Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Charakter-Säugetiere Asiens. 49
nicht stören in der dankbaren Anerkennung der großen und
wesentlichen Dienste, welche es der Menschheit leistet; denn was
wollten die Grenzbewohner der Wüsten und Steppen anfangen,
wie mit einander verkehren, wenn sie das Kamel nicht hätten?
Abgesehen davon, daß es das einzige Lasttier ist, welches durch
seine Stärke, Schnelligkeit und Ausdauer die kahlsten und
ödesten Gegenden der alten Welt bewohnbar macht, und einen
Verkehr über eine Schranke unterhält, welche sonst unüberschreit-
bar sein würde, giebt das Kamel jenen Völkern, wie das Renn-
tier dem Lappländer, Nahrung und Kleidung; denn die fette
Milch in ihren verschiedenen Formen, so wie das Fleisch be-
sonders der jüngeren Tiere, nährt ihre Familien, aus der Haut
werden Schuhe und Reitzeug, aus den Haaren Kleidungsstücke
und Zelte gemacht, und selbst der Mist desselben hat eine höhere
Bedeutung, indem er getrocknet in jenen holzarmen Gegenden
das gewöhnliche Brennmaterial liefert. So kann es nicht be-
fremden, daß der Wohlstand der Nationen in den genannten
Ländern hauptsächlich nach ihren Kamelherden berechnet wird,
und der Reichtum des einzelnen dort für unermeßlich gilt, wenn
man die Zahl seiner Kamele nicht kennt. Einige trockene
Blätter, einige stachlichte und dürre Kräuter stillen schon ihren
Hunger und sie bedürfen dabei, des glühenden Sandes und der
Hitze ungeachtet, nur alle 5—6 Tage Wasser, bei saftiger
Pflanzennahrung können sie es wochenlang entbehren. Ihr vor-
trefflicher Geruch wittert aber aus weiter Ferne die dürftige
Quelle im weiten Sandmeere; den Kopf hoch in die Luft haltend,
verdoppeln sie dann ihre Schritte, um bald das gewünschte Ziel
zu erreichen und den Durst löschen zu können, der gewöhnlich
ihre Herren noch mehr plagt als sie selbst. Auch die unserm
Auge so häßlich vorkommenden Höcker gehören mit zu den
wunderbaren Organen des merkwürdigen Tieres und vermehren
dessen Brauchbarkeit; denn sie sind Fettmagazine, welche die
überflüssigen Nahrungsstoffe, die zur Zeit einer reichlichen Weide
sich absondern, auf die Zeit der Not aufbewahren. Nach langen
Reisen sind daher diese Höcker klein, schlaff und fast hängend
kaum 2—3 kg schwer, füllen sich aber bei eintretender Ruhe
und reichlicher Nahrung bald wieder an und erhalten ihre vorige
Härte und Größe wieder und sind bis 15 kg schwer. Das
noch weiter verbreitete, aber etwas schwächer und kleinere ein-
höckerige Kamel oder Dromedar wird uns in Afrika be-
Buchholz, Tiergeographie. 2. Aufl. 4
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
78 Charakter-Vögel Afrikas.
auf den großen dürren Ebenen vom Kap landeinwärts bis zum
Südrand der Sahara. Ein stattlicher Vogel, fast von der
Größe unseres Kranichs; denn er mißt, wenn er ausrecht steht,
über 3 Fuß. Er scheint nur zum Segen für die afrikanische
Menschheit bestimmt zu sein, weshalb ihm die Natur auch
Schlauheit und Scharfblick genug verliehen hat, sich seinen
Feinden zu entziehen, obgleich er mehr läuft als fliegt. Sein
Gang ist leicht, und er tragt seinen Körper mit Anstand. Nur
wenn er überrascht wird, oder wenn man ihn zu Pferde ver-
folgt, fliegt er, aber immer nnr knrze Strecken und nie hoch.
