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1. Das Mittelalter - S. 1

1877 - Leipzig : Brandstetter
Erster Abschnitt. Deutsche Götter und Helden. 1. Hertha und Odin. I. Hertha*). Es war ein liebliches Eiland, im Baltischen Meere gelegen. Eichen, so alt wie der Boden, auf dem sie entsprossen, und gewaltige Buchen beschatteten dasselbe, das nördliche Ende bildend des großen Hercynischen Waldes, welcher, bei den Nordabhängen der Alpen beginnend, sich bis hierher erstreckte. Von bemoosten Hügeln umgeben lag nicht fern vom Rande der Insel im Schatten der Bäume ein klarer, fast zirkelrunder See. Am nördlichen User desselben erhob sich mit ihren Wällen die Herthaburg. Sie war der Sitz der Göttin Hertha, der Geberin alles Segens in Feld und Wald. Uralte Buchen bildeten rund herum jenen heiligen Hain, dessen Innerstes nur der Fuß des Priesters betrat. Tiefe Stille herrschte in dem dunkeln Schatten der Bäume und kein Uneingeweihter wagte das leise Flüstern der Untergötter zu unterbrechen. Selbst die kecken Urbewohner des Hercynischen Waldes, der gewaltige Ur, das riesige Elenn, der heulende Wols, wie der grimmige Bär schienen scheu zurückzubleiben von dem heiligen Orte, dem der Mensch nur in tiefster Ehrfurcht sich nahte. Wenn aber mit dem wiederkehrenden Lenze die erstarrte Erde unter den erwärmenden Strahlen der Sonne erwachte und die schlummernden Kinder des Frühlings von ihrem langen Winterschlafe erstanden, wenn Tausende der befiederten Sänger ihre Lieder erschallen ließen zum Lob der schaffenden Hertha: liehe, dann tauchten ganze Schaaren riesiger Männergestalten aus dem Dunkel der Wälder hervor, in stiller Erwartung dem heiligen Haine sich nahend. Welche Männer I Kühn blitzt das blaue Auge unter den buschigen Brauen und lockig wallt das blonde Haar herab mir die breiten Schultern. Sieben Fuß messend von der Ferse bis zunecheitel tragen sie die Zeichen des freien Mannes, den breiten Schild und den gewichtigen Speer, in den starken Armen. Ja, man sieht es ihnen an, das *) Nach Fr. Henning (Vaterl. Geschichtsbilder). Grub e, Geschichtsbilder. Ii. 1

