Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Vaterländische Erdkunde - S. 14

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 14 — ist aber für einen Erdraum nicht gleichgültig, denn sie beeinflußt das Klima und durch dieses zugleich das Pflanzen-, Tier- und Menschenleben. Man ist geneigt, zu schließen: So viel höher, so viel der Sonne näher, also so viel wärmer; und da wir zu- dem wissen, daß die warme Luft stets nach oben steigt, so kommen wir zu dem Resultat: Je höher ein Land liegt, desto wärmer muß sein Klima sein. Es ist jedoch gerade um- gekehrt: Je höher die Lage, desto kälter ist das Klima. Wir haben nämlich eins nicht in Betracht gezogen: Die Wärmeausstrahlung der Erde. Soviel die Sonne sich auch müht, unsere Erde heiß und immer heißer zu machen, es ist vergeblich, denn unaus- gesetzt strahlt diese die Wärme in den kalten Weltraum wieder hinaus. Diese Ausstrahlung ist um so lebhafter, je weniger dicht die über der Erde gelagerte Luftdecke ist. Da letztere aber um so dünner wird, je höher man steigt, so ergiebt sich, daß in hoch gelegenen Gegenden die Wärmeausstrahlung besonders schnell vor sich geht, so schnell, daß die Tem- peratnr sich hier nicht höher, sondern niedriger stellt, als in niedrig gelegenen Ländern, c) Mit je 100 in Höhe nimmt die Temperatur ungefähr ^2° ab.^) Die Süddeutsche Hoch- ebene würde, in der Höhe des Meeresspiegels gelegen (4 bis 6 x 1i2°=) 2 bis 3° wärmer sein. So aber hat sie mit ihren 7—8° (]. Skizze S. 39) ein kälteres Klima als das west- liche Norddeutschland (8—9°). Der mit ihr in gleicher Breite liegende Teil der Ungarischen Tiefebene hat 10° und darüber (f. Skizze ebenda). Wie sehr die Temperatur durch die Höhen- bezw. Tiefenlage beeinflußt wird, zeigt auch die Oberrheinische Tiefebene sehr auf- fällig. Sie ist (s. Skizze) ca. 2° wärmer, als ihre Umgebung (10^/z gegen Sll2°). d) Ausgedehnte Hochflächen steigen nun meist nicht in die kälteren Luftschichten hinein, wohl aber die Gebirgsrücken und -spitzen. Sie erreichen oft Regionen, die so kalt sind, daß Schnee und Eis ewig die Gipfel krönen können. Bei den Alpen tritt diese Schneegrenze mit ca. 2700 m, beim Himalaya in Asien infolge seiner südlicheren Lage jedoch erst mit ca. 5000 m ein. e) Welch ein Gegensatz besteht hier zwischen dem Fuß und dem Rücken! Unten (im Juli) eine Durchschnittstcmperatur von 30°, oben jederzeit eisige Kälte! Unten am Südfuß Palmen, Bananen und die ganze Fülle tropischer Ge- wächse, oben nackter Fels und starrendes Eis, unten der Charakter der Äquator-, oben derjenige der Polargegenden. Der Bewohner Hindostans, — so heißt die Landschaft am Südfuß des Himalaya, — braucht nicht, wenn er alle Zonen der Erde kennen lernen will, die weite Reise nach dem Pol zu machen, er braucht nur hinaufzuwandern ins Gebirge. Aus dem Gebiet der Tropen kommt er bald hinein in gemäßigte Zonen; er dnrchwandelt statt der Palnienhaine Wälder mitteleuropäischen Charakters; Eichen, Buchen, Ulmen und Eschen rauschen über seinem Haupte. Höher hinauf trägt ihu sein Fuß in die Region der Nadelhölzer und durch diese hindurch in die Gebiete der Alpensträncher und -kräuter, bis er zuletzt den ewigen Schnee erreicht, über den hin eisig der Wind fährt, — er ist auf dem Pol der Lüfte angekommen. — f) Ähnliches erlebt der Bewohner der Lombardei, wenn er die Alpen hinansteigt, nur daß hier die unterste Region, die der Palmen und anderer Tropengewächse, fehlt, g) Unsere deutschen Mittel- gebirge erreichen zwar nicht die Schneegrenze, doch liegt auch auf ihren Häuptern, z. B. auf dem Brocken, der Schnee gegen 8 Monate lang, und auch auf ihnen nimmt der Pflanzcnwuchs, je höher wir steigen, einen immer mehr nördlicheren Charakter an. Aus den Kornfeldern der Ebene steigt man in große Tannenwälder hinauf und durch diese hinweg in manchen Gebirgen in Gebiete, wo der Baumwuchs erloschen ist, wo nur noch Knieholz die Gehänge deckt und wo Moore und Sumpfflächen an die Tundren des nördlichen Europas und Sibiriens erinnern. b) Die Gebirge als trennende Scheiden. Das Hinaufragen der Gebirge iu die Lüfte hat nicht bloß eine Bedeutung für ihr eigenes Klima, sondern auch für dasjenige der Nachbarschaft; es wirkt wie eine Scheide- i) Der von der Lustschifferabteilung in Berlin im August 1894 aufgelassene Re- gistrierballon Circns erreichte eine Höhe von 16 325 m (annähernd die doppelte Höhe des Gaurisankar). Die Meßinstrumente hatten in dieser Höhe — 52° C. registriert.

