166
Vili. Griechenlands Hauptgeschichte.
unverändert, und die Spartaner wurden ein heldenhaf-
tes Volk, aber auch ein stolzes, — ein mächtiges,
aber auch ei» gewaltthätiges.
Mit ihrer Tugendhaftigkeit sah es nicht in allen Stücken
zum Besten ans, oder sie hatten eben ihre eigene Vor-
stellung von der Tugend. Sie führten mit ihren west-
lichen Nachbarn, den Messen Lern, ihren Dorischen
Stammgenossen, zwei ungerechte und grausame Kriege
(748—24 und 685—668), und machten dieselben nach
dem siegreichen Ende des einen zu Periöken, und nach
dem des andern zu Heloten oder Sklaven. Dann
griffen sie ans bloßer Besitz- und Herrschsucht ihre nörd-
lichen Nachbarn, das Hirtenvolk in Arkadien und die
Leute in Argolis an, und rißen ihnen weg, so viel sie
konnten. Und sie streckten ihre raubgierigen Hände und
ihren gebieterischen Sinn noch weiterhin ans.
Athen.
Am südöstlichen Ende von Mittelgriechenland
lag die Landschaft Attika. Sie streckt sich in's Aegäische
Meer hinein als eine Halbinsel, welche mit ihrer Spitze
in das hohe Vorgebirge Snnium ausläuft. Sie ist im
Innern auch gebirgig; da erhebt sich der hvnigreiche
Berg Hymettus und der marmorreiche Pentelikon
und das silberreiche Gebirge La uri um. Sie hat aber
auch treffliche Thäler und Ebenen, in welche von den
duftigen Höhen nicht viele, aber silberhelle Bäche herab-
fließen und die mit edel» Gewächsen mancherlei Art, na-
mentlich aber mit Wäldern von Oelbäumen, bedeckt
sind, aus denen noch heutzutage die Bewohner ihre Haupt-
nahrung ziehen.
Hier in Attika lebte „das geistreichste und
heiterste Volk der alten Welt. Aber „geistreich" nicht
in dem Sinne, wie man von geistreichen Predigten spricht,
und „heiter" in einer Freude, von der doch, wie schön
sie herrschen mochte, die heilige Stimme spricht: „Ich
will es ein Ende machen mit all ihren Freuden" Hos. 2,11.
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82 Iv. Aelteste Geschichte von andern Völkern und Ländern.
Jonischen Meer bis zu seiner Südspitze herab begrenzt.
Es bestand aus drei Theilen: Nordgriechenland,
welches Epirus und Thessalien in sich faßte, Mit-
telgri ech cnland oder Hellas im engern Sinn, und
der südlichen Halbinsel oder dem Peloponnes.
In Epirus hausten aber neben den Griechen auch Bar-
baren (unkultivirte Menschen). Die größte Länge des
Landes von Süd nach Nord betrug 110 Stunden, seine
größte Breite von Ost nach West 70 Stunden.
Es hatte mächtige, 5 bis 8000 Fuß hohe Berge, so
den Pindus zwischen Thessalien und Epirus, den Göt-
terberg Olymp in Thessalien, den Parnaß, auf wel-
chem Deukalions Arche sitzen geblieben seyn soll, und den
Musenberg Helikon in Hellas, endlich den Kyllene
auf der südlichen Halbinsel. Seine zwei Hauptflüsse waren
Peneus und Achilous, von denen der erstere in's
Aegaische, der andere in's Jonische Meer strömt.
Griechenland bot eine außerordentliche Abwechslung
von wilden Gebirgsgegenden und den reizendsten Thälern
und Ebenen dar. In das von den Dichtern hochbesun-
gene Thal Tempe zwischen den Bergen Olymp und
Ossa konnte Keiner treten, ohne im Anblick der furcht-
baren Felsen und des wunderlieblichen Thalgrundes Schauer
und Wonne zugleich zu empfinden. Doch hat frühe schon
in diesem Laude das Anmnthige überwogen. Unter
dem fast immer reinen glänzenden Himmel mit seinem
tiefen Blau prangte es im Schmuck seiner Eypressen-,
Lorbeer- und Myrtbenhaine, seiner Feigen-, Oliven- und
Rebenpflauzungen, seiner duftigen Kräuter- und Blumen-
sülle. An seinen Gestaden umher wimmelten Fische und
Schildkröten. Im Schoos der Erde barg es edle Me-
talle und herrlichen Marmor. — Das sei einstweilen ge-
nug von dem Lande selbst; von der weitern Eintheilung
in kleinere Landschaften, sowie von den Inseln umher
wollen wir künftig handeln.
