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Das Klima gleicht dem der s. Länder Europas. Heiße, trockene Sommer und
milde, regenreiche Winter sind die hervorstechenden Merkmale (Iii, S. 124). Die Trockenzeit
dauert aber länger als in Südeuropa. Die mittlere Jahreswärme beträgt in Tanger
und Alschier 18, in der Stadt Marokko 21,7 °. Während im atlantischen Gebiet durch den
Ozean die Sommerhitze gemäßigt, die Winterwärme erhöht wird, nehmen nach O. und be-
sonders nach dem Innern hin die Gegensätze zu. Alschier hat noch eine Januarwärme von
12,1 °, aber mitunter sinkt das Thermometer bis auf 5 0 unter Null, und im algerischen
Binnenlande sind Frost und Schneefälle eine gewöhnliche Erscheinung. Der Regen fällt
in den Küstengebieten noch reichlich (50—100 cm), nimmt aber nach dem Innern zu rasch
ab und sinkt an den Grenzen der Sahara bis auf weniger als 20 cm. Die lange Trocken-
zeit im Sommer läßt die meisten Flüsse versiegen und alle zarten Pflanzen, soweit sie nicht
künstlich bewässert werden können, verdorren.
Die Pflanzenwelt trägt ebenfalls südeuropäisches Gepräge (Iii, S. 124). Immer-
grüne Hartlaubgewächse, Ölbaum, Lorbeer, Myrte, Oleander usw., sind überall ver-
breitet. Vorzüglich gedeihen Südfrüchte und Wein. Im S. treten noch afrikanische
Pflanzen hinzu, besonders die Dattelpalme. An eigentlichen Wäldern, die u. a. auch
Korkeichen und Zedern enthalten, sind die Atlasländer arm. Sie bedecken überwiegend die
dem Meere zugekehrten Bergabhänge. Viel weiter verbreitet ist der Buschwald
(Macchie Iii, S. 125).
Die Tierwelt enthält eine Anzahl großer Raubtiere, die aber immer mehr ver-
schwinden. Der früher häufig vorkommende stattliche berberische Löwe ist ganz ausgerottet.
Der Bär findet sich nur noch im Atlas, und auch der Panther ist selten geworden. Sehr
zahlreich dagegen sind die Hyäne und der Schakal, die man schont, weil sie sich durch
Vertilgung des Aases nützlich machen. Von andern Tieren seien noch erwähnt verschiedene
Antilopen, mehrere Affenarten, zahlreiche Eidechsen und giftige Schlangen und
die oft große Verheerungen anrichtende Wanderheuschrecke.
Die Bevölkerung der Atlasländer setzt sich aus zwei Hauptbestandteilen
zusammen, den alteingesessenen Berbern, die an Zahl weit überwiegen, und
Arabern, die erst später als Eroberer eingedrungen sind und das Land dem
Islam unterworfen haben. Die Bewohner der Städte, ein Mischvolk aus
Arabern, Berbern und den Bewohnern der alten römischen Siedlungen, bezeichnet
man als Mauren. Dazu kommen dann noch als Sklaven eingeführte Neger
und zahlreiche Juden, die sich zum großen Teil zur Zeit der Verfolgungen
aus Spanien hierher geflüchtet haben.
Die Berber, in Algerien Kabilen genannt, sind ein Zweig der hamitischen
Völkerfamilie. Sie bewohnten bereits im frühen Altertum die Atlasländer und wurden
damals als Libyer bezeichnet. Der Name Berber ist späteren Ursprungs und aus
„Barbaren" entstanden, womit die Griechen und Römer alle nicht griechisch oder lateinisch
redenden Völker bezeichneten. Im Laufe der Zeit haben die Berber manche fremde Bei-
Mischung erfahren, im Altertum durch die Phönizier, die im heutigen Tunis die blühende
Handelsstadt Karthago gründeten, und durch die Herrschaft der Römer, im Mittelalter
durch den germanischen Stamm der Vandalen und die Araber, deren Einbruch jedenfalls
am folgenreichsten gewesen ist. Doch haben sich die Berber in ihrer Mehrheit, besonders
in den Gebirgsgegenden, rein erhalten, und ihre Sprache wird neben der arabischen, der
herrschenden Landessprache, noch heute in mehreren Mundarten gesprochen.
Die Berber sind ein großer, kräftiger Menschenschlag von edler Körperhaltung, heller
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Südeuropa Tanger Marokko O. Sahara Spanien Algerien Tunis Karthago
Muluga von den algerischen Gebirgen geschieden wird. Er erreicht noch
Höhen bis zu 3000 m und ist reicher bewaldet und wirtlicher als der
Hauptzug. S. vom Hohen Atlas verläuft der diesem gleichgerichtete, um etwa
1000 m niedrigere Antiatlas, der noch fast ganz unbekannt ist. Zwischen
beiden liegt das Sus, ein großes Längental, das bei einer Länge von 220
und einer Breite von durchschnittlich 90 km der Provinz Westfalen an Größe
gleichkommt. Es wird vom Sus durchströmt, der, wie auch seine zahlreichen
Nebenbäche, der künstlichen Bewässerung dient. Das Land ist reich an Feldern
und namentlich Fruchtgärten und nährt eine dichte, seßhafte Bevölkerung.