2. Vaterländische Erdkunde - S. 62

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 62 — Alpen im Laufe der Jahrtausende sich höher und höher hinaushoben, nagten an ihm schon mit Macht die zermürbenden und abtragenden Kräfte'), die unendlich langsam zwar, aber stetig an der Zerstörung der Gebirge arbeiten. Dem Böhmer- Wald fehlen deshalb mehr oder weniger die Merkmale eines jugendlichen Alters, wie sie die Alpen noch in reichster Fülle bieten: hochragende Zinnen, steilwandige Gehänge, große Höhenunterschiede zwischen Berg und Thal^), tosende Gebirgs- bäche und schäumende Wasserfälle. Wer von einem hochgelegenen Punkte das Gebirge überblickt, dem erscheint es mehr wie ein welliges, stark bewaldetes Bergland, denn als ein scharf ausgeprägtes, kraftvolles Gebirge. Zwar sind auch die Alpen bereits eine Ruine, aber hier stehen doch noch die hochragenden Mauern, während vom Böhmerwald nicht viel mehr als der Sockel übrig ist. (2. Wälder.) Je mehr die Oberfläche nivelliert wurde und je mäch- tiger überall die Verwitterungsschicht sich gestaltete, desto großartiger konnten sich ungeheure Waldungen entwickeln. Kein anderes deutsches Ge- birge verdient mehr den Namen eines Waldgebirges als der Böhmerwald. Er allein auch trägt auf seinen flachen Rücken und Plateaus uoch wirkliche Ur- wälder, Wälder, in welche die menschliche Hand, sei es zur Pflege oder zur Abholzung, noch nicht eingriff. Mitte der fünfziger Jahre berechnete man das Gesamtgebiet der Urwälder noch auf ca. 17 000 ha (Vergleich!), doch haben auch sie seitdem unter der fortschreitenden Entwaldung sehr gelitten.3) Einzigartig und überwältigend ist der Eindruck, den diese uralten Waldungen auf den Menschen machen. Gewaltige Baumriesen ragen gen Himmel, unter ihnen Weißtannen von 60 m Höhe und mit einem Durchmesser von 2 m, graubärtig behangen mit ellenlangen Flechten. Gestürzte Genossen liegen einzeln oder in Gruppen zu ihren Füßen, eben erst zusammengebrochen, oder halb vermorsch! schon und vielfach mit üppigen Moospolsterungen bedeckt. Mühsam nur über- steigt der Wanderer diese sich immer wiederholenden Hindernisse. Häufig sind aus den Riesenleibern der gestürzten Stämme junge Bäume wieder aufgeschossen, die, vom Marke der Alten genährt, sich kräftig entwickelten und die Lücken mit Erfolg wieder ausfüllten. (3, Moore.) In der geologischen und Oberflächenbeschasfenheit des Böhmerwaldes ist neben dem Waldreichtum noch eine andere Eigentümlichkeit begründet, die zahlreichen ausgedehnten Moore. Infolge der geringen Höhen- unterschiede und des plateauartigen Charakters, wie auch des undurchlässigen granitenen Untergrundes, ist der Abfluß der Gewässer weniger rasch als in anderen Gebirgen. Es kam zu ausgedehnten, flachen Wasseransammlungen, die im Laufe der Zeit versumpften und sich zu Mooren umgestalteten. Sie verstärken den unwirtlichen Charakter des Gebirges außerordentlich und er- schweren dem Wanderer mehr noch als die Urwälder das Vordringen, ja bringen mit ihrer oft trügerischen Decke wohl gar sein Leben in Gefahr. Für das Ge- birge und seine Nachbarschaft sind sie jedoch von großem Nutzen, indem sie den Wasserstand der Flüsse regulieren. Zur Zeit der Schneeschmelze und starker Niederschläge verhindern sie ein allzuschnelles, verderbliches Anschwellen *) Erosion = Auswaschung, Denudation = Abtragung. 2) Man hat berechnet, daß die relative Höhen-Differenz im Böhmerwald im Durch- schnitt 156 rn nicht übersteigt. 3) Um dem Böhmerwald auf jeden Fall ein Stück Urwald zu erhalten, befahl Fürst von Schwarzenberg, der allein 25 000 ha Forsten besitzt, seinen Forstbeamten, einen 1800 ha großen Urwald unangetastet zu lassen skntzen).

3. Vaterländische Erdkunde - S. 63

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 63 — derselben, indem sie gleich ungeheuren Schwämmen die Wassermassen zu großen Teilen vorläufig in sich aufsaugen, um in späteren Zeiten der Trockenheit und Dürre die Flüsse nachhaltig speisen zu können. Daß die Böhmerwald-Flüffe in der Hauptsache Moorgebieten entströmen, verrät noch weithin die bräunliche Farbe ihrer Gewässer, die man z. B. in der Moldan noch bis über Prag hinaus deutlich erkennt. e) Klima. Landschaftliches. Bewohner. (1. Klima.) Das Klima ist rauh und unfreundlich, ganz besonders an dem nach Nordosten gerichteten böhmischen Abhang. Hier blüht die Kartoffel erst im September, und der Schnee fällt oft schon vor der dürftigen Getreideernte. Weit freundlicher und milder ist der nach Bayern gekehrte Südwestabhang, ganz besonders derjenige des Bayerwaldes. Hier sind die Gehänge vielfach mit Obstgärten bedeckt, und in den Thälern wird lohnender Getreidebau betrieben. (2. Landschaftliches.) An landschaftlicher Schönheit steht der Böhmer- wald, was aus obigem zur Genüge hervorgeht, anderen deutschen Gebirgen weit nach. Doch reizt manchen Naturfreund gerade der ernste, oft finstere Charakter des Gebirges und die unwegsame Wildnis seiner Urwälder und Moore. Oft überschleicht ihn ein Empfinden, wie es sich der Römer bemächtigte, als sie znm ersten Male die von Sümpfen und Mooren unterbrochenen unheimlichen Ur- Wälder des alten Deutschland betraten, denn an jene Zeiten erinnert das Innere des Böhmerwaldes aufs lebhafteste. — An die Thatsache, daß die Wälder des Böhmerwaldes zu großeu Teilen noch wenig betreten und recht unbekannt sind, erinnert die Redensart: „Das sind böhmische Wälder für ihn." (3. Sewohner.) (Atlas, Anhg. S. 2:) Der Böhmerwald ist nur spärlich bevölkert. Ihren Haupterwerb finden die Bewohner in der verschiedensten Aus- Nutzung des Waldreichtums. Das Holz wird, soweit es uicht zur Verflößung gelangt, zu Brettern, Schindeln, Trögen, Schuhen, Schusterspänen, aber auch zu kostbaren Resonanzböden verarbeitet. — Einen hervorragenden Industriezweig bildet auch die Glasfabrikation, die ebenfalls mit auf dem Holzreichtum basiert, da ohne ihn das nötige Heizmaterial fehlen würde. Das Glas des Böhmerwaldes wandert über die ganze Erde. Zusammenstellung der charakteristischen Merkmale: 1. Stark abgetra- genes altzeitliches (paläozoisches) Gebirge. 2. Große Wälder (auch Urwälder) und ausgedehnte Moore. 3. Unwegsam, rauh, arm an landschaftlicher Schönheit. 4. Spärliche Bevölkerung. Holzindustrie- Glashütten. Iv. Das Fichtelgebirge. (1. Lage, Küsse, Gliederung.) a) Das Fichtelgebirge liegt in der Aordostecke Bayerns, da, wo Thüringerwald, Erzgebirge, Fränkischer Jura und Böhmerivald sich einander nähern (Gebirgskreuz), hart an der böhmischen Grenze. Die genannten Gebirge hängen jedoch nicht mit ihm zusammen, sondern sind durch Hochflächen von ihm getrennt. — b) Vier Flüsse ent- strömen ihm nach den vier Richtungen der Windrose (Flufskreuz), nach Osten, nach Böhmen hinein, die Eger (O — Eger), nach Süden die (Fiehtel-)T$oib,

