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1. Tier-Geographie - S. 49

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Asiens. 49 nicht stören in der dankbaren Anerkennung der großen und wesentlichen Dienste, welche es der Menschheit leistet; denn was wollten die Grenzbewohner der Wüsten und Steppen anfangen, wie mit einander verkehren, wenn sie das Kamel nicht hätten? Abgesehen davon, daß es das einzige Lasttier ist, welches durch seine Stärke, Schnelligkeit und Ausdauer die kahlsten und ödesten Gegenden der alten Welt bewohnbar macht, und einen Verkehr über eine Schranke unterhält, welche sonst unüberschreit- bar sein würde, giebt das Kamel jenen Völkern, wie das Renn- tier dem Lappländer, Nahrung und Kleidung; denn die fette Milch in ihren verschiedenen Formen, so wie das Fleisch be- sonders der jüngeren Tiere, nährt ihre Familien, aus der Haut werden Schuhe und Reitzeug, aus den Haaren Kleidungsstücke und Zelte gemacht, und selbst der Mist desselben hat eine höhere Bedeutung, indem er getrocknet in jenen holzarmen Gegenden das gewöhnliche Brennmaterial liefert. So kann es nicht be- fremden, daß der Wohlstand der Nationen in den genannten Ländern hauptsächlich nach ihren Kamelherden berechnet wird, und der Reichtum des einzelnen dort für unermeßlich gilt, wenn man die Zahl seiner Kamele nicht kennt. Einige trockene Blätter, einige stachlichte und dürre Kräuter stillen schon ihren Hunger und sie bedürfen dabei, des glühenden Sandes und der Hitze ungeachtet, nur alle 5—6 Tage Wasser, bei saftiger Pflanzennahrung können sie es wochenlang entbehren. Ihr vor- trefflicher Geruch wittert aber aus weiter Ferne die dürftige Quelle im weiten Sandmeere; den Kopf hoch in die Luft haltend, verdoppeln sie dann ihre Schritte, um bald das gewünschte Ziel zu erreichen und den Durst löschen zu können, der gewöhnlich ihre Herren noch mehr plagt als sie selbst. Auch die unserm Auge so häßlich vorkommenden Höcker gehören mit zu den wunderbaren Organen des merkwürdigen Tieres und vermehren dessen Brauchbarkeit; denn sie sind Fettmagazine, welche die überflüssigen Nahrungsstoffe, die zur Zeit einer reichlichen Weide sich absondern, auf die Zeit der Not aufbewahren. Nach langen Reisen sind daher diese Höcker klein, schlaff und fast hängend kaum 2—3 kg schwer, füllen sich aber bei eintretender Ruhe und reichlicher Nahrung bald wieder an und erhalten ihre vorige Härte und Größe wieder und sind bis 15 kg schwer. Das noch weiter verbreitete, aber etwas schwächer und kleinere ein- höckerige Kamel oder Dromedar wird uns in Afrika be- Buchholz, Tiergeographie. 2. Aufl. 4