Der Atlas ist eine wichtige Klimascheide, da er ebensowohl die von N.-W.
und N. kommenden feuchten Seewinde als auch die von S. her weheuden
trockenen Glutwinde der Sahara abhält. Daher ist das Südliche Atlasvorland
dürre Steppe, die allmählich in die Wüste übergeht. Doch gibt es hier eine
Menge von größeren und kleineren Oasen, die von den aus dem Gebirge
kommenden Bächen bewässert werden und eine Menge von Datteln erzeugen.
Am wichtigsten ist die Oasengruppe Tasilelt.
Ungleich wertvoller ist das Nördliche Atlasvorland, ein weites, teils
hügeliges, teils ebenes Tafelland, das sich in Stufen zum Atlantischen Ozean
senkt und gegen das Mittelmeer hin vom Rifgebirge begrenzt wird. Es ist
die beste, fruchtbarste und darum auch am dichtesten besiedelte Landschaft Marokkos,
reich an Getreide und andern Erzeugnissen des Feldbaus, Südfrüchten und Vieh.
Theobald Fischer, der das Atlasvorland auf mehreren Reisen durchforscht hat, unter-
scheidet bezüglich der wirtschaftlichen Ausnutzung drei Gebiete. Unmittelbar am Fuße des
Atlas zieht sich ein 30 bis 40 km breiter Gürtel hin, den er als das Gebiet der
Berieselungsoasen bezeichnet. Die herrschende Regenarmut würde das Land zur
Steppe machen, wenn die Gebirgsflüsse es nicht reichlich mit Wasser versorgten. Durch
ein weitverzweigtes Netz von z. T. unterirdisch verlaufenden Kanälen und Gräben haben
die fleißigen Bewohner eine Menge von Oasen geschaffen, die in Hülle und Fülle die
köstlichsten Früchte zeitigen: Oliven, Apfelsinen, Feigen, Mandeln, Aprikosen, Pfirsiche,
Granatäpfel, Limonen usw. Im Schutze der Obstbäume und in der Umgebung der Frucht-
Haine, wo nur während des Winters bewässert werden kann, werden auch Getreide, Gemüse
u. a. Feldfrüchte gebaut. Unter einer geordneten Regierung könnte hier noch viel anbau-
fähiges Land gewonnen, ja das ganze Gebiet in eine einzige Gartenlandschaft verwandelt
werden. Auf dieses Oasengebiet folgt weiter nach W. ein bis 100 km breiter Steppen-
gürtel. Die Gebirgsbäche reichen nicht bis in diese Gegenden, und die größeren Flüsse
haben sich so tiefe Betten gegraben, daß sie zur künstlichen Bewässerung nicht ausgenützt
werden können. Die spärlichen Bewohner sind Nomaden, die mit Herden von Kamelen,
Schafen und Rindern, in Zelten wohnend, umherziehen. Der dritte Abschnitt, der Acker-
baugürtel, wird durch die Küsteuebeue gebildet, eine niedrige, vielfach tischgleiche Hoch-
fläche, die sich in einer Breite von 50 bis 70 km am Atlantischen Ozean hinzieht.
Eigentümlich ist diesem Landstrich, daß er auf weite Strecken mit einer sehr fruchtbaren
Schwarzerde, in Marokko Tirs genannt, bedeckt ist. Sie verdankt ihre Entstehung den
großen Staubmassen, die die sommerlichen Ostwinde aus dem Steppengebiete dem Küsten-
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feit enthält. Der Graswuchs ist sehr spärlich und fehlt auf weiten Strecken ganz. Da-
gegen sieht man überall niedrige Büsche und Sträucher mit harten Stengeln und kleinen,
steifen Blättern, häufig auch mit Dornen bewehrt, und besonders zahlreich sind Zwiebel-
gewächse, Tulpen, Hyazinthen usw., die leicht die lange Dürre überstehen können. Zur
Regenzeit bedeckt sich die Karrn mit frischem Grün und einem Blütenmeere, das von
allen Reisenden als wahrhaft entzückend geschildert wird. Dann belebt sich auch die sonst
so öde Landschaft. Von den beschneiten Gebirgen kommen die Ansiedler mit ihren Schaf-
und Rinderherden, die jetzt reichlich Nahrung finden, und auch große Rudel von Gazellen,
Antilopen und andern Wiederkäuern finden sich ein. Aber die Herrlichkeit ist nur von kurzer
Dauer. Die glühende Sonne läßt die Blumenpracht und das saftige Grün bald wieder
verschwinden. „Eine unsagbar melancholische Stimmung liegt dann über dieser öden,
verlassenen Landschaft. Allein sie ist doch auch nicht ohne Schönheit. Zur Zeit des
Sonnenauf- und -Untergangs ist die Farbenpracht unbeschreiblich, und in der klaren,
dünnen Luft sieht man aus einer Entfernung von 100 km und mehr die fernen Berg-
ketten aufragen und kann die Schluchten und feineren Einzelformen auf ihuen erkennen.
Zu andern Zeiten freilich ist von der Klarheit der Luft nicht viel zu spüren, Gewaltige
Staubwolken jageu über den Boden hin, verhüllen selbst naheliegende Gegenstände und
verleiden dem müden Reisenden den Aufenthalt in diesen schon an sich so trostlosen
Steppen" (Passarge).
