Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
96
Bilder aus dem Spreelande.
scttigfeitstrief), jeden einzelnen Stamm zu einer Art
Familienhaus. Oft fünfzig Nester in einem Baum.
Überall huscht es heraus und hinein, pickt und kreischt,
und im Vorübergehen grüßen wir ein paar alte Spechte,
die aus den Löchern hervorlugen, neugierig zu erfahren,
ob Freund oder Feind im Anzüge sei.
So erreichen wir nach kurzem Gange die Westkuppe,
ein kahles, kreisrundes Platean, das wie eine Warte ins
Land hinaus sieht. In der Mitte liegen verkohlte Scheite
von einem Feuer, das erst gestern gebrannt zu haben
scheint; sonst alles Sand und dicht am Abhange eine
einzige Distel. Die Tannen und Fichten, die eben noch
als dichtes Gebüsch zu beiden Seiten des Weges standen,
den wir passierten hier haben sie sich an den Abhang
des Berges nach unten zu zurückgezogen und ragen nur
mit ihren Gipseln noch handhoch über das Platean hin
weg. Wie ein Riesenkranz von dunkeln Nadeln bewegt
üch's um uns her; nur eine einzige Fichte, ein schlanker
hellroter Stamm, der stolz wie eine Pinie dasteht, ragt
wie ein Flaggenstock hoch auf und streckt seine grüne
Krone wie ein Wahrzeichen weit ins Land hinein.
Wir lehnen uns an den schlanken Stamm des schönen
Baumes und blicken nach Westen zu in die Bilder moder-
nen Lebens und lachender Gegenwart hinein. Die Sand
und Sumpfwüste früherer Jahrhunderte wurde hier
längst zu einem Park- und Gartenlande umgeschaffen,
und Dörfer und Städte, überall eingestreut in die Land-
schast, wachsen heiter mit ihren roten Dächern und Gie-
veln ans allen Schattierungen des Grüus hervor. Die
Türme der Hauptstadt leuchten im Schein der nnter
gehenden Sonne; die grangelbe Wand des Köpenicker
Schlosses schimmert zwischen den Pappeln hervor; Fabrik-
schornsteine begleiten den Lauf des Flusses, und hoch über
den weißen Segeln der Kähne, die geräuschlos ström-
abwärts ziehen, steht bewegungslos die schwarze Wolke
der Schlote und Essen. Leben üerall; kein Fnß breit
Landes, der nicht die Pflege der Menschenhand verriete.
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Die Landschaft in Italien. 1;)<
Gewächse zeichneten sich durch Kleinblätterigkeit, Aroma
und einen gewissen Glanz aus; aber dieser Glauz ist ein
düsterer, dunkler, fast metallischer. Durchgängig erscheint
das Grün in Italien nicht lachend, sondern schwärzlich,
-als ein Blaugrün, wovon der Grund offenbar in dem
reichern, durch die Kraft der Sonne in der Pflanze ent-
wickelten Chlorophyll liegt. Am meisten charakteristisch
für die südliche Landschaft ist das Laub der Olive, das in
bleichen, silbergrauen Tinten, wie Asche oder Nebel weit
und breit im Tale und an den Bergen ausgestreut liegt,
dem Laube unserer Weide zu vergleichen und doch him-
melweit von ihm unterschieden.
Im allgemeinen trägt das Land im Süden — und
dies ist, was den Nordländer ansangs am meisten ver-
wirrt — ein einförmiges, gleichartiges, ernstes Kolorit.