2. Quellenbuch - S. 4

1885 - Leipzig : Brandstetter
4 — oft an seiner Tafel aßen. Während nun Varns ganz zuversichtlich war und sich keines Argen versah, vielmehr alle, welche ihn zur Vorsicht mahnten, wegen allzugroßer Ängstlichkeit schalt, empörten sich zuerst der Verabredung gemäß etliche entferntere Stämme. Sie wollten dadurch deu Varus, wenn er gegen die Empörer zöge, in eine Falle locken, und ihn verhindern, Vorsichtsmaßregeln zu treffen, wenn sie sich alle zugleich empörten. So geschah es denn auch. Als Varus aufbrach, begleiteten sie ihn eine Strecke; dann aber blieben sie zurück, augeblich, um Bundesgenossen zu werben und sie ihm zuzuführen. Nachdem sie die Hilfsmacht, welche schon an einem bestimmten Platze bereit stand, an sich gezogen hatten, rückten sie gegen Varus vor und zeigten sich nun nicht als Unterthanen oder Bundesgenossen, sondern als Feinde. Die Gebirge, in denen sich Varus jetzt besaud, waren schluchtenreich und zerklüftet, die Waldungen dicht und voll riesiger Stämme, so daß die Römer schon vor dem Aufalle der Feinde mit dem Fällen der Bäume, dem Wegebahnen und dem Schlagen von Brücken volle Arbeit hatten. Die Römer führten auch wie im Frieden viele Wagen und Lasttiere mit sich, und Kinder, Weiber und Diener folgten ihnen, so daß schon dadurch wenig Ordnung in dem Zuge war. Dazu kam, um sie noch mehr auseinander zu bringen, Regen und heftiger Wind, und der schlüpfrig gewordene Bodeu sowie die Wurzeln und die umgestürzten Baumstämme gestatteten nur unsichere Tritte. In dieser Not sieleu die Feinde aus den dichten Wäldern über die Römer her. Der Wege besser kundig umzingelten sie die Römer von allen Seiten und beschossen sie mit ihren Pfeilen und Speeren anfangs aus der Ferne, dann aber, als die Römer sich nicht zur Wehr setzten, rückteu sie ihnen dichter ans den Leib. Die Römer, deren Zug vielfach durch Wagen und durch Uubewaffuete unterbrochen war, konnten sich nicht leicht auf einem Punkte sammeln und litten daher, den Angreifenden selbst an Zahl nicht gewachsen, großen Verlust, ohne den Feinden etwas anhaben zu können. Als sie einen tauglichen Platz fanden, so weit dies in dem Waldgebirge möglich war, schlugen sie ein Lager auf, verbrannten die Mehrzahl ihrer Wagen und anderes, was sie entbehren konnten, oder ließen es zurück und zogen dann am anderen Tage in besserer Ordnung weiter. Sie waren zwar so glücklich, bis zu einem lichteren Orte vorzudringen, doch geschah auch das nicht ohne Verluste. Als sie von da aufbrachen, gerieten sie wieder in dichte Waldungen. Sie wehrten sich zwar gegen die Andringenden, gerieten aber auch dadurch in nicht geringe Not. Denn wenn sie an engeren Stellen sich zufammenthaten, um in geschlossenen Gliedern, Reiterei und Fußvolk, gegen den Feind vorzurücken, wurden sie unter einander durch ihre eigene Menge sowie durch die Bäume gehindert. Es war schon der dritte Tag, daß sie so daherzogen. Heftiger Regen und starker Wind überfiel sie wieder und ließ sie weder weiter ziehen, noch auch sichern Fuß fassen. Ja, sie konnten sogar nicht einmal von ihren Waffen Gebrauch machen, denn Pfeile, Wurfspieße und Schilde waren durchnäßt und nicht gut zu gebrauchen. Ihre Feinde, die meist leicht bewaffnet waren und deshalb angreifen

3. Quellenbuch - S. 29

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 29 — einen Zaun errichtet, Gras oder Getreide mäht oder sonst ein knechtisches Werk thut am Sonntage, so soll er zwei- oder dreimal verwarnt werden, dann soll er 50 Streiche empfangen, dann den dritten Teil seiner Habe verlieren und schließlich seine Freiheit einbüßen; und soll also ein Knecht sein, wer am heiligen Tage kein freier Mann sein wollte." 15. Bonifazius bei den Hessen und Thüringern. Genaue Nachrichten über das Leben und die Thätigkeit des „Apostels der Deutschen" verdanken wir einem Geistlichen bei der Kirche St. Viktor in Mainz, Namens Willibald, der eine Lebensgeschichte des Bonifazius verfaßte im Auftrage des Erzbischofs Lullus von Maiuz, eines Schülers des Bonifazius und seines Nachfolgers aus dem erzbischöflichen Stuhle. Willibald erzählt u. ct.: „Bonifazius durchwanderte langer Wege Krümmungen und vieler Völker Gebiete und kam auch zu dem Volke der Hessen. Damals empfingen viele Hessen, die den katholischen Glauben angenommen hatten und durch die Gnade des Geistes gestärkt waren, die Handausleguug, während andere, deren Geist noch nicht erstarkt war, sich weigerten, des rechten Glaubens Wahrheiten anzuhören. Einige opferten auch heimlich bei Bäumen und Quellen, andere thaten dies ganz offen; einige wiederum betrieben teils offen, teils im geheimen Seherei und Wahrsagung, Wunder und Zauberkünste, beobachteten den Flug der Vögel und die Zukunft kündende Vorzeichen und pflegten die verschiedensten Opfergebräuche. Andere dagegen, die schon allem heidnischen Götzendienste entsagt hatten, thaten nichts von alledem. Auf den Rat und mit der Hilfe dieser unternahm er es, eine Eiche von gewaltiger Größe, die man die Donarseiche nannte und die bei Geismar stand, im Beisein der Knechte Gottes zu fällen. Als er nun kühn entschlossen den Baum zu fällen begonnen hatte, verwünschte ihn die große Menge der herbeigeeilten Heiden als einen Feind ihrer Götter lebhaft in ihrem Innern. Aber noch war die Eiche von der Axt nicht durchhauen, als plötzlich der ungeheure Baum, vom Windhauche Gottes getroffen, mit zerschmettertem Wipfel zusammenstürzte und wie auf des Herrn Befehl in vier Teile zerbarst. Als das die Heiden sahen, die vorher voll Verwünschungen waren, wurden sie umgewandelt, vergaßen alle Lästerung und priesen, zum Glauben sich bekehrend, den Herrn. Der heilige Priester aber erbaute, als er sich mit den Brüdern beraten, aus dem Holze der Eiche ein Bethaus und weihte es zu Ehren des heiligen Apostels Petrus. Als er dann solches alles vollendet hatte, eilte er sosort nach Thüringen weiter. Dort wandte er sich an die Fürsten des Volkes und an die Ältesten der Gemeinde und brachte sie dazu, die heidnische Finsternis von sich zu thun und sich zum christlichen Glauben zu bekennen. Und da die Menge der Gläubigen zunahm, auch die Zahl der Prediger wuchs, erhoben sich bald zahlreiche Kirchen, und vielfach ergoß sich die Predigt der Lehre, die er verkündete. Er erbaute auch ein Kloster an einem Orte, der Ohrdruf heißt, und er sammelte hier eine Schar von Knechten Gottes und