4. Vaterländische Erdkunde - S. 42

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 42 — dehnuug beschränkt, da ihr weder eine kältere noch eine wärmere Temperatur zusagt. So ist sie so recht der Charakterbaum des westlichen Mittel- europas. In Rußland treten an Stelle der Bnche besonders Eichen, Linden und Ulmen. Die Grenze des Weinbaues teilt Mitteleuropa in eine südliche Hälfte mit und eine nördliche ohne Weinbau. Wollte man einen Breitenkreis als Grenze nennen, so müßte es der 5 0. sein (Mainlinie). In Deutschland reicht das Gebiet des Weinbaues teilweise 2° über diese Linie hinaus, in Frankreich bleibt es ebensoweit dahinter zurück. (Grenze: untere Loire. — Oeeanisches Klima, häufigere Bewölkung!) Dennoch ist aber Frank- reich das Hanptweinland der Erde. In Rußland reicht die Weingrenze nur bis zum 45. Nordkreis. Über die wildlebenden Tiere Deutschlands möge folgendes bemerkt werden. Die größeren wilden Tiere sind fast ganz ausgerottet. Der letzte Bär im Innern Deutschlands wurde vor reichlich 100 Jahren erlegt und zwar im Thüriugerwald. In den Grenzgebieten schoß man hin und wieder noch einen in diesem Jahrhundert, z. B. 1835 in den Bayrischen Alpen. Der Wolf da- gegen zeigt sich auch heute noch in Deutschland, im Westen z. B. im Hunsrück und in Lothringen, im Osten in den großen Wäldern an der russischen Grenze. (In den Wäldern Rußlands finden sich sowohl noch Bären wie Wölfe, letztere oft in großen Rudelu). — Selten läßt sich noch ein Luchs, häufiger die Wild- katze blicken. In einigen Waldungen hat sich auch noch das Wildschwein erhalten. Das Elentier, jene riesige Hirschart, welche die Wälder zur Zeit der alten Deutschen zahlreich bewohnte, lebt nur uoch in einer Waldung am Kurischen Haff, wo es sorgfältig gepflegt wird. Vollständig ausgestorben ist der Auerochs (Bos primigenius), der weder, wie man häufig liest, im Walde von Bialowicza. noch in den oberschlesischen Waldungen des Fürsten Pleß sich findet. Diese Angaben beruhen auf einer Verwechselung mit dem Wisent oder enro- päischeu Bison (Bison europaeus im Gegensah zum Bison americanus), der gleichfalls einst in den Wäldern Mitteleuropas hauste, heute wild aber uur noch im Kaukasus, gehegt in dem genannten Walde bei Bialowicza vorkommt. Werfen wir nun noch einen Blick auf Südeuropa. Wie klimatisch, so hat es auch nach seiner Pflanzen- und Tierwelt feine ganz bestimmt ausgeprägte Eigenart. Es ist das Gebiet der immergrünen Bäume und, — ganz im Süden, — der Südfrüchte (Citronen, Apfelsinen -— die Früchte der Orange —, Feigen :c.). Der wichtigste Baum ist der Ölbaum. Unter den Nadelbäume» sind die Pinien mit ihren schirmförmigen Kronen und die ernsten Cypresseu charakteristisch. Hafer und Roggen fehlen, Weizen und Mais herrschen vor; vereinzelt, z. B. in der Po-Ebene und in der Türkei, wird auch Reis gebaut. Weinbau wird fast überall betrieben. Unter den Haustieren nehmen an Stelle des Pferdes und Rindes Esel, Maultiere, Büffel, Schafe und Ziegeu einen hervorragenden Platz ein. Frankreich vermittelt den Übergang von diesem mittelmeerischen Typus zum mitteleuropäischen Waldgebiet, denn Südfrankreich, besonders die Rhone- ebene, die gesegnete Landschaft der Provence, muß noch dein südlichen Europa zugerechnet werden.