Als älteste Bewohner dieses Landes werden allgemein
die Pelasger und Hellenen angegeben. Es sind beide
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Mädchen
32 H. Die alten Deutschen und ihr Befreiungskampf.
bis zur Weichlot und von den Alpen oder richtiger von
der Donan bis zur Nord- und Ostsee aus; die
Römer nannten dieses Gr o ßgerm a n i e n. Frühe schon,
noch vor Christi Geburt, waren deutsche Völkerschaften
jedoch auch auf das linke Rheinufer hinübergezogen, und
das Land, das sie dort einnahmen, nannten die Römer
Kl ein g er m a uien. Deutsche waren es aber auch,
welche die S c a n di na v i s ch e Halbinsel, d. i. S ch w e-
den und Norwegen bevölkert hatten. — Ein Däne-
mark entstand erst spater (s. Abschn. Vi. § 3); in der
Vorzeit gehörte das jetzige Königreich dieses Namens zu
G r o ß g e r m a n i en. — Wir halten vorzugsweise das
letztere im Auge.
Dieses Land sah damals anders aus als jetzt mit
seinen offenen fröhlichen Gefilden; es war voll düstrer
Wälder und nebelbedeckter Sümpfe, ranh und kalt. Mitten
durch dasselbe vom West- bis zum Ostende lief ununter-
brochen der große H ercyn i sch e W a ld hin. Dastan-
den, wie auch sonst im Süd und Nord, die starken riesigen
Eichen. Deutschland ist heute noch das Land der Eichen;
aber die mächtigen, himmelhohen sind seltner geworden.
In und zwischen diesen Wäldern wohnte das Volk
der Germanen, das in grauer Vorzeit aus Persien
eingewandert war (V. 1. S. 137) und, weil die alten
Perser ein Zweig des Urstamms der Arier gewesen,
noch weiter hinauf von jenen „Ehrwürdigen, Trefflichen"
(23- 1. S. 72) abstammte. sweil ein Theil der Arier
sich auch nach Indien gezogen und Inder und Germanen
die vornehmlichsten unter den Völkern sind, zwischen denen
eine nähere Verwandtschaft in Gesichtsbildung und Sprache
stattfindet, so redet man neuerlich auch von einer „Indo-
Ger ma n i sche n V o l k e r fa m i l i e."j
Der vielfachgcdeutete Name „Germanen" bedeutet
wohl „Brüder". „Brüder" hießen sich untereinander die
verschiedenen eigensbenannten Völkerschaften des Einen
großen Volks, das sonst keinen gemeinschaftlichen Namen
führte; das gaben die Römer'mit ihrem Lateinischen:
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Donan Ostsee Christi Norwegen Nord Deutschland Persien Indien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Mädchen
31
Ii. Die alten Deutschen und ihr Befreiungs-
kampf.
Wir haben begrüßet den Ausgang ans der Höhe,
der uns durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes
besucht hat, zu erleuchten, die da saßen in Finsterniß und
Schatten des Todes und ihre Füße zu richten auf den
Weg des Friedens. Wir haben Hosianna gerufen Dem,
mit welchem eine neue und bessere Weltzeit be-
ginnt. Gelobet sei Gott, der Vater der Barmherzigkeit
und Gott des Trostes!
Ehe wir nun aber in der Geschichte des Reiches Gottes
und in der Geschichte überhaupt v orw ä rt s gehen, wen-
den wir unsern Blick herüber zu dem Volke, in welchem
das Christenthum einen besonders fruchtbaren Boden fand
und das der Haupt trag er desselben, wie man
sagt, werden sollte, —zu dem Volk unsrer Väter,
und erzählen hier Gleichzeitiges mit dem vorhergehen-
den Abschnitte.
§ 1.
Die alten Deutschen.