Tie Natnr malt hier monochromatisch und zwar mit
bräunlich-gelbem Grundton: Himmel und Erde, Pflanzen
und Berge, Vorder- und Hintergrund, alles wird wie
bei pompejanischen Bildern von der einen traurig stillen,
tief gesättigten Felsenfarbe beherrscht. Die Vegetation,
von dnnklem, blauem Ansehen, schließt sich an die rot-
braun brennenden Bergwände an, als gehörte sie zu
ihnen; die staubig gelbe Ebene trägt die rotfarbenen
Halme der reifenden Feldfrucht; zwischen den bleigrauen
Oliven liegen warme, braune Erdflecke offen; weißliche
Steinpfade schlängeln sich zwischen blaugrünen Kaktus-
hecken, auf denen dicker Kalkstaub ruht; in rötlichem
Goldton glänzen die Säulen, die Travertinblöcke, die
Backsteinmauern der Ruinen; Städte, Schlösser und
Wallfahrtskapellen gleichen in Farbe und Ansehen ganz
dem hohen Fels, aus dem sie hervorgewachsen scheinen;
nichts hebt sich selbständig hervor, alles, selbst der Azur
.des Himmels und des Meeres, die Abendröte, das Land-
haus, der Baum, das Gemäuer, so fein und individuell
auch sonst die Lokalfarbe sein mag, ordnet sich der strengen
Harmonie unter, dem Sonnenton, in dessen Stimmung
alles versenkt ist. So weit das Auge reicht, ist alles tot.
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166
Die Llanos des Orinoko.
der Blick im Süden auf Steppen, die, scheinbar ansteigend^
in schwindender Ferne den Horizont begrenzen.
Aus der üppigen Fülle des organischen Lebens tritt
der Wanderer betroffen an den öden Rand einer bäum-
losen, pflanzenarmen Wüste. Kein Hügel, keine Klippe
erhebt sich inselförmig in dem unermeßlichen Räume.
Nur hier und dort liegen gebrochene Flözschichten von
zweihundert Quadratmeilen Oberfläche bemerkbar höher
als die angrenzenden Teile. Bänke nennen die Einge-
borenen diese Erscheinung, gleichsam ahnungsvoll durch
die Sprache den alten Znstand der Dinge bezeichnend,
da jene Erhöhungen Untiefen, die Steppen selbst aber
der Boden eines großen Mittelmeeres waren.
Noch gegenwärtig ruft oft nächtliche Täuschung diese
Bilder der Vorzeit zurück. Wenn in raschem Aufsteigen
und Niedersinken die leitenden Gestirne den Sanm der
Ebene erleuchten; oder wenn sie zitternd ihr Bild ver-
doppeln in der untern Schicht der wogenden Dünste:
?lanbt man den küstenlosen Ozean vor sich zu sehen. Wie
dieser erfüllt die Steppe das Gemüt mit dem Gefiihl der
Unendlichkeit und dnrch dies Gefühl, wie den sinnlichen
Eindrücken des Raumes sich entwindend, mit geistigen
Anregungen höherer Ordnung. Aber freundlich zugleich
ist der Anblick des klaren Meeresspiegels, in welchem die
leichtbewegliche, sanft aufschäumende Welle sich kräuselt:
tot und starr liegt die Steppe hingestreckt wie die nackte.
Felsrinde eines verödeten Planeten. . . .
Von der Küstenkette von Caracas erstreckt sich die
Steppe bis m den Wäldern der Guyana, von den Schnee-
bergen von Merida, an deren Abhange der Natrnmsee
Urao ein Gegenstand des religiösen Aberglaubens der
Eingeborenen ist, bis zu dem großen Delta, welches der
Orinoko an seiner Mündung bildet. Südwestlich zieht
sie sich gleich einem Meeresarme jenseits der Ufer des
Meta und des Vichada bis zu den unbefuchteu Quellen
des Guaviare und bis zu dem einsamen Gebirgsstock
hin, welchen spanische Kriegsvölker im Spiel ihrer reg-
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Die Llanos des Orinoko. 1"'
famen Phantasie den Paramo de la Suma Paz, gleich-
sam den schönen Titz des ewigen Friedens nannten.
Diese Steppe nimmt einen Raum von 16 000
Ouadratmeilen ein. Aus geographischer Unkunde hat
man sie ost in gleicher Breite als ununterbrochen bis an
die Magellanische Meerenge sortlaufend geschildert: nicht
eingedenk der waldigen Ebene des Amazonenslusses,
welche gegen Norden und Süden von den Grassteppen
des Apure und des La Platastromes begrenzt wird. Die
Andeskette von Cochabamba und die brasilianische Berg-
gruppe senden zwischen der Provinz Chiquitos und der
Landenge von Villabella einzelne Bergjoche sich entgegen.