2. Tier-Geographie - S. 78

1893 - Leipzig : Hinrichs
78 Charakter-Vögel Afrikas. auf den großen dürren Ebenen vom Kap landeinwärts bis zum Südrand der Sahara. Ein stattlicher Vogel, fast von der Größe unseres Kranichs; denn er mißt, wenn er ausrecht steht, über 3 Fuß. Er scheint nur zum Segen für die afrikanische Menschheit bestimmt zu sein, weshalb ihm die Natur auch Schlauheit und Scharfblick genug verliehen hat, sich seinen Feinden zu entziehen, obgleich er mehr läuft als fliegt. Sein Gang ist leicht, und er tragt seinen Körper mit Anstand. Nur wenn er überrascht wird, oder wenn man ihn zu Pferde ver- folgt, fliegt er, aber immer nnr knrze Strecken und nie hoch. Seine Nahrung besteht vorzüglich in Reptilien, und er soll die giftigsten Schlangen ebensowohl angreifen, als die unschädlichen, denn seine langen Beine schützen den Körper vor dem Biß dieser Tiere. Bemerkt er eine Schlange, so eilt er ihr nach; richtet sie sich gegen ihn, so macht er starke Sprünge nach allen Seiten, und ein solcher Kampf ist sehr unterhaltend für den Zuschauer. Dem Angriffe und den Zähnen der Schlange setzt er besonders seine Flügel entgegen; beißt die Schlange, so trifft ihr Biß die Federn, und so entleert sich ihr Gift, indem sie zugleich von den wiederholten Flügelschlägen, welche der Vogel mit großer Schnelligkeit austeilt, betäubt wird, wobei ein stumpser Sporn am Flügel als tüchtige Waffe besonders kräftig mitzuwirken scheint. So ermüdet er die Schlange bald, zer- bricht nun mit einem Schnabelhiebe den Kopf derselben und verschlingt sie ganz, wenn sie nicht groß ist. Größere zer- stückelt er mit Schnabel und Klauen. Neben den Schlangen nährt er sich von Eidechsen, kleinen Schildkröten und Insekten, besonders Heuschrecken. Demnach scheint er in diesen trockenen Regionen ganz dieselben Dienste zu leisten und gleiche Be- stimmnng zu haben, wie das zahlreiche Heer der Reiher und Störche in den sumpfigen Niederungen der verschiedenen Erd- teile; nur daß er im Kampfe gegen die giftigen Schlangen noch weit besser gerüstet ist. Man hält ihn am Kap häufig gezähmt, und zwar nicht blos zum Vergnügen, sondern auch, damit er Ratten, Mäuse, Schlangen und anderes Getier, welches oft in die Hühnerhöfe eindringt, vertreibe, und hat ihn zu gleichem Zwecke selbst nach Westindien, namentlich nach Guadeloupe und Martinique, zu verpflanzen gesucht. 4. Weit länger bekannt und als Symbol und Bote segnen- der Naturkräfte schon vor Jahrtausenden in Ägypten dankbar

3. Tier-Geographie - S. 81

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter- Amphibien Afrikas. 81 prachtvoller Vogel. Der Marabu endlich ist schon oben (S. 58) erwähnt. c. Amphibien. Auch in seinen Amphibien behauptet Afrika seinen Schrecken er- regenden Charakter, obgleich es zu trocken ist, um deren viele hervor- zubringen; denn es bietet ihnen blos Wärme. Viele seiner Flüsse ver- schwinden in der heißen Jahreszeit im Sande, und nur wenige Gegen- den sind feucht und schattig. Die Waldungen sind selten, und noch seltener groß und dicht, also ganz im Gegensatze zu den herrlichen und merkwürdigen Urwäldern Amerikas, welche im undurchdringlichen Ge- wirre der durch Schlingpflanzen zu einem Ganzen verbundenen und mit einer Menge Schmarotzerpflanzen untermischten Masse den Sonnen- strahlen nur sparsam zugänglich, immer Feuchtigkeit genug behalten. Allein auch die dürren Sandwüsten Afrikas sind darum doch nicht leer von Reptilien: Schlangen — mehr giftige als sehr große') — nud Eidechsen leben da. Neben dem Flußpferde ernähren die großen Flüsse Afrikas hauptsächlich die Krokodile. Schildkröten sind nicht viele Arten daselbst angetroffen worden. Unter allen Amphibien dieses Erdteiles ist keins demselben so charakteristisch eigen als das Nilkrokodil (S. oben S. 62). Sehr groß ist der Schaden, den die Krokodile nicht nur unter den Herden anrichten, sondern auch unter den Menschen. Im ganzen Sudan giebt es nicht ein einziges Dorf, aus dem durch die Krokodile nicht schon Menschen geraubt wären; deshalb bildet auch die Krokodiljagd eine wichtige Beschäftigung der Einge- bornen und Europäer. Die günstige Jahreszeit für diese Jagd ist der Winter, wo das Krokodil gewöhnlich auf sandigen Strecken in der Sonne schläft. Der Jäger merkt sich den Ort; aus der Südseite desselben, das heißt unter dem Winde, gräbt er sich ein Loch in den Sand mit einem Erdauf- würfe nach der Seite, wo man das Krokodil erwartet; der Jäger ver- birgt sich dort, bleibt er unbemerkt, so kommt das Tier an seinen ge-- wohnlichen Lagerplatz, wo es bald bei der Wärme der Sonnenstrahlen einschläft. Nun wirft der Jäger mit kraftvollem Arme das Tier mit einer Harpune an; das Eisen muß, um den Zweck zu erreichen, wenig- stens vier Zoll tief eindringen, damit der Widerhaken gehörig fassen kann. Das angeworfene Krokodil eilt in das Wasser und der Jäger 1) Zu den giftigsten gehören: die Hornviper, durch welche sich Kleopatra den Tod gegeben haben soll, die ägyptische Aspis oder Brillenschlange und die furchtbaren Wüstenottern, besonders die Puffotter am Kap. Buchholz, Tiergeographie. 2. Aufl. 6