Die vierte und höchste Stufe des Kaplandes ist die Oranjeflutzhochebene.
Sie erstreckt sich bis zum Oranje und dessen Nebenfluß Baal. Im. O. wird
sie von der hohen Gebirgswcmd der Drachenberge begrenzt, deren höchster
Gipfel (Moni aux Sources) 3400 m erreicht. Sie ist 1000—1400 m hoch
und senkt sich allmählich nach N. und W. hin. Wie die Karru, so ist auch
diese Hochfläche mit vielen kahlen Tafelbergen und Kuppen (Kopjes) besetzt. Die
bedeutendste Erhebung bilden die Karreeberge, ein 200 km langer Zug
mächtiger Felsmassen von oft wunderlich zerrissenen Formen. Auch hier ist
überall Busch- und Strauchsteppe mit nur dürftigem Graswuchs.
Das Kapland wird zwar von einer Menge von Flüssen durchzogen, aber trotz oft
langen Laufes sind sie fast sämtlich unbedeutend. In der Trockenzeit schrumpfen sie zu
schwachen Wasseradern zusammen oder versiegen gänzlich. Der Hauplsluß, der Oranje,
hat die anderthalbfache Länge des Rheins (1860 km). Er entspringt im höchsten Teile
der Drachenberge und durchfließt fast die ganze Breite des Erdteils. Sein bedeutendster
Nebenfluß ist der Baal. Der Oranje ist voll von Stromschnellen und Wasserfällen und
verliert durch Verdunstung so sehr au Wasser, daß er zur Trockenzeit im Unterlaufe
an vielen Stellen durchwatet werden kann. Die Mündung ist durch eine Saudbarre
gesperrt. Nur auf kurzen Strecken ist der Fluß schiffbar, und auch zur Bewässerung
des Landes kann er nicht ausgenutzt werden, weil sein Bett sehr tief in das Hochland
eingegraben ist.
b) Die Kalahari und das Becken des Ngamisees. N. vom Orauje
senkt sich das Land zu einem großen, abflußlosen Gebiete, das ungefähr die
doppelte Fläche des Deutschen Reiches einnimmt. Die s. Hälfte wird
durch die Kalahari gebildet, eine ziemlich ebene Fläche, deren Boden Haupt-
sächlich aus Sand besteht. Die Bezeichnung Wüste, die früher gebräuchlich
war, ist wenig zutreffend. Allerdings gibt es in ihr größere wasserlose und
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Steppenlandschaften des Sudans statt. An Fläche, rund 9 Mill. qkm, er-
reicht die Sahara fast die Größe Europas. Doch ist sie nicht in ihrer ganzen
Erstreckung wirkliche Wüste. Etwa 1j6 des Gebiets entfällt auf Steppeu und
fruchtbare Oasen.
Bodengestalt und Bodenbeschaffenheit. Lange Zeit hat man sich von der
Beschaffenheit der Sahara durchaus falsche Vorstellungen gemacht. Man hielt
die gewaltige Wüste für eine ziemlich gleichförmige, überall mit Sand bedeckte
Ebene, die sich nach innen allmählich beckenartig bis uuter den Meeresspiegel vertiefe.
Allen Ernstes wurde der Plan erörtert, durch einen großen Kanal innerhalb
der Sahara ein Binnenmeer zu schassen, von dem man sich eine wohltätige
Wirkung auf das Klima der Randgebiete versprach. Zugleich aber wurden Be-
fürchtungen laut. Wenn der Einfluß der warmen Wüstenwinde auf Europa
aufhöre, werde hier die Wärme erheblich sinken, was die schlimmsten Folgen
haben könne. Manche besorgten sogar schon den Eintritt einer neuen Eiszeit.
Alle diese Meinungen sind irrig. Die Saharawinde berühren nur deu äußersten
S. Europas. Von einem irgendwie nennenswerten Einfluß auf das Klima
Europas kann nicht die Rede sein. Vor allem aber ist die Sahara kein Becken,
das man unter Wasser setzen könnte. Nur einige kleine Bodensenkungen im N.
und No. reiche» etwas uuter den Meeresspiegel hinab.
Als Ganzes genommen bildet die Sahara ein Tafelland von 200 bis
500 m mittlerer Höhe. Aber innerhalb ihres ungeheuren Gebietes zeigt sich
ein häufiger Wechsel von Hoch und Niedrig. Neben größeren und kleineren
Einsenknngen finden sich mächtige Höhenplatten, und neben großen, fast voll-
kommen ebenen Flächen Gebirgslandschaften, die an Höhe das Riesengebirge
weit überragen und an Ausdehnung die Alpen übertreffen.