5. Vaterländische Erdkunde - S. 83

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 83 — geschichte. Einst mochten die Oberrheinische Tiefebene, die in Rede stehenden Gebirge und die benachbarten -Stufenländer, also das ganze Südwestdeutschland ein ausgedehntes Hochland bilden, bedeckt von mächtigen Trias- und Jura- schichten (s. Profil S. 67, obere Zeichnung). Dann vollzogen sich gewaltige Veränderungen. Es senkte sich zunächst die Oberrheinische Tiefebene herab und zwar zwischen mehr oder weniger senkrechten Spalten, so daß die stehenbleibenden Gebiete die Versenkung manersteil begrenzten. Darauf gerieten auch die Flächen der jetzigen Stufenländer in ein allmähliches, terrassenförmiges, weniger tiefes Abrutschen, so daß die zwischen ihnen und der Grabenversenkung stehen ge- bliebenen Schollen als Gebirge in die Erscheinung traten. ^) Dieselben stürzten zu dem oberrheinischen Einbruch, wie schon gesagt, sehr tief und mauersteil ab, während sie nach den seitlichen Becken allmählich und stufenweise hinüberführten, ganz so wie wir das in gemilderten Formen heute noch sehen. Je mehr sie im Laufe der Jahrtausende heraustraten, — denn die Vorgänge des Absinkens vollzogen sich in der Hauptsache allmählich, — desto mehr wurden sie auch der Verwitterung und Abtragung durch die atmosphärischen Kräfte unterworfen. Dieselben haben in den Jahrtausenden bis heute eine ungeheure Arbeit geleistet. Sie haben die steilen Wände abgeschrägt, den Grabeneiusturz zu eiuem großen Teil ausgefüllt, die feitwärtfigen Stufen ausgeglichen und auf beiden Gebirgen alle Schichten abgetragen, so daß hier das Urgebirge bloßliegt. Am wenigsten machtvoll erwiesen sie sich auf den von der Tiefebene abgekehrten sanfteren Gehängen der beiden Gebirge, wo die Trias- (genauer Buntsandstein-)Bedeckung erhalten blieb, dieselbe Schicht also, die den Boden der Stufenländer bildet. Das ist ein Grnnd mehr, weshalb man, vom Schwarzwald zum Schwäbischen Stufenland herabsteigend, kaum einen Übergang spürt. -— An der Senkung des südwestlichen Deutschland haben übrigens auch die nördlichen Teile der rheinischen Randgebirge teilgenommen. Das kommt auch im Schwarzwald und Wasgen- Wald zum ^Ausdruck, indem beide im Norden am niedrigsten sind. (2* Ähnlichkeit im Charakter.) Auch in ihrem Gebirgscharakter gleichen sich die beiden Gebirge. 1. Das tritt dem Wanderer besonders entgegen, wenn er von der Tiefebene in das Gebirge hinaufsteigt. Sowohl hüben als drüben durchwandelt er zuerst in den Vorbergen sonnige Weingärten, freund- liche Obsthaine und üppige Saatfelder. Dann folgen Laubwälder und endlich die düsteren Tannenforsten, denen der Schwarzwald seinen Namen verdankt. Die höchsten Knppen ■— alte Erhebungen sind hier kuppensörmig gerundet — überragen die Region des Baumwuchses und sind entweder nur mit niederem Buschwerk bekleidet oder ganz nackt, wie z. B. der Feldberg. — 2. Beide Gebirge sind von vielen tiefeingeschnittenen Thälern durchsetzt und auf den Höhen vielfach mit kleinen Seen (Feldbergsee und Titisee im Schwarzwald) ge- schmückt. An der Entstehung der Thalfurchen sowohl wie der Seen haben Gletscher mitgewirkt, mit denen in der sogenannten Eiszeit auch Schwarz- Wald und Wasgeuwald bedeckt waren. — 3. In beiden Gebirgen finden sich in reichem Maße saftige Wiesen gründe und kräftige Bergweideu, da der verwitterte Granit einen fruchtbaren Bodeu liefert. Dadurch ist eine lebhafte Viehzucht bedingt, die in ihrem Betrieb der Alpenwirtschaft gleicht. — 4. Die rauschend zu Thal stürzenden Gebirgsbäche werden hier wie dort von den Einige Geologen nehmen eine gleichzeitige, durch das Absinken der Nachbar- gebiete bedingte Hebung dieser „Horste" an. 6*