4. Tier-Geographie - S. 100

1893 - Leipzig : Hinrichs
100 Allgemeine Übersicht über Südamerika. den indischen und afrikanischen weit weniger der Fall ist. Ver- glichen mit denen anderer Weltteile sind die Affen des neuen Kontinentes kleiner, weniger Pavian- oder orangartig und haben weder Gesicht- noch Gesäßschwielen; aber die Arten sind sehr zahlreich. Die Fledermäuse sind sehr mannigfaltig und zahl- reich: es giebt Insekten fressende, von Früchten lebende und Blut saugende. Die Fleisch fressenden oder reißenden Tiere sind im Verhältnisse zu den asiatischen und afrikanischen meist klein und furchtsam. Sehr zahlreich dagegen sind im Ver- hältnis zur geringen Artzahl der ganzen Gruppe die zahnlosen Tiere (Edentata): Faultiere, Ameisenfresser, Panzertiere. Die Lamas und andere wolltragende Tiere sind mehr den hohen Anden eigen. Herrlich gefärbte Vögel und bunte Insekten be- leben vorzüglich die Küste, wo mit zunehmender Vegetation auch die Abwechselung in der Tierwelt viel größer ist. Die niederen, trockenen Ebenen sind viel weniger bewohnt. In den höheren Tafelländern des Innern dagegen erscheinen wieder andere Formen; die Insekten sind hier sparsam, und man kann Stun> den lang reisen, ohne einem einzigen Schmetterlinge zu be- gegnen; denn die Vegetation hat ihre Üppigkeit verloren und damit das Vermögen, zahlreiche Formen von Insekten zu er- nähren. Die niedrigen, beerentragenden Gesträuche liefern den Finken und kleinen Papageien Nahrung; die Kolibris lieben die offenen, blumenreichen Gegenden. In ornithologifcher Hinsicht ist Brasilien das reichste Land. Die Raubvögel, besonders die Geier, sind sehr eigentümlich; die Eulen sind klein; am zahl- reichsten sind die Singvögel; die Sumpfvögel finden sich mehr an den großen Strömen, als an den Seeküsten. Unter den Amphibien find Schildkröten und Schlangen sehr zahlreich. Merkwürdig sind die vielen eigentümlichen Landkrabben. Die Skorpione sind, mit Ausnahme der von Surinam, nicht größer, als die südeuropäischen. Unter den Käfern sind besonders die- jenigen häufig, deren Larven vom Holze leben. Die vielen Blumen begünstigen das Vorhandensein zahlreicher Schmetter- linge, die fast alle ihre besonderen Eigentümlichkeiten haben. An Weichtieren ist besonders die Ostküste des tropischen Amerika arm; viel reicher daran ist Peru und Chile; die Flüsse sind im allgemeinen nicht so reich an Muscheln, als die nordamrikae- nischen. Vergleichen wir die Fauna Südamerikas mit der der übrigen Erdteile, so finden wir mehrere Züge, welche uns an

