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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 44

1861 - Stuttgart : Hallberger
44 Laub fliegt; man hört das Krachen ihrer gebrochenen Neste. Die hohen*Wälder heulen geschlagen. Es fallen die mächtigsten Tannen des Forstes, wie Halme gebrochen; ihr Sturz ist zerschmetternd für andere. Der Boden regt sich über den zuckenden Wurzeln der viel- hundertjährigen Eichen. Die Thiere flüchten zitternd in ihre Höhlen. Die Vögel verbergen sich angstvoll. Die Menschen verstehen gegen- seitig ihren Ruf nicht mehr. Jeder Strauch, jeder Stein, jedes Gebäude giebt Töne und Geschrei. Die Ziegel prasseln von den . Dächern der Wohnungen. Man fürchtet den Sturz der erhabensten Thürme, und die festesten Gebäude werden erschüttert. 52. Das Gewitter. Eine heitere Stille, ein klarer Himmel, ein frohes Leben in der Natur herrscht am frühen Morgen. Es grünt und blüht, es rauscht und rieselt, es singt und hüpft. Die unermeßliche Bläue des Himmels überzieht ein durchsichtiger Wolkenflor; bald fliegen dichtere Wolken am Horizont herauf, erheben sich immer mehr, gleichen über einander gelagerten Felsengebirgen, mannigfaltig ge- staltet, graulich, düster, hellgefärbt. Durch sie werden die Strahlen der Sonne gehemmt; das Tageslicht verliert seine Helle; es wird trüber und dunkler. In der dunkeln Wolke blitzt es; sie wird plötz- lich erleuchtet. Ein schwaches Donnern wird gehört. Schwül ist die Luft. Regenwolken senken sich in der Ferne nieder. Plötzlich bricht ein Sturm los; es braust und saust; er führt Staubwolken in die Luft empor; Seen und Ströme schlagen Wellen; das Wasser schäumt; die Wipfel der Bäume schwanken hin und^her. Die Thiere des Waldes, die Vögel verbergen sich und suchen schütz gegen das nahende Ungewitter. Selbst der Mensch ist nicht ohne Furcht. Das Herz bebt. Felsen zittern, von wüthenden Wogen wird das Ufer gepeitscht. Oft folgen Blitz und Schlag schnell auf einander. Es fallen große Regentropfen. In einem Platzregen strömt das Wasser aus den Wolken hernieder. Aus den Thälern und Wäldern ist die ruhige Stille entflohen; das Toben des Sturmes hat sie verscheucht. — Aber ohne Schaden ließ der Allmächtige das Gewitter vorüber- ziehen. Strahlend und leuchtend tritt die Sonne am Tage, treten Mond und Sterne des Nachts hinter dem Gewölk wieder hervor. Der laute Krieg hat sich in einen stillen Frieden verwandelt. In frischem Grün prangen Wald und Flur; rein gewaschen von Staub sind die Gewächse; munter und fröhlich singt der Chor der Vögel im Hain; trillernd schwingt sich die Lerche in die Luft. Die Schwüle hat sich abgekühlt; die Brust athmet freier, und der Hauch eines er- quickenden Lebens durchweht die ganze Natur.

2. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 266

1861 - Stuttgart : Hallberger
266 Völker oft zischend und brausend gegen einander gefahren, bis endlich der Czeche erlag; aber seine Hoffnung auf eine bessere Zukunft hat er deshalb nicht ausgegeben. Oesterreichs außerdeutsche Länder. 1) Ungarn mit einem Flächenraum von 3800 Q.m. und fast 12 Millionen Menschen, von den 150 Meilen langen Karpathen, den steyerischen und kärnthner Alpen und von dem siebenbür- gischen Erzgebirge umschlossen, ist, wie Böhmen, eine Kessel- landschaft, die eine Ebene von 1200 Q.m. enthält, welche theils sehr fruchtbar, theils auch mit großen Steppen und Morästen durch- zogen ist. Die wichtigsten Flüsse des Landes sind die Donau, Theiß und Drau. Von den vielen Seen sind der Neusiedler- und Plattensee zu den beträchtlicheren zu zählen. Ungarn ist ein schönes Land, über welches der gütige Schöpfer seinen Segen in reichlichem Maaße ansgegosscn hat. Es bringt Alles hervor, was zum Leben nöthig ist und dasselbe verschönt. Von den Torffeldern am Fuße der Karpathen bis zu den Gold- wäschereien des Bannats, von dem reichen Bergbau Niederungarns bis zu den unerschöpflichen Steinsalzgruben in Oberungarn, von der Pflege des Flachses im Norden bis zu dem Reisbau und der Sei- den'zucht des Süden, von den Steinkohlengruben des Westen bis zu den Traubenhügeln und Melonenfeldern des Osten: — überall sehen wir ein reiches Produktennetz ausgespannt und überall das Füllhorn des Natursegens ausgeschüttet. Unter den Bewohnern des Landes, welche verschiedenen Volks- stämmen angehören, sind die Deutschen die fleißigsten; die Ma- gyaren dagegen, welche fast die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, scheuen jede anstrengende Arbeit. Sie tummeln gerne ihre Pferde aus den weiten Ebenen und treiben ihr Vieh aus die grasreichen Weiden; andere Geschäfte aber thun sie nur nothgedrungen. Sie sind sehr lebhaft, leicht erregbar, vaterlandsliebend und tapfer, dabei aber auch sehr hochmüthig und behandeln die Deutschen und Slaven wegwerfend, manchmal sogar mit Verachtung.^ Preßburg ist die Krönungsstadt, Ofen aber die Haupt- stadt des Ungarlandes; dieser gegenüber liegt Pesth (90), die größte, volkreichste, schönste und civilisirteste Stadt Ungarns. Eine 1600 Fuß lange und 37 Fuß breite Kettenbrücke führt über die Donau und dient als Verbindungsweg zwischen beiden Städten, die bloß durch den hier sehr majestätisch dahinfließenden Strom getrennt sind. 2) Das Königreich Croatien, gegen 200 Q.m. groß und eine halbe Million Einwohner zählend, ist durch die Drau von Ungarn getrennt, hat ein mildes Klima und fruchtbaren Boden.

3. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 323

1861 - Stuttgart : Hallberger
323 E. Osteuropa. Rußland mit Polen. Rußland, das größte und mächtigste Reich in Europa, umfaßt mit Polen einen Flächenraum von 100,000 Q.m. mit 62 Millionen Menschen. Rechnet man hiezu die dreimal so großen russischen Be- sitzungen in Asien und-Amerika mit 5 Millionen Einwohnern, so beherrscht Rußland gegenwärtig V? der ganzen bewohnten Erde; denn Sibirien ist für sich schon um 100,000 Q.m. größer, als unser ganzer Erdtheil. Das europäische Rußland ist größtentheils Flach- und Tief- land mit waldlosen Torfmooren im Norden und weiten Steppen im Süden. In der Mittendes Landes finden sich Wälder, Getreide- felder und Wiesen. An der Ostgrenze erstreckt sich das 300 Meilen lange Uralgebirge; an der Südgrenze lagert der Kaukasus mit 16,000 Fuß hohen Gipfeln. Von den Flüssen sind die Wolga, der Ural, der Don und der Dnieper die bedeutendsten. Daß es im nördlichen Rußland sehr kalt ist, läßt sich wohl denken. Gegen das Eismeer hin herrscht eine solche Kälte, daß die Erde dort Nichts mehr als Moos und niedriges Gesträuch her- vorbringt. Schon über Petersburg hinaus kommt das Getreide nur in heißen Jahren zur Reife. In Südrußland dagegen ist es sehr warm, und es giebt dort eine Menge von Getreide, Garten- und Baumfrüchten, Wein und Tabak. Die Lebensmittel sind daher dort gewöhnlich sehr wohlfeil. Die Flüsse, Seen und Meere liefern Fische im Ueberfluß, und in den Wäldern giebt es Rennthiere, Elenn- thiere, Zobel, Hermeline und andere Iagdthiere, darunter auch Bären und Wölfe. Die Bergwerke im Ural liefern Gold, Platina, Silber, Kupfer und Eisen; auch fehlt es nicht an Salz und Marmor. Petersburg, Europa's regelmäßigste Stadt mit einer halben Million Einwohner, ist die Hauptstadt des großen Czarenreiches und zugleich einer der wichtigsten Verkehrs- und Handelsplätze Euro- pas. Sie gewährt mit ihren vielen Palästen einen herrlichen An- blick. Die alte Hauptstadt ist Moskau mit der alten Residenz der Ezaren, dem Kreml, mit mehreren Schlössern und Kirchen. Hier findet man die größte Glocke in der Welt, 19 Fuß hoch und 20 Fuß weit, mit einem Gewichte von 4300 Zentnern. Der Großrusse in Kleinrußland. Der größte Theil von Rußland, mit Moskau in der Mitte, wird Großrußland genannt, während die Gegend von Kiew und

4. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 254

1861 - Stuttgart : Hallberger
254 nicht so ganz leicht gemacht worden, und sie haben es- sich in der Jugend sauer werden lassen. Der Berg ist hier mit vielen Granit- blöcken übersäet, und die meisten Bäume mußten mit ihren Wurzeln diese Steine umranken oder sprengen und mühsam den Boden suchen, woraus sie Nahrung schöpfen können. Hier und da liegen die Steine, gleichsam ein Thor bildend, über einander und oben darauf stehen die Bäume, die nackten Wurzeln über jene Steinpforte hin- ziehend, und erst am Fuße derselben den Boden erfassend, so daß sie in der freien Luft zu wachsen scheinen. Und doch haben sie sich zu jener gewaltigen Höhe emporgeschwungen, und, mit den um- klammerten Steinen wie zusammengewachsen, stehen sie fester, als ihre bequemen Kollegen im zahmen Forstboden des flachen Landes. Auf den Zweigen der Tannen kletterten Eichhörnchen, und unter denselben spazierten die gelben Hirsche. Wenn ich solch' ein liebes, edles Thier sehe, so kann ich gar nicht begreifen, wie gebildete Leute Vergnügen daran finden, es zu hetzen und zu tobten. Allerliebst schossen die goldenen Sonnenlichter durch das dichte Tannengrün. Die Baumwurzeln bildeten eine natürliche Treppe. Ueberall schwellende Moosbänke; denn die Steine sind fußhoch von den schönsten Moosarten, wie mit hellgrünen Sammetpolstern über- wachsen. Liebliche Kühle und träumerisches Quellengemurmel. Hier und da sieht man, wie das Wasser unter den Steinen silberhell hin-' rieselt und die nackten Baumwurzeln und Fasern bespült. Wenn man sich nach diesem Treiben hinabbeugt, so belauscht man gleichsam die geheime Bildungsgeschichte der Pflanzen und das ruhige Herz- klopfen des Berges. An manchen Orten sprudelt das Wasser aus. den Steinen und Wurzeln stärker hervor und bildet kleine Wasser- fälle. Da läßt sich's gut sitzen. Es murmelt und rauscht so wun- derbar; die Vögel singen abgebrochene Laute; die Bäume flüstern wie mit tausend Zungen, wie mit tausend Augen schauen uns die seltsamen Bergblumen an; sie strecken die wundersam breiten, drollig gezackten Blätter uns entgegen; die lustigen Sonnenstrahlen, die sinnigen Kräutlein erzählen sich grüne Mährchen, es -ist Alles wie verzaubert, es wird immer heimlicher und heimlicher. Je mehr man den Berg hinaufsteigt, desto kürzer, zwerghaster werden die Tannen; sie scheinen immer mehr und mehr zusammen zu schrumpfen, bis nur Heidelbeer- und Rothbeersträucher und Berg- kräuter übrig bleiben. Da wird es auch schon fühlbar kälter. Die wunderlichen Gruppen der Granitblöcke werden hier erst recht sicht- bar; diese sind oft von erstaunlicher Größe. Das Mögen wohl die Spielbälle seyn, die sich die bösen Geister einander zuwerfen in der Walpurgisnacht, wenn hier, wie die Volkssage lautet, die Hexen ihre Tänze halten. In der That, wenn man die obere Hälfte des Brockens besteigt, kann man sich nicht erwehren, an die ergötzlichen