6. Vaterländische Erdkunde - S. 114

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 114 — welchen Pflanzen die jetzigen Steinkohlenlager entstanden sind. Das Hangende derselben ist meist ein schwarzer Schiefer, und auf ihm finden sich zahllose Abdrücke. Sie rühren aber nicht von kleinen Moospflänzchen her, sondern von großen kraut-, st rauch- und baumartigen Gewächsen. Besonders häusig findet man Abdrücke von Farnkräutern und -bäumen. Andere Abdrücke weisen auf sogenannte Schuppen- bäume hin (nach ihrer schuppigen Rinde so benannt), die 15—20 m hoch waren. „Es sind die kräftigen Ahnen eines jetzt verkommenen Geschlechtes, der Bärlappgewächse, die sich höchstens 1/4—3/4 m erheben." (Roßmäßler.) Außerdem wuchsen in den „Steinkohlen- Wäldern" 5—6 m hohe Schachtelhalme, — die jetzigen Schachtelhalme werden nur bis zu x/2 m hoch, — und andere Gewächse mehr. Bon den Bäumen findet man mitunter im Hangenden noch die aufrechtstehenden versteinerten Stämme (f. Bild), während das „Liegende" — die unter den Steinkohlen liegende Schicht, die meist aus Schieferthonen n. f. f. besteht, — noch oft die Spuren von Wurzeln erkennen läßt. Es steht deshalb fest: wo jetzt Steinkohlenlager sich befinden, grünte einst eine waldähnliche Vegetation. Doch dürfen wir dabei nicht an unsere Wälder denken. Waldbäume iu unserem Sinne (wie Buchen, Eichen, Tannen ?e.) gab es überhaupt uoch nicht, das Ganze läßt sich viel eher mit den Dschungeln, jenen Rohr- und Gesträuchdickichten des sumpfigen Ganges-Delta, vergleichen. Unter ganz ähnlichen Bedingungen wie diese, — Sumpfboden und heißes Klima, — müssen auch die Steinkohlen„wälder" emporgewuchert fein.^) Es herrschte damals ein tropisches Klima in Deutschland, und der feuchte Boden war in der Hervorbringung kolossaler Pflanzenmengen, die wahrscheinlich dicht wie ein Torfmoospolster standen, geradezu unerschöpflich. Ein einzelner Wald aber, und sei er noch so üppig, kann kein ganzes Flötz Steinkohlen bilden; zusammengepreßt und verkohlt würde er vielleicht nur die Dicke eines Brettes haben. Und doch giebt es Flötze von 15, 16 und 17 m Stärke. Sie konnten nur durch eiue Art Moorbildung entstehen. Bei Zunahme der Feuch- tigkeit, etwa durch Überflutung der Niederung, versumpfte der Wald und starb ab, aber auf seinem torfigen Moder wucherte schnell eine neue, ebenso üppige Pflanzenwelt empor. Nach kürzerer oder längerer Frist teilte sie das gleiche Schicksal. So ging es durch Jahrtausende, bis aus irgend welchen Ursachen, durch Senkung oder durch Einbruch des Oceans, die Überlagerung neuer Erdschichten begann. Wir sehen, daß das Kohlen- lager weniger aus dem zur Zeit der Erdbedeckung grünenden Wald, als vielmehr aus dem aufgehöhten Modergruud entstanden ist. Unser Satz, daß die Kohlenlager Vorzeit- liche Moore seien, ist also zutreffend, nur habeu wir es mit einer Moorbildung „im großen Stil" zu thuu, bei der die Stelle der kleinen Torfpflänzchen durch mächtige Ge- wachse bis zu Baumhöhe vertreten wurden. •— Aus irgend welchen Gründen nahm nieist die Erdaufschwemmung ein Ende, ehe noch die Senkung (Depression) ausgefüllt war, und sogleich entstand ein neues Sumpfdickicht gleich dem ersten. So wurde das Material für ein zweites Flötz gebildet u. s, f. Sehr lehrreich ist in dieser Beziehung das Stein- kohlenlager der Kap Breton-Insel (Neuschottland), welches deutlich sieben alte Erd- oberslächen mit ebenso vielen Wäldern erkennen läßt. Zahlreiche Stümpfe der- selben finden sich eingebettet in den über den Flötzen lagernden Sandsteinschichten. So- viele Flötze wir in einem Steinkohlenlager antreffen, so oft war letzteres eine lustig grünende Erdoberfläche. Je nachdem längere oder kürzere Zeit bis zur neuen Sand- und Schlammbedeckung verfloß, wurde das Flötz mehr oder weniger mächtig. Die Sumpf- gebiete müssen oft einen sehr großen Umfang gehabt haben; so beträgt z. B. das Areal des Saarbrückener Kohlenlagers 200, des Ruhrkohlengebietes 2000, das des Pittsburger Reviers in Nordamerika gar an 100 000 qkm. (Vergleich! — Parallele; die großen i) Auch die Frage, worin eine so umfangreiche Sumpfbildung zur Steiukohlenzeit begründet gewesen sein sollte, hat eine Beantwortung gefunden. Verschiedene Umstände weisen darauf, daß zur Karbonzeit besonders viel Festland entstand. Auf einem neuen Boden ist aber der Wasserabfluß noch nicht geregelt, da die Wasser sich erst selber die Ab- flußrinnen nagen müssen. So bildeten sich denn auf deu karbonischen Festländern überall neben eigentlichen Seen auch viele ausgedehnte, flachfchüsselige, schnell versumpfende Wasser- ansammlungen.

