40 Zweiter Teil. Die Umgebung der Stadt. Die heimatliche Landschaft.
Schmetterlinge, bald hier, bald da einer Blüte einen kurzen Besuch ab-
stattend, um von dem süßen Blütenhonig zu naschen. Auch die Wiese
stellt eine Lebensgemeinschaft dar.
Näher und näher kommen wir dem dunklen Waldessaum, die Wiese
liegt hinter uns, ganze Wolken süßer Düfte kommen uns entgegen. Wir
stehen an einem Lupinenfeld, das ganz mit gelben Blüten übersät ist. Eine
andere Bodenart! Graugelber Saudboden lagert überall, wir nehmen
etwas in die Hand und überzeugen uns, daß er aus zahllosen glitzernden
Körnchen besteht. Er ist sehr locker und läßt (wie wir bei dem Kapitel Quell-
bildung S. 32 gesehen haben) das Wasser schnell durch. Selbst wenn es kurz
vorher geregnet hat, ist er darum schuell wieder trocken. Wieder eine andere
Pflanzen- und Tierwelt: Ginster, Immortellen, Abendlichtnelken, Pech-
nelken usw., von Tieren die fleißigen Ameisen und ihr größter Feind, der
Ameisenlöwe, dazu viele, viele Käfer und allerhand winziges Gewürm.
Endlich nimmt uns der Wald auf.
3. Der Wald. Hier ist's dämmerig und kühl, die Baumkronen lassen
nur spärlich das Sonnenlicht hindurch. Der Boden ist sandig, nur mit
einer dünnen Schicht abgestorbener Nadeln bedeckt: Nadelwald, Kiefern.
Also enthält der Boden wenig Feuchtigkeit. Wie recken und krümmen sich
die Wurzeln der Bäume am Boden entlang, wie oft stolpern wir darüber.
Sie fahnden nach dem bißchen Feuchtigkeit, das sich im Sandboden befindet.
Ganz andere Pflanzen bedecken den Boden. Sie alle lieben die schattige
Kühle, sind lichtempfindlich. Man zeige das den Kindern etwa am Sauerklee.
Dazu kommen die Pilze, die Blau-, Erd-, Himbeere, die Brombeersträucher,
die Farne und die Moose. Wild ist in der Nähe der Großstadt leider nur
selten zu erblicken. Dagegen hören wir den Gesang buntgefiederter Buchfinken,
das Hämmern des Buntspechts, den schweren Flügelschlag der Nebelkrähe
usw. Der Wald — eine Lebensgemeinschaft.
Das kreischende Geräusch einer Säge sührt uus an einen Platz, wo
unter Aufsicht des Försters Waldarbeiter Bäume fällen (vgl. Hirts An-
schanungsbild: Wald). Arme Frauen sammeln die trockenen Reiser, die
in großer Meuge auf dem Waldboden herumliegen, Kinder suchen eifrig
nach Erdbeeren und Blaubeeren. Wir lagern uns im Waldesschatten, holen
unsere mitgebrachten Eßvorräte hervor, und während wir unsern Hunger
stillen, erzählt der Lehrer, wie es einst vor Jahrhunderten im deutschen
Walde ausgesehen hat, wo noch Bär, Wolf, Lnchs und Auerochs die
Dickichte bevölkerten. Dann geht's unter fröhlichen Gesängen heimwärts.
4. Situationszeichnung. Im Schulhof treten die Schüler um den
Sandtisch herum; die vier Randleisten weisen die Namen der vier Haupthimmels-
gegenden auf. In einer Ecke wird unter tätiger Mithilfe der Schüler die Groß-
stadt durch Bauklötzchen angedeutet, der Ausgangspunkt der Wanderung durch eiu
kleines Fähnchen markiert. Unser Beobachtungsheft sagt uns, in welcher Richtung
die Chaussee verlief: zwei fem eingeritzte parallele Linien — Chaussee; abge-
brocheue Streichhölzer zu beiden Seiten in den Sand gesteckt — Chausseebaume.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