Die Sahara ist auch kein ununterbrochenes Sandmeer. Bielmehr lassen
sich in ihr vier Hauptbodenarten unterscheiden: 1. Die Felswüste, in der das
nackte Gestein zntage tritt, entweder in slachlagernden Bänken oder aufragenden,
oft abenteuerlich gestalteten Felsmassen. Ost ist auch der Boden auf weite
Strecken hin mit scharfkantigen Gesteinssplittern bedeckt. Diese Form der Wüste
bezeichnet der Araber als Hamada. Die Felswüste findet sich besonders auf
den Tafelländern und in den Gebirgen der mittleren und ö. Sahara und ist
die trostloseste aller Wüstenformen. 2. Die Kieswüste oder Serir, deren
Boden mit abgerundeten kleinen Kieseln bedeckt ist. Rohlss wanderte in der
ö. Sahara 5 Tage lang über eine solche fast vollkommen ebene Fläche und
hatte dabei den Eindruck, als ob er auf versteinerten Erbsen marschiere.
Mitunter wurden die Kiesel auch größer, aber nie umfangreicher als eine
Walnuß. 3. Die Sandwüste oder Areg. In ihr ist der Boden mit lockerem,
feinkörnigen!, gelblichem Sande bedeckt, der bald mehr ebenstächig daliegt, bald zu
mächtigen, mitunter über 200 in hohen Dünen aufgehäuft ist. ^u manchen
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Extrahierte Personennamen: Rohlss
Extrahierte Ortsnamen: Sudans Europas Europa Europas Europas Sahara
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der Wüste erschienen mir häufig als eine glänzende Wasserfläche. Das ist aber auch alles.
Wer sich trotz der Hitze und Beschwerden beständig einen klaren Kopf zu bewahren versteht,
wird derartige Truggebilde nie sehen oder zu sehen glauben".
Die Pflanzenwelt der Sahara ist naturgemäß sehr dürftig. Doch fehlt es
selbst in der Fels- und Sandwüste nicht an allerdings sehr kümmerlichen
Gewächsen. Die Pflanzen sind dem Klima angepaßt. Sie haben stark entwickelte,
die Feuchtigkeit festhaltende Wurzeln und kleine, lederartige Blätter oder statt
deren nur Dornen, wodurch die Verdunstung auf das geringste Maß eingeschränkt
wird (Iii., S. 125). Am meisten verbreitet sind dornige Ginsterarten,
Akazien, Mimosen, Tamarisken u. a. Dorngesträuch. Wenn es einmal
regnet, sprießen auch wohl Gras und Kräuter empor, die aber rasch wieder
verdorren. In den schon besser befeuchteten Randgebieten im N. u. S. geht die
Wüste allmählich in Steppenland über. Eigentliches Kulturland aber gibt
es nur in den Oasen, den beckenartigen Vertiefungen, in denen das Grundwasser
entweder in natürlichen Quellen zutage tritt oder durch Brunnen erschlossen ist.
Das Wasser befruchtet das dürre Land und macht die Oasen zu „Gärteu der
Wüste". Die weitaus wichtigste Nutzpflanze ist hier die Dattelpalme, die
ganze Wälder bildet. Außerdem baut man Südfrüchte und einige Getreidearten,
namentlich Gerste und Mais. Die Oasen liegen weit zerstreut in der Wüste,
oft mehrere Hundert km voneinander entfernt, bald einzeln, bald in Gruppen
zusammen. Manche umfassen nur einige qkm mit einer kleinen Dorsansiedlung,
andre haben die Größe von deutschen Fürsten- und Herzogtümern mit kleinen
Städten und zahlreichen Dörfern.
Noch ärmlicher als die Pflanzenwelt ist die Tierwelt. Von größeren
Raubtieren findet sich die Hyäne überall, der Löwe nur iu den Randgebieten,
der Panther in Fessan. Andere Wüstentiere sind der Schakal, der Wüsten-
fuchs (Feunek), das Mähnenschaf, einige Gazellenarten, mancherlei Vögel
wie Aasgeier, Tauben, Raben, endlich Eidechsen, Schlangen und beson--
ders häufig Skorpionen.
Die Dattelpalme wird 15—20 m hoch und trägt eine Krone von 40—80
gefiederten Blättern, die eine Länge von 3 in erreichen. Zwischen ihnen hängen 8 — 12
große Trauben herab, deren jede etwa 200 Früchte enthält und 8—20 kg schwer wird.
Die Dattelpalme liebt einen sandigen und wasserreichen Boden. Andauernden Regen kann
sie nicht vertragen. Sie gedeiht daher nur in regenarmen, aber gut bewässerten Gegenden,
in der Sahara, in Ägypten, Arabien, Syrien und Südspanien. Ihr Nutzen ist sehr
mannigfach. Der Stamm dient als Bau- oder Nutzholz. Die Blätter werden zu allerlei
Flechtwerk und zum Bedecken der Häuser benutzt. Aus dem Faserngewebe fertigt man
haltbare Stricke. Die Blütenkolben und Gipfelknospen werden als Gemüse <Palmkohi^
gegessen; der Saft des Stammes liefert den Palmwein. Am wichtigsten aber sind die
Früchte. Sie bilden in Ländern, wo die Palme heimisch ist, das Hanptnahrungsmiltel
nicht nur der Menschen, sondern dienen auch den Haustieren als Futter. Ein schlechtes
Datteljahr ist dort ein ebenso großes Unglück wie bei uns ein schlechtes Getreidejahr. Die
Datteln werden roh wie auch in verschiedener Weise zubereitet gegessen. Eine gute Haus-
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Staatsreligion erklärt. Die zahlreichen Missionsschulen haben unter der Be-
völkerung eine gewisse Bildung verbreitet.