Seine Nahrung besteht vorzüglich in Reptilien, und er soll die
giftigsten Schlangen ebensowohl angreifen, als die unschädlichen,
denn seine langen Beine schützen den Körper vor dem Biß
dieser Tiere. Bemerkt er eine Schlange, so eilt er ihr nach;
richtet sie sich gegen ihn, so macht er starke Sprünge nach allen
Seiten, und ein solcher Kampf ist sehr unterhaltend für den
Zuschauer. Dem Angriffe und den Zähnen der Schlange setzt
er besonders seine Flügel entgegen; beißt die Schlange, so trifft
ihr Biß die Federn, und so entleert sich ihr Gift, indem sie
zugleich von den wiederholten Flügelschlägen, welche der Vogel
mit großer Schnelligkeit austeilt, betäubt wird, wobei ein
stumpser Sporn am Flügel als tüchtige Waffe besonders kräftig
mitzuwirken scheint. So ermüdet er die Schlange bald, zer-
bricht nun mit einem Schnabelhiebe den Kopf derselben und
verschlingt sie ganz, wenn sie nicht groß ist. Größere zer-
stückelt er mit Schnabel und Klauen. Neben den Schlangen
nährt er sich von Eidechsen, kleinen Schildkröten und Insekten,
besonders Heuschrecken. Demnach scheint er in diesen trockenen
Regionen ganz dieselben Dienste zu leisten und gleiche Be-
stimmnng zu haben, wie das zahlreiche Heer der Reiher und
Störche in den sumpfigen Niederungen der verschiedenen Erd-
teile; nur daß er im Kampfe gegen die giftigen Schlangen noch
weit besser gerüstet ist. Man hält ihn am Kap häufig gezähmt,
und zwar nicht blos zum Vergnügen, sondern auch, damit er
Ratten, Mäuse, Schlangen und anderes Getier, welches oft in
die Hühnerhöfe eindringt, vertreibe, und hat ihn zu gleichem
Zwecke selbst nach Westindien, namentlich nach Guadeloupe und
Martinique, zu verpflanzen gesucht.
4. Weit länger bekannt und als Symbol und Bote segnen-
der Naturkräfte schon vor Jahrtausenden in Ägypten dankbar
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Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Charakter- Amphibien Afrikas. 81
prachtvoller Vogel. Der Marabu endlich ist schon oben (S. 58)
erwähnt.
c. Amphibien.
Auch in seinen Amphibien behauptet Afrika seinen Schrecken er-
regenden Charakter, obgleich es zu trocken ist, um deren viele hervor-
zubringen; denn es bietet ihnen blos Wärme. Viele seiner Flüsse ver-
schwinden in der heißen Jahreszeit im Sande, und nur wenige Gegen-
den sind feucht und schattig. Die Waldungen sind selten, und noch
seltener groß und dicht, also ganz im Gegensatze zu den herrlichen und
merkwürdigen Urwäldern Amerikas, welche im undurchdringlichen Ge-
wirre der durch Schlingpflanzen zu einem Ganzen verbundenen und
mit einer Menge Schmarotzerpflanzen untermischten Masse den Sonnen-
strahlen nur sparsam zugänglich, immer Feuchtigkeit genug behalten.
Allein auch die dürren Sandwüsten Afrikas sind darum doch nicht leer
von Reptilien: Schlangen — mehr giftige als sehr große') — nud
Eidechsen leben da. Neben dem Flußpferde ernähren die großen Flüsse
Afrikas hauptsächlich die Krokodile. Schildkröten sind nicht viele Arten
daselbst angetroffen worden.
Unter allen Amphibien dieses Erdteiles ist keins demselben
so charakteristisch eigen als das Nilkrokodil (S. oben S. 62).
Sehr groß ist der Schaden, den die Krokodile nicht nur unter
den Herden anrichten, sondern auch unter den Menschen. Im
ganzen Sudan giebt es nicht ein einziges Dorf, aus dem durch
die Krokodile nicht schon Menschen geraubt wären; deshalb bildet
auch die Krokodiljagd eine wichtige Beschäftigung der Einge-
bornen und Europäer.
Die günstige Jahreszeit für diese Jagd ist der Winter, wo das
Krokodil gewöhnlich auf sandigen Strecken in der Sonne schläft. Der
Jäger merkt sich den Ort; aus der Südseite desselben, das heißt unter
dem Winde, gräbt er sich ein Loch in den Sand mit einem Erdauf-
würfe nach der Seite, wo man das Krokodil erwartet; der Jäger ver-
birgt sich dort, bleibt er unbemerkt, so kommt das Tier an seinen ge--
wohnlichen Lagerplatz, wo es bald bei der Wärme der Sonnenstrahlen
einschläft. Nun wirft der Jäger mit kraftvollem Arme das Tier mit
einer Harpune an; das Eisen muß, um den Zweck zu erreichen, wenig-
stens vier Zoll tief eindringen, damit der Widerhaken gehörig fassen
kann. Das angeworfene Krokodil eilt in das Wasser und der Jäger
1) Zu den giftigsten gehören: die Hornviper, durch welche sich
Kleopatra den Tod gegeben haben soll, die ägyptische Aspis oder
Brillenschlange und die furchtbaren Wüstenottern, besonders die
Puffotter am Kap.