B. Berg und Tal, Terraindarstellung.
41
Engere parallele Linien — Landstraßen, die sich ======= Chaussee
zu beiden Seiten abzweigen.- einfache Linien = — Landstraße
Fußwege. Die Flächen der verschieden bestellten
Felder kommen durch farbige Sägespäne zum Suferoeg
Ausdruck. Feiner weißer Sand deutet das Sand- ------- Eisenbahn
seld vor dem Walde an, grünes Moos den Wald „ u „
selbst. _ » " 11 « » Wiese
Im Anschluß an die Vorarbeit am Sandtisch ^^ " H" H" n"
entwirft der Lehrer eine farbige Skizze der durch-
streiften Landschaft. Maßstab etwa 1 : 5000. " Sumpf
Er zeigt den Kindern, wie Chausseen, Landstraßen,
Fußwege, Eisenbahnlinien, wie Wiese, Sumpf,
Sandfeld sowie Wald (Nadelwald, Laubwald, ■ -
gemischter Wald) durch bestimmte kartographische Sandboden
Symbole wiedergegeben werden (Fig. 15). Die
schachbrettartige Anordnung der Felder und Wie- A A A A A
sen, auf die er die Kinder von einem erhöhten A A A A A Nadelwald
Punkte aus bereits aufmerksam gemacht hat, wird /V A A A A
auf solcher farbigen Karte ganz besonders klar
zum Ausdruck kommen. 3 ^ $-5 Laubwald
Unter Wiederholung der gewonnenen geo- T. ^
graphischen Grundbegriffe durchwandern die u -. . :
Schüler an der gezeichneten Karte noch einmal Gemischter
die Landschaft. Km Wald
15.
B. Berg und Tal. Terraindarstellung.
1. Hügel und Tan. Der Horizont. Ein Seitenweg nimmt uns auf.
Der Weg senkt sich; wir stehen am Rande einer Bodenerhebung. Solche
geringen Erhebungen über dem Boden heißen Hügel (Fig. 16). Der unterste
Teil des Hügels ist sein Fuß (c). Steil fällt er nach der einen Seite
(Himmelsrichtung?) ab, allmählich senkt er sich nach der andern. Wir suchen
den bequemeren Weg auf und steigen den Hügel hinauf. Die schräge Fläche,
aus der wir wandern, ist der Abhang (b) des Hügels. Achte auf die Vege-
tation! Dichter und höher stehen die Pflanzen am Fuß, dünner oben
(warum?). Am Fuß ist's feuchter. Zieht sich ein Getreidefeld den Hügel
hinauf, läßt sich das besonders schön beobachten. Furchen durchziehen den
Abhang, nach dem Fuße hin besonders tief und breit. Wie kräftig doch
das rasch fließende Regenwasfer den lockeren Boden abwärts verfrachtet
hat! Ein wahres Flußsystem hat sich da gebildet!
1 Entweder ist der Ausgangspunkt wieder eine Chaussee, die diesmal nach einer
andern Richtung führt, oder man nutze den heimatlichen Fluß aus und mache mit den
Schülern eine Dampferfahrt. Im letzten Falle hat man Gelegenheit, das Flußbild
außerhalb der Stadt lflache, sandige, aber auch steile Ufer, unregelmäßig gekrümmte
Uferlinien, mit Borsprüngen versehen — Anschwemmung, Abbröckelung) mit demjenigen
innerhalb der Stadt (hier geradlinig, ohne Vorsprünge, künstliche Steinmauern gegen
Abbröckelung) zu vergleichen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
68 Naturkunde.
Nutzen der Pflanzen.
Die Pflanzen haben einen sehr mannichfaltigen Nutzen.