Eine schmale Ebene vereinigt die Hyläa des Amazonen-
slnsses mit den Pampas von Buenos Aires. Letztere
übertreffen die Llanos von Venezuela dreimal an Flächen-
inhalt. Ja, ihre Ausdehnung ist so wundervoll groß,
daß sie ans der nördlichen Seite durch Palmengebüsche
begrenzt und auf der südlichen fast mit ewigem Eise
bedeckt sind.
Gleich den: größten Teile der Wüste Sahara liegen
die Llanos oder die nördlichste Ebene von Südamerika
in dem heißen Erdgürtel. Dennoch erscheinen sie in jeder
Halste des Jahres unter einer verschiedenen Gestalt:
bald verödet, wie das lybische Saudmeer' bald als eine
Grasflur, wie so viele Steppen von Mittelasien.
Ist auch die südamerikanische Steppe mit einer
dünnen Rinde fruchtbarer Erde bedeckt, wird sie auch
periodisch durch Regengüsse getränkt und dann mit üppig
aufschießendem Grase geschmückt, so hat sie doch die an-
grenzenden Völkerstämme nicht reizen können, die schönen
Bergtäler von Caracas, das Meeresufer und die Fluß-
weit des Orinoko zu verlassen, um sich in dieser baum-
und quellenleeren Einöde zu verlieren. Daher ward die
Steppe bei der Ankunft europäischer und afrikanischer
Ansiedler fast menschenleer gefunden. . . .
Seit der Entdeckung des Neuen Kontinents sind die
Ebenen (Llanos) dem Menschen bewohnbar geworden.
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168
Die Llanos des Orinoko.
Um den Verkehr zwischen der Küste und der Guyana
(dein Orinokolande) zu erleichtern, sind hier und da
Städte au deu Steppenflüssen erbaut. Überall hat Vieh-
zncht in dein unermeßlichen Räume begonnen. Tage-
reisen voneinander entfernt liegen einzelne, mit Rinds-
felleu gedeckte, ans Schilf und Riemen geflochtene Hütten.
Zahllose Scharen verwilderter Stiere, Pferde und Maul-
esel (man schätzte sie zur friedlichen Zeit meiner Reise
noch ans anderthalb Millionen Köpfe) schwärmen in der
Steppe umher. Die ungeheure Vermehrung dieser Tiere
der alten Welt ist um so bewunderungswürdiger, je
mannigfaltiger die Gefahren sind, mit denen sie in diesen
Erdstrichen zu kämpfen haben.
Wenn unter dem senkrechten Strahl der nie bewölkten
Sonne die verkohlte Grasdecke in Staub zerfallen ist.
klasft der erhärtete Boden ans, als wäre er von mächtigen
Erdstößen erschüttert. Berühren ihn dann entgegen
gesetzte Luftströme, deren Streit sich in kreisender Bc-
wegnng ausgleicht, so gewährt die Ebene einen seltsamen
Anblick. Als trichterförmige Wolken, die mit ihren
Spitzen an der Erde hingleiten, steigt der Sand dampf
artig durch die luftdünne, elektrisch geladene Mitte des
Wirbels empor: gleich den rauschenden Wasserhosen, die
der erfahrene Schiffer fürchtet. Ein trübes, fast stroh-
farbiges Halblicht wirft die nun scheinbar niedrige Hini
melsdecke auf die verödete Flur. Der Horizont tritt
plötzlich näher. Er verengt die Steppe, wie das Geiniit
des Wanderers. Die heiße, staubige Erde, welche im
nebelartig verschleierten Dunstkreise schwebt, vermehrt die
erstickende Luftwärme. Statt Kühlung führt der Ostwind
neue Glut berbei, wenn er über den langerhitzten Boden
binweht.
Auch verschwinden allmählich die Lachen, welche die
gelb gebleichte Fächerpalme vor der Verdunstung schützte.
Wie im eisigen Norden die Tiere durch Kälte erstarren,
so schlummert hier unbeweglich das Krokodil und die
Boaschlange tief vergraben in trockenem Letten. Überall
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19- Vom Kassai bis Mukenge.