Buchholz, Tiergeographie. 2. Aufl. 6
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Extrahierte Personennamen: Buchholz
Extrahierte Ortsnamen: Afrikas Afrika Amerikas Afrikas Afrikas
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
100 Allgemeine Übersicht über Südamerika.
den indischen und afrikanischen weit weniger der Fall ist. Ver-
glichen mit denen anderer Weltteile sind die Affen des neuen
Kontinentes kleiner, weniger Pavian- oder orangartig und haben
weder Gesicht- noch Gesäßschwielen; aber die Arten sind sehr
zahlreich. Die Fledermäuse sind sehr mannigfaltig und zahl-
reich: es giebt Insekten fressende, von Früchten lebende und
Blut saugende. Die Fleisch fressenden oder reißenden Tiere
sind im Verhältnisse zu den asiatischen und afrikanischen meist
klein und furchtsam. Sehr zahlreich dagegen sind im Ver-
hältnis zur geringen Artzahl der ganzen Gruppe die zahnlosen
Tiere (Edentata): Faultiere, Ameisenfresser, Panzertiere. Die
Lamas und andere wolltragende Tiere sind mehr den hohen
Anden eigen. Herrlich gefärbte Vögel und bunte Insekten be-
leben vorzüglich die Küste, wo mit zunehmender Vegetation auch
die Abwechselung in der Tierwelt viel größer ist. Die niederen,
trockenen Ebenen sind viel weniger bewohnt. In den höheren
Tafelländern des Innern dagegen erscheinen wieder andere
Formen; die Insekten sind hier sparsam, und man kann Stun>
den lang reisen, ohne einem einzigen Schmetterlinge zu be-
gegnen; denn die Vegetation hat ihre Üppigkeit verloren und
damit das Vermögen, zahlreiche Formen von Insekten zu er-
nähren. Die niedrigen, beerentragenden Gesträuche liefern den
Finken und kleinen Papageien Nahrung; die Kolibris lieben die
offenen, blumenreichen Gegenden. In ornithologifcher Hinsicht
ist Brasilien das reichste Land. Die Raubvögel, besonders die
Geier, sind sehr eigentümlich; die Eulen sind klein; am zahl-
reichsten sind die Singvögel; die Sumpfvögel finden sich mehr
an den großen Strömen, als an den Seeküsten. Unter den
Amphibien find Schildkröten und Schlangen sehr zahlreich.
Merkwürdig sind die vielen eigentümlichen Landkrabben. Die
Skorpione sind, mit Ausnahme der von Surinam, nicht größer,
als die südeuropäischen. Unter den Käfern sind besonders die-
jenigen häufig, deren Larven vom Holze leben. Die vielen
Blumen begünstigen das Vorhandensein zahlreicher Schmetter-
linge, die fast alle ihre besonderen Eigentümlichkeiten haben.
An Weichtieren ist besonders die Ostküste des tropischen Amerika
arm; viel reicher daran ist Peru und Chile; die Flüsse sind im
allgemeinen nicht so reich an Muscheln, als die nordamrikae-
nischen. Vergleichen wir die Fauna Südamerikas mit der der
übrigen Erdteile, so finden wir mehrere Züge, welche uns an
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Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Surinam Amerika Peru Chile
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
106 Charakter-Säugetiere Südamerikas,
der Brüllaffen ist ziemlich wohlschmeckend, wird viel gegessen
und giebt besonders kräftige Brühe.