Die Madagassen gliedern sich in zwei Hauptstämme, die dunkleren Sakalaven im
W. und die hellfarbigen Hovas im O. Lange Zeit hat man jene für Bantuneger gehalten.
Neuere Forschungen haben aber ergeben, daß sie ebenfalls Malaien sind, wenn auch
vielleicht mit Negern gemischt. Beide Stämme stehen sich feindlich gegenüber, was sich
daraus erklärt, daß sich die Hovas zu Herren der Insel gemacht und die Sakalaven unter-
warfen haben. Das Reich der Hovas war ein Lehnsstaat, der sich aus Adligen, Freien und
Sklaven zusammensetzte und von einem Könige oder einer Königin despotisch regiert wurde.
Madagaskar ist seit 1896 französisch. Die Eroberung gelang erst nach blutigen
Kämpfen, und bis zur Gegenwart hin haben immer wieder Aufstände der Eingeborenen
stattgefunden. Ob die Erwerbung für Frankreich von großem Werte sein wird, kann erst
die Zukunft lehren. Der Boden ist wenig fruchtbar, da er größtenteils aus sehr durch-
lässigem Laterit besteht (S. 37). Dazu kommen die großen Sumpfgebiete und das höchst
ungesunde Klima. Durch Anlage von Wegen und Eisenbahnen hat Frankreich angefangen,
das Land zu erschließen, und auch mit Pflanzungen hat man begonnen. Ausgeführt
wurden u. a. Kautschuk, Gold, Häute, Bast, Wachs, Vieh (1909: 27 Mill. Mk.). Die
Hauptstadt der Insel, Tananarivo (60000 E.), liegt im Binnenlande in 1400 m Höhe.
Eine 400 km lange Eisenbahn, die sie mit der Hafenstadt Tamatäve (15 000 E.) ver-
binden soll, ist im Bau.
2. Die Maskarenen, 700 km sö. von Madagaskar, a) Rvnnion (2000 qkm,
170000 E.), französisch, hat großartige Gebirgslandschaften mit einem noch tätigen
Vulkan. Man baut hauptsächlich Zuckerrohr, aber auch Tabak, Kakao, Kaffee und
Gewürze. (Aussuhr 1908: 12 Mill. Mk.). Die Hauptstadt ist St. Denis (ßäng denie,
30000 E.) — b) Manritins (1830 qkm, 380000 E.), englisch, erreicht nur Höhen bis
zu 800 m. Die Insel bildet fast ein einziges Zuckerfeld; doch wird neuerdings auch
Vanille gebaut. (A. 1910: 50 Mill. Mk.) Hauptstadt: Port Louis (60000 E).
3. Die Komoren (2000 qkm, 85000 E.) zwischen Madagaskar und dem Festlande
sind französisch.
4. Die Amiranten und Seychellen (ßefchellen 350 qkm, 20 000 E.) sind kleine,
von Korallenriffen umsäumte Eilande und britischer Besitz. Gebaut werden Kokosnüsse,
Vanille und Kakao.
5. Die Sansibargruppe (2920 qkm, 200000 E.) liegt vor der Küste Deutsch-Ostafrikas
und besteht aus drei Inseln: Sansibar, Pemba und Mafia. Die letztgenannte ist
seit 1890 deutsch, die beiden andern stehen unter englischer Schutzherrschast. Es sind
Korallenbauten von geringer Höhe und ziemlich dürftigem Pflanzenwuchs. Doch ist
Sansibar, die weitaus wichtigste der drei Inseln, gut angebaut und dicht bewohnt. Die
Bevölkerung besteht aus einem Gemisch von Negern, Arabern und Indern und bekennt
sich zum Islam. Unter den Erzeugnissen stehen an erster Stelle Gewürznelken, deren
Anbau nirgendwo in gleichem Umfang betrieben wird. 1907 wurden 81/4 Mill. kg im
Werte von 9,6 Mill. Mk. ausgeführt. Die Hauptstadt Sansibar (35000 E.) mit
trefflichem Hafen ist der wichtigste Handelsplatz Ostafrikas. (A. 1911: 24 Mill. Mk.).
6. Das englische Säkotra (3600 qkm, 12000 E.), eine Fortsetzung des Osthorns
von Afrika, ist trocken und wenig fruchtbar, daher wirtschaftlich von geringem Wert.
Dagegen hat es einige Bedeutung als Schiffshalteplatz und für die Beherrschung des See-
wegs nach Indien.
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Extrahierte Personennamen: Denis_( Louis_(
Extrahierte Ortsnamen: Madagaskar Frankreich Frankreich Madagaskar Madagaskar Sansibar Pemba Sansibar Sansibar Ostafrikas Afrika Indien
— 82 —
Das Klima Afrikas, insbesondere der Tropengegenden, ist im allgemeinen sehr unge-
sund. Am gefährlichsten sind die feuchtheißen Küstenlandschaften. Tausende von Europäern,
Reisende, Kaufleute, Pflanzer. Missionare, sind hier dem Fieber (Malaria) erlegen. Die
Hochflächen sind zwar im allgemeinen gesünder, aber keineswegs fieberfrei. Oberall, wo
sich Sumpfland, stehendes Gewässer, feuchter Waldboden findet, da tritt auch das Fieber
auf, und der Wind treibt die gefährlichen Krankheitskeime weithin in sonst gesunde Gegenden.