7. Vaterländische Erdkunde - S. 230

1897 - Braunschweig : Wollermann
Buchen. Auch uiedrige Hügel und Bodenschwellungen ziehen über die Heiden und helfen etwas Abwechselung in die Landschaft bringen. Aber der Haupt- charakter derselben läßt sich doch nicht verwischen: Die Lüneburger Heide ist, im ganzen genommen, eine mit Heidekraut bewachsene Steppe. Dürftigkeit und Reizlosigkeit sind im allgemeinen ihr Charakter. Aber einmal im Jahr schmückt auch dieses Aschenbrödel unter den deutschen Landschaften sich mit einem Kleide voll zarter Schönheit; das ist die Zeit der blühenden Heide, die Monate Juli und August. Dann schreitet der holde Knabe Frühling — freilich kommt er zu ihr, der Einsamen, Verschmähten, reichlich spät — auch über ihre sandigen Ebenen und hängt an die Zweiglein all der unzähligen Heidepslanzen (Erica) Milliarden und aber Milliarden rot leuchtender, dicht- gedrängter Blüteuglöckleiu. Ein süßer Honigduft lagert dann über der Heide und lockt Millionen von Bienen herbei, die auf dem weiten Blumenteppich gc- schäftig umherfchwebeu und ihre vieltausendstimmigen, sanften Melodien summen, ein Konzert, dem nicht bloß der Imker gerne lauscht. Gar sinnig sagt man beim Anblick der zart rot schimmernden Flächen: Die Heide schämt sich. Wenn nämlich Birke und Buche schou längst im Vollschmuck ihres Laubes prangen, wenn die Lerche schon lange Wochen beglückt vom Frühling jubilierte, dann wagt auch die Heide, sich zu schmücken, aber indem sie es thnt, fliegt die zarte Röte holder Scham über ihr Antlitz. „So si den walt siht grüonen, so wirts iemer röt," heißt es schon bei Walther von der Vogelweide (S. 168). Den Zauber, der dann über der Heide ausgebreitet liegt, hat mehr als eiu Dichter (z. B. Th. Storm) mit innigem Wort besungen und damit Zeugnis ab- gelegt, daß kein Fleck der Erde so arm ist, daß er nicht des Menschen Herz ge- fangen nehmen könnte. Und die Herzen ihrer Bewohner hat die Heide in vollem Maße gefangen genommen. Sie lieben diese ihre Heimat nicht minder als der Rheinländer seinen herrlichen Strom und seine Weingelände und der Schweizer seine Berge. Abseits von dem lauten Getriebe der Welt führen sie, nicht reich, aber auch nicht arm, ein stilles, zufriedenes Leben. Geibel däucht die erquickende Sabbatstille der Heide so schön, daß er singt: „Es ist ein Hauch, der wunderbar aus unserer ew'gen Heimat zieht!" — Als eine Eigentümlichkeit der Heide müssen noch die vielen Hünengräber genannt werden, die man so zahlreich sonst nirgends in Deutschland findet. (3. Grwerbszwtige.) Unschwer erkennen wir die Erwerbszweige der Heidebewohner. 1. Der Ackerbau ist, wie wir sahen, nur von geringer Be- deutung; fast die einzige Körnerfrucht ist der Buchweizen. 2) Wichtiger sind die Erwerbszweige, die au das Hauptgewächs der Heide, die Heidepflanze *), an- knüpfen. Freilich, das Rind verschmäht das grünbraune Strauchwerk, aber die genügsamen Heideschafe, die Heidfchnncken, nagen eifrig die grünen Seiten- fproffen von den holzigen Zweigen. Diese kleinen, flinken, gehörnten Schafe sind für die Heide in demselben Maße charakteristisch wie für die Marfch die Herden breitgestirnter Ochsen. Man hat sie wegen ihrer dnnklen Farbe (schwarz, braun oder grau) und wegen ihrer groben, harten Wolle wohl den „Neger- stamm unter den Schafen" genannt. Im ganzen mögen ihrer wohl an 600 000 Stück die Heide bevölkern. Der Hirte, dessen Obhut sie anvertraut siud, trägt meist einen langen, weißwollenen Rock mit rotem Futter. Die reiche x) Es sind die rotblühende Sumpfheide (Erica tetralix) und die meist lila-, sel- tener weißblühende Gemeine oder Besenheide (Erica vulgaris [Calluna]).

8. Vaterländische Erdkunde - S. 242

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 242 — der Erdgeschichte, das die Erde in ihren Formationen sich selber geschrieben hat. In gewaltiger, freilich nur dem Kundigen verständlichen Ursprache, redet es von der überwältigenden Großartigkeit der Schöpfungsgeschichte. Fast senkrecht fällt die Stubbenkammer 125 m (Vergl.!) ins Meer hinab, an ihrem Fuße von dem milchig gefärbten Meer umrauscht. Weithin schweift der Blick über die schöne blaue Ostsee, die bald iu leichten Wellen sich kräuselt, bald in gewaltigen Wogen gegen die Felsen brandet (Vergl. mit der Aussicht von der Bastei S. 195). — (In dem Walde, der den Kreidefelsen deckt, liegt der Hertha-See, dessen Name uns an die norddeutsche Göttin erinnert, die hier wahrscheinlich ihr Heiligtum hatte. Am Südrand des Waldes finden wir den bekannten Badeort Saßnitz). Auch das im äußersten Norden gelegene Vorgebirge Arkona ist ein Fels- gestade (Kalkgestein, 55 m hoch). Hier stand einst das Heiligtum der Wenden, das mächtige Bildnis des vierköpfigen Swantewit. Jetzt erhebt sich an dieser Stelle ein Leuchtturm. b) Der Strand. (1. Dünen.) Marschland setzt die Ostsee nicht an. Wohl aber spült sie große Mengen Sand zusammen, die der Wind dann auf weiten Strecken zu hohen Sandbergen, Dünen genannt, zusammenweht. Auch an der Nord- seeküste trafen wir Dünen; weit zahlreicher und mächtiger treten dieselben uns aber am Ostseestrand entgegen. Sie begleiten vom Pommerschen Haff an ostwärts fast ununterbrochen die ganze Küste, gehören alfo namentlich Hinterpommern, West- und Ostpreußen an. Ihre Höhe bewegt sich im allge- meinen zwischen 3—18 m, doch erheben sich an der preußischen Küste einzelne über 40 m (Vergl.!). (Die Dünenwälle, die die Sahara im Westen gegen das Meer abgrenzen, haben eine Länge von 1200 km und Höhen bis zu 170 m!) — Die Dünenketten sind Gebirge im kleinen. Gleich den Gebirgen haben sie Parallelketten, Längs- und Qnerthäler. Entweder sind sie mit Sandhalm, Strandhafer, mitunter auch mit dürftigem Wald bestanden, oder sie sind voll- ständig kahl. (3. Das Mandern der Dünen.) Eine verhängnisvolle Erscheinung ist das Wandern der Dünen. Besonders gut kann man dasselbe auf den dünen- reichen Nehrungen beobachten, namentlich auf der Kurischen, die die bedeutendsten Dünen Europas hat. Der von der Seeseite kommende Wind — (es ist der der am häufigsten wehende) — jagt den Sand unausgesetzt auf die Höhe der Düne, von der er nach der Landseite zu wieder hinuntergleitet. Es sind infolgedessen alle Dünen nach der Seeseite hin steil, nach der Landseite hin flach. Die bedeutsamste Folge aber ist, daß die Dünen nach der Richtung hin, von der die wenigsten und schwächsten Winde wehen, — und das ist hier die Landseite — fortschreitet. Langsam, aber mit unheimlicher Stetigkeit schiebt sie sich vorwärts. Was ihr in den Weg kommt, seien es nun einzelne Fischer- Hütten oder ganze Dörfer und Wälder, — sie wälzt sich wie eine gewal- tige Woge darüber hin, alles begrabend, alles verwüstend. „Wie ein vom Fräße gesättigtes Ungeheuer liegt sie dann da, gelblich weiß, ohne die mindeste Vegetation, es seien denn die Spitzen der Erlen und Kiefern, welche sie stehend begraben hat." Nach einem Jahrhundert vielleicht kommt der geknickte Wald wieder zum Vorschein „zertrümmert, zerrieben, seine Glieder umhergestreut", ein trauriger Anblick. Die Bewohner der Kurischen Nehrung sühreu in ge-