7. Ganz verschieden von den Affen in Bildung und Lebens-
weise sind die in einer Spielart auch nach Europa übergesiedel-
ten Meerschweinchen (Ferkelhasen) mit ihren sämtlich Süd-
amerika angehörigen Gattungsverwandten, dem Agnti (Gold-
Hasen), Pa ka u. m. a.; denn während jene kaum auf den
Boden kommen, verlassen ihn diese nie, und der Schwanz ist
ihnen ganz versagt. Es sind harmlose Tierchen, die teils in
der Nähe von Gewässern und Sümpfen, teils in Felshöhlen
von Pflanzenstoffen sich ernähren, welche sie, eifrig mit den
Pfoten wühlend, im Boden fuchen. Gezähmt gewöhnen sie sich
an alle Arten von Hauskost und sind hierin, so wie im Grunzen,
den Schweinen ähnlich.
8. Amerika hat jene Riesengestalten, deren die alte Welt
in ihren Elefanten, Flußpferden u. m, a. noch erhalten hat,
durch gewaltige Naturereignisse verloren, und gegenwärtig sind
es nur noch der Tapir und einige Arten von Schweinen,
welche als Vertreter der Vielhufer oder Dickhäuter sich dort
finden. Der Tapir, welchen man bis zum Anfang dieses Jahr-
Hunderts als das ausschließliche Eigentum Südamerikas ansah,
der aber seitdem auch in den Wäldern von Indien und den be-
nachbarten Inseln, in einer besondern Art (Schabrackentapir),
aufgefunden worden ist — das größte Landsäugetier, lebt in
sumpfigen Fluren und Wäldern. Dort trabt er langsam und
stille einher; verfolgt, bricht er mit vorgerecktem Kopfe in
gerader Richtung, und, trotz seiner unförmlichen Körpermasse,
in raschem Laufe alles niedertretend, durch Gebüsch und Röhricht;
aber wo er sich sicher weiß, weidet er harmlos am grasigen
Ufer der Flüsse, in die er sich, ein geschickter Schwimmer, gern
Zurückzieht, wenn ihn die Stechfliegen peinigen.
Die Jagd auf ihn ist besonders angenehm, weil sie zugleich ge-
sahrlos ist. Mehrere Jäger stellen sich in den Niederungen des Waldes
auf, durch welche die Tapire aus den benachbarten Sumpfwiesen zu
wechseln pflegen. Ein jeder nimmt seinen Stand an einem starken
Baume, um sich, wenn das Tier gerade auf ihn loslaufen sollte, da-
hinter verbergen zu können, und erwartet hier das Wild, welches
durch einige Hunde aufgescheucht, die gewohnten Wege durch den Wald
einschlägt. In den Stunden der Erwartung, welche der europäische
Jäger an solchen Plätzen zubringt, kann er sich den Eindrücken des
Stilllebens in einer brasilianischen Waldung überlassen. Seine Augen
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
108 Charakter-Vögel Südamerikas,
Geschöpfe erfüllen, oder wohl gar den Einsamen zur Vermutung
der Nähe eines gefahrvollen Raubtieres und zur rascheu Be-
reitung auf Gegenwehr veranlassen.
1. Am wunderbarsten und die größten Täuschungen her-
beisührend ist der Ruf des abenteuerlichen Schirmvogels oder
Toropishu (d. i. Stiervogel) '), wie ihn die Eingeborenen
mit Recht nennen; denn kaum kann man sich überreden, daß
das undeutliche, vou dem Fremden leicht sür das erfreuliche
Zeichen der Menschennähe genommene Gebrüll eines Stieres
von einem Vogel, kaum größer als unsere europäische Krähe,
herrühre, der sich unmittelbar neben dem Überraschten in dem
Gebüsche verborgen hält. Die dumpfe Stimme tönt scheinbar
aus großer Ferne und macht die Entdeckung des Tieres schwierig.
Hat ihn ein Schuß zu Boden geworfen, so wagt man es kaum,
den kohlschwarz aussehenden Vogel aufzunehmen: ein 2 Zoll
hoher buschiger Kamm des Kopfes legt sich drohend und das
Haupt fast verdeckend nach allen Seiten herunter, aus dem
weiten zum hochroten Rachen geöffneten Schnabel tönt ein
schlangenähnliches Zischen, die silberweißen Augen blitzen doppelt
gefährlich aus dem aufgesträubten Gefieder; und bei diesem An-
blicke denkt man, umgeben von umgefallenen Stämmen und von
hochaufgeschichteten Trümmern, unwillkürlich an die furchtbar
giftigen, gleiche Orte bewohnenden Reptilien.