Der größte Theil der Thiere erhalt von den Pflanzen sein
Futter. Uns Menschen dienen sie zu Speise und Trank,
Kleidung, Erwärmung und Wohnung, mancherlei Geräth-
schnften, Arzneien und' Vergnügungen. Keine Pflanze ist an
sich unnütz, keine ist bloß schädlich. Wenn wir gleich den
Nutzen aller, die uns unnütz scheinen, oder auf eine gewisse
Weise schädlich sind, jetzt noch nicht wissen: so wird er doch
künftig entdeckt werden. Manche der giftigsten Pflanzen sind
Heilmittel in vielen Krankheiten. — Einen allgemeinen und
wichtigen Nutzen der Pflanzen überhaupt hat man darin ent-
deckt, daß sie die Luft reinigen und verbessern, welches eine
von den Ursachen ist, warum das Wohnen auf dem Lande
gesunder ist. — Man kann alle Theile der Pflanzen gebrau-
chen: den Samen, die Fruchte, die Blätter, Stengel, die
Rinde, daö Mark und die Wurzeln. Man kann auch so-
wohl entwickelte und reife, als unreife Pflanzen, Schosse und
Knospen nützen. Man genießt manche.pflanzen-Früchte
entweder roh oder man bereitet sie auf vielerlei Art zu, und
macht sie auch dadurch geschickt, daß sie sich lange zum Ge-
brauche aufbewahren lassen.
Man kann die Pflanzen nach ihren äußern Gestalten
in folgenden fünf Abtheilungen übersehen:
1. Bäume.
Man theilt die Bäume in W a l d- und Gartenbau-
m e. Jene pflanzen sich in den Wäldern fort, diese aber wer-
den in den Gärten gezogen. — Die Forstbäume theilt man
in Nadel- und Laubholz ein. Die nützlichsten Nadel-
hölzer sind bei uns: die Tanne, die Fichte, die Kiefer, der
Lerchcnbaum, der Wachholder; unter den ausländischen Bäu-
men die Ceder vom Libanon. Unter der großen Menge der
Waldbäume, welche zum Laubholz gehören, sind die vorzüg-
lichsten : die Eiche, die Buche, die Birke, die Erle, die Ulme,
die Esche, der Ahorn, die Linde, die Pappel, die Espe, die
Weide, der Vogelbeerbaum. — Die Eiche ist der größte,
dickste tind dauerhafteste unter den inländischen Bäumen.
Sie wächst in allen Gegenden und fast in jedem Boden,
nur nicht auf hohen und kalten Gebirgen. Die daran wach-
91
7. per Wald.
99. Ein Stück Land, das mit allerlei Bäumen und Sträuchern
dicht bewachsen ist, nennt man Wald, auch wohl Forst. Ein
kleiner Wald heißt Gehölz oder Busch. Die Bäume, die in
einem Walde oder Gehölze wachsen, heißen Waldbäume.
Die Waldbäume sind entweder Laubhölzer oder Nadelhölzer.
Laubhölzer nennt man diejenigen Bäume, welche Blätter tra-
gen. Zu den Laubhölzern gehören die Eiche, Buche, Linde, Erle
Ulme, Birke, Aspe oder Espe, der Ahorn u. a. m.
Nadelhölzer heißen die Bäume, welche ganz schmale und spitzige
Blätter oder Nadeln haben. Die Tannen, Fichten, Kicsern und
Lerchenbäume sind Nadelhölzer.
Die Laubhölzer verlieren im Herbste ihre Blätter. Im Winter
stehen sie dann kahl da. Die Nadelhölzer behalten aber ihre Nadeln
und bleiben auch im Winter grün; nur die Lcrchenbäume werfen im
Herbste die Nadeln ab.
Sträucher, Moose und Schwämme wachsen ebenfalls im Walde.
Auch Hirsche, Rehe, Hasen und Füchse halten sich im Walde auf.
Diese Thiere nennt man wilde Thiere oder kurzweg: Wild. Vor-
zugsweise ist aber der Wald der Aufenthaltsort für eine große Menge
Vögel. Diejenigen Vögel, welche sich am liebsten im Walde auf-
halten, heißen Waldvögel. Der Specht, die Amsel, der Kuckuk, der
Gimpel, der Kreuzschnabel sind Waldvögel.