4. Teil 1 - S. 13

1882 - Leipzig : Brandstetter
Deutschland jetzt und ehemals. 13 und finsterer war und einen ganz andern Eindruck machen mußte, als nach Vollendung der Rodungen seit dem 10. bis 12. Jahrhundert. Jedenfalls war die Menge und Häufigkeit der Niederschläge und zumal der Nebel viel größer. Gleichwohl nennt es Tacitns „ziemlich fruchtbar". Übrigens bemerkt er, daß nicht das ganze Germanien gleich an Boden, Landesart und Klima sei; nur im allgemeinen nennt er es starrend von Urwald oder von Sumpf entstellt: feuchter im Westen gegen Gallien hin, in den Rheinniederungen, windiger in der Richtung gegen Pannonien und Noricum, also östlich und südöstlich. Und es lernten die Römer allmählich sehr wohl die traurige norddeutsche Tiefebene mit ihrem Sand oder Sumpf unterscheiden von dem schönen mitteldeutschen Hügelland. Die trostloseste Schilderung vou germanischem Land, Volk und Leben, die des Plinius von dem Chanken-gebiete, gilt den stets den Meeresfluten ausgesetzten Küstenniederungen. Er sagt, nachdem er ausgeführt, wie arm und elend das Leben der Menschen sein müßte ohne die wohlthätigen Gaben der Fruchtbäume, daß es wirklich Volker in solchem Elend gebe: im Orient, „aber auch im Norden habe ich mit Augen die Völkerschaften der Chanken gesehen. Bei ihnen erhebt sich der Ozean zweimal in 24 Stunden ungeheuer und bedeckt abwechselnd ein Gebiet von bestrittener Natur, ungewiß, ob zum Festland gehörig oder zur See. Dort bewohnt das beklagenswerte Volk hohe Hügel oder auch Brettergerüste, mit der Hand nach dem höchsten Flutmaß errichtet, auf welchen dann die Hütten angebracht werden, ähnlich zur Flutzeit dem Leben am Bord von Schiffen, zur Ebbezeit ähnlich Schiffbrüchigen: sie machen in der Nähe ihrer Bretterhütten Jagd auf die mit dem Meer zurückfliehenden Fische. Ihnen ist es nicht vergönnt, Haustiere zu halten und von deren Milch zu leben, gleich ihren Nachbarn, ja nicht einmal mit den wilden Tieren zu kämpfen, da weit und breit kein Strauch vorkommt. Schilf und Sumpfbinsen flechten sie zu Stricken, daraus Netze zum Fischfang zu fertigen. Mit den Händen tragen sie feuchten Schlamm zusammen, trocknen ihn, mehr am Wind als an der Sonne, und Bereiten darin ihre Speisen, die vom Nordwind erstarrten Glieder zu erwärmen. Zum Getränk dient ausschließlich Regeuwasser, gesammelt in Gruben in dem Hose des Hauses." Durchaus nicht übertrieben wird fein, was Plinius von einzelnen Erscheinungen des Urwalds beuchtet: daß die starken Wurzelarme der ungeheuern Bäume, wo sie aus einander stießen, unterhalb der Erdoberstäche den Rasen, die Erdschollen aufhoben, daß hin und wieder diese Wurzeln oberhalb der Erde hohe Bogen bildeten, bis zu den Ästen emporsteigend, und die in einander verwachsenen Äste solcher Wurzelbogen mögen wohl auch einmal hoch und weit genug den Weg überspannt haben, um Reiter hindurchziehen zu lassen. Völlig glaubhaft ist, daß solche Riesenbäume samt dem breiten, von diesen Wurzeln festgehaltenen Erdreich durch Wasser und Stürme losgerissen, aufrecht stehend in den Strömen und im Meere trieben, Schiffen mit Mast und Tauwerk vergleichbar und, wenn sie zur Nachtzeit entgegentrieben, selbst römische Schiffe bedrohend. Ganz ähnliches wird