2. In dem tiefsten Dunkel der Wälder lebt vereinzelt ein
wunderherrlicher Sänger; man bleibt lauschend und gleichsam
festgebannt stehen, wenn seine Klänge, die durchaus mit nichts
zu vergleichen sind, als dem Schlage kleiner Glasglocken, viel-
fach moduliert, allein mit der richtigsten Beobachtung der Jnter-
vallen, in eine regelmäßige Melodie vereint. aus den Baum-
Wipfeln leise und langsam herabtönen. Es liegt etwas unbe-
schreiblich Sanftes, man möchte sagen, etwas Überirdisches in
diesem Glockenspiele, dessen Reiz durch das öde Schweigen des
weiten Waldes und die Unsichtbarkeit des überaus kleinen
1) Er nährt sich von Früchten und lebt meist in kleinen Gesell-
schaften auf hohen Bäumen. Das Geschrei, welches er, besonders am
Morgen früh und gegen Sonnenuntergang hören läßt, klingt schauer-
lich und gleicht dem fernen Brüllen eines Stieres. Er ist nicht sehr
häufig und sein Verbreitungswerk scheint sich auf wenige Gegenden
des westlichen Brasiliens und der östlichen Waldregion Perus zu be-
schränken.
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
34 Allgemeine Übersicht über Asien.
Würmern und Wasserinsekten — so wie auch von zarten Pflanzen
sich nährt und daher häufig auch auf dem Lande sich aushält,
wo sie sich sonnt; aber bei der Annäherung der geringsten Ge-
fahr, oder bei Berührung zieht sie ihre Glieder schnell uuter
die Schale zurück.
Sie legt im Frühjahre 20—30 runde Eier, mit kalkig-pergament-
artiger Schale, von der Größe kleiner Taubeneier, gräbt sie am Ufer
in den Sand, lockere Erde oder Schlamm und überläßt es der Sonne,
dieselben auszubrüten. Die Jungen kriechen im Juni aus, sind uu-
gefähr einen Zoll groß und haben ein weiches, weißes Schild, welches
erst an der Lust Festigkeit und Farbe erhält. Sie wächst langsam,
hat aber ein zähes Leben und wird über 100 Jahre alt, — eine Eigen-
schast, die sie mit mehreren ihrer Familienverwandten teilt, weshalb
ja auch mehrere Völker, welche ein langes Leben für das größte Glück
halten, wie z. B. die Japaner, die arme, träge Schildkröte zum
Symbol der Glückseligkeit gewählt haben. Wie arm muß der Mensch
sein, der nach nichts Höherem als nach dem Glücke der Schildkröte
strebt!
Ii. Äsien.
A. Allgemeine Ubersicht.
Wie Asien die Heimat der meisten Kulturpflanzen ist, so
stammen auch aus diesem Erdteile fast alle von den Menschen
gezähmten Tiere. Die asiatische Fauna kann in drei Zonen
oder Regionen geteilt werden. Die erste beginnt vom
Nordpol und begreift das ganze asiatische Rußland, im Westen
vom Ural, im Süden vom Altai begrenzt. Die Winde, welche
die erwärmte Luft der nördlichen heißen Zone aus Afrika nach
Europa herüberführen, werden in Asien, welches ohnehin keine
so weiten südlichen Landstrecken besitzt, durch hohe Gebirge und
Steppen abgekühlt; und wo daher in Norwegen ein anban-
fähiger Boden ans den Felsen des Urgranits seine Oberfläche
jeden Sommer neu erwärmt, haftet die Flora jener Länder auf
dem Ureife des Nordens. Kein Wunder ist's daher, daß in
Asien wie die Menschen auch die Tiere weitläufig zerstreut
wohnen und die ganze nordasiatische Fauna nur wenig Beson-
deres darbietet. Die Gattungen der Vierfüßer ähneln denen
Europas und der Polarländer. Arten kommen an der West-
seite des Ural weniger vor, da die öden und sandigen Steppen
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Europa Asien Norwegen Asien Europas
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Charakter-Säugetiere Afrikas. 69
lichen Schaden anzurichten. Im Jahre 1855 verursachten in
der Proviuz Konstantine ca. 30 Löwen allein an Haustieren
einen Schaden von 45.000 Thalern, ein einziger Löwe ver-
braucht demnach für 1500 Thaler Vieh zu seiner Nahrung.