5. Tier-Geographie - S. 106

1893 - Leipzig : Hinrichs
106 Charakter-Säugetiere Südamerikas, der Brüllaffen ist ziemlich wohlschmeckend, wird viel gegessen und giebt besonders kräftige Brühe. 7. Ganz verschieden von den Affen in Bildung und Lebens- weise sind die in einer Spielart auch nach Europa übergesiedel- ten Meerschweinchen (Ferkelhasen) mit ihren sämtlich Süd- amerika angehörigen Gattungsverwandten, dem Agnti (Gold- Hasen), Pa ka u. m. a.; denn während jene kaum auf den Boden kommen, verlassen ihn diese nie, und der Schwanz ist ihnen ganz versagt. Es sind harmlose Tierchen, die teils in der Nähe von Gewässern und Sümpfen, teils in Felshöhlen von Pflanzenstoffen sich ernähren, welche sie, eifrig mit den Pfoten wühlend, im Boden fuchen. Gezähmt gewöhnen sie sich an alle Arten von Hauskost und sind hierin, so wie im Grunzen, den Schweinen ähnlich. 8. Amerika hat jene Riesengestalten, deren die alte Welt in ihren Elefanten, Flußpferden u. m, a. noch erhalten hat, durch gewaltige Naturereignisse verloren, und gegenwärtig sind es nur noch der Tapir und einige Arten von Schweinen, welche als Vertreter der Vielhufer oder Dickhäuter sich dort finden. Der Tapir, welchen man bis zum Anfang dieses Jahr- Hunderts als das ausschließliche Eigentum Südamerikas ansah, der aber seitdem auch in den Wäldern von Indien und den be- nachbarten Inseln, in einer besondern Art (Schabrackentapir), aufgefunden worden ist — das größte Landsäugetier, lebt in sumpfigen Fluren und Wäldern. Dort trabt er langsam und stille einher; verfolgt, bricht er mit vorgerecktem Kopfe in gerader Richtung, und, trotz seiner unförmlichen Körpermasse, in raschem Laufe alles niedertretend, durch Gebüsch und Röhricht; aber wo er sich sicher weiß, weidet er harmlos am grasigen Ufer der Flüsse, in die er sich, ein geschickter Schwimmer, gern Zurückzieht, wenn ihn die Stechfliegen peinigen. Die Jagd auf ihn ist besonders angenehm, weil sie zugleich ge- sahrlos ist. Mehrere Jäger stellen sich in den Niederungen des Waldes auf, durch welche die Tapire aus den benachbarten Sumpfwiesen zu wechseln pflegen. Ein jeder nimmt seinen Stand an einem starken Baume, um sich, wenn das Tier gerade auf ihn loslaufen sollte, da- hinter verbergen zu können, und erwartet hier das Wild, welches durch einige Hunde aufgescheucht, die gewohnten Wege durch den Wald einschlägt. In den Stunden der Erwartung, welche der europäische Jäger an solchen Plätzen zubringt, kann er sich den Eindrücken des Stilllebens in einer brasilianischen Waldung überlassen. Seine Augen

6. Tier-Geographie - S. 108

1893 - Leipzig : Hinrichs
108 Charakter-Vögel Südamerikas, Geschöpfe erfüllen, oder wohl gar den Einsamen zur Vermutung der Nähe eines gefahrvollen Raubtieres und zur rascheu Be- reitung auf Gegenwehr veranlassen. 1. Am wunderbarsten und die größten Täuschungen her- beisührend ist der Ruf des abenteuerlichen Schirmvogels oder Toropishu (d. i. Stiervogel) '), wie ihn die Eingeborenen mit Recht nennen; denn kaum kann man sich überreden, daß das undeutliche, vou dem Fremden leicht sür das erfreuliche Zeichen der Menschennähe genommene Gebrüll eines Stieres von einem Vogel, kaum größer als unsere europäische Krähe, herrühre, der sich unmittelbar neben dem Überraschten in dem Gebüsche verborgen hält. Die dumpfe Stimme tönt scheinbar aus großer Ferne und macht die Entdeckung des Tieres schwierig. Hat ihn ein Schuß zu Boden geworfen, so wagt man es kaum, den kohlschwarz aussehenden Vogel aufzunehmen: ein 2 Zoll hoher buschiger Kamm des Kopfes legt sich drohend und das Haupt fast verdeckend nach allen Seiten herunter, aus dem weiten zum hochroten Rachen geöffneten Schnabel tönt ein schlangenähnliches Zischen, die silberweißen Augen blitzen doppelt gefährlich aus dem aufgesträubten Gefieder; und bei diesem An- blicke denkt man, umgeben von umgefallenen Stämmen und von hochaufgeschichteten Trümmern, unwillkürlich an die furchtbar giftigen, gleiche Orte bewohnenden Reptilien. 2. In dem tiefsten Dunkel der Wälder lebt vereinzelt ein wunderherrlicher Sänger; man bleibt lauschend und gleichsam festgebannt stehen, wenn seine Klänge, die durchaus mit nichts zu vergleichen sind, als dem Schlage kleiner Glasglocken, viel- fach moduliert, allein mit der richtigsten Beobachtung der Jnter- vallen, in eine regelmäßige Melodie vereint. aus den Baum- Wipfeln leise und langsam herabtönen. Es liegt etwas unbe- schreiblich Sanftes, man möchte sagen, etwas Überirdisches in diesem Glockenspiele, dessen Reiz durch das öde Schweigen des weiten Waldes und die Unsichtbarkeit des überaus kleinen 1) Er nährt sich von Früchten und lebt meist in kleinen Gesell- schaften auf hohen Bäumen. Das Geschrei, welches er, besonders am Morgen früh und gegen Sonnenuntergang hören läßt, klingt schauer- lich und gleicht dem fernen Brüllen eines Stieres. Er ist nicht sehr häufig und sein Verbreitungswerk scheint sich auf wenige Gegenden des westlichen Brasiliens und der östlichen Waldregion Perus zu be- schränken.