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 249

1861 - Stuttgart : Hallberger
249 wir bis zur Mündung des Don vordringen oder auch allenfalls aus diesem Fluß noch eine gute Strecke landeinwärts fahren können. Nun hört aber 'unsere Schifffahrt auf, und es bleibt uns keine Wahl übrig, als die Rückfahrt anzutreten oder unser Schiff zu ver- kaufen und durch Südrußland, Ungarn und Oesterreich auf dem kürzesten Wege nach Hause zu reifen. Hinsichtlich der Gebirge merken wir uns vorerst nur die größten Gebirgszüge, da wir dieselben bei der Beschreibung der einzel- nen Länder schon noch näher kennen lernen. Die höchsten, über die Schneelinie hinausreichenden Gebirge find die Alpen in der Schw eiz und Tyrol, die Pyrenäen zwischen Spanien und Frankreich, die seandinavischen Gebirge zwischen Schweden und Norwegen, und die Karpathen in Ungarn, welche jedoch nur mit einzelnen Spitzen an die Schneelinie hinan reichen. — Die Sevennen durch- ziehen das südliche Frankreich und die Apenninen streichen durch ganz Italien hinab. Die europäischen Flüsse werden bei den einzelnen Ländern genannt. Ulima, Produkte und Volksbildung. Europa liegt auf der nördlichen Erdhälfte, größtentheils in der gemäßigten Zone und hat also schon dieser Lage wegen ein gemäßigtes Klima; allein die Nähe von Afrika, das wie ein Ofen erwärmt, die vorherrschenden Westwinde und eine tausend- jährige Bodenkultur geben Europa ein Klima, das weit milder ist, als das in denjenigen Ländern von Nordamerika und Asien, die unter dem gleichen Himmelsstriche liegen. — Die trockenen O st- w in de kommen aus dem wasserarmen, kalt-trockenen Hochasien herüber und bringen uns im Sommer Dürre, im Winter schnei- dende Kälte. Der Südwind trügt die Glutwärme Afrika's weit über Europa hin, während die Westwinde die Ausdünstungen des atlantischen Oceans über Europa hinführen und daher gewöhnlich Regen bringen. Die Nordwinde find immer kalt und meistens trocken. . . > Der Boden im Norden Europa's ist äußerst karg und bringt höchstens Moose und Flechten hervor. > Gerste und Hafer wüchsen nur bis zum 70sten Grad Nordbreite; etwas höher hinauf sindet man auch noch kleine, krüppelhafte Birken; Fichten und Tannen aber gedeihen nur bis zum 67sten, und Eichen nur bis zum 61sten Breitengrade. In Mitteleuropa dagegen baut man allerlei Gattungen von Getreide, Flachs, Hanf, Hopfen, Obst und Wein. Holz wächst in Menge.- Noch üppiger und fruchtbarer ist der Boden in Südeuropa, wo die edelsten Weine, das feinste Obst, ,1

6. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 324

1861 - Stuttgart : Hallberger
324 Pultawa die Ukraine oder Kleinrußland heißt. Diese Provinz hat einen äußerst fruchtbaren Boden, herrliche, mit Rindvieh und Schafheerden bedeckte Weiden und wird größtenteils von Kosaken bewohnt. Um des fruchtbaren Bodens willen siedeln sich nun auch manche Großrussen hier an; allein dieses Land ohne Wald will ihnen-in die Länge nicht gefallen, und die große Hitze, die hier herrscht, ist ihnen weit unerträglicher, als die nordische Kälte. Ein Reisender traf einst einen solchen Ansiedler in den südlichen Steppen und fragte ihn, wie es ihm da gefalle. „Ach, Herr," antwortete er, „wem kann es hier gefallen?" — „Ist denn euer Rußland besser?" fragte der Reisende weiter. „Unser Rußland, unser Rußland! Warum sollte es nicht besser seyn! Dort ist von Allem Etwas; hier ist von Allem Nichts. In Rußland ist das Brod besser, das Land besser, die Häuser besser, der Schnee besser, der Sommer, der Winter und alle Jahreszeiten sind besser. Da sind Berg und Thal, Wald, Wiese, Brunnen, Quellen, Flüsse — Alles in Fülle; Alles wechselt ab, und Alles ist schön! Im Lande fließen schöne, große Ströme und vor allen die herrliche Mutter Wolga mit ihren Kindern. Die Wälder sind groß und prächtig. Die Eichen, die Linden, Buchen, Tannen und Fichten — alle reichen bis zum Him- mel. Und in den Bäumen singen Vögel von jeder Art, der Eine so, der Andere so!" (Hier pfiff er gleich verschiedenen Vögeln.) „Ach, und in den Wäldern welche Luft voll Wohlgeruch!" (Dabei fächelte er sich Luft zu und athmete sie begierig ein, als ob es Veilchenduft wäre.) „Und wie nahe dir das Alles! Sieh', hier ist deine Hausthüre; du machst sie auf, trittst hinaus und bist gleich mitten im Walde." (Hier faßte er mich an, als wäre ich die Haus- thüre; er aber gieng an mir vorbei, einige Schritte in das Gras hinein, als wenn es der Wald wäre.) „Welche herrliche Musik im Walde!" fuhr er fort, „und wie die Sonne durch die Blätter scheint! Und im Grase des Waldes blühen und reifen allerlei Bee- ren um dich her: Erdbeeren, Herr, kleine, süße Himbeeren und Brombeeren von jeder Art, Herr, so viele, als du nur wünschen kannst. Du kannst dich niederlegen, wo du nur willst, und rund um dich her pflücken, und du stehst nicht anders als satt wieder auf." (Da- bei warf er sich in's Gras und rupfte rund umher die Halme, als wenn'es Erdbeeren wären. Es fehlte wenig , so hätte er noch ge- gessen, blos um mir zu zeigen, wie gut die russischen Erdbeeren schmecken.) „Auch Pilze sind in Rußland," fuhr er fort, „Pilze von allen Sorten und in großer Menge. Man füttert bei uns die Schweine damit; doch giebt es auch schöne Arten für die Menschen. Gras und Heu, das ist noch das Einzige in diesem Steppenlande; überall

7. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 334

1861 - Stuttgart : Hallberger
334 Vierfüßlern giebt es in den nördlichsten Gegenden nur Eisbären und Eisfüchse. In Grönland giebt es keine Bäume und nur 76 Pflanzenarten, während doch das benachbarte Island schon 300 Arten zählt. Aus der Klasse der Vögel trifft man nur wilde Gänse, Eidergänse, Adler und Falken, aber keine Singvögel. Es giebt hier ferner Füchse, weiße Hasen, Hunde, die jedoch nur heulen, aber nicht bellen, und noch ein hirschähnliches Thier, das ein durch die Kälte verkrüppeltes Rennthier zu seyn scheint. Auch die Bewohner sind in diesem rauhen und kalten Klima zwergartig geworden; denn der Grönländer ist nicht größer, als bei uns ein zwölfjähriger Knabe. Wohnlicher und milder ist Neuen.qland, ein ungemein großes Land, welches durch die Basfinsbah und die Davisstraße von Grönland getrennt ist. Im Süden des Landes liegen fünf große Seen und der berühmteste Wassersall der Erde. Es ist dies der Niagara, der bei einer Breite von 4730 Fuß an der höchsten Stelle 167 Fuß hoch herabstürzt und den Donner seines Falles meilenweit hören läßt. Die nordamerikanischen Freistaaten. Nach diesen Staaten ist gewöhnlich das Trachten der Aus- wanderer gerichtet, und Hunderttausende unserer deutschen Brüder haben dort schon eine neue Heimat gefunden. Viele Werden auch künftig dort ein besseres Loos suchen, als ihnen hier, unverdient oder durch eigene Schuld, zu Theil wurde. Viele finden sich am Ziele ihrer Reise schrecklich getäuscht, denn nur Solche, die an Arbeit und Entbehrungen gewöhnt sind, finden dort ein besseres Auskommen. Amerika ist ein Land der Mühe und der Arbeit. Man denke sich einen unermeßlichen Wald, halb so groß als Europa, in dem die angebauten Landstriche mit ihren Städten und Dörfern, wie Oasen in der Wüste, zerstreut liegen, und man hat ein rich- tiges Bild von Amerika im Allgemeinen, obgleich manche Distrikte sehr wohl angebaut sind, in welchem aber gerade deshalb kein armer Auswanderer sich niederlassen kann. In einem Lande, wo heute noch der dichteste Urwald den Bo- den bedeckt, der dich künftig nähren soll, kannst du gewiß ohne an- strengende Arbeit kein Fortkommen, viel weniger ein angenehmes Leben erwarten; wenn du also die Arbeit scheuest und die An- strengung fürchtest, so betritt es nicht. Willst du dorthin ziehen, so mußt du den Vorsatz fassen, keine Gefahr zu scheuen, jedem Un- gemach zu trotzen, allen möglichen Hindernissen entgegen zu streben und fest nach dem Ziele zu ringen. Kannst du zu einem solchen Vorsatze dich nicht erheben, so ertrage dein Schicksal und bleibe zu Hause, und bist du hier so fleißig und sparsam, als du es in Amerika seyn mußt, so wirst du auch hier dein Fortkommen finden..