Nachdem auch die mit Galerienwald und Palmengruppen
garnierten Bachläufe überschritten waren, trafen wir
nach sechseinhalbstiindigem Marsche glücklich in Tschim-
bundn wieder ein. Es war sehr zu bedauern, daß unser
Besuch an den schönen Fällen nur kurz und sliichtig sein
konnte. Der interessante Punkt bot so viel Neues und
Absonderliches, die Gesteinsmassen gaben so reichen
geologischen Stoff, und die Landschaft entfaltete von
jedem andern Standpunkte aus so mannigfaltige Bilder,
daß mehrere Tage notwendig gewesen sein würden, um
alles zu verwerten und in sich aufzunehmen. Auch lag
gleich stromunterhalb noch ein kleinerer, nach der Beschrei-
bung ebenfalls schöner Wasserfall, der unberührt bleiben
mußte, da es nicht ratsam war, lange von unsern Trägern
und Lasten fernzubleiben.
Der Marsch führte uns weiter nach Osten. Das
Terrain gestaltete sich durch die große Zahl der in den
tiefen Felsspalten rieselnden Fluß- und Bachläufe zu
einem Berglande mit den wechselvollsten Formationen.
Die Wasserlinien werden von Galeriewaldungen be-
gleitet. Auf den Erhebungen steht in lichtem Bestand
Baumsavanne; nur hier und da unterbrechen dichte
Gruppen von Ölpalmen dieses Bild und verleihen der
Landschaft dann jenen eigenartigen Reiz, den diese Herr-
lichen Pflanzen überall, wo sie auftreten, hervorrufen.
Gewöhnlich liegen im Schatten dieser Palmenhaine die
Hütten der Eingeborenen, deren Bauart mit der Form
eines Bienenkorbes passend verglichen werden kann. Tie
Bedeckung besteht aus dachziegelförmig aufeinander ge-
legten Blättern, während die Wandungen aus Baum-
rinde bestehen. Die Hütte hat bei V/2 ui Höhe etwa
2 111 Durchmesser und besteht aus nur einem Raum.
Der Übergang über den Luanza macht große Schwie-
rigkeiten. Infolge der Regenzeit hat sich hier sein Tal
in einen ausgedehnten Sumpf verwandelt, so daß Men-
schen und Tiere bei jedem Schritte knietief einsinken.
Die den Fluß selbst einnehmenden dichten Galeriewal-
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170 Die Llanos des Orinoko.
den schwarzen Raum im Sternbild des südlichen Kreuzes.
Der sanfte phosphorartige Schimmer der magellanifchen
Wolken verlischt. Selbst die scheitelrechten Gestirne des
Adlers und des Schlangenträgers leuchten niit zittern-
dem, minder planetarischem Lichte. Wie ein entlegenes
Gebirge erscheint einzelnes Gewölk im Süden, senkrecht
aufsteigend am Horizonte. Nebelartig breiten allmählich
die vermehrten Dünste sich über den Zenith aus.
Deu belebenden Regen verkündigt der ferne Donner.
Kaum ist die Oberfläche der Erde benetzt, so überzieht
sich die duftende Steppe mit Kyllingien, mit vielrispigem
Paspalum und maunigfaltigen Gräsern. Vom Lichte
gereizt, eutfalten krautartige Mimosen ihre gesenkt
schlummernden Blätter und begrüßen die aufgehende
Sonne wie der Frühgesang der Vögel und die sich öffnen-
den Blüten der Wasserpflanzen. Pferde und Rinder
weiden nun in frohem Genüsse des Lebens. Das hoch-
aufschießende Gras birgt deu schöngefleckten Jaguar. Im
sichern Versteck auflauernd und die Weite des eigenen
Sprunges vorsichtig messend, erhascht er die vorüber-
ziehenden Tiere, katzenartig wie der asiatische Tiger.
Bisweilen sieht man (so erzählen die Eingeborenen)
an den Usern der Sümpfe den befeuchteten Letten sich
langsam und schollenweise erheben. Mit heftigem Getös.'
wie beim Ausbruche kleiner Schlammvulkane wird die
aufgewühlte Erde hoch in die Luft geschleudert. Wer des
Aublicks kundig ist, flieht die Erscheinung; denn eine
riesenhafte Wasserschlange oder ein gepanzertes Krokodil
steigen aus der Gruft hervor, durch den ersten Regenguß
aus dem Scheintode erweckt.