Zur Sommerzeit ist's im Walde schön. Der Schatten der Bäume
schützt uns gegen die brennende Sonnenhitze. Alles regt sich und
bewegt sich. Kühle Lüftchen wehen, Bäume rauschen, Blätter säu-
seln, Vögel singen, Spechte hacken, Eichhörnchen springen, Frösche
quaken, Bienen summen, Mücken tanzen, Käfer schwirren ■— unter,
neben und über uns ist alles voll Freude!
Und wer hat das alles so schön gemacht? —
D Gott, wie groß, wie gut bist du!
Wie schön ist deine Welt!
Hilf, daß ich dir zu Lieb' auch thu'.
Was dir, o Herr! gefällt.
92
8. Fand.
Zoo. Das Land ist nirgends einerlei, sondern höchst mannig-
faltig. Es ist bald bewachsen, bald kahl) bald eben, bald
uneben) an einigen Stellen ist cs hoch, an andern niedrig.
Das bewachsene Land heißt Feld oder Acker, wenn es frei
liegt und zum Anbau von Früchten benutzt wird; Wiese nennt
man es, wenn es Futtcrgräser, die man abmäht und trocknet, hervor-
bringt; Wald wird cs genannt, wenn es mit Nadel- oder Laubholz
bewachsen ist; Heide heißt es, wenn es zwar Gräser, aber meist für
Menschen und Thiere ungenießbare, erzeugt.
Das kahle oder unfruchtbare Land nennt man einen Mo-
rast, wenn der Boden sumpfig und ganz mit Wasser durchzogen
ist; Moor heißt es, wenn der Boden, welcher von Farbe gewöhn-
lich schwarz ist, so erweicht ist, daß man daraus einsinkt; Einöde
nennt man es, wenn es, des daraus befindlichen Gesteines und San-
des wegen, zum Anbaue gar nicht fähig ist.
Hat ein Landstrich weder merkliche Erhöhungen, noch Vertiefungen,
so nennt man ihn eben oder eine Ebene, auch flaches, plat-
tes Land. Liegt eine Ebene tief, so heißt sie Tiefebene; wird
sie dagegen von Gebirgen gebildet, so heißt sie H o ch eb ene oder
Hochland. Dem ebenen Lande ist entgegengesetzt das unebene.
Die Unebenheiten find doppelter Art, entweder Erhöhungen oder
Vertiefungen.
Wo das Land sich an einzelnen Stellen stark erhebt, da sind
Höhen, die man bald Hügel und Anhöhen, bald Berge
nennt. Ist nämlich eine Erhöhung nur wenig erhaben, so nennt
man sie Hügel oder Anhöhe, hebt sie sich höher, so heißt sie Berg.
Hängen solche Höhen zusammen, so nennt man sie Höhenzüge,
Gebirge oder Bergketten. — An den einzelnen Bergen unter-
scheidet man den Fuß, den Abhang und den Gipfel.
Zwischen Bergen finden sich Vertiefungen, die man Thäler
nennt, wenn sie von beträchtlicher Breite und Länge sind; Schluch-
ten werden sie genannt, wenn sie sehr eng und tief sind.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
116
den umkommen müssen, weil. dir sruchtsrelsenden, die ihnen zur
Nahrung angewiesen sind, nicht mehr vorhanden wären. — Was
schon durch einen einzigen Mißwachs für Noth entsteht, das haben
wir in dem Jahre 1847 erfahren. ®. Ludw. Jener.