5. Geschichtsbilder - S. 3

1911 - Leipzig : Brandstetter
1. Die alten Deutschen. 1. In der Zeit, als der Herr Jesus Christus auf Erden wandelte, sah es in unserem deutschen Vaterlande ganz anders aus als jetzt. Da gab es noch keine Eisenbahnen, keine Straßen, ja, nicht einmal Dörfer und Städte. Selbst fruchtbare Acker und ivohlgepflegte Wiesen, wie wir sie heute allemärts sehen, fand man nur selten. Den größten Teil Deutschlands bedeckten dichte, undurchdringliche Wälder. Dazwischen lagen meilenweite Sümpfe und Moräste, die durch die häufigen und anhaltenden Regengüsse und Überschwemmungen der vielen Flüsse entstanden waren. Die ausgedehnten Wälder und Sümpfe machten natürlich das 5uima überaus feucht und kalt. Außerdem war es in den Wäldern ^ nicht geheuer; denn da hausten zahlreiche wilde Tiere, die bei uns jetzt nicht mehr oder doch seltener vorkommen: Bären und Wölfe, Auerochsen und Elentiere neben vielen Hirschen, Rehen und großen Wildschweinen, auf den riesigen Eichen, Ulmen und Tannen Adler, Falken und Uhus, und in den Gewässern und Sümpfen wilde Schwäne, Gänse und Fischreiher. 2. Die Leute, die dieses rauhe und unwirtliche Land bewohnten, waren unsere Vorfahren. Von ihren westlichen Nachbarn, den Kelten, und später auch von den Römern wurden sie Germanen genannt. Es waren große breitschultrige Gestalten. Als ein römischer Heerführer zum ersten Male Germanen sah, glaubte er Riesen vor sich zu haben, so erstaunt, ja, geradezu erschrocken war er über den „mächtigen Wuchs, das trotzige blaue Auge und das rötlich blonde Haar" bei allen Männern und Frauen. Dabei besaßen die alten Deutschen außerordentliche körperliche Kraft und Gewandtheit. Starke Männer vermochten mit Leichtigkeit bedeutende Felsblöcke weit fortzuschleudern und armstarke Bäume mit den Wurzeln aus der Erde zu reißen. Von dem Fürsten eines deutschen Volksstammes wird erzählt, daß er über vier Pferde hinwegspringen konnte, und jeder Germane hielt es für schimpflich, beim Besteigen eines Pferdes Steigbügel zu gebrauchen.

6. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 68

1854 - Leipzig : Brandstetter
68 24 Ein Gang im Gebirge. Es war schönes, liebes Sonntagswetter. Ich bestieg Hügel und Berge, betrachtete, wie die Sonne den Nebel zu verscheuchen suchte, und wanderte sreudig durch die schauernden Wälder. In ihren weißen Nachtmänteln standen die Berge, die Tannen rüttelten sich den Schlaf aus den Gliedern, der frische Morgenwind frisirte ihnen die herab- hängenden grünen Haare, die Vöglein hielten Betstunde, das Wiesen- thal blitzte wie eine diamantenbesäete Golddecke, und der Hirt schritt darüber hin mit seiner läutenden Heerde. — Bald umfing mich eine Waldung himmelhoher Tannen, für die ich in jeder Hinsicht Respekt habe. Diesen Bäumen ist nämlich das Wachsen nicht so ganz leicht gemacht worden, und sie haben es sich in der Jugend sauer werden lassen. Der Berg ist hier mit vielen großen Granitblöcken übersäet, und die meisten Bäume mußten mit ihren Wurzeln diese Steine um- ranken oder sprengen, und mübsam den Boden suchen, woraus sie Nah- rung schöpfen können. Hier und da liegen die Steine, gleichsam ein Thor bildend, über einander und oben daraus stehen die Bäume, die nackten Wurzeln über jene Steinpsorte hinziehend und erst am Fuße derselben den Boden erfassend, so daß sie in der freien Luft zu wachsen scheinen. Und doch haben sie sich zu jener gewaltigen Höhe empor- geschwungen und, mit den umklammerten Steinen wie zusammengewachsen, stehen sie fester als ihre bequemen Kollegen im zahmen Forstboden des flachen Landes. So stehen auch im Leben jene großen Männer, die durch das Ueberwinden früher Hemmungen und Hindernisse sich erst recht gestärkt und befestigt haben. — Aus den Zweigen der Tannen kletterten Eichhörnchen und unter denselben spazirten die gelben Hirsche. Wenn ich solch ein liebes, edles Thier sehe, so kann ich nicht begreifen, wie gebildete Leute Vergnügen daran finden, es zu hetzen und zu tödten. Allerliebst schossen die goldenen Sonnenlichter durch das dichte Tannengrün. Eine natürliche Treppe bildeten die Baumwurzeln. Ueber- all schwellende Moosbänke; denn die Steine sind fußhoch von den schön- sten Moosarten, wie mit hellgrünen Sammetpolstern, bewachsen. Lieb- liche Kühle.und träumerisches Quellengemurmel. Hie und da sieht man, wie das Wasser unter den Steinen silberhell hinrieselt und die nackten Baumwurzeln und Fasern bespült. Wenn man sich nach diesem Treiben hinabbeugt, so belauscht man gleichkam die geheime Bildungsgeschichte der Pflanzen und das ruhige Herzklopfen des Berges. An manchen Orten sprudelt das Wasser aus den Steinen und Wurzeln stärker her- vor und bildet kleine Kaskaden. Da läßt sich gut sitzen. Je höher man den Berg hinaufsteigt, desto kürzer, zwerghafter werden die Tannen, sie scheinen immer mehr und mehr zusammenzu- schrumpfen, bis nur Heidelbeer- und Rothbeersträuche und Bergkräuter übrig bleiben. H. H eine.

7. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 96

1854 - Leipzig : Brandstetter
96 als die tiefliegenden Marschen, so fährt man gern ans ihrem Rücken hin, und es bilden sich daher namentlich auf den Binnendeichen Wege aus. Auf den Hafdeichen zu fahren, erlaubt man aber nicht in allen Marsch- ländern, weil die Wagen dem Deiche schaden. — Die auf den hohen Deichen sich bewegenden Wagen, Fußgänger und Reiter gewähren in der Ferne einen eigenthümlichen Anblick. Sie sehen gespenstisch aus, und man begreift, warum die Marschbewohner so oft Gespenster aus den Deichen wandern sehen. Als letzte Eigenthümlichkeit muß man noch die tiefen Gräben er- wähnen, die um alle Marschwiesen und Marschäcker gezogen sind, um sie trocken zu legen, und dann die Canäle und Schleusen, um die süßen Landgewässer ins Meer abzuführen. Im Sommer sind die Gräben zum Theil trocken und voll Vieh, das darin grast. Die Kühe schienen mir alle außerordentlich zahm, sanft und^klug; denn eine jede, bei der wir vorbeifuhren, hob ihren Kopf aus dem Grase empor, blickte uns neugierig an und brüllte, als wollte sie uns begrüßen. I. G. Kohl. 58. Oie hünehurxer Haid« *). In der westlichen Hälfte der germanischen Tiefebene zieht sich die bereits genannte und berühmte Lüneburger Haide zwischen den Städten Lüneburg und Celle zehn Meilen weit hin. Sie ist ein ödes, trauriges Land, ohne Anhöhen, ohne Thäler, ohne Seeen , ohne bedeutende Bäche und fast ohne alles Laubholz. Rechts und links, wohin wir blicken, sehen wir beinahe nichts als Haide- kraut, magere Grasplätze, krüppelhaftes Nadelgebüsch, hier und da auch dünne Kiefern- und Fichtenwaldungen. Manche Strecken dieser Gegend sind nichts als weite, schwarzbraune, nackte Flächen, ohne die geringste Spur von Anbau. Alles ist leer, trocken, nackt und kalt. Wie ein Blinder könnte man in manchen Theilen dieser Haide umherirren , ohne sich zu Stössen. Der ödeste und traurigste Theil des Weges durch dieselbe ist zwischen Celle und Schafsthal. Da ist nichts als Sand, Haidekraut, Moor, umgeben von Kiefern- und Fichtenwäldern. Man sieht da kein Haus, kein Wasser, keinen Menschen, kein Thier, selbst keinen Vogel, ausser etwa einen Flug hungriger Raben. Unser Wagen bewegte sich so langsam, sanft und leise, dass wir beinahe in tiefen Schlaf eingewiegt wur- den. Kein Wunder, denn rings umher scheint die ganze Natur auch zu schlafen. Doch nein, die Lüneburger Haide ist nicht ganz ohne Leben. Eine grosse Menge genügsamer, kleiner, schwarzer Schafe, Haidschnucken genannt, nährt sich von den magern, doch gewürzhaften Kräutern (Haidekräutern), und Millionen Bienen schwirren auf Blüthen umher. Man trifft auch einige, wenn auch nur ärmliche Dörfer auf dem Wege von Celle nach Lüneburg an, wie z. B. Schafsthal und Epsdorf, wo es unserm Auge sogar ver- *) Zur Vgl. ein Bild von der Wüste.

8. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 105

1854 - Leipzig : Brandstetter
105 Berge selbst Mandeln und süße Kastanien gedeihen — bringt der Boden des Gebirges kaum Hafer, Kartoffeln und Wicken zur Reife. Sogar die Kirschen zeitigen erst im September. Das Gebirge ist nicht stark bewohnt. Hier lebt noch der kräftige, thätige, gutmüthige, fromme Schwabe als Hirt, Holzhauer, Flößer, Ackerbauer. Wie er noch seine alten Sitten und Kühnheit erhalten hat, so auch seine Tracht. Mit dem breitkrempigen Hute, der rothen Weste und den weißen Hemdärmeln sieht man diese kräftigen Gebirgssöhne aus ihren Flossen die Gebirgsbäche hinab zum Rheine fahren, um in den Niederlanden für ihre riesigen hohen Tannen Brotkorn einzukaufen, das ihnen ihr Boden auf den Bergeshöhen versagt. Ihre Holzschnitzereien, Uhren, Strohhüte sind in ganz Deutschland bekannt. Ihre Wohnungen mit den weit hervorspringenden Schindeldächern liegen in den wildschönen Thälern zerstreut. Die Stuben zur ebenen Erde sind schwarz getäfelt. Zu den Schlafkammern führen Gänge von außen hinauf. Keine Hütte ist ohne plätschernden Brunnen und nicht selten steht eine kleine Kapelle daneben mit einem Glöcklein zu den Morgen- und Abendandachten. Wangemann. 63. Das Riesengebirge. Die Kuppen des Riesengebirges sind ganz kahl, und die Gehänge und niederen Joche tragen meistens Nadelholz. Ueber der Höhe von 3600 Fuß wächst nur noch eine kleine Strecke hinaus die Zwergkiefer, das niedere Knieholz, aus welchem man in Schlesien allerlei nied- liche Sachen verfertigt. Nur vereinzelt zeigt sich hier und da noch der Vogelbeerbaum (Eberesche). Auf den höchsten Punkten finden sich nur noch lange Flechten (Teuselsbart), isländisches Moos und wohlriechendes Veilchenmoos. Dörfer giebt es im eigentlichen Riesengebirge nicht, aber viele zerstreute Wohnungen, Bauden genannt, gleich den Sennhütten auf den Alpen, nur daß man einige derselben auch im Winter bewohnt (Winterbauden). Man zählt deren wohl an 3000, deren Bewohner Rindvieh - und Ziegenzucht treiben und gegen 20,000 Kühe und 12,000 Ziegen halten. Diese Bauden sind von Holz, auf einer steinernen Grundlage erbaut, welche eine Klafter hoch über den Boden hervorragt. Der Eingang ist durch das überhängende Dach vor dem Wetter ge- schützt; die Wohnstube, mit einem großen Kachelofen, einigen Tischen und Bänken ausgestattet, ist geräumig, daneben eine Kammer, und f gegenüber, durch Hausflur und Küche getrennt, befindet sich der Stall. Das Dach ist mit Schindeln bedeckt und reicht bei den an Bergabhängen stehenden Bauden an der Hinterseite bis auf den Boden hinab; unter demjelben ist der Futtervorrath und zuweilen die Schlafstelle für einen Theil der Familie oder der Gäste. Der Reisende, findet darin eine gute Herberge. Im Frühjahre ist das Viehauslreiben, im Sommer die Wande- rung auf die Waldweide die Freude und Belustigung der Bewohner

9. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 113

1854 - Leipzig : Brandstetter
113 Blicken aus; Granitmaffen von erstaunenswürdiger Größe liegen überall in furchtbarer Verwirrung zerstreut und lassen auf eine frühere, gewalt- same Zerstörung mächtiger Berge schließen; himmelwärts thürmen sich senkrechte Felswände zu allen Seiten auf^ und tiefe, schauerliche Risse und Spalten drohen, den Wanderer in ihrem fürchterlichen Schlund zu verschlingen. Da ist alles Leben erstorben, und schauerliche Stille herrscht in der furchtbaren Einöde. Wilde Bergströme stürzen in die tief ge- rissenen Schluchten und unterbrechen durch ihr grausiges Getöse die laut- lose Einsamkeit. Oft zerrinnt im hohen Fall ihr Wasser zu Staub, und dann gewähren sie, besonders wenn die Sonne die Wasserstäubchen regenbogenartlg färbt, ein unbeschreiblich schönes Schauspiel. So wechselt das Schauerliche mit dem Schönen und Erhabenen und macht einen um so tiefern Eindruck auf das empfindsame Gemüth. Hin und wieder treten noch Waldstreifen hervor, freilich nur von verkrüppelten Kiefern gebildet, und Heidelbeeren bedecken den steinigen Boden, der gleichwol auch noch herrlich gefärbte Alpenrosen hervorzubringen im Stande ist. Hier streifen im Sommer Marder und Wiesel umher, um die Eier der Berg- und Schneehühner zu ergattern; hoch in den Lüften kreist der Lämmergeier, der nur aus den höchsten, unzugänglichsten Felsen horstet und Gemsen und Ziegen verfolgt. Aus den Löchern kriecht das harm- lose Murmelthier, um Gras und Alpenkräuter zu suchen, und auch der Berghase kommt zu gleichem Zwecke aus seinen Schlupfwinkeln hervor; die flüchtige Gemse aber macht ihre gefährlichen Sprünge über Schluch- ten und Abgründe und wird vom kühnen Jäger unter beständiger Lebens- gefahr rastlos verfolgt. In derselben Höhe breitet sich auch der Teppich buntfarbiger Alpen- pflanzungen vor unsern Blicken aus, würzhaste, duftende Kräuter mit prächtigen Blüthen, welche die reine Alpenluft aus dem schwellenden, dicht in einander gefilzten Rasen erzeugt. Aus diesen grünen Matten weiden die Aelpler oder Sennen in den wenigen Sommermonaten zahlreiche Heerden von Ziegen, Schafen und Kühen, deren melodisches Glockenge- läut schon in der Ferne uns wohlthuend entgegenscholl. Ermüdet von der mühseligen, gefahrvollen Wanderschaft, kehren wir bei einem Sennon ein. Er wohnt in seiner armseligen Sennhütte; aber wir sind froh, bei ihm ein Obdach zu finden. Gastlich nimmt er uns auf. theilt freundlich sein Mahl mit uns und freut sich, einmal Menschen bei sich zu sehen. Freilich müssen wir mit Milch, Molken und Käse fürlieb nehmen, denn das ist seine einzige Kost, selbst grobes Brot hat er selten; nur von Zeit zu Zeit wird ihm dergleichen hinaufgebracht und hält dann nicht lange vor. Wir übernachten bei ihm auf einem weichen Lager von Heu und decken uns mit unsern warmen Mänteln zu. Um die Alpenwirthschaft näher kennen zu lernen, verweilen wir den folgenden Tag auf der. Alpe (so nennt nämlich der Schweizer diese fruchtbare Berggegend, welche in Tyrol Alm heißt). Wir besuchen mehrere Senn- hütten; alle sind aus rohem Holz oder aus kunstlos auf einander ge- fügten Steinen gebaut; die Ritzen und Fugen sind mit Gras und Moos Wangemann, Hnlfsbuch. Iii. Abth. 8