Über wenige Tiere ist von jeher soviel gefabelt worden,
als über den Löwen. Die Nachrichten über ihn laufen bis in
das graueste Altertum zurück. Die Bibel erwähnt ihn an vielen
Orten, und die Hebräer habeu nicht weniger als 10 Namen
für ihn. Bei den Römern waren die Löwenkämpfe im Zirkus
ein gern gesehenes Schauspiel: wie viele Löwen biefem zum
Opfer fielen, sieht man daraus, daß Julius Cäsar 400, Pom-
pejus sogar 600 zugleich kämpfen ließ.
3, Den Löwen sehen wir in der Verfolgung der zierlichen,
flüchtigen Gazellen und Antilopen, welche neben ihm das
Randland der Wüste und deren Oasen bevölkern und gleichsam
seine lebendige Speisekammer ausmachen. Alle, mit wenigen
Ausnahmen, sind in ihrer hirschartigen Gestalt und Lebensweise
einander ähnlich Es find gutmütige, friedliche, furchtsame und
deshalb gesellige Tiere, welche meistens in den Tropenländern
ihre Heimat haben; denn nur einige wenige, wie z. B. unsere
Gemse, gehören den nordischen Regionen an. Die ganze Gattung
scheint demnach von der Natur dazu bestimmt, die Ränder der
Wüste und die an Salzpflanzen reichen Steppen zu bewohnen
und die wenigen Kräuter zu genießen, welche dort fo spärlich
dem Boden entsprossen. Im nördlichen und südlichen Afrika
lebt die Gazelle, welche die Dichter des Morgenlandes als Sinn-
bild des Schmucken, Zierlichen und Behenden brauchen und
deren schönes Auge von ihnen als der Spiegel der Sanftmut
und Unschuld gepriesen wird — in Herden von vielen Hunderten,
ja von Tausenden. Reisende sahen am Kap ganze unabsehbare
Flächen davon bedeckt und schätzten mehrere solcher Herden auf
10 — 15,000 Stück. Wenn man sich einem Rudel nähert,
schließen sie sich enge aneinander, zeigen nach allen Seiten die
Hörner, ergreifen aber bald die vogelschnelle Flucht. Nur wenn
einzelne so in die Enge getrieben werden, daß sie nicht mehr
entfliehen können, bedienen sie sich ihrer Waffen, mit denen sie
verwunden können, da die Hörncr sehr spitzig sind. Die Araber
jagen sie zu Pferde und werfen ihnen Stöcke zwischen die Beine,
wobei diese leicht zerbrechen. Lebendig fängt man sie, indem
man zahme unter die Herden laufen läßt, denen man Schlingen
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
46 Charakter-Säugetiere Asiens.
und scheint der charakteristische Zug seiner Stimmung zu sein.
Die alten Männchen werden ca. 4 Fuß hoch. Die Nacht hin-
durch verweilt der Orang-Utan am liebsten in den weniger dem
Winde und Regen ausgesetzten Niederungen des Urwaldes. Hier
wählt er sich irgend einen großen Farrenkraut- oder Orchideen-
fmsch, der als Parasit auf einem dicken Stamme wuchert, als
Ruhestelle, oder er schlägt auch sein Nachtlager auf dem Gipfel
eines einzeln stehenden kleinen Baumes auf. Zu diesem Zwecke
biegt er die dünnen Zweige kreuzweise zusammen und legt als-
dann, um sein Lager weicher zu machen, noch eine Masse loser
Blätter von Orchideen, Farren darüber hin. Schon hierdurch,
daß sich der Orang-Utan eine Art Bett bereitet, zeichnet er sich
vor allen seinen Familiengenossen augenfällig aus; noch mehr
aber charakterisiert er sich dadurch, daß er nicht, wie alle
übrigen Affen, sitzend schläft, sondern sich meist auf den Rücken
oder aus die Seite legt. Bei unfreundlichem Wetter bedeckt er
des Nachts feinen Körper, zumal den Kopf, mit Blättern.
Das Einfangen eines ausgewachsenen Exemplares soll fast un-
möglich sein.
