos aus und muß sich im Ansang oft kümmerlich mit andern Kleinen in das Licht des Himmels teilen. Aber dafür hat sie auch mehr Zeit; sie muß nicht, wie der Spargel, in einem kurzen Sommer ihre Früchte zeitigen, sondern Jahr um Jahr wachsen ihre Kräfte, Jahr um Jahr ragt sie höher hinauf, und endlich trägt sie siegreich eine ganze Welt von Blättern der Sonne entgegen. Wo die Bäume einzeln stehen, da entwickeln sie sich nach allen Richtungen gleich- mäßig. Wo sie in dichten Mengen stehen, tritt Ast- und Laubentwicklung an der Seite zurück, und das Spitzenwachstum herrscht vor; denn da kommt kein Licht von der Seite, der Baum muß nach oben drängen, um seinen Blättern den Sonnenschein zu sichern. Es hat wohl schon jeder bemerkt, wie im geschlossenen Tannenwald die Seitenzweige absterben, während der Stamm an der Spitze seine volle Nadelmasse entwickelt; auch das ist eine Folge des Triebes zum Licht. Und wenn die Baumbestände

9. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 284

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
284 Fuß auf der Oberfläche der Erde wandelte, wurden die Schätze bereits versenkt, welche nun das Menschengeschlecht begierig aus dem Schoße der Erde wühlt. In jener Urzeit bildeten Schuppenbäume, die ihrer schuppigen Rinde den Namen verdanken, Farnkräuter und Schachtelhalme dichte Wälder. Am meisten waren wohl die Schuppenbäume vertreten, die bis 40 m hoch wurden. Aber auch die Farnkräuter und Schachtelhalme, die wir jetzt nur als niedrige, schwache Pflanzen kennen, waren in jener Zeit wahre Riesen. In den über den Kohlen lagernden Schichten findet man oft noch ihre Spuren in Form von aufrechtstehenden versteinerten Stämmen. Während unser Schachtelhalm noch nicht die Höhe und kaum mehr als die Dicke eines Weizenhalmes erreicht, hat man in dem Kohlensandsteine Stämme von vorweltlichen Schachtelhalmen gefunden, die fast haushoch und manns- dick gewesen sind. Zwischen den Stämmen der Bäume wuchsen aus moosigem Grunde zahllose Pflanzen anderer Art. So erhob sich aus sumpfigem Boden ein undurchdringlicher Wald. Aber noch ließ kein Vogel in ihm sein fröhliches Lied erschallen, und kein Säugetier wandelte zwischen den Stämmen dahin; denn diese Bewohner der Erde traten erst viele tau- send Jahre später auf die Schaubühne des Lebens. 5. Aber wie bildeten sich nun aus diesen Pflanzen die Steinkohlen? Den üppigen Wald, dessen Gedeihen durch feuchte Luft und große Wärme gefördert wurde, ereilte ein merkwürdiges Schicksal. Die abgestorbenen Blätter und Zweige bedeckten in dichten Schichten den Boden, alters- schwache Baumstämme sanken zur Erde. Ganze Pflanzengeschlechter ver- gingen, neue wuchsen empor. Pflanzenschicht häufte sich auf Pslanzen- schicht. Dann traten plötzlich Ereignisse ein, die den Wald veruichteten. Vielleicht brachen die Fluten des Ozeans über ihn herein und begruben mit den toten auch die lebenden Pflanzen. Sand- und Toumassen wur- den vom Wasser abgelagert und bildeten eine feste Decke über dem früheren Walde. Nun wurden die verschütteten Pflanzen zusammen- gepreßt und unter der Einwirkung des gewaltigen Druckes begann ihre Verkohlung. Sauerstoff, Stickstoff und Wasserstoff wurden größtenteils ausgeschieden, und der Kohlenstoff blieb zurück. Bei der Verkohlung hat außer dem Druck wahrscheinlich die Hitze eine Hauptrolle gespielt. Später traten dann wohl die Fluten zurück. Ein neuer, ebenso üppiger Wald wuchs an der Stelle des alten empor. Auch er lieferte im Lause der Jahrhunderte oder Jahrtausende ein gewaltiges Pslanzenpolster, das der Vermoderung preisgegeben war; und wie sein Vorgänger, so wurde auch er infolge gewaltiger Umwälzungen auf der Erdoberfläche verschüttet. Eine neue Kohlenschicht konnte sich bilden. Dieser Vorgang mag sich noch oft wiederholt haben, und so sind vielleicht die verschiedenen „Flöze" ent- standen, die wir in den Kohlengebieten übereinander gelagert finden. Nach E. A. Roßmäßler und A. W. Grube.

10. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 313

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
313 Laub. Wo aber auf Waldblößen die Sonne ihren Weg zum feuchten Boden findet, da umschmeichelt weiches Moospolster unsern Fuß, da wuchern Heidekraut und Heidelbeere. Gar köstlich ist's, die schwarze, saftige Frucht frisch vom Strauche zu naschen, nicht minder köstlich, im ver- lassenen Steinbruch oder auf sonniger Lichtung nach der roten, duftenden Himbeere zu suchen. Der Ruf des Eichelhähers schlägt an unser Ohr und das Gurren der wilden Taube. Hoch oben in den Lüsten zieht stolz und einsam der Habicht seine Kreise. Flüchtige Rehe springen in leichten Sätzen vor uns hin und verschwinden im Dickicht. Auf breiter Trist sperrt ein Wald von Farnkraut uns den Weg. Wohl zwei Meter und mehr ragt er empor und erinnert an die gewaltigen Farnwälder zur Ur- weltszeit. Daun nimmt ein lichter Eichenwald uns auf. In wunderlichen Windungen strecken die jahrhundertealten Stämme ihre knorrigen Äste von sich; wunderliche Figuren wirft die Sonne durch das lockere Laub- dach auf Moos und Gras und Heidelbeerkraut: ihre Strahlen wippen und tanzen zwischen den Zweigen; am Wegraude rankt die Brombeere in dichten Hecken, und verwachsene Wagenspuren^verraten einen breiten, ur- alten, längst verlassenen Verkehrsweg. Das ist der Wald, wie er in unsern deutschen Märchen lebt, wie ihn unsere Vorfahren kannten und liebten. 3. Nun führt uns der Pfad hinab in eines jener reizvollen, sriede- atmenden Wiesentäler, an denen der Solling so reich ist. Wir lagern uns am Waldrand, dem ein frischer Bergquell entspringt; wir sättigen unser Auge am saftigen Grün der sonneubestrahlten Waldwiese, hören über uns das Rauschen der Wipfel, neben uns das Plaudern des kühlen Waldborns und unter uns im Wiesengras das Summen der Jnsekten- welt. Geht dir da nicht dein Herz auf? Nun jubele und singe in den sonnigen Sommertag hinein, daß rings das Echo des Waldes erwacht! Auch Antwort von Menschenstimmen wird dir werden; denn es ist Heuernte; in den Wiesen wenden fleißige Frauen und Mädchen das krüuter- duftige Bergheu; sie sind fröhlich über das prächtige Heuwetter und ver- stehen sich heute schon zu einem lustigen Jauchzer. 4. Wir gelangen auf eine weite moorige Hochfläche; das ist das Quell- gebiet der Jlme, die im engen Waldtale zur fruchtbaren Einbecker Börde und zur Leine hinabrinnt. Zwischen Wald, Wiese und Wasser eingebettet liegt im lieblichen Grunde das Lakenhaus, eines jener alten, behaglichen Forsthäuser mit weißgetünchten Wänden und grünen Fensterladen, aus Sandstein des Sollings festgefügt und mit Solllnger Platten schwer, aber dicht und warm bedeckt. Aus der Mitte des Waldes steigt bläulicher Rauch auf. Dort schürt ein rußiger Köhler mit kräftiger Faust seinen Meiler. Horch! jetzt schallt
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