7. Tier-Geographie - S. 34

1893 - Leipzig : Hinrichs
34 Allgemeine Übersicht über Asien. Würmern und Wasserinsekten — so wie auch von zarten Pflanzen sich nährt und daher häufig auch auf dem Lande sich aushält, wo sie sich sonnt; aber bei der Annäherung der geringsten Ge- fahr, oder bei Berührung zieht sie ihre Glieder schnell uuter die Schale zurück. Sie legt im Frühjahre 20—30 runde Eier, mit kalkig-pergament- artiger Schale, von der Größe kleiner Taubeneier, gräbt sie am Ufer in den Sand, lockere Erde oder Schlamm und überläßt es der Sonne, dieselben auszubrüten. Die Jungen kriechen im Juni aus, sind uu- gefähr einen Zoll groß und haben ein weiches, weißes Schild, welches erst an der Lust Festigkeit und Farbe erhält. Sie wächst langsam, hat aber ein zähes Leben und wird über 100 Jahre alt, — eine Eigen- schast, die sie mit mehreren ihrer Familienverwandten teilt, weshalb ja auch mehrere Völker, welche ein langes Leben für das größte Glück halten, wie z. B. die Japaner, die arme, träge Schildkröte zum Symbol der Glückseligkeit gewählt haben. Wie arm muß der Mensch sein, der nach nichts Höherem als nach dem Glücke der Schildkröte strebt! Ii. Äsien. A. Allgemeine Ubersicht. Wie Asien die Heimat der meisten Kulturpflanzen ist, so stammen auch aus diesem Erdteile fast alle von den Menschen gezähmten Tiere. Die asiatische Fauna kann in drei Zonen oder Regionen geteilt werden. Die erste beginnt vom Nordpol und begreift das ganze asiatische Rußland, im Westen vom Ural, im Süden vom Altai begrenzt. Die Winde, welche die erwärmte Luft der nördlichen heißen Zone aus Afrika nach Europa herüberführen, werden in Asien, welches ohnehin keine so weiten südlichen Landstrecken besitzt, durch hohe Gebirge und Steppen abgekühlt; und wo daher in Norwegen ein anban- fähiger Boden ans den Felsen des Urgranits seine Oberfläche jeden Sommer neu erwärmt, haftet die Flora jener Länder auf dem Ureife des Nordens. Kein Wunder ist's daher, daß in Asien wie die Menschen auch die Tiere weitläufig zerstreut wohnen und die ganze nordasiatische Fauna nur wenig Beson- deres darbietet. Die Gattungen der Vierfüßer ähneln denen Europas und der Polarländer. Arten kommen an der West- seite des Ural weniger vor, da die öden und sandigen Steppen