Zu den Ureinwohnern Europas gehörten, außer den
Griechen und Römerii (Italern) im Süden des Welt-
tbeils noch drei Hauptmenscheustämme: die Kelten,
westlich in Frankreich wohnhaft, von denen sie sich über
Spanien und Großbritannien ausbreiteten, — die
Slaven, östlich in Rußland sitzend, von wo sie sich
nach Polen herein vorschoben, — und in der Mitte
zwischen beiden die Germanen, „der vorzüglichste und
begabteste Stamm."
Das ursprüngliche Germanien dehnte sich vom Rhein
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Extrahierte Personennamen: Hosianna
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Europas Frankreich Spanien Germanien
1869 -
Calw [u.a.]
: Verl. der Vereinsbuchh. [u.a.]
Autor: ,
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Algerien.
475
durch Straßenbauten, Entsumpfung vieler Landstriche,
Bewässerung der trockenen Bergabhänge, Aufmunterung
des Anbaus, so wie durch Wiederherstellung der fast
patriarchalischen Selbstregierung der Eingebornen in ihren
Zeltdörfern (Duars) unter Aufsicht der „Arabischen Bu-
reaux", und durch Errichtung französisch-muhammedanischer
Schulen, die Kolonie ein besseres Gedeihen. Doch steht
sie noch immer unter der Militärregierung, daher die
europäische Einwanderung sehr langsam zunimmt; und
alle polizeiliche Sorge hat nicht verhindern können, daß
im Jahre 1868 mehr als 217,000 Araber Hungers star-
den, indem die ungemein reichen Hülfsquellen des Landes
noch lange nicht genug eröffnet sind.
Das Land steigt, von der zerrissenen Meeresküste des
Nif, mit einer Menge von Felsenkapen, aber ohne Halb-
inseln, Inseln und gute Häfen, schnell zum Küstengebirge
des Kl. Atlas, im Dschebel Dschurdschnra, der schon
einen großen Theil des Jahrs mit Schnee bedeckt ist,
bis 7,130 ' hoch auf. Diese Bergmasse zwischen dem
Jsser und Budschia ist Großkabylien. In einem 25 St.
breiten Gürtel begleitet sie die ganze, 150 Ml. hinziehende
Küste, in vielen schroffen wilden Ketten, zwischen denen
höchst fruchtbare Flußthäler und waldreiche Ebenen sich
ausbreiten. Tiefe Gebirgsspalten durchbrechen als Eng-
pässe die Längenketten. Die Höhen der Atlasketten sind
zuerst mit großen Waldungen von Eichen (mit eßbare»
Eicheln), nebst wilden Nuß-, Aprikosen-, Mandelbäumen
und Weinstöcken bedeckt, tiefer nach innen aber von den
prachtvollsten Cederwäldern gekrönt. — Dahinter hoch-
liegende Haidesteppen mit Salzsümpfen und Seen
(Sebcha, Schott), die Sommers austrocknen. Hinter diesem
Gürtel erhebt sich eine zweite höhere Gebirgskette, das
dicht bewaldete und auch an Erz (Kupfer, Eisen, Blei)
reiche, aber gewaltig zerrissene Kreidekalkgebirge des Hohen
Atlas, im Dschebel Aures bis 8,500' h. aufgethürmt.
Nach Süden steigt es mit kahlen Felshängen herab zu
den nackten weißen Steppen der dattelreichen Oasen
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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1869 -
Calw [u.a.]
: Verl. der Vereinsbuchh. [u.a.]
Autor: ,
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Carrarische Inseln.
537
Fieber gefürchtet. Unter den vielen tropischen und sub-
tropischen Gewächsen sind Reis, Bananen, Orangen, Me-
lonen und dergl. Hauptnahrnngsmittel. Viehzucht-, Seide-
und Cochenillezucht. Viel Seesalz und Orseille (rother
Färbestoff). Hanptst. ist Porto Praya auf Santjago
mit 1200 E. Die Gruppe bildet eines der drei portu-
giesischen Generalgouvernements in Afrika, ist aber schlecht
verwaltet und deckt die Ausgaben nicht.