35. Die Eiche.
j 13g. Der höchste, kräftigste und schönste Baum, den wir in
Deutschland kennen, ist die Eiche. Auf langen, starken, tiefeinge-
wachsenen Wurzeln erhebt stch ihr dicker, mit einer rauhen Rinde
versehener Stamm, welcher oft 60 — 80 Fuß hoch wird. Am oberen
Ende des Stammes strecken mannsdicke Aeste ihre Arme aus und
tragen Zweige, Blätter, Blüthen und Früchte. Der beträchtliche Um-
fang ihrer herrlichen Krone, das dunkle Grün ihrer zackigen Blätter
ergötzt das Auge der Menschen; der kühlende Schatten ihrer dichten
Belaubung erquickt den müden Wandrer; das dumpfe Tosen
und Rauschen des Sturmes in ihren Zweigen erfüllt die Seele
mit Grausen. Ein Sinnbild der Kraft, der Stärke, der Ausdauer
steht er da und trotzt Jahrhunderte lang den Wettern und Stürmen
der Zeit. Unsern Vorfahren, den alten Deutschen, war er ein hei-
liger Baum. Er liefert uns ein festes, dauerhaftes Bauholz zu
Häusern, Schiffen, Eisenbahnen re. Der Tischler verfertigt aus sei-
nem Holze schöne und starke Möbel. Die Früchte, welche Eicheln
genannt werden, sind für die Schweine ein treffliches Nahrungsmittel.
Die getrocknete Rinde wird zerstampft, heißt alsdann Lohe und wird
vom Gerber benutzt. Aus: Leftbuch für Mittelkl. von einem Lehrcrvercinc.
36. Die Tanne. (Anrede an diese.)
13^. Vor dir, du gewaltige Riesin! muß selbst die majestätische
Eiche stch beinahe demüthigen, denn du erreichst eine Höhe von 100
Fuß und darüber. Darum geht man auch mit dir weit besser um,
als mit der Eiche; man haut dich nicht in Stücken, sondern nimmt
dir nur deine Aeste, damit du glatt und schlank da stehen mögest als
ein ungeheurer Mastbaum, der den wildesten Stürmen Widerstand
leistet, und die gewaltigen Segel trägt. Aber wenn du gleich viel
höher steigst, als die Eiche, und überhaupt ein hochmüthiger Baum
bist, daher du dich gern auf Bergen ansiedelst, so darfst du dich doch
neben der Eiche nicht sonderlich brüsten, denn es fehlt dir das Beste,
nämlich das Laub, das herrliche, grüne und schattenreiche Laub, welches
uns im Frühling so wohl gefällt, und den ganzen Wald aufs fest--
lichste schmückt; du gehörst zu dem dürren und düstern Nadelholz,
und lebst mit allen Menschen in Feindschaft, denn du stichst jede
Hand, die stch dir nähert.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
f
13
und Auslader Fässer, Ballen und Kisten einzu-
laden bemüht sind, um sie in andere Lander zu
führen. Zu Wasser ist dre Fracht nicht so hoch
als zu Lande, doch müssen die Güter einen Was-
serzoll entrichten. Die Gebürge an dem gegen-
über liegenden Ufer sind sehr steil, wo aber keine
Felsen sind, da ist das Ufer flach, sandig, mit Ge-
büsch, Bäumen oder Schilf bewachsen. Die
Ufer der Graben, worinn Wasser fließt, sind
meistentheils eben und flach.
Das V 0 g e l n e st,
dieses schöne Nest ist auf einem hohem Baum
gebauet, worinn das Weibchen ihre Eier ausge-
brütet hat, und die Jungen füttert. Das Mann-
chen fliegt ab und zu, und bringt Futter herbei.
Einige Vögel bauen ihre Nester auf hohe
Baume, oder auf Haußer, wie z. B. der Storch,
andere bauen in niedrige Hecken, ins Gras, wie
die Grasmücke, ins Getreide, wie die Lerche.
Die Indianischen Vogelnester sind noch weit zier-
licher gebauet. Das Nest des Kolibri in Nord-
amerika wird theuer bezalt und in Cabinetten auf-
bewahrt.
Die
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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15
wo er mordet, was er findet. Er saugt dem Fe-
dervieh das Blut aus und tragt einen Theil davon
in seine Höhle.
i .
Die Zigeuner,
sind als faule und böse Menschen bekannt, sie
ziehen als Bettler umher, halten sich in Wäldern
oder abgelegenen Hütten auf, sie befördern durch
ihr Wahrsagen aus der Hand Aberglauben, und
verbittern manchen schwachen und leichtgläubigen
Landmann, durch traurige Prophezeiungen die
Lebenstage für die Zukunft; diesen Landstreichern
glaubet nichts und dultet sie nicht in eurem Orte.