10. Deutsches Lese- und Sprachbuch für die Oberstufen der Volks- und Bürgerschulen - S. 143

1854 - Leipzig : Brandstetter
143 Hölle hinuntergestossen“. Die Wälder und Weingärten sind von den Hügeln verschwunden 5 Palmen-, Feigen- und Olivenbäume stehen nur noch vereinzelt umher; die Balsamstaude, welche vormals die feinsandigen, kiesreichen Ufer des Sees umgrünte, findet sich nirgends mehr, und statt jener Hunderte von Fahrzeugen ziehet jetzt ein ein- ziges Boot mit weissem Segel von Zeit zu Zeit seine Furche durch den Spiegel des stillen Gewässers, um von dem östlichen Gestade Holz nach Tiberias herüberzuholen. An der Stelle der Fischer treibt nur noch der Pelikan sein einsames Geschäft, jener Wasservogel, den man in altchristlichen Bilderwerken häufig dargestellt findet, wie er seine Brust aufreisst, um die Jungen mit seinem Herzblute zu tränken. F. Bässler. 89. Der Gipfel des Sinai. Vom Sinai-Kloster aus führt ein Pfad in einer Schlucht zwischen steilen Felsenwänden auf die Höhe des Horeb. Ueber viele Stein- trümmer und zum Theil auf uralten, unbehauenen Stufen gelangt man auf die oberste Ebene des Bergrückens. Diese bildet zwischen den unfruchtbaren, wild zerbrochenen Granitklippen eine freundliche Oase. In der Mitte dieser Gebirgsplatte liegt ein ausgemauerter (j)uell, neben welchem eine schöne Cypresse ihren einsamen Wipfel erhebt. Nahe dabei steht die Kapelle des Elias: denn hier, sagt man, habe der Prophet seine einsiedlerische Herberge genommen, als er vor der Rache der Isebel in die Wüste geflohen war; hier habe ihm Jehovah in den zerstörenden Schrecken des Sturmes, des Erd- bebens und Feuers sein Kommen verkündiget und im sanften Sausen seine Gegenwart offenbart. Diese kleine Ebene liegt 6126 Fuss über dem Meere und gegen 1400 Fuss über dem Thale des Klosters. Gegen Nordwest setzt sie sich fast eine Stunde weit über den ganzen Bergrücken des Horeb fort bis zu der Stelle, wo derselbe plötzlich in einer schroffen Felsen wand nach der Ebene Rahah abstürzt. Süd- wärts dagegen, dicht hinter der Eliaskapelle, erhebt sich der Berg- rücken noch um 900 Fuss und bildet gleichsam das zweite Stock- werk oder den Hochscheitel des Horeb. Dies ist der Mosisberg oder der eigentliche Si.nai. Von der Eliaskapelle aus bedarf man noch einer halben Stunde, um diesen Gipfel zu ersteigen, und auch hierzu sind steinerne Stufen, w elche die Kaiserin Helena legen liess, dem Pilger behülf'lich. Seine oberste Fläche hat etwa sechszig Fuss im Umfang; daselbst steht eine Moschee und eine christliche Kapelle. Der Blick von diesem 7000 Fuss über dem Meeresspiegel erhabenen Felsen in die rings umher gelagerte Gebirgswüste ist von erschüt- ternder Grösse und Majestät. „Wie ein Königsstuhl, den Gott sich auf Erden gebaut, unwandelbar seit dem Tage der Schöpfung“; wie eine heilige Veste stehet er inmitten der Wüste bis in die Wolken emporgelhürml. Nirgends, wohin man das Auge wendet, eine grünende Alpenwiese, nirgends ein Wald, kein rauschender
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