Die Kanarischen Inseln (so genannt von großen
Hunden, die die Entdecker dort wild fanden), sndwestl.
von Marokko, nur 15 M. vom Festlande gelegen, waren
schon dem Alterthume bekannt, und wegen ihres herrlichen
Klimas „die glücklichen Inseln" genannt; i. I. 1280
wurden sie von den Genuesen wieder aufgefunden, ihre
Urbewohner aber, die Gn ant scheu (von denen man Mu-
mien findet), sind jetzt mit Spaniern (s. 1402) vermischt.
Es sind 7 größere bewohnte, 6 kleine unbewohnte, zus.
von ca. 132 Q.m.; sämmtlich hohe vulkanische Gebirgs-
inseln, rasch und steil ans dem Meere aufsteigend; Te-
nerifa und Canaria ungeheure Trachytkegel, die andern
meist Basalt, alle mit großen Lavaströmen, viele mit un-
geheuern Kratern, die meisten erloschen. Der Pie von
Tenerifa ist der Centralvulkan der ganzen Gruppe, der
sich aus dem Felde der Verwüstung, dem er entstiegen,
majestätisch emporgipfelt, sein Fuß umsäumt von den
lachenden Fluren des lieblichen Tenerifa; und im Kreise
ringsum all die andern vulkanischen, dem Ozean entstie-
genen Inseln, die gleich Monden eines Fixsterns, ihn
umgeben. Sie sind sämmtlich durch eine Menge tiefer von
oben herab strahlenförmig bis unten eingerissener Klüfte
(bsruneos) durchrissen, z. Th. auch durch weite lachende
Tbäler gefurcht. Sie haben die reinste heiterste Luft auf
der ganzen Erde, und die Seewinde mäßigen die Hitze.
Bes. Orotava auf Tenerifa im reizenden Taorothale ist
eine der reichsten, unmuthigsten und gesundesten Gegenden
der Welt, 8630 E. Der Pflanzenwuchs zeichnet sich aufs
Kenntlichste an dem 11,438' h. Pico de Teyde auf
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1869 -
Calw [u.a.]
: Verl. der Vereinsbuchh. [u.a.]
Autor: ,
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
552
Südamerika.
Strecken schiffbar, und wie geschaffen zu einem unermeß-
lichen Binnen- und Weltverkehr. Hingegen hat Süd.-A.
fast keine Seen, aber die großartigsten Überschwemmungen
auf Erden, die periodisch unabsehbare Landstrecken in
strömende Seen verwandeln. Unermeßliche Tiefebenen
erfüllen das ganze Innere zwischen den Cordilleren in
W. und den Küstengebirgen in N. und O. von der Süd-
spitze bis zur Mündung des Orinico, einen Raum von
246,000 O.m.. 4/5 des Continents. Es sind entweder
unabsehbare Grassteppen, im N. Llanos (ljanos, plano),
im S. Pampas (in der Qnichuasprache „Ebenen") oder
mit Urwäldern von ungeheurer Ausdehnung bedeckt (Chaco),
theils regelmäßig überflnthet, theils durch Trümmergestein
unfruchtbar oder gar Salzflacheu.
Zunächst theilt sich also Süd-A. in eine hochgebirgigc
Westhälfte und eine vorherrschend ebene Osthälfte, nickst,
wie die drei alten Welttheile, in eine mehr ebene Nord-
Hälfte und eine mehr gebirgige Südhälfte.
Der Kontinent hat keine ausgedehnten Wüsten, außer
daß bei Cordova eine Salzwüste von 90 M. Länge be-
steht und die Küste von Peru eine Sandwüste bildet.
Dagegen hat er eine große Berührung mit dem Ozean,
die großen offenen Tiefebenen sind den Seewinden zu-
gänglich und haben die Entwicklung der mächtigsten Strom-
systeme begünstigt, die gewaltige Schneekette in W. sendet
erfrischende Lüfte und eine Fülle kühler Wasseradern in
das Innere, die ungeheuern tiefschattigen Urwälder be-
wahren eine ungemeine Feuchtigkeit und Kühle. Dieß
Alles hat ein wasserreicheres und weit kühleres Klima
erzeugt, als auf der östlichen Halbkugel. So ist denn
auch Südamerika, obgleich rs zu 4/5 in der heißen Zone
liegt, und nur zu ‘/s in der südlich gemäßigten, doch viel
weniger heiß, als das ihm gegenüberliegende Afrika. Nur
auf seiner Nvrdseite hat es auch übermäßig heiße und
sehr ungesunde Tropenküsten. An seiner Südspitze da-
gegen, unter 53—54° südl. Br. (wo auf der nördl. Halb-
kugel England, Norddeutschland rc.) liegen, ist das Küsten-
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Extrahierte Personennamen: Cordova
Extrahierte Ortsnamen: W. Peru Afrika England Norddeutschland
1869 -
Calw [u.a.]