In erster Liuie werden die des heißen Klimas ungewohnten Europaer vom Fieber befallen.
Aber auch die Neger haben darunter zu leiden, und in manchen Gegenden ist mitunter die
Hälfte der Bevölkerung krank. Doch nimmt die Krankheit gewöhnlich einen leichteren Ver-
lauf als bei Europäern. Die Hauptverbreiter des Fiebers sind die Moskitos, verschiedene
Mückenarten, die im feuchten Boden ihre Brutstätten haben und durch ihre Stiche die
Krankheitserreger, Bazillen, auf den Menschen übertragen (Iii. S. 152). Doch scheint die
Krankheit auch durch das Trinkwasser verbreitet zu werden. Mit der fortschreitenden Kultur,
durch die Trockenlegung von Sümpfen und die Beseitigung feuchter Waldstrecken, wird ohne
Zweifel manche Gegend gesunder werden. Auch durch eine vorsichtige, dem Klima ange-
paßte Lebensweise und vorbeugende Arzneimittel kann der Krankheit gewehrt oder doch ihr
Verlauf erleichtert werden.
Eine andere, noch viel gefährlichere, zum Glück aber seltenere Krankheit ist das
Schwarzwasserfieber, das besonders an den Guiueaküsten herrscht und fast immer töd-
lich verläuft. Nach den Untersuchungen Kochs ist es auf Vergiftung mit Chinin zurückzu-
führen, das als Vorbeugungs- und Heilmittel gegen die Malaria verwendet wird. Seinen
Namen verdankt es dem Umstände, daß der Urin sich infolge des Zerfalls der roten Blut-
körperchen schwarz färbt. Neuerdings hat die Schlafkrankheit, die früher auf kleine
Bezirke beschränkt war, eine weitere Verbreitung gefunden. Sie beginnt mit Fieber, Ar-
beitsunlust und Müdigkeit. Im weiteren Verlauf werden die Kranken stumpfsinnig und
verfallen in einen schlafähnlichen Zustand, der endlich in den Tod übergeht. Die Krankheit
wird durch Bakterien übertragen, die durch den Stich der Tsetsefliege ins Blut gelangen.
Sehr häufig sind in Afrika schwere Rnhrerkranknngen (Dysenterie), deren Ursache wohl
das in heißen Gegenden fast überall schlechte Trinkwasser ist. Gefährlich für Europäer ist
auch die große Hitze, die nicht selten den Tod durch sog. Sonnenstich herbeiführt.
Die Pftanzenwelt. Die geringe Regenmenge, die Afrika im Verhältnis zu den
unter gleicher Breite gelegenen Teilen Amerikas und Asiens empfängt, macht es erklärlich,
daß auch seine Pflanzenwelt an Reichtum der Formen und besonders an Üppigkeit hinter
der jener Länder zurücksteht. Man kann drei große Pflanzengebiete unterscheidein
a) Der nordafrikanische Pslanzengürtel umfaßt die Atlasländer und die
Sahara. In jenem hat die Pflanzenwelt noch mittelmeerifches Gepräge wie in Südeuropa
(S. 4, Iii, S. 14). Den Hochsteppen ist das Halsagras eigentümlich (S. 13). Die
Wüste hat nur spärlichen Pflanzenwuchs, meist dornige Gewächse mit lederartigen Blättern
(S. 24).
d) Im tropischen Asrika zeigt die Pflanzenwelt eine reichere Entfallung.
Dichter, feuchter Regeuwald bedeckt die allerdings verhältnismäßig kleinen Gebiete, die
mehr als 100 cm Regen empfangen: die Guiueaküste, einen Teil des Kongobeckens, die
mittlere Ostküste. Wo die Regenmenge geringer ist, bleibt er als Ufer- oder Galerie-
wald auf mehr oder weniger schmale Streifen an den feuchten Flußufern beschränkt
(S. 39). Sonst tritt an seine Stelle der lichte, niedrige Trockenwald mit blattarmen,
dornigen Bäumen und Sträuchern (S. 39). In Gegenden noch größerer Trockenheit
schwindet auch dieser und macht der Hochgrassteppe, der Sa wanne, Platz, die häusig
noch kleine Waldstücke, einzelne Bäume oder Buschwerk enthält und danach als Wald-,
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Kochs
Extrahierte Ortsnamen: Afrikas Afrika Afrika Asiens Südeuropa
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Von Iran scheidet es die Snleimankette, von Jnnerasien der gewaltige
Himalaja. Eine Linie von der Mündung des Indus zu der des Ganges,
die den Wendekreis in einem spitzen Winkel schneidet, zerlegt Vorderindien in
einen n. festländischen Teil und die eigentliche Halbinsel. Diese bildet ein gegen
das Meer hin von Randgebirgen begrenztes Hochland, Dekan, jener umfaßt
den Himalaja und das große Indische Tiefland mit den Riesenströmen
Indus, Ganges und Brahmaputra.