9. Vaterländische Erdkunde - S. 41

1897 - Braunschweig : Wollermann
_ 41 — Die Temperatur ist eine recht hohe (Jahresmittel 16", Julimittel 26", Deutschland 8—9, bezw. 17), — der Winter Siziliens z.b. gleicht dem deutschen Frühling. Schnee fällt in den Ebenen der eigentlichen Halbinsel Italien nur selten. Diese milde Tem- peratur ist nicht bloß eine Folge der südlichen Lage, sondern auch der verhältnismäßig hohen Temperatur des Mittelmeerwassers. Ju das Mittelmeer kann nämlich das viel kältere Tiefenwasser des Oceans nicht eindringen, da bei Gibraltar ein hoher unter- seeischer Rücken diesem den Zutritt verwehrt. Infolgedessen hat das Mittelmeer in seinen oberen Schichten eine Wärme von 20—28". — Das unterscheidende Merkmal des Mittelmeerklimas ist jedoch die Regenlosigkeit des Sommers. Der heitere Himmel Griechenlands und des südlichen Italien ist sprichwörtlich geworden. „Wolkenlos und wunderbar klar wölbt sich zu dieser Jahreszeit der Himmel andauernd über den Land- schuften, und die langwierige Regenlosigkeit wird den Menschen noch lästiger als die Höhe der Temperatur" (Richter, „Deutschland in der Kulturwelt", S. 53). Blicken wir jetzt auf das Klima Deutschlands zurück, so können wir folgendes sagen: Deutschland hat in jeder Beziehung ein Mittelklima. An die westöstliche Richtung gedacht, nimmt es eine Mittelstellung ein zwischen dem oeeanischeu und dem kontinentalen Klima, nud zu- gleich hält es die Mitte zwischen dem allzukalten, abstumpfenden Klima des Nordens und dem oft schon erschlaffend wirkenden Mittel- meerklima. Wir können also mit unserem Klima sehr zufrieden sein, weun wir auch zugeben müssen, daß es in Europa Länder mit günstigerem Klima giebt (z. B. Frankreich). Ii. Deutschlands Pflanzen- und Tierwelt. Nach dem Pflanzenkleid und der Tierwelt unterscheidet mau in Europa vier Zonen, die polare Zone, zwei Mittelgürtel und den Südens) — 1. Die polare (arktische) Zone ist das Gebiet des äußersten Nordens. Der Boden bleibt 7—8 Monate hartgefroren. Nur Moose und Flechten decken ihn. Renn- tier und Hund sind die einzigen Haustiere. Die Küsten beherrscht der Eis- bär, das gewaltige Raubtier des Nordens. — 2. Der nördliche Mittel- gürtel reicht südlich bis zum Skager Rak und Rigaischen Meerbusen. Er ist charakterisiert durch ungeheure Nadelwälder und durch geringe Ausdehnung des Ackerbaues. — 3. Die südliche Mittelzone, der die mitteleuropäischen Länder angehören, ist das Gebiet der sommergrünen, und 4. der Süden, die drei südlichen Halbinseln, dasjenige der immergrünen Laubbäume. Deutschland gehört mit den anderen mitteleuropäischen Ländern der südlichen Mittdzone, also dem Gebiet der sommergrünen Laubbäume an. Diese ist zugleich das wichtigste Ackerbau- und Rindviehzucht-Gebiet Europas. Roggen, Gerste, Haser, Weizen werden in Fülle gebaut, der Roggen besonders im Osten, in Rußland und Deutschlaud, der Weizen überwiegend in Frankreich. Auch nach dem Waldcharakter besteht ein Unterschied zwischen dem Westen und Osten. Im Westen überwiegt bei weitem die Buche. Sie ist an das oceanische Klima gebunden und reicht ostwärts kaum über die Grenze Deutschlands und Österreichs hinaus. Auch nord- und südwärts ist ihre Aus- J) Nach älterer, für die Schule am geeignetsten Einteilung.