: Verl. der Vereinsbuchh. [u.a.]
Autor: ,
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
554
Südamerika.
päische Nationen beinahe völlig getheilt: die Spanier
in N. und W., die Portugiesen in O. (Brasilien).
2hre Nachkommen, die Creole», zählen jedoch nur etwa
6 Mill. Seelen. Sie haben hier wie in Westindien
Neger als Sklaven eingeführt; doch haben nun alle
Staaten dieses Fluches sich entledigt; Brasilien, das die
meisten besitzt, wird wenigstens im I. 1900 nur freie
Schwarze haben. Man rechnet 4 Mill. Neger. Die
große Masse aber der 27 Mill. E-, die man in S.a.
annehmen darf, besteht aus Mischlingen (§ 581).
Die Urbevö lkernn g, von derselben Rasse wie in
Nordel., ist hier in größerer Zahl vorhanden, und scheint,
obgleich theilweise tiefer stehend als dort, doch lebens-
kräftiger. Freilich haben die Weißen sich hier in sehr
geringer Anzahl eingefnnden, und die Einwanderung aus
Europa ist noch in ihren Anfängen, obgleich Boden und
Klima der gemäßigten Erdstriche weit günstiger sind, als
in Nord-A. Sodann sahen cs die Spanier, verschieden
von den energischen Sachsen, mehr auf Dienstbarmachung
der Indianer als auf Alleinbesitz des Bodens ab, be-
drückten sie also mehr, ohne sie zu verdrängen, während
andrerseits die Missionen hier größere Massen von In-
dianern vereinigten, als je im N. Immerhin sind unab-
sehbare Ländereien noch menschenleer. Dennoch hat sich
hier begeben, was in Nord-A. unerhört ist, daß auch
Weiße, wie in Paraguay, einer Judianersprache sich be-
dienen, und eine solche, das Guarani, weithin Verkehrs-
sprache geworden ist. Man schätzt die Bevölkerung der
Urbewohner auf 6 Mill.
Ein großer Theil der Indianer bewohnt die weiten
Waldungen. Da schweifen sie, in viele Stämme mit
eigenen Sprachen zertheilt, auf Jagd und Fischfang um-
her, bringen aber ihr meistes Leben in Untbätigkeit und
dumpfem Hinbrüten zu. Das Klima entledigt sie der
Sorge für Wohnung und Kleidung; gegen die ungeheuern
Regenstürze schützt sie das dichte Blätterdach des Urwalds,
Nahrung finden sie genugsam iu dessen Früchten und
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Westindien Brasilien Nordel. Europa Sachsen Paraguay
1869 -
Calw [u.a.]
: Verl. der Vereinsbuchh. [u.a.]
Autor: ,
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Venezuela.
565
das treffliche Eieröl zu bereiten, das ihnen weiße Kauf-
leute von Angostura an Ort und Stelle abkaufen. (Der
Orinoco ist noch weit aufwärts schiffbar, bis zu den Was-
serfällen von Maypures und Atures, wo er die Sierra
Pariine durchbricht.)
§ 587. In den unermeßlichen Waldungen, die des.
im S. des Orinoco 8 Breitengrade in undurchdringlicher
Dichtigkeit und großer Mannigfaltigkeit der herrlichsten
Tropeubäume erfüllen*), leben wenige Indianer; in Hor-
den von 40—50 Köpfen. Die Ueppigkeit des Wald-
wuchses, und die Monate lange Ueberfluthung nöthigt sie,
ein Stückchen Land durch Wegbrennen des Strauchwerks
zu lichten und anzupflanzen. Sie bleiben aber nicht ans
derselben Stelle, sondern nomadisiren den Strom entlang.