Der Himalaja (d. h. Wohnung des Schnees) ist das höchste und großartigste
Gebirge der Erde. In einer Länge von 2400 km, die etwa der Entfernung
von Paris bis Moskau entspricht, zieht er in einem nach N. geöffneten Bogen
vom Indus bis zum Brahmaputra. Er ist 200—350 km breit und bedeckt
einen Flächenraum von der Größe Österreich-Ungarns. Die Kammhöhe beträgt
im Mittel 5500 m; nicht weniger als 120 Gipfel ragen über 6000, 18 sogar
über 8000 m empor. Die gewaltigsten Bergriesen liegen im mittleren Teile.
Hier erhebt sich der Monut Everest (mannt swereßt), der höchste Berg der
Erde, bis 8840 m. Andere stehen ihm nur wenig an Höhe nach, wie der
Kantschindschinga (8580 m) und der Daualagiri (8180 m), während der
Gaurisaukar, den man bis 1903 mit dem Mount Everest für ein und den-
selben Berg hielt, nur 7140 m hoch ist. Der Himalaja ist also zweieinhalbmal
so lang wie die Alpen, er hat mehr als doppelte Kammhöhe, fast doppelt so
hohe Gipsel und nimmt den dreifachen Flächenraum ein. An der Nordseite ist
ihm das 4—5000 m hohe Tafelland von Tibet vorgelagert. In voller Höhe
dagegen und ungemein steil, doch durch Vorketten und Stufen gemildert, stürzt
er zum Indischen Tiefland ab.
Der Himalaja besteht aus zwei Haupt- und zahlreichen Nebenketten. Der s. Haupt-
zug ist der höhere und enthält alle die genannten Hochgipfel. Infolge der hier reichlichen
Niederschläge ist die Abtragung sehr wirksam gewesen. Der Kamm ist stark gezackt und
z. T. in Berggruppen aufgelöst; die Gewässer haben furchtbare Schluchten eingerissen, und
eine Menge von tiefen, aber unzugänglichen Quertälern durchsetzt den ganzen Zug. Die
Pässe liegen trotzdem alle sehr hoch, zwischen 5000 und 6000 m, und sind nur schwer gang-
bar. In den Hochgebieten des Himalaja lagern ungeheure Schnee- und Eismassen, obwohl
die Schneegrenze sehr hoch liegt, am niederschlagsreicheren Südabhang bei 4900 in, an
den trockeneren Nordgehängen bei 5300 m. Die Gletscher erreichen Längen von über
100 km.
Der Himalaja bildet eine wichtige Klimascheide. Er schützt Indien vor den rauhen
Winden, die von N. her zerstörend über das Hochland von Jnnerasien dahinbrausen. Er
schließt aber auch dies vor den warmen Südwinden ab und entzieht es dem mildernden
Einflüsse des Meeres. Er hemmt die Regenwolken, die der Monsun vom Indischen
Ozean herantreibt, entleert sie ihrer Feuchtigkeit und macht dadurch das hinler ihm liegende
Land zur dürren Steppe und Wüste. Diese Unterschiede des Klimas zeigen sich schon im
Gebirge selbst in den auffallenden Gegensätzen, die zwischen seinen trockenen Nord- und
regenreichen Südabhängen bestehen: „Dort Kahlheit, Ode, Schuttmassen, Steinwüsten,
Salzseen, Schneespitzen; hier Gletscher und Schneegebirge, rauschende Ströme, dichter Wald
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einige Spitzen erreichen fast die Höhe des Moni Blanc. Die Täler aber sind
z. T. ungeheure Schluchten und auf weite Strecken ungangbar. Dadurch wird
der Verkehr zwischen den einzelnen Landschaften außerordentlich erschwert, aber
auch feindlichen Heeren das Eindringen und die völlige Bezwingung des Landes nnmög-
lich gemacht. — Der Abdachung des Landes entsprechend, liegt die Wasserscheide nahe
dem Ostrande, so daß die größeren Flüsse, der Sobat, der Blaue Nil und
der Atbara, sämtlich nach W. zum Nil strömen. Der Blaue Nil (Bachr el
Asrak), so benannt nach seinen häufig trüben Fluten, entspringt in dem
3000 qkm großen, in 1750 m Höhe gelegenen Tanasee. Der Fluß durchströmt
Abessinien in einem gewaltigen Bogen, oft Wasserfälle bildend, und sein mehrmals
schluchtenartig sich verengendes Tal ist bis 1000 m tief in das Hochland eingegraben.
Erdgeschichtlich betrachtet, ist das Hochland ein gewaltiger Horst, an dem das Land
auf allen Seiten abgesunken ist. Auch das Innere wird von Brüchen durchsetzt, woraus
Abb. 11. Tafelberge in Abessinien.
(Aus den Grundziigcn der Physischen Erdkunde von Supan.)
sich die verschiedene Höhe der Tafelstücke erklärt. Das Grundgerüst besteht aus archäischem
Gestein. Darüber lagern ungesaltene Schichten aus der paläozoischen und mesozoischen Zeit.
Das Ganze wird von einer Decke vulkanischen Gesteins eingehüllt, das aus den Bruchspalten
hervorgequollen ist. Seine heutige Gestalt aber hat das Hochland außer durch die Brüche
vor allem durch die Einflüsse der Witterung und des fließenden Wassers erhalten, die das
weichere Gestein ausgelöst und abgetragen haben.