8. Tier-Geographie - S. 69

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Afrikas. 69 lichen Schaden anzurichten. Im Jahre 1855 verursachten in der Proviuz Konstantine ca. 30 Löwen allein an Haustieren einen Schaden von 45.000 Thalern, ein einziger Löwe ver- braucht demnach für 1500 Thaler Vieh zu seiner Nahrung. Über wenige Tiere ist von jeher soviel gefabelt worden, als über den Löwen. Die Nachrichten über ihn laufen bis in das graueste Altertum zurück. Die Bibel erwähnt ihn an vielen Orten, und die Hebräer habeu nicht weniger als 10 Namen für ihn. Bei den Römern waren die Löwenkämpfe im Zirkus ein gern gesehenes Schauspiel: wie viele Löwen biefem zum Opfer fielen, sieht man daraus, daß Julius Cäsar 400, Pom- pejus sogar 600 zugleich kämpfen ließ. 3, Den Löwen sehen wir in der Verfolgung der zierlichen, flüchtigen Gazellen und Antilopen, welche neben ihm das Randland der Wüste und deren Oasen bevölkern und gleichsam seine lebendige Speisekammer ausmachen. Alle, mit wenigen Ausnahmen, sind in ihrer hirschartigen Gestalt und Lebensweise einander ähnlich Es find gutmütige, friedliche, furchtsame und deshalb gesellige Tiere, welche meistens in den Tropenländern ihre Heimat haben; denn nur einige wenige, wie z. B. unsere Gemse, gehören den nordischen Regionen an. Die ganze Gattung scheint demnach von der Natur dazu bestimmt, die Ränder der Wüste und die an Salzpflanzen reichen Steppen zu bewohnen und die wenigen Kräuter zu genießen, welche dort fo spärlich dem Boden entsprossen. Im nördlichen und südlichen Afrika lebt die Gazelle, welche die Dichter des Morgenlandes als Sinn- bild des Schmucken, Zierlichen und Behenden brauchen und deren schönes Auge von ihnen als der Spiegel der Sanftmut und Unschuld gepriesen wird — in Herden von vielen Hunderten, ja von Tausenden. Reisende sahen am Kap ganze unabsehbare Flächen davon bedeckt und schätzten mehrere solcher Herden auf 10 — 15,000 Stück. Wenn man sich einem Rudel nähert, schließen sie sich enge aneinander, zeigen nach allen Seiten die Hörner, ergreifen aber bald die vogelschnelle Flucht. Nur wenn einzelne so in die Enge getrieben werden, daß sie nicht mehr entfliehen können, bedienen sie sich ihrer Waffen, mit denen sie verwunden können, da die Hörncr sehr spitzig sind. Die Araber jagen sie zu Pferde und werfen ihnen Stöcke zwischen die Beine, wobei diese leicht zerbrechen. Lebendig fängt man sie, indem man zahme unter die Herden laufen läßt, denen man Schlingen

9. Tier-Geographie - S. 46

1893 - Leipzig : Hinrichs
46 Charakter-Säugetiere Asiens. und scheint der charakteristische Zug seiner Stimmung zu sein. Die alten Männchen werden ca. 4 Fuß hoch. Die Nacht hin- durch verweilt der Orang-Utan am liebsten in den weniger dem Winde und Regen ausgesetzten Niederungen des Urwaldes. Hier wählt er sich irgend einen großen Farrenkraut- oder Orchideen- fmsch, der als Parasit auf einem dicken Stamme wuchert, als Ruhestelle, oder er schlägt auch sein Nachtlager auf dem Gipfel eines einzeln stehenden kleinen Baumes auf. Zu diesem Zwecke biegt er die dünnen Zweige kreuzweise zusammen und legt als- dann, um sein Lager weicher zu machen, noch eine Masse loser Blätter von Orchideen, Farren darüber hin. Schon hierdurch, daß sich der Orang-Utan eine Art Bett bereitet, zeichnet er sich vor allen seinen Familiengenossen augenfällig aus; noch mehr aber charakterisiert er sich dadurch, daß er nicht, wie alle übrigen Affen, sitzend schläft, sondern sich meist auf den Rücken oder aus die Seite legt. Bei unfreundlichem Wetter bedeckt er des Nachts feinen Körper, zumal den Kopf, mit Blättern. Das Einfangen eines ausgewachsenen Exemplares soll fast un- möglich sein. Von den übrigen Affen sei nur noch einer genannt und zwar das natürliche Vorbild aller häßlichen Masken, der von der Natur in Gesicht und Farbe — das schwarze, fratzenhafte Gesicht umgiebt oben ein brennendroter und unten ein hellgelber, dichter Haarwuchs — fast humoristisch ausgestattete Nasen- äffe (Kahau). Auch er ist auf Borneo heimisch, wo er in Herden lebt, die besonders bei Sonnenauf- und Untergang auf den Bäumen an den Flüffen, unter fortwährendem lauten Ge- schrei, sich versammeln. Er zeigt sich im Ganzen minder schnell in seinen Bewegungen, als die meisten andern seiner Geschlechts- genossen, und trachtet daher oft, wenn er plötzlich überfallen wird, sich durch Verstecken zwischen den Gabeln der dicken Baumzacken zu retten, oder er nimmt auch wohl seine Zuflucht zu dem dunkeln Krüppelholze auf dem Boden, wobei ihm die längs der Ufer der Flußmündungen so reichlich wachsenden Nipabüsche und das dornige Unkraut der Rohrarten vortrefflich zu statten kommen. Die Volksstämme Borneos lieben sein Fleisch sehr und stellen ihm daher eifrig nach. 6. Dasselbe Kindervolk, welches vor dem Affen, wie eben erwähnt, heilige Scheu hegt, hat. auch, wie die alten Ägypter, einem Stier einen Platz unter den dreißig Millionen