V
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
64
sind freilich dabei manchem unfreiwilligen Bade unterworfen. Der Strand
ist, abgesehen von einem schmalen Sandstreifen, mit dichtem Buschwerk be-
wachsen, durch welches man nur auf mannsbreiten Negerpfaden zu dringen
vermag. Jenseits dieses Dickichts befindet sich eine mit Schilf, Gras, Pal-
men und riesenhaften, 4 m dicken Affenbrotbäumen bewachsene Niederung,
die sich in der Regenzeit mit Wasser füllt. In der Mitte liegt ein See,
umgeben von einem Kranze von Anhöhen. Die Einwohner von Togoland
stehen noch auf einer tiefen Kulturstufe, sind aber bildungsfähig. Sie wohnen
in Dörfern, die inmitten wohlgepflegter Pflanzungen liegen. Die Gewässer
wimmeln von Fischen, deren Fang die Eingeborenen eifrig betreiben. Jedes
Dorf sperrt dabei seinen Anteil durch Zäune im Wasser ab. Die im Togo-
lande sich aufhaltenden Weißen sind Deutsche. Sie wohnen am Strande
in Faktoreien oder Handelsniederlassungen und kaufen den Wilden Palmöl ab.
Im innersten Winkel des Golfes von Guinea liegt das gleichfalls
1884 deutsch gewordene Kamerun, dessen Küste ungefähr so lang ist wie
die Deutschlands an der Nordsee. Die einzelnen Teile dieses Gebietes
sind sehr verschieden. Im Nordwesten finden wir das vulkanische, mit
üppigem Urwalde und wilden Kaffeesträuchern bewachsene Kamerungebirge,
das mit dem Götterberge sich fast bis zur Höhe des Montblanc erhebt.
Südöstlich davon breitet sich zwischen sumpfigen, mit Mangrovegebüsch be-
wachsenen Inseln ein Gewirr von Wasserläufen aus, das von vier großen
Flüssen gebildet wird. Hier liegen auf dem 15 m hohen Ufer des Kamerun-
flusses die zahlreichen Ortschaften der Duallaneger, von denen Deutsche
Palmöl, Palmkerne, Kautschuk und Elfenbein eintauschen. Diese Erzeug-
nisse kommen aus dem Hinterlande von Kamerun, das noch sehr wenig be-
kannt ist; denn die Negerkönige suchen das Vordringen der Weißen zu ver-
hindern, um den Handel in der Hand zu behalten. Die Flüsse sind leider
von der Mündung aus nur eine kurze Strecke schiffbar, weil, wie überall
in Afrika, sehr bald Wasserfälle auftreten. In der Wildnis des Urwaldes,
der nur auf schmalen Negerpfaden zu durchdringen ist, hausen noch zahl-
reiche Elefantenherden.
Die Duallaneger sind friedlich gesinnt; aber sie arbeiten nicht gern
und treiben am liebsten Handel. Die Deutschen legen auf dem fruchtbaren
Boden Kakao-, Kaffee- und Tabakpflanzungen an und wollen nach und nach
die Neger zur Arbeit erziehen. Die deutsche Regierung hat auch in
Kamerun schon eine Schule eingerichtet, in welcher die Negerknaben von
zwei deutschen Lehrern unterrichtet werden. Zur Auswanderung eignet sich
jedoch dieses Land des ungesunden Klimas wegen nicht. Die Deutschen können
in der Sonnenglut der heißen Zone nicht lange im Freien arbeiten, bekommen
leicht das Malariafieber und werden allzusehr von den Moskitos geplagt.