Sie glauben an einen großen Geist, der den Wechsel der
Jahreszeiten ordnet und die Aernten zeitigt; neben ihm
aber wirkt, listig und regsam, ein böses Grnndwesen.
Noch verzehren sie im Kriege gefallene Menschen. Im
südlichen Berglande wohnen noch unabhängige Stämme
(schmutzige Gnamo rc.). Die ungeheuren Savannen im W.
hingegen sind ans weiten Strecken ohne eine Spur mensch-
licher Wohnungen. Nirgends fand man noch indianische
Hirtenvölker, trotz der unendlichen Fülle des Graswuchses.
Von einem früheren, halbkultivirten Volke aber finden
sich noch weitverbreitete Spuren: in Granitfelsen einge-
hauene, zwar rohe, kolossale Bilder von Sonne, Mond,
Sternen und Thieren, Jaguaren und Krokodillen, selbst
von europäischen Seeschiffen; und zwar bis 80' hoch
über dem Boden. Die fetzigen Indianer schreiben sie
höheren Wesen zu. Die rohen Ottomacken am obern
Orinoco essen Kugeln von Thonerde, rein und mit Mehl
vermischt, oft Monate lang. Am rechten Ufer des Orinoco
dagegen wohnen gesellige ackerbauende Völker, die Maco,
*) Im N. kommt der Kuhbaum vor, dessen Stamm, wenn
angebohrt, eine treffliche Milch ausfließen läßt, so daß die Einge-
bornen der Küsten-Cordillere ihn wie eine Milchkuh benutzen.
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TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
1869 -
Calw [u.a.]
: Verl. der Vereinsbuchh. [u.a.]
Autor: ,
Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Brasilien.
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thee, Reis, Zucker, Silber, Holzer, Taback, Haute, Sud-
fruchte, Vaniste, Droguen, des. auch Rhabarber, Baum-
wolle) c. 4 Mill. fl. ; Einfuhr 3ljr Die me veroffeut-
lichte Einnahme wird auf 6 — 20 Mill. fl. angeschlagen. —
Hauptstadt Asuucion, 48,000 E., meift ili Holz- oder
Lehmhàusern. — Humaiita, Festuug; 4000 E. Villa
rica, 15,000; in der Umgegend der deste Thee von
Aerba Mate, einer Stechpalmenart, Monopol des Staats.
Vi. Kaiserthum Brasilien.
§ 601. Dieses nächst Rußland, China, dem Briti-
schen Reiche und der nordam. Union ausgedehnteste Reich
der Erde, und das gesegnetste der Reuen Welt, umfaßt
die östliche Hälfte S.a.'s beinahe vom Fuße der Anden
bis znm Atlantischen Ozean, mit 152,000 Q.m., ein Ge-
biet von der Größe des Festlandes Australien (= 14 Frank-
reich). Diese Lage macht B. zum Gränznachbar von allen
Staaten Südamerikas außer Chile.
B. besteht aus zwei Naturgebieten: die größere Nord-
hälfte ist die ungeheure Tiefebene des Amassouas,
und seiner großen Zuflüsse, in N. von den Ausläufern
der Sierra Parime begränzt, von W. nach O. 640 M.
lang; die kleinere Südhälfte ist ein inneres, durchschnitt-
lich 2000—2500' erhöhtes, von zahlreichen Bergzügen
überragtes, reichbewässertes Tafelland, das sich in einem
Gebirgsdreieck nach Süden zuspitzt, wo jedoch die Tief-
ebene des Parana einen großen Busen hineintreibt. Am
Atlantischen Ozean hat das Gebirgsland seiner ganzen
Erstreckung nach einen trefflich bewässerten flachen Küsten-
strich von geringer Breite vorliegen, welcher für jetzt das
meiste Kulturland mit den bedeutendsten Städten enthält.
Hinter dieser folgt die Sierra do Mar, bis 5000' b.;
dann die zweite Parallelkette bis 7900' hoch (Juruoca),
in ihren niedrigsten Erhebungen aus Kalkstein, in den
Mittelhöhen aber aus Granit, und an ihren Gipfelpunkten
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Extrahierte Personennamen: Holzer
Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Brasilien China Atlantischen_Ozean Australien Chile Juruoca