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 9

1860 - Stuttgart : Hallberger
fetten. Daneben erscheint es als unbedeutend, daß das Steinkohlen- feuer sehr gern erlischt, und daß es besonderer Vorrichtungen oder großer Aufmerksamkeit bedarf, um nicht plötzlich nach der stärksten Glut todte Kohlen vor sich liegen zu sehen. Wenn aber ein Stein- kohlenlager in Brand geräth, so gelingt es selten, die Glut zu löschen. Oft wüthet sie Jahre lang unter der Erde fort. Die Stein- kohlen sind aus ungeheuern Wäldern entstanden, welche durch eine Umwälzung der Erdoberfläche umgewandelt und verkohlt wurden. 3. Auch die Braunkohlen sind durch versunkene Wälder ent- standen, nur in jüngerer Zeit als die Steinkohlen. Denn es finden sich in ihren Lagern noch ganze Stämme mit Aesten, Blättern und Früchten, deren Gestalt sich deutlich erkennen läßt. Auch sind die Braunkohlen bisweilen noch so holzähnlich, daß man glaubt, es seien alte, abgebrannte Scheite. Merkwürdig ist, daß in Gegenden, wo starke Braunkohlenlager sind, meistens auch mineralische Wasser ge- funden werden, z. B. in Hessen und Nassau. Um sehr heftiges Feuer zu erzeugen, fehlt es den meisten Braunkohlen au Brennkraft, auch gilt ihr Geruch noch für widerlicher als der der Steinkohlen, deß- wegen werden sie auch minder weit verführt, vielmehr meistens nur in der nächsten Umgebung verbraucht. 4. Aehnlich verhält es sich mit dem Torf, wenigstens in den Gegenden, wo es nicht gänzlich an Holz fehlt. In Holland freilich, wo man von keinem andern Feuerungsmittel weiß, wird der Torf zu Schiffe oft weit versendet. Er ist unter den genannten Brenn- stoffen der einzige, der sich noch immer forterzengt und den man geradezu zu dem Pflanzenreiche rechnen könnte; denn er besteht aus einem dichten Filze von Wurzeln, der mit erdigen Theilen vermischt ist. Diese Wurzeln erzeugen sich in Mooren (Sümpfen) mit solcher Schnelligkeit, daß man nach zehn bis zwölf Jahren eine ausgestochene Torfwiese aufs neue benützen kann. Dadurch wird die Torfgräberei an manchen Orten sehr einträglich. Die Arbeit in den Abzugsgräben, wie in den Torflagern selbst, ist zwar sehr beschwerlich, da die Leute im Wasser oder Sumpf stehen müssen, allein sie dauert auch nur die wärmsten Monate des Jahrs hindurch. Die ausgestochenen Platten müssen auf Haufen gesetzt und getrocknet werden. Die weniger feste Masse muß man sogar vorher gleich Lehm in Formen drücken. Merk- würdig ist dabei, ^aß die besten Stücke am meisten zusammenschrumpfen, so daß also nicht die größesten, sondern die kleinsten Torfplatten am me.st-n Hitz« 9eben. £ 'Dj/b ;

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 32

1860 - Stuttgart : Hallberger
32 herrlichen Früchte von Allen, die da wohnen, Lob und Verehrung empfahen. Aber was willst du elendes, verächtliches Moos? Dich wird man wegwerfen und mit Füßen treten!" Das arme, kleine Moos hätte sich dann geschämt und geschwiegen. Aber siehe, nach wenig Jahren hätte die Sache schon ganz anders ausgesehen. Denn der schöne Baum, den die Einwohner von Island vielleicht mit Jubel in die Erde gepflanzt hatten, kam dort nicht fort, während das von ihnen gar nicht beachtete Moos, das sich ungemein schnell vermehrt, genügsam sich über alle dürren Felsen hinwegzog und nun den Tausenden, die dort wohnen, ihr täglich Brod gab./ 15. Der Zucker. /Der Zucker gehört zu den mancherlei köstlichen Erzeugniffen des Pflanzenreichs. Er findet sich fast in allen Pflanzen, bald im Keime, bald im Stengel und Blatt, bald in der Blüthe und Frucht, ja auch in der Wurzel. Unter allen Pflanzen aber enthält das Zuckerrohr-, die Zucker- oder Runkelrübe und der Zuckerahorn den meisten Zuckerstoff, aus welchem man die ungeheure Menge Zuckers bereitet, welche jährlich verbraucht wird und sich in Europa allein nahezu auf 1000 Millionen Pfund beläuft. % Am bequemsten ist die Bereitung des Zuckers aus dem Zucker- ahorn, einem Baume, der in manchen Gegenden von Nordamerika häufig vorkommt. Man zapft ihm nemlich im Frühjahr den Zucker- saft ab, indem man ein Loch in den Stamm bohrt und in dasselbe ein Röhrchen steckt, durch welches er in ein Gefäß fließt. Der Saft wird nachher eingekocht, geläutert und getrocknet. Aber der so gewonnene Zucker reicht bei weitem nicht einmal für Nordamerika aus. j. Den meisten Zucker verdanken wir dem Zuckerrohr, einer großen, saftigen Grasart, unserer Welschkornpflanze ähnlich. Bei einer Dicke von ein bis zwei Zoll erreicht es oft eine Höhe von acht bis zwölf Fuß. Es wächst in Ostindien und Westindien und andern heißen Ländern und ist für diese von größter Wichtigkeit. Ehe die Pflanzen zur Blüthe kommen, werden die Stengel entblättert und in eigens dazu eingerichteten Mühlen (Zuckermühlen) ausgepreßt. Hun- dert Pfund Rohr geben etwa zehn Pfund Zuckersaft. Dieser geht sehr schnell in Gährung über und muß deßwegen sogleich abgedampft werden. Durch dieses Abdampfen erhält man den Rohzucker, welcher aus kleinen, feuchten Körnchen besteht und eine gelbliche oder bräunliche