Eine Fahrt von 3500 km südwärts bringt uns nach Angra Pequena,
welches 1883 von dem Bremer Kaufmann Lüderitz erworben wurde. Dazu
kamen später noch die umliegenden Gebiete, so daß dort unser Besitz jetzt
fast so groß wie das Deutsche Reich ist. Angra Pequena hat einen
vortrefflichen Hafen, weist aber außer der Faktorei keine Ansiedlung auf.
Das Land ist am Strande öde, erst im Innern findet man hin und wieder
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
75
unterseeischen Strömungen bewegt, nnstät und rastlos umher und bewirken
dadurch ein Farben- und Lichterspiel, welches ihre eigentümlichen Schichtungs-
Verhältnisse, wie die schauerliche Schönheit ihrer Formen nur anffall'ender
hervorhebt. Oft werden diese Felsen einer auf den andern getrieben,
bis diese Eissäule eine Entsetzen erregende Höhe erreicht und unter ihrer
eigenen Wucht zusammenbricht, oder sie stoßen aufeinander und zertrümmern
sich gegenseitig. Wunderbar sind die Luftspiegelungen in dieser einsamen
Seeregion. Sie treten am häufigsten am Mittage ein und zeigen dem
Beobachter Fahrzeuge, die eine halbe Meile weit von ihm entfernt liegen,
ganz in der Luft schwebend oder gar in umgekehrter Stellung, die Spitzen
der Masten nach unten und den Kiel nach oben gewendet. Der felsige
Boden des nördlichen Festlandes, dem nur eine Wärme von 3° E.
wochenlang zuteil wird, während in der übrigen Jahreszeit eine Kälte
bis zu 3z0 R. ihn erstarrt, erzeugt nur Moose und Flechten außer
einigen krüppelhaften Sträuchern.
Im Süden gedeihen noch die Birken, sowie Roggen, Gerste und
Kartoffeln. Dort lebt der Grönländer in seiner Erdhütte, und das Renntier
bildet seinen einzigen Reichtum. Der Robbenfang und die Jagd aus Eis-
bären nebst dein Fischfänge sind die Beschäftigungen der Bewohner. Im
nördlichen Sibirien wird der Zobel gejagt, dessen Fell sehr geschätzt ifl.
Unter der ungeheuren Menge von Seevögeln ist besonders die Eidergans
zu nennen, die ihr Nest an die steilsten Klippen hängt, wohin die Jäger
nur mit Lebensgefahr klettern, um das wertvolle Gefieder dieser Vögel zu
erhalten. Der Hund ist auch hier noch der treue Gefährte des Menschen,
der den Eskimo im wohlbespannten Schlitten über die Schneefläche hinzieht.
Mächtige Walfische, begleitet von unzähligen Heringen, Schwert- und Säge-
fische, Meerfischottern und Seelöwen beleben die eisigen Fluten, und manches
Schiff aus anderen Zonen erscheint hier zum Fange dieser Tiere. Ohne
Zweifel aber birgt das Meer noch ungesehene Bewohner in seiner Tiefe,
die des ewigen Eises wegen stets verborgen bleiben werden. Biernatzki.
1. Schon entgegen ruft mir helle meiner Heimat Glockengruß;
an des Vaterlandes Schwelle schütt!' ich froh den Staub vom Fuß.
Gottes reiche Welt durchschritten hab' ich frisch in Jugendhast,
und in manches Volkes Mitte saß, ein Fremdling, ich zu Gast.
2. Hoch im Nordland, wo die Fichte rauschend ihren Wipfel wiegt,
wo verklärt vom Mondenscheine die beschneite Heide liegt,
traf ich Männer ernster Weise, traumhaft stillen Sinnes voll,
in der Seele tiefstem Kreise helle Scherkraft entquoll.
3. Wo im Süden aus dem Laube golden die Orange glüht,
wo die heißdurchsonnte Traube aus dem Lavaboden sprießt,
sah ich heitre Völkchen scherzen, und wie Lacrimä Christi st
quoll aus gluterfülltem Herzen süßer Wein der Poesie.
st Ein am Vejuv wachsender Wein, Thränen Christi genannt.
54. Eins nur traf ich aller Orten.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]