Schwellen nun allmählich die Flüsse, welche die Ebene
südlich begrenzen: der Aranca, der Apure und der
Payara, so zwingt die Natur dieselben Tiere, welche in
der ersten Jahreshälfte auf dem wasserleeren, staubigen
Boden vor Durst verschmachteten, als Amphibien zu
leben. Ein Teil der Steppe erscheint nun wie ein nner-
meßliches Binnenwasser. Tie Mutterpferde ziehen sich
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Vom Kassai bis Mukenge.
Palmen beschattet wird. Tambo selbst ist an einer regel-
mäßigen Palmenallee angelegt, die von 50 zu 50 in
kreisförmig erweitert ist, um hier Hütten und Wohn-
räume auszunehmen. Im Zentrum dieser Kreise sieht
man des Abends die Eingeborenen um ein Feuer ge-
schart, wo sie gemütlich plaudernd ihren Hanf rauchen.
Nicht nnnder schön sind drei nördlich von Tambo ange-
baute Ortschaften, von denen aus die Täler des Kalambei
und des Dischibi ein hübsches Panorama abgeben. An
letzterem entlang ziehen sich ausgedehnte Maniokfelder,
und jenseits derselben sieht man die düstern Umrisse des
Urwaldes.
Das Wesen des Baluba ändert sich von hier ab, die
Hütten von Tambo sind geräumig und in anderer Art
hergestellt wie die der bisher berührten Ortschaften. Wir
finden hier die Hausform. Die Bevölkerung hat nicht
mehr den scheuen Charakter, der uns noch vor wenigen
Tagen so unangenehm aufgefallen war.
Der nächste Marsch führte über hügeliges, mit
mehreren kleinern Urwaldparzellen und Baumfavanne
bedecktes Gelände nach dem Dorfe Mukelle. Nur der
Tfchikamakama und sein Schwesterbach, der Kange, durch-
schneiden mit feuchten Niederungen unfern Pfad. Auch
der folgende Tag brachte uns dasselbe landschaftliche
Bild, nur die Zahl der Wasseradern ward größer. Der
Aufenthalt, den sie und einzelne Urwaldungen bereiteten,
war doch fo erheblich, daß wir erst spät am Tage einen
Platz erreichten, wo wir trotz seiner ungünstigen Lage
unser Lager aufschlagen mußten. Wasser und Ortschaften
waren weit entfernt. Die Leute machten keine ver-
gnügten Gesichter, doch der kommende Tag entschädigte
sie durch einen kurzen Marsch und die günstige Lage des
neuen Rastplatzes. Vom Lager aus konnten wir das
schöne Tal des Luengo von der Quelle bis zur Eiumün-
dnng des Kaminango verfolgen. Die Savanne war mit
Baumgruppen angefüllt. Im Osten lag ein größerer
Urwald, im Norden zwischen kleinern Urwaldstrecken
13*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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250
Erläuterungen.
und Nordamerika, deren Beobachtungen er in zahlreichen Schriften
niedergelegt hat. In seinem Werke: „Tie geographische Lage der
Hauptstädte Europas" legt er den Einfluß der Natur der Ortlich-
keit aus die Entwicklung der menschlichen Siedlungen an den kon-
kreten Beispielen der Hauptstädte Europas in feinsinniger Weise dar.
K r e i d e f o r m a t i o n, eine Meeresbildung, hat als Hauptbestand-
teile Sandstein- und Kalkablagerungen. Zu erster» gehört der leicht
verwitternde Quadersandstein, dessen Name von den Quadern
herrührt, die durch die senkrechte Zerklüftung der wagerechten
Gesteinsschichten entstehen. In den obern Schichten dieser For-
mation kommt die weiße Schreibkreide in weiter Verbreitung vor.
Kulni (Kolm) dient im md. Sprachgebiet häusig zur Bezeichnung
einer Bergkuppe; bezeichnet auch die höchste Erhebung eines Berg-
stockes (Rigi-Kulm).