Klima, Pflanzen- und Tierwelt zeigen je nach der Höhenlage der Landesteile
große Verschiedenheiten. Man kann drei Stufen unterscheiden. Die unterste Stufe, die
Kolla (bis 1700 m), hat tropische Hitze und ist zu einem großen Teile mit feuchtem Ur-
wald bedeckt. Nach der Höhe zu wird der Wald lichter und macht oft Sawannen mit
riesigen Affenbrotbäumen Platz. In diesen untern Gebieten hausen noch in Menge die
Riesen der afrikanischen Tierwelt: Elefanten, Nashörner, Flußpferde und Krokodile. Auch
Löwen und Panther sind häufig. Des ungesunden Klimas wegen sind diese Gegenden nur
dünn bevölkert, hauptsächlich von Negern. Die zweite Stufe, die Woina Dega (Wein-
land, 1700—2400 m), hat etwa das Klima Süditaliens und enthält die wirtschaftlich wert-
vollsten Landstriche Abessiniens. Lichte, spärlich verteilte Wälder wechseln mit wildreichen
sawannen und großen Flächen Kulturland. In den untern Lagen gedeihen Baumwolle,
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Feigen, Zitronen, Apfelsinen. Wein und Kaffee, der von der füdabessinifchen Landschaft
Kaffa seinen Namen haben soll und noch heute dort auch wild wächst. Weiter hinauf findet
man Weizenfelder, Wiesen und unsre mitteleuropäischen Obstbäume. Die oberste Stufe, die
Dega, hat nur noch mäßig warme Tage und kühle Nächte, und der Winter bringt Frost
und Schnee. Der Ackerbau hört mehr und mehr auf, der Wald verschwindet, und an seine
Stelle treten frische Alpenweiden, weshalb Viehzucht hier die Hauptbeschäftigung der Be-
wohner ist. — Die Niederschläge sind bedeutend, fallen aber nur im Sommer. Furcht-
bare Gewitter mit Hagelschlägen und gewaltige Überschwemmungen richten oft großen
Schaden an.
Die Bewohner. Die eigentlichen Abessinier sind Semiten und von
dunkler Hautfarbe. Sie sollen zur Zeit Salomos (1000 t>. Chr.) aus Süd-
arabien eingewandert sein. Bereits im 4. Jahrhundert wurden sie Christen.
Die Unzugänglichkeit des Landes machte es ihnen möglich, dem mohammedanischen
Ansturm zu widerstehen, so daß sie ihren Glauben bis heute bewahrt haben.
Aber da sie durch die umwohnenden mohammedanischen Völker von jeder Ver-
bindung mit der übrigen Christenheit abgeschnitten waren, ist ihre Religion sehr
entartet und in Formelkram und äußerer Werktätigkeit erstarrt. Man hat
gegen 200 Feiertage, das Land ist voll von Priestern und Mönchen, und überall herrscht
greulicher Aberglaube. Gleichwohl hat das Christentum auch hier noch segensreich
gewirkt. Abessinien hat eine höhere Kultur als die umliegenden Länder,
Sklaverei und Sklavenhandel sind durch die Kirche streng verboten; die Frau hat
eine geachtetere Stellung als in den mohammedanischen Ländern, und in den
häufigen Bürgerkriegen sind Frauen und Kinder von jeher geschont worden.
Im S.-O. wohnen semitisch-hamitische Mischvölker, Galla und Somal, im
S.-W. Neger.
Wirtschaftlich ist Abessinien noch wenig entwickelt. Ackerbau und Viehzucht
sind die Haupterwerbsquellen. Zur Ausfuhr (1911: 14 Mill. Mk.) kommen insbesondere
Kaffee, Häute, Elfenbein und Wachs.
Staatliches. Abessinien (1,2 Mill. qkm, 8 Mill. E.) ist ein selbständiges
Königreich. Es umfaßt das Hochland, den nördlichsten Teil ausgenommen, und
ein großes, in die Somalhalbinsel hineinreichendes Gebiet. Der Herrscher führt
den Titel Negus Negesti, d. h. König der Köyige,.und besitzt unumschränkte
Gewalt.
Das abessinische Reich ist uralt, die ältere Geschichte aber wenig bekannt. Im
18. Jahrhundert zerfiel das Land in eine Reihe fast selbständiger Herrschaften. 1853 aber
gelang es Theodorus I., einem Manne niedriger Herkunft, das Reich wieder zu einen.
Unter seinem Nachfolger Johannes Ii. drangen 1889 die Mahdisten (S. 47) in Abessinien
ein und eroberten sogar die Hauptstadt Gondar. Sie vermochten sich aber nicht lange in
dem feindseligen Lande zu halten, und mit Hilfe der Italiener, die sich 1879 am Roten
Meere festgesetzt hatten, gelangte Menelik Ii. auf den Thron. Er war aber nicht ge-
willt, die von den Italienern angestrebte Schutzherrschaft anzuerkennen und brachte ihnen
1896 eine empfindliche Niederlage bei, die ihren Kolonialbesitz wesentlich einschränkte. Auch
dehnte er seine Herrschaft über das fö. vom Hochlande gelegene Gebiet von Harrar aus.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]