10. Vaterländische Erdkunde - S. 108

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 108 — deutet. Fr beschreibt zunächst ein kleines Dreieck (Spitze bei Bamberg), dann ein grofses Dreieck und zuletzt, um den Spessart herum, ein Viereck. Für die Schiffahrt hat er infolgedessen eine doppelte Bedeutung. Einmal ist er eine wichtige Verbindungsstraße zwischen dem Westen und Osten, zum audereu bietet er sich durch seine fast nordsüdlich gerichteten Teilstrecken dem lokalen Wasserverkehr als wichtige Straße dar. 2. Der Maingau, das Gebiet des Mittel-Mains, als Verwaltungsgebiet Unterfranken genannt, ist eine der freundlichsten und fruchtbarsten Landschaften Deutschlands. Er gleicht in seinem ganzen Charakter dem Neckarthal. Auch hier die tief eingeschnittenen Flnßthäler, die rebenbekränzten Gehänge, die fruchtbaren Äcker und die belebte Flußader! — 3. Was Nürnberg im Rednitz-Becken, Stuttgart im Neckarthal, das ist Würzburg für den Maingau, der Centralpuukt der gauzeu Landschaft. Es liegt wie Bamberg in einem fruchtbaren Mainkessel und ist der Mittelpunkt des Weinbaues. (.Nördlich von Würzburg, da, v:o das Mainviereck und das große Dreieck zusammenstoßen, mündet die kleine Fränkische Saale, die am Fufs des Rhöngebirges verläuft. Das kleine Städtchen (von (j) an ihr ist Kissingen, das besonders als Bismarcks Bad bekannt geworden ist. 1874 wurde hier von einem Böttcher gesellen ein Mordversuch auf den großen Kanzler gemacht.) Zusammenstellung der betreffenden Namen f. S. 109. Ii. Der Spessart. a) Der Maingau wird im Westen vom Spessart abgeschlossen. Fr liegt im Mainviereck und führt com Odenwald hinüber zur Rhön. Zwischen diesen beiden Gebirgen nimmt er auch nach seinem Charakter eine Mittel- stelluug ein. Er ist weniger freundlich als der Odenwald, aber doch nicht so rauh und trostlos als die Hohe Rhön, b) Charakteristisch für ihn ist der ungeheure Reichtum au Wäldern (s. auch Karte) und zwar namentlich an prächtigen Laubwäldern. Eines besonderen Rufes erfreuen sich die Eichen des Spessart. Diesen deutscheu Baum treffen wir nirgends im Vaterland in gleicher Güte. Stämme von 40 m' Länge find keine Seltenheit! Die Holz- ausfuhr ist denn auch eine bedeutende. Die zum Schissbau bestimmten Eichen- stamme gehen meist an den Niederrhein und nach Holland. (Vergl. Schwarzwald S. 86.) Selbstverständlich wird auch viel Holz au Ort und Stelle verarbeitet, z. B. Bucheuholz zu Faßdaubeu u. s. w. (Vergl. Böhmerwald: Resonanzböden u. s. w, Schwarzwald: Uhren u. s. tu.) Die Bewohuer finden ihren Erwerb, was aus obigem hervorgeht, über- wiegend in der Waldwirtschaft und in der Holzbearbeitung. Der Ackerbau ist meist wenig lohnend. Durchweg, namentlich im Hochgebirge, herrscht große Armut. Die Wohnungen sind meistens äußerst dürftig und ungesund, so daß hin und wieder Seuchen ausbrechen. Am Anfang des Jahrhunderts lebten in der Wildnis des Spessart hänsig Räuberbanden, wodurch das Gebirge, gleich dem Böhmerwald, in Verruf kam.
   bis 10 von 67 weiter»  »»
67 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 67 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 8
1 0
2 0
3 1
4 0
5 7
6 3
7 14
8 0
9 0
10 0
11 1
12 0
13 4
14 0
15 5
16 3
17 4
18 10
19 5
20 0
21 0
22 3
23 0
24 7
25 0
26 0
27 0
28 0
29 4
30 10
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 5
38 50
39 0
40 0
41 6
42 0
43 1
44 1
45 0
46 0
47 0
48 0
49 11

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 3
2 0
3 2
4 2
5 7
6 2
7 0
8 0
9 1
10 1
11 18
12 3
13 0
14 0
15 0
16 2
17 1
18 0
19 0
20 0
21 44
22 0
23 0
24 12
25 0
26 0
27 2
28 6
29 0
30 0
31 0
32 0
33 2
34 0
35 0
36 0
37 1
38 0
39 0
40 3
41 0
42 5
43 0
44 0
45 0
46 0
47 4
48 8
49 7
50 13
51 0
52 0
53 0
54 10
55 0
56 0
57 5
58 0
59 0
60 0
61 3
62 6
63 0
64 8
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 39
71 0
72 0
73 0
74 0
75 5
76 5
77 15
78 0
79 5
80 0
81 0
82 3
83 0
84 11
85 0
86 0
87 2
88 0
89 0
90 0
91 3
92 17
93 1
94 2
95 5
96 0
97 3
98 0
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 72
1 31
2 39
3 38
4 18
5 8
6 116
7 12
8 1
9 7
10 23
11 26
12 92
13 104
14 107
15 0
16 1
17 28
18 16
19 8
20 5
21 29
22 2
23 0
24 84
25 143
26 25
27 3
28 132
29 17
30 17
31 5
32 67
33 85
34 122
35 19
36 47
37 1
38 43
39 29
40 14
41 46
42 159
43 72
44 16
45 2
46 80
47 74
48 11
49 1
50 126
51 196
52 31
53 4
54 3
55 15
56 9
57 4
58 19
59 124
60 6
61 57
62 13
63 2
64 6
65 71
66 17
67 5
68 8
69 0
70 18
71 13
72 53
73 4
74 0
75 70
76 7
77 7
78 40
79 3
80 8
81 428
82 14
83 57
84 176
85 3
86 8
87 10
88 0
89 67
90 13
91 12
92 2
93 3
94 28
95 113
96 26
97 59
98 3
99 12
100 152
101 8
102 152
103 2
104 11
105 15
106 41
107 49
108 0
109 14
110 32
111 56
112 53
113 14
114 43
115 5
116 41
117 48
118 4
119 69
120 11
121 107
122 26
123 48
124 126
125 105
126 9
127 15
128 5
129 67
130 94
131 161
132 10
133 122
134 10
135 25
136 24
137 34
138 2
139 66
140 27
141 16
142 132
143 63
144 3
145 17
146 3
147 16
148 0
149 1
150 1
151 33
152 111
153 6
154 18
155 31
156 34
157 23
158 6
159 16
160 20
161 32
162 0
163 4
164 14
165 7
166 14
167 10
168 41
169 55
170 12
171 43
172 10
173 24
174 21
175 89
176 6
177 25
178 5
179 27
180 13
181 3
182 7
183 138
184 14
185 30
186 6
187 7
188 44
189 5
190 4
191 3
192 14
193 23
194 5
195 78
196 167
197 2
198 18
199 40