L a t e r i t (= Ziegelgestein) ist eine Bodenart von toniger Be-
schafsenheit und ziegelroter Farbe, entstanden aus Verwitterungen
an der Oberfläche archäischer Felsmassen. In den Tropen weit
verbreitet und meist sehr fruchtbar.
Lianen nennen wir die verschiedenartigsten Schlingpflanzen mit
holzigem Stengel. Massenhaft treten sie im tropischen Urwalde
auf, den sie mit ihren gewundenen, mannigfaltig verschlungenen,
seilartigen Stämmen fast undurchdringlich machen.
Lienhard Fritz, geb. 4. Oktober 1865 zu Rothbach i. Elf., Dichter
und Schriftsteller, Vertreter der fog. Heimatkunst; ein frisches,
ursprüngliches Talent, kraftvoll und gemütstief zugleich. Das Beste
sind seine lyrischen Gedichte, doch auch als Dramendichter und
Essayist geschätzt.
L i v i n g st o n e David, geb. 19. März 1813 zu Blantyre bei Glas-
gow, gest. 4. Mai 1873 zu Tschitambo am Südufer des Bangweolo-
sees in Afrika. Erforschte in Südafrika u. a. das Sambesigebiet
und die Länder westlich der großen Seen im Quellgebiet des
Kongo. Einer der größten Afrikaforscher, der, was Länge
der zurückgelegten Wege (5009 km) und Größe des erschlossenen
Neulandes (2'/z Mill. qkm) angeht, an erster Stelle steht.
Loggia bezeichnet gewöhnlich einen überdeckten Gang um das obere
Stockwerk eines Gebäudes, auch eine halb offene Säulen- oder
Pfeilerhalle.
Löß ist — nach Kirchhofs — ein mürber, gelbbrauner Lehmboden,
dessen feinste Teilchen in besonders dürren Zeiträumen der
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Lienhard_Fritz David David
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika Europas Blantyre Afrika Südafrika
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24
Der Ammersee.
Weisende Tafeln gekennzeichnet wird, die hier und dort
an auffallenden Stämmen des Waldes angebracht sind.
In diesem Walde, welcher in manchen seiner Er-
scheinungen schon die Voralpennatur zeigt, regt sich
der Lenz.
Die Haufen von Fichtenzapfen, die, von den Winter-
lichen Niederschlägen und 'dem kaum hinweggefchmolzenen
Schnee noch feucht, auf dem Boden umherliegen, hauchen
jetzt in der Sonne ihren eigentümlichen Duft aus. Zwi-
schen den Fichteu und Tannen stehen hier überall Buchen,
deren Knospen sich noch nicht erschlossen haben, und der
Fuß raschelt oft in ihrem dürren Laube.
Auch der Waldboden ist voll Blumen. Anemonen
und Gentianen ragen ans den gelben modrigen Blättern.
Hier, wo schon die Moorbildnng der Alpenvorlande be-
ginnt, befindet sich auch in mancher Mulde des Wald-
bodens ein klarer Tümpel, aus welchem ohrenbetäubendes
Froschgeschrei Frühlingsbotschaft bringt, und in dem
wunderschön grünes Schilf hoch aufgesproßt ist - das
einzige schon wirklich Lenzgrüne in dem eben erwachenden
Walde.
Durch die Schläge eröffnen sich Fernblicke auf fern
dunkelnde Wälder, die Vorstaffeln des Hochgebirges,
welches sich blau und silbern über dieselben erhebt. An
den kahlen Buchen und Eichen hängen Misteln, deren
fahles, krankes Gelbgrün gegen das Saftgrün des jungen
Schilfes in den klaren Tümpeln absticht.
Neben den Gangsteigen und am Rande der
Hohlwege stehen hier sehr häufig grau und rot
bemalte Bretter, die fogenannten „Leichbretter". Die-
selben sind vornehmlich im Pinzgan .gebräuchlich, sie
kommen aber auch in diesen westlichen Gebieten der
Alpenvorlande ziemlich häufig vor. Es sind „Marterln",
nur mit 'dem Unterschiede, daß sie nicht für jemanden
gelten, welcher hier oder dort einen jähen, gewaltsamen
Tod gefunden, sondern ihre Inschriften fordern zum
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