Von den übrigen Affen sei nur noch einer genannt und
zwar das natürliche Vorbild aller häßlichen Masken, der von
der Natur in Gesicht und Farbe — das schwarze, fratzenhafte
Gesicht umgiebt oben ein brennendroter und unten ein hellgelber,
dichter Haarwuchs — fast humoristisch ausgestattete Nasen-
äffe (Kahau). Auch er ist auf Borneo heimisch, wo er in
Herden lebt, die besonders bei Sonnenauf- und Untergang auf
den Bäumen an den Flüffen, unter fortwährendem lauten Ge-
schrei, sich versammeln. Er zeigt sich im Ganzen minder schnell
in seinen Bewegungen, als die meisten andern seiner Geschlechts-
genossen, und trachtet daher oft, wenn er plötzlich überfallen
wird, sich durch Verstecken zwischen den Gabeln der dicken
Baumzacken zu retten, oder er nimmt auch wohl seine Zuflucht
zu dem dunkeln Krüppelholze auf dem Boden, wobei ihm die
längs der Ufer der Flußmündungen so reichlich wachsenden
Nipabüsche und das dornige Unkraut der Rohrarten vortrefflich
zu statten kommen. Die Volksstämme Borneos lieben sein Fleisch
sehr und stellen ihm daher eifrig nach.
6. Dasselbe Kindervolk, welches vor dem Affen, wie eben
erwähnt, heilige Scheu hegt, hat. auch, wie die alten Ägypter,
einem Stier einen Platz unter den dreißig Millionen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
90 Charakter-Säugetiere Nordamerikas.
und von den Negern, sondern anch von den Weißen gegessen;
und sein Fell findet eine weite Verbreitung: Schuppenpelze sind
allgemein beliebt. Die Granneuhaare geben gute Pinsel; aus
dem Wollhaar macht man die Hüte; die ganzen Schwänze
benutzt man zu Halswärmern. In der Tiercharakteristik
Nordamerikas nimmt der Waschbär jedenfalls eine der ersten
Stellen ein.
6. Die erste aber gebührt dem Moschusochselt (oder Bisam-
ochse). Im hohen Norden ist die Natur sparsam mit den voll-
kommenen Tiergebilden, deshalb hat sie auch den Eskimos Schaf
und Rind in einem Tiere, dem eben genannten, kurzbeinigen,
langhaarigen Mosckmsochseu, gegeben. Er bewohnt jene trau-
rigen Moossteppen (die „Tundren" der alten Welt), deren Uu-
wirtlichkeit und Ode die Tiere beständig von einem Ort zum
andern treibt. Hier lebt der Bisamochse in Herden von 20 bis
25 Stück und zwar vorzugsweise auf inselgleich zu Tage treten-
den Felsenhügeln. In seinem dichten Wollkleide kann er noch
in Grönland und auf der Melvilleinsel leben und gedeihen. Oft
steht man ganze Züge über das Eis gehen, um sich nach einer
von den Jnselu zu begeben und dort zu weiden. Während des
Sommers dienen ihnen die spärlichen Pflanzen der Moräste,
Gras- und Sumpfkräuter, im Winter Flechten zur Nahrung.
Es ist ein genügsames, friedliches, zumeist nur durch seinen
äußerst feinen Geruch gegen seine Feinde geschütztes Tier, das
wohl noch der Zähmung harrt, um den menschlichen Bewohnern
des höchsten Nordens ein nützliches Haustier zu werden, wie
es sie jetzt schon durch seiu wolliges Fell kleidet und wärmt
und durch sein Fleisch nährt. Dieselbe Segenshand aber, welche
den wenigen Kräutern der arktischen Region — dem Löffel-
kraute J) und der Coptis trifolia — die scharfen Säfte gegeben
hat, gab auch dem Fleische des nordischen Rindes sofort in dem
starken, bisamartigen Geschmacke und Gerüche das Gewürz bei,
welches freilich unferm Gaumen und unserer Nase nicht sonder-
1) Das Löffelkraut (Cochlearia) ist, wie auch die Coptis,
eine Universalarznei gegen den Skorbut (Fäulnis des Zahnfleisches),
eine in jenen Gegenden sehr häufig herrschende Krankheit; es wächst
bis in die höchsten Regionen des Nordens überall, sowohl im Sande,
als auf nackten Felsen, und alle verfallenen Häuser sind damit bedeckt.
Der Trieb dieser Pflanze ist so groß, daß aus einer einzigen Wurzel
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