10. Tier-Geographie - S. 90

1893 - Leipzig : Hinrichs
90 Charakter-Säugetiere Nordamerikas. und von den Negern, sondern anch von den Weißen gegessen; und sein Fell findet eine weite Verbreitung: Schuppenpelze sind allgemein beliebt. Die Granneuhaare geben gute Pinsel; aus dem Wollhaar macht man die Hüte; die ganzen Schwänze benutzt man zu Halswärmern. In der Tiercharakteristik Nordamerikas nimmt der Waschbär jedenfalls eine der ersten Stellen ein. 6. Die erste aber gebührt dem Moschusochselt (oder Bisam- ochse). Im hohen Norden ist die Natur sparsam mit den voll- kommenen Tiergebilden, deshalb hat sie auch den Eskimos Schaf und Rind in einem Tiere, dem eben genannten, kurzbeinigen, langhaarigen Mosckmsochseu, gegeben. Er bewohnt jene trau- rigen Moossteppen (die „Tundren" der alten Welt), deren Uu- wirtlichkeit und Ode die Tiere beständig von einem Ort zum andern treibt. Hier lebt der Bisamochse in Herden von 20 bis 25 Stück und zwar vorzugsweise auf inselgleich zu Tage treten- den Felsenhügeln. In seinem dichten Wollkleide kann er noch in Grönland und auf der Melvilleinsel leben und gedeihen. Oft steht man ganze Züge über das Eis gehen, um sich nach einer von den Jnselu zu begeben und dort zu weiden. Während des Sommers dienen ihnen die spärlichen Pflanzen der Moräste, Gras- und Sumpfkräuter, im Winter Flechten zur Nahrung. Es ist ein genügsames, friedliches, zumeist nur durch seinen äußerst feinen Geruch gegen seine Feinde geschütztes Tier, das wohl noch der Zähmung harrt, um den menschlichen Bewohnern des höchsten Nordens ein nützliches Haustier zu werden, wie es sie jetzt schon durch seiu wolliges Fell kleidet und wärmt und durch sein Fleisch nährt. Dieselbe Segenshand aber, welche den wenigen Kräutern der arktischen Region — dem Löffel- kraute J) und der Coptis trifolia — die scharfen Säfte gegeben hat, gab auch dem Fleische des nordischen Rindes sofort in dem starken, bisamartigen Geschmacke und Gerüche das Gewürz bei, welches freilich unferm Gaumen und unserer Nase nicht sonder- 1) Das Löffelkraut (Cochlearia) ist, wie auch die Coptis, eine Universalarznei gegen den Skorbut (Fäulnis des Zahnfleisches), eine in jenen Gegenden sehr häufig herrschende Krankheit; es wächst bis in die höchsten Regionen des Nordens überall, sowohl im Sande, als auf nackten Felsen, und alle verfallenen Häuser sind damit bedeckt. Der Trieb dieser Pflanze ist so groß, daß aus einer einzigen Wurzel
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