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 181

1860 - Stuttgart : Hallberger
181 ^: Etwas höher findet man Wälder, noch höher treffliche Matten, auf denen das Vieh im Sommer eine herrliche Weide findet. Noch etwas weiter hinauf fangen die Felsen an, die aber noch mit Gesträuchen und Bäumen bewachsen find. Gemsen und Steinböcke irren auf ihnen umher und setzen manchen Jäger, der ihnen nachklettert, in große Angst, wie er den Rückzug finden will. Noch weiter hinauf werden die Berge kahl und öde, und die Gipfel derselben bedeckt ein immer- währender Schnee, den auch die Glut des heißesten Sommers nicht ganz schmelzt. Von dem Weg auf den St. Bernhard kann man jetzt von Mar- tinach an der Rhone aus eine ziemliche Strecke im Wagen zurück- legen; die letztere höhere Strecke können nur Fußgänger und Lastthiere begehen. Früher waren keine Fahrwege möglich, sondern man fand nur Fußsteige, die oft sehr schmal waren und so dicht an den Felsen hingingen, daß man sie nicht ohne Schwindel und ohne die größte Gefahr, in unabsehbare Abgründe zu stürzen, pasfiren konnte. Doch noch jetzt ist die Reise in der Schneegegend gefährlich. Die Kälte ist erstaunlich streng, und bei unfreundlicher Witterung steht man den Weg nicht und ist in Gefahr, in tiefen Schnee zu versinken oder in mehr als hundert Ellen tiefe Felsenriffe zu stürzen. Waaren und Ge- räthschasten werden großentheils durch Maulesel über den Berg ge- tragen, die dazu abgerichtet sind und sicher gehen. Da indessen jähr- lich gegen 20,000 Menschen hier die Alpen überschreiten, so geht wohl kaum ein Jahr vorüber, in dem nicht Menschen verunglücken. Dies bewog in der Vorzeit einen menschenfreundlichen Edelmann und .Geistlichen, Namens Bernhard von Menthon, auf der Höhe dieses Bergübergangs in einem engen Hochthal zwischen hohen Felsen, am Ufer eines kleinen Sees, ein Kloster anzulegen und die Mönche zu verpflichten, die Reisenden aufzunehmen und zu bedienen, ja sogar aus- zugehen, um die Verirrten oder Verunglückten aufzusuchen und leben- dig oder todt in das Kloster zu bringen. Für einen Vorsteher (Prior) und für zwölf bis fünfzehn Mönche ist dieses Kloster eingerichtet, und so lange es steht, hat es nicht an Männern gefehlt, die ihr Leben diesem beschwerlichen Dienst aufzuopfern bereit waren. Man denke, was für ein Leben sie dabei wohl führen müssen. Einen großen Theil ihrer Lebenszeit bringen sie auf dem hohen Berge zu, wo sie keine Pflanze, kein Kraut, sondern nur Himmel und Schnee um und neben sich sehen. Uns dünkt ein Winter von acht Wochen lang, und diese Menschen leben in einem beinahe ewigen Winter, wo sie keine Sonne
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